/Moin, Moin!/
Seit geraumer Zeit bastle ich - als vollständiger E-Technik-Laie - an
einer Funk-Fernbedienung für eine Modell-Garteneisenbahn. Zum Einsatz
kommen in der Hauptsache ATMEGA-4809 sowie das RFM-69 Modul von Hope
(433 MHz). Mit meinen bisherigen Ergebnissen bin ich zufrieden.
Ich bin an einem Punkt angekommen, an dem ich eine tragfähige Lösung für
die Bahn-Signale benötige. Anders gewendet: Einfache Datenübertragung
von der Strecke an die Loks.
Da es sich um eine Gartenbahn handelt, sind folgende Eckpunkte zu
berücksichtigen:
• Möglichst unempfindlich gegen äußere Einflüsse (Verschmutzung etc.).
• Robust geht vor schön: Lieber wenig Bauteile mit sicherer Funktion als
eine ausgeklügelte, aber empfindliche Schaltung.
• Maximale Größe einer halben Streichholzschachtel (mit THT-Bauteilen).
Damit scheiden schon einmal die üblichen Verdächtigen wie Infrarot oder
Ultraschall aus. Auch Funk mit (künstlich) schlechter Antenne ist wegen
möglicher Störung der Fernsteuerung keine Lösung.
Zunächst habe ich eine Lösung mit RFID gearbeitet. (Loks lesen RFID-ID
aus, erhalten über Gruppen-Funk Signal-Bedeutung der jeweiligen ID’s.)
Diese Lösung habe ich als zu unzuverlässig verworfen, was auch an den
weiteren Eckpunkten liegt:
• Übertragungsdistanz mindestens 4 cm, max. aber etwa 10 cm. (Distanz
konnte ich mit Elektromagnet und Hall-Sensor nicht überbrücken.)
• Zeitfenster für die Datenübertragung im ungünstigsten Fall (bei 5 cm
Reichweite und Spitzengeschwindigkeit der Lok) 10 ms.
• Hinsichtlich der Datenmenge reichen 3 Bit, 4 Bit wären schön (300 -
400 Bit/s). Im Zweifel würde es auch reichen, drei oder vier
unterschiedliche Signale zu unterscheiden.
• Signalstärke ändert sich während des Empfangs deutlich, weil sich der
Abstand ändert. (Lok mit Empfänger überfährt Sender im Gleisbett.)
• Bei Gartenbahnen muss ein relativ großer Toleranzbereich
berücksichtigt werden. Sender und Empfänger können durchaus um 1 bis 3
cm in der Höhe „verrutschen“. Eine (halbwegs) parallele Ausrichtung
sollte allerdings erreichbar sein.
Soweit die Vorgeschichte und die Eckpunkte. Ich hoffe, ich habe mögliche
Hinweis-Geber durch die Länge des Vorspanns noch nicht vergrault.
Mein Ansatz ist nunmehr eine induktive Datenübertragung. Dazu nutze ich
einen Colpitts-Oszillator (siehe Schaltskizze).
Auf dem Steckbrett funktioniert dies (bis auf die Daten-Demodulation)
gut:
Mit den in der Schaltskizze angegebenen Werten wird die errechnete
Frequenz (12,3 kHz) erreicht; die Spannung an der Sender-Spule beträgt
ca. 18 V (Spitze-Spitze), an der Spule des Empfängers werden zw. 0,2 V
(5 cm Abstand) bis 8 V (1 cm Abstand) induziert; es handelt sich um
saubere Sinussignale; trotz 10 % Kerkos hinreichend genau genug …
(Was auf dem Steckbrett funktioniert, ist i. d. R. auch robust genug für
den Garten …)
Jetzt zu den Punkten, an denen ich feststecke. Zunächst in Bezug auf die
Colpitts-Schaltung.
Die beigefügte Schaltung ist sehr tolerant. Solange ich die Werte der
Widerstände und Kondensatoren in etwa in der dargestellten Größenordnung
wähle und die Verhältnisse untereinander einhalte, funktioniert’s -
zumindest in der Simulation. Auch hinsichtlich der Versorgungsspannung
des Senders habe ich einen weiteren Toleranz-Bereich feststellen können
(5 V bis 12 V sind kein Problem).
In finde allerdings keinen rechten Ansatz, die Dimensionierung der
Bauteile zu optimieren.
