Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Current-Limiting Zero


von Marika (trillian_007)


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Hallo,

man nehme ein paralleles RC-Glied, wobei in Serie zum Kondensator noch 
ein R_limit geschalten ist (siehe Bild).
Für kleine Frequenzen fließt der Großteil des Stromes durch R.
Für höhere Frequenzen fängt C an zu wirken: ein Teil des Stromes fließt 
über den rechten Pfad, v_out sinkt (im Bode Plot - also vout/in - 
entspricht das -20dB/dec. und einem Annähern von -90° in der Phase).
Für sehr hohe Frequenzen ist die Impedanz von C so klein, dass sich der 
Strom nur mehr über R||R_limit aufteilt (im Bode Plot haben wir wieder 
konstanten Gain und die -90° wurden durch +90° kompensiert, sodass die 
Phase wieder bei 0° ist).

Soweit klar. Jetzt kann man Transerfunktion aufstellen, was quasi der 
Gesamtimpedanz entspricht (vout/in = Z), um den Pol und die Nullstelle 
zu bestimmen.

Das geht aber auch schneller.
Für den Pol: Wenn R + R_limit = Z_C, d.h. s_p = -1/[C(R+R_limit)]
Für die Nullstelle: Wenn R_limit = Z_C, d.h. s_z = -1/CR_limit

Meine Frage: Warum? Für den Pol muss man C mit seinem äquivalenten 
Parallelwiderstand gleichsetzen, also R + R_limit, aber das verstehe ich 
nicht. Und für die Nullstelle C mit R_limit.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Solche Filter werden in PLLs verwendet, vielleicht findest du damit mehr 
zur Theorie.

von Marika (trillian_007)


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Danke, aber da finde ich eher Filter, wo anstelle des R ein C eingebaut 
ist.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Marika schrieb:
> Meine Frage: Warum?

Wenn die Stromquelle einen unendlichen Ausgangswiderstand habe und die 
Last am Ausgang einen unendlichen Eingangswiderstand, dann bleibt nur 
die Masche aus R + R_limit + C übrig.

von Marika (trillian_007)


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Dieter D. schrieb:

> Wenn die Stromquelle einen unendlichen Ausgangswiderstand habe und die
> Last am Ausgang einen unendlichen Eingangswiderstand, dann bleibt nur
> die Masche aus R + R_limit + C übrig.

Aber trotzdem teilt sich der Strom ja auf die zwei Pfade auf. Und müsste 
nicht dann ein Pol entstehen, wenn C anfängt zu wirken, d.h. wenn nicht 
mehr der ganze Strom über R fließt, sondern auch über den Pfad mit 
(R_limit + C).

Dann müsste man den Pol doch berechnen, in dem man diese Gleichung löst:
R = R_limit + C

von Robert M. (r0bm)


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Marika schrieb:
> Das geht aber auch schneller.
> Für den Pol: Wenn R + R_limit = Z_C, d.h. s_p = -1/[C(R+R_limit)]
> Für die Nullstelle: Wenn R_limit = Z_C, d.h. s_z = -1/CR_limit
> Meine Frage: Warum?

Anzahl der unabhängigen Energiespeicherelemente (hier C) ist 1, d.h. 
Netzwerk hat nur einen Pol.

Unabhängige Quellen aus dem Netzwerk entfernen (Spannungsquellen 
kurzschließen, Stromquellen öffnen) und Ausgang offen lassen. Der C 
sieht eine Reihenschaltung aus R + Rlim. Die Zeitkonstante liegt dadurch 
bei tp = (R + Rlim) * C. Da sp = -1 / tp, wird sp = -1 / [(R + Rlim) * 
C].

Nullstellen hängen davon ab wo die Ausgangsspannung gemessen wird. 
Zwischen Ausgang und Masse hast du in diesem Fall zwei Zweige (R und 
Rlim+C), die getrennt betrachtet werden. Die Impedanz von R kann 
offensichtlich nicht 0 werden. Die Impedanz von Rlim und C könnte es 
jedoch, d. h. Rlim + 1 / (sz * C) = 0, wodurch sz = - 1 / (Rlim * C).

von Marika (trillian_007)


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Robert M. schrieb:


> Der C sieht eine Reihenschaltung aus R + Rlim. Die Zeitkonstante liegt dadurch
> bei tp = (R + Rlim) * C.

Bzgl. Pol:
Danke, das ist genau der Punkt, wo ich unsicher war. D.h. wenn in ich 
kapazitive und Ohmsche Impedanz in Serie habe, muss ich nur schauen, 
welche Ohmsche Impedanz meine Kapazität sieht? Wie ist das denn 
allgemein formuliert?

Und wie könnte man das physikalisch erklären? Eine Polstelle entsteht 
ja, wenn Strom von einen Ohmschen Pfad in kapazitiven Pfad übergeht 
(vout sinkt). Warum spielt es hier keine Rolle, wo ich den Ausgang 
abgreife?

Bzgl. Nullstelle:
Eine Nullstelle entsteht ja, wenn es eine Verbindung zwischen Ausgang 
und Eingang gibt (vout wächst). Zur Bestimmung der Nullstelle ist ein 
Ansatz, die Impedanz zwischen Ausgang und Ground zu checken. Sobald 
diese Null wird, dann sitzt dort die Nullstelle. D.h. eigentlich muss 
man schauen, wann der Ausgang Null wird und gleichzeitig ist die 
Nullstelle dafür verantwortlich, dass der Ausgang wächst (+20dB/dec. im 
Bode Diagramm).
Wie kann man das erklären, ist das nicht ein Widerspruch?

von Robert M. (r0bm)


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Marika schrieb:
> D.h. wenn in ich
> kapazitive und Ohmsche Impedanz in Serie habe, muss ich nur schauen,
> welche Ohmsche Impedanz meine Kapazität sieht?

Ja, über die Zeitkonstante lässt sich der Pol exakt bestimmen. Bei 
2-poligen Netzwerken lassen sich beide Pole schätzen und daraus, unter 
Umständen, auch exakt berechnen. Ab 3 Pole liefert diese Methode nur 
noch Schätzwerte für den NF- bzw. HF-Pol.


Marika schrieb:
> Eine Nullstelle entsteht ja, wenn es eine Verbindung zwischen Ausgang
> und Eingang gibt (vout wächst). Zur Bestimmung der Nullstelle ist ein
> Ansatz, die Impedanz zwischen Ausgang und Ground zu checken.

Falls ein C oder ein RC-Glied zwischen Aus-und Eingang sitzt, ist dieser 
Pfad auch auf Nullstellen zu untersuchen.

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