Forum: PC Hard- und Software GPL V3 und gekaufter Code


von Michael (Gast)


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Wie verhält es sich denn wenn ich ein Projekt habe, das Code von GPL 
nutzt UND gekaufter Code das closed ist? Ich kann ja den closed source 
nicht veröffentlichen.

von Oliver S. (oliverso)


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Du kannst in deinen Projekten machen, was auch immer du willst, so lange 
du das Programm nicht weitergibst.

Wenn du das Programm weitergibst, steht in der GPL und in der Lizenz des 
gekauften Codes, was du dafür erfüllen musst. Es garantiert dir aber 
niemand, daß es für die Weitergabe eine Lösung gibt, die beide Lizenzen 
erfüllt.

Oliver

: Bearbeitet durch User
von DPA (Gast)


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Tja, das ist dein Problem. Eine Lizenz ist, wie so vieles im Alltag, 
auch ein Vertrag, ein Lizenzvertrag. Du musst deinen Teil deiner 
Verträge immer auch erfüllen. Sonnst steckst du dann halt in der 
scheisse.

von Michael (Gast)


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Ok, danke für die Antwort.

Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als 
seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

von Thomas W. (goaty)


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Michael schrieb:
> Ich werde dann ... so tun als seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

Ganz toll. Warum nicht dynamisch linken ?

von Émile (Gast)


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Michael schrieb:
> und so tun als seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

Das ist dann halt illegal.

Wenn Du Dich schon am Open-Source-Regal bedienst, dann bedien' Dich halt 
an den Fächern, die nicht mit GPL versehen sind. Ist ja nicht so, als 
gäbe es nur GPL. Tatsächlich gibt es ganze Betriebssysteme, die nicht 
unter der GPL stehen, und die Du auch kommerziell nutzen darfst, ohne 
irgendwelche Sourcen offenlegen zu müssen. Und es gibt auch Libraries, 
die die Lizenz dieser Betriebssysteme nutzen; die BSD-Lizenz ist ein 
Beispiel dafür.

von Karl Käfer (Gast)


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Michael schrieb:
> Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als
> seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

Solange Du die Binaries nicht weitergibst, ist das gar kein Problem.

von Michael (Gast)


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Karl Käfer schrieb:
> Michael schrieb:
>> Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als
>> seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.
>
> Solange Du die Binaries nicht weitergibst, ist das gar kein Problem.

Wieso binaries? Kannst du mir bitte das erläutern?

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Michael schrieb:
> Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als
> seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

Spitzenidee: Ich mach die Augen zu und tu so, als waer' ich unsichtbar.
Klingt nach einem sehr guten Plan.

scnr,
WK

von Ryven (Gast)


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Dynamisch Linken kann dein Ausweg sein. Geht halt bei baremetall kaum.
Und falls du die GPL ignorierst kann der grose Hammer werden das dir die 
Verwendung untersagt wird. Viel Spaß dann beim umrüsten.
Es wurde schon anderen Firmen klar gemacht dass man ne Lizenz einhalten 
muss.

von DPA (Gast)


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Ryven schrieb:
> Dynamisch Linken kann dein Ausweg sein.

Höchstens bei der LGPL, nicht bei der GPL. Und ich glaube selbst dann 
kommt es drauf an. Normale LGPL library in closed source Programm, ok. 
Closed source library in LGPL Program, nein. Und dann bin ich mir auch 
nicht mehr sicher, wie das bei Plugins schon wieder war.

von Oliver S. (oliverso)


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Michael schrieb:
> Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als
> seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

Warum fragst du dann überhaupt? Mach, was du willst, aber lebe mit den 
Konsequenzen (wenn es denn welche gibt).

Aber wie schon gesagt wurde, laufen sehr viele libs ja nicht (nur) unter 
GPL, sondern unter LPGL. Damit ist dein Vorhaben ziemlich sicher 
problemlos.

Oliver

von Michael F. (Firma: IAR Systems) (michael_iar)


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Michael schrieb:
> Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als
> seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

Moin,

so was kann ordentlich in die Hose gehen...
https://en.wikipedia.org/wiki/Free_Software_Foundation,_Inc._v._Cisco_Systems,_Inc.

