Forum: HF, Funk und Felder Magnetfeld und MRT-Installation


von A. F. (chefdesigner)


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Aus einem aktuellen Anlass, über den ich keine Details berichten darf, 
hätte ich eine Frage:

Weiß jemand verbindlich, ob und wie das Magnetfeld in einem MRT vor/bei 
der Installation erzeugt und aufrecht erhalten wird?

Ist es möglich und wird das so gemacht, dass der eigentlich Magnet 
bereits gekühlt und supraleitend angeliefert wird? Hat dieser dann schon 
die voll Stärke oder kann das nachjustiert werden?  Kann es nach einem 
Zusammenbruch an Ort und Stelle wiederhergestellt werden?

von Rüdiger B. (rbruns)


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Erneute Befüllung und Inbetriebnahme ist besonders aufwendig

Mit einer Notabschaltung infolge des MRT-Ausfalls lassen sich die Geräte 
zwar retten. Schäden entstehen dennoch oft in beachtlicher Höhe. Denn im 
Gegensatz zum Herunterfahren, das in wenigen Stunden erledigt ist, 
benötigt das Hochfahren der Magnetresonanztomographen mehrere Tage. 
Diese Zeit ist nötig, um das starke Magnetfeld, welches für den Betrieb 
des MRTs erforderlich ist, wieder aufzubauen. Hinzu kommen Kosten für 
das tiefkalt verflüssigte Helium, das nach dem Ablassen neu einzufüllen 
ist.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Das Magnetfeld ist natürlich bei Lieferung aus, denn sonst könnte keiner 
mit anständigem Werkzeug arbeiten.
So ein Gerät wiegt mehrere Tonnen und muss durchs Dach oder den Balkon 
eingekrant werden, nichtmagnetische Ketten und Haken tun's nicht und 
eine mit am Kran hängende Kühlung wäre sinnlos aufwändig.
Dann eben die Schrauben im Boden mit Plastikknarren andrehen und so...

Nein, das Ding ist gestrippt, damit es möglichst leicht und klein ist, 
wird vor Ort nach dem Einkranen befestigt und komplettiert, dann ohne 
Helium getestet.
Wenn das ok ist kommt die Kühlung dazu (was ein bissel dauert, weil die 
Supraleiter groß sind und erst richtig kalt funktionieren) und dann 
werden die Magnete "aufgeladen".
Danach wird das Ding bis zur Demontage am Nutzungsende gekühlt gehalten, 
denn den Strom den man reingeladen hat bekommt man nicht wieder raus.
Außer durch den "Quench", bei dem man die Temperatur über die 
Sprungtemperatur der Supraleiter steigen lässt, und schlagartig 
verwandelt sich der Strom in Hitze, das Helium fliegt wie aus einem 
Druckkessel ab und dann kommt entweder der Schrotti oder die Hälfte der 
Teile muss neu weil kaputt.

von Ralph B. (rberres)


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Ich arbeite zufällig in einer Fa. welche diese MRTs Europaweit wartet.

Jens M. schrieb:
> wird vor Ort nach dem Einkranen befestigt und komplettiert, dann ohne
> Helium getestet.

was wird denn da alles vor Einfüllen des Heliums getestet?

Die Transientenverstärker und der HF Verstärker kommen erst später dran.

Jens M. schrieb:
> Wenn das ok ist kommt die Kühlung dazu (was ein bissel dauert, weil die
> Supraleiter groß sind und erst richtig kalt funktionieren) und dann
> werden die Magnete "aufgeladen".

Richtig die Temperatur des Heliums ( ca 1000 Liter )wird auf unter
4°Kelvin runter gekühlt.

An eine Stelle an einer Windung befindet vor und hinter einer Kurzen 
Strecke ( es sind nur ein paar cm ) ein Abgriff wo man einen 
Konstantstrom anlegen kann. An dieser lokal sehr begrenzte Stelle, 
befindet sich ein Heizelement um diese Stelle über den Punkt der 
Supraleitfähigkeit zu erhitzen. Die Temperatur muss sich an dieser 
Stelle nur um wenige Grad erhöhen.

Jetzt fließt der Strom den man einspeißt nur über die supraleitfähige 
Spule und nur ein unwesentlicher Teil über die erhitzte Stelle.

Den Strom ( es sind einige hundert Ampre ) lässt man solange fließen, 
bis die gewünschte Feldstärke in de Spule erreicht ist, dann nimmt man 
die lokale Heizung weg, so das dieser Abschnitt ebenfalls supraleitfähig 
wird. Danach kann man den eingespeisten Strom abschalten.


Das laden dauert mehrere Stunden.

Wenn die Supraleitfähigkeit, aus welchen Gründen auch immer ausfällt, 
erhitzt sich das Helium ziemlich schnell, und wird im gasförmigen 
Zustand über ein Überdruckventil ins freie geleitet, wobei man achten 
muss, das der Abzug dabei nicht vereist.

Der Magnet ist in einen druckdichten Behälter eingebaut, welcher 
schätzungsweise einen Durchmesser von etwas über 1 Meter hat, die Länge 
dürfte ebenfalls etwas über 1m betragen.

Ralph Berres

von Falk B. (falk)


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von Stefan M. (derwisch)


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Interessant.
Wusste nicht, dass da so ein Aufwand nötig ist.
Das schreit ja nach hochtemperatur Supraleitern.
Das würde wohl vieles einfacher und billiger machen...

von Ralph B. (rberres)


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Es gibt bei Supraleiter nicht nur die Sprungtemperatur überhalb der 
Sprungtemperatur die Supraleitfähigkeit verloren geht.

Es gibt auch eine Grenze bei der Stromdichte.
Wenn diese überschritten wird geht trotz genügend tiefer Temperatur auch 
hier die Supraleitfähigkeit verloren.

Ich vermute , das es noch weitere Effekte gibt.

Ob Hochtemperatursupraleiter hier eventuell nachteilig sind vermag ich 
nicht zu sagen.

Es wird jedenfalls einen Grund geben, warum im MRT die Spule auf unter 4 
Kelvin runter gekühlt wird.

Ich meine gehört zu haben, das es auch MRTs gab welche mit extem starke 
Permanentmagnete aufgebaut wurden. Die erzeugen aber dann nur sehr 
kleine Feldstärken von einigen Zehntel Tesla. Für die Humanmedizin sind 
so kleine Feldstärken eher unaktraktiv, wegen der geringeren Auflösung. 
In MRTs mit entsprechend kleinen Durchmesser, für Kleintiere, könnte ich 
mir vorstellen, das hier Permanentmagnete in Einsatz kommen.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Ralph B. schrieb:
> Ich meine gehört zu haben, das es auch MRTs gab welche mit extem starke
> Permanentmagnete aufgebaut wurden. Die erzeugen aber dann nur sehr
> kleine Feldstärken von einigen Zehntel Tesla.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man diese mini-MRs (Maus und 
kleiner) durchaus noch so macht.

Im Endeffekt ist's ein geometrisches Problem.
Will ich einen Elefanten reinbekommen ist die gleiche Feldstärke ein 
wesentlich größeres Problem als bei einer Maus.

Komplett andere Arbeitsweise, aber so ein "mini" CT im Labor hat auch um 
Längen bessere Auflösung wie im Krankenhaus. Dort ist's hauptsächlich 
die "optische" Vergrößerung, die durch den kleineren Prüfling im 
gleichen Volumen möglich ist.

Ich hab da irgendwo mal eine Dr-Arbeit gefunden. Da gings zwar 
eigentlich um das "antennendesign" in MRs, aber da war einiges an 
Rundum-Info drinnen, die richtig spannend zu lesen war.
Poste ich noch, falls sie mir unterkommt...

73

von Udo S. (urschmitt)


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Ralph B. schrieb:
> Es wird jedenfalls einen Grund geben, warum im MRT die Spule auf unter 4
> Kelvin runter gekühlt wird.

Der Grund wird wohl sein, dass man bisher nur mit dem klassischen 
Material zuverlässig dünne Drähte ziehen kann die auch überall einen 
gleichmäßigen Querschnitt des supraleitenden Materials besitzen.

Vor allem in medizinischen Geräten muss die Zuverlässigkeit sehr hoch 
sein und eine Zulassung ist entsprechend aufwändig.

von Daniel S. (daniel_s)


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Hi,
wieviel Energie ist denn in so einem MRT in Form von magnetischem Feld 
gespeichert?

von Purzel H. (hacky)


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Die gespeicherte Energie ? Die waere dann L * i^2 mit L schnell mal 1000 
Henry und i auch schnell mal 80A. Aktuelle Daten hab ich nicht.
Ohne Helium Recovery sollte man's vergessen. Heutzutage gibt's auch 
Cryofree Systeme, die verwenden immer dasselbe Helium. Gegen Aufpreis, 
fuer viel elektrische Leistung.
Es ist leider nicht so, dass man mit Kleingetier kleinere Felder haben 
moechte, weil sonst auch die Aufloesung abnehmen wuerde.

: Bearbeitet durch User
von Rüdiger B. (rbruns)


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Purzel H. schrieb:
> i auch schnell mal 80A
in how to ramp:

final current level (typically 500-1000 A)

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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1000A.

OK.

wieviel Volt?

von Udo S. (urschmitt)


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●DesIntegrator ●. schrieb:
> wieviel Volt?

In der supraleitenden Spule?

U = R*I
und R ist 0

von Udo S. (urschmitt)


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Ich hätte aber auch noch eine blöde Frage. Die Spule ist supraleitend 
und deshalb ja verlustfrei.
Aber durch die Bewegung von Metallteilen im Magnetfeld werden ja 
Verluste erzeugt. Wie wird das ausgeglichen wenn die Spule so wie Ralph 
oben sagt nur einmal geladen wird?

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Udo S. schrieb:
> Aber durch die Bewegung von Metallteilen im Magnetfeld werden ja
> Verluste erzeugt. Wie wird das ausgeglichen wenn die Spule so wie Ralph
> oben sagt nur einmal geladen wird?

In der Spule sollte man tunlichst keine Metallteile einführen.

Die bekommst du so einfach nicht mehr heraus, ohne die Spule zu 
quenchen.

Ralph Berres

von Udo S. (urschmitt)


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Hat der sich bewegende Tisch keinerlei Metallteile?
Die Assistentin, die dich reinlegt und dir alles erklärt hat ne 
Gürtelschnalle.
usw. Insofern werden ja auf jeden Fall immer mal Wirbelströme erzeugt.

