Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Rote Laserdiode 5/7mW mit WS2811 ansteuern Machbarkeit und Lebensdauer


von Patrick L. (patrickloibl94)


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Hallo liebes Board,

ich bin auf der Suche nach einer Lösung für ein spezielles Problem und 
konnte bisher niemanden finden, der vor der gleichen Herausforderung 
stand: Für eine Lichtinstallation plane ich, eine Vielzahl von 
Laserdioden (Rot, 5 bzw. 7 mW) mit jeweils einem WS2811-Chip 
anzusteuern. Am Ende sollten etwa 150 Laser individuell gesteuert 
werden. Ich bin überrascht, dass scheinbar noch niemand zuvor diese Idee 
hatte. Aktuell habe ich einen Testaufbau, der hervorragend funktioniert. 
Meine Hauptsorge betrifft die Langzeitzuverlässigkeit, insbesondere weil 
es bisher keinen Präzedenzfall für ein solches Projekt zu geben scheint.

Zur Zeit nutze ich einen Laser von einem chinesischen Anbieter, der für 
5V ausgelegt ist, leider ohne weitere spezifische Daten. Für das finale 
Projekt plane ich jedoch, Laserdioden von Laser Components zu verwenden 
und diese auf eine eigene Platine zu löten. Im Moment ziehe ich die 
ADL-65075TL 
(https://asset.re-in.de/add/160267/c1/-/en/001782889DS01/DA_Laser-Components-Laserdiode-Rot-650-nm-7mW-ADL-65075TL.pdf) 
in Betracht.

Basierend auf den technischen Daten sollte sich diese Laserdiode mit 
einem typischen Strom von 20mA ohne zusätzlichen Vorwiderstand mit dem 
WS2811 betreiben lassen, der idealerweise 18.5mA liefert. Übersehe ich 
hier vielleicht etwas? Meine Absicht ist es, nur einen Kanal des WS2811 
zu nutzen und die Laserdioden in Strängen von jeweils 30 Stück zu 
verbinden.

Kann jemand von euch etwas zur Lebensdauer von handelsüblichen 
Laserdioden sagen? Ist diese vergleichbar mit der von LEDs oder eher 
kürzer?

Eine weitere Frage betrifft die Bauform der Laserdiode: Warum hat die 
Diode drei Pins? Benötige ich eine zusätzliche Optik oder ähnliches, 
wenn ich die reinen Dioden (wie das oben genannte Produkt) verwenden 
möchte und nicht die vormontierten Module, wie sie beispielsweise von 
Adafruit angeboten werden?

Ich habe Informationen zu einem dritten Pin bei einem anderen Produkt 
gefunden, dort wird ein VR-Pin beschrieben: "The VR (variable resistor) 
is used to adjust the laser output to a desired target power". Laut den 
technischen Daten gibt es einen Bereich für diesen variablen Widerstand 
zwischen 4 und 15 KΩ.

Ein Auszug:
Parameter Min. Typ. Max.
Variable 4 - 9 - 15 KΩ

Brauche ich diesen Widerstand, wenn ich den Laser an einem 
Konstantstromausgang betreibe?

Was bedeutet die Angabe: Forward current (PD) IFD - max. 10 mA ?
Wohingegen Operating current I op - Typ. 27 mA  ist?

Ich freue mich auf eure Antworten und danke im Voraus.

: Verschoben durch Moderator
von Brüno (dominic_m833)


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Die Anode der Laserdiode sitzt an 2, die Kathode an 1. Zwischen 2 und 3 
sitzt noch eine Monitoring-Potodiode zum überwachen der abgestrahlten 
Leistung. Der threshold current liegt irgendwo um 20-25mA. Damit ist der 
WS2811 schonmal komplett ungeeignet, denn bei den 18,5mA fangen die 
Dioden noch nichtmal an zu lasen. Aber auch bei anderen Lösungen muss 
man aufpassen, denn bei einem Strom wo manche Exemplare genau mit 
Nennleistung arbeiten, sind andere hingegen viel zu dunkel und manche 
vielleicht sogar komplett überlastet.

Darüber hinaus brauchst du für jede Laserdiode noch eine 
Kollimationslinse, sonst kommt da eine Keule mit ~9x28° raus, welche im 
passendem Abstand montiert werden möchte. Der variierte von Linse zu 
Linse, sprich man muss jede einzeln ausrichten.

Generell gilt, dass Laserdioden ziemlich empfindliche Tierchen sind, 
welche viel Pflege bedürfen. Das will man sich bei 150 Stück nicht 
antun, weshalb ich dir 5v-Module an einfachen Schieberegistern empfehlen 
würde.

von Benjamin K. (bentschie)


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Patrick L. schrieb:

> Basierend auf den technischen Daten sollte sich diese Laserdiode mit
> einem typischen Strom von 20mA ohne zusätzlichen Vorwiderstand mit dem
> WS2811 betreiben lassen, der idealerweise 18.5mA liefert. Übersehe ich
> hier vielleicht etwas?

Ja, das ist ein digitaler Ausgang. Der schaltet nur ein und aus. Du 
brauchst zwingend eine Strombegrenzung (Vorwiderstand). Die 18,5mA sind 
nur der Strom den du erwarten kannst. Mehr kann der WS2811 nicht.

