Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik InAmp mit single supply möglich?


von Jonas S. (shocked_j)


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Hallo zusammen!
Für eine Projektarbeit in Medizintechnik probier ich gerade den 
Instrumentationsverstärker AD8221 (Datenblatt oben angefügt) aus. Ich 
habe diesen als feste Platine bestellt (Datenblatt des Herstellers oben 
angefügt; Gainwiderstand 499 Ohm --> gain = 100). Da ich bisher noch nie 
mit solchen OPVs zu tun hatte, versuchte ich bisher lediglich diesen an 
einem Arduino auszulesen, einfach mal zum Ausprobieren.
Da weitere Bauteile noch fehlen, konnte ich die eigentliche 
Differenzialverstärkung nicht nutzen. Daher habe ich VRef, VS- und IN- 
an Gnd angeschlossen (VS+ an 5V; Vout an Analogeingangspin) und IN+ an 
einen Spannungsteiler um 0,9mV auf etwa 90mV zu verstärken. Meinem 
Verständnis nach sollte dies eigentlich funktionieren, solange ich keine 
negative Spannung versuche abzugreifen (das würde ja ohne negative VS- 
das hübsche Teil vermutlich kaputt machen).
Sowohl der Arduino als auch mein Voltmeter zeigen am Signalausgang 
allerdings etwa konstante 400mV an, unabhängig davon ob am 
Spannungsteiler bereits gemessen wird, sobald das Teil nur an der 
Versorgung hängt.
Bin ich also irgendwie komplett auf dem Holzweg und muss das Projekt 
jetzt bereits begraben oder habe ich bereits meine neue Errungenschaft 
kaputt gemacht?!
Ich freue mich auf Eure Hilfestellung und rechne schonmal mit dem 
Schlimmsten!🥹

: Verschoben durch Moderator
von olaf (Gast)


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Das Datenblatt gibt eine minimale Betriebsspannung von +/-2.3V an.
Wenn du das Teil also mit SingleSupply betreibst dann
wird er erwarten das die Ein/Ausgangsspannung soweit von GND weg ist.

Die armen Entwickler von dem Teil haben sich den Arsch wund entwickelt 
um dir so einen tollen Instrumentenverstaerker geben zu koennen, da 
kannst du nicht auch noch R2R erwarten. :)

Olaf

von ... (Gast)


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Wenn dir OPVs noch so fremd sind, solltest du mit ganz normalen
Wald- und Wiesen-OPVs mit bipolarer(!) Versorgung erstmal die
ganze Sammlung von Grundschaltungen durchexerzieren.

Damit koenntest du dich davon ueberzeugen, dass auch der ganz
normale Wald- und Wiesen-OPV mit diesen Grundschaltungen
funktioniert, und das ganz ueberwiegend sogar besser als wenn
ein R2R bis an seine Versorgungsspannung ausgestuert werden soll.
Oder die "virtuelle" Masse "unerwartete" Stoersignale produziert.

Danach werden dir die "Segnungen" von Singlesupply und R2R
nicht mehr so gewaltig vorkommen.

Die Geraetschaften der Wahl fuer solche Erkundungen sind uebrigens
Funktionsgenerator und Oszi.
Den Antuino kannst du da getrost in die hintere Ecke legen.

von olaf (Gast)


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> Danach werden dir die "Segnungen" von Singlesupply und R2R
> nicht mehr so gewaltig vorkommen.

Die Vorteile sind gewaltig! Man muss aber die Grenzen kennen und 
Datenblaetter lesen.

Olaf

von Elektrolurch (Gast)


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Besonders bei analogen ICs muss man sich das ganze Datenblatt anschauen 
- und verstehen!
Für deinen Anwendungsfall hast du dir den falschen INA ausgesucht.
Wie schon geschrieben bräuchtest du einen Rail to Rail INA mit niedrigem 
single-supply.
Was du auch übersehen hast sind Fig. 8,9! (verstehst du die Aussage?)
Da sieht man auch, dass er für minimal +/-5V gemacht ist...
Bei AD gibt es eine gute parametrische Suchfunktion.
Da findest du single-supply und Rail-Rail.
Wenn du IN- auf VS- legst, macht ja ein INA keinen Sinn.

von Achim S. (Gast)


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Hier

https://tools.analog.com/en/diamond/#difL=-0.1&difR=0.1&difSl=0.1&gain=100&l=-8&pr=AD8221&r=8&sl=-8&tab=1&ty=1&vn=-15&vp=15&vr=0

kannst du die Betriebsparameter deines Instrumentenverstärkers 
einstellen und berechnen, wie nahe du mit den Ein- und Ausgängen an die 
Grenzen der Versorgungsspannung ran kannst. Das ist grade bei 
Instrumentenverstärkern nicht immer ganz einfach zu bestimmen, weil in 
der internen Verstärkerstufe höhere Spannungen vorliegen können als an 
den Ein- und Ausgangspins sichtbar werden.

von Jonas S. (shocked_j)


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Vielen Dank für die Schläge auf den Hinterkopf... das kann so ja nicht 
funktionieren😅. Ich werde als nächstes die +/-5V ausprobieren und mir 
eine passendere Versuchsschaltung überlegen.
Dieses coole Tool:
https://tools.analog.com/en/diamond/#difL=-0.1&difR=0.1&difSl=0.1&gain=100&l=-8&pr=AD8221&r=8&sl=-8&tab=1&ty=1&vn=-15&vp=15&vr=0
kannte ich noch nicht, vielen Dank Achim!
Damit muss ich das Forum mit solch banalen Anfragen hoffentlich nicht 
mehr in nächster Zeit belästigen😜.

von Eberhard H. (sepic) Benutzerseite


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Jonas S. schrieb:
> Daher habe ich VRef, VS- und IN-
> an Gnd angeschlossen (VS+ an 5V; Vout an Analogeingangspin) und IN+ an
> einen Spannungsteiler um 0,9mV auf etwa 90mV zu verstärken.

Der AD8221 ist grundsätzlich auch für Single-Supply geeignet.
Aber die Einschränkungen sind bei einfacher +5V-Versorgung so groß, dass 
eine solche Versorgung kaum Sinn macht, da der Ein- und 
Ausgangsspannungsbereich damit sehr eingeschränkt ist.

Dein Versuchsaufbau ist bei ausschließlich +5V Versorgungsspannung 
bereits per -Vin=0V außerhalb dieses Bereichs, und bei +Vin je nach 
Spannung und eingestellter Verstärkung ebenfalls. Dem AD8221 ist dabei 
aber nichts passiert.

Bei einer Versorgung mit ±5V wären es immerhin -3,6V bis +3,7V am 
Ausgang und am Eingang je nach eingestellter Verstärkung.

Wenn das ausreicht und keine negative Versorgungsspannung zur Verfügung 
steht (es muss nicht unbedingt eine symmetrische Versorgung sein), kann 
man die -5V mit wenig Aufwand aus den +5V erzeugen.

Deutlich bessere Eigenschaften erzieht man z. B. mit ±10V oder auch 
+7,5V/-5V Versorgungsspannung, vor allem kann man den Ausgang damit 
höher aussteuern.

Bei negativen bzw. nullsymmetrischen Signalspannungen schiebt man den 
Ausgangspegel z. B. per REF=2,5V ins Positive, womit dann alles besser 
zum Arduino passt.

Man kann den AD8221 übrigens sehr gut per LTSpice simulieren.

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