By the way. In einem Tag der offenen Tür vor vielen Jahren in Heidelberg 
wurde anschaulich die Stärke eines MRT Magnetfeldes gezeigt, in dem man 
einen 19er Ring-Gabelschlüssel bis ein Stück vor das MRT bringen konnte. 
Damit nichts passiert war der Ringsschlüssel mit einer ausreichend 
stabilen Reepschnur so angebunden dass er nicht bis zum MRT gelangen und 
etwas kaputt machen konnte.
Wenn man ihn losgelassen hat hing er schräg an der Schur und wollte ins 
Zentrum der Spule.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Udo S. schrieb:
> stabilen Reepschnur

Würde ich bei so einem modernen 7T Gerät nicht mehr machen... Bei 1T 
ging das vielleicht noch.

Ralph B. schrieb:
> In der Spule sollte man tunlichst keine Metallteile einführen.

Naja, Ferromagnetisch ist wirklich schlecht... kenne da Fotos von 
Sesseln im MR... - z.B. Alu/Titan/... müsste aber schon Verlust 
verursachen (Wirbelströme durch das dB/dt) ... aber ich bezweifle, dass 
die über die Lebensdauer relevant werden.

73

von Udo S. (urschmitt)


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Hans W. schrieb:
> aber ich bezweifle, dass
> die über die Lebensdauer relevant werden.

Das könnte natürlich sein.
Weiß jemand ob bei Wartungsmaßnahmen da ggf. Verluste "nachgespeist" 
werden?

von Purzel H. (hacky)


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Die Verluste im Magnetfeld werden durch das Metallteil erzeugt. Dh das 
Metallteil ist verlust-beaufschlagt und erwaermt sich.

von Helmut -. (dc3yc)


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Ralph B. schrieb:
> In der Spule sollte man tunlichst keine Metallteile einführen.
>
> Die bekommst du so einfach nicht mehr heraus, ohne die Spule zu
> quenchen.

Das ist so richtig. Ich hatte bei uns in der Fertigung mal einen 
Hubwagen (Ameise) im MR hängen gesehen. Das Gerät konntest du gleich 
verschrotten. Das Helium war abgedampft, die Spulen aus der Verankerung 
gerissen.

Und eine MTA mit Gürtelschnalle ist nicht. Sogar der Fingerring und das 
Piercing ist verboten. Und wenn du einen Schlüsselbund in der Hose hast, 
merkst du das sehr schnell. Und mit Kreditkarten mit Magnetstreifen 
gehst du nur einmal in die Nähe. Nachher sind die gelöscht. Deswegen 
hatte jeder MA sein eigenes absperrbares Kästchen am Prüffeldeingang. 
Natürlich mit Messingschlüssel.

von Ralph B. (rberres)


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Udo S. schrieb:
> Das könnte natürlich sein.
> Weiß jemand ob bei Wartungsmaßnahmen da ggf. Verluste "nachgespeist"
> werden?

Bei Wartungsmassnahmen, bei welche Werkstoffe mit magnetischen 
Eigenschaften in der Nähe des MRT verwendet werden, wird der magnetische 
Fluss des MRT gemessen. Sollte dieser den Toleranzbereich verlassen 
haben, wird nachgeladen.

Im übrigen befinden sich die meisten Teile des MRT auserhalb der 
abgeschirmten Kabine des MRTs, in einen getrennten Raum. So die gesamte 
Elektronik, sowie die gesamte Kühlung des Gerätes als auch die 
Stromversorgung. Auch die Computer samt Bedienung befindet sich 
auserhalb der abgeschirmten Kabine des MRTs.

Udo S. schrieb:
> Aber durch die Bewegung von Metallteilen im Magnetfeld werden ja
> Verluste erzeugt.

Bewegte Metallteile direkt am MRT wie z.B. die Patientenliege, werden 
nur sehr langsam bewegt. Dabei entstehen nur geringe Verluste, eben 
wegen der langsame Bewegung.

Schnelle Bewegung kommt schon wegen des Patienten nicht in Frage.

Diese bekommen sonst, zumindest bei den 3Tesla MRT, nämlich einen Knok 
Out.

Ralph Berres

von Walter T. (nicolas)


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Ralph B. schrieb:
> Diese bekommen sonst, zumindest bei den 3Tesla MRT, nämlich einen Knok
> Out.

Gibt es dazu Lesestoff? Haben Menschen einen Magnetsinn wie die 
Brieftauben?

von Boris F. (skyperhh)


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Hat zwar nichts direkt mit MRTs zu tun, aber wir haben hier am Institut 
einige "Tonnen" (mit flüssigen Helium) wo supraleitende Magneten aus 
Niob für Messungen verbaut sind.
Im Zentrum schaffen die schon einige Tesla. Die Magneten werden über 
"spezielle" Magnetnetzteile permanet versorgt während der Messung, für 
die Abschaltungen gibt es dann Lastwiderstände, damit die Energie wieder 
aus dem Magneten raus kann... Sollte es zum quenchen kommen - 
Heliumverlust oder Tonne "leer gefahren", ist mit hoher Wahrschlichkeit 
der Magnet hin...

Die Preise für Helium sind seit einigen Monaten stätig am steigen... 
deshalb will man von den "offenen" Systemen gerne zu geschlossenen mit 
Rückgewinnung / Helium-Kompressor usw. wechseln, was aber nicht mal 
ebend so umsetzbar ist... und auch diese Syteme benötigen einiges am 
Helium zum kaltfahren...

von Ralph B. (rberres)


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Walter T. schrieb:
> Haben Menschen einen Magnetsinn wie die
> Brieftauben?

Nein aber eine Bewegung in einen so starken Magnetfeld erzeugt 
elektrische Ströme im menschlichen Körper. und wenn diese zu stark 
werden dann könnte das menschlich Gehirn schon darauf reagieren.

Ralph Berres

von Ralph B. (rberres)


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Boris F. schrieb:
> Die Magneten werden über
> "spezielle" Magnetnetzteile permanet versorgt während der Messung,

entzieht ihr während der Messung nennenswerte Energie aus dem 
Magnetfeld? oder warum muss der Magnet permanent mit Strom versorgt 
werden?

Ralph Berres

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Ralph B. schrieb:
> Diese bekommen sonst, zumindest bei den 3Tesla MRT, nämlich einen Knok
> Out.

Laut ICNIRP sind übrigens 2T/s kein Problem.
Die haben dazu ein nettes Paper mit entsprechenden Referenzen auf deren 
Homepage.

73

von Gerald B. (gerald_b)


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Ich kann mich erinnern, wie ich mal ins MRT geschoben wurde, reichte 
schon ein schwarzer Rand "Gartendereck" unter den Fingernägeln, das es 
am Nagelbett hässlich heiß wurde.

In der Halbleiterei gibt es Kammern zum Plasmaätzen, wo ähnlich einem 
Steppermotor, rotierende Magnetfelder von bis zu 4 Tesla erzeugt werden 
(umschlossene Fläche grob geschätzt 50 cm). Alte Röhrenmonitore im 
Umfeld hatten schöne, hüpfende Farbsäume.
Es gab auch Anlagen von einem Hersteller, da war ein rotierender Kranz 
Neodymmagnete drin.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Boris F. schrieb:
> Die Preise für Helium sind seit einigen Monaten stätig am steigen...

Erdgas mit einem Heliumanteil bis zu 7 % ist der größte und 
wirtschaftlich wichtigste Heliumlieferant. Da Helium sehr niedrige 
Schmelz- und Siedetemperaturen besitzt, sind sehr niedrige Temperaturen 
nötig, um es von den anderen, im Erdgas enthaltenen Stoffen wie 
Kohlenwasserstoffen und Stickstoffverbindungen zu trennen.

Quelle: https://www.chemie.de/lexikon/Helium.html#Auf_der_Erde

von Boris F. (skyperhh)


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Ralph B. schrieb:
> Boris F. schrieb:
>> Die Magneten werden über
>> "spezielle" Magnetnetzteile permanet versorgt während der Messung,
>
> entzieht ihr während der Messung nennenswerte Energie aus dem
> Magnetfeld? oder warum muss der Magnet permanent mit Strom versorgt
> werden?
>
> Ralph Berres

Gute Frage, aber ich weiß, das Sie das Magnetfeld auch sweepen können, 
deshalb meine Vermutung, die supraleitende Spule wird nicht zum 
"speichern" verwendet wie beim MRT ... aber ich kläre das morgen mal 
:-).

von Boris F. (skyperhh)


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Dieter D. schrieb:
> Boris F. schrieb:
>> Die Preise für Helium sind seit einigen Monaten stätig am steigen...
>
> Erdgas mit einem Heliumanteil bis zu 7 % ist der größte und
> wirtschaftlich wichtigste Heliumlieferant. Da Helium sehr niedrige
> Schmelz- und Siedetemperaturen besitzt, sind sehr niedrige Temperaturen
> nötig, um es von den anderen, im Erdgas enthaltenen Stoffen wie
> Kohlenwasserstoffen und Stickstoffverbindungen zu trennen.
>
> Quelle: https://www.chemie.de/lexikon/Helium.html#Auf_der_Erde

Hier auf dem Gelände gibt es eine Heliumverflüssungsanlage... das Helium 
aus den Experimenten und Anlagen wird in die Helium-Rückführungsleitung 
geführt und kann dann flüssig in mobilen Dewar wieder verwendet 
werden...

von Hp M. (nachtmix)


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Udo S. schrieb:
> durch die Bewegung von Metallteilen im Magnetfeld werden ja
> Verluste erzeugt. Wie wird das ausgeglichen wenn die Spule so wie Ralph
> oben sagt nur einmal geladen wird?

Nicht nötig.
Ein Permanentmagnet (Fahrraddynamo) wird ja auch nicht entmagnetisiert, 
wenn in dessen Feld Metallteile (Eisenpole & Kupferspule) bewegt werden 
und Energie für die Lampe ausgekoppelt wird.

von DSGV-Violator (Gast)


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Andreas F. schrieb:
> Aus einem aktuellen Anlass, über den ich keine Details berichten darf,
> hätte ich eine Frage:  Weiß jemand verbindlich

Frag doch einen Fachbetrieb oder einen Mitarbeiter der Healthineers 
(Siemens) in Erlangen, hier kriegste keine verwertbar zuverlässige 
Aussage!

PS:
Da hat schon mal ne Putze Riesenschaden angerichtet, weil sie auf den 
falschen Knopf drückte und das Helium abliess .. :
https://www.aerztezeitung.de/Wirtschaft/Grobe-Fahrlaessigkeit-Gericht-begrenzt-Arbeitnehmerhaftung-auf-Jahresgehalt-289259.html

https://www.atemschutzunfaelle.de/probleme/mrt.html

von Boris F. (skyperhh)


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DSGV-Violator schrieb:
> https://www.atemschutzunfaelle.de/probleme/mrt.html

Die meisten Feuerwehren nutzen keine Stahlflaschen mehr für den 
Atemschutzeinsatz, es kommen Composite-Flaschen mit Aluminium-Inliner 
zum Einsatz aus Gewichtsgründen.

