Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik TO-3 Transistor direkt auf Platine montieren


von Power (Gast)


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Ich will TO-3 Transistoren durch einen Aluwinkel hindurch direkt auf die 
Platine montieren und Basis und Emitter verlöten.

Sieht man oft, aber ist das überhaupt zulässig? Die Anschlüsse haben 
doch keine Möglichkeit sich bei Wärme auszudehnen?

In meinem Fall will ich alte Tesla-Transistoren verbauen. Die haben 
massive 1,5mm dicke Basis- und Emitteranschlüsse. Führt das irgendwann 
zu kalten Lötstellen?

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Power schrieb:
> Führt das irgendwann
> zu kalten Lötstellen?

Die Wärme soll nicht durch die BE Anschlüsse abgeführt werden, sondern 
durch das massive Gehäuse (Kollektor). Wenn du die Transistoren nicht 
gerade durchglühst und die Lötaugen gross genug machst und gut 
verlötest, hält das Jahrzehnte.

von Einer (Gast)


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Wurde bei vielen HiFi Verstärkern so ausgeführt, wüßte nicht dass das 
nachteilig war.

von Volker S. (sjv)


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Power schrieb:
> Ich will TO-3 Transistoren durch einen Aluwinkel hindurch direkt auf die
> Platine montieren und Basis und Emitter verlöten.

Besser wäre noch 5mm Abstandsrollen dazwischen, siehe z.B. hier:

Beitrag "[V] Baugruppen 5x 2N3055 auf Kühlkörper"

von Michael B. (laberkopp)


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Power schrieb:
> ist das überhaupt zulässig

Ja.

Zwar hat Aluminium eine etwa 3-fache Warmeausdehnung als die wegen der 
TO3 Glasdurchfuhrung verwendeten Kovar Anschlussbeine und FR4 Glasfaser 
die 3.5-fache, aber bei 150 GradC Temperatursteigerung beträgt die 
Längenänderung nur 0.015mm über die 5mm der Anschlussbeinlänge, das hält 
das aus.

von Armin X. (werweiswas)


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Michael B. schrieb:
> beträgt die
> Längenänderung nur 0.015mm über die 5mm der Anschlussbeinlänge,

Und ehe die Beine zu warm werden wird auch das Aluminium des Kühlkörpers 
durch die Abwärme die über das Gehäuse kommt erwärmt. Vielleicht sogar 
noch schneller als die Anschlussbeine da die Abwärme des Dies auf 
relativ kurzem Weg durch das Gehäuse in den Kühlkörper geleitet wird 
während zu den Anschlussbeinen nur relativ dünne (Bond)Drähte führen.

von Manfred (Gast)


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Power schrieb:
> Führt das irgendwann zu kalten Lötstellen?

Mein Gefühl sagt, dass es mir nicht gefällt. Die gelebte Praxis diverser 
Geräte zeigt, dass es meistens gut geht.

Wichtig Die mechanische Befestigung vollenden, bevor gelötet wird.

Michael B. schrieb:
> aber bei 150 GradC Temperatursteigerung beträgt ...

Ich hoffe mal, dass er davon weit weg bleibt und eher nur 75K hat.

von Thomas B. (thombde)


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Ich verbinde die mit einem gebogenen dicken Draht an der Platine 
(Lötauge)
Also Bohrung großer bohren und dann den Draht im leichten Bogen an das 
Lötauge.
Sieht scheiße aus, aber hält ewig.

PS:
Gerade dieses bleifreie Lot macht sonst Probleme.
Das ist zu spröde.

: Bearbeitet durch User
von Power (Gast)


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Volker S. schrieb:
> Besser wäre noch 5mm Abstandsrollen dazwischen, siehe z.B. hier:
>
> Beitrag "[V] Baugruppen 5x 2N3055 auf Kühlkörper"

Schon überzeugt, wenn Siemens das so tat, mache ich das auch so. Etwas 
Abstand vom Kühlwinkel zur Platine ist natürlich sinnvoll.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Manfred schrieb:
> Ich hoffe mal, dass er davon weit weg bleibt und eher nur 75K hat.

Wow, so eine Kuehlung moechte ich auch haben.

: Bearbeitet durch User
von oszi40 (Gast)


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Manfred schrieb:
> Wichtig Die mechanische Befestigung vollenden, bevor gelötet wird.

+1
Erst schrauben, dann löten, war auch mein erster Gedanke! Sonst reißen 
die Leiterzüge irgendwann mal ab! Interessant ist natürlich, wieviel 
Kühlleistung abgeführt werden muß. Deswegen Artikel lesen 
https://www.mikrocontroller.net/articles/K%C3%BChlk%C3%B6rper

von Manfred (Gast)


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Thomas B. schrieb:
> Ich verbinde die mit einem gebogenen dicken Draht an der Platine
> (Lötauge)

Am besten mit alten AD_irgendwas, wo die Transistorbeinchen platt 
gepresst ein Lötloch am Ende hatten:

https://www.richis-lab.de/Bipolar34.htm - ich glaube, der kam sogar aus 
meinem feuchten Keller.

Andreas B. schrieb:
> Manfred schrieb:
>> Ich hoffe mal, dass er davon weit weg bleibt und eher nur 75K hat.
> Wow, so eine Kuehlung moechte ich auch haben.

