Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Trio cs-1562 (Oszilloskop) Bild schief nach Kurzschluss


von Nico (nico-w)


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Guten Tag,
Ich habe mir vor ungefähr einem Jahr ein analoges Oszilloskop gekauft. 
Bis gestern hatte ich damit überhaupt keine Probleme, abgesehen davon, 
dass der Auto trigger manchmal spinnt.
Gestern habe ich nicht nachgedacht und aus Dummheit die Masse meiner 
Messleitung an den Außenleiter (230V AC) meines Schaltkreises gehalten. 
Logischerweise Folge ein knall und der Leitungsschutzschalter ist raus 
geflogen.
Als ich am nächsten Tag dann anfangen wollte, etwas zu messen. Ist mir 
aufgefallen, dass das Bild des Oszilloskops leicht nach rechts unten 
rotiert war. Am Messwerkzeug liegt es nicht, selbst ohne Messwerkzeug 
und wenn ich den Kanal auf GND gestellt habe, sieht es so aus (Bilder 
folgen später).
Ich konnte auch kein Durchgang zwischen der Masse des Oszilloskops und 
dem PE messen (ich weiß nicht, ob das normal ist).
Weiß jemand, was defekt sein könnte bzw wo ich nachschauen könnte?
Danke im Voraus

von Andrew T. (marsufant)


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Drehvhalt am Einstell-potentiometer beschriftet mit tilt oder trace 
Rotation.

von Nico (nico-w)


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Wo finde ich diese Einstellung?
http://bee.mif.pg.gda.pl/ciasteczkowypotwor/Kenwood/kenwood_cs1562a_oscilloscope.pdf
Auf PDF Seite 6 (S. 25) Steht etwas dazu. Aber ich finde keine 
Einstellmöglichkeit dazu.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Nico schrieb:
> Wo finde ich diese Einstellung?

Trace Rotation ist fir Stellschraube in der Mitte des Intensity Knopfes

https://www.mikrocontroller.net/attachment/102898/IMG_0615.JPG

von Nico (nico-w)


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Habe leider nur ein CS-1562 (kein A) und habe diese Einstellung nicht

von Sam W. (sam_w)


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Nico schrieb:
> Ich konnte auch kein Durchgang zwischen der Masse des Oszilloskops und
> dem PE messen (ich weiß nicht, ob das normal ist).

Das ist ungewöhnlich und solltest du überprüfen.
Wenn wirklich der LSS geflogen ist, muss ja ordentlich Strom geflossen 
sein. Dann war zumindest davor eine Verbindung von Oszi-Masse zum PE 
vorhanden ;-)

Wenn dir der FI ausgelöst hat, dann ist es nicht so eindeutig. Hier kann 
eine PE-Verbindung Auslöser sein, oder aber der Auslösestrom ist durch 
dich geflossen. Aber nur, wenn das Oszi einen zweipoligen Netzstecker 
hat. Bei einem Schuko-Stecker muss PE auf dem Gehäuse liegen.

Würde das Oszi erst dann wieder in Betrieb nehmen, wenn die Sache mit 
dem PE geklärt ist => Aufschrauben und Nachschauen.

Dabei unbedingt längere Zeit seit dem letzten Nutzen warten und auch 
sonst keine Teile im Inneren berühren. Die Beschleunigungsspannung in 
Oszilloskopen beträgt mehrere kV. Das ist potentiell lebensgefährlich, 
auch bei Restladungen.

: Bearbeitet durch User
von Heinrich K. (minrich)


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Der Schutzleiter ist als grüne Ader im Schaltplan angegeben und ist 
selbstverständlich mit der Gerätemasse verbunden (gewesen). Die Masse- 
zu Schutzleiterverbindung wird über die Pins 3 und 4 des "Vertical Amp & 
Power Supply Boards" hergestellt/weitergeführt. Jene Leiterbahnen, oder 
lösbare Steckverbindung (laut Schaltplan), sind "...mit dem lauten 
Knall" schlagartig verbrannt.

Eine elektrische "trace rotation" hat das Modell ohne Suffix "A" nicht.

Durch den einmalig aufgetretenen Kurzschlussstrom (etwa eine Halbwelle) 
ist wahrscheinlich eine remanente Magnetisierung von Eisenteilen des 
Gehäuses aufgetreten.

von Mani W. (e-doc)


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Heinrich K. schrieb:
> Durch den einmalig aufgetretenen Kurzschlussstrom (etwa eine Halbwelle)
> ist wahrscheinlich eine remanente Magnetisierung von Eisenteilen des
> Gehäuses aufgetreten.

