Forum: Platinen Kleiner SMD Ofen für Blreifrei gesucht


von Paul B. (Gast)


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Hat jemand Erfahrung mit diesen Öfen: 
https://www.ebay.de/itm/353802296886?hash=item5260429e36:g:4jMAAOSwpaxhsFIW

Ich suche für kleine Serien und Prototypen einen SMD Ofen, der möglichst 
nicht einige tausend Euro kostet, weil sich das bei den Stückzahlen und 
Auftragswerten nicht lohnt, ich aber trotzdem BGA und QFN löten möchte.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Der schafft kein bleifrei.

von Hafner (Gast)


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PCB-Grösse oder Nutzengrösse welche auf's Mal in den Ofen soll?

Oder doch mit durchlaufendem Förderband: Breite des Förderbandes?

von Paul B. (Gast)


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Hafner schrieb:
> PCB-Grösse oder Nutzengrösse welche auf's Mal in den Ofen soll?
> Oder doch mit durchlaufendem Förderband: Breite des Förderbandes?

Mit doppelter eurokarte wäre ich zufrieden. Alles mit durchlaufenden 
Band gibts glaube ich nicht in der Größe und braucht Stickstoff.

von John (Gast)


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Andreas B. schrieb:
> Der schafft kein bleifrei.

Zum Glück hat ihm das keiner gesagt.

von Nikolaus S. (Firma: Golden Delicious Computers) (hns)


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Vielleicht hilft das hier um Antworten zu finden: 
Beitrag "Reflow Ofen T-962 - Erfahrungsbericht"

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Nein. Der T962 macht kein vernünftiges bleifrei. Ich habe es versucht 
und anschließend ungelogen eine Woche lang gelüftet. Verbranntes 
Epoxidharz ist echt eklig. Und ja, der Ofen ist umgebaut und umgeflasht.

Beste Annäherung an was Brauchbares: 
Beitrag "Puhui t960 reflow Ofen". Allerdings ist das von 
2016, die Welt hat sich weitergedreht. Im Angebot scheint das Gerät noch 
zu sein, Ali sagt was von 1.500 EUR, eBay mit Versand eher das Doppelte.

Der Gebrauchtmarkt ist, wenn man eBay glaubt, leergefegt. Du wirst also 
Geld in die Hand nehmen müssen oder einen Bestücker beauftragen.

von Andreas B. (bitverdreher)


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John schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Der schafft kein bleifrei.
>
> Zum Glück hat ihm das keiner gesagt.

Wenn man die Platinen dabei verbrennen will geht das irgendwie. Aber 
nicht wenn man sauber die Temperaturgradienten abfahren möchte. Dazu 
gibt u.a. auch ein ausführlichen Thread von mir.

von Christoph B. (christophbudelmann) Benutzerseite


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Ich habe noch aus meinem Studium einen kleinen aber professionellen 
Reflow-Ofen, den ich damals einer Firma abkaufen konnte. Der Ofen heizt 
mit etwas über 3kW und schafft damit die meisten bleifreien Profile 
problemlos, zumal er sehr gut isoliert ist. Der Anschluss ist einphasig 
230V. Der Baugruppe kann man durch eine Isolierglasscheibe beim Löten 
zuschauen. Das Rein- und Rausschieben erfolgt manuell.

Ich habe die damalige rein zeitgesteuerte Elektronik ausgebaut und durch 
eine eigene Platine mit einem AVR und zwei Thermocouples ersetzt, wobei 
die IR-Unterhitze und die Quarz-Strahler-Oberhitze separat geschaltet 
werden. Alle Einstellungen kann man auf einem 4x20 Zeichen LCD vornehmen 
und ein Summer informiert über den abgeschlossenen Lötvorgang.

Was man für eine bessere Temperaturverteilung vielleicht noch nachrüsten 
könnte wäre ein kleiner Ventilator (Motor müsste außen angebracht und 
die Achse durch die Isolierung dann ins Innere geführt werden). Geht 
technisch sicherlich, hatte bei mir aber nie hohe Priorität.

