Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Kugellager auspressen


von Mathias B. (dedi)



Lesenswert?

Hallo Zusammen,

kann mir von euch jemand helfen? Ich bin auf der Suche nach einem 
Werkzeug. Im Anhang seht Ihr ein Foto. Das Teil gehört zu einem Tineco 
Hartbodenreiniger. Wie Ihr sehen könnt, ist das Kugellager dort absolut 
verrostet. Ich werde zwar noch probieren das Kugellager mit Rostlöser 
wieder in Gang zu bringen, aber dennoch möchte ich mich parallel dazu 
nach einem Ersatz umschauen und auch nach einem Werkzeug, um das 
Kugellager auszupressen.

Doch was nimmt man denn da?

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Mathias B. schrieb:

> ein Werkzeug, um das Kugellager auszupressen.

Das müsste m.E. von der Rückseite her geschehen. Wenn Du dort den
Aussenring des Kugellagers siehst, reicht ein passendes Rohr und
ein Hammer zum Auspressen. Oftmals ist es aber vom Hersteller her
garnicht vorgesehen, das man das Kugellager wechselt.

von Pilot P. (klatschnass)


Lesenswert?

> wieder in Gang zu bringen, aber dennoch möchte ich mich parallel dazu
> Werkzeug, um das
> Kugellager auszupressen.
>
> Doch was nimmt man denn da?
Oder eine Nuss aus dem Ratschenkasten, die nicht größer ist, als das 
Kugellager von innen dagegenlegen. Von außen ein Rohrstück oder eine 
große Nuss auf die Achse legen und dann im Schraubstock ausdrücken.

von Sven D. (sven_la)


Lesenswert?

Mathias B. schrieb:
> Doch was nimmt man denn da?

Du wirst wohl erstmal die Welle die im Kugellager steckt entfernen 
müssen. Dann könnte auch schon ein Schraubstock mit Holzklötzen und ein 
passendes Stück Rohr geeignet sein das Lager auszupressen.

von Sebbl M. (sbm)


Lesenswert?

erstmal muss die Welle raus, dann sieht man mehr.
Vielleicht geht es wenn du den äußeren Stummel in die Hand nimmst und 
innen leicht mit Schonhammer/ Kupferhammer drauf haust. Aufheizen im 
Wasserkocher und danach Welle mit Eisspray schocken könnte helfen.
Was dreht sich denn alles auf dem linken Foto? Nur das Schneckenähnliche 
Teil oder der runde Fuß dazu mit?

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Mathias B. schrieb:
> was nimmt man denn da?

Rostlöser, Hitze (auf 250 GradC erwärmen), Hammer (von hinten mit 
geeignetem Austreiber raushauen).

von Sebbl M. (sbm)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> auf 250 GradC erwärmen

da steht PKGF30 :), das wird bei 215°C flüssig. Danach hat sich das mit 
dem Lagerwechsel erübrigt.
Ich gebe aber zu, dachte auf den ersten Blick auch erst an Aludruckguss.

von Stephan S. (uxdx)


Lesenswert?

PKGF30 hat einen Wärmeausdehnugskoeffizient von 0,16-1,16 x 10⁻4 während 
Stahl einen von ca 15 x 10⁻6 hat, das Zeug dehnt sich also 10x stärker 
aus als Stahl. Da würde sich eine vorsichtige Erwärmung im Backofen und 
danach Abkühlung des Kugellagers mit Kältespray durchaus lohnen.

von Clemens S. (zoggl)


Lesenswert?

Da du kein Werkzeug hast und das Kugellager eh hinüber ist:

mit dem Schraubenzieher zwischen Kugellagerring und Dichtscheibe des 
Lagers stechen und Dichtscheibe entfernen.

Dann siehst du den Kugelkäfig.

Dieser besteht aus zwei Teilen und wird von Laschen zusammengehalten.

Laschen aufbiegen und Oberteil entfernen.

Jetzt kannst du alle Kugeln zusammenschieben und den Innenring des 
Lagers mit der Welle entfernen. PASS AUF DIE KUGELN AUF - die brauchst 
du noch

jetzt kannst du den Innenring des Kugellagers in einen Schraubstock 
spannen und die Welle mit einem Hammer herausschlagen.

