Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Operationsverstärker: Berechnung Verstärkung


von Joni (jonquil)


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Hallo,

gerne würde ich diese Schaltung hier nachbauen:
https://obrazki.elektroda.pl/7712057800_1605181468.png

Sie ist hier ein bisschen beschrieben:
https://www.elektroda.de/rtvforum/topic3746443.html

Ich möchte jetzt nicht darüber diskutieren, ob die Schaltung für den 
vorgesehenen Einsatz etwas taugt oder nicht und welche Schaltungen viel 
besser wären. Ich will nur verstehen, warum der Schaltplan so gemacht 
wurde wie er ist.

Hier also meine Fragen:
1. Verstärkung
Die berechnet sich bei diesem nicht invertierenden Verstärker doch so:
V = 1 + (46k + 53k + 270) / 1k = 100,27
Warum ist am Ausgang des OP der Widerstand R5 mit 270 Ohm? Ohne die 
hätte man doch eine Verstärkung von genau 100, das wäre doch einfacher, 
oder?

2. "Vorwiderstand"
Am positiven Eingang des OPs ist ein Widerstand R6 mit 270 Ohm. Welchen 
Zweck hat der? Kann man den Eingang nicht als praktisch offen 
(unendlicher Widerstand) sehen? Da fallen die 270 Ohm dann doch nicht 
ins Gewicht, oder?

3. Schutzschaltung
Die Diode D1 soll den Eingang des Verstärkers schützen. Welche Diode 
würde man da nehmen? Verfälscht die nicht das Messergebnis bei kleinen 
Strömen?
Was passiert, wenn man die Eingänge invertiert anschließt, so dass der 
Strom in die falsche Richtung fließt?

Wäre schön, wenn mir jemand diese Dinge erklären könnte. Vielen Dank!
Grüße Joni

von Michael B. (laberkopp)


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Joni schrieb:
> Warum ist am Ausgang des OP der Widerstand R5 mit 270 Ohm? Ohne die
> hätte man doch eine Verstärkung von genau 100, das wäre doch einfacher,
> oder?

Um ihn bei Kurzschluss oder einem Kondensator am Ausgang vor Kurzschluss 
und Überlastung zu schützen.

Da dich das Signal an J4 interessiert, ist die Verstärkung genau 1. Dass 
der OpAmp dazu ein winziges bisschen höher aussteuern muss, ist 
irrelevant.

Joni schrieb:
> Am positiven Eingang des OPs ist ein Widerstand R6 mit 270 Ohm. Welchen
> Zweck hat der?

Wenn die Eingangsspannung zu hoch wird, so dass D1 in die Begrenzung 
geht, darf der Strom über die Eingangsschutzdioden in V+ bzw. V- des 
OpAmps trotzdem  nicht zu gross werden
. Daher begrenzt er den Strom. Ob das alles richtig dimensioniert ist 
... hab ich nicht geguckt. Hätte msn 1k genommen wäre der Schutz höher 
und man hätte dieselben 1k wie am anderen Eingang, so dass 
Gleichtakteingangsströme sich aufheben würden. Das machte aber früher 
bei bipolaren OpAmps mehr Sinn, ist heute eher überflüssig.

Joni schrieb:
> Schutzschaltung
> Die Diode D1 soll den Eingang des Verstärkers schützen. Welche Diode
> würde man da nehmen? Verfälscht die nicht das Messergebnis bei kleinen
> Strömen

Ja, daher braucht man eine die innerhalb des Aussteuerungsbereichs noch 
nicht verfalscht, aber trotzdem stark begrenzt bevor was kaputt geht. 
Durch Verstärkung 1:100 liegt die relevante Eingangsspannung aber 
maximal bei 1/100 der Betriebsspannung. Selbst eine antiparallele Diode 
in Leitrichtung würde da noch nicht relevant verfälschen. Schon dar 
nicht bei 10 Ohm shunt-Widerstand, eher bei 10k.

von Dergute W. (derguteweka)


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Moin,

Michael B. schrieb:
> ist die Verstärkung genau 1.

