Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie funktioniert die Drehzahlregelung beim Allstrommotor


von Ulrich W. (Gast)


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Hallo,

wie funktioniert eigentlich die Drehzahlregelung bei Handbohrmaschinen 
oder ähnlichen Handwerkzeugen? Habe eine alte AEG von 1980 geerbt, die 
hält die Drehzahl bei niedrigster Einstellung auch unter Last absolut 
konstant. Wird für eine solch genaue Regelung die Drehzahl gemessen?

Schaltung wäre interessant, leider fehlt mir der Suchbegriff.

Ulrich

von Dieter (Gast)


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Ganz einfach per Phasenanschnitt mit Triac, weil es sich um einen 
Universalmotor handelt.
https://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap4/Kapitel4.html

von Hans K. (Firma: privat) (sepp222) Flattr this


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Kommt auf die Motorart an. Habe eine 2 Gang AEG SB2E600 mit Magnetring 
auf dem Anker, natürlich Drehzahlregelung.Musste sie erst etwas umbauen 
die Hauptspindel hatte axial Spiel,hinten war eine Druckfeder eingebaut.
                                        Hans

von Christian M. (likeme)


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Bei meinem Hilti Abbruch Hammer ist eine Drehzahlregelung mit 
Magnetscheibe drin. Habe mich auch gewundert das der immer gleich 
konstant lief und beim einschalten immer kurz "überdreht" hat, PID heißt 
das oder so.... Ob das in der alten Bohrmaschine der Fall ist wage ich 
zu bezweifeln.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Ulrich W. schrieb:
> Wird für eine solch genaue Regelung die Drehzahl gemessen?

Üblicherweise wertet man dafür die induzierte Spannung im Motor selbst 
aus, die drehzahlabhängig ist. In anderer Form hat sowas jeder 
Kompakt-Kassetten-Recorder dazumals gemacht.

ps: Wenn sie aber wirklich "absolut konstant" bleibt, spricht das eher 
für eine externe Variante der Drehzahlmessung.

: Bearbeitet durch Moderator
von Hans K. (Firma: privat) (sepp222) Flattr this


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In meiner alten AEG ist eine Elektronik mit Hallswitch + Magnetring mit 
8 Polen oder mehr verbaut.Passt prima in meine Bohrständer.Die SB2E600 
wird machmal in den Kleinazeigen für kleingeld angeboten.
                  Hans

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Ulrich W. schrieb:
> wie funktioniert eigentlich die Drehzahlregelung bei Handbohrmaschinen
> oder ähnlichen Handwerkzeugen?

Unterschiedlich, meist nur einfacher Phasenanschnitt.

> Habe eine alte AEG von 1980 geerbt, die
> hält die Drehzahl bei niedrigster Einstellung auch unter Last absolut
> konstant.

AEG Atlas Copco hat sich oft Mühe gegeben und statt einfacher 
Phasenanschnittsteuerung einen U2010 mit Belastungsausregelung 
eingesetzt.

> Wird für eine solch genaue Regelung die Drehzahl gemessen?

Das bekommst du eher bei Kress, wie der FME1050, oder Wabeco F1200.

von Basti (echolot)


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Dieter schrieb:
> Ganz einfach per Phasenanschnitt mit Triac, weil es sich um einen
> Universalmotor handelt.
> https://www.joretronik.de/Web_NT_Buch/Kap4/Kapitel4.html

Nachfrage März 2024:
Wenn ich diesem Link folge, dann finde ich die
Abbildung "4.1B Dimmer(fast) ohne Hysterese"
mit Diac und Triac.
Ist diese Schaltung gemeint, die man für alte Bohrmaschinen ohne 
Tachosignal nutzen könnte, um die Drehzahl zu regeln und einigermaßen 
stabil zu halten, jedenfalls stabiler als mit einem einfachen China 
Thyristor Leistungsregler in der Bucht?
Und: ist ein Bohrmaschinenmotor ein Asynchronmotor, eigentlich schon, 
oder?
Danke für österliche Antwort,
ciao Basti

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7635901 wurde vom Autor gelöscht.
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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In den alten Erklärungen zu der einfachen Thyristorregelung für 
Elektromotoren taucht immer wieder der Begriff "Gegen-EMK" auf.
https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromotorische_Kraft

Ich habe den Eindruck, die Autoren wussten selbst nichts genaues.
Jedenfalls gab es schon früh Schaltungsvorschläge z.B. in RPB-Büchern 
oder Elektor dafür.

von Thomas B. (thombde)


Angehängte Dateien:

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Da gibt es viel Auswahl.
Mit EMK, oder ohne, Thyristorsteller, oder mit Triac.
Oder mit U2008B,U2010B.
Lese mal die Datenblätter.
Ist jedenfalls besser al der Chinamist.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Ein DIMMER ist für eine rein Ohmsche Last gedacht deren 
(Innen)Widerstand sich nicht so drastisch und unvorhersehbar ändert wie 
bei einem Universalmotor bei Belastung. Ein einfacher "Steller" kann das 
nicht regeln!

