Forum: Ausbildung, Studium & Beruf Der Weg vom Junior zum Teilprojektleiter


von Xaver (xaverxavidorxamus)


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Hallo,

also ich habe den Sprung in ein DAX-Unternehmen geschafft (IGM Tarif).

Nun würde mich aus Neugier interessieren, wie man Verantwortung 
übertragen bekommt.

Leider habe ich insofern schlechte Erfahrungen bisher gemacht, dass bei 
uns echte Workaholics mit Arbeitszeiten 55+h/Woche Chancen auf Karriere 
hatten. Vorausgesetzt, sie haben einfach dem Chef/Chefin nachgeplappert 
und Zusammenfassungen für Kollegen erstellt. Dafür durften sie zu allen 
Geschäftsmeetings, obwohl sie niemals ein System selbst konfiguriert 
haben. Das habe nämlich ich gemacht.

Gleichzeitig wurde ich den Kunden kaum verkauft, damit die Projektleiter 
auf ihre Tage für die versprochenen Boni kommen. Als mir mal eine 
angeblich hochwertige SAP-Doku eines großen Systemhauses in die Hand 
gedrückt wurde, habe ich zig Fehler gefunden, die dem Kunden schlagartig 
geholfen haben. Aber mein Name tauchte nicht auf.

Teilweise wurde man gar nicht eingeladen zu Meetings, danach hieß es von 
den Leuten: mach mal!

Ich möchte mit dem Sprung nun einige Dinge anders machen und würde gerne 
wissen, was in Unternehmen eigentlich so gewürdigt wird.

Auf meiner ToDo-Liste:
- Home Office runterfahren für mehr Präsenz
- Versuchen häufiger bei Kunden/Partnern/Lieferanten zu sein

Sollte man sich bei Projekten eher thematisch breiter aufstellen (d.h. 
auch anfangs mehr Fehler machen) oder eher auf ein Gebiet fokussieren?

Ich würde gerne mein eigenes Verhalten auch kritisch hinterfragen.

von Peter S. (peterst)


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Du willst Verantwortung und Karriere machen? Bitteschön, hier eine 
kleine Anleitung:

Xaver schrieb:
> Leider habe ich insofern schlechte Erfahrungen bisher gemacht, dass bei
> uns echte Workaholics mit Arbeitszeiten 55+h/Woche Chancen auf Karriere
> hatten. Vorausgesetzt, sie haben einfach dem Chef/Chefin nachgeplappert
> und Zusammenfassungen für Kollegen erstellt. Dafür durften sie zu allen
> Geschäftsmeetings, obwohl sie niemals ein System selbst konfiguriert
> haben. Das habe nämlich ich gemacht.
> Gleichzeitig wurde ich den Kunden kaum verkauft, damit die Projektleiter
> auf ihre Tage für die versprochenen Boni kommen.

Wie du siehst: die einen arbeiten und die anderen kassieren die Lobären. 
Das war schon immer so und wird auch immer so sein.
Du willst Karriere machen? Meine Ratschläge: baue dir in der Firma ein 
sehr gutes Netzwerk auf. Mache auf dich aufmerksam durch Bereichs 
übergreifende Aufgaben. Sei die rechte Hand deines Chefs, falle als 
"Leader" auf und glänze mit fachlichem Wissen, wobei das gefühlt nicht 
dringend notwendig ist, jedoch hilfreich. Lasse tolle Ideen deinem Chef 
zukommen aber lasse es in der Menge so aussehen, als sein es seine Ideen 
gewesen. Stelle deinen Chef niemals in den Schatten. All das macht dich 
zwar zum ultimativen A****hkriecher aber so ist das Leben...

von DSGV-Violator (Gast)


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Nicht quatschen! Weiterbilden!

Steck Deine Ersparniss in einen MBA, bspw:
https://bildung.sueddeutsche.de/mba/

von Ben S. (bensch123)


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Wer solche Frgen stellt, sollte auch keine weitere Verantwortung 
übernehmen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Xaver schrieb:
> habe ich zig Fehler gefunden, die dem Kunden schlagartig geholfen haben.
> Aber mein Name tauchte nicht auf.
Aber du bist dafür bezahlt worden, dass du deine Arbeit gemacht hast?

> damit die Projektleiter auf ihre Tage für die versprochenen Boni kommen.
Wurden dir auch Boni versprochen? Wenn nicht: warum jammerst du? Wenn 
schon: wehre dich!