Ich spendier' mal noch zwei Nuller fuer hintendran. Also 100.

Gruss
WK

von Max M. (jens2001)


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Joni schrieb:
> Die berechnet sich bei diesem nicht invertierenden Verstärker doch so:
> V = 1 + (46k + 53k + 270) / 1k = 100,27

Nein. Die 270R sind nicht im Rückkoplungspfad.
V = 1 + (46k + 53k) / 1k =

von Arno R. (arnor)


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Verlinkungen sind eine ganz blöde Idee, jeder muss immer wieder dahin. 
Binde die Bilder hier ein.

1. Die Verstärkung ergibt sich "hinter" den 270R, dieser Widerstand geht 
nicht in die Berechnung der Verstärkung ein.

2. Der Vorwiderstand schützt die internen Eingangsschutzdioden des OPV 
vor zu großem Strom.

3. Die Dimensionierung der Schutzdide hängt von den Gegebenheiten ab, da 
kann man keine allgemeingültigen Angaben machen. Ob die das Meßergebnis 
verfälscht hängt von der Quelle ab. Bei umgekehrter Polarität des 
Eingangssignals ändert sich nichts, da die Diode bidirektional ist.

von Lutz V. (lvw)


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Arno R. schrieb:
> 1. Die Verstärkung ergibt sich "hinter" den 270R, dieser Widerstand geht
> nicht in die Berechnung der Verstärkung ein.
>
Aber nur dann, wenn die offene Verstärkung als unendlich angenommen 
werden darf.
Zumindest sollte man das wissen.
Vereinfachungen/Vernachlässigungen sind wichtig und erlaubt - aber man 
muss wissen, wann und unter welchen Bedingungen diese nicht erlaubt 
sind.

von Joni (jonquil)


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Wow, jetzt bin ich wirklich beeindruckt! Vielen Dank für die vielen 
hilfreichen Antworten!

Wegen der Diode D1 muss ich nochmal nachhaken. Welchen Typ würde man da 
nehmen? Oder nimmt man zwei anti-parallel geschaltete Z-Dioden mit einer 
Durchbruchspannung gerade unter der max. Eingangsspannung des OP?

von Klaus H. (hildek)


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Joni schrieb:
> Oder nimmt man zwei anti-parallel geschaltete Z-Dioden mit einer
> Durchbruchspannung gerade unter der max. Eingangsspannung des OP?

Wenn schon, dann müssten die antiseriell geschaltet werden.
Aber wenn ich die Spannungen so anschaue, dann ist der Vollausschlag bei 
100mV am Eingang schon erreicht; also warum nicht einfach zwei normale 
Si-Dioden antiparallel?
Denen müsste aber an der Leitung vom S2 noch ein Widerstand
vorgeschaltet werden.
Allerdings bin ich mir nicht sicher, egal welche Dioden da verwendet
werden, ob sie den unteren nA-Bereich nicht doch kräftig verfälschen.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7401724 wurde vom Autor gelöscht.
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Arno R. schrieb:
> dieser Widerstand geht nicht in die Berechnung der Verstärkung ein.
Weil ja die ausgangsspannung so definiert ist, dass sie hinter diesem 
Widerstand abgenommen wird. Natürlich ist die Ausgangsspannung des OP 
aber um den Faktor 1+270R/100kR höher als die am J4.

Oder andersrum: die Schaltung würde "im Prinzip" auch funktionieren wenn 
der R5 50k hätte. Allerdings muss dann die Ausgangsspannung am OP immer 
1+(50k/100k) = 1,5 mal höher sein als die an J4.