Mist verdammter, meine Wortwaage ist gestört.

Bei der Berechnung von Kühlkörpern, heutzutage "Entwärmung", benennt man 
die Differenzwerte in Kelvin. Wer etwas anders als Krümel kacken will, 
versteht in diesem Kontext meine "75K".

Ein delta von 75K heißt, bei Raumtemperatur etwa 95°C am Kühlkörper zu 
erreichen, was ich bzgl. der Langlebigkeit schon grenzwertig finde.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Einer schrieb:
> Wurde bei vielen HiFi Verstärkern so ausgeführt, wüßte nicht dass das
> nachteilig war.

Als Nachteil würde ich die schlechtere Wärmeableitung ansehen [1].
Die Aluwinkel können ja nicht beliebig dick sein, weil die Beine da 
durch und durch die Platine reichen müssen. Maximal vielleicht 5mm.

Der Vorteil ist natürlich der einfachere Aufbau. Und wenn man den 
Kühlkörper als Teil des Gehäuses ansieht, dann hat man kein Potential 
außerhalb des Gehäuses.


[1] verglichen mit direkter Montage auf dem Kühlkörper

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


Angehängte Dateien:

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Volker S. schrieb:
> Besser wäre noch 5mm Abstandsrollen dazwischen

Für Abstandsrollen sind die Beine zu kurz.

Axel S. schrieb:
> Die Aluwinkel können ja nicht beliebig dick sein, weil die Beine da
> durch und durch die Platine reichen müssen. Maximal vielleicht 5mm.

von Michael M. (Firma: Autotronic) (michael_metzer)


Angehängte Dateien:

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Hier noch ein Beispiel.

von C. (Gast)


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Michael M. schrieb:
> Hier noch ein Beispiel.

Die M3-Messingschräubchen mag ich, auf dem Bild sogar mit Zahnscheibe 
unter der Mutter. Vorbildlich. Mittlerweile fast in Gold aufgewogen war 
Messing einst Standard, gute Wärmeleitung und wenig Gammel.
Hab mir ein Sortiment davon zugelegt, von 3x6 bis 3x16. Mit Muttern und 
div. Scheiben sowie einer ordentlichen Portion Abstandsbolzen vom 
Pollin, auch in Messing. Je nach Stückzahl ist man da aber schnell einen 
bis mehrere grüne Scheine los. Und 100 Scheibchen nach DIN 125 sehen 
sogar in einer Streichholzschachtel noch verloren aus...
Gruss, DerSchmied

von Manfred (Gast)


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C. schrieb:
> [.. Messing ..]
> einer ordentlichen Portion Abstandsbolzen

Habe ich als Sortimente vom Chinesen gekauft, aber die werden auch fast 
täglich teurer.

Natürlich nicht nur M3, sondern auch M2 und M2,5 für die 
Chinaplatinchen.

Manchmal macht Kunststoff Sinn, auch davon habe ich einiges da.

Ich hasse es, wenn ich etwas bauen will, die Teile nicht sofort greifbar 
zu haben. Hat natürlich auch zur Folge, dass ich Material habe, was ich 
vermutlich niemals mehr aufbrauchen werde.

> Gruss, DerSchmied

Dein Name ... mal schnell aus einem Stück Metall selbst schmieden :-)

von C. (Gast)


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Manfred schrieb:
> Dein Name ... mal schnell aus einem Stück Metall selbst schmieden :-)

Nuja, für Gewöhnlich hab ich Schrauben ab M16 aufwärts in der Hand, M30 
HV bspsws hat ein Anzugsmoment von 1650 Nm... Mein Amboss mit ca 200 kg 
ist mir eigentlich zu leicht, der wandert beim Schmieden. Aber bei 10 € 
min/Kg Neupreis wird die Luft in der Geldbörse eng...
M2 ist unerreichbar für mich, da machen das Augenlicht und die 
Feinmotorik nicht mehr mit.
Elektronische Basteleien sind willkommener Ausgleich für mich, leider 
fehlt es an Zeit dafür. Aber mit dem Material gebe ich Dir recht, das 
hat in ausreichender Menge verfügbar zu sein. Eben wenn man schon mal 
endlich da sitzt und Muse sowie Zeit hat. Da kann einem ein fehlender 
Transistor schon Mal echt die Laune vermiesen.
Gruss, DerSchmied

von Manfred (Gast)


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C. schrieb:
> Elektronische Basteleien sind willkommener Ausgleich für mich,

Für mich ist es entspannend, mal mit dem großen Winkelschleifer Stahl zu 
beferkeln ...

von Zeno (Gast)


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Manfred schrieb:
> dass er davon weit weg bleibt und eher nur 75K hat.

Das wäre dann aber Arschkalt.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Manfred schrieb:
> Andreas B. schrieb:
>> Manfred schrieb:
>>> Ich hoffe mal, dass er davon weit weg bleibt und eher nur 75K hat.
>> Wow, so eine Kuehlung moechte ich auch haben.
>
> Mist verdammter, meine Wortwaage ist gestört.
>
> Bei der Berechnung von Kühlkörpern, heutzutage "Entwärmung", benennt man
> die Differenzwerte in Kelvin.

Ist schon klar was Du gemeint hattest. Aber bei deiner Wortwahl konnte 
ich nicht anders. ;-)

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