Ich gehe davon aus, dass die Induktivität möglichst groß sein sollte, um
eine große Reichweite zu erzielen. (Anmerkung: Luftspule auf
Empfänger-Seite scheidet wg. Größe eher aus.) Auf dem Steckbrett habe
ich ein Funk-Entstördrossel mit 6,8 mH verwendet. Diesen Wert werde ich
noch auf 1,0 mH reduzieren, damit der Oszillator schneller einschwingt
(derzeit: fast 4 ms; Ziel: unter 1 ms wegen OOK-Datenmodulation). Auch
git es wohl, eine möglichst hohe Spannung an der Spule zu erzeugen. Als
obere Grenze gilt weiter wohl der Sättigungsstrom der Spule (… und
letztlich die Vfg. 109/ 2021 (Allgemeinzuteilung für induktive Geräte)).
*Frage 1)*
Sind meine im letzten Absatz aufgeführten Annahmen richtig? Wo irre ich?
*Frage 2)*
Welche Werte nehme ich (neben UBE = 0,7 V und Schwingkreiswerten) als
festgelegt an, um den Rest der Werte zu berechnen?
*Frage 3)*
Gibt es weitere Tipps zur Optimierung der Schaltung?
Der zweite Punkt, an dem ich nicht weiter komme, ist die
Daten-Demodulation.
Das Ziel ist es, aus der empfangene Sinusspannung das Rechteck-Signal
der OOK-Modulation „herauszufiltern“. Anders gewendet: Positive
Spannung, solange Signal anliegt, keine Spannung, wenn Signal nicht
anliegt.
Ich dachte, dass sich dies mit einem einfachen Diodendektor, wie in der
Schaltskizze enthalten, bewerkstelligen lässt. Soweit ich es verstanden
habe, muss das RC-Glied so dimensioniert werden, dass
erreicht wird.
So viel ich auch rechne und ausprobiere, mehr als ein pulsierende
Gleichspannung (halbe Sinus-Welle) kriege ich nicht hin.
*Frage 4)*
Welche Schaltung kann ich nutzen, um aus dem empfangenen Sinussignal das
OOK-Signal als Rechteck-Signal herauszufiltern? Trägerfrequenz: zw. 10
kHz und 45 kHz. Datenfrequenz etwa zw. 500 Hz und 1 kHz.
Sollte ein Daten-Demodulation nicht gelingen, wäre die Alternative,
Sender mit unterschiedlichen Frequenzen zu verwenden und den Empfänger
(durch Umschaltung von Kondensatoren?) die unterschiedlichen Frequenzen
„abtasten“ zu lasten. Die Lösung schmeckt mir aber aus unterschiedlichen
Gründen nicht wirklich.
*Für alle Hinweise, die mich weiterbringen können, wäre ich aufrichtig
dankbar!*
Wie wäre es denn hiermit, 433MHz Sender und Empfänger?
https://www.box73.de/index.php?cPath=313_237
Aber wenn du bei der induktiven Übertragung bleiben willst,
würde ich die Sendespule größer machen, 1m Durchmesser oder
auch mehrere Meter Durchmesser. Die kannst du auch in der
Erde eingraben.
Bei niedrigen Frequenzen ist ein Meißner-Oszillator von
Vorteil, oder auch ein Gegentakt-Meißner-Oszillator.
Schwingkreispule mit Anzapfung machen und einen
stärkeren Strom einspeisen vielleicht so 100mA.
Stärkere Transistoren verwenden, zum Beispiel BD135.
Bei deinen Empfangsdemodulator RH nicht zu klein machen,
mindestens so groß wie der Resonanzwiderstand des Schwingkreises.
Besser ist es, die Empfangsfrequenz erst zu verstärken und
dann erst demodulieren.
>So viel ich auch rechne und ausprobiere, mehr als ein pulsierende>Gleichspannung (halbe Sinus-Welle) kriege ich nicht hin.
Ein Schmitt-Trigger nachschalten, der macht daraus Rechteckimpulse.
https://www.elektronik-kompendium.de/sites/bau/0209241.htm
Vielen *Dank* für *die* schnelle *Antwort* und *die* *Tipps!*
> Wie wäre es denn hiermit, 433MHz Sender und Empfänger?
Ein 433 Mhz-Modul (Hope RFM69) verwende ich bereits für die eigentliche
Fernsteuerung (Richtung, Geschwindigkeit, Sonderfunktionen). Ich möchte
keine Störung durch die Übertragung der Bahnsignale einbringen.
> Aber wenn du bei der induktiven Übertragung bleiben willst,> würde ich die Sendespule größer machen, 1m Durchmesser oder> auch mehrere Meter Durchmesser.
Für die Übertragung der Bahnsignale macht nur eine (mehr oder weniger)
punktförmige Übertragung Sinn. Die Spurweite (Abstand zwischen den
Schienen) beträgt 45 mm. Die Bahn-Signale sollen richtungsabhängig
(rechte | linke Seite) übertragen werden. Da ist nicht wirklich viel
Platz; daher auch der Hinweis auf die halbe Streichholzschachtel.
