Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Dioden erlaubter Dauerflussstrom


von Damian R. (djr)


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Moin,

ich hab mal eine grundlegende Frage zum erlaubten Dauerflussstrom von 
Dioden (hier am Beispiel der 1N4001). Häufig liest man allgemeine 
Angaben nach dem Motto "Die 1N4001 ist eine 1A, 50V Diode" - was sich ja 
so liest, als könnte man einen Strom von 1A ohne Sorge durch die Diode 
fließen lassen (wenn man die erlaubte Verlustleistung mal ignoriert).

Im Datenblatt findet sich der Wert von 1A auch wieder - allerdings als 
"I_F(AV)". Das ist nach meinem Verständnis der erlaubte Wert, wenn die 
Diode in einer Einweggleichrichterschaltung für eine Sinusspannung mit 
ca. 50Hz genutzt wird.

Damit müsste der erlaubte Dauerflussstrom doch deutlich unter 1A liegen, 
oder? Und falls dem so ist, wie ließe sich das ausrechnen?

von Michael B. (laberkopp)


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Damian R. schrieb:
> wie ließe sich das ausrechnen?

Datenblatt: Kurve Vf vs. If sagt, bei 1A fallen 0.84V bei 100 GradC ab.

https://www.farnell.com/datasheets/1689669.pdf

Figure 1. Typical Forward Voltage

Warum 100 GradC ? Weil die Diode bei dem Strom heiss wird.

Rthja je nach Montageart, das Datenblatt zeigt mal 3, liegt um 65K/W, 
wenn es 40 GradC Umgebungstemperatur hat wird deine Diode mit 0.84W also 
auf 95 GradC aufgeheizt.

Problemlos, sie würde 150 Grad vertragen, also 1.7W, also 2A mit Vf von 
0.87V gehen noch wenn vernünftig montiert. Diese Dioden führen einen 
guten Teil der Wärme über die Anschlussdrähte an die Platine ab.

Wer will, dass sie lange leben, nutzt sie aber nicht so heiss. Und 
andere Gehäuse (Glas, SMD) kühlen anders.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Damian R. schrieb:

> ich hab mal eine grundlegende Frage zum erlaubten Dauerflussstrom von
> Dioden (hier am Beispiel der 1N4001).

> Im Datenblatt findet sich der Wert von 1A auch wieder - allerdings als
> "I_F(AV)". Das ist nach meinem Verständnis der erlaubte Wert, wenn die
> Diode in einer Einweggleichrichterschaltung für eine Sinusspannung mit
> ca. 50Hz genutzt wird.

Nein. Es ist der zeitliche (AVerage) Mittelwert des Durchflußstroms. 
Steht doch auch so im Datenblatt.

Speziell in Gleichrichterschaltungen (egal ob Einweg- oder Mehrweg) 
ergibt sich das Problem, daß der Strom nichtkontinierlich fließt, 
insbesondere mit Ladekondensator (Stichwort: Stromflußwinkel). Der 
mittlere Strom ist dann kleiner als der Spitzendurchlaßstrom.

Deswegen kann es sein, daß der periodische Spitzendurchlaßstrom 
(repetitive peak forward current) begrenzend ist. Wobei der speziell für 
die 1N4001 in kaum einem Datenblatt angegeben ist.

Durch den nichtlinearen Zusammenhang von Flußspannung und Flußstrom 
(deren Produkt wiederum die Verlustleistung ergibt) wird man für solche 
Anwendungen besser prüfen, ob die Verlustleistung (respektive die 
Temperatur) zu hoch würde.

Den meisten reicht allerdings die Abschätzung 1A.

: Bearbeitet durch User
von Damian R. (djr)


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Axel S. schrieb:
>> Im Datenblatt findet sich der Wert von 1A auch wieder - allerdings als
>> "I_F(AV)". Das ist nach meinem Verständnis der erlaubte Wert, wenn die
>> Diode in einer Einweggleichrichterschaltung für eine Sinusspannung mit
>> ca. 50Hz genutzt wird.
>
> Nein. Es ist der zeitliche (AVerage) Mittelwert des Durchflußstroms.
> Steht doch auch so im Datenblatt.

