Forum: HF, Funk und Felder Zertifizierung nach 2014/53/EU (RED Richtlinie) bei verwendung von SIM800L notwendig


von Bene R. (berait00)


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Hallo Forum,

ich möchte gerne das GSM Modul SIM800L von SIMCom in einem Produkt 
verwenden. Ich habe für dieses Modul allerlei Zertifikate gefunden wie
REACH, CE Konformitätserklärung, RoHs, FCC, RED(2014/53/EU),EN62311:2008 
(Radio Safety), usw...

Wenn ich dieses Modul in ein Produkt integrieren würde, müsste ich dann 
neben der gängigen EMV Prüfung die ja verpflichtend ist dennoch die RED 
(2014/53/EU) machen?

Ich hoffe jemand kennt sich etwas mit dieser trockenen Materie aus :-| 
und kann mir einen Hinweis geben.

Danke schon Mal!

: Verschoben durch Moderator
von Christian W. (orikson)


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Oh weh, ein Frischling der alles an Normen durcheinander wirft (nicht 
böse gemeint) ;)

Bene R. schrieb:
> allerlei Zertifikate gefunden wie [...] RED(2014/53/EU)
Das ist KEIN Zertifikat!

Bene R. schrieb:
> Wenn ich dieses Modul in ein Produkt integrieren würde, müsste ich dann
> neben der gängigen EMV Prüfung die ja verpflichtend ist dennoch die RED
> (2014/53/EU) machen?
Was sind denn deiner Meinung nach die gängigen Prüfungen? Also woher 
weißt du, welche du machen musst?

Aber ja, da du ein Funkmodul verbaust, musst du die RED (2014/53/EU) 
(EU-Direktive) erfüllen. Selbst ohne Funkmodul müsstest du mindestens 
eine EU Direktive erfüllen, also die SELV oder EMV. In den meisten 
Fällen läuft das dann daraus hinaus, dass du mit deinem Produkt die 
entsprechende Norm einhalten musst. Das wird dann vmtl die EN62386 (IT 
Produkte) sein, kann aber auch eine andere sein, je nach dem was das für 
ein Produkt ist

von Bene R. (berait00)


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Hallo Christian,

du hast mich entlarvt, ja ich bin auf diesem Gebiet ein Greenhorn, aber 
ich denke das ich mir das Wissen schon noch aneignen werde um am Ende 
ein CE zu bekommen.

Christian W. schrieb:
>> allerlei Zertifikate gefunden wie [...] RED(2014/53/EU)
> Das ist KEIN Zertifikat!
Geschenkt, ich habe jetzt nicht für alle diese Dokumente noch den 
korrekten Titel mit aufgeführt sonst wäre es eine längliche Auflistung 
geworden...

Christian W. schrieb:
> Was sind denn deiner Meinung nach die gängigen Prüfungen? Also woher
> weißt du, welche du machen musst?

Also auf jeden Fall muss ja mal nach der Norm für Störfestigkeit und 
Störaussendung getestet werden. Da es ein Produkt im Bereich 
Konsumermarkt wird, benötige ich:

EN IEC 61000-6-1:2019   Störfestigkeit für Wohnbereich, Geschäfts- und 
Gewerbebereiche sowie Kleinbetriebe

und

EN IEC 61000-6-3:2021   Störaussendung für Wohnbereich, Geschäfts- und 
Gewerbebereiche sowie Kleinbetriebe

Ich arbeite mit DC Spannungen unter 75VDC, daher fällt die 
Niederspannungsrichtlinie schon Mal weg :-)

Wegen dem verbauten Funkmodul würde ich dann noch die RED dazu machen, 
damit hätte ich es dann. Für CE benötige noch die allgemeine 
Produktsicherheitsrichtlinie, da muss ich mich noch einlesen, aber ich 
habe auch schon einige ISO262626 gemacht, ich hoffe das mir das bei dem 
Thema weiterhilft...

Die Restlichen Dokumente wie REACH und RoHs habe ich auch schon 
zusammen.

Dann noch das Thema Entsorgung und Registrierung bei einem 
Recyclingunternehmen mit der entsprechenden Nummer.

