Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Project or not Project - that is the question


von Topdesigner am Wochenende (Gast)


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Wieder mal die Supernummer:

- Konzept gemacht für einen Kunden, mit allem Drum und dran an 
Programmierung der Einzelmodule, bis aufs Kleinste abgeschätzt. Invest 
150h bezahlt nach Aufwand.

- Angebot abgegeben für das Gesamtprojekt auf Basis des erstellten 
Konzeptes und den sich ergebenden Stunden = 750h x Stundensatz von oben.

- Kunde lehnt ab, zu teuer

- 3 Wochen nichts gehört

- Heute, am Freitag, rufen mich gleich zwei Vermittler an, sie hätten 
einen Kunden, der dringend einen Entwickler sucht, zur Umsetzung von 
[... und es kommt genau mein Zeug, an genau dem Ort]

- Angebot 10,- Euro unter meinem Stundensatz. Ich habe den Vermittler um 
5,- hochgehandelt. Würde also bei 750h weniger verdienen.

- Keine Ahnung, was der Vermittler angeboten hat, aber der Kunde hat 
eingeschlagen und es ist in der Tat, der den ich vermutetet: Die interne 
Entwicklungsabteilung. Diese hat von der PL den Auftrag bekommen, es 
"intern" zu machen, weil ich ja zu teuer bin und die lagern es aus, weil 
sie keine Zeit haben. Daher beauftragen sie den teueren 
Zwischendienstleister, der sicher 10,- abgreift. Ist das nicht geil?

- die interne Entwicklung kennt mich nicht, weil sie an einem anderen 
Standort sind und nicht involviert waren.

- Soll ich das Angebot annehmen? Es ist stundensatzbasiert, wenn ich 
also länger brauche, kriege ich mehr. Wahrscheinlich braucht man mehr, 
weil ich knapp kalkuiert habe und viel zusätzliche Kommunikation 
anfällt. Es bleibt natürlich der Umstand, dass ich mehr Stunden 
reinstecken muss, mir also Zeit verloren geht. Sollte man einfach mehr 
aufscheiben?

von Paul (Gast)


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Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Wieder mal die Supernummer:

eher mal wieder ein Märchen aus der Freitagnacht.

von Michael B. (laberkopp)


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Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Ist das nicht geil?

Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Soll ich das Angebot annehmen

Warum nicht.

Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Sollte man einfach mehr aufscheiben?

Nicht unbedingt, aber wenn es sich ergibt, ist das eben so.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Soll ich das Angebot annehmen?

Weiß nicht, sag du's mir. Brauchst du den Job? Dann nimm an.

Wenn die Nummer raus kommt gibt es natürlich Ärger. Wenn du dann 
vorgeblich oder real länger gebraucht hast fliegt die Scheiße garantiert 
in deine Richtung.

> Sollte man einfach mehr aufscheiben?

Also vorgeblich länger brauchen. Als juristischer Laie würde ich das als 
Betrug bezeichnen. Im Projekt- und Consulting-Geschäft leider gang und 
gäbe. Normalerweise wird gerne weggesehen. Nur sind die Begleitumstände 
hier so, dass es jemanden in der Firma ausnahmsweise interessieren 
könnte.

: Bearbeitet durch User
von Programmierer (Gast)


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Oder einfach blöd stellen: "Sie haben das Angebot ja schon einmal 
abgelehnt, ist es über den Vermittler jetzt ok für Sie?"  Oder an den 
Vermittler: "Der Kunde hat das Angebot direkt von mir schon mal 
abgelehnt weil zu teuer, sind sie sicher dass es jetzt passt?

Wenn "ja" zurück kommt bist du auf der sicheren Seite, wenn nicht hast 
du Ärger vermieden.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Ja glauben der Kunde und der Vermittler etwa, dass du den Schwindel 
nicht merkst? Dabei stecken die beiden doch gemeinsam unter einer Decke 
und machen Backe-backe-Kuchen.

Topdesigner am Wochenende schrieb:
> ...und die lagern es aus, weil sie keine Zeit haben.

Die wollen doch gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit einfach nur ihre 
Ruhe haben und in ihren täglichen ausgedehnten Besprechungsrunden 
gemütlich Plätzchen essen.