;-)

Gruß,
Michael

von 888 (Gast)


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Karl Käfer schrieb:

> Solange Du die Binaries nicht weitergibst, ist das gar kein Problem.

Wobei der Verkauf von Produkten, in denen Mikrocontroller verbaut sind, 
die diese Binaries enthalten, ebenfalls als "weitergeben" zählt.

Unsere Kunden lassen sich schriftlich zusichern, dass die gelieferte 
Software keine Free/Open Source-Komponenten enthält und frei von Rechten 
Dritter ist.

von Michael F. (Firma: IAR Systems) (michael_iar)


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Michael F. schrieb:
> 
https://en.wikipedia.org/wiki/Free_Software_Foundation,_Inc._v._Cisco_Systems,_Inc.

Der abschließende Punkt sollte noch Teil des Links sein, aber irgendwie 
will das die Software hier im Forum nicht so richtig... :-/

von Michael (Gast)


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Oliver S. schrieb:
> Mach, was du willst, aber lebe mit den
> Konsequenzen (wenn es denn welche gibt).

Ja, hatte schon bei Aliexpress mir nen Account angelegt mit chinesischem 
Namen und werde auch diese uC-Platinen dort verkaufen. Mit anderen 
Dingen läufts ja bereits

von Oliver S. (oliverso)


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Seit wann ist Troll ein chinesischer Name?

Oliver

von Rolf M. (rmagnus)


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DPA schrieb:
> Ryven schrieb:
>> Dynamisch Linken kann dein Ausweg sein.
>
> Höchstens bei der LGPL, nicht bei der GPL.

Richtig.

> Und ich glaube selbst dann kommt es drauf an. Normale LGPL library in
> closed source Programm, ok. Closed source library in LGPL Program, nein.

Warum nicht? Ich sehe keinen Grund, warum das nicht gehen sollte. 
Entscheidend ist nur, dass der Nutzer die Möglichkeit hat, den LGPL-Teil 
zu ersetzen durch eine selbst compilierte und ggf modifizierte Variante 
davon. Ob dieser Teil jetzt das Programm oder eine Lib ist, sollte 
eigentlich egal sein.

> Und dann bin ich mir auch nicht mehr sicher, wie das bei Plugins schon
> wieder war.

Kommt darauf an, wie eng die Bindung zwischen Programm und Plugin ist.

Michael schrieb:
> Karl Käfer schrieb:
>> Michael schrieb:
>>> Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als
>>> seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.
>>
>> Solange Du die Binaries nicht weitergibst, ist das gar kein Problem.
>
> Wieso binaries? Kannst du mir bitte das erläutern?

Wenn du Binaries weitergeben willst, die GPL-Code enthalten, musst du 
den Quellcode des gesamten Programms zumindest auf Nachfrage ebenfalls 
zur Verfügung stellen und demjenigen, dem du es gegeben hast, das Recht 
einräumen, das gleiche zu tun.
Wenn dir eine Lizenz irgendeiner Komponente das verbietet, dann ist 
diese Lizenz nicht kompatibel zur GPL, und es ist illegal, die 
Komponente in Verbindung mit GPL-Code zu verbreiten.

: Bearbeitet durch User
von Nop (Gast)


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Soul E. schrieb:

> Unsere Kunden lassen sich schriftlich zusichern, dass die gelieferte
> Software keine Free/Open Source-Komponenten enthält und frei von Rechten
> Dritter ist.

Bei permissiven OSS-Lizenzen sehe ich nicht, wo das Problem liegen 
sollte.

von Nano (Gast)


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Michael schrieb:
> Ok, danke für die Antwort.
>
> Ich werde dann mein ganzes Projekt closed Source machen und so tun als
> seien die Libs alle zugekauft bzw von mir.

Ich glaube ja, dass du ein Troll bist, aber da es gerade so schön ist:

Du: "Ich habe eine vollautomatische Kriegswaffe, darf ich die behalten?"
Wir: "Nein, der Besitz dieser Waffe ist illegal"
Du: "Okay, dann versteck ich sie unter meinen Kopfkissen und tue so, als 
hätte ich keine."

von Le X. (lex_91)


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Rolf M. schrieb:
>> Und dann bin ich mir auch nicht mehr sicher, wie das bei Plugins schon
>> wieder war.
>
> Kommt darauf an, wie eng die Bindung zwischen Programm und Plugin ist.

