Forum: Platinen Einige Lötfragen


von Duder (Gast)


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Hi Leute,
wenn ihr mögt, gebt mal euren Senf dazu:

Ich zehr hier seit Jahren von meinem Vorrat an F-SW26 verbleit.
Sind meistens Modellbaumässige Dinger, Steckverbinder und so...

Aber angenommen, ich tausche ein Bauteil auf einer existierenden, 
bleifreien Platine.
Wie gehen Profis hier vor? Wenn man Bleilot nimmt, kommt es ja 
zwangsläufig zu einer Vermischung.
Ist das ein Problem?

Und:
Altes F-SW26 ist ja nicht offiziell No-Clean. Ich hab aber noch nie 
irgendwelche Effekte durch Rückstände beobachtet.
Löst sich das Problem durch gründliches Durcherhitzen der Lötstelle?

von Chris K. (kathe)


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Andere Lötspitze für Bleifrei verwenden ist die einfachste Lösung bis 
dein Lot ausgeht und natürlich bleifrei Lot

: Bearbeitet durch User
von Manfred (Gast)


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Duder schrieb:
> Aber angenommen, ich tausche ein Bauteil auf einer existierenden,
> bleifreien Platine.

"Ich hätte gerne ein Problem" wäre der bessere Titel gewesen.

Andere (ich) machen das einfach und es sind keine Probleme bekannt.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Duder schrieb:
> Wenn man Bleilot nimmt, kommt es ja zwangsläufig zu einer Vermischung.
> Ist das ein Problem?

Nein. Du reduzierst halt den Bleianteil in der Lötstelle dabei, sodass 
die Liquidustemperatur ansteigt (die Temperatur, bei der die Legierung 
komplett fest wird).

Einzig, du solltest kein bismuthhaltiges Lot dafür verwenden, das bildet 
in Gegenwart von Blei sehr niedrig schmelzende Legierungen. Aber sowas 
kauft man eh nicht unbeabsichtigt ein.

> Altes F-SW26 ist ja nicht offiziell No-Clean. Ich hab aber noch nie
> irgendwelche Effekte durch Rückstände beobachtet.

Solange du im trockenen Innenraum bleibst, wirst du die auch nicht 
beobachten.

Pack das Zeug in ein Motorrad und fahr damit durch Herbst und Winter, 
dann kannst du dir nach zwei Wochen ansehen, was alles weggegammelt ist. 
Been there, done that (nicht F-SW26, aber einfaches Kolophonium damals).

von Teo D. (teoderix)


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Duder schrieb:
> Wenn man Bleilot nimmt, kommt es ja
> zwangsläufig zu einer Vermischung.
> Ist das ein Problem?

Wenns ungünstig is, wirds breiig/klumpig. Mit viel neuem Lot fluten, 
absaugen, Endlötlitze (komplett reinigen).

von Manfred (Gast)


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Teo D. schrieb:
> Endlötlitze

Das ist dann die Entlösung?

von olaf (Gast)


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> Wie gehen Profis hier vor? Wenn man Bleilot nimmt, kommt es ja
> zwangsläufig zu einer Vermischung.

Die Profis, im Sinne von Leuten die in einer Firma Geld mit Loeten 
verdienen, haben kein Bleilot mehr. .-)

Ansonsten muesste du grundsaetzlich das alte Lot komplett absaugen und 
komplett mit deinem Lieblingslot neu loeten. In der Praxis ist es 
vermutlich scheissegal wenn du an irgendwelchem banalen Zeugs 
rumloetest. Den Autopilot eines aktuellen Airbus solltest du aber so 
besser nicht reparieren.

> Altes F-SW26 ist ja nicht offiziell No-Clean. Ich hab aber noch nie
> irgendwelche Effekte durch Rückstände beobachtet.

Dann hast du nicht richtig hingeschaut. Wenn ich mal eine Platine in der 
Hand habe die ich mit sowas vor 20Jahren geloetet habe ist das durchaus 
als brauner schmodder auf der Platine zu sehen. Es ist aber jetzt nicht 
so das dort ein Loch entstanden waere. Normale Alltagsschaltungen 
funktionieren so. Fuer den Eingangsverstaerker eine PH-Sonde wuerde ich 
aber schon Reinigung empfehlen.

