Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Erfahrungsbericht: HVA-500 der total verpfuschte Stereo-Verstärker


von Andi M. (andi6510) Benutzerseite



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Hallo Leute,

mir ist da etwas widerfahren und ich möchte Euch hier einen (etwas 
länglichen) Erfahrungsbericht dazu schreiben.

Es geht um den einigermassen billigen Audioverstärker des Typs HVA-500 
des namhaften Herstellers HOLLYWOOD. Dieses Gerät hatte ich auf einer 
bekannten Aukionsplattform für knapp 43€ von einem deutschen Händler 
erworben. Auf dem Gerät selbst steht auch ein deutscher Inverkehrbringer 
aus Braunschweig. Nirgendwo steht, ob und woher das Gerät nach 
Deutschland importiert wurde. So kann ich nur eine Herkunft in Fernost 
vermuten... .

Ich hatte mal vor längeren ein ähnliches Modell auf gleichem Wege 
erstanden, und dies funktionierte soweit zufriedenstellend. So waren 
meine Erwartungen an meine Neuerwerbung nicht unbedingt hoch, aber für 
den angedachten Zweg, nämlich ein paar Passivboxen an meinem PC zum 
Erklingen zu bringen, sollte das Gerät wohl reichen.

Ausgepackt, angeschlossen, eingeschaltet --- ohweh, der erste Schreck! 
Das Geräte funktionierte soweit, dass das vom PC erzeugte Audiosignal 
wiedergegeben wurde. Zusätzlich gabs als Bonus noch ein surrendes 
Geräusch bei jeder Mausbewegung und ein Prasseln bei allen 
Festplattenzugriffen. Aber das kennt der audiophile Toningenieur ja 
schon und nach Einfügen eines Audioübertragers in den Signalweg zw. PC 
und Verstärker waren die Störgeräusche verschwunden. Klassische 
Masseschleife also. Das ist wohl kaum dem Verstärker anzulasten.

Also weiter getestet. Den 6.3 mm Adapter für meinen Lieblingskopfhörer 
gesucht und den Kopfhörer in die Kopfhörerbuchse des Verstärkers 
gesteckt. Oh, nichts passiert. Die Lautsprecher bleiben aktiv und der 
Kopfhörer stumm. Ja sowas. Anleitung konsultiert, ob man da mit den 
wenigen Schaltern irgendwas manuell umschalten muss. Auch nicht 
schlauer. Enttäuschnung macht sich breit. Verwende ich doch den 
Kopfhörer sehr intensiv am PC.

Erst etwas später merke ich zufällig, als ich wegen eines kleinen Umbaus 
nochmal die Boxen abgeklemmt hatte, dass doch ein Ton aus dem Kopfhörer 
kam. Nur eben sehr sehr leise. So leise, das es bei den gleichzeitig 
aktivierten Boxen gar nicht zu hören gewesen war. Also noch schnell ein 
paar andere Kopfhörer getestet, aber bei keinem eine akzeptable 
Lautstärke erzielt. Hmmmmm, mein Ärger über das Gerät begannt weiter 
anzuwachsen. Den Kopfhörer wollte ich ja eigentlich schon nutzen... .

Die nächste Pleite erfolgt dann beim Testen der Bluetooth Funktion. Das 
war jetzt für mich nicht das absolute Killerkaufkriterium, aber wenn der 
Verstärker das hat, dann sollte es eigentlich auch funktionieren. Also 
das Mobiltelefon gezückt und ein Paarungsversuch unternommen. Der 
gestaltete sich, wie bei Bluetooth eben so üblich, etwas hakelig. 
Bluetooth aus-/eingeschaltet, Corona-App deaktiviert, Handy neu 
gestartet und siehe da, das Handy meldet erfolgreiche Paarung. Der 
Verstärker allerdings gibt nur laut prasselnde Grunzgeräusche von sich. 
Keine Musik, nur digitaler Datenmüll. Na prima. Ich muss zugeben, ich 
begann jetzt leicht sauer zu werden.