Einige Teile der Ausrüstung dürften trotzdem noch magnetisch sein, ein 
Halligan Tool & Spalthammer ...

von DSGV-Violator (Gast)


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Udo S. schrieb:
> Hat der sich bewegende Tisch keinerlei Metallteile?
> Die Assistentin, die dich reinlegt und dir alles erklärt hat ne
> Gürtelschnalle.

Du warst noch nie im MRT ... da werden tatsächlich Metallteile wo 
möglich ersetzt. Beispielsweise wird die Musik in den Kopfhörern die der 
Patient trägt um von MRT-Lärm nicht in Panik versetzt zu werden über 
Luftschläuche ins Ohr geleitet und nicht per E-magnet o.ä. erzeugt.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Udo S. schrieb:
> ●DesIntegrator ●. schrieb:
>> wieviel Volt?
>
> In der supraleitenden Spule?
>
> U = R*I
> und R ist 0

also Null Watt.

Udo S. schrieb:
> Aber durch die Bewegung von Metallteilen im Magnetfeld werden ja
> Verluste erzeugt. Wie wird das ausgeglichen wenn die Spule so wie Ralph
> oben sagt nur einmal geladen wird?

Ralph B. schrieb:
> In der Spule sollte man tunlichst keine Metallteile einführen

das Magnetfeld ist ja nicht nur IN der Spule,
sondern wie wir ja wissen letztlich unendlich gross.

Wie wird ein MRT zum nächsten Raum hin abgeschirmt?
Oder wird da z.B. noch eine Kompassnadel abgelenkt?

Wenn ja hätte man eben doch Verluste mit der Zeit

von Udo S. (urschmitt)


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●DesIntegrator ●. schrieb:
> Wie wird ein MRT zum nächsten Raum hin abgeschirmt?
> Oder wird da z.B. noch eine Kompassnadel abgelenkt?

Zum Teil wohl passiv, die starken (7T) aber soweit ich weiß aktiv. Aber 
vieleicht kann dazu einer der Profis mehr sagen.

DSGV-Violator schrieb:
> Du warst noch nie im MRT

Im Januar das letzte Mal.

Mein Gedankenfehler war aber der folgende (Danke an Hp):

Hp M. schrieb:
> Nicht nötig.
> Ein Permanentmagnet (Fahrraddynamo) wird ja auch nicht entmagnetisiert,
> wenn in dessen Feld Metallteile (Eisenpole & Kupferspule) bewegt werden
> und Energie für die Lampe ausgekoppelt wird.

Die Energie wird nicht dem Magnetfeld entnommen, sondern kommt aus der 
Bewegung der Teile in denen Ströme induziert werden.

●DesIntegrator ●. schrieb:
> also Null Watt.

Was denkst du warum man die Spule einmal laden muss und das Magnetfeld 
dann bestehen bleibt? Wenn die Verluste > 0W wären ginge das nicht.
Dafür hat man halt das Problem der Kühlung.

: Bearbeitet durch User
von Daniel A. (daniel-a)


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Interessant, da habe ich jetzt was neues gelernt. Ich wusste ja, dass 
MRTs Supraleiter für den Magnet verwenden. Und ich wusste auch, dass 
Supraleiter keinen Wiederstand haben. Aber dass man in der Praxis damit 
einen so grossen Elektromagneten herstellen kann, der tatsächlich 
keinerlei Verluste hat, den man einfach einmal auflädt und dann so 
bleibt, das hat mich dann trotzdem überrascht. Sind die Supraleiter 
entsprechend absolut perfekt, oder sind sie gegen vereinzelte minimale 
Verunreinigungen entsprechend Tolerant?

von Walter T. (nicolas)


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Daniel A. schrieb:
> Sind die Supraleiter
> entsprechend absolut perfekt, oder sind sie gegen vereinzelte minimale
> Verunreinigungen entsprechend Tolerant?

Das brauchbarste Denkmodell ist: Die Temperatur und der Maximalstrom, 
bei denen noch Supraleitfähigkeit möglich sind, sind Materialkonstanten. 
Je reiner das Material, desto höher sind beide.

von Ralph B. (rberres)


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●DesIntegrator ●. schrieb:
> Wie wird ein MRT zum nächsten Raum hin abgeschirmt?

Mit dicken Mu-Metallplatten. Die Abschirmmaßnahmen sind in der Tat 
extrem aufwendig und auch teuer.
Bevor man den Raum betritt, muss man alles was durch Magnetfelder 
beschädigt werden könnte, vorher ablegen.

Schrauben und Teile welche sich innerhalb des Raums befinden, müssen 
zwingend aus Messing, alu, Kupfer oder Kunststoff bestehen.

Ferromagnetisches Material ist absolut tabu.

Auch die Kabel dürfen keine Eisenanteile haben.

Ralph Berres

von Gustav G. (gustavgggg)


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●DesIntegrator ●. schrieb:
> 1000A.
>
> OK.
>
> wieviel Volt?

0, denn im Betriebszustand ist die Spule Supraleitend und es gibt keine 
Verluste => Spannung ist nicht existent, denn der Strom ändert sich 
nicht.

von Udo S. (urschmitt)


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Das 7T Gerät in Heidelberg (DKFZ) scheint eines der älteren zu sein, 
extra Gebäude und über 200 Tonnen "Eisen" zur Abschirmung.
https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2008/dkfz_pm_08_23.php

Hier steht was über neuere 7T MRTs die deutlich leichter sind mit 
aktiver Abschirmung:
https://www.helmholtz.de/newsroom/artikel/mrt-in-neuen-dimensionen/

: Bearbeitet durch User
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Gustav G. schrieb:
> ●DesIntegrator ●. schrieb:
>> 1000A.
>> OK.
>> wieviel Volt?

> 0, denn im Betriebszustand ist die Spule Supraleitend und es gibt keine
> Verluste => Spannung ist nicht existent, denn der Strom ändert sich
> nicht.

Ein toller und faszinierender Thread! Mit Beiträgen von euch, die (auch) 
beruflich damit zu tun haben und aus der Praxis plaudern können.

Ich verfolge diesen Thread mit Rieseninteresse. Supraleitung übersteigt 
mein Vorstellungsvermögen, weil ich stets Kummer mit Widerständen und 
Verlusten gewohnt bin.

Was mich noch im Detail näher interessiert: Wie geht genau das Laden ab? 
Mir ist dazu der Gedanke fremd, dass anschließend und theoretisch 
zeitlich unbegrenzt enorme Ströme ohne weitere Speisung von außen durch 
die supraleitenden Magnetspulen fließen.

Dass gleichwohl viel Energie für die Kühlung benötigt wird - aber eben 
nur noch dafür - habe ich verstanden.

von Jan B. (do9jhb)


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Walter T. schrieb:
> Das brauchbarste Denkmodell ist: Die Temperatur und der Maximalstrom,
> bei denen noch Supraleitfähigkeit möglich sind, sind Materialkonstanten.
> Je reiner das Material, desto höher sind beide.

Es gibt noch eine kritisches Magnetfeld bei der die Supraleitung 
ebenfalls zusammenbricht. Das ist natürlich insbesondere für den Bau von 
Magneten relevant und begrenzt die maximal erreichbaren Feldstärken

Zumindest für die metallischen (Typ 1 Supraleiter), wie bei einem MRT 
ist das mit den Verunreinigungen vermutlich als grobe Richtlinie 
richtig. Bei den keramischen Hochtemperatur Supraleitern (in Typ 2 
Phase) ist das schon wieder schwieriger, da können (gezielte) 
Defektstellen durch Verunreinigungen, die Magnetfeldstärke auch 
verbessern (Pinning Zentren)

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Andreas F. schrieb:
> Aus einem aktuellen Anlass, über den ich keine Details berichten
> darf,
> hätte ich eine Frage:
>
> Weiß jemand verbindlich, ob und wie das Magnetfeld in einem MRT vor/bei
> der Installation erzeugt und aufrecht erhalten wird?
>
Macht keinen Sinn, hinstellen und anschrauben ;-))), dann das Magnetfeld 
einbauen.


> Ist es möglich und wird das so gemacht, dass der eigentlich Magnet
> bereits gekühlt und supraleitend angeliefert wird? Hat dieser dann schon

Beides ist möglich und wird auch so gehandhabt.

> die voll Stärke oder kann das nachjustiert werden?  Kann es nach einem
> Zusammenbruch an Ort und Stelle wiederhergestellt werden?

Natürlich, wenn es noch möglich ist. Das ist eine Frage des Geldes.

von Ralph B. (rberres)


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Rainer Z. schrieb:
> Was mich noch im Detail näher interessiert: Wie geht genau das Laden ab?
> Mir ist dazu der Gedanke fremd, dass anschließend und theoretisch
> zeitlich unbegrenzt enorme Ströme ohne weitere Speisung von außen durch
> die supraleitenden Magnetspulen fließen.

Denke dir eine Spule, welche sich in flüssiges Helium befindet, und 
kurzgeschlossen ist.

Tun wir einfach mal so das die Spule nur 1 Windung hätte ( lässt sich 
winfacher vorstellen. In Wirklichkeit sind es viele Windungen ).

An  eine Stelle der Spule befindet sich ein kleines Heizelement, welche 
genau diese Stelle der Spule soweit erhitzt, das diese Stelle die 
Sprungtemperatur überschreitet. Somit ist diese Stelle nicht mehr 
supraleitend, und hat einen ohmschen Widerstand. Bei der restlichen 
Spule ist der Widerstand wegen der Supraleitung 0 Ohm.

Vor und hinter der beheizten Stelle befindet sich ein Abgriff, welches 
nach außen geleitet ist und somit zugänglich für den Anschluss eines 
Konstantstromnetzteiles ist.

Wenn wir jetzt an diesen Anschlüssen ein konstanten Strom von z.B. 1000 
Amp

aufprägen, so ist der Spannungsabfall an dem Supraleiter 0 Volt, demnach 
wird an dem Teilstück welcher nicht Supraleitend ist, weil erhitzt; 
keine Leistung verbraten. ( 0 Volt/ 1 mOhm = 0 amp, also 0 Watt.

Der Strom fliest also ausschließlich durch den supraleitfähigen Teil der 
Spule und baut damit das Magnetfeld auf. Eine Erwärmung findet auch hier 
nicht statt, da 0 Volt mal 1000 Amp 0 Watt entsprechen.