Der Ofen steht in Münster und kann auf Palette auch versendet werden (je 
nach Ziel in Deutschland wahrscheinlich ~100€ für den Versand).

Bei Interesse kann ich nächste Woche gerne ein paar Fotos machen. 
Schaltpläne und Layouts (EAGLE) sowie den Quellcode für eigene 
Anpassungen/Erweiterungen gibt es gerne dazu.

Viele Grüße

Christoph

: Bearbeitet durch User
von Rolf (Gast)


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Der T962 mit 800W ist rausgeworfenes Geld - der taugt noch nicht mal 
fürs Hobby. Der schafft die nötige Hitze nicht und kann kein Profil 
sinnvoll fahren.
Wenn du irgendwo einen T937 bekommen kannst: der ist brauchbar und sorgt 
für konsistente Ergebnisse.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Christoph B. schrieb:
> Der Ofen steht in Münster und kann auf Palette auch versendet werden (je
> nach Ziel in Deutschland wahrscheinlich ~100€ für den Versand).

Hallo Christoph,

das klingt nach mehr oder weniger einem Angebot. Wie groß ist denn der 
Ofen und wie deine Preisvorstellung?

Gruß Max

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Rolf schrieb:
> Der T962 mit 800W ist rausgeworfenes Geld - der taugt noch nicht mal
> fürs Hobby. Der schafft die nötige Hitze nicht und kann kein Profil
> sinnvoll fahren.

Jain.

Ich habe so ein Teil.

Ich sag's mal so - größer 10x10cm sind ein Problem. 5x5cm geht 
eigentlich.
Größere Spulen sind ein Problem (da muss man ziemlich lange soak-Zeiten 
fahren).

Wenn ich PCBs brauchen sollte (bei mir kommt mittlerweile alles 
zumindest bis auf 2-3 Stecker oder spezial ICs alles vorbestückt), dann 
behelfe ich mir mit Bismuth Paste. Das ist auch Bleifrei und macht 
verhältnismäßig wenig Probleme.

Die Profile, die man eingibt, schafft er schon. Das Problem ist eher, 
dass die Verteilung nicht passt. Durchgehende Kupfer-Planes helfen da - 
dann muss man aber wegen der zusätzlichen thermischen Trägheit die 
Soak-Time wieder ziemlich strapazieren.

Es gibt da eine alternative Firmware. Da wird der Lüfter hin und wieder 
kurz eingeschalten. Das hilft viel - reicht aber nicht für wirklich 
konsistente Ergebnisse. Man muss sich mit "normalem Bleifrei Lot" bei 
jedem PCB rantasten. Also 1. Versuch 1min zu kurz. Wenn du da nur 
Kleinzeug draufhaben solltest, dann kann das schon reichen. Wenn es 
nicht gereicht hat,  +30sec Soak-Time und +15sec Peak-Time.
Dann verbrennt nix. Für einzelne Prototypen ist das natürlich mist...

Man kennt übrigens seine Hot-Spots ziemlich schnell mit dieser Methode.
Daher kann man mit etwas Überlegen oft das PCB so platzieren, dass z.B. 
Drosseln genau dort liegen. Das hilft auch ungemein.

In Summe: Für Hobby gerade so (vielleicht) denkbar - für alles andere 
definitiv zu billig.

Bei mir rennt er im Büro übrigens öfter als Preheater.
Das kann er besser als mein eigentlicher Preheater :) Ich fahre da im 
Prinzip ein "Reflow-Profil" bei dem ich die Cool-Down Phase entfernt 
habe. Beim Beep ist er fertig :)

Achja, ich habe damals vollkommen unterschätzt, wieviel "Qualm" Lötpaste 
machen kann, wenn ein ganzes Board auf einmal aufgeheizt wird.

Für die 1-2 PCBs die ich im Büro Jahr noch selbst reflowe behelfe ich 
mir mit einem offenen Fenster für die paar Minuten. Hast du eine 
Möglichkeit das abzusaugen? Wenn nicht, würde ich mir darüber wirklich 
Gedanken machen...

