Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Asynchronmaschine: Wirkungsgrad = 1 - Schlupf?


von Sarah E. (meneymaus)


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Hallo,

ich arbeite mich gerade ein in die Asynchronmaschine. Dabei bin ich in 
einer Aufgabe auf die Gleichung

Wirkungsgrad = 1 - Schlupf

gestoßen.

Dort steht in der Musterlösung dann, dass die Maschine eine 
Leerlaufdrehzahl von 3000 U/min hat und eine Nenndrehzahl von 2850 U/min 
besitzt und entsprechend der Nennwirkungsgrad

eta=2850/3000=95 %

beträgt.

Diese Gleichung kommt mir irgendwie stark vereinfachend vor und ich 
frage mich, ob diese gültig ist oder sie sonst irgendwo in der Literatur 
vorzufinden ist? Kann dazu nämlich nichts weiter finden.

Gruß Sarah

von Volker B. (Firma: L-E-A) (vobs)


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Sarah E. schrieb:

> ich arbeite mich gerade ein in die Asynchronmaschine. Dabei bin ich in
> einer Aufgabe auf die Gleichung
>
> Wirkungsgrad = 1 - Schlupf
>
> gestoßen.

Erstaunlich! Dann hätte eine leerlaufende Asynchronmaschine einen 
Wirkungsgrad von 100%, obwohl das Drehmoment im Leerlauf Null ist und 
damit auch die abgegebene Leistung.

Grüßle,
Volker

von Achim H. (pluto25)


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Zum Vergleich. Ein 3kW Motor hat ca 90% bei 2935, die ältere Version 87% 
bei 2895.

von H. H. (Gast)


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Sarah E. schrieb:
> Diese Gleichung kommt mir irgendwie stark vereinfachend vor und ich
> frage mich, ob diese gültig ist

Sie ist stark vereinfachend, und gilt nur für supraleitende Motoren aus 
verlustfreiem Eisen. Die trifft man ahnlich oft an wie unsichtbare rosa 
Einhörner.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Sarah E. schrieb:
> ob diese gültig ist oder sie sonst irgendwo in der Literatur
> vorzufinden ist?

Wenn auch sonst vom Schlupf der Asynchronmaschine die Rede ist, bekommt 
man es hier kurz zusammen gefasst:

https://www.js-technik.de/online-rechner/berechnungen-schlupf/

mfg

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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H. H. schrieb:
> Sie ist stark vereinfachend, ...

Sehr große ASM-Motoren, also deutlich über 100kW, kommen dem schon recht 
nahe, mehr aber nicht.

Eine ASM mit einem supraleitenden Anker (Kurzschlusswicklungen) geht 
über in einen Phasenversatz und hat keinen Schlupf mehr sofern nicht als 
Schleifringläufer mit externen Widerständen ausgeführt.

von Sarah E. (meneymaus)


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Danke für die Rückmeldungen.

Von Ankerverlusten, die vernachlässigt werden können, steht in der 
Aufgabe nichts. Allerdings steht dort, dass die Ständerverluste 
vernachlässigt werden können.

Ist dies damit erklärbar oder sind die Ankerverluste auch zwingend 
gleich null?

Wie würde die Gleichung aussehen, wenn die Ankerverluste zu 
berücksichtigen sind?

von H. H. (Gast)


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Sarah E. schrieb:
> Ist dies damit erklärbar oder sind die Ankerverluste auch zwingend
> gleich null?

Das sind eigentlich die einzigen bei der Näherung nicht gleich null 
gesetzten.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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Bei Leerlauf und bei Blockierung ist der Wirkungsgrad 0.
Bei zunehmender Belastung ab Leerlauf nimmt der Wirkungsgrad
und der Schlupf zu, bis irgendwann der maximale Wirkungsgrad
erreicht ist, aber kleiner als 100% ist. Bei weiter zunehmender
Belastung nimmt der Schlupf weiter zu, aber der Wirkungsgrad
wird wieder schlechter, bis er dann bei Blockierung wieder 0 ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wirkungsgrad

von Sarah E. (meneymaus)


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Gilt somit die Gleichung

Wirkungsgrad = 1 - Schlupf

dann, wenn der Statorwiderstand vernachlässigt werden kann?

von H. H. (Gast)


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Sarah E. schrieb:
> Gilt somit die Gleichung
>
> Wirkungsgrad = 1 - Schlupf
>
> dann, wenn der Statorwiderstand vernachlässigt werden kann?

Und die Eisenverluste.

von Rbx (rcx)


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Sarah E. schrieb:
> ich arbeite mich gerade ein in die Asynchronmaschine. Dabei bin ich in
> einer Aufgabe auf die Gleichung
>
> Wirkungsgrad = 1 - Schlupf

Das ist grober Unfug, bist du ein Troll?

Vereinfachen kann man sowas als Aufgabensteller, so dass man sagen kann, 
Wert x ist so wie im Aufgabenmodell. Das heißt, auch so zu rechnen.
Aber mit dem Wirkungsgrad an sich hat das erstmal nichts zu tun - wie 
gesagt, es ist Unfug. Das würde ich auch dem Aufgabensteller unter die 
Nase halten.

Allerdings: gewisse Werte sind nicht unabhängig voneinander -> noch 
etwas mehr Tiefenverständnis mitbringen, und auch Fertigkeiten zur 
Umrechnung von Energiewerten verbessen!.
(Internet hilft hier nicht so gut, da muss man sich schon in die eigenen 
Unterlagen (sofern man welche hat) vertiefen und nach Möglichkeit auch 
mit Leuten, die gut im Umrechnen sind üben bzw. viel üben, nix im 
Internet herumsuchen.)

von Peter R. (pnu)


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Diese Aussage beschränkt sich nur auf die Aussage zur Wirkung des 
Schlupfs des Motors, also ein für den asynchronen Betrieb zwangsweiser 
Vorgang.