Joni schrieb:
> Wegen der Diode D1 muss ich nochmal nachhaken. Welchen Typ würde man da
> nehmen?
Gar nicht so einfach, diese Frage, denn die Antwort hängt von Vcc und 
Vneg ab. Aber wenn die z.B. bei +-10V liegen, dann funktioniert die 
Schaltung danke V=100 sowieso nur bis zu Eingangsspannungen von 0,1V. Da 
kann dann eine bidirektionale TVS-Diode mit wenig Leckstrom im Bereich 
um/unter 5V verwendet werden:
- https://www.google.com/search?q=bidirectional+tvs+low+leakage

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Joni schrieb:
> Welchen Typ würde man da nehmen?

2 x 1N4148 antiparallel ...

Oder nimmt man zwei anti-parallel
> geschaltete Z-Dioden mit einer Durchbruchspannung gerade unter der max.
> Eingangsspannung des OP?

In dieser Schaltung nicht, weil sie um 100 verstärkt liegen da im 
Funktionsbereich nie über 0.2V an. Ansonsten schon.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Joni schrieb:
> Oder nimmt man zwei anti-parallel geschaltete Z-Dioden mit einer
> Durchbruchspannung gerade unter der max. Eingangsspannung des OP?
Sieh dir mal die Leckströme solcher Dioden an und rechne aus, wie sehr 
die Messung verfälscht wird.

Denn immerhin macht sich der Schaltungsersteller ja auch den Aufwand mit 
der "Dreileitermessung" an den Shunts. Da wäre es ja schon lästig, wenn 
vom Messtrom noch 1µA durch die Z-Dioden fließen würde.

Ich würde die TVS-Diode übrigens hinter den 270R Widerstand machen. Denn 
dann kann sie den OP auch noch schützen, wenn da mal einer 40V anlegt. 
An der Position, wo sie gerade eingezeichnet ist, wird sie in diesem 
Fall nämlich einfach nur abfackeln und danach die 40V auf den OP 
durchlassen.

von Joni (jonquil)


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Danke auch für die Info zu den Schutzdioden. Jetzt habe ich einiges 
verstanden.

Ich würde aber dann doch einen andern OP nehmen, nämlich den im 
verlinkten Beitrag genannte MAX4239. Den habe ich nämlich schon hier.

Der hat eine Betriebsspannung von +5V (nur eine Spannung, kein +/-).

Wenn ich den mit einem einfachen Netzteil versorge, sieht man den Ripple 
vielleicht am Ausgang, oder?
Nehme ich dann einen Linearregler zur Versorgung?

Oder wären Batterien (4xAA mit 4,8V) besser? Die haben keinen Ripple. 
Dafür nimmt die Spannung mit der Zeit ab. Würde das die Messwerte des OP 
verändern?

Wäre schön, wenn noch jemand war zur Spannungsversorgung sagen könnte.
Besten Dank schon mal!

von Arno R. (arnor)


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Lutz V. schrieb:
> Arno R. schrieb:
>> 1. Die Verstärkung ergibt sich "hinter" den 270R, dieser Widerstand geht
>> nicht in die Berechnung der Verstärkung ein.
>>
> Aber nur dann, wenn die offene Verstärkung als unendlich angenommen
> werden darf. Zumindest sollte man das wissen.

Das weiß ich. Meine Aussage bezog sich auf die erste Frage des TO:

Joni schrieb:
> 1. Verstärkung
> Die berechnet sich bei diesem nicht invertierenden Verstärker doch so:
> V = 1 + (46k + 53k + 270) / 1k = 100,27
> Warum ist am Ausgang des OP der Widerstand R5 mit 270 Ohm? Ohne die
> hätte man doch eine Verstärkung von genau 100

In diese Berechnung geht der 270R so nicht ein. Er hat natürlich einen 
gewissen Einfluß, genau wie die Ausgangsimpedanz des OPV auch, aber 
nicht so direkt wie es in der Gleichung des TO steht.

von Klaus H. (hildek)


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Arno R. schrieb:
> Er hat natürlich einen gewissen Einfluß,