Ich les aus den Datenblättern was anderes raus. Im oben von Michael 
verlinkten Datenblatt findet sich die Angabe "Average Rectified Forward 
Current (single phase, resistive load, 60 Hz, TA = 75°C)". Die Angabe 
der Frequenz wäre nach meinem Verständnis überflüssig, wenn es einfach 
nur ums arithmetische Mittel eines beliebig geformten Stroms ginge.

Vishay gibt hier:
https://www.vishay.com/docs/88503/1n4001.pdf
als Beschreibung "Maximum average forward rectified current 0.375" (9.5 
mm) lead length at T A = 75 °C " an.

Bei Infineon findet sich hier:
https://www.infineon.com/dgdl/Infineon_Bipolar-AN20012_01_Technische_Informationen-AN-v1.0-de.pdf?fileId=db3a304335113a6301351ec1838e1359
auf Seite 17 (laut Acrobat, im Dokument ist das Seite 15) folgende 
Beschreibung:
"3.1.11 Dauergrenzstrom I TAVM, I FAVM
ITAVM, IFAVM ist der arithmetische Mittelwert des höchsten dauernd 
zulässigen Durchlassstromes bei Einwegschaltung nach DIN VDE 0558 Teil 1 
mit ohmscher Belastung, bezogen auf eine definierte Gehäusetemperatur TC 
und Frequenz 40 bis 60 Hz."

Aber alles in allem heißt das, dass der maximale Dauerflussstrom 
hauptsächlich vom verwendeten Gehäuse und weniger von der 
Sperrschichtstruktur abhängt?

von Triode (Gast)


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Damian R. schrieb:
> Ich les aus den Datenblättern was anderes raus. Im oben von Michael
> verlinkten Datenblatt findet sich die Angabe "Average Rectified Forward
> Current (single phase, resistive load, 60 Hz, TA = 75°C)". Die Angabe
> der Frequenz wäre nach meinem Verständnis überflüssig, wenn es einfach
> nur ums arithmetische Mittel eines beliebig geformten Stroms ginge.

So sind es eben 10% bessere Werte als DC.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Damian R. schrieb:
> Frage zum erlaubten Dauerflussstrom von Dioden
Also ein Gleichstrom. Da interessiert allein die thermische Betrachtung: 
du darfst so viel Strom durchlassen, dass sie nicht zu heiß wird.

Damian R. schrieb:
> Aber alles in allem heißt das, dass der maximale Dauerflussstrom
> hauptsächlich vom verwendeten Gehäuse und weniger von der
> Sperrschichtstruktur abhängt?
Jein. Es ist vorrangig ein thermisches Problem. Und das hängt maßgeblich 
von der Gehäusegröße, dem Durchmesser und der Länge der Anschlussdrähte 
sowie der Kupferfläche auf der Platine ab.

von Damian R. (djr)


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Ok, bis hierhin hab ich das dann glaube ich verstanden, schonmal Danke 
für die Erklärungen!

Eines verwirrt mich aber noch, nämlich das Datenblatt zur BAS19:
https://www.diodes.com/assets/Datasheets/Ds12004.pdf

Dort ist I_O mit 200mA, I_FM aber mit 400mA angegeben - wie passt das 
denn zusammen, dass der durchschnittliche gleichgerichtete Flussstrom 
nur halb so groß wie der Dauerflussstrom ist?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Damian R. schrieb:
> Axel S. schrieb:

>> Nein. Es ist der zeitliche (AVerage) Mittelwert des Durchflußstroms.
>> Steht doch auch so im Datenblatt.
>
> Ich les aus den Datenblättern was anderes raus. Im oben von Michael
> verlinkten Datenblatt findet sich die Angabe "Average Rectified Forward
> Current (single phase, resistive load, 60 Hz, TA = 75°C)". Die Angabe
> der Frequenz wäre nach meinem Verständnis überflüssig, wenn es einfach
> nur ums arithmetische Mittel eines beliebig geformten Stroms ginge.