Jetzt kannst du entweder den Außenring mit einem Innenabzieher greifen 
und entfernen, oder den innenring des Kugellagers wieder mit den kugeln 
in das lager bauen und das ganze Lager mit einem Durchschlag 
herausschlagen.

Wenn du eine Presse hast, ist pressen natürlich immer besser als 
schlagen.

der Tipp oben mit den Nussen ist gut. pass auf, dass du immer direkt auf 
der Gegenseite unterlegen kannst, der Kunststoff bricht sonst leicht.

sg

von Mathias B. (dedi)


Lesenswert?

Vielen Dank an die vielen Tipps. Ich glaube, ich muss mir mal größere 
Nüsse für meinen Werkzeugkasten kaufen. Denn meine waren zu klein dafür.

Aber ich feiere einen Erfolg. Ich habe AT44 da rein gesprüht und mit dem 
Teil etwas herum gespielt. Hin und her bewegt, gewackelt. Dann ging das 
Lager etwas. Etwas später noch mehr. Und zum Schluss konnte ich es 
wieder frei drehen. Und nach und nach kam der ganze Rost mit dem AT44 an 
die Oberfläche.

Ich hätte zwar tatsächlich gerne das Lager gewechselt, aber ich habe 
aktuell keine Lust da 500 EUR zu riskieren, solange sich das alte Lager 
dreht.

Danke nochmal an Alle! Und eine schöne Woche!

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

Polyketon Glasfaserverstärkt, 30% GF-Anteil

Da bin ich nicht so von überzeugt,
dass nach einem Auspressen da wieder ein Kugellager
rein zu bekommen ist.

Das wird doch garantiert um das Kugellager
bei der Montage herum geschmolzen/gepresst.

70°C würde ich das maximal warm werden lassen,
also mit nem Haartrockner anwärmen.

von Peter K. (Gast)


Lesenswert?

und das Kugellager in den Tiefkühler

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Sebbl M. schrieb:
> da steht PKGF30 :),

Oh, ok, weniger Hitze.

von Peter O. (peter_o)


Lesenswert?

Hallo,
mit Wärme würde ich hier nix machen. Das tut dem Kunststoff sicher nicht 
gut.
Ich würde erstmal die Welle aus dem Lager drücken/schlagen. Dabei besser 
nicht auf den kleinen Pin, sondern mit einem Rohr/Nuss/Mutter oä die 
Kraft auf die größere Fläche bringen. Mit Gefühl und einem Hammer ist 
das ok. Vorher etwas WD40 o.ä. dran schadet nicht.
Dann müsste man m.E. das Lager von der anderen Seite ebenfalls (mit 
Gefühl) rausdrücken/schlagen können.
Viel Erfolg

von Vanye R. (vanye_rijan)


Lesenswert?

> Ich hätte zwar tatsächlich gerne das Lager gewechselt, aber ich habe
> aktuell keine Lust da 500 EUR zu riskieren, solange sich das alte Lager
> dreht.

Naja, aber was du jetzt als Rost aus dem Lager gespuelt hast
war vorher die gehaerte und polierte Oberflaeche der Kugeln und
der Laufbahnen.
Was glaubst wohl wie lange das jetzt noch haelt? .-)

Auspressen mit zwei geeigneten Nuessen ist schon eine gute Idee.
Da es ja in Plastik sitzt wird es auch nicht zu fest sitzen.
Wenn du kein Schraubstock hast wird das vermutlich auch mit
einem zweckentfremdeten Bohrstaender gehen. (mit Gefuehl!)

Vanye

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Peter K. schrieb:

> und das Kugellager in den Tiefkühler

Du meinst, nach dem Austreiben aus dem Gehäuse? :-)

von Peter K. (Gast)


Lesenswert?

ach ne, natürlich das Einsetzten, hatte überlesen war es noch um den 
Ausbau geht:-)
Da hilft aber Eisspray