Ja, z.B. wird er dadurch kurzschlussfest. Außerdem muss (je nach 
Ausgangsstrom) der OPA höher aussteuern können bzw. das Ausgangssignal 
wird nur einen geringeren Pegel erreichen können.

von Klaus H. (hildek)


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Joni schrieb:
> Ich würde aber dann doch einen andern OP nehmen, nämlich den im
> verlinkten Beitrag genannte MAX4239. Den habe ich nämlich schon hier.
>
> Der hat eine Betriebsspannung von +5V (nur eine Spannung, kein +/-).

Naja, du schaffst dann nur max. knapp 5V am Ausgang, also nur die Hälfte 
des Bereichs. Das sind dann 5µA bzw. 5mA.
Und: bei geringer Last kommt er nur auf minimal 20mV Ausgangsspannung. 
Heißt, im nA-Messbereich kommt er nicht unter 20nA.

von Arno R. (arnor)


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Klaus H. schrieb:
> Arno R. schrieb:
>> Er hat natürlich einen gewissen Einfluß,
>
> Ja, z.B. wird er dadurch kurzschlussfest. Außerdem muss (je nach
> Ausgangsstrom) der OPA höher aussteuern können bzw. das Ausgangssignal
> wird nur einen geringeren Pegel erreichen können.

Und außerdem erhöht er das Gewicht des Gerätes und dessen Kosten.

Du meine Güte, was soll denn das hier? Es ging dem TO und mir 
ausschließlich um den Einfluß des 270R auf die Verstärkung der 
Schaltung. All die anderen Aspekte sind hier irrelevant.

Wenn du unbedingt irgendwelche, die konkrete Fragestellung nicht 
betreffende, Dinge ansprechen willst, dann bitte nicht mittels eines aus 
dem Zusammenhang gerissenen Teilzitats eines Satzes. Im Übrigen sind die 
von dir genannten Wirkungen gestern bereits genannt worden, sie zu 
wiederholen war also überflüssig.

von Andrew T. (marsufant)


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Joni schrieb:
> 1. Verstärkung
> Die berechnet sich bei diesem nicht invertierenden Verstärker doch so:
> V = 1 + (46k + 53k + 270) / 1k = 100,27

Nö, korrekt ist: V = 1 + (46k + 53k ) / 1k = 100

weil der 270R nix an der Verstärkung beiträgt da ausserhalb der Loop.

> Warum ist am Ausgang des OP der Widerstand R5 mit 270 Ohm?

Er dient der Entkopplung von kapazitiver Last am Ausgang.
und bietet etwas mehr "kurzschlusschutz", den aber schon der OPV 
ausreichend leistet.

von Joni (jonquil)


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Sorry für meine späte Reaktion.

Also der MAX4239 hat tatsächlich den Nachteil, dass man höchstens 5V am 
Ausgang hat.

Wie ist der Einfluss der Betriebsspannung auf die Ausgangsspannung eines 
Operstionsverstärkers? Würde man merken, wenn die Batterie schwächelt 
oder ein Netzteil einen Rippel hat?

Den im Schaltplan vorgeschlagenen OPA192 finde ich leider nicht bei 
Reichelt oder Conrad.

Kennt jemand eine passende Alternative? Es kommt wohl sehr auf den max. 
Eingangs-Offset an, der beim OPA192 mit 5uV angegeben ist.

Es gibt eine riesige Auswahl an Operstionsverstärkern und irgendwie 
stehe ich da im Wald...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Joni schrieb:
> Den im Schaltplan vorgeschlagenen OPA192 finde ich leider nicht bei
> Reichelt oder Conrad.
Naja, das ist ja wie wenn du durchs Schlüsselloch in den Supermarkt 
schaust und sagst: da gibts ja kaum was.