Ich habe eine Handskizze beigefügt ("Positionen"). Möglicherweise wird's
damit etwas deutlicher.
> Bei niedrigen Frequenzen ist ein Meißner-Oszillator von> Vorteil, oder auch ein Gegentakt-Meißner-Oszillator.
Danke für den Hinweis. Darauf wurde ich erst aufmerksam, nachdem ich mir
eine ganz grobe Vorstellung von der Funktionsweise der Colpitts-Oszi
erarbeitet hatte. Bin froh, dass der tut was er soll und stelle Meißner
zunächst zurück.
> Schwingkreispule mit Anzapfung machen
Aufgrund der Anzahl der Bahn-Signale scheiden Eigenbauten faktisch aus.
> Stärkere Transistoren verwenden, zum Beispiel BD135.
Werde ich bei meiner nächsten Bestellung berücksichtigen.
> Bei deinen Empfangsdemodulator RH nicht zu klein machen,> mindestens so groß wie der Resonanzwiderstand des Schwingkreises.
Werde ich probieren.
> Besser ist es, die Empfangsfrequenz erst zu verstärken und> dann erst demodulieren.
Grundsatz: Wenig Bauteile. Den Verstärker auf der Empfänger-Seite habe
ich im Sinn; wäre aber dankbar, ohne ihn auszukommen. In Hinblick auf
die gemessenen Werte bin ich (noch) zuversichtlich.
>>So viel ich auch rechne und ausprobiere, mehr als ein pulsierende>>Gleichspannung (halbe Sinus-Welle) kriege ich nicht hin.> Ein Schmitt-Trigger nachschalten, der macht daraus Rechteckimpulse.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Die halben Sinuswellen, die ich
bekomme, entsprechen der Trägerfrequenz (genauer: der Hälfte davon). Es
geht mir nicht darum, aus der Trägerfrequenz Rechteckimpulse zu
generieren. Mit OOK (On-Off-Keying) hatte ich gemeint, dass der Sender
ein- und ausgeschaltet werden soll. Es gilt, diese "Datenfrequenz"
herauszufiltern; im Prinzip wie beim DCF-Signal, nur schneller. Um
sicher zu gehen, auch hierzu eine Handskizze ("OOK").
Wenn ich die "Datenfrequenz" zu packen habe, kann ich einen
Schmitt-Trigger nachschalten oder ggf. den Analog-Komparator des
Mikrocontrollers nutzen.
von Nils P. schrieb:
>Für die Übertragung der Bahnsignale macht nur eine (mehr oder weniger)>punktförmige Übertragung Sinn.
Das ist mit induktiver Übertragung nicht möglich.
>Die Bahn-Signale sollen richtungsabhängig>(rechte | linke Seite) übertragen werden.
So eng lassen sich die Magnetfelder nicht begrenzen,
daß sie nicht auf der anderen Seite der Schiene kommen.
Da bleibt dann nur die Übertragung mit Licht (LED)
übrig. Wenn das Licht nicht zu sehen sein soll, es
gibt infrarot LEDs.
>Die halben Sinuswellen, die ich>bekomme, entsprechen der Trägerfrequenz (genauer: der Hälfte davon)
Dann ist dein Tiefpas (C5) falsch bemessen, oder die Diode ist
kaputt oder RH zu klein. Wie lang sind denn die Datenimpulse?
Fahrradtachos uebertragen ihre Schaltpulse bei 125 kHz ueber einen
halben Meter. Scheint also keine Raketentechnik zu sein.
Den Oszillator selbst modulieren zu wollen, ist Falschgeiz.
Mit nur einem Transistor/Bauelement mehr bekommst du leicht
eine schnelle(re) Modulation hin.
Mit einem 125 kHz Traeger kannst du problemlos mit einigen kHz
modulieren. Benutze als Modulation etwas, was ein Controller
einfach und zuverlaessig dekodieren kann. Z.B. Manchestercodes.
Genau wie frueher die Programme auf ein Tape gespeichert wurden,
wenn es schneller als lahme FSK sein wollte.
Dann brauchst du das Eingangssignal nur hinreichend, also bis
zur eintretenden Begrenzung, verstaerken. Pegelschwankungen
werden so zuverlaessig unterdrueckt.
> trotz 10 % Kerkos hinreichend genau genug
Nur auf dem Steckbrett. Zwischen Frost und praller Sonne ist
noch viel Platz fuer Fehlfunktion im Garten.
Also: Frequenzbestimmende Kerkos nur in NP0 oder eben keine Kerkos.