Die Angabe einer Frequenz (genauer gesagt: einer Mindestfrequenz) ist 
notwendig, damit sich ein stabiler Mittelwert der Temperatur einstellt. 
Wenn z.B. ein Strom von 10A für 1s fließen würde und dann für 9s nichts, 
dann wäre der mittlere Durchflußstrom immer noch bloß 1A. Aber in der 
einen Sekunde wäre die Diode schon hops gegangen.

Modellieren kann man die thermische Trägheit als RC-Glied statt des 
statischen R_th. Oder man bleibt mit der Frequenz hoch genug.

Bei der BAS19 ist die thermische Trägheit so gering, daß der erlaubte 
periodische Spitzendurchlaßstrom tatsächlich dominant ist. Deswegen ist 
der äquivalente Strom in Einweggleichrichtung nur halb so groß (etwas 
größer, ca. 10% weil der Strom ein halber Sinus ist und kein Rechteck).

> ITAVM, IFAVM ist der arithmetische Mittelwert des höchsten dauernd
> zulässigen Durchlassstromes bei Einwegschaltung nach DIN VDE 0558 Teil 1
> mit ohmscher Belastung, bezogen auf eine definierte Gehäusetemperatur TC
> und Frequenz 40 bis 60 Hz."

Ja. Da ist kein Widerspruch.

> Aber alles in allem heißt das, dass der maximale Dauerflussstrom
> hauptsächlich vom verwendeten Gehäuse und weniger von der
> Sperrschichtstruktur abhängt?

Nein. Er hängt tatsächlich nur von der Sperrschicht-Temperatur ab. Die 
Sperrschicht-Temperatur andererseits hängt natürlich vom Gehäuse und der 
Montagesituation ab. Und der Verlustleistung natürlich.

von Damian R. (djr)


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Axel S. schrieb:
> Bei der BAS19 ist die thermische Trägheit so gering, daß der erlaubte
> periodische Spitzendurchlaßstrom tatsächlich dominant ist. Deswegen ist
> der äquivalente Strom in Einweggleichrichtung nur halb so groß (etwas
> größer, ca. 10% weil der Strom ein halber Sinus ist und kein Rechteck).

Ich hab den entsprechenden Teil aus dem Datenblatt mal angehängt.
Dort steht, dass I_FM der "Forward Continuous Current" ist, was ich als 
Dauerflussstrom interpretiere. Also der maximale Strom, der konstant und 
dauerhaft fließen darf.
I_O wird angegeben als "Average Rectified Output Current" - also der 
maximale erlaubte Durchschnittswert eines gleichgerichteten Stroms.

Und das verstehe ich nicht: Wieso dürfen dauerhaft 400mA fließen, 
durchschnittlich aber nur 200mA?
Nehmen wir mal einen Rechteck mit 50% Duty, der zwischen 0 und 400mA 
wechselt. Dann hab ich als arithmetisches Mittel 200mA. 75% Duty wären 
300mA Durchschnitt, laut Datenblatt aber nicht erlaubt. Nehme ich 100% 
Duty hab ich einen konstanten Strom von 400mA, und das ist dann aber 
plötzlich wieder erlaubt? Das macht doch keinen Sinn... was übersehe ich 
hier?

Edit: Note 6 besagt: "Part mounted on FR-4 board with recommended pad 
layout, which can be found on our website at http://www.diodes.com. IFM, 
IO are valid provided that terminals are kept at ambient temperature"

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Damian R. schrieb:

> Ich hab den entsprechenden Teil aus dem Datenblatt mal angehängt.
> Dort steht, dass I_FM der "Forward Continuous Current" ist, was ich als
> Dauerflussstrom interpretiere. Also der maximale Strom, der konstant und
> dauerhaft fließen darf.
> I_O wird angegeben als "Average Rectified Output Current" - also der
> maximale erlaubte Durchschnittswert eines gleichgerichteten Stroms.
>
> Und das verstehe ich nicht: Wieso dürfen dauerhaft 400mA fließen,
> durchschnittlich aber nur 200mA?

Das habe ich doch schon geschrieben. Hast du überhaupt versucht, das zu 
verstehen?

> Nehmen wir mal einen Rechteck mit 50% Duty, der zwischen 0 und 400mA
> wechselt. Dann hab ich als arithmetisches Mittel 200mA. 75% Duty wären
> 300mA Durchschnitt, laut Datenblatt aber nicht erlaubt.