Bei Mouser gibts immer wieder eine Sammelbestellung:
- 
https://www.mikrocontroller.net/search?query=sammelbestellung+mouser&forums%5B%5D=3&max_age=-&sort_by_date=1

Und sonst probiers einfach bei EBAY.
- 
https://www.ebay.de/sch/12576/i.html?_from=R40&_nkw=opa+192&LH_PrefLoc=2

von Klaus H. (hildek)


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Joni schrieb:
> Wie ist der Einfluss der Betriebsspannung auf die Ausgangsspannung eines
> Operstionsverstärkers? Würde man merken, wenn die Batterie schwächelt
> oder ein Netzteil einen Rippel hat?

Im wesentlich begrenzt die Höhe der Versorgungsspannung den maximalen 
Hub am Ausgang. Wenn die Batterie schwächelt, dann wird zunächst die 
maximale Ausgangsspannung mit schwächeln. Solange der Abstand noch groß 
genug ist, wirst du praktisch nichts merken.
Für Schwankungen der Versorgungspannung gibt es im DB die Angabe 
"Power-Supply Rejection Ratio". Die sagt aus, wie stark eine Änderung 
der Versorgung auf das Signal durchschlägt. Da sind oft Werte in der 
Größenordnung von 100dB genannt.
Allerdings gilt der Parameter meist nur für relativ langsame 
Schwankungen wie die, die von z.B. den 50Hz aus der Versorgung noch 
vorhanden sind. Je höherfrequent die Störspannungen auf der Versorgung 
sind (z.B. von Schaltnetzteilen), desto weniger Dämpfung kannst du 
erwarten.

von Lutz V. (lvw)


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Andrew T. schrieb:
> Nö, korrekt ist: V = 1 + (46k + 53k ) / 1k = 100
> weil der 270R nix an der Verstärkung beiträgt da ausserhalb der Loop.

Ja - ist deshalb logisch, weil auch der OPV-interne endliche 
Ausgangswiderstand r_op praktisch nicht die geschlossenen Verstärkung 
beeinflusst. Der 270 Ohm-Widerstand wirkt also praktisch wie eine 
Vergrößerung des internen Widerstandes (r_op+270).
Und das wirkt sich deshalb kaum aus, weil durch die Gegenkopplung der 
Ausgangswiderstand immer nur stark reduziert in die Rechnung eingeht er 
wird nämlich durch die Schleifenverstärkung dividiert, also hier:

r_aus=(r_op+270)/(0,01*Aol) mit Aol=offene Verstärkung

von Marcel V. (mavin)


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Joni schrieb:
> Warum ist am Ausgang des OP der Widerstand R5 mit 270 Ohm? Ohne die
> hätte man doch eine Verstärkung von genau 100, das wäre doch einfacher,
> oder?

R5 hat eine erhebliche Auswirkung auf die Verstärkung. Falls der Ausgang 
ebenfalls mit 270R belastet wird, muss der OPV die Verluste von R5 mit 
einer 200 fachen Verstärkung wieder ausgleichen, damit am Ende der 
Widerstand am Ausgang tatsächlich mit der 100 fachen Spannung 
beaufschlagt wird!

von Andrew T. (marsufant)


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Marcel V. schrieb:
> R5 hat eine erhebliche Auswirkung auf die Verstärkung. Falls der Ausgang
> ebenfalls mit 270R belastet wird, muss der OPV die Verluste von R5 mit
> einer 200 fachen Verstärkung wieder ausgleichen, damit am Ende der
> Widerstand am Ausgang tatsächlich mit der 100 fachen Spannung
> beaufschlagt wird!

[ ] Du weißt das der OPA192 typ. eine Verstärkung V_ol von 134dB hat ?
[ ] Du hast damit nachgerechnet wieviel Bruchteile von Promille das 
obige Beispiel an "Mehrarbeit" für den OPV bedeutet?

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Marcel V. schrieb:
> R5 hat eine erhebliche Auswirkung auf die Verstärkung.
Nicht, wenn die Verstärkung wie geplant als Uj4j3/Uj2j1 definiert ist.

