Forum: Platinen Platinenreinigen im Jahr 2023


von Micha W. (cysign)


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Hallo zusammen,
da ich in letzter Zeit viele Reparaturen machen muss, verbrauch ich 
massig vom viel zu teueren (und stinkigen) Platinenreiniger.
Bauteil auslöten, reinigen, Bauteil einlöten, Flüssmittel reinigen... Da 
hab ich mich gefragt, obs nicht ne sinnvollere Methode dafür gibt.

Im Zusammenhang mit der Suche nach ner guten Lötpaste hatte ich dann 
zufällig gestern ein Telefonat mir "Emil Otto". Ist wohl n Hersteller 
für viele Flussmittel, Pasten und Reiniger. Und da bin ich auch auf den 
"Etimol SEM 12" Reiniger aufmerksam gemacht worden, der wohl auf 
Wasserbasis ist, etwas länger braucht, aber etwa die Hälfte von normalem 
Platinenreiniger kostet und auch im Ultraschallbad verwendet werden 
kann.

Wie reinigt ihr größere Mengen an PCBs?
Und falls es die Idee mit dem Ultraschallbad / dem Reiniger auf 
Wasserbasis wird: Wie und wie lange trocknet ihr die danach?

Bisher steh ich auf die Platinenreiniger mit Bürste vorne dran - das ist 
von der Handhabung einfach und bequem. Aber weniger Gas und Alkohol zu 
verpusten fänd ich ganz gut.

Alkohol und Zahnbürste geht ja auch, wenn man auf den Komfort vom 
Bürstenkopf verzichten möchte - allerdings kommt man mit den kurzen 
Borsten ja nicht überall so gut dran, wie mit den Borstenköpfen für die 
Spraykartuschen...

Ich freu mich auf euere Ansätze :)

von Peter N. (alv)


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Micha W. schrieb:
> Wie reinigt ihr größere Mengen an PCBs?

Wurde früher in der Firma mit einem Geschirrspüler (kein Schertz!) 
gemacht.

von Bernd G. (Gast)


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Micha W. schrieb:
> Wie reinigt ihr größere Mengen an PCBs?
> Und falls es die Idee mit dem Ultraschallbad / dem Reiniger auf
> Wasserbasis wird: Wie und wie lange trocknet ihr die danach?

24 h bei Raumtemperatur nach Abschleudern. Oder 6 h auf der Heizung. Je 
länger, desto besser.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Micha W. schrieb:
> ein Telefonat mir "Emil Otto". Ist wohl n Hersteller
> für viele Flussmittel, Pasten und Reiniger.

Die Firma ist für ihre Lötchemie bekannt, für Industriekunden.

> Und da bin ich auch auf den
> "Etimol SEM 12" Reiniger aufmerksam gemacht worden, der wohl auf
> Wasserbasis ist,

Du solltest dem Otto-Anwendungsberater sagen können, welcher Art Deine 
Rückstände sind. Deren Produkte funktionieren (nur), weil Flußmittel und 
Reiniger zueinander passen.

Bei älterem Zeug, Kollophonium und seine Verwandten, wirst Du nicht an 
der organischen Chemie vorbei kommen.

von Flip B. (frickelfreak)


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Isopropanol, 5€/l. Da kann man sogar notfalls ne ganze Flasche 
drüberkippen, oder ist die reparatur keine 5€ Wert? Nur nicht erhitzen, 
die dämpfe sind brennbar/explosionsfähig. Darum im ultraschallbad 
wasserbasierenden reiniger, die verkrustungen von ehemals lackierten 
platinen oder dem aggresiven flux in meiner lötlitze lachen aber 
darüber. Im alkohol quellen die auf und lassen sich runterbürsten.

von Peter L. (oe6loe)