Nein! Das steht da nicht. Implizit gilt die von dir(!) bereits zitierte 
Norm DIN VDE 0558. Und da ist die Eingangsspannung sinusförmig, mithin 
Duty = 50% und die Frequenz ist 40..60Hz.

> Nehme ich 100%
> Duty hab ich einen konstanten Strom von 400mA, und das ist dann aber
> plötzlich wieder erlaubt? Das macht doch keinen Sinn... was übersehe ich
> hier?

Du nimmst nicht wahr, daß bei 50% Duty der Spitzenstrom immer 
mindestens das Doppelte des gemittelten Stroms ist. Im besonderen Fall 
eines sinusförmigen Stroms ist der Spitzenstrom sogar 11% höher 
(Effektivwert vs. Gleichrichtwert). D.h. für 200mA unter diesen 
Bedingungen sind gut 440mA Spitzenstrom notwendig.

Mehr ist nicht drin, weil die BAS19 keine nennenswerte thermische 
"Masse" besitzt, die die zusätzliche thermische Energie (vulgo: Wärme) 
aufnehmen und in der folgenden Halbwelle ohne Strom abgeben könnte.

Die 1N4001 hingegen hat diese Masse (nicht unbedingt im Silizium-Chip 
sondern in den Anschlußdrähten). Zumindest bei 40..60Hz. Würde man die 
Sache bei höherer Frequenz betrachten, z.B. bei 1kHz, würde sich für die 
BAS19 ein ähnliches Bild ergeben wie für die 1N4001.

: Bearbeitet durch User
von DJR (Gast)


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Axel S. schrieb:
> Das habe ich doch schon geschrieben. Hast du überhaupt versucht, das zu
> verstehen?

Habe ich, hat bisher aber noch nicht geklappt.

Du schreibst in dieser und Deiner vorherigen Nachricht immer von

Axel S. schrieb:
> Spitzenstrom

Mir ist klar, dass

Axel S. schrieb:
> bei 50% Duty der Spitzenstrom immer mindestens das Doppelte des
> gemittelten Stroms ist.

Nur sind mir die Begriffe bis jetzt nicht klar. Das was Du als 
"Spitzenstrom" bezeichnest ist für mich im Datenblatt "I_FRM: Repetitive 
Forward Peak Surge Current" - im Datenblatt mit 625mA angegeben. Ich 
verstehe darunter einen Strom, der wiederholt kurzzeitig fließen darf, 
wenn die Diode sich dazwischen wieder abkühlen kann. Bei einem 
gleichgerichteten Sinus wären das also die Maximalwerte des Stroms.

Ich rede aber von "I_FM: Forward Continuous Current". Darunter verstehe 
ich einen DAUERstrom ("continuous"), also DC. Da gibt es keine 
Möglichkeit für die Diode wieder abzukühlen. Und genau hier verstehe ich 
nicht, warum ein Gleichstrom von 400mA erlaubt sind, wenn im 
Durchschnitt nur 200mA (I_O) zulässig sind.

Trotz allem Danke für Deine Geduld mit mir :-)

von (prx) A. K. (prx)


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Wenn man schon ins Detail geht, sollte man beachten, dass das 
arithmetische Mittel des Stroms bei der Betrachtung der wirksamen 
Sperrschicht-Temperatur nicht so ganz zutrifft, da in die 
Verlustleistung auch die Durchflussspannung eingeht, und die vom Strom 
abhängt. Da dieser Zusammenhang aber nicht linear ist, passt die übliche 
Effektivwertrechnung auch nicht. Da der Stromverlauf bei Gleichrichtung 
mit Kondensator alles andere als sinusförmig ist, wird es in der Theorie 
auch dadurch etwas komplex.

In der Praxis wird man aber gerade bei einer 1N400x Diode kaum in 
Verlegenheit kommen, lange rumzuintegrieren und ist wie auch sonst meist 
gut beraten, respektvollen Abstand von den Limits zu halten und nicht zu 
versuchen, eine 1A Diode mit 1A zu nutzen. Auch dann nicht, wenn sie 
nicht von Ali kommt.