Meine Absicht ist es, nur einen Kanal des WS2811
> zu nutzen und die Laserdioden in Strängen von jeweils 30 Stück zu
> verbinden.

Das wird zumindest schwierig. Der Ausgangspin verträgt maximal 12V.
Du benötigst aber 30 x 2,2-2,5V also ca. 72V. Damit kannst du nicht mehr 
ein und aus schalten, sondern nur noch-hell dunkel modulieren. Du 
schaltest also nur noch zwischen 72V und 60V um. Davon würd ich dir 
dringend abraten, das ist für dich viel zu kompliziert.
Mit "normaler " beschaltung kann jeder Pin 4 Laserdioden, 4 x 2,5V und 2 
V für den Vorwiderstand. Da ja jeder WS2811 drei Pins dafür hat, ist das 
auch nicht wirklich aufwendig. Aber um Größenordnungen einfacher.

> Kann jemand von euch etwas zur Lebensdauer von handelsüblichen
> Laserdioden sagen? Ist diese vergleichbar mit der von LEDs oder eher
> kürzer?

Kann ich konkret auch nicht zu sgen. Das hängt aber ganz massiv vom 
Einsatzzweck ab. Bei halber Helligkeit sind ja nur noch 10% 
Verlustleistung. da ist die Lebensdauer sehr sehr sehr groß.

> Eine weitere Frage betrifft die Bauform der Laserdiode: Warum hat die
> Diode drei Pins? Benötige ich eine zusätzliche Optik oder ähnliches,
> wenn ich die reinen Dioden (wie das oben genannte Produkt) verwenden
> möchte und nicht die vormontierten Module, wie sie beispielsweise von
> Adafruit angeboten werden?

Das ist eine Photodiode, also ein Lichtsensor. Zum Regeln der 
Helligkeit. Das wird in den meisten Anwendungen benötigt.

> Was bedeutet die Angabe: Forward current (PD) IFD - max. 10 mA ?
> Wohingegen Operating current I op - Typ. 27 mA  ist?

PD bedeutet _P_hoto_D_iode. Das ist also die Spezifikation für die mit 
eingebaute Photodiode.

von Brüno (dominic_m833)


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Benjamin K. schrieb:
> Bei halber Helligkeit sind ja nur noch 10%
> Verlustleistung. da ist die Lebensdauer sehr sehr sehr groß.

Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Im Unterschied zu LEDs fangen 
Laserdioden erst oberhalb der Laserschwelle richtig an zu arbeiten, wo 
die Ausgangsleistung dann im Vergleich zur Eingangsleistung 
überproportional stark zunimmt.  Betrachtet man die typische ADL-65075TL 
bei 25°, kommen bei ~27mA die maximalen 7mW raus. Bei ~22mA sind es mit 
3,5mW hingegen nur die Hälfte. Nimmt man gleiche Spannung an, reduziert 
sich also die optische Leistung um die Hälfte, die Einganggsleistung 
hingegen nur um 18,5%.

von Michael B. (laberkopp)


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Patrick L. schrieb:
> Basierend auf den technischen Daten sollte sich diese Laserdiode mit
> einem typischen Strom von 20mA ohne zusätzlichen Vorwiderstand mit dem
> WS2811 betreiben lassen, der idealerweise 18.5mA liefert. Übersehe ich
> hier vielleicht etwas? Meine Absicht ist es, nur einen Kanal des WS2811
> zu nutzen und die Laserdioden in Strängen von jeweils 30 Stück zu
> verbinden.
> Kann jemand von euch etwas zur Lebensdauer von handelsüblichen
> Laserdioden sagen? Ist diese vergleichbar mit der von LEDs oder eher
> kürzer?

Oje, du hast so gar keine Ahnung von Lasern.

Dein Laser ist unter 25mA vielleicht einfach nur AUS (threshold current, 
kein lasern, nur eine LED).
Und über 28mA vielleicht einfach nur in Nanosekunden KAPUTT, soviel zur 
Lebensdauer. Dass 650nm nicht so hell wie 630nm erscheinen, kommt dazu.

Die Laserdiode ist mit ihrer eingebauten Photodiode vorgesehen zur 
Stromregelung, und der Strom muss nach der OPTISCHEN Leistung 
eingestellt werden: Man lässt also die Laserdiode auf ein 
Laserpowermeter (hast du natürlich nicht) strahlen, erhöht langsam den 
Vergleichswert für den produzierten Photostrom, BIS die Laserpower 7mW 
beträgt, den sich dabei ergebenden Photodiodenstrom notiert man, ob sich 
dabei 0.1 oder 0.3mA ergeben weiss man nicht, hängt vom Exemplar ab, 
aber eines mit 0.1mA bis auf 0.3mA raufzudrehen, also 21mW optische 
Leistung, führt auf jeden Fall zu kurzer Lebensdauer, eventuell nur 
Nanosekunden Lebensdauer.

Vergiss rohe Laserdioden, man braucht sowieso eine Optik. Du solltest 
fertige Lasermodule mit Modulationseingang nutzen, denn ohne 
Modulationseingang können die der PWM des WS2811 nicht folgen, da sind 
i.A. zu grosse Kondensatoren in der Regelung.

Ja, das ist teurer, aber wenigstens sind dann nicht gleiche alle kaputt 
(bzw. bei deinen 18mA leuchten nur wie schlechte LED von 1970).

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