Xaver schrieb:
> Auf meiner ToDo-Liste:
> Home Office runterfahren für mehr Präsenz
Ein kleiner Teilprojektleiter darf doch sowieso nur fachlich führen. Du 
hast in dieser Position überhaupt keine Personalverantwortung und darfst 
keine solchen Anweisungen (bzgl. Arbeitszeiten und Anwesenheiten) geben.

Wenn du Chef werden willst, dann solltest du die entsprechenden 
Betriebsvereinbarungen mal genauer anschauen.

> Versuchen häufiger bei Kunden/Partnern/Lieferanten zu sein
Lass dir das mal als Todo-Punkt auf der Zunge zergehen. Wenn du etwas 
nur "versuchen" willst, dann geht das garantiert schief. Dort muss etwas 
Konkretes stehen wie "allwöchentliche Rücksprache mit dem Kunden".

Xaver schrieb:
> Sollte man sich bei Projekten eher thematisch breiter aufstellen (d.h.
> auch anfangs mehr Fehler machen)
Es kommt auf die Fehlerkultur in deinm Unternehmen an. Aber meistens ist 
es gut, wenn man in Besprechungen auf einen zeigen kann, der mehr Fehler 
gemacht hat.

> oder eher auf ein Gebiet fokussieren?
Was bist du?

Du bist TEIL-Projektleiter. Du hast also vorrangig deinen TEIL zu 
leisten. Glänze damit, dass du diesen TEIL gut erledigst. Gib dem 
Projektleiter einen Tipp, wenn du meinst, dass andere TEIL-Projektleiter 
ihren Teil auf eine andere Art besser lösen könnten. Oder wenn du 
meinst, dass du deinen Teil dann besser lösen könntest, wenn andere 
ihren Teil anders lösen würden.

"Einen Tipp" ist in durchaus wörtlich gemeint: erwähne das nur 1 
einziges Mal (schriftlich) und reite nicht dauernd drauf herum.

Und noch ein Tipp: der dir fachlich übergeodnete Projektleiter ist dein 
Freund. Das, was er abliefert und mit anderen bespricht, entscheidet 
darüber, wie es mit dir weitergeht. Und ob du auch mal einen Bonus 
bekommst.

Peter S. schrieb:
> Mache auf dich aufmerksam durch Bereichs übergreifende Aufgaben
... Lösungen.

> Du willst Karriere machen?
Wer spricht von "wollen"? Es geht ums "können"!

Und meine Erfahrung sagt: wer Karriere machen kann, der stellt keine 
solche Fragen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Rbx (rcx)


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Xaver schrieb:
> Ich würde gerne mein eigenes Verhalten auch kritisch hinterfragen.

"kritisch" kannst du schon mal streichen, du runder Kreis.

Xaver schrieb:
> Nun würde mich aus Neugier interessieren,

Wäre es nicht sinnvoller, eine Gehaltserhöhung und/oder mehr Urlaub 
anzupeilen?

Eventuell könnte man ein Hobby-Szenario aufbauen, und versuchen, da noch 
etwas mehr Zusatzeinkommen zu generieren.

von Bruno V. (bruno_v)


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Xaver schrieb:
> Nun würde mich aus Neugier interessieren, wie man Verantwortung
> übertragen bekommt.

Gar nicht. Man erarbeitet sie sich. A) Man übernimmt sie in seinem 
Peer-Umfeld und minimiert den Bedarf an Zeit=Ärger für Vorgesetzte. B) 
Dann bewirbt man sich für jedes verantwortungsvollere Projekt (oder 
Stelle), je weiter weg, je schlechter A klappt

: Bearbeitet durch User
von Thomas K. (thomas2021)


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Ben S. schrieb:
> Wer solche Frgen stellt, sollte auch keine weitere Verantwortung
> übernehmen.

Ganz klar...und vorallem uC Forum fragen..Kindergarten

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ach ja, ein ganz wichtiger Punkt, auf den erstaunlich viele nicht 
kommen: wenn es ein Problem gibt, dann geht man nicht mit dem Problem 
zum Chef, sondern mit einem Lösungsvorschlag.

Denn es werden die mit den Lösungen befördert. Und nicht die, die 
Probleme bringen.