> die Induktivität möglichst groß sein sollte
Im Prinzip ja, aber es kann dir passieren, dass die resultierende
Bandbreite dann so schmal wird, dass die Datensignale nicht mehr
lesbar sind. Also einfach nicht uebertreiben.
Und: Irgendwelche "Entstoerdrosseln" sind eigentlich untauglich.
Benutze z.B. Ferritkerne aus AM-Bandfiltern (455 kHz).
P.S.
Du solltest eine 100%ige Modulation vermeiden. Ein Empfaenger
braucht gewissermassen immer(!) ein Eingangssignal wenn er
wirklich gut funktionieren soll. Zumindest im Empfangsbereich.
Als Versuch eine Simulation zum Eingangspost um die Probleme
zu sehen.Die "Entfernung" Sender / Empfänger wird über K1 eingestellt.
Der Empfänger ist breitbandig, ein Schwingkreis dürfte zu lange Zeit
für Ein- Ausschwingvorgänge brauchen.Möglicherweise würde dann
die Wahl einer höheren Frequenz helfen.
Man wird probieren müssen, ob es so vereinfacht gesehen gehen könnte.
Die Bauform der Spulen ist sicher wesentlich mit entscheidend,
käufliche Spulen sind üblicherweise nicht für induktive
Übertragung ausgelegt.Die Spulen für Induktives Laden sind "etwas"
überdimensioniert von der Leistung.
Die Transistoren brauchen keine besondere Leistung aushalten.
Abermals vielen Dank für die Reaktionen und Hinweise!
Eine Menge Stoff. Der Reihe nach ...
===
@ Günter:
Zur "mehr oder weniger punktförmig" sowie "richtungsabhängig" schriebst
Du, dass dies nicht möglich sei, weil sich Magnetfelder nicht derart
begrenzen ließen.
Nun, nach meinen Tests bin ich verhalten optimistisch. Die bis zu fünf
Zentimeter Reichweite, die ich ereicht habe, sind hinreichend genau.
Wichtiger jedoch: Sobald sich Sender- und Empfangsspule in Hinblick auf
die Längsachse nicht mehr überschneiden, fand auch keine Übertragung
mehr statt. Bei 16 mm Spulenbreite könnten 45 mm Spurweite reichen.
Ansonsten "ab in die Mitte" und es gibt ein Vorsignal "nächstes Signal
ignorieren" (siehe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Zugsicherung_auf_Schmalspurbahnen_in_der_Schweiz#ZST-90)
>Dann ist dein Tiefpas (C5) falsch bemessen
Richtig. Da muss ich offensichtlich nochmal ran.
===
@ Motopick:
>Scheint also keine Raketentechnik zu sein.
Wohl war! Induktive Hörgeräte (T-Coil), "Tapetenschalter" in den 70'er,
NFMI ... Auf die Idee bin ich gekommen, als ich auf die chinesisch
Gimmicks "wireless LED" gestoßen bin.
>Mit nur einem Transistor/Bauelement mehr bekommst du leicht
eine schnelle(re) Modulation hin.
Schnell muss es wirklich nicht sein. Wie geschrieben, reichen 4 Bit in
10 ms (als Größenordnung). Wenn ich das hinbekomme, bin ich zunächst
zufrieden. Zudem: Ich bin ernsthaft ein "elektronisch Unbeleckter".
Bevor ich mit dem Projekt der Fernsteuerung angefangen habe, hatte ich
noch nie einen Lötkolben in der Hand, wußte nicht, was ein
Mikrocontroller ist ...
Das Aufmodulieren einer Nutzfrequenz könnte ich möglicherweise irgendwo
abkupfern, aber nicht nachvollziehen / an eigene Bedürfnisse anpassen.
Unbefriedigend.
Hierüber
(https://www.best-microcontroller-projects.com/inductive-data-transfer.html?utm_content=cmp-true)
bin ich während meiner Recherchen gestolpert. Allein: Mein Hirn ist
ausgestiegen.
>Zwischen Frost und praller Sonne ist noch viel Platz fuer Fehlfunktion im Garten.
Auch sehr richtig! Es ist kaum zu glauben, mit welcher Kraft Mutter
Natur Sachen kaputt kriegt, von denen man meint, sie seien für die
nächsten 10 Jahre gebaut.
>Dann brauchst du das Eingangssignal nur hinreichend, also bis
zur eintretenden Begrenzung, verstaerken. Pegelschwankungen
werden so zuverlaessig unterdrueckt.
Hmm. In Hinblick auf die Pegelschwankungen komme ich nicht ganz mit.
Pegelschwankungen werde ich allein durch den Aufbau nicht zu wenig
haben. Die Spulen bewegen sich aufeinander zu (Empfänger Richtung
Sender) und auch wieder voneinander weg. Dann liegt ein Stein in Weg,
die Lok macht einen Hopser. Die AM-Modulation müsste sich also deutlich
von diesen Schwankungen unterscheiden lassen.