Wenn der magnetische Fluss die gewünschte Stärke hat ( sie wird laufend 
mit einen entsprechenden Messgerät gemessen ), dann wird der 
Heizwiderstand abgeschaltet, womit dieses Leitungsstück ebenfalls 
supraleitfähig wird, und
sowohl die Konstantstromquelle kurzschließt, als auch die Spule 
kurzschließt. Jetzt kann die Konstantstromquelle abgeschaltet und 
entfernt werden.

Der Strom fließt zeitlich unbegrenzt weiter, weil es in der 
kurzgeschlossene Spule keinen ohmschen Widerstand gibt, an welcher eine 
Spannung abfallen kann, und somit Leistung in Wärme umgesetzt werden 
kann.

Will man den Magnet entladen ohne die Supraleitfähigkeit zu beenden, 
dann wird statt einer Konstantstromquelle eine Konstantstromsenke 
angeschlossen, welche die im Magnet gespeicherte Energie in Wärme 
umwandelt.

Theoretisch könnte man auch einfach ohne angeschlossene 
Konstantstromsenke das Heizelement einschalten, doch dann würde sich 
wegen partiell fehlender Supraleitung das Leitungsstück der Spule 
schlagartig erhitzen und vermutlich sogar durchbrennen. Die Folge wäre 
eine Zerstörung der Spule und  ein quentchen der Spule, da das Helium 
verdampft.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Die Spule quencht NICHT!!!

Das wäre dann ein total unreparierbarer Magnet! Und damit SCHROTT.

Magnete quenchen durchaus auch mal öfter.

von Ralph B. (rberres)


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Esmeralda P. schrieb:
>> Ist es möglich und wird das so gemacht, dass der eigentlich Magnet
>> bereits gekühlt und supraleitend angeliefert wird? Hat dieser dann schon
>
> Beides ist möglich und wird auch so gehandhabt.

dürfte sehr schwierig werden den supraleitfähigen und geladenen Magnet 
zu transportieren und aufzustellen.

1. die Spule mit samt den Kühlaggregat, welches so an die 3*100 Amp 400V 
sehen will, und welches für sich schon größer als der Magnet is, zu 
transportieren, dürfte schon schwierig sein.

2. hantiere mal mit Werkzeug in der Nähe des Magneten, Das macht 
sicherlich auch keinen Spass, und ist kaum durchführbar.

Es wird erst der MRT komplett aufgebaut, dann wird Helium ( ca 1000L ) 
eingefüllt, und dann erst das Magnetfeld geladen.

Ralph Berres

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Ralph B. schrieb:
> Esmeralda P. schrieb:
>>> Ist es möglich und wird das so gemacht, dass der eigentlich Magnet
>>> bereits gekühlt und supraleitend angeliefert wird? Hat dieser dann schon
>>
>> Beides ist möglich und wird auch so gehandhabt.
>
> dürfte sehr schwierig werden den supraleitfähigen und geladenen Magnet
> zu transportieren und aufzustellen.
>
> 1. die Spule mit samt den Kühlaggregat, welches so an die 3*100 Amp 400V
> sehen will, und welches für sich schon größer als der Magnet is, zu
> transportieren, dürfte schon schwierig sein.
>
> 2. hantiere mal mit Werkzeug in der Nähe des Magneten, Das macht
> sicherlich auch keinen Spass, und ist kaum durchführbar.
>
> Es wird erst der MRT komplett aufgebaut, dann wird Helium ( ca 1000L )
> eingefüllt, und dann erst das Magnetfeld geladen.
>
> Ralph Berres

Hi, ich habe mich ver-zitiert!

Gekühlt mit Helium schon, aber nur ohne Magnetfeld wollte ich schreiben.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Es liest hier jemand von der Firma mit dem großen "S" mit.

von Purzel H. (hacky)


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Nebenbei ... beim Laden ist die Spannung ueber dem Supraleiter nicht 
Null. Bei einem Feld gegen Null laesst man mit 1V Laden, und reduziert 
gegen hohe Felder dann schrittweise gegen 50..20mV. Weshalb benoetigt 
man eine Spannung, weshalb dauert das Laden ? Man koennte ja auch gleich 
die 1000A einstellen und fertig.

Die Spule hat vielleicht 1000 Henry oder ein Vielfaches, Spezialisten 
korrigieren mich. Ich bin nicht mehr heimisch bei MRI.
Das Powersupply ist insofern speziell, als es Batterien enthaelt, welche 
die Spule ungeachtet des Netzes bestromen koennen. Und zur Sicherheit 
sind antiparallele Diode in der Zuleitung. Falls denn das Powersupply 
einmal versagen sollte, limitieren die dann die Spannung, auf vielleicht 
1.2V oder so, bei den vollen 1000A solange die eben kommen.

von Ralph B. (rberres)


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Esmeralda P. schrieb:
> Gekühlt mit Helium schon, aber nur ohne Magnetfeld wollte ich schreiben.

dann muss der Transport und der Aufbau samt Kühlaggregat aber relativ 
zügig vonstatten gehen. Denn mehr als ein bis zwei Tage dürfte das 
Helium ohne Kühlung nicht im flüssigen Zustand verweilen.

Am besten baut man das Kühlaggregat schon vorher auf.

Purzel H. schrieb:
> Nebenbei ... beim Laden ist die Spannung ueber dem Supraleiter nicht
> Null. Bei einem Feld gegen Null laesst man mit 1V Laden, und reduziert
> gegen hohe Felder dann schrittweise gegen 50..20mV. Weshalb benoetigt
> man eine Spannung, weshalb dauert das Laden ? Man koennte ja auch gleich
> die 1000A einstellen und fertig.
>
> Die Spule hat vielleicht 1000 Henry oder ein Vielfaches,

Da muss ich jetzt momentan passen, werde aber am Dienstag mal in meiner 
Dienststelle nachfragen, wie das laden abläuft. Wir haben dafür ziemlich 
kräftige Netzteile welches durchaus mehrere KW an Leistung können. Ich 
meine 5V 2000 Amp hätten diese.

Diese werden im Konstantstrombetrieb getrieben. Das heist die Spannung 
stellt sich automatisch ein, und dürften die äußeren Leitungswiderstände 
kompensieren.

Ich persöhnlich bin in erster Linie mit den HF Verstärker befasst, 
welche auch Impulsleistungen bis 25KW abgeben.

Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Esmeralda P. schrieb:
> Es liest hier jemand von der Firma mit dem großen "S" mit.

Schönen Gruß, Hr. "S". So gut erklären wie Ralph können Sie wohl nicht.

@ Ralph: Besten Dank für die Darstellung des Prinzips. Ich bin 
begeistert. Es fehlte bzw. fehlt mir weiter die Vorstellung, dass knapp 
über dem absoluten Nullpunkt (- 273,15° C) der elektrische Widerstand 
tatsächlich schlagartig auf 0 Ohm (und wirklich 0 Ohm) sinkt und deshalb 
große Ströme zeitlich unbegrenzt nach dem "Laden" fließen. Und dass es 
nicht nur theoretisch, sondern tatsächlich funktioniert. Ich bin 
beeindruckt.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Ralph B. schrieb:
> Will man den Magnet entladen ohne die Supraleitfähigkeit zu beenden,
> dann wird statt einer Konstantstromquelle eine Konstantstromsenke
> angeschlossen, welche die im Magnet gespeicherte Energie in Wärme
> umwandelt.

Genau das wird eben nicht funktionieren, denn mangels Spannungsabfall 
wird auch kein Strom durch die Konstantstromsenke geleitet. Um den 
Magnet zu entladen, muss man also auf jeden Fall wieder den 
Heizwiderstand aktivieren.

Allerdings darf man dann natürlich keine Konstantstromsenke verwenden, 
sondern ebenfalls wieder die besagte Konstantstromquelle anschließen und 
den gleichen (anhand des Magnetfeldes leicht messbaren) Strom 
beaufschlagen. Erst dann schaltet man den Heizwiderstand ein, so dass 
das o.a. Spulenstück normalleitend wird und der gesamte Strom über die 
Kontantstromquelle läuft. Dann kann man deren Strom langsam bis auf Null 
reduzieren, damit sich nicht durch den Spannungsabfall an den 
Spulenanschlüssen der normalleitende Bereich zu stark erwärmt und es 
doch noch zum Quenchen kommt.

Auch die von Purzel erwähnte Ladespannung führt ja nicht zu ohmschen 
Verlusten am supraleitenden Teil, sondern ist nur der Induktivität 
geschuldet. Diese unterscheidet sich nämlich nicht zwischen Supraleiter 
und Normalleiter.

von Purzel H. (hacky)


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Die Kryo Power Supplies sind natuerlich Spannungsquellen. Die Spannung 
wird vorgegenen und gehalten. Der Strom wird durch die Induktivitaet 
konstant, resp steigt oder faellt mit der von der Induktivitaet 
vorgegebenen Rate. Das Powersupply hat die Spannungen zum Strom intern 
vorgegeben, und geht auf Spannung Null wenn der Sollstrom erreicht ist. 
Normalerweise laesst man den Supraleiter etwas ruhen, macht noch eine 
Feldmessung, bis man den Kurzschluss einschaltet.
Falls das Netz ausfaellt, geht die Spannung auf Null, und der 
Kurzschluss wird eingeschaltet.

von Harald W. (wilhelms)


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Helmut -. schrieb:

> Und mit Kreditkarten mit Magnetstreifen
> gehst du nur einmal in die Nähe. Nachher sind die gelöscht.

Ach, brauche ich dann einen solchen gelöschten Kredit
nicht mehr abbezahlen? :-)

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Harald W. schrieb:
> Helmut -. schrieb:
>
>> Und mit Kreditkarten mit Magnetstreifen
>> gehst du nur einmal in die Nähe. Nachher sind die gelöscht.
>
> Ach, brauche ich dann einen solchen gelöschten Kredit
> nicht mehr abbezahlen? :-)

Blödsinn!

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Andreas S. schrieb:
> Allerdings darf man dann natürlich keine Konstantstromsenke verwenden,
> sondern ebenfalls wieder die besagte Konstantstromquelle anschließen und
> den gleichen (anhand des Magnetfeldes leicht messbaren) Strom
> beaufschlagen. Erst dann schaltet man den Heizwiderstand ein, so dass
> das o.a. Spulenstück normalleitend wird und der gesamte Strom über die
> Kontantstromquelle läuft. Dann kann man deren Strom langsam bis auf Null
> reduzieren, damit sich nicht durch den Spannungsabfall an den
> Spulenanschlüssen der normalleitende Bereich zu stark erwärmt und es
> doch noch zum Quenchen kommt.