Das sollte eigentlich klar sein, ist aber augenscheinlich schwer zu 
kapieren.

von Oliver (imonbln)


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Xaver schrieb:
> Nun würde mich aus Neugier interessieren, wie man Verantwortung
> übertragen bekommt.

Wie heißt es so schön „Verantwortung bekommt man nicht, man übernimmt 
sie“!

Generell, wenn du mehr Verantwortung willst, musst du deinen Chef 
zeigen, dass du breit bist, die extra Meile zu gehen, das muss nicht 
unbedingt 60-Stunden-Woche heißen. Aber wer immer pünktlich in den 
Feierabend geht, bekommt selten den Ruf eines Problemlöser. Dein Chef 
testet dich, täglich bewusst oder unterbewusst und wenn du die 
Verantwortung, welche du übernommen hast, erfüllst, kannst du bei immer 
kritischeren Tätigkeiten aktiv Verantwortung übernehmen. Idealerweise 
passt du deine Methoden, Verantwortung aktiv einzufordern, der 
Firmenkultur und der Persönlichkeit deines Chefs an.

von Bruno V. (bruno_v)


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Oliver schrieb:
> Aber wer immer pünktlich in den Feierabend geht, bekommt selten den Ruf
> eines Problemlöser.

M.E. ist das nicht kausal. Wer pünktlich geht wegen Kindern, Zug oder 
Fahrgemeinschaft, kann trotzdem richtig gut sein.

Andersrum bleiben Leute, denen die Arbeit am A*sch vorbei geht, das 
Ergebnis erst Recht, länger, wenn "es erwartet wird" oder gar 
Überstunden vergütet werden.

von Max H. (nilsp)


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Man sollte sich auch gut überlegen, ob man als Entwickler wirklich 
Richtung Projektmanagement / Projektleitung rüberwechseln möchte.

Ich würde diesen Job nämlich nicht gern machen.

Habe mehr Spaß daran technische Probleme zu lösen als Powerpoints für 
die Führungsetage zu malen oder Jira Tickets zu pflegen und den 
Entwicklern auf den Sa** zu gehen.

von Ruediger (ruediger1950)


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Xaver schrieb:
> Teilweise wurde man gar nicht eingeladen zu Meetings, danach hieß es von
> den Leuten: mach mal!
Wenn Du Dir so sicher bist, dass der, der angeblich nur nachplappert, 
selbst nicht kann, was Du kannst, dann mach es doch genauso...

Nehmen wir an, ich wäre Dein Chef. Wenn Du das tust, was Du sollst, und 
ich zufrieden damit bin für das, was ich Dir zahle, warum sollte ich Dir 
Verantwortung übertragen? - Insbesondere wenn auf der Position schon 
jemand sitzt? Das ist doch ein Risiko für mich, weil ich gar nicht weiß, 
ob  Du Verantwortung kannst. Und was soll ich dann mit dem anderen 
machen?

Also führt wohl nichts daran vorbei, dass Du offiziell unzufrieden bist 
und trotzdem Deine Arbeit machst. Und eben signalisierst, dass die 
Unzufriedenheit beendet werden kann, wenn Du eine verantwortungsvollere 
Aufgabe bekommst, oder noch viel schlauer: Indem Du Dich einfach selbst 
auf eine verantwortungsvollere Position bewirbst, die gerade offen ist.

Wer Verantwortung übernehmen will, weiß das aber normalerweise schon 
selbst und würde hier vermutlich nicht so unselbstbewusst fragen.

von Oliver (imonbln)


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Bruno V. schrieb:
> M.E. ist das nicht kausal. Wer pünktlich geht wegen Kindern, Zug oder
> Fahrgemeinschaft, kann trotzdem richtig gut sein.

Stimmt es ist nicht kausal, leider gibt es aber viele, die eine 
Kausalität annehmen.

Ich möchte hier auch keine Lanze für bedingungslose Überstunden brechen, 
aber in meinen Berufsleben, gibt es immer wieder harte Termine und vor 
einer solchen Deadline sollte man geplant auch in der Lage sein können, 
mal ein wenig mehr Wochenstunden zu leisten um als Problemlöser zu 
gelten.

von Ruediger (ruediger1950)


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Max H. schrieb:
> Man sollte sich auch gut überlegen, ob man als Entwickler wirklich
> Richtung Projektmanagement / Projektleitung rüberwechseln möchte.