Die Manchester-Codierung habe ich als Möglichkeit in Blick.
Unterschiedliche lange "Lücken" wie bei DCF halte ich auch für eine
Option.
>Frequenzbestimmende Kerkos nur in NP0 oder eben keine Kerkos.
NP0 in den von mir verwendeten Kapazitäten habe ich nicht gefunden.
"Keine Kerkos"? Polarisierte (richtiger Begriff?) Kondensatoren wie
Elkos können - soweit ich es verstanden habe - bei der Schaltung nicht
funktionieren. Wären Folienkondensatoren die bessere Wahl?
>Ferritkerne aus AM-Bandfiltern (455 kHz)
Ist so etwas gemeint:
https://www.box73.de/product_info.php?products_id=3673?
>Du solltest eine 100%ige Modulation vermeiden.
Darauf bin ich zwischenzeitlich auch gestoßen. Bei einem Modulationsgrad
von 1 (was bei OOK wohl der Fall ist), soll es u. a. auch
Schwierigkeiten mit der Hüllkurvendemodulation geben.
====
@ Dieter:
*Aufrichtigen Dank, für die Mühe, die Du Dir gemacht hast!*
Mit der Schaltung kann ich etwas anfangen.
Mal sehen, ob ich's halbwegs verstanden habe ...
a) L2, C3 und R7 bilden einen Reihenschwingkreis, der Widerstand
bestimmt die obere und die untere Grenzfrquenz. Dadurch die höhere
Bandweite. Richtig?
b) Der Transistor verstärkt das Signal (Emitter-Schaltung - richtig
erkannt?). D1, C6 und R8 bilden Diodendektor / Hüllkurvendemodulator.
c) C5 entkoppelt den Gleichspannungsanteil des linken Teils der
Empfänger-Schaltung von der rechten Seite. Richtig?
d) R4 bleibt mir ein Rätsel.
===
Da bislang keiner wegen der von mir gewählen Widerstände die Hände über
den Kopf zusammengeschlagen hat, gehe ich davon aus, dass hier kein
wirklicher Optimierungsbedarf besteht.
Abschließend nochmals Danke an alle, die sich die Zeit nehmen, sich mit
dem Haufen Gedanken zu beschäftigen, die in meinen Kopf schwirren!
von Nils P. schrieb:
>d) R4 bleibt mir ein Rätsel.
Das ist ein Pfad für die negative Halbwelle.
Ohne R4 funktioniert die Gleichrichtung nicht.
Es würde sich C5 aufladen und danach kann kein
Strom mehr fließen. Durch ein Kondensator kann
kein Gleichstrom fließen.
Man könnte R4 auch durch eine Diode ersetzen,
Durchlassrichtung für die negative Halbwelle,
und man hätte dann einen Spannungsverdopplungs-
Gleichrichter.
> Ich bin ernsthaft ein "elektronisch Unbeleckter".
Das macht nuex. Das waren 1000e von Modellbauern die ihre
Fernsteuerungen (un)freiwillig selber bauen mussten am Anfang auch.
So ein "modulierter" Oszillator ist wirklich nur suboptimal.
Modulation mit einer aktiven Stufe mehr, separiert beide Funktionen
und vereinfacht es dadurch.
Orientiere dich z.B. an (ziemlich) alten Schaltungen von
Modellfernsteuerungn.
Mit zu niedriger Frequenz zu modulieren, ist nicht zu empfehlen.
Da muss der Demodulator auch langsame Signale demodulieren,
was nicht unbedingt einfacher ist.
> komme ich nicht ganz mit
Es ist das Signal nach dem Demodulator gemeint.
Eine Manchester Variante laesst sich sehr einfach dekodieren.
Kochrezept:
Man startet bei jeder Flanke (0/1 1/0) einen Timer, der nach
75 % der Gesamtzeit das Signal einliest.
Das ist dann schon bis auf eine moegliche Invertierung das
Datensignal. Ob es invertiert ist, muss man entweder schlicht
ausprobieren, oder man benutzt eine "Praeambel" die das
ermoeglicht und korrigiert das dann in der Software.
> Unterschiedliche lange "Lücken"
Du wrist sehen, dass wird schwieriger.
> Wären Folienkondensatoren die bessere Wahl?
Ja.
> Ist so etwas gemeint
Die sind ziemlich klein. Und nur den Kern verwenden!
Und nicht abschirmen :).
Besser waeren wohl welche aus alten Roehrenradios.
Musst du probiern.
Zu den Fragen.
