Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungsfestigkeit Kondensator für Röhrenheizung?


von Ralf W. (tubefreak)


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Hallo
Habe beim Aufräumen im Keller meine 4xPL504 + 3Trafos 2x12V 30VA (2x 
Übertrager/1x netztrafo) Wiederentdeckt.
Das sollte mal ein Nachbau von B.Kainka's Röhrenverstärker werden.
Hatte dann nachgerechnet und festgestellt, daß der Trafo bereits mit der 
Heizleistung für 4 PL504 Hoffnungslos überfordert ist, da bleibt für den 
Verstärker nix mehr über.
Wenn man aber nur die Stromversorgung für den Verstärker mittels 
Spannungsverdopplung herstellt und die Heizung direkt aus dem 230V Netz 
mit einem 4,7µF Kondensator zieht dann müsste das hinhauen.
Der Kondensator sollte ein MKP oder MP (selbstheilender) Typ sein. 
Jedoch welche Spannungsfestigkeit (Wechselstrom) braucht er?
Ich würde jetzt auf 600V gehen,- kann man das von eurer Seite 
bestätigen?

von Hp M. (nachtmix)


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Ralf W. schrieb:
> mit einem 4,7µF Kondensator

Habs nicht nachgerechnet, aber kommt mir zuwenig vor.

Ralf W. schrieb:
> Jedoch welche Spannungsfestigkeit (Wechselstrom) braucht er?

Nimm einen Motorkondensator. Die sind für Dauerbelastung mit 50Hz 
dimensioniert.

: Bearbeitet durch User
von LDR (Gast)


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Vergiss nicht den Warnaufkleber mit Blitz und Totenkopf!

von Michael M. (michaelm)


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...eine P-Röhre benötigt 0,3 A Heizstrom.

von Ralf W. (tubefreak)


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27Vx4Röhren=108V
108V:0,3A=360

230:0,3=766,666

dann ziehen wir mal ab 766² - 360²=458167,5556
Wurzel aus 458167,5556 = 676,88

C = 1 000 000 / (2  Π  f * Xc)=4,704989623µF

von Repa (Gast)


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Ralf W. schrieb:
> Der Kondensator sollte ein MKP oder MP (selbstheilender) Typ sein.
> Jedoch welche Spannungsfestigkeit (Wechselstrom) braucht er?

Ralf W. schriebim Beitrag #7332195:
> direkt aus dem 230V Netz

Ralf W. schrieb  im Beitrag #7332195:
> Jedoch welche Spannungsfestigkeit (Wechselstrom) braucht er?

Ralf W. schriebim Beitrag #7332195:
> direkt aus dem 230V Netz

Nehmen Sie einen spannungsfesten für Wechselstrom ~ 230V +/-10% ergo um 
250 V~ und/oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!

von Repa (Gast)


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Nachtrag: Linearendstufe 600Watt mit der größeren Schwester PL519 ;)

ist vlt. nicht Deine Hi-Fi-Linie, aber dennoch gut:

https://www.qrp4u.de/docs/de/PL519/index.htm

von Hp M. (nachtmix)


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Hp M. schrieb:
> Habs nicht nachgerechnet, aber kommt mir zuwenig vor.

PL504: 300mA 27V

 4 Stück 108V

Kapazitiver Spannungsabfall: Wurzel(230^2 - 108^2) = 203 V

Blindwiderstand 203 / 0,3= 677 Ohm

Kapazität: 1/ (314 * 677) =  4,7µF

Dein Wert stimmt also doch.

P.S.:
Du kannst die Röhren auch mit Phasenanschnitt oder einer Diode plus 
etwas Widerstand heizen.
Ich  hab das vor vielen Jahren mal mit 4 x PL81 gemacht ..

: Bearbeitet durch User
von Ralf W. (tubefreak)


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> Du kannst die Röhren auch mit Phasenanschnitt oder einer Diode plus
> etwas Widerstand heizen.
> Ich  hab das vor vielen Jahren mal mit 4 x PL81 gemacht ..
und da kommen keine Störungen auf das Verstärkerchen? Wie würde die 
Schaltung dazu aussehen?

von Hp M. (nachtmix)


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Ralf W. schrieb:
>> Du kannst die Röhren auch mit Phasenanschnitt oder einer Diode
> plus
>> etwas Widerstand heizen.
>> Ich  hab das vor vielen Jahren mal mit 4 x PL81 gemacht ..
> und da kommen keine Störungen auf das Verstärkerchen? Wie würde die
> Schaltung dazu aussehen?

Mit einer Diode gibts keine Störungen.
Aber aufgepasst: Der Halbwellenbetrieb mit Diode liefert nicht etwa 
114V, sondern 162 V *). Dementsprechend muss du den Vorwiderstand 
berechnen, oder noch ein paar P-Röhren heizen.