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Bei der kurzen Waschdauer, dringt so gut wie kein Wasser in die Platine 
oder Bauteile ein (Schalter, Steckkontakte, unvergossene Trafos usw. 
ausgenommen)
Wichtig ist nur das reichliche Spülen der Leiterplatte nach dem Waschen 
mit Di Wasser.
Danach mit Druckluft abblasen und ein paar Stunden bei 80°C trocknen 
(wenn die Holde nicht zu Hause ist, eventuell im Backrohr ;-).
Ich verwende Vigon US Reiniger
https://etama.lt/products/material-consumables-en/cleaning-material-consumables-en/pcb-cleaning-fluids-en/vigon-us-pcb-cleaner/

: Bearbeitet durch User
von Korbinian G. (korbinian_g10)


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Micha W. schrieb:
> Wie reinigt ihr größere Mengen an PCBs?

Bremsenreiniger und Zahnbürste. Mag sein, dass manche Bauteile keinen 
Bremsenreiniger mögen, aber bisher hat das keins meiner Bauteile 
gestört.
Dafür ist er preiswert, vielseitig anwendbar und der Strahl aus der Dose 
kommt mit Druck daher, sodass die Zahnbürste oft überflüssig ist.
Direkt in Potis oder Fader reinhalten sollte man halt nicht.

von Micha W. (cysign)


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Manfred P. schrieb:
> Du solltest dem Otto-Anwendungsberater sagen können, welcher Art Deine
> Rückstände sind. Deren Produkte funktionieren (nur), weil Flußmittel und
> Reiniger zueinander passen.

Der meinte, dass das wohl kein Problem darstellt und lediglich etwas 
länger einwirken muss als alkoholbasiertes Zeug.
Wir haben jetzt mal paste, Flux und Reiniger zum testen bestellt.

Von leicht flüchtigen Chemikalien würde ich gerne weg, weil wir kein 
Fenster in dem Raum haben. Das macht unsere Anwendung etwas 
komplizierter.
Aber Platinen reinigen und erst nen Tag später testen wäre ne Option.
Aktuell repariere ich und jemand anders testet später die Karten. Das 
erfolgt bereits jetzt oft mit 1-2 Tagen versatz.

Backofen haben wir in dem Werkraum leider keinen...und da in dem Gebäude 
viele unterschiedliche Firmen sind, ist das mit dem Backofen auch keine 
Option :D

von Michael B. (laberkopp)


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Micha W. schrieb:
> Reparaturen
Micha W. schrieb:
> Wie reinigt ihr größere Mengen an PCBs?

Gar nicht. Das hat der Hersteller schon gemacht. Hinterher ist es 
höchstens verstaubt. Na gut, reingelaufene Cola kennt man auch. Das 
eigene Flussmittel, als no-clean bleibt es drauf, Kolophonium geht mit 
Isoprop ab, gibt es ja seit Corona an jeder Ecke.

Korbinian G. schrieb:
> Bremsenreiniger

Bremsenreiniger ist kein Stoff, sondern eine Anwendung, die 
OFFENSICHTLICH nicht zur Platinenreinigung taugt.
Bremsenreiniger kann von Benzol, Toluol, Xylol, Aceton, Waschbenzin über 
Isoprop bis Spüliwasser alles sein, dass entweder die Elektronik 
angreift oder nicht reinigt.

von Keks F. (keksliebhaber)


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Also du beschreibst ja schon einzelne Baustellen an individuellen 
Platinen. Daher traue ich mich mal als Hobbyist daran.
Ich benutze stinknormalen Alkohol. Am billigsten ist der Brennspiritus 
bei dem Drogeriemarkt mit zwei Buchstaben.
Zuerst mit Wattestäbchen ohne Alkohol so viel abnehmen, wie es geht. 
Dann mit Alkohol und Wattestäbchen dran. Wichtig ist, den Alkohol dann 
auch entsprechend zu entfernen (mit trockenem Stäbchen oder Tuch), sonst 
wischt man den Dreck nur herum.
Für Härtefälle kann man eine alte Zahnbürste verwenden, manchmal kann 
man auch sehr weiche Metallpinsel benutzen. Für diese doch leicht 
eingebrannten Sachen.