Hat nicht ein findiger Compilerbauer (Microchip?) mal den 
"GPL-verseuchten" Teil der Codebasis in ein separates Binary ausgelagert 
und nur diesen Code dann offengelegt?
Weiß aber nicht mehr wie das ausging.

von Nano (Gast)


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Das Auslagern geht nur mit LGPL Code, sie schreibt es bei closed source 
Software auch vor.
Mit der GPL ist das nicht möglich, also eine Lizenzverletzung,

von Rolf M. (rmagnus)


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Le X. schrieb:
> Rolf M. schrieb:
>>> Und dann bin ich mir auch nicht mehr sicher, wie das bei Plugins schon
>>> wieder war.
>>
>> Kommt darauf an, wie eng die Bindung zwischen Programm und Plugin ist.
>
> Hat nicht ein findiger Compilerbauer (Microchip?) mal den
> "GPL-verseuchten" Teil der Codebasis in ein separates Binary ausgelagert
> und nur diesen Code dann offengelegt?
> Weiß aber nicht mehr wie das ausging.

Ist mir nicht bekannt. Ob man damit durchkommt, halte ich für 
zweifelhaft. Zumindest laut GPL-FAQ ist nicht entscheidend, ob das 
separate Binaries sind oder nur eins, sondern wie die Interaktion 
erfolgt. Ist es nur ein einzelner Aufruf in der Art wie bei einem 
Programmaufruf mit ein paar Parametern und Entgegennahme der Ausgabe 
oder ist es eine komplexe Interaktion in der Art einer API oder gar 
sowas wie die Ableitung von Klassen?
https://www.gnu.org/licenses/gpl-faq.html#GPLPlugins

von Georg (Gast)


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Rolf M. schrieb:
> Ist es nur ein einzelner Aufruf in der Art wie bei einem
> Programmaufruf mit ein paar Parametern und Entgegennahme der Ausgabe
> oder ist es eine komplexe Interaktion in der Art einer API oder gar
> sowas wie die Ableitung von Klassen?

Linus Thorwalds hat ja mal die Meinung geäussert, laut Lizenz müsste 
jedes Programm das unter dem Betriebssystem Linux läuft auch als Open 
Source veröffentlicht werden - so eine Art "Infektionstheorie". Hat sich 
aber ausserhalb der Linux-Szene nicht allgemein durchgesetzt.

Georg

von DPA (Gast)


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Georg schrieb:
> Linus Thorwalds hat ja mal die Meinung geäussert, laut Lizenz müsste
> jedes Programm das unter dem Betriebssystem Linux läuft auch als Open
> Source veröffentlicht werden - so eine Art "Infektionstheorie"

Blödsinn. Gerade beim Kernel haben sie ja explizit noch eine Ausnahme 
bei ihrer Lizenzierung, die die Syscalls ausschliesst. Ganz ähnlich wie 
gcc auch, für die mit ihm kompilierten Programme.

PS: Es ist "Linus Torvalds", nicht "Linus Thorwalds"

von MaWin (Gast)


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Georg schrieb:
> Linus Thorwalds hat ja mal die Meinung geäussert, laut Lizenz müsste
> jedes Programm das unter dem Betriebssystem Linux läuft auch als Open
> Source veröffentlicht werden

Falls du Linus Torvalds meinst, dann hat er so ziemlich genau das 
Gegenteil von dem gesagt, was du hier behauptest.

Es ist doch noch gar kein Freitag.

von (prx) A. K. (prx)


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Le X. schrieb:
> Hat nicht ein findiger Compilerbauer (Microchip?) mal den
> "GPL-verseuchten" Teil der Codebasis in ein separates Binary ausgelagert
> und nur diesen Code dann offengelegt?
> Weiß aber nicht mehr wie das ausging.

Vor etlichen Jahren bin ich bei deren 16-Bittern dem begegnet. Sie 
hatten GCC um eine proprietäre Optimierung angereichert, aber IIRC lief 
diese als separates Programm, closed Source. Ebenso die Lizenzprüfung.

: Bearbeitet durch User
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