*) Passt gerade für 6 x PL504

: Bearbeitet durch User
von Old (Gast)


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Für erden Kondensator sollte man einen X2 Type mit wenigstens 275V~ 
Wechselspannungsfestigkeit nehmen. Auch sollte man unbedingt dann den 
Heizstromkreis mit einer eigenen Sicherung versehen. Zur 
Einschaltstrombegrenzung im Heizstromkreis könnte ich auch noch ein paar 
TNA 22/300 Heißleiter abgeben. Das wäre zur Schonung der Heizfäden 
sicherlich sinnvoll, weil im ungünstigsten Einschaltmoment (Kondensator 
entladen und einschalten zum Zeitpunkt des Scheitelwertes der 
Netzspannung) ein hoher Strom durch die kaltleitenden Heizfäden fließt.

Aber ein „toller“ Verstärker nach B. Kainka wird das nicht, eher ein 
Notbehelf und schade um die PL504.

von Hp M. (nachtmix)


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Old schrieb:
> könnte ich auch noch ein paar
> TNA 22/300 Heißleiter abgeben. Das wäre zur Schonung der Heizfäden
> sicherlich sinnvoll, weil im ungünstigsten Einschaltmoment (Kondensator
> entladen und einschalten zum Zeitpunkt des Scheitelwertes der
> Netzspannung) ein hoher Strom durch die kaltleitenden Heizfäden fließt.

Kann man machen, aber ich halte das für eine eher kosmetische Zutat.
Der Heizer besteht, ebenso wie in Glühlampen, aus Wolfram und dort wird 
er dauerhaft weißglühend.
Beim Einschalten des Kondensators ist die Show aber schon in 10ms 
vorbei.
Die Isolation zwischen Heizer (W) und Kathodenröhrchen (Ni) besteht aus 
Magnesiumoxid (MgO), das auch erst bei ca 2800°C schmilzt.


Falls der TE aber die einfache Schaltung mit der Diode vorzieht, dann 
sollte bei deren Polarität darauf achten, dass die Kathode nicht 
negativer als 100V gegenüber dem Heizfaden wird.
M.a.W.: Ein Ende der Heizkette kommt ungefähr an Masse, und die Diode 
liefert ans andere Ende die negative Halbwelle zu Heizen.



Old schrieb:
> Aber ein „toller“ Verstärker nach B. Kainka wird das nicht, eher ein
> Notbehelf

Sowieso. Ich bezweifle auch, dass Kainka eine Referenz im Verstärkerbau 
ist.
Bei mir wars ein 40W Nachbrenner, den ich dem Heizer(echt!) unserer 
Schule für seinen etwas schwachbrüstigen (15W?) Gesangs- und 
Gitarreverstärker gebastelt hatte.
Leider bin ich damals auf die Sache mit dem Effektivwert hereingefallen, 
was dazu führte, dass die Röhren um 40% überheizt wurden und zwar prima 
funktionierten, aber nicht allzulange hielten.
Das war aber keine große Sache, denn eine PL81 von Ultron oder Hoges 
kostete damals um 2 DM.
Interessant war, dass die vllt viermal so teuren Markenröhren von Valvo 
und Telefunken diese Tortur auch deutlich länger aushielten.


Old schrieb:
> und schade um die PL504.

Was willste denn heute sonst noch damit machen?
Die wenigen Sammler, die noch funktionsfähige Fernseher aus jener Zeit 
haben, werden längst mit Ersatzteilen (v.a. Zeilentrafos, Bildröhren) 
eingedeckt sein.

: Bearbeitet durch User
von Repa (Gast)


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Old schrieb:
> Für erden Kondensator

mag für einen erden-en (irden?) irgendwie möglich sein, aber 
Naturgesetze sollten doch universell auch auf erdfremden Planeten ohne 
erden gelten, oder sind wir Erd-Rassisten?

von Hp M. (nachtmix)


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Repa schrieb:
> sind wir Erd-Rassistvorzieht, dann
sollte bei deren Polarität darauf achten, en?

Nee, das ist das "er", das mir hier fehlt:

Hp M. schrieb:
> vorzieht, dann
> sollte bei deren Polarität darauf achten,

: Bearbeitet durch User
von Repa (Gast)


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Hp M. schrieb:
> das mir hier fehlt:

Hallo nachtmix, ich bezweifle nicht, dass Dir etwas fehlt.

von Repa (Gast)


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Hallo nachtmix,

Ehrlich - hab nicht gerechnet, dass noch weitere Eulen hier im Forum 
noch herumfliegen um mir um ein Uhr nachts noch eine Antwort zu 
generieren,

Respekt!

von michael_ (Gast)


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Das Gemurkse wird ja immer größer.
Schon die ungeeignete Röhre und dann noch der Netzbetrieb?
Wo dann der Verstäker gesamt noch schutzisoliert werden muß.

So ein Kloppy von 4,7µ ist sicher größer und teurer als ein 
entsprechendes Schaltnetzteil.

von Hp M. (nachtmix)


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michael_ schrieb:
> So ein Kloppy von 4,7µ ist sicher größer und teurer als ein
> entsprechendes Schaltnetzteil.