Oder kann man wirklich eine Konstantstromsenke bzw. einen entsprechenden 
externen Entladewiderstand so niederohmig an die Spule anschlienden, 
dass es nicht zu einer Überlastung des internen Widerstandes kommt? 
Solch ein Entladewiderstand dürfte ja von Kontaktstelle zu Kontaktstelle 
nur einige Mikroohm an Widerstand haben.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Daniel A. schrieb:
> Interessant, da habe ich jetzt was neues gelernt. Ich wusste ja,
> dass
> MRTs Supraleiter für den Magnet verwenden. ...

Auch, nicht nur!

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Purzel H. schrieb:
> Die Kryo Power Supplies sind natuerlich Spannungsquellen. Die
> Spannung
> wird vorgegenen und gehalten. Der Strom wird durch die Induktivitaet
> konstant, resp steigt oder faellt mit der von der Induktivitaet
> vorgegebenen Rate. Das Powersupply hat die Spannungen zum Strom intern
> vorgegeben, und geht auf Spannung Null wenn der Sollstrom erreicht ist.
> Normalerweise laesst man den Supraleiter etwas ruhen, macht noch eine
> Feldmessung, bis man den Kurzschluss einschaltet.
> Falls das Netz ausfaellt, geht die Spannung auf Null, und der
> Kurzschluss wird eingeschaltet.

Das ist aber sehr vereinfacht!

von Udo S. (urschmitt)


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Andreas S. schrieb:
> Erst dann schaltet man den Heizwiderstand ein, so dass
> das o.a. Spulenstück normalleitend wird und der gesamte Strom über die
> Kontantstromquelle läuft. Dann kann man deren Strom langsam bis auf Null
> reduzieren

Die Strom/Spannungsquelle arbeitet dann aber im 4. (?) Quadranten und 
nimmt Energie auf.
Das kann eine reine Spannungsquelle sein. Die Spannung bestimmt dann nur 
über die Spannung und die Zeit die Änderung des Stroms. Das Netzteil 
muss aber den kompletten Strom liefern oder aufnehmen können.
Die riesige Induktivität sorgt schon dafür dass der Strom quasi konstant 
ist.

Wie Purzel gesagt hat:

Purzel H. schrieb:
> Die Kryo Power Supplies sind natuerlich Spannungsquellen. Die Spannung
> wird vorgegenen und gehalten. Der Strom wird durch die Induktivitaet
> konstant, resp steigt oder faellt mit der von der Induktivitaet
> vorgegebenen Rate.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Udo S. schrieb:
> Andreas S. schrieb:
>> Erst dann schaltet man den Heizwiderstand ein, so dass
>> das o.a. Spulenstück normalleitend wird und der gesamte Strom über die
>> Kontantstromquelle läuft. Dann kann man deren Strom langsam bis auf Null
>> reduzieren
>

> Die Strom/Spannungsquelle arbeitet dann aber im 4. (?) Quadranten und
> nimmt Energie auf.
> Das kann eine reine Spannungsquelle sein. Die Spannung bestimmt dann nur
> über die Spannung und die Zeit die Änderung des Stroms. Das Netzteil
> muss aber den kompletten Strom liefern oder aufnehmen können.
> Die riesige Induktivität sorgt schon dafür dass der Strom quasi konstant
> ist.
>

> Wie Purzel gesagt hat:
>
> Purzel H. schrieb:
>> Die Kryo Power Supplies sind natuerlich Spannungsquellen. Die Spannung
>> wird vorgegenen und gehalten. Der Strom wird durch die Induktivitaet
>> konstant, resp steigt oder faellt mit der von der Induktivitaet
>> vorgegebenen Rate.

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Udo S. schrieb:
> Andreas S. schrieb:
>> Erst dann schaltet man den Heizwiderstand ein, so dass
>> das o.a. Spulenstück normalleitend wird und der gesamte Strom über die
>> Kontantstromquelle läuft. Dann kann man deren Strom langsam bis auf Null
>> reduzieren
>

> Die Strom/Spannungsquelle arbeitet dann aber im 4. (?) Quadranten und
> nimmt Energie auf.
> Das kann eine reine Spannungsquelle sein. Die Spannung bestimmt dann nur
> über die Spannung und die Zeit die Änderung des Stroms. Das Netzteil
> muss aber den kompletten Strom liefern oder aufnehmen können.
> Die riesige Induktivität sorgt schon dafür dass der Strom quasi konstant
> ist.
>

> Wie Purzel gesagt hat:
>
> Purzel H. schrieb:
>> Die Kryo Power Supplies sind natuerlich Spannungsquellen. Die Spannung
>> wird vorgegenen und gehalten. Der Strom wird durch die Induktivitaet
>> konstant, resp steigt oder faellt mit der von der Induktivitaet
>> vorgegebenen Rate.

nö, man beachte spannung, strom an induktivitäten

von Purzel H. (hacky)


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Lassen wir uns doch von Esmeralda die verwaschenen Details korrigieren. 
Ja das Powersupply muss etwas +-2V und die 1000A koennen. Der Strom hat 
nur ein Vorzeichen, also 2 Quadranten. Weiter..

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Purzel H. schrieb:
> Ja das Powersupply muss etwas +-2V und die 1000A koennen. Weiter..

Mit dem Strom habe ich mich etwas verschätzt. Es sind nur ca 200Amp

Ralph Berres

von Esmu P. (Firma: privat) (max707)


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Purzel H. schrieb:
> Lassen wir uns doch von Esmeralda die verwaschenen Details
> korrigieren.
> Ja das Powersupply muss etwas +-2V und die 1000A koennen. Der Strom hat
> nur ein Vorzeichen, also 2 Quadranten. Weiter..

welche maschine konkret?

von Udo S. (urschmitt)


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Esmeralda P. schrieb:
> welche maschine konkret?

Dann plaudere doch mal ein bischan aus dem Nähkästchen. :-) (falls du 
darfst)
Nehmen wir mal ein "normales" Gerät mit 1,5 Tesla
Dann eins mit 3 Tesla
Und eines mit 7 Tesla.
Das Thema ist auf jeden Fall hochinteressant

Welche Induktivität hat die Spule und welchen Strom bekommt sie 
eingeprägt.
Welche Anschlussleistung hat so ein Gerät?
Verbrauch für die Kühlung?

von Harald W. (wilhelms)


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Ralph B. schrieb:

>> Ja das Powersupply muss etwas +-2V und die 1000A koennen. Weiter..
>
> Mit dem Strom habe ich mich etwas verschätzt. Es sind nur ca 200Amp

Nun, 400W kann man ja problemlos an einer normalen
Schukosteckdose entnehmen.

von Ralph B. (rberres)


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Udo S. schrieb:
> Nehmen wir mal ein "normales" Gerät mit 1,5 Tesla
> Dann eins mit 3 Tesla

Die Firma in der ich arbeite haben momentan nur 1,5T und 3T Systeme

Die gesamte Anschlussleistung sind bei beiden Systeme ca 3*128 Amp 
Drehstrom

Wieviel davon die Kühlung braucht weis ich nicht, dürfte aber vermutlich 
der größte Anteil sein.

Dann gibt es eine HF Endstufe, welche mit 230V 32 Amp abgesichert ist. 
Diese  gibt bis zu 25KW Pulsleistung ab. Pulsdauer max ca 1msek, maximal 
Wiederholrate schätzungsweise minimal 100mSek.

Wenn die Pulsdauer 3msek überschreitet schaltet die Endstufe ab. Ebenso 
wenn die Endstufe eine mittlere Ausgangsleistung von 600W überschreitet.
Wir wollen den Patienten ja nicht braten.

Dann gibt es drei Transientenverstärker, welches dem Gleichfeld von 1,5 
bzw 3Tesla ein Feld von bis zu 50mTesla in allen drei Dimensionen 
überlagert.

Diese Verstärker liefern Ströme bis zu 1000 Amp bei bis zu 800V 
Spannung.

Das ist das was man im MRT hört. Das sind auch nur kurze Impulse.

Welche mittlere Leistung diese aus dem Netz ziehen weis ich nicht. 
Dürfte aber auch so 3*32Amp sein.

Dann gibt es noch das ganze andere Geraffel, wie Rechner Steuerungen der 
Motoren für die Liege etc. Das dürfte sich aber in Grenzen halten.

Wie groß die Induktivität der Spule ist muss ich nachfragen. 1000Henry 
erscheint mir viel. Das ist eine Menge.

Der Strom in der Spule beträgt meines Wissens irgendwas um die 200Amp. 
Die Ladezeit nimmt mehrere Stunden in Anspruch. Mehrere Tage glaube ich 
nicht.
Werde ich mich aber erkundigen.

Das Ladenetzteil ist auch nicht batteriebetrieben, sondern ist ein 
ziemlich massives Netzteil welche Leistungen im Kilowattbereich kann.

Mehr kann ich momentan nicht zu dem Thema beitragen.
Mein Arbeitsgebiet liegt hauptsächlich in der Reparatur von HF 
Verstärkern, bzw in der Entwicklung von automatisierten Testumgebungen 
für solche Endstufen, damit man zum Test nicht immer auf einen 
funktionsfähigen MRT zurückgeifen muss.

Ralph Berres

von Harald W. (wilhelms)


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Ralph B. schrieb:

> Die Firma in der ich arbeite haben momentan nur 1,5T und 3T Systeme

Ich glaube, solche Geräte haben für die Ärzte inzwischen eine
zu geringe Auflösung.

von Helmut -. (dc3yc)


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Ralph B. schrieb:
> Transientenverstärker

Bei uns hießen die Dinger "Gradientenverstärker" für die 
Gradientenspulen.

von Ralph B. (rberres)


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Harald W. schrieb:
> Ich glaube, solche Geräte haben für die Ärzte inzwischen eine
> zu geringe Auflösung.

Der überwiegende Teil der Radiologen verwenden 1,5 bzw 3 Tesla

7T Geräte sind noch zu neu.

Ralph Berres

von Ralph B. (rberres)


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Helmut -. schrieb:
> Bei uns hießen die Dinger "Gradientenverstärker" für die
> Gradientenspulen.

Sorry ich meinte auch Gratientenverstärker.

Ralph Berres

von Udo S. (urschmitt)


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Harald W. schrieb:
>> Die Firma in der ich arbeite haben momentan nur 1,5T und 3T Systeme
>
> Ich glaube, solche Geräte haben für die Ärzte inzwischen eine
> zu geringe Auflösung.