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von Christoph B. (christophbudelmann) Benutzerseite


Angehängte Dateien:

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Max G. schrieb:
> das klingt nach mehr oder weniger einem Angebot. Wie groß ist denn der
> Ofen und wie deine Preisvorstellung?

Der Ofen ist ca. 80cm lang, 35cm tief und 35cm hoch. Gewicht ca. 21,5kg. 
Der Rost für die Leiterplatten hat Abmessungen von 17x25cm.

Der Ofen ist von SAB - Schumacher Apparatebau. Typ Fokus 20, 3200W 
Anschlussleistung, Baujahr 1989.

Ich habe den Ofen gerade kurz getestet, läuft soweit und fährt das 
Temperaturprofil ab. Man muss nur die Temperaturfühler nochmal justieren 
- ohne Umluft ist die Temperatur von der Höhe der Temperaturfühler 
abhängig.

Auf der Platine gibt es drei Anschlüsse für Temperaturfühler, einen für 
einen Schalter (der auslöst, wenn die Schublade vollständig eingeschoben 
ist), einen USB-Anschluss über FT232RL (derzeit nicht in Nutzung), einen 
Summer, der das Ende des Lötvorgangs signalisiert und ein paar Taster 
für die Menüführung rund um das Display.

Die Elektrik innen drin ist recht solide aufgebaut und quasi 
selbsterklärend - an den Finder-Relais sind separat Ober- und Unterhitze 
angeschlossen, nochmal abgesichert über eine eigene Sicherung. Den 
CEE-Stecker tausche ich bei Bedarf gerne gegen einen 
Schutzkontaktstecker - was halt gebraucht wird.

Preis: 500€ zuzüglich Versand nach Aufwand. Speditionsversand auf einer 
Einwegpalette kann organisiert werden - liegt bei iloxx je nach Ziel-PLZ 
so um die 80€. Oder Abholung in Münster.

von Rolf (Gast)


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Hier https://www.ebay.de/itm/285073356233 gäbe es auch, abseits der 
üblichen China-Öfen, einen evtl. interessanten Ofen bei Ebay.

von Dennis E. (Gast)


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Meine Empfehlung: Nimm ein paar € in die Hand und kaufe etwas 
gebrauchtes, was du dir vorher zeigen lässt und kaufe nicht selbst 
modifiziertes. Wenn du das benutzen willst zahlt dir bei Unfällen keine 
Versicherung.

von Wolfgang (Gast)


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Christoph B. schrieb:
> Ich habe den Ofen gerade kurz getestet, läuft soweit und fährt das
> Temperaturprofil ab. Man muss nur die Temperaturfühler nochmal justieren
> - ohne Umluft ist die Temperatur von der Höhe der Temperaturfühler
> abhängig.

Was nützt es, wenn das Profil am Temperaturfühler stimmt. Entscheidend 
ist doch, dass die Temperatur homogen über das genutzte Volumen 
eingehalten wird, egal wie die aktuelle Bestückung des Ofens ist.

von Dennis E. (Gast)


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Wolfgang schrieb:
> Was nützt es, wenn das Profil am Temperaturfühler stimmt. Entscheidend
> ist doch, dass die Temperatur homogen über das genutzte Volumen
> eingehalten wird, egal wie die aktuelle Bestückung des Ofens ist.

Das funktioniert sowieso nicht. Dazu müsste man mit Fühlern auf der 
Platine   kalibrieren und zwar für jede Sorte. Wird im professionellen 
Umfeld auch teilweise gemacht.

von Bernd G. (Gast)


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@Paul B.
Wenn es dich noch interessiert, bitte PN.

von Christoph B. (christophbudelmann) Benutzerseite


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Dennis E. schrieb:
> Das funktioniert sowieso nicht. Dazu müsste man mit Fühlern auf der
> Platine   kalibrieren und zwar für jede Sorte. Wird im professionellen
> Umfeld auch teilweise gemacht.