> Falls der Ausgang ebenfalls mit 270R belastet wird
... kann am J4 nur maximal die halbe Betriebsspannung entnommen werden. 
Das Problem ist also lediglich die geringere Aussteuerungsgrenze.

> muss der OPV die Verluste von R5 mit einer 200 fachen Verstärkung
> wieder ausgleichen,
Das ist für ihn kein Problem, denn im Idealfall hat der OP ja sowieso 
eine Verstärkung von "unendlich", die mit Gegenkopplung bezwungen werden 
muss.

> damit am Ende der Widerstand am Ausgang tatsächlich mit der 100 fachen
> Spannung beaufschlagt wird!
Korrekt, aber am J4 ergibt sich dann die gewünschte Verstärkung von 100.

: Bearbeitet durch Moderator
von Marcel V. (mavin)


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Andrew T. schrieb:
> Du hast damit nachgerechnet wieviel Bruchteile von Promille das obige
> Beispiel an "Mehrarbeit" für den OPV bedeutet?

Die Mehrarbeit fällt natürlich nicht ins Gesicht, es ging mir nur ums 
Prinzip.

von Lutz V. (lvw)


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Marcel V. schrieb:
> Andrew T. schrieb:
>> Du hast damit nachgerechnet wieviel Bruchteile von Promille das obige
>> Beispiel an "Mehrarbeit" für den OPV bedeutet?
>
> Die Mehrarbeit fällt natürlich nicht ins Gesicht, es ging mir nur ums
> Prinzip.

Sorry, aber Du hast - soweit ich Dich richtig verstanden habe - das 
Prinzip doch nicht richtig "verinnerlicht".
Der innerhalb der gesamten Schleife liegende Widerstand R5=270 Ohm hat 
eben nicht - wie Du schreibst - eine "erhebliche Auswirkung" auf die 
Verstärkung.
Er geht doch nur sehr stark reduziert (nämlich durch die 
Schleifenverstärkung dividiert) in die Rechnung ein.
Damit stimmt natürlich Dein Beispiel mit der "200 fachen Verstärkung" 
auch nicht.

: Bearbeitet durch User
von Marcel V. (mavin)


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Lutz V. schrieb:
> Damit stimmt natürlich Dein Beispiel mit der "200 fachen Verstärkung"
> auch nicht.

Wenn die Schaltung im Leerlauf arbeitet, hast du natürlich Recht, dann 
wirkt sich R5 nur zu 0,273% auf die Verstärkung aus. Das kann man 
getrost vernachlässigen.

von M. K. (sylaina)


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Marcel V. schrieb:
> R5 hat eine erhebliche Auswirkung auf die Verstärkung.

In welchem Universum denn das?

Marcel V. schrieb:
> Falls der Ausgang
> ebenfalls mit 270R belastet wird, muss der OPV die Verluste von R5 mit
> einer 200 fachen Verstärkung wieder ausgleichen, damit am Ende der
> Widerstand am Ausgang tatsächlich mit der 100 fachen Spannung
> beaufschlagt wird!

Ja, der OPV muss den Einfluss von R5 ausgleichen wenn der Ausgang 
entsprechend belastet wird aber genau das ist ja auch Aufgabe von R5: Im 
Falle eines Falles dafür sorgen, dass das OPV den Ausgang nicht so weit 
treiben kann, Stichwort Strombegrenzung.

Lothar M. schrieb:
> Nicht, wenn die Verstärkung wie geplant als Uj4j3/Uj2j1 definiert ist.

Na das hoffen wir doch mal ganz stark, jede andere Betrachtungsweise ist 
doch völliger Mumpitz.

Marcel V. schrieb:
> Wenn die Schaltung im Leerlauf arbeitet, hast du natürlich Recht, dann
> wirkt sich R5 nur zu 0,273% auf die Verstärkung aus. Das kann man
> getrost vernachlässigen.