Es geht also vieles, aber man sollte wissen wann es nicht geht. Wie 
immer im Leben bringt einem das Auswendiglernen von Standardloesungen 
nicht sehr weit.

Olaf

von Duder (Gast)


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[quote]
Mit viel neuem Lot fluten,
absaugen, Endlötlitze (komplett reinigen).
[/quote]
Das hab ich bisher gemacht. OK, danke.

[quote]
Solange du im trockenen Innenraum bleibst, wirst du die auch nicht
beobachten.

Pack das Zeug in ein Motorrad und fahr damit durch Herbst und Winter,
dann kannst du dir nach zwei Wochen ansehen, was alles weggegammelt ist.
Been there, done that (nicht F-SW26, aber einfaches Kolophonium damals).
[/quote]


Also sollte man idealerweise immer das Flux komplett wegputzen.
Wenn man das sowieso macht, spielt es ja eigentlich keine Rolle ob man 
nun F-SW26 oder 32 oder 34 nimmt?
Bei Felder gibt es z.B. EL(32/1.1.3) und RA(26/1.1.2)

->kann ich also gleich das aggressivere nehmen, was vermutlich besser 
funktioniert?


Wie ist das bei Dingen, die man nicht hundertprozentig säubern kann, 
z.B. bei der Verarbeitung von Litze, wo das Flux ein Stück weit 
reingesaugt wird?

von Duder (Gast)


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olaf schrieb:
>> Altes F-SW26 ist ja nicht offiziell No-Clean. Ich hab aber noch nie
>> irgendwelche Effekte durch Rückstände beobachtet.
>
> Dann hast du nicht richtig hingeschaut. Wenn ich mal eine Platine in der
> Hand habe die ich mit sowas vor 20Jahren geloetet habe ist das durchaus
> als brauner schmodder auf der Platine zu sehen.

Und das wäre mit F-SW32 nicht passiert?
Mal angenommen, die Baugruppe wird irgendwo in der Automatisierung 
eingesetzt und der Deckel ist womöglich nicht immer drauf - welches Lot 
würde man denn dann benutzen?

von olaf (Gast)


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> eingesetzt und der Deckel ist womöglich nicht immer drauf - welches Lot
> würde man denn dann benutzen?

Irgendwas wo der Hersteller "No Clean" sagt. DAs kannst du dann zwar
auch wegputzen wenn du willst, aber du musst es nicht.

Olaf

von Wolfgang (Gast)


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olaf schrieb:
> Die Profis, im Sinne von Leuten die in einer Firma Geld mit Loeten
> verdienen, haben kein Bleilot mehr. .-)

Da sei dir nicht zu sicher. Der Anhang III der RoHS ist lang.
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX%3A32011L0065&qid=1548842915246&from=EN&lang3=choose&lang2=choose&lang1=DE

von Duder (Gast)


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Meine Erfahrung von der Arbeit ist, das viele Firmen zwar ihre PCBs 
bleifrei machen lassen, aber wenn mal was selber gelötet werden muss 
greift man insgeheim zum 60/40. Bzw. die Leute machen es einfach und die 
Führungskräfte schauen weg.

Aber bleiben wir doch bitte beim Thema. Für den schaffenden Deutschen 
kommt nur das beste in Frage, die EU interessiert mich nicht.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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olaf schrieb:
> DAs kannst du dann zwar
> auch wegputzen wenn du willst, aber du musst es nicht.

Zumindest hat es weniger Restaggressivität. Dauerhaft im Außenbereich 
zerlegt sich auch das irgendwann. Habe 'ne Weile gebraucht, bis mein 
Außenthermometer (und -hygrometer, weshalb die Feuchtigkeit auch 
wirklich rein können muss) langzeitstabil war. Kommerziell gelötete 
(fertig zugelötete) Funkmodule haben es jedenfalls auch nicht lange 
gemacht.

von Duder (Gast)


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Danke für die Antworten.

Noch mal zu den weniger agressiven Versionen:
Angenommen, perfekte Reinigung ist nicht möglich, und man nimmt lieber 
kein F-SW26...

Welche von beiden würdet ihr dann bevorzugen, 32 oder 34?

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