Forum: Digitale Signalverarbeitung / DSP / Machine Learning Gutes Korrekturfilter für Einkanal-LS


von Ferdi (Gast)


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Ich möchte für ein zu bauendes Lautsprechersystem ein einstellbares 
Korrekturfilter programmieren, das in der Lage ist, den Frequenzgang zu 
glätten. Es handelt sich um einen einkanaligen Lautsprecher, der alle 
Frequenzen abdecken soll.

Die erhältlichen Typen wären z.B. solche von MARC-Audio oder Tang-Band, 
die oben, also sagen wir ab 100kHz super glatt laufen, aber unten einen 
starken Abfall ausweisen.

Das Korrekturfilter müsste in etwa so verlaufen, dass es bei 60Hz 
einsetzt, bei 75Hz eine 3dB Anhebung hat und dann kontinuierlich steigt 
bis auf etwa +30 dB bei 20Hz. Das entspräche einer gegenläufigen Kurve 
des Verhaltens aus dem Datenblatt. Verstärker ist vorhanden der das 
Signal hochziehen kann.

Kann man das einfach mit einem doppelten IIR machen? In der 
Analogtechnik hätte ich Tiefpass / Hochpass ab 20/75Hz genommen und 
zusammengeschalten. Bin aber nicht sicher wie ich da machen muss.

Oder muss ich das getrennt machen und beimischen?

Also Tiefpass ab 20Hz um den Abfall zu bekommen und dann eine Kombi aus 
Hochpass ab 75 und Tiefpass bei 100Hz, um die Höhen einzstellen?

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Ferdi schrieb:
> kontinuierlich steigt bis auf etwa +30 dB bei 20Hz.

Na klar, eben mal lächerliche 30dB den Pegel anheben.

Ferdi schrieb:
> Lautsprecher, der alle Frequenzen abdecken soll.

Gibt es nicht. Alle doof, nur Du nicht. Professionelle 
Veranstaltungstechnik, alle doof.

Ferdi schrieb:
> die oben, also sagen wir ab 100kHz super glatt laufen, aber unten einen
> starken Abfall ausweisen.

Na klar, Lautsprecher ab 100kHz aufwärts, die hört außer Dir....niemand! 
Sowasaberauch

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


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Ferdi schrieb:
> In der Analogtechnik hätte ich Tiefpass / Hochpass ab 20/75Hz genommen
> und zusammengeschalten. Bin aber nicht sicher wie ich da machen muss.

Analog könnte man für R1 und R2 je einen 220R Widerstand einsetzen und 
für C2 einen 2,2uF Kondensator.

von DenkenMachtSpaß (Gast)


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Hallo Ferdi,

den Frequenzgang bis 20Hz lienar zu bekommen wird nicht praxistauglich 
funktionieren. Du bräuchtest enorme Leistungen im Bereich unter 50Hz, um 
noch ein klein wenig Schalldruck zu bekommen. Deine Lautsprecher sind 
für solche Frequenzen nicht geeignet. Vermutlich haben die auch einen 
(zu) kleinen Durchmesser. Also entweder einen größeren Durchmesser, dann 
schaffst Du aber den Frequenzgang nach oben nicht, außer du setzt einen 
Koaxiallautsprecher ein. Was spricht denn gegen ein Zweiweg-System?
Oder, wie es alle machen, nen Subwoofer dran hängen.
Nenn doch mal einen der LS-Typen, die du ausgesucht hast. Haben die dann 
wenigstens ne saubere HT-Wiedergabe? Wie gesagt, die Physik lässt sich 
nicht überlisten.

Gruß

Marcus

von DenkenMachtSpaß (Gast)


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Michael M. schrieb:
> Analog könnte man für R1 und R2 je einen 220R Widerstand einsetzen und
> für C2 einen 2,2uF Kondensator.

Schade nur, dass dein Filter ein einpoliges Filter mit 6dB/Oktave ist. 
Das reicht nicht.

Gruß

Marcus

von Audiomann (Gast)


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DenkenMachtSpaß schrieb:
> Du bräuchtest enorme Leistungen im Bereich unter 50Hz, um
> noch ein klein wenig Schalldruck zu bekommen.
Und es würde auch nur kurz funktionieren, weil bei den Verlusten, der 
Lautsprecher schnell gebraten würde.

Auch für den Bassbereich geeignete Lautsprecher haben ordentliche 
Verluste und es wird evident, warum man "für da unten herum" richtig 
Wumms braucht.