In welchen Universum denn das? Ach, das hatten wir ja schon...weiß die 
Ausgangsimpedanz des OPVs, typ. 375Ω@1MHz, denn auch, dass die einen 
Einfluss auf den Ausgang des OPVs haben muss? Wer sagt ihr das bitte 
mal?

von Marcel V. (mavin)


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M. K. schrieb:
> Wer sagt ihr das bitte mal?

Das braucht man ihr nicht zu sagen, das weiß sie bereits von selbst. Die 
375R Impedanz ist schließlich Teil des OPVs und im Gesamtpaket mit 
inbegriffen. Da hat der Anwender keinen Einfluss drauf. Auf den 
außerhalb liegenden 270R Widerstand R5 aber schon.

von Lutz V. (lvw)


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M. K. schrieb:
> ..weiß die Ausgangsimpedanz des OPVs, typ. 375Ω@1MHz, denn auch, dass die
> einen Einfluss auf den Ausgang des OPVs haben muss? Wer sagt ihr das bitte
> mal?

Das hat der Anwender in der Hand - und das hat damit zu tun, dass keine 
Formel bei der Schaltungsberechnung korrekt ist.
ALLES ist eine Näherung, bei der parasitäre oder sekundäre Effekte 
absichtlich vernachlässigt werden, weil sie bei der geforderten 
Genauigkeit keine Rolle mehr spielen (weil sie z.B. weniger Einfluss als 
die ohnehin unvermeidbaren Bauteil-Toleranzen haben).
ABER: Das zu entscheiden - nämlich, ob nun im jeweiligen Anwendungsfall 
vernachlässigt werden darf oder nicht, das ist nicht immer so ganz 
einfach.....

Nicht umsonst wählt man möglichst bei der OPV-Gegenkopplung Widerstände 
im mittleren kOhm-Bereich, die damit ausreichend größer als der 
OPV-interne Ausgangswiderstand, aber gleichzeitig ausreichend kleiner 
sind als der ebenso vernachlässigte OPV-Eingangswiderstand.

Wenn im hier diskutierten Beispiel die Rückkopplungswiderstände im 
100-er Ohm-Bereich (oder darunter) liegen würden, müssten die Antworten 
hier anders aussehen.

: Bearbeitet durch User
von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Andrew T. schrieb:
> Er dient der Entkopplung von kapazitiver Last am Ausgang.

Nein. Bei kapazitiver Last wirkt sich R5 sogar eher negativ aus, da er
sich zur Ausgangsimpedanz des Opamp addiert. Ganz anders sähe die Sache
aus, wenn das rechte Ende von C1 nicht an J4, sondern direkt am Ausgang
des Opamp angeschlossen wäre. Dann würde R5 tatsächlich nicht nur den
Kurzschlussstrom begrenzen, sondern zusammen mit C1 zusätzlich auch die
durch kapazitive Lasten bedingte Schwingneigung reduzieren.

Marcel V. schrieb:
> Wenn die Schaltung im Leerlauf arbeitet, hast du natürlich Recht, dann
> wirkt sich R5 nur zu 0,273% auf die Verstärkung aus.

Nein. Unter der Annahme, dass die Open-Loop-Verstärkung des OPA192 10⁷
und seine Ausgangsimpedanz 375Ω beträgt (Werte aus dem Datenblatt) und
alle Widerstände exakt sind, ist die Verstärkung der Schaltung nur um
0,0010% zu niedrig. Bei einer Belastung mit 270Ω an J4 steigt dieser
Fehler auf 0,0034% an. Der OPA192 wird nicht umsonst als "Precision
Operational Amplifier" angepriesen.

von Andrew T. (marsufant)


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Marcel V. schrieb:
> M. K. schrieb:
>> Wer sagt ihr das bitte mal?
>
> Das braucht man ihr nicht zu sagen, das weiß sie bereits von selbst. Die
> 375R Impedanz ist schließlich Teil des OPVs und im Gesamtpaket mit
> inbegriffen. Da hat der Anwender keinen Einfluss drauf. Auf den
> außerhalb liegenden 270R Widerstand R5 aber schon.