Nein, 1,5 Tesla sind moderne Standardgeräte.
3 Tesla sind schon "mercedes" klasse und 7 Tesla sind absolute high end 
Geräte die soweit ich weiss fast ausschliesslich in Unikliniken und 
Forschungszentren stehen.

Ich hatte oben einen Link auf einen Artikel eines Helmholz Instituts von 
2019 gepostet.
Mit den 7 Tesla Geräten kann man statt Wasserstoff wohl auch auf Natrium 
und Phosphor Atome detektieren, was neue Ansätze zur Diagnose eröffnet.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Ralph B. schrieb:
> Die Firma in der ich arbeite haben momentan nur 1,5T und 3T Systeme
Interessant! Ich hatte dich bisher in der Audio-Ecke verortet.

Esmeralda P. schrieb:
> Es liest hier jemand von der Firma mit dem großen "S" mit.
Ich war (auch) mal bei der Firma mit dem großen S tätig und erinnere 
mich noch an die Diskussion um die Supraleitung und die Feldstärken:

Supraleitung bei den "heißen" SL bricht zu schnell zusammen, bzw SL ist 
ab einer gewissen Feldstärke gar nicht möglich. Info vom CERN und DESY.

3T ist in der Medizin so ziemlich die Grenze - weil es sonst angeblich 
zu Problemen kommt, wenn die Patienten zu schnell reingeschoben werden 
("sehen Sternchen") und wohl auch, weil man mehr für die Bildgebung 
nicht braucht:

Aus eigenen beruflichen und leider auch privaten Erfahrungen mit offenen 
und geschlossenen MRT (60cm ...75cm) kann ich sagen, dass man zumindest 
bei den geschlossenen MRT ausreichend gute Bilder mit 3T kriegt. Mehr 
wird nur bei der Materialprüfung, Altersbestimmung und anderen 
Untersuchungen an Objekten angewendet. Ob der Durchmesser eine große 
Rolle spielt, vermag ich nicht zu sagen - es fehlt der direkte 
Vergleich. Die Bilder bei den 60er 3T scheinen mir besser. Bei 2 offenen 
waren die Bilder nicht so toll. In einem Fall haben die Patienten 
regelmäßig Kontrastmittel bekommen, was bei gleichen Untersuchungen an 
geschlossenen Systemen nicht der Fall war. Bei einem kürzlich in Betrieb 
gegangenen Gerät der offenen Klasse waren die Bilder ohne Kontrastmittel 
sehr gut und vergleichbar.

Sternchen habe ich nie welche gesehen. Auch nicht jüngst bei einem 3T 
hier um die Ecke. Vom Magnetfeld merkt man rein gar nichts. Was ich aber 
bestätigen kann, ist die Wirkung des Magneten auf Metall:

Ein Werks-Ausweis an einer Schnur machte sich schon aus 5m Entfernung 
selbständig, wenn man sich dem Magneten näherte und bewegte sich dem 
System entgegen (BTDT, da vergessen abzulegen). Ich würde sagen, dass da 
etwa eine Kraft zur Seite zog, wie die Gravitation an einer AAA-Batterie 
nach unten zieht. Das klingt sehr wenig, ist aber ziemlich viel, da der 
Ausweis nur einen kleinen Metallclip hatte. An einen Schlüsselbund, den 
es aus der Hose zupft, möchte man gar nicht denken. Das Magnetfeld ist 
schon gewaltig. Interessanterweise war der Ausweis aber noch intakt und 
nichts gelöscht.

Probleme bereiten wohl immer mal wieder ESD-Sandalen wegen kleiner 
Nieten, wenn der Träger nicht aufpasst und es ihm den Schuh auszieht - 
sowie Birkenstocksandalen, die scheinbar ohne Metall sind, aber manchmal 
innen irgendwelche Klammern haben.

: Bearbeitet durch User
von Ralph B. (rberres)


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Jürgen S. schrieb:
> Interessant! Ich hatte dich bisher in der Audio-Ecke verortet.

da war ich auch lange Zeit involviert. Sowohl im Highend Hifi Bereich 
als auch im Studiobereich und Bühnenbereich.

Ralph Berres

von Boris F. (skyperhh)


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So, ich hab mal die Kollegen / Wissenschaftler gefragt....

Die "Messtonnen" haben supraleitende Spulen und liegen im flüssigen 
Helium und werden mit externen Netzteilen (laufen bei uns unter 
Magnetnetzteile) angesteuert. Sie können damit die Feldstärke für die 
Messungen einstellen, einen Sweep fahren oder auch das Feld umkehren...

Unsere "neue" Abteilung am Institut, sie bauen gerade noch auf und 
nehmen Stück für Stück die Anlagen in Betrieb, hat wohl auch Systeme 
nach dem MRT-Prinzip. Der Nachteil ist dann, das sie die Feldstärke 
nicht beeinflussen können, dafür aber gegenüber den oben genannten 
Verfahren weniger Rauschen in ihrer Messung haben....

Eine Abteilung am Institut forscht fleißig an Supraleitern, bzw. 
Materialien die Supraleitend werden (K3C60 und Graphen (einlagiges 
Graphit bzw. Kohlenstoff)) - wenn Sie durch Laser angeregt werden... das 
ganze bei tiefen Temperaturen.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Jürgen S. schrieb:
> 3T ist in der Medizin so ziemlich die Grenze - weil es sonst angeblich
> zu Problemen kommt, wenn die Patienten zu schnell reingeschoben werden
> ("sehen Sternchen") und wohl auch, weil man mehr für die Bildgebung
> nicht braucht:

Nicht das Reinschieben ist das Problem, sondern das Hinlegen. Als ich 
mich vor einiger Zeit mal schwungvoll auf die Patientenliege eines 
3T-Geräts warf, sah ich währenddessen tatsächlich sehr komische 
Leuchterscheinungen. Der Sinneseindruck war aber anders als z.B. nach 
kräftigem Niesen.

Das Problem ließe sich bei noch stärkeren Geräten aber sicherlich 
dadurch lösen, dass man die Patientenliege deutlich in Fußrichtung 
verlängert. Der dann erhöhte Zeitbedarf, um den Patienten ins Gerät zu 
schieben, wird aber durch die verkürzten Messdauer wieder deutlich 
reingeholt.

> Die Bilder bei den 60er 3T scheinen mir besser. Bei 2 offenen
> waren die Bilder nicht so toll.

Ja, natürlich. Die offenen Gerät haben deutlich geringere Feldstärken 
als geschlossene Geräte. Als damals(tm) hier in Kiel das erste offene 
Gerät (von GE) in Betrieb genommen wurde, durfte ich es als einer der 
ersten Probanden ausprobieren. So richtig überzeugt hat mich das nicht. 
Zum einen waren die Bilder deutlich kontrastschwächer als bei den damals 
aktuellen geschlosenen. Und das ganze wurde explizit als besonders 
geeignet für Klaustrophobiker beworben, weil man ja angeblich selbst in 
jede Richtung rauskriechen könne. Als ich (als Nichtklaustrophobiker) 
das Gerät sah, fragte ich mich, wie ich überhaupt in den flachen 
Briefschlitz hineinpassen sollte. Das war damals auch das erste MRT, das 
mit einem einzelnen Umlenkspiegel für den Patienten ausgestattet war. 
WIMRE schaute man damit nach "oben". An der Wand war ein absichtlich 
spiegelverkehrtes Bild angebracht, damit man die Spiegelung nicht 
bemerkte. Das eigentliche Haupteinsatzgebiet sollten insbesondere 
Untersuchungen an den Schultergelenken sein, da man ja die Arme in 
unterschiedlichen Positionen halten konnte.

Wenn ich mich recht erinnere, hatte das Teil eine Feldstärke von 0,35 T.

> In einem Fall haben die Patienten
> regelmäßig Kontrastmittel bekommen, was bei gleichen Untersuchungen an
> geschlossenen Systemen nicht der Fall war. Bei einem kürzlich in Betrieb
> gegangenen Gerät der offenen Klasse waren die Bilder ohne Kontrastmittel
> sehr gut und vergleichbar.

MRT-Kontrastmittel werden ja nur gezielt eingesetzt, um bestimmte 
Strukturen darzustellen, d.h. insbesondere die Stärke der Durchblutung. 
Sehr gebräuchlich ist Gadubutrol (Handelsname Gadovist), welches aus 
einem in einen Komplexbildner eingehülltes Gadoliniumatom beinhaltet. 
Damals(tm) war ich ebenfalls ein Proband, als GE eine besonders für die 
Darstellung der Lebergefäße geeignete Sequenz vorstellte. Seitdem weiß 
ich auch, dass es wesentlich bequemer ist, die Arme über den Kopf 
auszustrecken statt sie am Körper anliegen zu lassen. Nur bei der 
Verwendung einer Kopfspule wäre das nicht möglich. Damals durfte jeder 
geladenene Radiologe und jede MTA mal selbst ein paar Schnappschüsse 
meiner Leber anfertigen, was dann insgesamt über zwei Stunden dauerte. 
Aber ich bekam insgesamt nur zwei kleine Ladungen Kontrastmittel. 
Abgesehen von dessen Giftigkeit bringt mehr Kontrastmittel auch nichts, 
da es sich ja nach und nach im gesamten Körper verteilt und somit 
irgendwann weiteres KM auch nichts mehr bringt.

von Harald W. (wilhelms)


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Ralph B. schrieb:

>> Ich glaube, solche Geräte haben für die Ärzte inzwischen eine
>> zu geringe Auflösung.
>
> Der überwiegende Teil der Radiologen verwenden 1,5 bzw 3 Tesla
>
> 7T Geräte sind noch zu neu.

Bei meiner Frau wurde nach meiner Erinnerung bereits vor über
vier Jahren ein 7T-MRT-Gerät verwendet.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Hans W. schrieb:
> Ralph B. schrieb:
>> Ich meine gehört zu haben, das es auch MRTs gab welche mit extem starke
>> Permanentmagnete aufgebaut wurden. Die erzeugen aber dann nur sehr
>> kleine Feldstärken von einigen Zehntel Tesla.

Ja, die besagten offenen MRT werden/wurden traditionell mit 
Permanentmagneten aufgebaut. Mittlerweile gibt es aber auch offene MRT 
mit supraleitenden Magneten. Bei dem von mir erwähnten offenen MRT 
wurden wohl tagelang Magnetwürfel gestapelt. Insbesondere erfolgte die 
Homogenisierung des Magnetfeldes durch den Tausch einiger Würfel, wobei 
ich mich frage, wie man einen einmal platzierten Würfel wieder aus dem 
ganzen Verbund herausgeprokelt bekommt. Der magnetische Kreis wird durch 
eine massive seitliche Stahlkonstruktion geschlossen.