Also, tief Luft geholt, zur bekannten Versteigerungsplattform gesurft 
und den Händler mit den Tatsachen konfrontiert und um Rückgabe gebeten. 
Der Händler meint, die 10 Tage Umtauschzeit seien vorbei. Daher könne 
ich das Gerät nicht zurück geben. Ich könne es aber gerne zur 
Reparatur/Umtausch einschicken. Ihr ahnt evtl schon, dass diese Lösung 
nicht ganz in meinem Sinne war, denn nach einer kurzen Recherche in den 
weltweiten Weiten des Webs fand ich auch andere leidgeplagte Besitzer 
dieses Kleinods der Verstärkertechnik. Also hätte ein Umtausch mit 
grosser Wahrscheinlichkeit nur mit einem neuen disfunktionalen Gerät 
geendet. Da hatte ich nun wirklich keine Lust drauf.

Zum Glück hatte das Gehäuse des Verstärkers aber nirgends ein sichtbares 
Garantiesiegel.

Und wie ich da so am probieren war, ob ich evtl einen passenden 
Kreuzschlitzschraubenzieher hätte, mit dem ich (rein theoretisch) das 
Gehäuse hätte öffnen können, war plötzlich die Kiste offen und ein Blick 
ins Innere wurde frei. Hoppla!

Ein dicker Ringkerntrafo, drei Platinen, eine offensichtlich mit dem 
Leistungsverstärker und die zweite mit dem Vorverstärker+Quellenwahl 
etc. Und drittens ein kleines Bluetooth Modul, dass an einer Schraube 
über dem Vorverstärker hing. Die Verarbeitung auf den ersten Blick ganz 
OK. Aber ein Blick auf die Befestigungsschraube am Bluetoothmodul lies 
Schlimmes erahnen (Siehe Anhang). Die Schraube schien hier gleich 
mehrere Bauteile kurzzuschliessen. Nach dem Lösen der Schraube 
funktionierte das Blutoothmodul auch plötzlich. Also, funktieren wieder 
in dem Sinne, dass das abgespielte Signal hörbar war. Zusätzlich hört 
man allerdings auch gemütlich prasselnd die HF-Kommunikation in den 
Vorverstärker einstreuen. Und das sogar, wenn Bluetooth am Verstärker 
gar nicht aktiviert war. Es genügt, dass ein Gerät gepaart ist und schon 
knattert es nervig vor sich hin.

Mein Stresspegel stieg also immer weiter.

Ich habe dann das Kabel am BT-Modul um ein paar cm verlängert. Dann das 
Modul in Isolierband gehüllt und hinter den Rinkerntrafo geklemmt. Dort 
ist es maximal weit weg von allen Audioschaltungen. Damit war die Sache 
schon mal deutlich besser, aber das Prasseln ist ohne Audiosignal dann 
doch immer noch zu hören, so dass ich derzeit darüber nachdenke, das 
Modul in ein kleines Platikgehäuse zu verpacken und auf der 
Gehäuserückseite (außen) anzukleben. Das sollte dann eigentlich genügen, 
wurde aber noch nicht umgesetzt.

Aber wie ich bereits schrieb, war Bluetooth gar nicht das Kaufkriterium 
gewesen. Der Kopfhöreranschluss allerdings doch. Also nahm ich mir 
diesen als nächstes vor. Was als Erstes auffiel war, dass der Kopfhörer 
direkt aus dem Lautsprechersignal gespeist wird. Damit er eine passende 
Lautstärke bekommt, ist ein Serienwiderstand von 10kOhm, 1W(!) pro Kanal 
eingebaut. 10kOhm erschien mir dann doch ein bisschen zu viel. Nach ein 
bisschen Probieren, konnte ich den Wert auf 1.2kOhm optimieren (siehe 
Bild). Damit erhalte ich mit den bei mir verfügbaren Kopfhörern eine 
akzeptable Lautstärke. Wäre aber immer noch das Problem, dass sich die 
Boxen nicht abschalten, sobald der Kopfhörer eingesteckt wurde. Nach 
genauerer Untersuchung der Klinkenbuchse musste ich feststellen, dass 
sie zwei potentialfreie Kontakte besitzt, die sich öffnen, sobald ein 
Stecker eingesteckt wird. Leider sind diese Kontakte auf der Platine 
aber allesamt mit Masse verbunden. Dennoch wären sie gut geeignet, um 
die Lautsprecher darüber zu führen und sie beim Einstecken des 
Kopfhörers abzuschalten. Nach ein bisschen Kratzarbeit auf der Platine 
konnten die Kontakte von der Masse getrennt werden und mit etwas 
Verdrahtung, der man meiner Meinung nach auch ansieht (siehe Bild), dass 
ich beim Löten eine ziemliche Wut im Bauch hatte, gelang der Umbau so, 
dass nun die Lautsprecher beim Einstecken des Kopfhörers deaktiviert 
werden.

