Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Frei schwingende Saite, suche Zusammenhang zwischen Frequenzänderung bei Durchmesseränderung


von Frank (Gast)


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Hallo!
Gibt es so etwas wie einen Faktor, der den Zusammenhang zwischen 
Frequenzänderung bei Durchmesseränderung beschreibt:

Man hat eine beidseitig fixierte (Nylon-) Saite, die einen Durchmesser 
von 0,5mm hat und eine Länge von 500mm. Die Spannung der Saite beträgt 
5kg. Die Saite schwingt mit f (in Hz).

Wie ändert sich die Schwingfrequenz, wenn man unter sonst völlig 
gleichen Bedingungen den Durchmesser der Saite verdoppelt, also auf 
1,0mm erhöht?

Gibt es dabei einen linearen Zusammenhang bzw. lässt sich eine Formel 
finden, mit der man die Frequenz für beliebige Saitendurchmesser 
ableiten kann (so dass man in vernünftigem Rahmen brauchbare Vorhersagen 
hierzu machen kann)?

(den Durchmesser selber kann man ja wahrscheinlich einfach auf die Masse 
der Saite beziehen)

von Gerald K. (geku)


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Je dünner die Saite, desto höher die Frequenz (halber Durchmesser ergibt 
doppelte Frequenz).

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Saitenschwingung#Betrachtung_der_Schwingung

Frank schrieb:
> Wie ändert sich die Schwingfrequenz, wenn man unter sonst völlig
> gleichen Bedingungen den Durchmesser der Saite verdoppelt, also auf
> 1,0mm erhöht?

**Halbe Frequenz**

: Bearbeitet durch User
von ... (Gast)


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> **Halbe Frequenz**

Da die Saite quadratisch mit dem Durchmesser schwerer wird
wohl eher nicht.

Finde den Feler selbst!

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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... schrieb:
> Finde den Feler selbst!

Finde du ihn. Da wirst du aber lange suchen müssen ;)

von Gerald K. (geku)


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... schrieb:
> Da die Saite quadratisch mit dem Durchmesser schwerer wird
> wohl eher nicht.
> Finde den Feler selbst!

Dann stimmt die Formel im Link

nicht, oder Inhalt des Links nicht gelesen?

D ist der Durchmesser

Die Massendichte RHO wirkt sich nur mit der Quadratwurzel aus.

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Die Formel stimmt.

Der User "..." geht irrtümlicherweise davon aus, dass die Periodendauer
der Schwingung proportional zur Masse der Saite ist, tatsächlich ist sie
aber proportional zu deren Wurzel.

Auch beim (ähnlich funktionierenden, aber leichter zu verstehenden)
Federpendel ist das so:

  https://de.wikipedia.org/wiki/Federpendel#Herleitung_der_Schwingungsgleichung

PS: In beiden Wikipedia-Artikeln wird auch die Herleitung der Formeln
gezeigt, so dass man deren Richtigkeit leicht nachprüfen kann.

: Bearbeitet durch Moderator
von Frank (Gast)


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Gerald K. schrieb:
> Je dünner die Saite, desto höher die Frequenz (halber Durchmesser
> ergibt
> doppelte Frequenz).

Super, Danke! Damit ist meine Frage beantwortet. Hätte nicht gedacht, 
dass die Lösung so einfach ist.

von ... (Gast)


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> Die Massendichte RHO wirkt sich nur mit der Quadratwurzel aus.

Ach. Wer hat das denn genehmigt?
Das waere mir allenfalls bei einer Torsionsschwingung plausibel.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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... schrieb:
>> Die Massendichte RHO wirkt sich nur mit der Quadratwurzel aus.
>
> Ach. Wer hat das denn genehmigt?

Nicht nur genehmigt, sondern sogar vorgeschrieben: Die Naturgesetze.

Wenn du dir so sicher bist, dass die Formel falsch ist, dann zeig doch
einfach mal in der Herleitung im Wikipedia-Artikel auf den Fehler.

Wie müsste die Formel deiner Meinung nach richtig lauten?

von ... (Gast)


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Eine Saite ist kein Federpendel.
Bei dem kann ja von mir aus die Quadratwurzel der Massendichte eingehen.