Beim Asynchronmotor besteht zwischen dem netzerzeugten Drehfeld mit 3000 
Touren und dem Ankerfeld eine Verbindung, die ein Drehmoment übergeben.

Drehmoment M = das des Drehfelds ist dabei gleich dem des Ankers

Da die Leistung Drehmoment mal Drehzahl ist, besteht folgende Bilanz:

Leistung Drehfeld  :  M x 3000rpm = 100 % (meinetwegen 1000 W)
Leistung Ankerwelle:  M x 2700rpm = 90%   (dann 900 W)

irgendwo gehen also 10% (100 W) der Leistung verloren, entsprechend dem 
Drehzahlunterschied, wie bei einer schleifenden mechanischen Kupplung.

Alle anderen Leistungsverluste wie Eisenverluste, ohmsche Verluste usw. 
kommen im realen Asynchronmotor noch dazu.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


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Der Blickwinkel des Maschinenbauers vereinfacht die Sache natürlich ganz 
erheblich. So wird das wohl auch in der Übungsaufgabe gemeint sein.

von Sarah E. (meneymaus)


Angehängte Dateien:

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Ich habe die Aufgabe bei mir in einem Buch, durch googeln habe ich sie 
aber auch im Netz gefunden und hier angehängt. In Aufgabenteil a) wird 
der Nennwirkungsgrad so berechnet als Differenz von 1 - Nennschlupf.

Im Originaltext aus meinem Buch werden in der Beschreibung nur die 
Ständerverluste vernachlässigt, in der Internetdarstellung werden aber 
auch zusätzlich in der Beschreibung die mechanischen Verluste und die 
Sättigung als vernachlässigt angegeben.

Das T-Ersatzschaltbild hat ja

- ständerseitige ohmsche Verluste
- läuferseitige ohmsche Verluste
- Eisenverluste

Stellen die mechanischen Verluste in dem Ersatzschaltbild dann die 
Eisenverluste dar?

von H. H. (Gast)


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Sarah E. schrieb:
> mechanischen Verluste

Lagerreibung, Luftreibung (Stator/Rotor), und ggf Kühlgebläseantrieb 
(beim Normmotor der deutlich größte Anteil).

Eisenverluste entstehen durch die ständige Ummagnetisierung des Eisens, 
überwiegend im Stator, aber ein wenig auch im Rotor.

von Peter R. (pnu)


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Und noch ein Beitrag zum Thema Schlupf.

(m. W. im Großkraftwerk Mannheim ?)

Dampfturbinen haben bei Teillastbetrieb eine andre Drehzahl für 
optimalen Wirkungsgrad als bei Volllast.
Man könnte natürlich einen Generator mit dieser Drehzahl betreiben, und 
dann per Gleichrichtung + Wechselrichter ins Netz einspeisen.
Da aber Gleichrichtung + Wechselrichtung diese großen Leistungen nicht 
bewältigen, hat man folgende Lösung erprobt bzw eingesetzt:

Turbine läuft z.B um 10 Prozent schneller als Netz. Generator liefert 
mit (neg.) Schlupf direkt 50 Hz ins Netz. Anker ist kein 
Kurzschlussanker sondern liefert mit 5 Hz die durch den 
Drehzahlunterschied bedingte Leistung per Gleichrichter und 
Wechselrichter ebenfalls ans Netz.

Vorteil: die Wechselrichteranlage muss nur die Differenzleistung von 10% 
bewältigen, dabei kann die Turbine auch bei Teillast mit ihrer dann 
optimaler Drehzahl betrieben werden. Auch gleichmäßigere Übergänge von 
Voll- auf Teillast bei der Dampferzeugung werden ermöglicht.

Beitrag #7422853 wurde vom Autor gelöscht.
von Sarah E. (meneymaus)


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Wie werden denn die mechanischen Verluste im ESB abgebildet?

von H. H. (Gast)


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Sarah E. schrieb:
> Wie werden denn die mechanischen Verluste im ESB abgebildet?

Parallel zur Last.

von Sarah E. (meneymaus)


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Besitzt somit das Ersatzschaltbild mit den hier getroffenen 
Vereinfachungen ausschließlich als ohmschen Bestandteil den 
Ankerwiderstand?

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Peter R. schrieb:
>Dampfturbinen haben bei Teillastbetrieb eine andre Drehzahl für
>optimalen Wirkungsgrad als bei Volllast.

Da gibt es ja gleich zwei Energieumwandlungen hintereinander.
Dampf, also Wärmeenergie in Mechanische Energie, die
Drehbewegung und dann die Mechanische Energie mit einen
Generator in elektrische Energie. Jede hat seinen eigenen
Wirkungsgrad. Bei Dampf in Mechanische Energie, zum Beispiel
bei Dampflokomotiven weniger als 10%, ob das nun bei
Dampfturbinen viel besser ist weiß ich nicht, ich glaube
nicht. Meinst du jetzt beides zusammen oder nur die
Dampfturbiene oder nur den Generator?

von H. H. (Gast)


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Günter L. schrieb:
> Bei Dampf in Mechanische Energie, zum Beispiel
> bei Dampflokomotiven weniger als 10%, ob das nun bei
> Dampfturbinen viel besser ist weiß ich nicht, ich glaube
> nicht.

https://www.leifiphysik.de/waermelehre/waermekraftmaschinen/ausblick/dampfturbine

von H. H. (Gast)


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Sarah E. schrieb:
> Besitzt somit das Ersatzschaltbild mit den hier getroffenen
> Vereinfachungen ausschließlich als ohmschen Bestandteil den
> Ankerwiderstand?

Ja.

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