Puh. Mein Blutdruck sank langsam wieder.

Endlich macht das Gerät also das, was ich eigentlich von ihm erwartetet 
hätte. Ich frage mich nur, wieso nicht gleich so. Was hat die Entwickler 
geritten so etwas abzugeben und offensichtlich im großen Stil nach 
Europa zu verticken? Fragen, auf die ich nie eine Antwort erhalten 
werde.

Aber jetzt kann zumindest meine Erfahrung dazu beitragen anderen Ofpern 
dieses verpfuschten Stücks Elektronik den Weg zu einem funktionierenden 
Gerät leichter zu machen und zugleich eventuellen Kaufinteressenten als 
Mahnung dienen!

:-) Andi

: Bearbeitet durch User
von Oliver S. (oliverso)


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Andi M. schrieb:
> Ich frage mich nur, wieso nicht gleich so.

Nee, fragtest du dich nicht.
Das einzige, was man sich nach der Geschichte fragt, ist: wo bleibt die 
Pointe?

Oliver

von Michael B. (laberkopp)


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Andi M. schrieb:
> HVA-500 des namhaften Herstellers HOLLYWOOD

Cooles Gerät, Leistung 2× 100W Musikleistung (2× 25W RMS), welche 
Endstufenchips sind denn drin, sieht sehr nach Dynavox CS-PA1 mit 
zusätzlichen Bluetooth Modul aus, damals wurde der TDA2004 am 13.5VA 
Trafo noch auf 50Wrms hochgelogen.

von Andi M. (andi6510) Benutzerseite


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Michael B. schrieb:
> Andi M. schrieb:
>> HVA-500 des namhaften Herstellers HOLLYWOOD
>
> Cooles Gerät, Leistung 2× 100W Musikleistung (2× 25W RMS), welche
> Endstufenchips sind denn drin, sieht sehr nach Dynavox CS-PA1 mit
> zusätzlichen Bluetooth Modul aus, damals wurde der TDA2004 am 13.5VA
> Trafo noch auf 50Wrms hochgelogen.

Ich hatte keine Lust die Unmengen Wärmeleitpaste wegzuputzen, um die 
Beschriftung des Verstärker ICs zu entziffern. Ist aber definitiv ein 
class-AB Verstärker, da nirgends eine auf class-D hindeutende 
Induktivität zu sehen ist.

100W sind absolut lächerlich. Denn wenn ich davon ausgehe, dass der 10k 
Serienwiderstand vor dem Kopfhörer seine 1W Belastbarkeit zu Recht hat, 
dann sind das ja rechnerisch 2500W wenn man statt der 10k nur 4Ohm 
rechnet... ;-)

Beitrag #7388976 wurde vom Autor gelöscht.
von Andreas B. (bitverdreher)


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You get what you pay for.
Du erwartest doch nicht ernsthaft, daß für diesen Preis irgendwelche 
Entwicklungsingenieure eingestellt werden?

von Michael B. (laberkopp)


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Andi M. schrieb:
> Ich hatte keine Lust die Unmengen Wärmeleitpaste wegzuputzen, um die
> Beschriftung des Verstärker ICs zu entziffern

Nanu, normalerweise ist der Kühlkörper hinten und die Schrift vorne.
Also doch so was leistungsfähiges wie ein AN7145 ?

von Andi M. (andi6510) Benutzerseite


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Michael B. schrieb:
> Andi M. schrieb:
>> Ich hatte keine Lust die Unmengen Wärmeleitpaste wegzuputzen, um die
>> Beschriftung des Verstärker ICs zu entziffern
>
> Nanu, normalerweise ist der Kühlkörper hinten und die Schrift vorne.
> Also doch so was leistungsfähiges wie ein AN7145 ?

Und normalerweise ist die Wärmeleitpaste auch nur zwischen Kühlkörper 
und IC und nicht überall auf dem IC...

Hier meinte wohl jemand viel hilft viel und hat das Teil komplett von 
allen Seiten eingeschlonzt.

Ob zwischen IC und Kühlkörper wohl auch was hingekommen ist?

von Sven D. (sven_la)


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Andi M. schrieb:
> Was hat die Entwickler
> geritten so etwas abzugeben und offensichtlich im großen Stil nach
> Europa zu verticken? Fragen, auf die ich nie eine Antwort erhalten
> werde.