Schon mal versucht, auf einem Federpendel eine Melodie zu spielen?

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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... schrieb:
> Eine Saite ist kein Federpendel.

Ja, es ist nicht exakt dasselbe, aber ähnlich genug um ähnliche
Gesetzmäßigkeiten gelten zu lassen.

> Bei dem kann ja von mir aus die Quadratwurzel der Massendichte eingehen.

Und was genau stimmt nun an der Formel für die Saite nicht?

Auch wenn ich mich wiederhole, hier kannst du die Formel und deren
Herleitung nachlesen:

Gerald K. schrieb:
> https://de.m.wikipedia.org/wiki/Saitenschwingung#Betrachtung_der_Schwingung

Wo genau siehst du hier einen Fehler?

von ... (Gast)


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> Wo genau siehst du hier einen Fehler?

Weil z.B. schwerere (=dickere) Saiten nicht homogen aufgebaut sind.
Das koennte der Wurzel ein jaehes Ende bereiten.
Ich wuerde fast denken, dass man das mit Absicht macht.

von Stephan (Gast)


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Die Formel passt schon.
E=0.5  m  v^2

Doppelte Frequenz entspricht doppelter Geschwindigkeit und vierfacher 
Energie.
Spannung der Saite und Massebelag wirken sich daher nur mit der Wurzel 
auf die Frequenz aus.

von Gerald K. (geku)


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... schrieb:
> Schon mal versucht, auf einem Federpendel eine Melodie zu spielen?

Ist eine Frage der Frequenz. Wenn diese im hörbaren Bereich ist warum 
nicht.
Ich denke an eine Mundharmonika mit ihren vibrierenden Federzungen.

von ... (Gast)


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> Doppelte Frequenz entspricht doppelter Geschwindigkeit und vierfacher
> Energie.

Da ist nun viel Wahres drin und ich aendere meine Meinung um 360 Grad 
:).
Wer den nicht versteht, sollte mal bei Fefe guggen.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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... schrieb:
>> Wo genau siehst du hier einen Fehler?
>
> Weil z.B. schwerere (=dickere) Saiten nicht homogen aufgebaut sind.
> Das koennte der Wurzel ein jaehes Ende bereiten.

Mach das Problem nicht komplizierter als es ist, solange du noch nicht
einmal die Grundlagen verstanden hast.

Frank schrieb:
> Man hat eine beidseitig fixierte (Nylon-) Saite

Reine Nylonsaiten sind homogen, also gilt auch die Formel


Umsponnene Saiten sind nicht homogen, d.h. man kann aus dem Durchmesser
nicht direkt auf die Masse schließen und umgekehrt. Bezieht man sich in
der Formel nicht auf den Durchmesser, sondern auf die Masse, gilt sie
auch für umsponnene Saiten:

µ ist der Massebelag und steht – wie könnte es anders sein – natürlich
unter dem Wurzelzeichen.

von ... (Gast)


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> solange du noch nicht
> einmal die Grundlagen verstanden hast.

Also
1. habe ich meine Meinung ja schon gewendet und das ausloesende
Moment zitiert.

Und
2. ist es gute wissenschaftliche Tradition, alles was irgendwo
gemeisselt wurde, auch in Zweifel zu ziehen (ziehen zu duerfen).
Eine besondere Erlaubnis dazu braucht es nicht.

von Martin H. (horo)


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... schrieb:
> Weil z.B. schwerere (=dickere) Saiten nicht homogen aufgebaut sind.
> ...
> Ich wuerde fast denken, dass man das mit Absicht macht.