: Bearbeitet durch User
von der_eine (Gast)


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Michael B. schrieb:
> Problemlos, sie würde 150 Grad vertragen,

Stimmt so nicht.

die 150°C werden meist falsch verstanden. Wirklich bedeuten dies:

Bei 150°C Dauertemperatur an der Junction (nicht am Gehäuse!) hat die 
Diode eine (von Hersteller festgelegte) zu erwartende Lebensdauer 
(genauer: Fehlerrate über Zeit - FIT).

Bei niedriger Temperatur sinkt die Fehlerrate, bei höherer Temperatur 
steigt diese. Die basierenden Lebensdauern/Fehlerraten müssen vom 
Hersteller erfragt werden.

Falsch verstanden werden 150°C:
- bei 149°C lebt die Diode ewig
- bei 151°C stirbt die Diode sofort

Gruß

von Wolfgang (Gast)


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der_eine schrieb:
> Bei 150°C Dauertemperatur an der Junction (nicht am Gehäuse!) hat die
> Diode eine (von Hersteller festgelegte) zu erwartende Lebensdauer
> (genauer: Fehlerrate über Zeit - FIT).

Es geht nicht nur um die Fehlerrate.

Durch die hohe Temperatur finden am PN-Übergang Migrationsvorgänge 
statt, die die Eigenschaften des Halbleiters über die Zeit ändern.

Bei LEDs gibt es deswegen z.B. die Lebensdauerangaben, die eine Aussage 
über die Halbwertszeit für die Leuchtstärke darstellt.

von Michael B. (laberkopp)


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der_eine schrieb:
> Stimmt so nicht.

Was genau hast du an

Michael B. schrieb:
> Wer will, dass sie lange leben, nutzt sie aber nicht so heiss.

nicht verstanden ?

Es wurde schon alles gesagt, nur nicht von dir. Du pinkelst auch grossen 
Hunden ans Bein.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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DJR schrieb:
> Axel S. schrieb:

> Du schreibst in dieser und Deiner vorherigen Nachricht immer von
>
>> Spitzenstrom
>
> Nur sind mir die Begriffe bis jetzt nicht klar. Das was Du als
> "Spitzenstrom" bezeichnest ist für mich im Datenblatt "I_FRM: Repetitive
> Forward Peak Surge Current" - im Datenblatt mit 625mA angegeben.

Das ist gar keine unabhängige Angabe. Der Gleichrichtwert eines 
sinusförmigen Stroms ist Spitzenstrom·2/pi. Weil in der von der Norm 
vorgesehenen Einweggleichrichtung nur die halbe Zeit Strom fließt, 
kriegst du unter diesen Voraussetzungen I_av = I_fm/pi. Oder anders 
herum: I_fm = I_av·pi. Und 200mA·3.14 = 628mA. Gerundet auf 625mA.

> Ich rede aber von "I_FM: Forward Continuous Current". Darunter verstehe
> ich einen DAUERstrom ("continuous"), also DC. Da gibt es keine
> Möglichkeit für die Diode wieder abzukühlen. Und genau hier verstehe ich
> nicht, warum ein Gleichstrom von 400mA erlaubt sind, wenn im
> Durchschnitt nur 200mA (I_O) zulässig sind.

Es sind nicht "im Durchschnitt 200mA". Die 200mA gelten für eine genau 
spezifizierte Situation. Einweggleichrichtung von 40..60Hz, 
sinusförmiger Stromverlauf, resistive Last.

Für andere Situationen, z.B. pulsierenden Gleichstrom muß man anders 
rechnen. Die 400mA gehen natürlich immer. Aber weil das in erster Linie 
ein thermisches Limit ist, kann man für Duty <100% einen höheren 
Spitzenstrom entnehmen. Wenn U_f konstant wäre(!) und die Frequenz hoch 
genug, dann könnte man z.B. bei Duty 50% den doppelten Spitzenstrom 
erreichen (also im Mittel auch wieder 400mA).