> Was spricht denn gegen ein Zweiweg-System?
> Oder, wie es alle machen, nen Subwoofer dran hängen.
Sub-Woofer wäre auch ein 2-Wege-System :-)

Es gibt übrigens Richtwerte für Leistungen und Bandbreiten, ab denen man 
auf 2 und auf 3 Lautsprecher gehen muss. Man darf auch nicht außer Acht 
lassen, dass ein Lautsprecher, der starke Bässe spielen muss, weit 
auslenkt und es damit zu größeren Intermodulationen kommt.

von Gunnar F. (gufi36)


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Siegfried Linkwitz hat genau das gemacht, wovon die Spezis hier 
rezitieren, warum das alles nicht geht.
https://www.linkwitzlab.com/filters.htm#9
Der TO hat nicht über Pegel und Leistung gesprochen.
Ja, man braucht potente Verstärker und Chassis für solche Vorhaben. 
Schöne Beispiele dafür sind bei Linkwitzlab zu sehen.

von Ferdi (Gast)


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Na klar, eben mal lächerliche 30dB den Pegel anheben.
Ich hatte gerechnet 30dB Leistung und somit 15dB Spannung, was ich noch 
als machbar erachtete

>> Lautsprecher, der alle Frequenzen abdecken soll.
> Gibt es nicht.
-> "Breitbandlautsprecher"

> Na klar, Lautsprecher ab 100kHz aufwärts, die hört außer Dir....niemand!
Das ist ein offensichtlicher Tippfehler. Gemeint waren die 100Hz, ab der 
eine Anhebung einsetzen muss, um die Absenkung bei 60 Hz zu 
kompensieren, damit es im Bereich 80Hz flach wird.

Gunnar F. schrieb:
> Der TO hat nicht über Pegel und Leistung gesprochen.
Erst einmal Kleinsignal für line-Pegel. Die Klangkurvenkorrektur in 
Software auf den Ausgang des DAC. Ab dann ein Leistungsverstärker mit 
bis zu 200W verfügbar. Soll einen 100 Watt belastbaren Lautsprecher 
antreiben, eventuell 50W.

von DenkenMachtSpaß (Gast)


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Gunnar F. schrieb:
> Siegfried Linkwitz hat genau das gemacht, wovon die Spezis hier
> rezitieren, warum das alles nicht geht.

Was genau hat er gemacht? Der Link verweist auf ein 12dB/Okt. -Filter.
Das sieht ein wenig anders aus als das von Michae M. von Hand 
gezeichnete.

Außerdem darf ich zitieren:
"provided the driver has adequate volume displacement capability and 
power handling"

Das Diagramm zeigt außerdem, dass der Frequenzgang des verwendeten LS 
(ich nehme mal an, die mit "Driver" kommentierte Kurve ist der LS) erst 
bei 10Hz -30dB Abfall hat. Das ist schon ein deutlicher Unterschied 
zum Chasis des TO, der bereis bei ca. 20Hz mehr als -30dB Abfall hat.

> https://www.linkwitzlab.com/filters.htm#9
> Der TO hat nicht über Pegel und Leistung gesprochen.
> Ja, man braucht potente Verstärker und Chassis für solche Vorhaben.
> Schöne Beispiele dafür sind bei Linkwitzlab zu sehen.

Der TO hat ja leider nicht angegeben, welches Chassis er verwenden sill. 
Mich wundert der Schalldruckverlauf über 80Hz: der scheint bei ca. 95dB 
liegen. Das ist auch nicht gerade "Standard".

Im Überigen bleibe mich bei meiner Aussage, Zitat:
"den Frequenzgang bis 20Hz lienar zu bekommen wird nicht praxistauglich
funktionieren. Du bräuchtest enorme Leistungen im Bereich unter 50Hz, um
noch ein klein wenig Schalldruck zu bekommen." ich sehe mich da nicht so 
weit von Linkwitz' Aussage entfernt.

Gruß

Marcus

von DenkenMachtSpaß (Gast)


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Ferdi schrieb:
> Ich hatte gerechnet 30dB Leistung und somit 15dB Spannung, was ich noch
> als machbar erachtete

Du bist Dir aber schon darüber im klaren, dass +30dB einer 1000-fachen 
Leistung entsprechen?