>a) L2, C3 und R7
L2, C3 sind ein Reihenschwingkreis, der nicht auf Resonanz abgestimmt
ist.
Die Schaltung ist breitbandig.R7 ist für Arbeitspunkt Transistor Q1.
>b) Ja, R8 soll den ( hier hochohmigen ) Lastwiderstand darstellen.>c) C5 entkoppelt den Gleichspannungsanteil
Die Diode wäre sonst schon leitend.
>d) R4 bleibt mir ein Rätsel.
Ist für den Gleichstrompfad der Diode.
Für die Simulation wird hier LTSpice verwendet.
Die Schaltung nochmal ergänzt.Einmal eine Diodenbegrenzung für
schwankende Eingangsspannung am Empfänger, die Betriebsspannung
auf 3V reduziert und ein Transistor als Ausgangsstufe.
Bei zu geringer Eingangsspannung reichts nicht für eine Begrenzung,
bei zu hoher Eingangsspannung werden die Pausendauern kürzer.
Jetzt könnte man die Frequenz auswerten, oder mit einem Tiefpass
Ein- oder Auszustand erhalten.
Das Ganze ist hier nur als Simulation vorhanden und nicht als
Aufbau getestet.Für die Transistoren reichen einfache wie etwa
2N3904 oder ähnliches.An Punkt E ist das Signal invertiert, bei
Sender Aus Spannung, bei Sender Ein Impulse oder nach Tiefpass
keine Spannung.
Weitere Ideen habe ich erstmal nicht mehr.
P.S.
> Man startet bei jeder Flanke (0/1 1/0) einen Timer, der nach> 75 % der Gesamtzeit das Signal einliest.
Wenn du bei "Timern" in der Schule gefehlt hast, kann der
Controller natuerlich auch ganz einfach selbst die Zeit
herunterzaehlen.
So, heute bin ich dazu gekommen, die Hinweise und konkreten
Schaltungsvorschläge auf's Steckbrett zu bringen...
Dieser Hinweis von Dieter
>Ist für den Gleichstrompfad der Diode.
hat mich meine Urspungsschaltung nochmals überprüfen lassen und zu einer
Korrektur geführt. Und siehe da: Es funktioniert.
(siehe Simulation von Datenübertragung ohne Verstärker sowie Photo von
Ausgang an Diode, 3 cm Abstand der Spulen).
Dann habe ich noch die Schaltung von Dieter (25. Apr. 2023, 11:53 Uhr)
aufgebaut. (Was für eine Hilfe!)
Sehr große Vorteile: Der Ripple ist im Verhältnis zur Spannung
wesentlich kleiner. Der mögliche Abstand mit sauberem Signal steigt auf
gut 10 cm.
Einziger Nachteil, die ich entdecken konnte: Bei einem Abstand unter 2
cm, verändert sich das Signal an der Spule (Punkt "B" auf Dieters Plan)
auf erstaunliche Weise. Ich habe es "Elephanten" genannt (siehe Photo).
Das Rechteck am Ausgang fängt auf dem "Weg nach unten" deutlich an zu
schleifen (siehe Photo, Abstand ca. 1 cm). Ab ca. 2 cm Abstand sieht's
es - so finde ich - aus, als ließe sich das Signal gut verarbeiten
(siehe Photo, Abstand ca. 3 cm).
Als Signal habe ich ein Rechteck mit 1,5 ms Pulsweite verwendet,
Frequenz: 333 Hz. Die Induktivität habe ich auf 1mH reduziert, die
Kondensatoren auf 100 nF / 22 nF geändert. Neben der höheren Frequenz
schwingt die Schaltung dadurch deutlich schneller ein.
Das demodulierte Signal ist - unabhängig von der Schaltung - etwas
kürzer (ca. 1,25 ms ein zu 1,75 ms aus) als das Original. Dies scheint
jedoch konstant zu sein und daher bei der Auswertung über einen
Mikrocontroller beherrschbar.
Bei der Dimensionierung des Diodendetektors bin ich von den Werten von
Dieter abgewichen. Grober Rechenweg: Quadratisches Mittel von Träger-
und Datenfrequenz. RC-Glied als Tiefpass berechnet. Scheint brauchbare
Ergebnisse zu zeitigen.
In den kommenden Wochen werde ich zunächst beruflich und danach privat
sehr eingespannt sein. Daher wird es leider dauern, bis ich mich wieder
der induktiven Datenübertragung widmen kann.
Sollte es zu brauchbaren Ergebnissen kommen oder ich erneut feststecken,
werde ich mich nochmals hier melden.
Auch wenn ich diesmal nicht auf alle Punkte eingegangen bin: Ich hab's
gelesen und mich damit beschäftigt.