Neben der Ausführung mit horizontalem Schlitz gibt es auch welche, bei 
denen der Patient/Proband zwischen die Magnete steht oder sitzt. Hier 
werden auch wassergekühlte, normalleitende Magnetspulen eingesetzt.

von DSGV-Violator (Gast)


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Stefan M. schrieb:

> Das schreit ja nach hochtemperatur Supraleitern.

Geschrei ist keine Lösung.
Dieses Buzzword von "Hochtemperatur-Supraleiter kennt man schon seit 
über 50 Jahren. Aber was hat sich in der Elektriker-Wirklichkeit getan? 
- Nichts!

Zuletzt sind irgendwelche Labormuster bei Raumtemperatur lauthals 
angepriesen worden, die aber im Betrieb extremste Drücke benötigen: 
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/physik/erstmals-supraleitung-bei-raumtemperatur-13377160

Hinweis "gemäßigter Druck" bedeudet immer noch 300M Pa.

Schon wenn man den Temperaturbereich von verflüssigten Stickstoff 
erreicht hätte, wäre der Praktiker glücklich. Aber es muss immer noch 
bis zum Flüssig-Helium runtergekühlt werden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hochtemperatursupraleiter#Geschichte

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Jürgen S. schrieb:
> 3T ist in der Medizin so ziemlich die Grenze - weil es sonst angeblich
> zu Problemen kommt, wenn die Patienten zu schnell reingeschoben werden
> ("sehen Sternchen")

da hätte ich bei einem "am Loch" Vorbeischieben eher Probleme vermutet

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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DSGV-Violator schrieb:
> über 50 Jahren. Aber was hat sich in der Elektriker-Wirklichkeit getan?
> - Nichts!

https://www.spektrum.de/news/dreissig-meter-zukunft/946033

Naja. Mal abgesehen davon, daß die meisten Mittelspannungskabel aus 
Aluminium sind, das außerdem je nach Weltmarktpreis um 3-4 mal billiger 
als Kupfer ist.

"Obwohl die Supraleiterkabel vermutlich bald günstiger sein"

Reines Wunschdenken, so nach dem Motto, auch LCD-Bildschirme sind sehr 
viel billiger geworden.

" wäre ihr Einsatz nicht überall sinnvoll. Zwar verlieren die Kabel dank 
ihrer widerstandsfreien Leitfähigkeit keine elektrische Energie beim 
Transport. Aber die Kühlung kostet Energie, da der Stickstoff ständig 
verdampft und immer wieder verflüssigt werden muss."

Eben. Was nützt die Supraleitfähigkeit, wenn die Gesamtkosten höher 
sind? Nix. Man kann auch klassisch dicke Kabel mit kA bauen und 
betreiben.

Naja, alles nettes Geplänkel und halt Forschung, aber praxisreif ist 
davon rein gar nix.

von ●DesIntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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sind die Supraleiter nicht immer so keramische Stoffe?

Wie kriegt man die denn zu einer Spule gewickelt?

von Jan B. (do9jhb)


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●DesIntegrator ●. schrieb:
> sind die Supraleiter nicht immer so keramische Stoffe?

Das sind dann üblichrrweise Hochtemperatursupraleiter wie YBCO 
(Ytrrium-Barium-Kupferoxid), die mit flüssig Stickstoff auskommen. Wenn 
man mit niedrigen Sprungtemperaturen leben kann (flüssig Helium 
kühlung), dann kann man aber auch einfach Metallische Werkstoffe nehmen, 
wie z.b. Niob-Titan (wobei fast alle Metallischen Elemente irgendwann 
supraleitend werden), wo sich wie normal Draht herstellen lässt (meist 
umgeben mit Kupfer oder Silber, um im Quenchfall den Schaden zu 
begrenzen).

Aus YBCO Draht herzustellen ist schwieriger (und Forschungsthema), aber 
prinzipiell möglich (das KIT hat da glaube ich experimentelle Anlagen 
zu). Bei Wikipedia steht ein bisschen was zu den Methoden: 
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Superconducting_wire

Für Stromübertragungsanwendungen ist das aber natürlich nicht so 
wichtig, da kann man auch starre Kabel bauen. Hier sind ein paar 
Querschnittsbilder von Kabeln, die als Testprojekt in Essen zur 
Stromübertragung installiert wurden: 
https://www.semanticscholar.org/paper/Update-on-world's-first-superconducting-cable-and-a-Stemmle-Merschel/fa1fa7b9f87ef3324a6db877143e9371b70efc23

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Keramische Hochtemperatursupraleiter bestehen aus gepressten Körnern. 
Diese haben untereinander mehr oder weniger guten elektrischen Kontakt, 
d.h. zum einen auf Grund der räumlichen Entfernung und zum anderen auf 
Grund von Oberflächenverunreinigungen bzw. nicht exakt passender 
Stöchiometrie. Insbesondere wenn diese Keramikpulver in Metallrohre 
gestopft und zu Drähten ausgewalzt werden, ist das um so schlimmer. Für 
"normale Anwendungen" zur verlustarmen Energieübertragung ist das kein 
Problem, da der Strom ja durch die Energieerzeuger und Verbraucher 
bestimmt wird. Bei aufgeladenen supraleitenden Magneten dürfte aber der 
Strom viel zu schnell wieder abklingen.

An den Korngrenzen entstehen je nach Abstand sog. Josephsonkontakte, 
d.h. es treten durchaus sehr interessante und auch technisch sinnvoll 
nutzbare quantenmechanische Effekte auf (DC- und AC-Josephsoneffekt(*)). 
Erzeugt man eine Gleichstromrampe bis in die Nähe der kritischen 
Stromdichte, kann man tatsächlich sehr gut eine Spannungs-Strom-Kurve 
aufzeichnen, wobei es immer wieder Spannungssprünge in Höhe der 
Bindungsenergie der Cooperpaare gibt, d.h. in der Größenordnungen von 
10-20 mV. Die Supraleitung bricht also bei keramischen Supraleitern 
nicht sofort komplett zusammen, sondern schrittweise. Es gibt in der 
Energietechnik supraleitende Strombegrenzer, die genau diesen Effekt 
ausnutzen. Ohne Überstrom arbeiten sie verlustfrei, bei Überstrom bricht 
die Supraleitung teilweise zusammen. Das ganze dient zu Überbrückung, 
bis ggf. eine normale Überstromabschaltung des Stromkreises ansprechen 
kann.

Für aufgeladene Magnete wie z.B. im MRT ist das alles jedoch großer 
Mist, da hier die Eigenschaften homogener metallischer Supraleiter 
unbedingt benötigt werden. Bei einem keramischen HTSL wäre die Gefahr 
eines ungeplanten Quenchens viel zu hoch. Und vermutlich bliebe der 
Strom auch nur vielleicht Tage oder Wochen hoch genug statt der 
benötigten Jahre.

Die gewalzten Metalldrähte mit HTSL-Kern haben auch eine wesentlich 
geringere kritische Stromdichte als rein metallische SL. Beim MRT 
bedeutet das entweder ein noch größeres Bauvolumen oder eine geringere 
Feldstärke, vermutlich sogar beides.

Natürlich wäre die Verwendung von flüssigem Stickstoff oder Argon viel 
kostengünstiger, und es gäbe auch in Zukunft unbegrenzt Nachschub.

Zu (*):
Den AC-Josephsoneffekt nutzt man heutzutage vor allem in 
Referenzspannungsquellen. Deren Spannungskonstanz wird von keiner 
Materialkonstante bestimmt, sondern ausschließlich von Naturkonstanten 
und einer hinreichend genaue Referenzfrequenz. Und diese wird wieder 
auch über Naturkonstanten definiert. Übrigens setzt man hier auch 
klassische metallische Supraleiter ein, weil diese ein geringeres 
1/f-Rauschen aufweisen.

Den DC-Josephsoneffekt nutzt man wiederum für sog. SQUID-Magnetometer, 
d.h. höchstauflösende Magnetometer z.B. zur kontaktlosen Messung von 
Gehirnströmen. Häufig werden sie mit einer Art supraleitenden 
Transformator versehen. Hier kommen sowohl HTSL als auch metallische 
Supraleiter zum Einsatz.

Beitrag #7383812 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Purzel H. (hacky)


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Bevor's vergessen geht zu Supraleitern. Es ist grad eine 
Spezialistentruppe hier... Die sogenannte Sprungtemperatur ist jeweils 
ohne magnetisches Feld. Bei Anlegen eine Magnetfeldes bricht die 
Supraleitung zusammen und die Temperatur muss erniedrigt werden. So 
ergibt sich eine Sprungtemperatur zu B-Feld Kurve Tc(B)
Die lange Story... Waehrend Typ-1 Supraleiter, von denen er nur wenige 
gibt, zB Blei, das Feld bei der Sprungtemperatur schlagartig 
verdraengen, dh das Innere des Leiters feldfrei wird, lassen die Typ-2 
Supraleiter das Feld durch und halten es in sogenannten Flussschlaeuchen 
fest. Das sind jeweils stationaere (Cooper-) Paare, welche ein 
Flussquantum beinhalten. Diese Flussschlaeuche halten sich an 
Verunreinigungen, oder Dotierungen im Material. Diese Flussschlaeuche 
muessen Zeit haben sich zu positionieren, und zu verteilen, deswegen 
auch das langsame erhoehen des Feldes in der Anwendung, wo man hohe 
stationaere Felder moechte. Wir haben also fliessende Cooper Paare, 
welche den Strom ausmachen und Stationaere, welche das Feld halten. Die 
sollten aneinander vorbei kommen. Wenn die Cooper paare auseinander 
reissen, nennt sich das dann Quench. eine lokale Erwaermung.
Zurueck vur Temperaturabhaengigkeit. Waehrend Niob bei 9K Supraleiten 
wird, muss die Temperatur fuer zB einen 20 Tesla Magneten auf 1.8K 
erniedrigt werden. Diese 1.8K erreicht man mit fluessigem Helium bei 
einem Druck von vielleicht 20mBar. Das Problem stellt sich dann waehrend 
der Betriebszeit des Magneten auf diesem Feld diese 20mBar aufrecht 
erhalten zu koennen. Eine Frage des Service Intervalles der verwendeten 
Pumpen. Das ganze System ist natuerlich geschloossen, die Kuehleinheit 
ist grad neben dran.
Wir verwenden Scrollpumpen um auf permanent 1.6K zu kommen, allerdings 
nicht fuer Magnetanwendungen. Nach vielleicht einem Jahr laufen die in 
einen Lagerschaden. Ja, das Lager zu wechseln dauert vielleicht eine 
Stunde, und ist nicht ultradringend. Aber ein System muss dafuer 
ausgelegt sein, das auch zu erlauben. Ich bin nicht auf dem Stand, wie 
das aktuell bei Magneten geloest ist. Unser System ist eigentlich 
geschlossen, aber offensichtlich nicht absolut. Wir muessen Proben 
wechseln, und haben deswegen O-Ringe im System. Aufgrund von Leckagen 
kommt beliebig wenig Luft rein, welches unsere Betriebszeit auf mehrere 
Wochen begrenzt.
Wie kommt man auf so tiefe Temperaturen. Bisher haben wir Helium unter 
Vakuum. Ja. Aber irgendwie muss danoch die Waerme weg. In einem offenen 
System wuerde man Helium mit 4.2K siedend bei Raumdruck einfuellen, resp 
einlaufen lassen, welches dann im Vakuum verdampft und die Temperatur 
erniedrigt. Dann ist das Reservoir, resp der Nachschub erschoepft, wir 
haben ihn abgesogen. Das macht man mit Closed Cycle Systemen. Man nimmt 
einen 2 stufigen Resonanzkuehler, der hat einen Helium Resonator, einen 
mechanischen Resonator mit akustischen Stehwellen. Helium ist ein 
relativ ideales Gas, deswegen geht das. Der macht vielleicht 3.5K an 
seiner Spitze. Dort kann man also Helium unter Normaldruck kondensieren. 
Das mach man und laesst es in eine Tasse Tropfen. Von dort fuehrt eine 
Kapillare zu einen Expansionsventil, welches die Fluessigkeit von 
Normaldruck auf die 20mBar auf der anderen Seite expandiert. Wir 
benoetigen also eine Pumpe zum Erzeugen der 20mBar mit einem 
Ausgangsdruck von Normaldruck. Den Auslass dieser Pumpe leiten wir 
wieder an den Kondensator. Nun muss das Ganze noch stabil laufen...