Viola, ich denke das sollte reichen.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Christian W. schrieb:
> also die SELV

Du mein LVD nehme ich an :)


Bene R. schrieb:
> Wegen dem verbauten Funkmodul würde ich dann noch die RED dazu machen,
> damit hätte ich es dann. Für CE benötige noch die allgemeine
> Produktsicherheitsrichtlinie,

Nein!

Die RED beinhaltet alles. Solange du nicht z.B. in der 
Maschinenrichtlinie bist, hast du NUR die RED auf deiner 
Konformitätserklärung.
Siehe auch den Abschnitt über die grundlegenden Anforderungen in der 
Richtlinie...

EN62368-1 & EN 301 489-1 ist das Minimum.
Beim Teil der EN 301 489 Reihe für Cellular bin ich mir gerade nicht zu 
100% sicher... zuviele ähnliche Zahlen heute...

Alles andere wie die Fachgrundnormen (EN 61000-6-x) kannst du dir 
"sparen" bzw. man erwartet eben die EN 301 498-1 bzw. die CISPR32 (EN 
55032) und CISPR35 (EN 55035).

Alternativ gäbe es noch die Möglichkeit das als "Combined Equipment" zu 
deklarieren. Da kann man sich ggf. einiges sparen... Eine Übersicht dazu 
wäre hier: ETSI EG 203 367.

Das ist ein heikles Thema!

Gerade bei Cellular wird das richtig teuer, wenn du dich da nicht 
irgendwie mit bestehenden Zertifikaten "durchschummeln" kannst.
Hab das gerade wieder mit einem Kunden durchexerziert...


Bene R. schrieb:
> Ich arbeite mit DC Spannungen unter 75VDC, daher fällt die
> Niederspannungsrichtlinie schon Mal weg :-)

Dumm nur, dass die untere Spannungsgrenze durch die RED aufgehoben 
wird...


73

: Bearbeitet durch User
von Dethleff (Gast)


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Bene R. schrieb:
> ich denke das ich mir das Wissen schon noch aneignen werde um am Ende
> ein CE zu bekommen.

Eine CE-Kennzeichnung "bekommt" man nicht, die verleiht man sich selbst.

Damit sagt man nur aus, das man meint, alle relevanten Richtlinien 
einzuhalten und die Haftung übernimmt. Ob man dass dann wirklich tut, 
steht auf einem anderen Blatt.

von Christian W. (orikson)


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Das mit RED, LVD (danke Hans ;) ) und EMV-Richtlinie ist eigentlich 
einfach. Die EMV gilt bei elektrischem Equipment eigentlich immer und 
die LVD meistens. Hast du ein Funkmodul drin, gilt die RED, durch welche 
man sich dann die EMV und LVD "spart". Das steht in Anführungszeichen, 
da es sowieso in jeder Konstellation auf die fast gleichen Prüfungen 
hinausläuft.

Soweit es sich um ein IT Gerät im weitersten Sinne handelt ist das die 
schon erwähnte EN62368-1 & EN301 489-1. Wenn es sich um eine Art 
Messgerät handelt, könnte man auch die EN61010-1 statt der EN62368-1 
nehmen. Wirklich viel ist aber da in den meisten Fällen nicht um und 
alle verweisen dann doch wieder auf die gleiche Grundnorm.

Du brauchst für deine Messungen aber vmtl sowieso ein externes und 
akkreditiertes Labor, oder? Die wissen in den meisten Fällen ganz gut 
Bescheid was du brauchst oder machen solltest und beraten dich in der 
Hinsicht bestimmt auch

von Bene R. (berait00)


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Hallo Christian und Hans,

wow vielen Dank für Eure Hinweise, es hat bei mir viel Licht ins Dunkel 
gebracht. Ich habe euren Hinweis in der RED gesehen, dass wenn die RED 
auf mein Produkt angewendet werden kann, die LVD und die EMCD für mich 
nicht mehr gelten.