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Es gibt spezielle Kugellagerabzieher zu kaufen. Dazu wird der 
abstandshalter entfernt, die Kugeln zur Seite geschoben, dass 2 
gegenüberliegende Lücken entstehen und in den Zwischenraum die 
Abzugkugeln eingeführt. um 90° gedreht und dann das Teil rausgezogen. 
Das ganze dürfte aber  deutlich zu teuer sein.
Am erfolgversprechendsten scheint mir, wenn du dir einen Ring nimmst, 
der so gross ist dass er um das kugellager + die kleine Stufe rum bis 
zum Rand des Gehäuses reicht. Diesen bolzen der da drin steckt müsstest 
du mit irgendwas ganz fest spannen. Bohrfutter, Spannzange, kleines 
Drehfutter, vielleicht reicht sogar schon ne Gripzange. Jedenfalls 
dieses Teil müsste dann mit mehreren Schrauben langsam hochgezogen 
werden.

von Manfred P. (pruckelfred)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:
> Es gibt spezielle Kugellagerabzieher zu kaufen. Dazu wird der
> abstandshalter entfernt, die Kugeln zur Seite geschoben, dass 2
> gegenüberliegende Lücken entstehen und in den Zwischenraum die
> Abzugkugeln eingeführt. um 90° gedreht und dann das Teil rausgezogen.

> Das ganze dürfte aber  deutlich zu teuer sein.

Als ich mal nicht weiter wusste, war zum Glück ein Maschinenbaumeister 
(alt:Bauschlosser) zugegen. Erstmal Kugeln samt Käfig mit Gewalt 
rausgeprügelt. Dann hat von zwei Inbusschrauben kunstvoll deren Köpfe 
beschliffen und die Schrauben in ein Stück Flacheisen gesetzt. Also im 
Prinzip einen Abzieher gestrickt, der Deiner Idee entspricht.

Da bekomme ich immer große Augen, hat wohl seinen Grund, dass es gewisse 
Lehrberufe gibt.

> Am erfolgversprechendsten scheint mir, wenn du dir einen Ring nimmst

Ich habe diverse Kugellagerringe aufgehoben. Auf den Schraubenzieher 
gehängt und am Schleifbock ein paar µm runtergejuckelt - machen sich gut 
als Drückwerkzeug, auch für Wellendichtringe.

> Diesen bolzen der da drin steckt müsstest
> du mit irgendwas ganz fest spannen.
> Jedenfalls
> dieses Teil müsste dann mit mehreren Schrauben langsam hochgezogen
> werden.

Nicht eher drücken, weil auf der anderen Seite das Abtriebsrad größer 
ist?

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Es ging mir da eher ums Prinzip. Das Abtriebsdingens muss natürlich 
vorher runter. Offensichtlich wurde das Lager von der Innenseite her 
eingepresst, muss also auch nach der Seite wieder rausgehen. 
Möglicherweise kann man, wenn das Abtriebsdingens weg ist, auch von 
hinten mit Hammer oder so was machen, was aber die Gefahr birgt, wenn 
man das ganze nicht mit nem Ring unterstützt, der wie beschrieben, bis 
knapp an diese Schräge ums Lager reicht, dass man da einen Riss oder 
schlimmeres im Gehäuse kriegt.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


Lesenswert?

das halte ich für genauso unreparierbar
wie die Lager von Waschmaschinen, die einen Plastik-Bottich haben.

Gegenbeispiele nehme ich aber gerne zur Kenntnis

:-]

von Mathias B. (dedi)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:
> Es ging mir da eher ums Prinzip. Das Abtriebsdingens muss natürlich
> vorher runter. Offensichtlich wurde das Lager von der Innenseite her
> eingepresst, muss also auch nach der Seite wieder rausgehen.

Um jetzt beim Prinzip zu bleiben und weil mir die Reparatur evtl. noch 
bevorsteht:

Mir ging es hauptsächlich darum, wie man das Lager von dieser 
Antriebswelle befreien kann. Also die, die in das Lager eingepresst ist. 
Denn da ist tatsächlich Metall auf Metall und da ging auch mit etwas 
Druck erst einmal so nichts.

Das Kugellager selbst raus zu bekommen, wird wahrscheinlich kein Problem 
sein, denn es ließ sich im blockierten Zustand mit etwas Kraft bereits 
drehen.

Und gerade jetzt merke ich, dass ich die ganze Sch..... wieder 
zusammengebaut habe, ohne vorher zu messen, wie groß das Lager ist und 
ohne mal vorab einen Ersatz zu bestellen. Tja, da könnte ich ja wieder 
mit dem Kopf auf den Tisch hauen.

von Dieter W. (dds5)


Lesenswert?