Außerdem ist mir nicht klar, was Du mit als "noch als machbar" genau 
meinst.
Dein Verstärker muss halt extrem hohe Leistungen bringen und dein 
Lautsprecher diese auch "überleben" können.
Auch wird bei tiefen Frequenzen ein höherer Schalldruck wie bei höheren 
Frequenzen benötigt, um denselben Lautstärkeeindruck zu erzielen.
Deshalb sind Tieftonchassis stets weitaus stärker belastbar als z.B. 
Mittel- oder gar Hochtonlautsprecher. Das verschärft die Bedingungen 
nochmals.

Gruß

Marcus

von Oliver S. (oliverso)


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Gunnar F. schrieb:
> Siegfried Linkwitz hat genau das gemacht, wovon die Spezis hier
> rezitieren, warum das alles nicht geht.

Das wird in jedem popeligen Bluetooth-Lautsprecher, und auch in jeder 
anständigen (Heim-)Kinoanlage so gemacht. Die Diskussion ist nicht, ob 
so etwas prinzipiell möglich ist, sondern, was die Einweg-Billig-Tröte 
des TO und dessen Verstärker bei +30dB und 20Hz dann machen würden.

Die Antwort lautet: magischer Rauch, gepaart mit mechanischer 
Zerstörung.

Oliver

von Nichtverzweifelter (Gast)


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Er hat ja nun altklug -> "Breitbandlautsprecher" gerufen, damit sind 
doch alle seine Probleme gelöst.

Ganz, ganz sicher.

von c-hater (Gast)


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Oliver S. schrieb:

> Das wird in jedem popeligen Bluetooth-Lautsprecher, und auch in jeder
> anständigen (Heim-)Kinoanlage so gemacht.

Nein! Zumindest bei diesen kleinen BT-Brüllboxen mit Akkubetrieb wird 
etwas völlig anderes gemacht.

Da werden sozusagen "virtuelle" Bässe erzeugt. Ein ziemlich genialer 
Trick, der vor allem den Vorteil hat, eben nicht eine exorbitante 
Erhöhung der Leistung und entsprechend widerstandsfähige LS zu deren 
Umsetzung in Schalldruck zu benötigen.

Der Nachteil des Tricks ist allerdings: wenn man sich (oder andere 
Objekte) im Schallfeld bewegt, dann wird er schnell als solcher 
entlarvt. Je weniger LS beteiligt sind, desto auffälliger sind die dann 
auftretenden Auslöschungseffekte.

Man kann das übrigens sehr deutlich bei modernen Handys hören. Die 
benutzen alle diese Technik, um trotz ihrer Winz-LS und des knappen 
Energie-Budgets einigermaßen akzeptabel Musik wiedergeben zu können. Und 
da es eben nur ein oder allerhöchstens zwei LS sind und diese auch nicht 
optimal (d.h.: mit hinreichendem Abstand zueinander) positioniert sind), 
ist der Trick dort auch besonders leicht zu entlarven (sprich: hörbar zu 
machen).

von Ralph B. (rberres)


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Unterhalb der Resonanzfrequenz der Lautsprecherbox fällt die Amplitude 
mit abnehmender Frequenz mit 12db/Oktave ab. Das ist einfach Physik.

Man muss demnach den Pegel nach unten mit 12db/Oktave anheben.

Bei einer Reosnanzfrequenz von 80Hz sind das bei 20Hz 24db mehr Pegel 
haben.

Die Leistung muss bei 20Hz um Faktor 250 höher sein als bei 80Hz.

Man kann das machen, wenn man die Lautstärke insgesamt entsprechend 
drosselt, so das der Lautsprecher noch nicht überlastet wird.

Aber Vorsicht. Die Resonanzfrequenz erzeugt in der Regel eine Erhöhung 
des Schallpegels, welche störend hörbar ist. Diese muss man bedämpfen.

Übrigens bei viele der angeblich basskräftigen Lautsprecherboxen ist das 
was man als Bass zu hören glaubt, in Wirklichkeit eine Oberwelle des 
Bassignales.

So tiefe Bässe wie 20Hz hört man in Wirklichkeit fast garnicht mehr, sie 
lässt nur das Bauchfell vibrieren und die Hosenbeine flattern, ohne das 
man was nennenswertes hört.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Gunnar F. (gufi36)


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Oliver S. schrieb:
> Das wird in jedem popeligen Bluetooth-Lautsprecher, und auch in jeder
> anständigen (Heim-)Kinoanlage so gemacht. Die Diskussion ist nicht, ob
> so etwas prinzipiell möglich ist, sondern, was die Einweg-Billig-Tröte
> des TO und dessen Verstärker bei +30dB und 20Hz dann machen würden.