Die EN 301 489-1 sollte für mich auch passen.
Beim Thema Sicherheit finde ich in der Liste aller Normen unter der 
Richtlinie 2001/95/EG aber nichts so richtig was für den Einsatzzweck in 
der Landwirstschaft passt:

https://ec.europa.eu/docsroom/documents/51295/attachments/1/translations/en/renditions/native

Die Richtlinie heißt ja schon "allgemeine Produktsicherheit" behinhaltet 
aber leider keinen Standard der allgemein angewendet werden kann, soweit 
ich das sehe ist da viel von Toys, Furniture und Bycycles die Rede aber 
eine Norm für alle sontigen Produkte, die nicht so richtig in die 
Kaategorien der EU passen wollen sehe ich nicht.

Ist es zulässig die Sicherheitsüberprüfungen welche unter der Richtlinie 
2001/95/EG gelistet sind selber zu machen, oder muss das hier zwingend 
auch über eine zertifzierte Stelle ablaufen?

In der RED habe ich nur beim groben überfliegen schon viele Punkt 
gesehen die mir jetzt schon Kopfweh machen, wie z.B.:

Artikel 5
Registrierung von Funkanlagentypen bestimmter Kategorien

Anhang III
Bei der EU-Baumusterprüfung handelt es sich um den Teil eines 
Konformitätsbewertungsverfahrens, bei dem eine notifizierte Stelle den 
technischen Entwurf einer Funkanlage untersucht und prüft und 
bescheinigt, dass er die grundlegenden Anforderungen nach Artikel 3 
erfüllt.

Anhang IV
Schreibt eine QUALITÄTSSICHERUNG vor die ich in dem Umfang 
wahrscheinlich nicht leisten kann. Ich habe mir dazu ja schon gedanken 
gemacht und kann auch einiges an Qualitässicherung umsetzen und 
einbringen wie eine Art Band-Ende Test mit Dokumentierung der Ergebnisse 
und eindeutige Zurdnung zum Produkt, aber dieser Anhang haut dem Fass 
den Boden aus. Ich müsste ja erstmal eine Ausrüstung kaufen wie das EMV 
Labor selbst hat...


Ich hoffe nur das ich mit den ganzen Unterlagen und der schon 
existierenden CE-Konformitätserklärung des Moduls was reisen kann 
(eventuall geht da was unter Artikel 16), sonst ist es ja quasi 
unmöglich ein kleines Funkmodul einzusetzen, wenn man nicht gerade sehr 
sehr sehr reichliche Startkapazitäten mitbringt.

Vielleicht sehe ich als Greenhorn das auch alles zu problematisch und in 
der Praxis läuft es etwas unaufgeregter ab, da wäre ich um eure 
Einschätzung sehr dankbar.

Viele Grüße

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Bene R. schrieb:
> Einsatzzweck in der Landwirstschaft

Vielleicht solltest du dich entweder an ein Prüflabor oder ein 
Ingenieurbüro wenden, wenn du schon nicht preisgeben willst, was für ein 
Produkt du hast...

Bene R. schrieb:
> Ich hoffe nur das ich mit den ganzen Unterlagen und der schon
> existierenden CE-Konformitätserklärung des Moduls was reisen kann

Die Guidelines zu Combined Equipment habe ich oben erwähnt... ist von 
der ETSI und damit gratis herunterladbar.

Habe auch oben geschrieben, dass ich mit meinen Kunden meistens versuche 
eine Strategie zu entwickeln, mit der man das ganze "kosteneffizient" 
abwickeln kann.

Rechne trotzdem in der Größenordnung von 10k für Safety, EMV und Funk 
für ein "einfaches Produkt".

Bene R. schrieb:
> Anhang IV
> Schreibt eine QUALITÄTSSICHERUNG vor

Das machen eigentlich alle Richtlinien... sprich, jedes einzelne 
Produkt, das "vom Band fällt" muss allen Anforderungen genügen!

Warum willst du aber nach Modul "H" arbeiten?
Was spricht gegen Modul "A"?

73

von HF-Werkler (Gast)


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Bei Geräten für "Landwirtschaft", ist die Frage, ob es in den Bereich 
"Fahrzeuge" geht. Da können dann zusätzlich/alternativ Normen aus dem 
Bereich Automotive notwendig sein. Und auch der Fahrzeughersteller macht 
da Vorgaben. Bezüglich Safety gelten dann auch weitere Dinge.

Da wird eine Beratung aus einem Prüflabor mit Details des Produkts schon 
zwingend sein, wenn man selbst wenig bis keine Kentnisse hat,

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