Dummerweise ist U_f aber nicht konstant, sondern steigt für höheren 
Durchflußstrom am. Die Verlustleistung steigt also überproportional an. 
Wenn man es genau wissen will, muß man also die momentane 
Verlustleistung über eine Periode integrieren. In der Praxis macht das 
niemand. Da nimmt man einfach 400mA und hält davon noch Abstand.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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der_eine schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Problemlos, sie würde 150 Grad vertragen,
>
> Stimmt so nicht.
>
> die 150°C werden meist falsch verstanden. Wirklich bedeuten dies:
>
> Bei 150°C Dauertemperatur an der Junction (nicht am Gehäuse!) hat die
> Diode eine (von Hersteller festgelegte) zu erwartende Lebensdauer

Es sind für Silizium gar nicht 150°C. Rein von der Sperrschicht her 
liegt das Limit weit höher. Das spezifische Problem hier ist das 
Epoxidharz.
Und generell eher mechanische Beanspruchungen durch unterschiedliche 
Ausdehnungkoeffizienten von Halbleiter und Gehäuse.

Transistoren im vollmetallischen TO-3 Gehäuse haben typisch 
T_j_max=200°C. Der gleiche Silizium-Chip im Plastegehäuse hat aber 
T_j_max=150°C. Beispiel: 2N3055 vs. TIP3055.

von Karl B. (gustav)


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Die BAS19 ist doch eine "Schottky".
Also hat keine Sperrschicht im herkömmlichen Sinne, wie bei Si-Dioden à 
la 1N4001.
Die Physik ist da anders. Das hat doch auch einen Einfluss auf die 
genannten Parameter. Oder?

ciao
gustav

P.S.:
Habe die 1N5418 gemessen in Sperrichtung schon hochohmig eine Spannung 
von ca. 2 bis 4V bei angelegter Spannung von 12V. Und variiert von 
Dioden- zu Diodencharge.
Der Sperrstrom spielt bei Betrachtung der Gesamtsituation doch auch eine 
Rolle?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Karl B. schrieb:
> Die BAS19 ist doch eine "Schottky"

Nein.

von Karl B. (gustav)


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Sorry.
Silicon epitaxial planar diode

von Damian R. (djr)


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Axel S. schrieb:
> Es sind nicht "im Durchschnitt 200mA". Die 200mA gelten für eine genau
> spezifizierte Situation. Einweggleichrichtung von 40..60Hz,
> sinusförmiger Stromverlauf, resistive Last.

Aahh, Moment, das heißt: I_O bzw. I_FAV und I_FRM gehören zusammen und 
beschreiben unterschiedliche Aspekte des gleichen Szenarios. Das 
Szenario ist Einweggleichrichtung bei 40..60Hz und resistiver Last. I_O 
bzw. I_FAV beschreibt den Durchschnittswert des Stroms, I_FRM beschreibt 
den Maximalwert des Stroms, also den Hochpunkt des Sinus.

I_FM hingegen beschreibt den zulässigen dauerhaften Gleichstrom, also 
ein ganz anderes Szenario als die Einweggleichrichtung.

Deshalb kann I_FM durchaus höher als I_FAV sein, da sie (durch die 
unterschiedlichen Szenarien) eigentlich gar nicht direkt verglichen 
werden können. Bei der BAS19 ist I_FAV niedriger als I_FM, da sich die 
Diode durch ihre geringe thermische Masse sehr schnell aufheizt. Ein 
I_FAV von 200mA bedeutet ein I_FRM von ca. 625mA, also tatsächlich mehr 
als I_FM. Da die Diode aber zwischen den Halbwellen Zeit zum abkühlen 
hat kann zwar I_FRM größer sein als I_FM, I_FRM kann aber nicht 
dauerhaft fließen, muss also kleiner als I_FM sein.

Hab ich das jetzt endlich richtig verstanden?

von Damian R. (djr)


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Dank freundlichem Hinweis korrigiere ich meinen vorletzten Satz, der 
sollte natürlich so lauten:

"Da die Diode aber zwischen den Halbwellen Zeit zum abkühlen
hat kann zwar I_FRM größer sein als I_FM, I_FRM kann aber nicht
dauerhaft fließen."

Bin bei den ganzen Kürzeln für die Ströme im letzten Satz dann doch noch 
durcheinander gekommen - nochmal Danke für den Hinweis per PN :-)

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