Zum regeln bedarf es eines Feedbacksignals, z.B. in Form eines 
Drehzahlmessers (jede Menge Versionen zur Wahl). Oder man behilft sich 
mit der Auswertung der Gegen EMK, die in gewissem Umfang aus dem Motor 
zurück ins Netz gespeist wird (grob vereinfacht). Mit einigem 
Elektronikaufwand (daher die alten U Spezial ICs) kann diese 
Rückspeisung ausgewertet und als Regelabweichung ausgewertet werden. Der 
Regler macht aus Führungsgröße - Regelabweichung dann die Stellgröße und 
hält damit die Drehzahl konstant.

Da die Gegen EMK aber allen möglichen Störeinflüssen unterliegt, wird 
viel häufiger eine "echte" Drehzahlmessung verwendet.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Basti schrieb:
> .
> Ist diese Schaltung gemeint, die man für alte Bohrmaschinen ohne
> Tachosignal nutzen könnte, um die Drehzahl zu regeln und einigermaßen
> stabil zu halten, jedenfalls stabiler als mit einem einfachen China
> Thyristor Leistungsregler in der Bucht

Nein, das ist dieselbe Schaltung.

Ein U2008 kann die Drehzahl ohne Drehzahlsensor auch unter Belastung 
weniger einbrechen lassen, in dem bei steigender Stromaufnahme der 
Phasenwinkel vergrössert wird, wird z.B. bei besseren Bohrmaschinen 
gemacht.


Einfacher siehe http://www.soloelectronica.net/triac/APPCHP6.PDF Back 
EMF Feedback Circuits

Christoph db1uq K. schrieb:
> Ich habe den Eindruck, die Autoren wussten selbst nichts genaues.
> Jedenfalls gab es schon früh Schaltungsvorschläge z.B. in RPB-Büchern
> oder Elektor dafür.

Na ja, Elektor nicht, Philips schon.

Beitrag #7635960 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der Text auf Seiten 47-52 beschreibt "Back EMF Feedback Circuits" zur 
Drehzahlkonstanthaltung.
Geht dasselbe auch mit Triacs? Hier wird ein AC-Motor ja nur maximal zu 
50% versorgt, weil es nur Thyristoren sind.

Im Gegensatz zu Dimmern sitzt der Motor unter dem Thyristor, damit kann 
sich die Gegen-EMK auf die Ansteuerspannung auswirken.

: Bearbeitet durch User
von Thomas B. (thombde)


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Irgendwo hatte ich mal einen Schaltplan wo der Thyristor
über eine Graetzbrücke den Motor steuert.
Also beide Halbwellen, und mit EMK.
Finde ich leider nicht mehr.
Zu viel Papierkram hier bei mir.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Es geht um Regelungstechnik, ich denke hauptsächlich eine 
Proportionalregelung. Die hat eine Schleifenverstärkung, die mit der 
primitiven Schaltung nicht sehr groß sein dürfte.

Operationsverstärker in der üblichen Beschaltung als lineare Verstärker 
haben eine Verstärkung der aufgetrennten Gegenkopplungsschleife von 
100000 bis zu 1 Million, die ist hier wesentlich kleiner. Damit darf man 
auch keine gute Ausregelung in allen Belastungssituationen erwarten.
ICs wie die oben genannten Telefunken-Typen können das besser.

von Alfred B. (alfred_b979)


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Thomas B. schrieb:
> Irgendwo hatte ich mal einen Schaltplan wo der Thyristor
> über eine Graetzbrücke den Motor steuert.
> Also beide Halbwellen, und mit EMK.

Innerhalb einer Graetzbrücke, ja? Da reichte aber schon ein
Mosfet (keine Rückwärtsleitfähigkeit, Bodydiode totgelegt),
oder auch BJT (niedrige Rückwärtssperrfähigkeit belanglos).