Das glaube ich noch nicht einmal. Billige BT-Tröten scheitern sehr bald 
an Auslenkung und Leistung. M.E., was die machen, ist künstlich Obertöne 
zu erzeugen. Das menschliche Gehör ist dann geneigt, den fehlenden 
Grundton "dazu zu interpretieren", auch wenn er gar nicht dabei ist. 
Vgl. Violine oder Gitarre, bei beiden ist der Grundton sehr schwach, 
aber wir hören ihn doch "dominant". Stichwort für die Suche 
"Residualhören"

von Ralph B. (rberres)


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Gunnar F. schrieb:
> Billige BT-Tröten scheitern sehr bald
> an Auslenkung und Leistung. M.E., was die machen, ist künstlich Obertöne
> zu erzeugen. Das menschliche Gehör ist dann geneigt, den fehlenden
> Grundton "dazu zu interpretieren", auch wenn er gar nicht dabei ist.

Genau so ist es. Der Klirrfaktor eines passiven Lautsprechers beträgt im 
Tieftonbereich durchaus 10% und oft noch weit mehr.

Wer mal aktive bewegungsgegengekoppelte Lautsprecher gehört hat weis 
wovon ich spreche.

Hinzu kommen bei kleinen Tieftonchassis ( 13cm und kleiner ) noch die 
Dopplerverzerrungen, welche insbesonders bei Einweglautsprechern extrem 
sind.

Ralph Berres

von Gunnar F. (gufi36)


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Ralph B. schrieb:
> Wer mal aktive bewegungsgegengekoppelte Lautsprecher gehört hat weis
> wovon ich spreche.

Bei Dir weiß ich ja, dass Du weißt wovon Du sprichst! Aber so etwas 
setzt auch ein Grundverständnis von HiFi voraus und die Bereitschaft, 
natürlich klingende Lautsprecher als solche zu akzeptieren. Eine BM50 
klingt keinesfalls aufregend, einfach nur naturgetreu. Augen zu und die 
Vorstellung einer Live-Darbietung entsteht.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Nichtverzweifelter schrieb:
> Er hat ja nun altklug -> "Breitbandlautsprecher" gerufen, damit sind
> doch alle seine Probleme gelöst.

Solche Lautsprecher sind durchaus nützlich und werden in Studios auch 
eingesetzt, weil sie nicht mit dem Problem leben müssen, dass sich zwei 
Wellenfelder mischen und interferieren und sich teilweise 
abstandsabhängige Auslöschungen ergeben. Außerdem ist es immer eine 
Herausforderung, zwei Lautsprecher so in Einklang zu bekommen, dass eine 
flache Kennlinie entsteht.

Wenn man aber den Frequenzgang erweitern will, gibt es nicht viel Raum. 
Entweder man nutzt den Bassreflex und addiert etwas Resonanz unten oder 
man verstellt die Ansteuerung. Mehr als eine Oktave geht aber praktisch 
nicht, weil man sonst den Lautsprecher nicht ausnutzen kann.
Im Grunde macht es eigentlich nur Sinn, den Bassreflex zu ersetzen und 
die Phase zu korrigieren, um das Ansprechverhalten zu verbessern.

Nimmt man sich mal eine solche Lautsprecherkurve her, wird das Problem 
ersichtlich.

Es gibt aber Breitbänder, die bis unter 60Hz spielen. Diese leider zwar 
an dem, was viele "Dopplereffekt" nennen, man nimmt das aber in Kauf.

Ralph B. schrieb:
> Die Resonanzfrequenz erzeugt in der Regel eine Erhöhung
> des Schallpegels, welche störend hörbar ist. Diese muss man bedämpfen.
Nicht nur das. Auch den Frequenzgang "oben" muss man mit Mathe 
begradigen, wenn man von den Vorteilen dieses LS profitieren möchte.

von DenkenMachtSpaß (Gast)


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c-hater schrieb:
> Da werden sozusagen "virtuelle" Bässe erzeugt. Ein ziemlich genialer
> Trick,

Hallo c-hater,

das klingt sehr interessant. Hast Du da Links, auf denen das Thema 
besprochen wird?

Gruß

Marcus

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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DenkenMachtSpaß schrieb:
> das klingt sehr interessant. Hast Du da Links, auf denen das Thema
> besprochen wird?

Dieser "geniale Trick" basiert darauf, dass die Sinneszellen auf der 
Oberwelle angeregt werden (wie es beim Sehen im Übrigen auch passiert - 
siehe Lila, das den Rot-Rezeptor reizt).