Ich weiß, dass "NoClean" bedeutet, dass die Rückstände keine große 
Korrosionsgefahr darstellen. Es gibt aber Flussmittel, die, finde ich, 
leichter durch Reinigung zu entfernen sind oder weniger Rückstände 
hinterlassen. Da vielleicht auch mal experimentieren.

: Bearbeitet durch User
von Cyblord -. (cyblord)


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Keks F. schrieb:
> Am billigsten ist der Brennspiritus
> bei dem Drogeriemarkt mit zwei Buchstaben.

Mein Gott, schreib den Namen aus. DM. Gibts doch gar nicht.

Abgesehen davon ist das eine schlechte Idee, weil das drin 
Vergällungsmittel ist und das kann Streifen zurücklassen.

von Uli S. (uli12us)


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Wenn es nur darum geht, die durchs Reparieren verursachten 
Flussmittelrückstände zu beseitigen, dann kann man sich doch ein 
wasserlösliches Flussmittel auswählen und von der Herstellerfirma auch 
gleich den passenden Wasserbasierten Reiniger  beschaffen. Wenigstens 
von Stannol weiss ich, dass die beides herstellen, wahrscheinlich gilt 
das auch für alle anderen Hersteller.
Der Nachteil ist natürlich, dass man zum einen erstmal alles vorhandene 
Material entsorgen und dann im ausgewählten Sysstem bleiben muss, in der 
Hoffnung, dass der Hersteller das auch langfristig anbietet.
Vorherige Versuche sind dringend zu empfehlen.

von Bernd G. (Gast)


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Ja, alles unendlich kompliziert heutzutage. Ultraschall, Tickopur TR14 
nach Anleitung mit Wasser verdünnt, 50 °C, 3 min, abspülen, nochmals im 
US mit Wasser plus Spüli, trocknen. Mache ich seit 25 Jahren so.

von Bernd G. (Gast)


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Nachtrag: die verbrauchten Reinigungsmittel können nach der 
Neutralisation mit Phosphorsäure (Coca-Cola) in die Kanalisation 
geschüttet werden.

von Wolle G. (wolleg)


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Cyblord -. schrieb:
> Abgesehen davon ist das eine schlechte Idee, weil das drin
> Vergällungsmittel ist und das kann Streifen zurücklassen.
Um die Rückstände der  Vergällungsmittel, die im Brennspiritus enthalten 
sind, zu entfernen, kann am Schluss  der  Reinigungsaktion mit rel. 
wenig  (teurem) Isopropanol die restlichen Rückstände entfernen.
Danach farblosen Isolierlack auftragen.

Funktioniert auch 2023 und später.

: Bearbeitet durch User
von Keks F. (keksliebhaber)


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Cyblord -. schrieb:
> Mein Gott, schreib den Namen aus. DM. Gibts doch gar nicht.

Das mache ich nicht mehr, weil es leider einige Foren gibt, wo das gar 
nicht gern gesehen wird.

Mit dem Vergällungsmittel hatte ich bis jetzt keine Probleme. Danke für 
den Hinweis.

von Andreas M. (andreas61)


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Ich mache das so:

1. Haushaltreiniger-Spray (von Aldi) aufbringen, einwirken lassen, 
zwischendurch mit Pinsel etwas bearbeiten und abspülen. Mit Küchenkrepp 
trockentupfen.

2. Rapsöl oder anderes Speiseöl aus der Küche (als Alternative zum Alk., 
kann auch alt und ranzig sein) mit dem Pinsel auftragen, einwirken 
lassen, zwischendurch mit dem Pinsel etwas bearbeiten und dann mit 
Geschirrspülmittel entfernen.