Das ist richtig. Wenn man technisch nichts gebacken bekommt aber 
ungefähr versteht, was das Ziel ist, kann das sogar (jedenfalls von 
meinem Gefühl her) eventuell sogar nützlich sein, um ein Kandidat für 
Projektmanagement o.ä. zu sein - zumindest, wenn man halbwegs planen 
kann und menschlich gut klar kommt.

Es ist auch nicht unbedingt normal, dass man vom Junior zum 
Projektleiter wird, sondern evtl. hat man da eine handvoll technische 
Stufen um sich weiterzuentwickeln am Anfang. Das heißt nicht, dass jeder 
Senior wird - natürlich kann man auch vorher etwas fundamental anderes 
machen.
Aber viele wollen eben lieber die technische Seite machen, als in 
Meetings zu verstauben.

Edit: Zuletzt ist das sogar oft eine Budgetfrage. Es kann sein, dass Du 
Dich gar nicht weiterentwickeln kannst, weil Deine Firma dort einen 
Junior mit Junior-Gehalt haben will und nur in andere Bereiche 
investiert. Dann bleibt Dir gar nichts anderes übrig, als in der Firma 
oder anderswo hin zu wechseln und es wird dann für Dich wieder ein 
Junior nachrücken.

: Bearbeitet durch User
von Mnax (moriz996)


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Wenn du einen unfähigen projektleiter hast dann lass den mal beim kunden 
so richtig reinlaufen. Beim lösungen suchen rettest du das ganze während 
der projektleiter ausreden faselt.
Das nächste projekt bist du leiter und der andere wird versetzt.

von Herbert B. (Gast)


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mach deinen eigenen Laden auf, mehr Verantwortung geht nicht.

von Rainer Z. (mrpeak)


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Mnax schrieb:
> Beim lösungen suchen rettest du das ganze während der projektleiter
> ausreden faselt.
> Das nächste projekt bist du leiter und der andere wird versetzt.

Die rettensten Lösungen finde ich i.d.R. erst unmittelbar nachdem der 
alte PL endgültig gegangen wurde.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Mnax schrieb:
> Wenn du einen unfähigen projektleiter hast dann lass den mal beim kunden
> so richtig reinlaufen.

Einen Projektleiter oder jemand in vergleichbarer Position auflaufen zu 
lassen ist gar nicht so einfach.

Du glaubst gar nicht was sich alles wegdiskutieren, wegbehaubten und 
verschleiern lässt. Wenn der Projektleiter nicht ganz frisch ist, dann 
kennt er solche Situationen und er wurde zum Projektleiter gemacht weil 
man ihm zutraut mit so etwas umgehen zu können.

Das heißt unterschätze die Persönlichkeitsstruktur eines Projektleiters 
nicht. Der mag als faul und dumm wie Bohnenstroh erscheinen aber solche 
Situationen sind eventuell sein Spezialgebiet.

Wenn noch dazu kommt, dass jemand in der Firma schützend seine Hand über 
den Projektleiter hält, dann kannst du dem gar nichts.

> Beim lösungen suchen rettest du das ganze während
> der projektleiter ausreden faselt.

Ja, so stellt sich das Klein-Hänschen vor. Plötzlich von hinten aus der 
Deckung springen, die Initiative an sich reißen, einen überzeugenden 
Vorschlag bringen und die Welt retten.

So läuft das aber normalerweise nicht. Die meisten Entwickler haben 
nicht die Persönlichkeit dafür. Die meisten Entwickler haben nicht die 
Rhetorik drauf um den Projektleiter mit einem, vielleicht zwei Sätzen 
ruhig zu stellen um den eigenen Vorschlag zu platzieren. Platz da, jetzt 
komme ich? Nein, nein. Da hat der Projektleiter notfalls schon die 
Besprechung beendet und sich vom Kunden verabschiedet, während du noch 
versuchst deinen Wirkungstreffer zu landen.

Du verkennst auch die ganze Situation. Der Kunde ist auf die ganze Firma 
sauer. Also auch auf dich, der zufällig mit in der Besprechung 
rumpimmelt. Wenn er den Aussagen des Projektleiters nicht traut traut er 
deinen auch nicht.

> Das nächste projekt bist du leiter und der andere wird versetzt.

