Forum: HF, Funk und Felder Wer kennt sich gut mit PCB-Antennen aus?


von Christian (dragony)


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Hi Leute,

ich verwende das Funkmodul MRF89XAM8A. Leider ist diese Platine an sich 
unfertig. Es fehlt das "Gegengewicht", wie es wohl heisst, also die 
Ground-Plane.

Leider gibt es dazu keine fundierten Informationen, ausser "1 cm Platz 
links, unten und rechts".

Das Funkmodul liegt bei mir auf der Oberseite der Platine. Es gibt jetzt 
natürlich mehrere Methoden, den "Ground-Layer" zu designen. Welcher ist 
am besten?

1. Ground Layer nur auf der Oberseite der Platine. GND vom MRF fliesst 
über eine extra Leiterbahn auf der Unterseite. Alle weiteren 
Leiterbahnen auf der Unterseite der Platine. Keine Massefläche auf der 
Unterseite. Gefühlter Vorteil: Kein parasitärer Stromfluss durch die 
Massefläche. Nur der reine "Antennenstrom".

2. Ground-Layer auf beiden Seiten, jedoch nicht durch Vias verbunden. 
Vorteil: Mehr Massefläche, kein parasitärer Stromfluss durch die obere 
Kupferfläche.

3. Ground-Layer auf beiden Seiten, jedoch durch massig Vias miteinander 
verbunden. Vorteil: Weiss ich nicht, aber sieht man häufig. Gefühlter 
Nachteil: Parasitärer Stromfluss durch die obere Massefläche.

Ich habe auch nach wochenlangem Googlen nichts Aussagekräftiges zu 
meiner Frage gefunden.

Es geht darum, die Empfangsempfindlichkeit zu maximieren, wie auch das 
Abstrahlverhalten. Oder anders: Das Link Budget zu maximieren.

von Marcel B. (mabu1)


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Das ist doch im Datenblatt hinreichend genau beschrieben, dort gibt es 
bei Fig 1.5 doch eine klare Empfehlung, was frei sein soll und was das 
Gegengewicht darstellt. Als Gegengewicht genügt die obere Lage, meiner 
Einschätzung nach sollte Top+Bottom kein Showstopper werden. In dem 
Bereich, wo kein Metall sein sollte betrifft das alle Lagen.

VG
Marcel

PS: Microchip empfiehlt die Antenne über die eigentliche Platine 
herausragen zu lassen...

: Bearbeitet durch User
von beo bachta (Gast)


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Christian schrieb:
> Welcher ist am besten?

Reicht die Aussage hier nicht?
1
Host PCB Top Copper Ground Plane (Antenna Counterpoise):
2
Extend the host PCB top copper ground plane under and to the left
3
and right side of the module at least 0.4 inches (1 cm) for best
4
antenna performance.

Dort steht doch klar "top copper".

von Christian (dragony)


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Ist halt recht dürftig... und hier geht es nur um die Ground Plane. Dass 
die Antenne rausragen muss, ist mir bewusst.

Antennenprofis vor :)

von beo bachta (Gast)


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Christian schrieb:
> Ist halt recht dürftig...

Es ist genau soviel beschrieben wie es braucht. Was willst
du noch wissen? Die Stärke des Kupferbelags oder die
Rauhigkeit der Oberfläche? Mit akademischster Gründlichkeit
wirst du keinen Millimeter Reichweite mehr erzielen.

Nimm einfach zur Kenntnis dass der Hersteller es dir gut und
genau genug beschreibt.

Beitrag #7304614 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Marcel B. (mabu1)


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Christian schrieb:
>Es geht darum, die Empfangsempfindlichkeit zu maximieren, wie auch das
>Abstrahlverhalten. Oder anders: Das Link Budget zu maximieren.

Christian schrieb:
> Ist halt recht dürftig... und hier geht es nur um die Ground Plane. Dass
> die Antenne rausragen muss, ist mir bewusst.

Dann musst du entweder iterieren und messen (lassen), weil deine 
Gesamsituation mit evtl. Gehäuse kann die Appnote / Datenblatt nicht 
abdecken oder auf gut Glück versuchen.

Bewegst du dich so hart an der Grenze der Möglichkeiten des Moduls? Was 
sind die Rahmenbedingungen, was muss es können?

von Simulant (Gast)


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Christian schrieb:
> Antennenprofis vor :)

Gerne :-)

Mach es wie oben beschrieben mit Ground auf dem Top-Layer. Diesen 
Top-Ground unter dem Modul verbindest du mit ausreichend vielen Vias mit 
der inneren Ground-Lage des Moduls.