3. Alles wiederholen, bis alle Reste entfernt sind. Den Haushaltreiniger 
benötige ich meistens nur beim 1. Reinigungsdurchgang.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Keks F. schrieb:
> Cyblord -. schrieb:
>> Mein Gott, schreib den Namen aus. DM. Gibts doch gar nicht.
>
> Das mache ich nicht mehr, weil es leider einige Foren gibt, wo das gar
> nicht gern gesehen wird.

Seit Querdenker oder Verschwörungstheoretiker eine Diagnose ist, wurde 
mir rückblickend vieles klar. Diese Sternchenschreibweise gab es ja 
schon im Fido-Netz, ohne daß es jemals einen Grund dafür gab. Ist 
praktisch dasselbe wie auf Coladosen klopfen vor dem Öffnen oder, in 
anderen Kulturkreisen, Regentanz und Talismane.

Als Unbeteiligter sieht man sich dann einem Strauß von bizarren Regeln 
gegenüber, die alle befolgen, aber keiner weiß warum, und an manchen 
Stellen wie hier hat sogar nichtmal jemand darum gebeten.

von Cyblord -. (cyblord)


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Wollvieh W. schrieb:
> Als Unbeteiligter sieht man sich dann einem Strauß von bizarren Regeln
> gegenüber, die alle befolgen, aber keiner weiß warum, und an manchen
> Stellen wie hier hat sogar nichtmal jemand darum gebeten.

Das ist schlicht und einfach Duckmäusertum. Man hat es tatsächlich 
geschafft den Bürger im Netz derart zu verunsichern. Mit Abmahnungen, 
mp3/Piraterievorwürfen und zuletzt mit der DSGVO.
Man hat es geschafft, dass Otto-Normalduckmäuser sich oftmals nicht mal 
mehr traut Links zu posten. LINKs! Eine Grundfunktion des WWW.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Keks F. schrieb:
> Mit dem Vergällungsmittel hatte ich bis jetzt keine Probleme.

MEK verdunstet eh, und Denatoniumbenzoat ist ja nur in Spuren drin.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Cyblord -. schrieb:
> Man hat es geschafft, dass Otto-Normalduckmäuser sich oftmals nicht mal
> mehr traut Links zu posten.

Rechts traut er sich auch nicht zu posten...;-)

von Micha W. (cysign)


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Das mit dem Haushaltsreiniger und Spüli halte ich jetzt im gewerblichen 
Umfald nicht für so ganz geeignet :D

Aktuell bin ich nach wie vor bei den kommerzigellen, sehr teueren 
Sprühreinigern mit Borstenaufsatz. Das geht gut und ist bequem...aber 
man inhaliert in nem geschlossenen Raum das ganze Zeug eben auch.

Evtl. probier ich mal Isoprop in nem Pflanzensprüher und dazu ne 
Zahnbürste.
Oder das Emil-Otto-Zeug in nem Pflanzensprüher.

von Bernd G. (Gast)


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Wenn es mehrere Lösungen für ein Problem gibt, wird garantiert die 
schlechteste ausgewählt.

von Gebhard R. (Firma: Raich Gerätebau & Entwicklung) (geb)


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Ich hab mit dem RS PRO Safewash Super recht gute Erfahrungen gemacht. 
Das ist auch auf Wasserbasis. Im US-bad bei 50°C reinigt das sehr gut. 
Anschließend mit warmen Wasser abspülen, mit Druckluft abblasen ,fertig!

Beitrag #7387579 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Uwe B. (uwebre)


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Micha W. schrieb:
> Wie reinigt ihr größere Mengen an PCBs?

Mit Electrolube SWA (Safewasch 2000) und Zahnbürste. Mit Leitungswasser 
abgespült und mit Föhn getrocknet.

Uwe

von Hp M. (nachtmix)


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Walter K. schrieb im Beitrag #7387579:
> - wäre
> ich mit Wasser sehr sparsam

Also doch lieber Schnaps trinken?
Der enthält nur 60% Wasser.

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