P.S.: Bei der Schaltung ohne Verstärker ist das Ausgangssignal in Natura
ausnahmsweise mal wesentlich sauberer als in der Simulation. Schöne
Überraschung!
Wenn bei der Simulation nur vereinfachte Rechenmodelle verwendet
werden, wie im Beispiel NPN oder Schottkydiode, dann dürfte der
reale Aufbau andere Ergebnisse liefern.Der Koppelfaktor K 0.5 erscheint
mir zu gross, er ändert sich auch mit der Entfernung zwischen den
Spulen.
Der Widerstand R4 wäre nicht mehr nötig, L2 ist bereits ein
Gleichstrompfad.R4 würde ich zumindest deutlich größer probieren,
so 10k.Es sollte dadurch am Ausgang die Spannung höher werden,
die Kurvenform könnte aber gleichzeitig schlechter werden.
Was die Versuchsschaltung mit Verstärker betrifft, vielleicht ist
für diese Entfernung schon schlicht die Betriebsspannung am
Sender zu groß ( 6V ), 3V probieren?
Heute bin ich endlich dazu gekommen, weiter zu probieren und zu basteln
...
Auch wenn mir eine Lösung hier nicht gelungen ist, hier meine
Zwischenergebnisse:
Schaltung mit Verstärker
Die Hauptschwierigkeit scheint mir die große Bandbreite an induzierten
Spannungen zu sein. In der Realität habe ich beim Empfänger (jeweils
Amplitudenspannung angegeben) zwischen 0,005 V (5cm) Abstand und 3,0 V
(1 cm Abstand) gemessen. Das ist immerhin ein Faktor von satten 60! Das
macht die Dimensionierung der Verstärker-Schaltung schwer. Wenn bei
großem Abstand wenige mA "hoch getrieben" werden müssen, ist eine sehr
große Verstärkung bei geringem Abstand fatal (kleinste
Einschwing-Signale werden zu einer logischen 1).
Ergebnis: Bei geringem Abstand wird ein Signal von 1,5 ms Dauer zu 2,0
ms; bei großem Abstand zu 1,0 ms.
Genial wäre ein Verstärker, der, unabhängig von den Eingangsgrößen, auf
eine bestimmte Spannung anhebt... Oder ein Komparator, der sich an der
induzierten Spannung orientiert...
Spannungsbegrenzung direkt hinter der Empfangsspule haben genauso wenig
gebracht (schwache Signale weg) wie hinter dem Versträker (es werden
halt nur die Spitzen begrenzt; minimale Eingangsspannungen bleiben zu
groß).
Schaltung mit Lastmodulation
Da die (Spannungs-)Bedingungen am Sender, im Gegensatz zum Empfänger,
kontrolliert sind, habe ich die Rollen getauscht. Der Ex-Empfänger
schaltet nur noch die Spule kurz. Beim Ex-Sender steigt dann die
Spannung, weil in diesen Zeiträumen massiv weniger Energie übertragen
wird. Das ist, falls ich es richtig verstanden habe, wohl auch das
Prinzip bei RFID (zzgl. Energieübertragung für den Controller auf dem
Tag).
Schöne, saubere Signale. In der Realität aber kein sicher messbarer
Spannungsabfall ab 1,5 cm Abstand.
Diese Lösung werde ich daher nicht weiterverfolgen; ist aber vielleicht
mal etwas für eine simple, home-made RFID-Lösung.
Schaltung ohne Verstärker
In Hinblick auf die Signale sehr sauber, für größere Entfernungen durch
den Spannungsabfall an der Gleichrichter-Diode nicht zu gebrauchen.
Auch andere Spulen (RFID-Luftspule und stehende Induktivtät) brachten
keine wesentliche Änderung.
Schaltung ohne Verstäker mit Präzisionsgleichrichter
"Wenn der Spannungsabfall an der Gleichrichter-Diode das Problem ist,
könnte doch ein Präzisionsgleichrichter mit OpAmp die Lösung sein",
dachte ich. Ergebnis: Bei kleinen Abständen von Sender und Empfänger ein
vergleichbares Problem wie bei bei der Schaltung mit Verstärker: Die
Signale sind nicht mehr verlässlich auszuwerten.
Zwischenfazit
Die sich deutliche ändernde Entfernung von Sender und Empfänger (und
damit zugleich: induzierte Spannung) habe ich (bislang) nicht in den
Griff bekommen. Genau diesen Punkt kann ich allerdings bei den gegebenen
Rahmenbedingungen nicht ändern.
Falls man die Rahmenbedingungen konstanter halten kann, scheint das
Ganze eine sinnvolle Lösung, falls ansonsten Funk, IR etc. ausscheiden.