Das wurde schon vor über 25 Jahren angewendet, u.a. von mir, um auf 
Konzerten die Besucher DJ-mäßig mit Bässen zu beglücken, die so eine 
geringere Reichweite hatten und folglich nicht zum Lärmpegel in der 
Distanz beitrugen, der dort meßbar war. Ich erinnere mich an einen 
Auftritt 1998, wo ich entsprechend tuten konnte, während die 
Ordnungsmacht bei meinem Nachfolger eingeschritten ist und der drosseln 
musste.

Ich weiß nicht genau, wer das ursprünglich erfunden oder gefunden hat, 
aber  es wurde damals in der Tonmeistergruppe und der DSP-Gruppe 
publiziert. Eine der ersten Implementierungen auf dem PC, die mir 
begegnet ist, war seinerzeit der WAVES-MAX-BASS. Ich meine, das war so 
um 1996 oder noch etwas früher. Der und andere waren der Grund, warum 
ich mich damit befasst habe. Der Effekt ist - richtig angewendet - 
wirklich beeindruckend.

Ich benutze das inzwischen nicht mehr, aber es scheint wohl noch recht 
verbreitet, hat aber seine Grenzen! Wenn man das Signal 
weiterverarbeitet, wird das dann mitunter wieder zerstört und dreckig.

Einen ähnlichen Effekt gibt es wohl beim Klavier, wo die tiefsten Töne 
auch nur vorwiegend subjektiv gehört werden, weil eben auch da eine 
indirekte Anregung erfolgt.

von Ralph B. (rberres)


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Jürgen S. schrieb:
> Das wurde schon vor über 25 Jahren angewendet, u.a. von mir, um auf
> Konzerten die Besucher DJ-mäßig mit Bässen zu beglücken, die so eine
> geringere Reichweite hatten und folglich nicht zum Lärmpegel in der
> Distanz beitrugen, der dort meßbar war.

Im Beschallungsbereich mag das von Vorteil sein und ist eigentlich 
normal.

Ich kenne eigentlich keinen PA-Lautsprecher welche 40Hz mit der man den 
Lautsprecher anregt, auch tatsächlich mit geringen Klirrfaktor 
abstrahlt. Was man dann hört sind die Oberwellen von den 40Hz also 80Hz 
120Hz usw.

Vielleicht können das ja Hornsysteme, wenn sie die entsprechende 
Abmessungen haben um so tiefe Töne überhaupt abtsrahlen zu können.

Im Hifibereich ist das zumindesten bei passiven geschlossenen 
Kompaktboxen auch so.

Keine passive Box mit 15 Liter ( oder weniger ) gibt bei 40Hz Anregung 
auch die 40Hz wieder. Die sind wenn überhaupt nur schwach vorhanden. 
Auch hier hört man in erster Linie die 80Hz.

Der Klirrfaktor ( K2 ) kann hier durchaus 20% betragen.
Das Ohr empfindet das nicht als unangenehm, sondern man freut sich über 
die tolle Bässe.

Wer einmal Lautsprecher gehört hat, welche tiefe Frequenzen auch 
tatsächlich unverzerrt wiedergeben, wird wissen wovon ich spreche.

Ralph Berres

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Hier wird verschiedener Schweinkram erklaert, den man mit Audio 
anstellen kann, damit's "toll" klingt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sound_Retrieval_System

Gruss
WK

von Ralph B. (rberres)


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Jürgen S. schrieb:
> Solche Lautsprecher sind durchaus nützlich und werden in Studios auch
> eingesetzt, weil sie nicht mit dem Problem leben müssen, dass sich zwei
> Wellenfelder mischen und interferieren und sich teilweise
> abstandsabhängige Auslöschungen ergeben. Außerdem ist es immer eine
> Herausforderung, zwei Lautsprecher so in Einklang zu bekommen, dass eine
> flache Kennlinie entsteht.

Naja man kann eine Frequenzweiche schon so konstruieren, das im 
Übergangsbereich alle Lautsprecher die exakt gleiche Phasenlage haben.
Siehe Subtraktionsweiche mit Allpassglieder als Verzögerungsleitung, 
Linkwitsfilter 4ter Ordnung.

Das funktioniert so gut, das die Anbieter aktiv 
bewegungsgegengekoppelter Lautsprecher mittlerweile alle diese 
Subtraktionsweiche einsetzen.

Einen Wehrmutstropfen gibt es allerdings. Die Gruppenlaufzeit ist nicht 
bei allen Wegen identisch, so das ein Rechtecksignal am Eingang der 
Weiche bei der Addition aller Ausgänge kein Rechtecksignal ergibt. Das 
ist nur bei einer 6db Weiche gewährleistet.