Viel Erfolg!

von Simulant (Gast)


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Opps, Schreibfehler:  Diesen Top-Ground unter dem Modul verbindest du 
mit ausreichend vielen Vias mit der inneren Ground-Lage deines PCB

von Antennendesigner (Gast)


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Christian schrieb:
> Antennenprofis vor :)

Ja also dann mal, räusper, hüstel, ich würde vorschlagen ... Moment, ich 
bekomme soeben einen gut bezahlten Auftrag rein. Ich melde mich später 
wieder.

Beitrag #7304858 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Christian (dragony)


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Marcel B. schrieb:
> Bewegst du dich so hart an der Grenze der Möglichkeiten des Moduls? Was
> sind die Rahmenbedingungen, was muss es können?

Man will halt das beste rausholen. Derzeit komme ich auf 250 Meter. In 
der AN1631 kommen die angeblich auf 750 Meter. Mein Modul ist aber noch 
in einem Polycarbonatgehäuse, ka wieviel das ausmacht.

> Dann musst du entweder iterieren und messen (lassen), weil deine
> Gesamsituation mit evtl. Gehäuse kann die Appnote / Datenblatt nicht
> abdecken oder auf gut Glück versuchen.

Ja, 10 verschiedene PCBs herstellen lassen und einfach ausprobieren 
werde ich wohl machen müssen. Ich dachte halt, ich könnte hier etwas 
Input holen, dass ich das eben NICHT machen muss.

von Simulant (Gast)


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Christian schrieb:
> Ja, 10 verschiedene PCBs herstellen lassen und einfach ausprobieren
> werde ich wohl machen müssen. Ich dachte halt, ich könnte hier etwas
> Input holen, dass ich das eben NICHT machen muss.

Naja, du könntest es so machen wie ich oben schrieb. Meinen 
PCB-Antennendesigns für 868/915 MHz und 2.4 GHz sind vielfach im Einsatz 
in Serienprodukten.

Dein Anwendungsfall ist ziemlich trivial und die Überlegungen im 
Eingangspost zum "parasitären Stromfluss" wenig zielführend. 
Insbesondere Variante 2 ist ein Eigentor, das geht gar nicht.

Man nutzt bei solchen PCB-Antennen die ganze PCB-Masse (innere 
Masselage) und hier zusätzlich noch einen Massebereich auf dem Toplayer 
um das Modul herum um dort definierte Verhältnisse zu schaffen. Das 
alles mit reichlich Vias/Via Fences verbinden, Abstand nicht größer als 
10mm. Weitere GND auf den Aussenlagen soweit vorhanden ebenfalls mit 
Vias anbinden.

~~~

Gehäuseeinflüsse sind ein anderes Thema, ein Kunstoffmaterial dicht am 
Strahler verstimmt die Resonanzfrequenz nach unten. Da würde man ggf. 
den Strahler kürzen (Messung mit VNA, Ferrit als Mantelwellensperre an 
Einspeisepunkt auf das PCB nicht vergessen).

~~~

Was die praktische vs. theoretische Reichweite betrifft so spielen viele 
Faktoren hinein. So ein Modul montiert auf einem größeren PCB hat keine 
perfekte Runstrahlung, in eine Richtung quer über das PCB oft sogar eine 
ausgprägte Nullstelle. Die Hersteller geben natürlich gerne den Gewinn 
bzw. die Reichweite in der besten Richtung an.


Viel Erfolg wünscht ein PCB-Antennenprofi ;-)

von Simulant (Gast)


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Christian schrieb:
> Polycarbonatgehäuse

Noch ein Nachtrag zur Materialwahl: Der grösste Einfluss des Gehäuse ist 
hier die Verstimmung über das Epsilon des Materials, die Absorption im 
Gehäuse ist eher gering. Dennoch ist hier Polycarbonat eine ungünstige 
Wahl, weil dieses Material recht hohe HF-Verluste hat (tand=0.01).

Andere Gehäusematerialien haben teilweise geringere HF-Verluste. 
Faustregel: Finger weg von schwarzen Gehäusen, diese Kunststoffe sind 
oft Kohlenstoffhaltig mit erhöhten HF-Verlusten.

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