Dann sollten auch wesentlich höhere Übertragungsraten möglich sein
(inkl. Amplituden-Modulation, die hier leider auch ausscheidet, weil
nicht von starkem / schwachen Signal zu unterscheiden).
Falls ich an einen Punkt komme, der einen Versuch in "echt", sprich auf
der Gartenbahn wert ist, melde ich mich wieder. (Kann dauern, Zeit
unverändert nicht wirklich vorhanden.)
Ansonsten mögen sich meine Erfahrungen für jemanden, der Ähnliches
vorhat, als nützlich erweisen. Daher hier noch ein Link zu einem Buch
zur induktiven Kopplung (1974):
https://nvhrbiblio.nl/biblio/boek/Sabrowsky%20-%20Drahtlose%20Schaltgerate.pdf
@Dieter P.:
Da sich Deine Hinweise / Schaltungsvorschläge als besonders nützlich
erwiesen haben, möchte ich kurz noch auf ein, zwei Punkte eingehen:
Dieter P.:
> Der Widerstand R4 wäre nicht mehr nötig, L2 ist bereits ein> Gleichstrompfad.
Zunächst einmal ist es mir peinlich, so falsch gelegen zu haben.
In der realen Schaltung waren die Signale ohne R4 hinter dem
Diodendektor aber bei bestimmten Abständen zwischen Sender und Empfänger
tatsächlich nicht auswertbar. Was die Problematik gelöst hat: Ein
Widerstand in Reihe zur Empfänger Spule zwisch 10 und 100 Ohm; der
kleine Spannungsabfall ist verschmerzbar. Meine laienhafte Erklärung:
Der Schwingkreis braucht eine minimale Last, damit er bei Wegfall der
Induktion nicht ins "Straucheln" kommt. Anders gewendet: Die Last hilft
beim schnellen Ein- und Ausschwingen.
Dieter P.:
> Der Empfänger ist breitbandig, ein Schwingkreis dürfte zu lange Zeit> für Ein- Ausschwingvorgänge brauchen.
Auch hier: Peinlich, dass ich die Funktion des Widerstandes hinter
Empfänger-Spule und -Kondensator nicht gleich erkannt habe.
Mit breitbandigen Empfängern habe ich in der Realität keine besseren
Erfahrungen sammeln können. Mit einem Widerstand in Reihe zur Spule habe
ich saubere Empfangssignale (direkt an der Spule) erhalten.
Während meiner Versuche habe ich den unterschiedlichen Oszi-Bildern
Namen gegeben. Die "Elefanten" habe ich - auch unter LTSpice -
rekonstruieren können. Sie entstehen, bei großer Kopplung / hoher
induzierter Spannung, wenn der Kondensator vor dem Transistor eine zu
hohe Kapazität aufweist. Bei zu großem Wert ergeben sich "Brüken";
konkret: kein Null-Durchgang mehr. In meinen zuletzt angehängten
Schaltungen findet sich ein Kompromisswert.
Vielen, vielen Dank nochmals!
Nils P. schrieb:> • Übertragungsdistanz mindestens 4 cm, max. aber etwa 10 cm. (Distanz> konnte ich mit Elektromagnet und Hall-Sensor nicht überbrücken.)
Was hat dein Elektromagnet/Hall-Sensor mit RFID zu tun.
Mit passiv RFID kannst du auch 1m überbrücken. Mit NFC schaffst du das
natürlich nicht.
https://www.rfid-basis.de/rfid-technik.html> • Maximale Größe einer halben Streichholzschachtel (mit THT-Bauteilen).
Warum unbedingt THT, wenn es klein werden soll?
> • Zeitfenster für die Datenübertragung im ungünstigsten Fall (bei 5 cm> Reichweite und Spitzengeschwindigkeit der Lok) 10 ms.
Ja, so ist das. Wenn man durch einen schmalen Spalt guckt, ist ein
kleines Objekt schnell vorbei.
Man kann natürlich aus sportlichem Ehrgeiz das Rad neu erfinden - muss
aber eigentlich nicht sein.
Man kann auch die Betriebsspannung der Bahn mit den Schaltbefehlen
modulieren sofern das eine Gleichspannung ist. Ein Kollege hat da vor
Jahren mit Induktionschleifen und Funk experimentiert ,war aber nicht
zufrieden.Erst mein gedanklicher Anstoß mit der Modulation und seine
Umsetzung war dann von Erfolg gekrönt. Wie er das aber genau gelöst hat
weiß ich leider nicht. Nur dass er Glücklich war damit. Er hatte dafür
ein gekauftes Empfängermodul in der Lok,soviel weiß ich noch. Das
Problem war das ein und auskoppeln der Modulation,aber er fand dafür
eine Lösung.