Jürgen S. schrieb:
> Wenn man aber den Frequenzgang erweitern will, gibt es nicht viel Raum.
> Entweder man nutzt den Bassreflex und addiert etwas Resonanz unten oder
> man verstellt die Ansteuerung. Mehr als eine Oktave geht aber praktisch
> nicht, weil man sonst den Lautsprecher nicht ausnutzen kann.

Mit dem Bassreflexsystem kann man tatsächlich bis zu einer Oktave nach 
unten gewinnen, in dem man eine zweite Resonanzfrequenz unterhalb der 
Chassisresonanz erzeugt. Z. B. durch ein entsprechend großes Volumen des 
Gehäuses. Aber man erkauft sich den erweiterten Frequenzgang mit 
schlechten  Impulsverhalten wegen Ein und Auschwingvorgänge im 
Bassbereich.

Eine weitere Möglichkeit würde sich anbieten, in dem man hinter dem 
Chassis eine Schallumwegleitung anordnet, welche bei der halben 
Resonanzfrequenz des Chassis ein Phasenverschiebung des Schalles von 
180° erzeugt und diese Schallwelle durch eine getrennte Öffnung 
abstrahlt.

Im PA Bereich wurde auch gerne eine Art Bandpasssystem realisiert.

Aber alle diese Verfahren fordern wegen der Schallwellenlänge recht 
große Gehäuse, wenn das bei den tiefen Frequenzen funktionieren soll.

Man kann den abfallenden Frequenzgang auch mit entsprechende Filter in 
der Frequenzweiche kompensieren, jedoch sinkt die maximal erzielbare 
Lautstärke mit abnehmender Frequenz unterhalb der Lautsprecherresonanz 
mit 12db/ Oktave ab.

Einen Tod muss man immer sterben.

Ralph Berres

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Ralph B. schrieb:
> Im Beschallungsbereich mag das von Vorteil sein und ist eigentlich
> normal.
Also damals war es eher für die meisten neu. Wäre aber von Vorteil 
gewesen wenn zum richtigen Zeitpunkt gewisse Leute davon gewusst und es 
beherzigt hätten, dann würde es gewisse Freiluftveranstaltungen auch 
noch geben und wären nicht dem Lärmschutz zum Opfer gefallen. Aber 
naja..

> Ich kenne eigentlich keinen PA-Lautsprecher welche 40Hz mit der man den
> Lautsprecher anregt, auch tatsächlich mit geringen Klirrfaktor
> abstrahlt.
Ich kenne gar keinen PA-Lautsprecher, der irgendwas mit geringem 
Klirrfaktor abstrahlt, weil die alle an der Lautstärkegrenze betrieben 
werden. Daher laufen die mit auch unter PS-Lautsprecher.

> Der Klirrfaktor ( K2 ) kann hier durchaus 20% betragen.
> Das Ohr empfindet das nicht als unangenehm, sondern man freut sich über
> die tolle Bässe.
Naja, kommt auf die Musik an. Wenn die Basstöne aus Instrumenten kommen, 
die mit Strom betrieben werden, sind die meistens eh knackig und 
oberwellenreich und das Zutun der Lautsprecher fällt nicht auf. Bei 
Orchestern mit tiefen Kontrabässen sieht es schon etwas anders aus, 
wobei die auch noch kräftige Oberwellen haben. Orgeln sind kritisch.

(Filter)
Ralph B. schrieb:
> Die Gruppenlaufzeit ist nicht
> bei allen Wegen identisch,
Daher helfen wir mit DSP-Technik nach. :-)

(Bassreflex)
Ralph B. schrieb:
> Aber man erkauft sich den erweiterten Frequenzgang mit
> schlechten  Impulsverhalten wegen Ein und Auschwingvorgänge im
> Bassbereich.
Das meinte ich mit "Bassreflex ersetzen". Steuert man das mit breiter 
verteilter Leistung und Bassbetonung an der richtigen Stelle, bekommt 
man einen stabilen Ton ohne das Aufschwingen. BR muss halt mechanisch 
unterdrückt werden.

Die Alternative ist ein DSP, der auch das bekämpft. Macht es halt wieder 
schwieriger. Geht aber und der kann dann direkt auch das Aufschwingen 
der Raummoden angreifen.

Anbei ein Bild mit Bassreflexunterdrückung durch "IT" :-)

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