Ja, denn wenn die "tiefe" Saite homogen wäre, dann bekämst Du z.B. 
Probleme mit der Bundreinheit, weil die Einspannung an den Enden nicht 
mehr als punktförmig angenommen werden kann (die Saite ist einfach zu 
steif).

von Martin H. (horo)


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Eine praktische Anmerkung, die bei theoretischer Betrachtung einzelner 
Einflussgrößen oft vergessen wird:

Nur im Falle, dass die Wurzel, speziell die Spannkraft Ψ konstant ist, 
bewirkt eine Verdoppelung des Durchmessers D eine Halbierung der 
Frequenz.
Da man bei dickeren Saiten aber auch fester spannen kann, wirkt dies in 
der Praxis in gegenteiliger Richtung und reduziert die Auswirkung der 
Durchmesser-Vergrößerung.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Martin H. schrieb:
> Nur im Falle, dass die Wurzel, speziell die Spannkraft Ψ konstant ist,
> bewirkt eine Verdoppelung des Durchmessers D eine Halbierung der
> Frequenz.

Logisch. Um den Einfluss einer bestimmten Variable in der Formel zu
betrachten, müssen natürlich alle anderen Variablen als konstant
betrachtet werden.

Dass die Spannkraft Ψ neben dem Massebelag und der Länge ebenfalls einen
Einfluss auf die Frequenz hat, ist sogar ein großer Vorteil, denn sonst
könnte man die meisten Saiteninstrumente gar nicht stimmen ;-)

> Da man bei dickeren Saiten aber auch fester spannen kann, wirkt dies in
> der Praxis in gegenteiliger Richtung und reduziert die Auswirkung der
> Durchmesser-Vergrößerung.

Du meinst, man kann bspw. bei einem Cello die dicke C-Saite höher
stimmen als die benachbarte, dünnere G-Saite? Ich würde das nicht
ausprobieren wollen. Die Spannkraft müsste dazu mehr als verdoppelt
werden, der größere Durchmesser der C-Saite entsteht aber ausschließlich
durch die Umspinnung, die nichts zur Zugfestigkeit beiträgt. Die Saite
würde bei dieser Aktion also vermutlich reißen.

von Carypt C. (carypt)


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diese formelversteher, ts ts ts, ja danke für die erläuterungen. es 
macht ja eigentlich keinen sinn eine saite erst dicker zu machen um sie 
dann auch noch höher zu stimmen. deswegen der gegenteilige effekt weil 
man ja einfacher  runterstimmen könnte, was aber eher flau klingt. 
obwohl - man kann den klang der tieferen töne oberton-reicher gestalten

nebenbei: der einzige passabel klingende ersatz für die hohe e-saite der 
gitarre ist eine dyneema-drachenschnur, geht sogar bis zum kammerton a 
440Hz/0.5a

: Bearbeitet durch User
von Martin H. (horo)


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Yalu X. schrieb:
> Du meinst, man kann bspw. bei einem Cello die dicke C-Saite höher
> stimmen als die benachbarte, dünnere G-Saite?

Ich würde es nicht probieren :) - aber ein C# kann es schon werden

Yalu X. schrieb:
> Logisch. Um den Einfluss einer bestimmten Variable in der Formel zu
> betrachten, müssen natürlich alle anderen Variablen als konstant
> betrachtet werden.

Mir und Dir logisch, anderen Diskutanten eventuell nicht, denn sonst 
wäre die Frage vom TO Frank nach zwei, drei Beiträgen gelöst und alle 
könnten nach Hause gehen.

Yalu X. schrieb:
> denn sonst
> könnte man die meisten Saiteninstrumente gar nicht stimmen ;-)

Das hatte ich bereits 2010 in der Ur-Version des WP-Artikels 
geschrieben, weil es die Zusammenhänge OMA-tauglich (für Personen Ohne 
Mindeste Ahnung) zusammenfasst.

https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Saitenschwingung&oldid=69570233

Damit ergeben sich folgende Abhängigkeiten, die in Musikinstrumenten 
beim Stimmen oder Spielen auch praktisch genutzt werden:
- je kürzer die (schwingende) Saitenlänge L, desto höher die Frequenz 
(halbe Länge ergibt doppelte Frequenz).
- je höher die Spannkraft Ψ, desto höher die Frequenz (vierfache Kraft 
ergibt doppelte Frequenz).
- je dünner die Saite, desto höher die Frequenz (halber Durchmesser 
ergibt doppelte Frequenz).

: Bearbeitet durch User
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