🍪☕

von Maxe (Gast)


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Hannes J. schrieb:
> Wenn die Nummer raus kommt gibt es natürlich Ärger.

Dem TE ggue.? Warum?
Dem Unternehmen war er zu teuer, deshalb hat das Unternehmen einen noch 
teureren Vermittler eingeschaltet ohne den Vertragspartner zu pruefen.

Koennte ja auch sein das sind Kumpels und ohne den Vermittler waere der 
Vertrag sowieso nicht zu bekommen gewesen.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Das Unternehmen schaltet lieber einen teuren Vermittler dazwischen, denn 
falls der Programmierer krank wird, oder komplett ausfällt, wird das 
Risiko einfach auf den Vermittler drauf geschoben. Der lässt sich das 
natürlich vorab schmackhaft vom Unternehmen bezahlen.

Die Unternehmen entwickeln sich in Zukunft immer deutlicher zu 
Schissbuxen und bezahlen brav.

von Wühlhase (Gast)


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Hannes J. schrieb:
> Also vorgeblich länger brauchen. Als juristischer Laie würde ich das als
> Betrug bezeichnen. Im Projekt- und Consulting-Geschäft leider gang und
> gäbe.

Dafür, daß er dem potentiellen Kunden gegenüber bereits ohne Entgeld in 
Vorleistung gegangen ist – immerhin hat er der PL ein oder zwei AT 
erspart – sollte sich solcher moralischer Sermon in ganz engen Grenzen 
halten.

Den Auftrag jetzt nicht anzunehmen wäre vielleicht für die eigene 
Befriedigung nicht verkehrt. Kann man machen, wenn man sonst genug zu 
tun hat und das Projekt jetzt auch nicht so interessant ist.

Ansonsten muß er die fünf Euro, die er jetzt weniger verdient, doch 
irgendwie wieder reinholen. Also nimm das Projekt und hau da die fünf 
Euro Mangeldifferenz nebst fünf Euro Verarschungspauschale wieder rauf. 
Man muß dem Kunden da bestimmt noch viel mehr erklären als ursprünglich 
angenommen, und Sonderlocken kommen da sicher auch noch...

Keine Gnade mit solchen Firmen, die haben es nicht anders gewollt und 
auch nicht besser verdient.

von Shorty (Gast)


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Wühlhase schrieb:
> Den Auftrag jetzt nicht anzunehmen wäre vielleicht für die eigene
> Befriedigung nicht verkehrt. Kann man machen, wenn man sonst genug zu
> tun hat und das Projekt jetzt auch nicht so interessant ist.

Bin ich anderer Meinung. Dem Kunden war es erst zu teuer, das sind 
Kunden, denen man eh nicht hinterher laufen sollte, weil die mit die 
schlimmsten in der Zusammenarbeit sind.

Wenn es der Kunde dann noch etwas später doch mehr zahlen will, dann ist 
die Kacke bereits am dampfen. Viel Spass!

von Wühlhase (Gast)


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Stimmt, da hast du auch Recht.
Wobei es aber auch Leute gibt, denen solcher Streß herzlich egal ist 
(zumindest bis zu einem gewissen Alter oder bis zum ersten Herzinfarkt).

von Günnie (Gast)


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Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Diese hat von der PL den Auftrag bekommen, es "intern" zu machen, weil
> ich ja zu teuer bin und die lagern es aus, weil sie keine Zeit haben.
> Daher beauftragen sie den teueren Zwischendienstleister, der sicher 10,-
> abgreift. Ist das nicht geil?

Selber schon gemacht. Bei gewissen Projekten spielen die Kosten gar 
keine Rolle, hier geht es vermutlich eher um verbindliche Zusagen. Neben 
Milestones auch gerne ein zertifiziertes Gesamtpaket und eine 
vollständige Integration. Der Zwischendienstleister kann also gut und 
gerne dein Projekt nur als kleines Teilprojekt eines viel größeren 
Auftrages übernommen haben 😉

von rbx (Gast)


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Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Soll ich das Angebot annehmen? Es ist stundensatzbasiert, wenn ich
> also länger brauche, kriege ich mehr.