So läuft das schon gar nicht. Mal ehrlich, wie alt bist du? 16, und 
deine Berufserfahrung beschränkt sich auf einen Ferienjob und RTL 
Reality-Soaps?

von Mnax (moriz996)


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Hannes J. schrieb:
> Die meisten Entwickler haben nicht die
> Rhetorik drauf um den Projektleiter mit einem, vielleicht zwei Sätzen
> ruhig zu stellen um den eigenen Vorschlag zu platzieren.

Das läuft auch nicht so. Das geht ganz ohne drama.

Ich hab damals als der auftrag am kippen war und der projektleiter meine 
fehleranalyse abgetan hatte privat mit dem "big boss" geredet und hab 
ihm erklärt warum die anlage regelmässig spinnt. Das war nicht beim 
meeting, das war als die ganze gruppe entlang der donau zum abendessen 
gelaufen ist. Null drama, 15 min zeitaufwand.

Die software war am nächsten tag korrigiert, das problem behoben, der 
projektleiter heimgeschikt.

von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Versuche es doch einmal im öffentlichen Dienst. Da hast Du weniger 
Wettbewerb.

Das Gehaltsgefüge in öD ist komprimierter. Einfache Angestellte, wie 
Pförtner, verdienen im öD oft besser als in der Privatwirtschaft. 
Sachbearbeiter mit mittlerer Qualifikation haben in beiden Fällen 
ungefähr gleich viel. Gute Akademiker aus dem technischen Bereich 
verdienen in der Privatwirtschaft oft besser. Für den öD bleiben die 
übrig, die für die Wirtschaft eher nicht geeignet sind. Noch viel größer 
ist das Gefälle bei Führungskräften. Da ist im öD oft schon im oberen 
5-stelligen bis unteren 6-stelligen Bereich Schluss. In der 
Privatwirtschaft geht es bei diesem Gehalt überhaupt erst los.

Qualifizierte Führungskräfte mit Leistungsbereitschaft würden sich den 
öD niemals antun, außer vielleicht aus Überzeugung/Ideologie. Es sind 
eher die in der Industrie gescheiterten, die dort landen. Da könntest Du 
evtl. leichteres Spiel haben.

Es gibt im öD auch keine typische Karriereleiter. Niemand kann 
entscheiden, einfach jemanden einzustellen. Das ist alles an formalen 
Vorgaben geknüpft. Es darf auch nur eingestellt werden, wer diese 
erfüllt.

Hast Du einen guten Masterabschluss, solltest Du dich einfach auf 
möglichst viele Führungspositionen im öD bewerben. Oft mangelt es da 
massiv an Bewerbern, die die formalen Bedingungen erfüllen. Da kannst Du 
mir etwas Glück selbst dann die Stelle bekommen, wenn Du eigentlich 
ungeeignet bist, denn solange die Stelle unbesetzt bleibt, spart die 
Einrichtung oft nicht einmal Geld. Das geplante Budget verfällt einfach 
und wird später evtl. nicht weiter genehmigt. Eine Vogelscheuche als 
Chef einzustellen würde hier wenigstens die Notwendigkeit der Stelle 
vortäuschen, damit die nicht weggestrichen wird.

Wenn Du einmal Leiter im öD bist, kannst Du Dich später weiter 
hochhangeln. Halte nach gut dotierten Planstellen Ausschau. Denke dabei 
nicht nur an den "klassischen" öD, sondern auch an ähnlich gestellten 
Einkommsgebern, z. B. öffentlich rechtliche Rundfunk, öffentliche 
Verkehrsbetriebe, gesetzliche Krankenkassen, IHK, Handwerkskammer, 
Polizei usw. Interessant kann auch der Staat als Auftraggeber sein, z. 
B. indem Du bei PwC, KPMG, EY etc. arbeitest und die Bundesregierung 
berätst. Da kannst Du saftige Rechnungen schreiben.

von Mnax (moriz996)


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Stefan H. schrieb:
> Niemand kann
> entscheiden, einfach jemanden einzustellen.