Mindert natürlich nicht das Interesse an evtlem. Schaltplan
...nur muß in der Mitte halt kein Thyristor drinstecken. ;)

: Bearbeitet durch User
von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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>taucht immer wieder der Begriff "Gegen-EMK" auf.

Das ist die Spannung die ein Kommutatormotor selbst
erzeugt wenn er sich dreht. Der Motor ist ja im Prinzip
auch Generator. Bei einer bestimmten Drehzahl wird
irgendwann die selbst erzeugte Spannung so groß
wie die von außen angelegte Spannung und der Strom
wird Null. Wenn man zwei gleich große Spannungen
parallel schaltet fließt kein Strom. Das führt dazu,
daß bei einen Motor mit Dauermagnet oder bei einen
Nebenschlußmotor (Erregerwicklung und Läufer sind Parallel),
die Drehzahl sehr stabil ist. Bei einen Reihenschlußmotor
(Erregerwicklung und Läufer sind in Reihe geschaltet) ist
die Drehzahl nicht stabil, die wird immer schneller und
schneller, weil wenn der Strom kleiner wird, daß
Magnetfeld vom Erreger auch kleiner wird und die Drehzahl
zwangsläufig größer werden muß, um genügend "Gegen-EMK"
auf zubauen.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ein interessanter Aspekt. Es war speziell nach Allstrommotor gefragt, 
also fällt der DC-Motor mit Permanentmagnet weg, ebenso ein 
"Kondensatormotor" nur für AC. Schrittmotoren wären noch ein Sonderfall.

Wo werden im Haushalt eher Reihenschlussmotoren benutzt?

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Christoph db1uq K. schrieb:
>Wo werden im Haushalt eher Reihenschlussmotoren benutzt?

Staubsauger, Handbohrmaschine, Küchenmaschinen,
all die Geräte die so hochtourig laufen mit
Kommutator und Kohlebürsten. Auch manchmal bei
Waschmaschinen. Ich habe schon alte Waschmaschinen
ausgeschlachtet und den Motor für andere Zwecke benutzt.
Den habe ich dann mit Gleichspannung betrieben. Die
Reihenschaltung der Erregerwicklung und Läufer habe ich
aufgetrennt, die Erregerwicklung an 6V angeschlossen
und den Läufer mit 24V oder 60V betrieben. Auch mit
Staubsaugermotore kann man das so machen. Wenn man das
nicht macht, dann wird die Drehzahl ohne Belastung
extrem hoch, und kann bis zur Zerstörung gehen.

von Michael G. (mjgraf)


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Ulrich W. schrieb:
> Wird für eine solch genaue Regelung die Drehzahl gemessen?

Wenn es eine Regelung ist, wird auch gemessen ‒ wie willst Du sonst 
regeln? Ohne Messung hast Du nur eine Steuerung.

von Michael B. (laberkopp)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Wo werden im Haushalt eher Reihenschlussmotoren benutzt?

Überall wo es Krach machen kann und nur kurzzeitig haltbar sein muss.

Also zunehmend, früher gab es mehr leise langlebige (Kondensator, 
Drehstrom) Motore (z.B. in Waschmaschinen, Küchengeräten).

Inzwischen gibt es auch BLDC, aber ob die länger halten steht in den 
Sternen und inzwischen gibt es mehr Permanentmagnet-DC Motoren 
(Kaffeemaschinen, Staubsauger) die genau so kurzlebig Krach machen aber 
trotz Gleichrichter billiger sind.

Ordentliche Maschinen (Industrie) verwenden keine Bürstenmotore.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Wobei die "Messung" in dem einfachen Fall aus der Ausnutzung der 
Generatorspannung des Motors bestehen kann. Die wirkt auf die Thyristor- 
oder Triacschaltung ein, damit hat man eine Regelschleife.

Mein alter Progress-Staubsauger Bj. 1960 hat jedenfalls noch 
Kohlebürsten, mittlerweile die mindestens dritte Generation. Eine vierte 
wird er nicht mehr erleben, die Einkerbung im Kupfer ist zu tief.

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Michael B. schrieb:
> Überall wo es Krach machen kann und nur kurzzeitig haltbar sein muss.

Ist nur ein Aspekt. Ein anderer ist, dass ein Reihenschlussmotor ein 
sehr großes Anzugsmoment aufbringen kann, viel mehr als ein einfacher 
(Kurzschlussläufer-) Drehstrom-Asynchronmotor.

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