Voll der Teufelskreis, weil so uninspiriert ans Werk gehen auch nicht so 
toll sein kann -> noch mehr Zeitbedarf wahrscheinlich.
Kommt aber drauf an.

Kann man nach einem Entscheidungskosten-Ausgleich fragen?

Meistens nicht, und wie beim Motoren frisieren gibt es einen grünen 
Bereich, einen gelben, und einen roten für die Drehzahl. Wenn man zu 
lange im roten Bereich herumfährt, und dann auch noch mit ungünstigen 
Windbedingungen (Windschatten) dann muss man sich über Motorschäden 
nicht wundern.

Man sollte sich auf jeden Fall umhören, was so die gängigen 
Geschäftspraktiken sind. Von der Kundenseite wird schnell 
"Unprofessionalität" empfunden, wenn gewisse Preisgestaltungen aus dem 
Rahmen fallen.

von Druck erzeugt Gegendruck (Gast)


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Paul schrieb:
> Topdesigner am Wochenende schrieb:
>> Wieder mal die Supernummer:
>
> eher mal wieder ein Märchen aus der Freitagnacht.

Denke ich auch, reichlich unlogisch der Wechsel von intern wieder zu 
extern bei kompletter Beibehaltung der Arbeitspakete. Wahrscheinlich 
irgendein Möchtegern-Freiberufler ohne Arsch in der Hose selbst zu 
entscheiden und eine suboptimale Entscheidung immer noch als besser als 
garkeine Entscheidung zu erkennen.

Ansonsten nach dem Prinzip Angebot-Nachfrage verhandeln, meint 
Stundensatz rauf-, und nicht runtersetzen. Sollen sie doch den Internen 
Überstunden anordnen und ne urlaubssperre verhängen.

Dem Kunden gegenüber wird das als "Expresszulage"  ausgewiesen. Hätte er 
sich Wochen früher entschieden, hätte man es finanziell wie 
zeittechnisch entspannter angehen lassen können.

von Reinhard S. (rezz)


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Druck erzeugt Gegendruck schrieb:
>> eher mal wieder ein Märchen aus der Freitagnacht.
>
> Denke ich auch, reichlich unlogisch der Wechsel von intern wieder zu
> extern bei kompletter Beibehaltung der Arbeitspakete.

Also vorstellen kann ich mir das schon... :D

von Abrissbirne (Gast)


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Topdesigner am Wochenende schrieb:
> - Soll ich das Angebot annehmen?

was haben wir eigentlich davon wenn wir dir Tipps geben?
du schadest nur dir selber:
erstens lernst du nichts aus dieser geschichte, zweitens - du wirst hier 
mit sehr hoher wahrscheinlichkeit so ein hinweis bekommen, da kannste 
gleich insolvenz anmelden

Beitrag #7283094 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7283121 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Stefan F. (Gast)


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Topdesigner am Wochenende schrieb:
> Ist das nicht geil?

Das ist Firmenpolitik. Ich blicke da nicht mehr durch bzw. kann darin 
keine Vernunft erkennen. Deswegen halte ich mich aus diesen Kreisen 
heraus. Ich mache, wofür ich bezahlt werde. Nach dem Sinn frage ich 
schon lange nicht mehr.

von Purzel H. (hacky)


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Der erste Fehler bestand darin die Projektausarbeitung gratis zu machen. 
Es ist Standardpraktik einen Dummen zu suchen, welcher das Konzept 
gratis ausarbeitet, und dann damit zu einem Anderen zu gehen, welcher 
dann diese Arbeit schon nicht mehr machen muss.
Daher erst mal :
Konzeptausarbeitung ist ein kostenpflichtiges Vorprojekt, von vielleicht 
2000 Euro, oder so. Wenn das interaktiv mit dem Kunden geschieht, wie 
die 150 Stunden, ist das dann schon ein eigenes kostenpflichiges 
Projekt.

Allenfalls darf man eine Schnellstudie von 2 Stunden machen, alles 
daruber hinaus kostet.

von Wühlhase (Gast)


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Purzel H. schrieb:
> Konzeptausarbeitung ist ein kostenpflichtiges Vorprojekt, von vielleicht
> 2000 Euro, oder so.

Kann man ja im Auftragsfall gutschreiben.

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