Mathias B. schrieb:
> Und gerade jetzt merke ich, dass ich die ganze Sch..... wieder
> zusammengebaut habe, ohne vorher zu messen, wie groß das Lager ist und
> ohne mal vorab einen Ersatz zu bestellen.

Das ist dem Anschein nach ein einreihiges Rillenkugellager der Baureihe 
60xx.
Dünnring (618xx, 619xx) oder Schwerlast (62xx, 63xx) wäre dem Hersteller 
sicher zu teuer.
Mit etwas Photogrammetrie sollte man sich aus den Bildern zumindest ein 
oder 2 Maße näherungsweise bestimmen und so auf die Lagergröße schließen 
können.
Ich tippe auf 6002 mit Di 15mm, Da 32mm und B 9mm.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

Mathias B. schrieb:
> Mir ging es hauptsächlich darum, wie man das Lager von dieser
> Antriebswelle befreien kann.

Du brauchst zuerst eine Auflage, auf die du das Lager incl. Innenring 
sauber auflegen kannst.
Das kann man sich in vielen Fällen aus einen Stück Hartholz (z.B 
Buche-Rundstab stirnseitig gebohrt) und einer passenden Unterlegscheibe 
bauen.

Das Hartholz in den Schraubstock, das Gehäuse samt Lager und Welle drin 
so positionieren, dass der Wellenstummel beim Austreiben in das Loch des 
Hartholzes passt (2. Person) und dann vorsichtig den Wellenstummel 
austreiben.

Vorher natürlich prüfen dass da kein Sicherungsring vorhanden ist und 
die Welle auch ausgetrieben werden kann.

von Udo S. (urschmitt)


Lesenswert?

●DesIntegrator ●. schrieb:
> das halte ich für genauso unreparierbar
> wie die Lager von Waschmaschinen, die einen Plastik-Bottich haben.

Je nachdem wie der Kunststoff um das Lager gekommen ist kann das gut 
sein.

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Udo S. schrieb:
> Du brauchst zuerst eine Auflage, auf die du das Lager incl. Innenring
> sauber auflegen kannst.

Wie soll das gehen, wenn dort das Zahnrad grösser als das Lager ist und 
das (Plastik)gehäuse dazwischenragt ?

Von der anderen Seite muss er es nicht versuchen, das Zahnrad wird nicht 
durch's Kugellager gehen.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Dafür sollte ggf. etwas Hitze auch helfen können. Da ist ja dann alles 
Metall.

(Anekdote)
Ich habe als Student mal in der Schlosserei der Lausitzer Braunkohle 
gearbeitet. Da wurde auch alles "warm" abgezogen. In einem Fall stand 
die Welle senkrecht, vom Kran (Laufkran unter der Decke der Werkhalle) 
gehalten, und rundum standen drei Kollegen mit Azetylen-Brennern, die 
den Lagerring "warm" machten. Als alles mittelmäßig am Glühen war, zog 
der Kran den Ring mit irgendeiner Armatur nach oben. ;-)
(/Anekdote)

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Wie soll das gehen, wenn dort das Zahnrad grösser als das Lager ist und
> das (Plastik)gehäuse dazwischenragt ?

Das Zahnrad muss natürlich zuerst runter.

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Wenn das Lager eh hin ist, ist das entfernen doch kein Problem. Abhängig 
davon, wie die Gegenseite aussieht entweder mit nem abzieher oder 
gegenüber mit nem Zwischenstück und grossem Hammer. Klar, 
Hydraulikpresse geht natürlich auch, aber sowas hat halt nicht jeder. 
Falls das alles nicht so klappt wie geplant geht die Brutalomethode. 
Aussenring entfernen, entweder Kugeln raus oder mit der Flex 
aufgeschnitten. Anschliessend den Innenring mit Schleifbock, Flex an 2 
gegenüberliegenden Stellen soweit abschleifen, dass nur mehr ein wenige 
Zehntel starker Rest übrig ist. Dann lässt sich der entweder 
runterklopfen oder man schleift soweit, dass man einseitig durchkommt, 
dann fällt der Ring runter.
Übrigens, normalerweise ist die Lagerbezeichnung auf dem Aussenring 
aufgedruckt, geätzt, so dass man nicht mal nachmessen braucht.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.