Wenn ich deine Texte so lese, habe ich keine Hoffnung mehr das dein 
Arbeitgeber jemals an Entwicklungen etwas Sinnstiftendes hervorbringt.

Egal was du an Drogen nimmst: lass es sein.

von Andrew T. (marsufant)


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Yalu X. schrieb:
> Andrew T. schrieb:
>> Er dient der Entkopplung von kapazitiver Last am Ausgang.
>
> Nein. Bei kapazitiver Last wirkt sich R5 sogar eher negativ aus,

Lass R5 weg und Bau die Schaltung real auf
Und lerne vom realen Ergebnis, nicht von der Simulation.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


Angehängte Dateien:

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Andrew T. schrieb:
> Yalu X. schrieb:
>> Andrew T. schrieb:
>>> Er dient der Entkopplung von kapazitiver Last am Ausgang.
>>
>> Nein. Bei kapazitiver Last wirkt sich R5 sogar eher negativ aus,
>
> Lass R5 weg und Bau die Schaltung real auf
> Und lerne vom realen Ergebnis, nicht von der Simulation.

Dazu braucht es keine Simulation, etwas gesunder Menschenverstand (oder
alternativ praktische Erfahrung) ist völlig ausreichend.

Was das reale Ergebnis betrifft: Ich habe die vom TE gepostete Schaltung
mal real nachgebaut mit dem Unterschied, dass ich mangels eines OPA192
einen NE5532 (ebenfalls GBW = 10 MHz) verwendet habe. Dem Eingang des
Verstärkers habe ich ein Rechtecksignal mit 1 kHz und 20 mVpp zugeführt.
Die kapazitive Last an J4 habe ich mit 100 nF so bemessen, dass für R5=0
ein ganz kleiner Überschwinger entsteht (c00-r0000.png). Dann habe ich
R5 nacheinander auf 120 Ω, 270 Ω (wie in der Originalschaltung), 560 Ω
und 1000 Ω vergrößert. Die Screenshots brauche ich wohl nicht weiter zu
kommentieren.

von Lutz V. (lvw)


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Das Ergebnis war natürlich zu erwarten - ein Tiefpass am Ausgang (mit 
dem zugehörigen Pol) dreht die Phase zusätzlich und verringert die 
Phasenreserve.
Je größer der Widerstand, desto kleiner die Polfrequenz und desto größer 
die Phasendrehung im "kritischen" Frequenzbereich (Schleifenverstärkung 
mit Betrag=1).
Ist aber eine schöne optische Verdeutlichung der Situation.

von M. K. (sylaina)


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Marcel V. schrieb:
> M. K. schrieb:
>> Wer sagt ihr das bitte mal?
>
> Das braucht man ihr nicht zu sagen, das weiß sie bereits von selbst. Die
> 375R Impedanz ist schließlich Teil des OPVs und im Gesamtpaket mit
> inbegriffen. Da hat der Anwender keinen Einfluss drauf. Auf den
> außerhalb liegenden 270R Widerstand R5 aber schon.

Die 375R sind vor allem dynamisch und von der Frequenz abhängig. Hätte 
sie wirklich einen signifikanten Einfluss würde man das schon im ersten 
Screenshot von Yalu sehen. Zudem lernt man das schon in der Schule/Uni 
dass ein zusätzlicher Widerstand am Ausgang des OPVs vor der Rückführung 
keinen Einfluss auf die äußere, eingestellte Verstärkung hat (dafür aber 
auf die Schwingneigung umso mehr wie es uns Yalu so schön zeigte). Das 
gehört zu den Grundlagen von OPVs.

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