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Purzel H. schrieb:
> Bevor's vergessen geht zu Supraleitern. Es ist grad eine
> Spezialistentruppe hier...

Stimmt, ich habe mich schon vor 34 Jahren damit befasst.

> Die sogenannte Sprungtemperatur ist jeweils
> ohne magnetisches Feld.

So weit korrekt.

> Bei Anlegen eine Magnetfeldes bricht die
> Supraleitung zusammen und die Temperatur muss erniedrigt werden. So
> ergibt sich eine Sprungtemperatur zu B-Feld Kurve Tc(B)

Falsch. Sinnvollerweise wählt man von vornherein eine zur entsprechenden 
magnetischen FLussdichte und Art des Supraleiters passende Temperatur. 
Man muss nicht erst die Supraleitung zusammenbrechen lassen und 
anschließend die Temperatur verringern.

> Die lange Story... Waehrend Typ-1 Supraleiter, von denen er nur wenige
> gibt, zB Blei, das Feld bei der Sprungtemperatur schlagartig
> verdraengen, dh das Innere des Leiters feldfrei wird, lassen die Typ-2
> Supraleiter das Feld durch und halten es in sogenannten Flussschlaeuchen
> fest. Das sind jeweils stationaere (Cooper-) Paare, welche ein
> Flussquantum beinhalten.

Nein, die Bindungsenergie der Cooperpaare ist materialspezifisch und hat 
primär nichts mit den Flusschläuchen zu tun; letztere werden wiederum 
von den besagten Flussquanten durchdrungen. Deren Quantisierung beträgt 
n*h/2e und enthält mit h (Plancksches Wirkungsquantum) und e 
(Elementarladung des Elektrons) ausschließlich Naturkonstanten und keine 
Materialkonstanten. Bei den besagten Flusschläuchen geht man überwiegend 
von n=1 aus.

Die Bindung der Cooperpaare (Größenordnung 10-20 meV) wird durch externe 
thermische Anregung und Magnetfelder gestört. Genau dies führt zu dem 
Zusammenhang zwischen der Supraleitung, magnetischem Fluss und 
Temperatur.

> Diese Flussschlaeuche halten sich an
> Verunreinigungen, oder Dotierungen im Material.

Bei den keramischen Supraleitern sind die Flusschläuche überwiegend an 
den Korngrenzen lokalisiert. Nur bei den metallischen 
Typ-2(!)-Supraleitern sind sie an den Störstellen lokalisiert, z.B. bei 
den für MRT gebräuchlichen Niob-Titan-Supraleitern.

> Diese Flussschlaeuche
> muessen Zeit haben sich zu positionieren, und zu verteilen, deswegen
> auch das langsame erhoehen des Feldes in der Anwendung, wo man hohe
> stationaere Felder moechte. Wir haben also fliessende Cooper Paare,
> welche den Strom ausmachen und Stationaere, welche das Feld halten. Die
> sollten aneinander vorbei kommen. Wenn die Cooper paare auseinander
> reissen, nennt sich das dann Quench. eine lokale Erwaermung.

Es werden ständig Cooperpaare gebildet und auch wieder zerstört, ohne 
dass die Supraleitung als ganzes zusammenbricht. Erst wenn über den 
gesamten Leiterquerschnitt die (temperaturabhängige) kritische 
Stromdichte überschritten und somit durch den Stromfluss nennenswert 
Wärmeleistung entsteht, handelt es sich um Quenching.

> [allerhand Blabla über kaltes Helium und Pumpen]

Das ist eine ganz andere Baustelle als die Supraleitung. Die 
Verschleissanfäligkeit irgendwelcher Pumpen und Dichtungen hat überhaupt 
nichts damit zu tun.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Danke fuer die Erklaerungen Andreas. Ja, die Temperatur nimmt man 
natuerlich gleich dem Feld angepasst, mit etwas Reserve.

Die Tieftemperaturgeschichten gehoeren zu den Hochfeldmagneten, wo auch 
immer Hochfeld beginnt. Da beginnt das zusaetzliche Gezerre mit der 
Zuverlaessigkeit. Einfach fluessig nachfuellen bedingt nur eine 
zuverlaessige Lieferung des fluessigen Heliums von Recovery zum 
Verbraucher. Nachher muss eine ganze Menge passen, mit dem Netz 
angefangen.

von Crazy Harry (crazy_h)


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Was würde denn mit einem Ring (750er Gold und unmagnetisch) in einem MRT 
passieren? Ja Induktion, Kurzschluss, warm/heiß .... ist das echt so 
bzw. wie kann/muß man sich das vorstellen?

von Daniel A. (daniel-a)


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Wenn man einen starken Neodym Magnet durch ein Kupferrohr fallen lässt, 
fällt er ganz langsam, weil die Wirbelströme im Kupfer ein 
Gegenmagnetfeld erzeugen.

Umgekehrt funktioniert das genauso. Ein nicht-magnetisches Metall in 
einem starken statischen Magnetfeld lässt sich nur schwer bewegen.

In einem MRT wird das also auch so sein. Wobei aber, wenn sich der 
Magnet bewegt, sich das Metall natürlich mit bewegen will. Ich glaube im 
MRT Dreht sich der Magnet aussen herum? Da wird sich der Ring also auch 
mit drehen wollen. Und dabei dürfte er auch warm, vielleicht sogar heiss 
werden. Auf jeden fall keine gute Idee, den anzubehalten.


PS: Ich habe mal gehört, wenn man mit Tatoos mit Schwermetallbasierter 
Farbe in den MRT geht, kann können die heiss werden und man kann sich 
verbrennen, stimmt das?

von Ralph B. (rberres)


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Daniel A. schrieb:
> Wobei aber, wenn sich der
> Magnet bewegt, sich das Metall natürlich mit bewegen will. Ich glaube im
> MRT Dreht sich der Magnet aussen herum?

Im MRT bewegt sich nichts. Vielleicht verwechselst du das mit einen CT, 
bei welcher sowohl die Röntgenröhre als auch der Sensor um die 
Längsachse der Patientenliege rotiert.

Das Magnetfeld von z.B. 3 Tesla ist konstant und wird nur von den drei 
Gradientenfelder überlagert, um einen Ort zu definieren, bei welcher 
durch das HF Feld ein Spin geändert wird.

Ein nichtmagnetischer metallischer Leiter lässt sich nur mit 
Kraftaufwand in das Magnetfeld einführen und auch nur mit Kraftaufwand 
drehen, wegen den bei der Bewegung entstehenden Wirbelströmen.

Ralph Berres

von Random .. (thorstendb) Benutzerseite


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Ralph B. schrieb:
> Das Magnetfeld von z.B. 3 Tesla ist konstant und wird nur von den drei
> Gradientenfelder überlagert, um einen Ort zu definieren, bei welcher
> durch das HF Feld ein Spin geändert wird.

Stichwort Larmorfrequenz, in Verbindung mit der Ortscodierung ergibt das 
die schönen Bildchen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Larmorpr%C3%A4zession
http://wmisargans.ch/html_css/2015/lorenz/physikalischefuntionsweise/ortskodierung.html

Mal wieder ein sehr schöner Thread zu einem interessanten Thema! MRT ist 
generell faszinierend. Was mich immer wieder wundert, ist, wie man die 
aufgefangenen Signale von den Anregungen unterscheiden kann.

: Bearbeitet durch User
von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Random .. schrieb:
> Was mich immer wieder wundert, ist, wie man die
> aufgefangenen Signale von den Anregungen unterscheiden kann.

Ich finde es eher erstaunlich, dass man mit dem HF-Puls nicht gleich die 
höchstempfindlichen Eingangsverstärker röstet oder zumindest deutlich 
sättigt. Mit PIN-Dioden-Schaltern usw. ist da schon einiges möglich. Bei 
Pulsradaren sieht das ja durchaus ähnlich aus.

von Ralph B. (rberres)


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Andreas S. schrieb:
> Ich finde es eher erstaunlich, dass man mit dem HF-Puls nicht gleich die
> höchstempfindlichen Eingangsverstärker röstet oder zumindest deutlich
> sättigt.

Die Empfangsverstärker werden mit Hilfe von Pindioden ( welche durchaus 
eine Sperrspannung von 160V betragen kann ) während der Zeit des Sendens 
soweit verstimmt, das keine nennenswerte Spannung am Eingang entsteht. 
Erst wenn der Sendeimpuls abgeschaltet ist und die Empfangsspule die 
Reaktion des Spins auswerten soll ist der Empfangsverstärker in 
Resonanz.


Ralph Berres

: Bearbeitet durch User
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