Doch, eine Antwort kannst du hier erhalten 
https://www.youtube.com/watch?v=Zqzrm_4_B94

von Martin L. (makersting)


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Mit den Schaltkontakten der Klinkenbuchse wirst du womöglich keine lange 
Freude haben. Die werden den erheblichen Strom für die LS nicht 
vertragen. Besser wäre es mit einem Kontakt ein Relais anzusteuern.

von Mark S. (voltwide)


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Andi M. schrieb:
> namhaften Herstellers HOLLYWOOD

Der war gut!

von H. H. (Gast)


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Mark S. schrieb:
> Andi M. schrieb:
>> namhaften Herstellers HOLLYWOOD
>
> Der war gut!

Der macht sogar ganz groß Werbung in Los Angeles!

von (prx) A. K. (prx)


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Mark S. schrieb:
> Andi M. schrieb:
>> namhaften Herstellers HOLLYWOOD
>
> Der war gut!

Bei kleinen China-Shops findet sich halb Hollywood wieder. Da kann man 
auch einer Audrey Hepburn begegnen, weil die nicht zu unrecht annehmen, 
dass die hiesige Kundschaft damit mehr anfängt als mit den wirklichen 
Namen. Insofern liegt das nahe.

von Enrico E. (pussy_brauser)


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Martin L. schrieb:
> Mit den Schaltkontakten der Klinkenbuchse wirst du womöglich keine
> lange Freude haben. Die werden den erheblichen Strom für die LS nicht
> vertragen. Besser wäre es mit einem Kontakt ein Relais anzusteuern.

Das ist zwar tatsächlich besser, aber...

Andi M. schrieb:
> Für den angedachten Zweck, nämlich ein paar Passivboxen an meinem PC zum
> Erklingen zu bringen, sollte das Gerät wohl reichen.

Michael B. schrieb:
> 2× 25W RMS

Selbst die 2x 25 Wums werden für die paar Windows Systemtöne nicht voll 
ausgereizt. Die Kontakte sollten bei nicht allzu hoher Volume 
Einstellung eigentlich nicht kaputt gehen. 🔉

von H. H. (Gast)


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(prx) A. K. schrieb:
> Mark S. schrieb:
>> Andi M. schrieb:
>>> namhaften Herstellers HOLLYWOOD
>>
>> Der war gut!
>
> Bei kleinen China-Shops findet sich halb Hollywood wieder. Da kann man
> auch einer Audrey Hepburn begegnen, weil die nicht zu unrecht annehmen,
> dass die hiesige Kundschaft damit mehr anfängt als mit den wirklichen
> Namen. Insofern liegt das nahe.

https://cdn.filmpuls.info/wordpress/wp-content/uploads/2021/06/zukunft-des-kinos-in-china-1024x576.webp

von (prx) A. K. (prx)


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von H. H. (Gast)


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von Jens G. (jensig)


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H. H. schrieb:
> (prx) A. K. schrieb:
>> H. H. schrieb:
>>>
>>
> 
https://cdn.filmpuls.info/wordpress/wp-content/uploads/2021/06/zukunft-des-kinos-in-china-1024x576.webp
>>
>> 403
>
> Liegt bei dir.

Bei mir auch - man bekommt wohl nur Zutritt, wenn man von der richtigen 
startseite (filmpuls.info) aus dahin steuert

: Bearbeitet durch User
von Enrico E. (pussy_brauser)


Angehängte Dateien:

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Jens G. schrieb:
> Bei mir auch.

Auch bei mir.

von (prx) A. K. (prx)


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Bei mir geht es in Chrome und Derivaten, nicht aber im Firefox.

: Bearbeitet durch User
von Jens G. (jensig)


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(prx) A. K. schrieb:
> Bei mir geht es in Chrome und Derivaten, nicht aber im Firefox.

Inzw. geht's bei mir auch im FF, nachdem ich mal auf filmpuls.info war.

von H. H. (Gast)


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von 900ss (900ss)


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Andreas B. schrieb:
> You get what you pay for.
> Du erwartest doch nicht ernsthaft, daß für diesen Preis irgendwelche
> Entwicklungsingenieure eingestellt werden?

Genau das waren auch meine Gedanken.

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