Und dafür ist der dritte Temperaturfühler-Anschluss auch ursprünglich 
gedacht gewesen. Nur dann funktionierte der Ofen eigentlich auch sehr 
gut mit den zwei fest installierten Temperaturfühlern und das 
Provisorium wurde zur langfristigen Lösung - wie es halt meistens so 
ist. :-)

Kurzum: Die meisten Platinen kann man in der jetzigen Form problemlos 
(bleifrei) löten. Etwas Optimierungspotential gibt es mit dem dritten 
Temperaturfühler und Umluft aber natürlich auch noch. Der Ofen ist 
jedenfalls eine sehr solide Grundlage dafür und die Heizleistung und der 
solide Aufbau sind besser als bei den meisten chinesischen Öfen.

von Jens B. (fernostler)


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Paul B. schrieb:
> Hat jemand Erfahrung mit diesen Öfen:
> https://www.ebay.de/itm/353802296886?hash=item5260429e36:g:4jMAAOSwpaxhsFIW

Ich! Der ist, naja, was man eben für das Geld erwarten kann.

Frisch gekauft ist der komplett unbrauchbar. Aber mit geflashter 
Firmware (die mit "Unified Engineering") geht's dann so.

Ich muss dazu sagen, ich mache nur recht kleine PCB (~ 5 x 5cm) und das 
geht ganz okay wenn EINE drin ist. Bei zwei müsste man dann das Profil 
vermutlich anpassen, entweder etwas mehr °C, oder etwas länger bei der 
Höchsttemperatur.
Das ändern vom Profil ist recht fummelig.

Ja, ich löte nur bleifrei. Ideal ist der nicht, mir fallen aber keine 
Alternativen ein.

https://github.com/UnifiedEngineering/T-962-improvements

PS: auch bei den Profis hab ich nie einen gesehen der Reflow unter N 
macht. Das war allerdings in China. Ich weiss, das gibt es.

: Bearbeitet durch User
von Max M. (zbmax)


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warum holt ihr euch für so kleine Anwendungen nicht einfach eine 
dampfphase?
ist doch viel einfacher

von Bernd G. (Gast)


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Paul B. hat doch schon längst das Interesse verloren.

von Max G. (l0wside) Benutzerseite


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Weil Dampfphase teuer ist?
Ich habe mal mit Galden in der Friteuse experimentiert. Das ging recht 
gut, aber das Galden war schneller weg, als ich piep sagen konnte. Und 
das Risiko, Flusssäure herzustellen, ist real. Da ich mein Leben 
eigentlich ganz gerne mag, fällt diese Option weg.
Es gab mal eine hässliche niederländische (?) Bastellösung, die im 
Grunde eine überteuerte Friteuse war. Die hatte immerhin eine 
Überwachung verbaut.
Und dann ist da noch Asscon. Leider fehlen mir Platz und Geld dafür.

Dampfphase muss man sich leisten können.

von Thomas (kosmos)


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Ich habe mir mal so ne Platte zum testen bestellt, vielleicht gehts ja 
auch direkt oder man tapeziert damit die Innenwände, -Boden und -Decke 
eines gut isolierten Ofens.

https://www.aliexpress.com/item/1005004501086557.html

von Christoph Z. (rayelec)


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>>warum holt ihr euch für so kleine Anwendungen nicht einfach eine
>>dampfphase?

>Weil Dampfphase teuer ist?

Vielleicht auch, weil Dampfphase ein gigantischer Umweltfrevel ist?
Wenn ihr für eure Basteleien 1kg Galden freisetzt, ist das gleich 
klimawirksam wie 3500l Heizöl oder Diesel zu verbrennen! (GWP von Galden 
ist um 10000)

von Olaf L. (Gast)


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Christoph Z. schrieb:
>>>warum holt ihr euch für so kleine Anwendungen nicht einfach eine
>>>dampfphase?
>
>>Weil Dampfphase teuer ist?
>
> Vielleicht auch, weil Dampfphase ein gigantischer Umweltfrevel ist?
> Wenn ihr für eure Basteleien 1kg Galden freisetzt, ist das gleich
> klimawirksam wie 3500l Heizöl oder Diesel zu verbrennen! (GWP von Galden
> ist um 10000)

Das baucht hier für ein paar prototypplatinen nun wirklich keinen 
interessieren. Dann sollte das halt verboten werden. Wir es aber nicht 
von daher alles gut.

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