Hüstel ...

von Dirk K. (knobikocher)


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Benutzername  xaverxavidorxamus
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Angemeldet seit  18.05.2023 23:37
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Der Weg vom Junior zum Teilprojektleiter
von Xaver (xaverxavidorxamus)19.05.2023 00:10


Benutzername  peterst
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Angemeldet seit  04.05.2023 09:42
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Benutzername  imonbln
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Angemeldet seit  19.05.2023 09:20


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Angemeldet seit  16.05.2023 23:29
Beiträge  21
Beiträge  4

@mods: kann dann zu, oder?

von Xaver (xaverxavidorxamus)


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Ich melde mich mal wieder. Also die Antworten waren sehr durchmischt, 
wie so häufig in diesem Forum. Dementsprechend habe ich auch abstrahiert 
und gewisse Vereinfachungen vorgenommen. Manchen war es zu einfach, 
andere mussten ihre Soße dazugeben, ernsthafte Antworten waren auch 
dabei.

Wenn ich sagte, es wäre mein Ziel häufiger bei Partnern/Lieferanten zu 
sein, entspricht es der Bereitschaft die Verantwortung für diese Reisen 
zu akzeptieren und sich gerne an erster Stelle zu melden ... wenn es die 
Situation hergibt. Das ich das nicht selbst bestimmen kann, ist logisch, 
oder!?  Deswegen habe ich von "meiner" ToDo-Liste gesprochen. Tipp: 
nicht auf euch selbst beziehen ;)

Dass ich beschließe von 5/5 Homeoffice auf 2-3/5 HO runterzugehen, ist 
auch meine Entscheidung an mich selbst. Die zwinge ich niemandem auf.

Projektleiter auflaufen lassen ist gefährlich. Einerseits kann er rund 
um sich schlagen, andererseits, selbst im Erfolgsfall möchten 
schlimmstenfalls die anderen Kollegen mit einem nicht mehr 
zusammenarbeiten. Eine Fail-Fail-Situation. Schlimmer wird es, wenn der 
Kunde das auch noch bemerkt.

Bei hierarchiegeilen Projektleitern kommt noch der Fall dazu, dass die 
selbst Kollegen gerne auflaufen lassen. 20 PL-Termine beim Kunden, dann 
ohne Vorbereitung, ohne Briefing, ohne Projektplan einen Entwickler 
erstmals in ein Meeting reinnehmen. Aus Selbstschutz bleibt da nur noch 
die Kündigung.

Fazit: Jeder Beitrag in diesem Thread beinhaltete eine eigene Ansicht. 
Dementsprechend ist jede Situation und Erfahrung höchst individuell. 
Auch eine wertvolle Lektion, danke :)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Xaver schrieb:
> wie so häufig in diesem Forum.
Wie kommst du zu dieser Erfahrung? Stellst du in diesem Forum häufig 
solche Fragen?

> Wenn ich sagte, es wäre mein Ziel häufiger bei Partnern/Lieferanten zu
> sein, entspricht es der Bereitschaft die Verantwortung für diese Reisen
> zu akzeptieren und sich gerne an erster Stelle zu melden
Doch, das wird noch was mit dem Teamleiter, du hast das 
"Herumschwurbeln" und "Herumlavieren" schon nicht schlecht drauf.

> sich gerne an erster Stelle zu melden
Nochmal: wenn es dein erklärtes Ziel ist, dann musst du es machen und es 
nicht nur "versuchen zu machen". Und da brauchst du nicht auf 
"freiwillige" Meldungen warten. Denn du darfst als fachliche 
Führungskraft durchaus sagen: "Du und du, ihr beide kommt nächste Woche 
mit zum Kunden!"

von Xaver (xaverxavidorxamus)


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Lothar M. schrieb:
>> wie so häufig in diesem Forum.
> Wie kommst du zu dieser Erfahrung? Stellst du in diesem Forum häufig
> solche Fragen?

Ich schicke Probeladungen durch und schaue ob es ein Feld gibt. Das 
Spektrum reicht von fragwürdig bis nützlich. Durch diesen Stil der 
Fragestellungen filtere ich mir das passende heraus :)

Immerhin bewegen wir uns im Internet und antworten darf jeder. Durch 
diese Art der Fragestellung halte ich den Interpretationsspielraum 
absichtlich groß.

Lothar M. schrieb:
> Denn du darfst als fachliche
> Führungskraft durchaus sagen: "Du und du, ihr beide kommt nächste Woche
> mit zum Kunden!"

Auch eine nützliche Erkenntnis. Danke. Die umgekehrte Perspektive zeigt 
dann also, welche Mitarbeiter zu den Lieblingen eines Projektleiters 
gehören. Irgendwie trivial, aber es bestätigt mein Bauchgefühl.

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