Na, dann verrate mal, wo du für 5 bis 6 EUR ein Schaltnetzteil mit 
passender Ausgangsspannung bekommst.
z.B.: https://www.ebay.de/itm/174911703795

von Repa (Gast)


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Hp M. schrieb:
> Die wenigen Sammler, die noch funktionsfähige Fernseher aus jener Zeit
> haben, werden längst mit Ersatzteilen (v.a. Zeilentrafos, Bildröhren)
> eingedeckt sein.

Nöpp, nicht alle. Dies brauchen, fragen noch nach und ich habe vor 
einigen Monden noch Boosterkondensatoren abgegeben - einer hats für 
seinen Oldtimer gebraucht und hier lagen die noch im einem 
Sortimentskasten aus einem TV-Techniker-Nachlass.

Bei Bedarf, viele Teile für Retro- TV vorhanden, den Markt einzeln 
anzusteuern ists ist mir schlicht die Zeit nicht Wert, Nachricht bitte 
nur hier im Thread, PM gibts noch nicht, werde mich aber bei Bedarf 
registrieren... - gucke ~ 1x wöchentlich und gebe dann den Senf 
geballt...

oder auch nicht.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Old schrieb:
> eher ein
> Notbehelf und schade um die PL504.

Pah, willste sie wieder in eine Zeilenendstufe packen? Da ist ein 
Audioverstärker doch viel edler - wenn sie dafür auch nie gedacht war. 
Aber Spass muss sein...

von Old (Gast)


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Ich meinte eher schade um die PL504 mit der Schaltung von Kainka. So 
eine potente Röhre hätte in einer anderen Verstärkerschaltung mehr Sinn, 
wie z.B. als SE Push-Pull Gegentakt AB Schaltung. Da macht dann ein 
Netztrafo als Ausgangstrafo bei entsprechender Schaltungstechnik nach 
Peterson&Sinclair durchaus einen Sinn. Hab sowas mal mit PCL85 gemacht 
und damit erreicht man dann 10Wrms bei niedrigem Klirrfaktor und (fast, 
je nach Netztrafo) „HiFi-“Frequenzbereich. Müsste man mal mit PL504 
statt P(C)L85 nachrechnen, was da möglich ist.

von Old (Gast)


Angehängte Dateien:

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Hab mal die Single-Ended Push-Pull Schaltung nach Peterson&Sinclair mit 
der PCL85 rausgesucht.

von Manfred (Gast)


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Hp M. schrieb:
> denn eine PL81 von Ultron oder Hoges

Oh weh, vielleicht hätte Birnen von Valvo länger Freude bereitet.

Hoges hatte einen sehr schlechten Ruf und Ultron war ebenfalls nicht der 
Freund der Fernsehpruckler.

von Hp M. (nachtmix)


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Manfred schrieb:
> Oh weh, vielleicht hätte Birnen von Valvo länger Freude bereitet.

Hab ja oben geschrieben, dass sie das taten.
Vermutlich waren sie besser/länger gepumpt.

Das eigentliche Problem war aber meine Fehlannahme, dass sich durch das 
Weglassen einer Halbwelle der Effektivwert der Spannung halbiert (auf 
damals 110V).
Die Leistung halbiert sich, und was das für Spannung bedeutet, mag sich 
jeder selbst überlegen.

von 888 (Gast)


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Hp M. schrieb:

> Die Leistung halbiert sich, und was das für Spannung bedeutet, mag sich
> jeder selbst überlegen.

Aber Du heizt doch mit Leistung und nicht mit Spannung?

von Hubert (Gast)


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Es ist wichtig, dass der Kondensator eine höhere Spannungsfestigkeit als 
die erwartete Netzspannung hat, um Überspannungen zu vermeiden. Eine 
empfohlene Spannungsfestigkeit für einen 4,7µF MKP oder MP Kondensator 
bei einer Netzspannung von 230V AC wäre mindestens 400V AC. Es wäre 
jedoch sicherer, einen Kondensator mit einer Spannungsfestigkeit von 
600V AC zu verwenden.

von syno (Gast)


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Man kann auch halbwegs brauchbares damit machen: 
https://www.roehrentechnik.de/html/synola_509.html

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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syno schrieb:
> halbwegs brauchbares

Das ist aber eine PL509/519. Deutlich was anderes als die hier benutzte 
PL504. Die hier ist gedacht für die Zeilenendstufe in grossen S/W 
Fernsehern.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Old schrieb:
> Hab mal die Single-Ended Push-Pull Schaltung nach Peterson&Sinclair mit
> der PCL85 rausgesucht.

Ungewöhnliche, interessante Schaltung. Hast Du das so gebaut?

von Old (Gast)


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Ja, so gebaut, außer dass ich gerade vorhandene 25VA Netztrafos statt 
den in der Schaltung angegebenen 15VA verwendet habe. Eher ungewöhnliche 
Schaltungen interessieren mich immer wieder und das muss ich dann auch 
mal praktisch aufgebaut haben.

von Alfred B. (alfred_b979)


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