Soso!

Und wie gedenkst Du diese Magnetisierung wieder zu lösen (aufzuheben)?

von Wolf17 (wolf17)


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UNBEDINGT zuerst die weggebrannte PE Verbindung reparieren!

Strahlrotation: Wenn es keine elektrische Korrektur gibt und die Röhre 
vorne rund ist, dann sollte man die Spannschelle am Hals lösen können um 
die Röhre zu drehen.

von Nico (nico-w)


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Verbindung ist jetzt auf einmal wieder da. Das Bild ist auch etwas 
besser geworden, ist aber nach wie vor etwas geneigt

von Mani W. (e-doc)


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Wolf hat das gut beschrieben:

Wolf17 schrieb:
> UNBEDINGT zuerst die weggebrannte PE Verbindung reparieren!
>
> Strahlrotation: Wenn es keine elektrische Korrektur gibt und die Röhre
> vorne rund ist, dann sollte man die Spannschelle am Hals lösen können um
> die Röhre zu drehen.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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Ich entmagnetisiere meine Werkzeuge mit so einer alten 
Entmagnetisierdrossel
wie es sie mal fuer Kassettenrecorder gab. .-)

Also sowas aehnliches wie das hier:

https://www.amazon.de/Unbekannt-304856-ELEKTRISCHER-TONKOPF-ENTMAGNETISIERER/dp/B0051H9F62

Bloss das ich meine vor 20Jahren mal fuer 1-2Euro auf dem Flohmarkt
bekommen habe...

Vanye

von Motopick (motopick)


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Das waere nicht passiert, wenn deine Leitungsschutzschalter im
Nulldurchgang (ab-)schalten wuerden. :)

Wenn du die Roehre wie vorgeschlagen jetzt drehst, wird in einigen
Tagen, Wochen oder Monaten, der Strahl nach rechts oben abgelenkt
werden. Die Aufmagnetisierung von Mu-Metall, verliert sich mit
der Zeit von allein. Man kann sie tatsaechlich z.B. mit einem
leichten Haemmerchen aus dem Material "klopfen". :)
Oder wie andere vorgeschlagen haben, eine Entmagnetisierungsdrossel
benutzen.

von Rainer W. (rawi)


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Mani W. schrieb:
> Und wie gedenkst Du diese Magnetisierung wieder zu lösen (aufzuheben)?

Gewöhnlich hebt man remanente Magnetisierung durch Entmagnetisierung auf 
(Anlegen eines Wechselfeldes mit abnehmender Amplitude).
Viele Geräte mit Bild haben sogar eine Entmagnetisierungsvorrichtung 
eingebaut (oft mit Taste "Degauss").
Solche Entmagnetisierungsvorrichtung gibt es in Größen von Tonkopf bis 
Schiff.
https://de.wikipedia.org/wiki/Entmagnetisierung

von Nico (nico-w)


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Danke für die schnelle(n) Antwort(en).
Ich hätte allerdings noch ein paar Fragen:
-Was ist mit Halbwelle gemeint?
Heinrich K. schrieb:
> Durch den einmalig aufgetretenen Kurzschlussstrom (etwa eine Halbwelle)

Wird es Halbwelle genannt, weil der LS duper flink ist und den 
Stromfluss unterbricht, bevor eine periode vorbei ist (vermutlich schon 
am ersten Amplitudenhochpunkt der ersten Hälfte) ?

-Was ist eine remanente Magnetisierung und wie genau ist sie zu stande 
gekommenen?

Heinrich K. schrieb:
> ist wahrscheinlich eine remanente Magnetisierung von Eisenteilen des
Gehäuses aufgetreten.


-Warum hätte ein LS mit Abschaltung des Neutralleiters all das 
verhindern können?

Motopick schrieb:
> Das waere nicht passiert, wenn deine Leitungsschutzschalter im
Nulldurchgang (ab-)schalten wuerden. :)

von Motopick (motopick)


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>-Warum hätte ein LS mit Abschaltung des Neutralleiters all das
> verhindern können?

Gegenfrage: Welche kausale Beziehung besteht zwischen Neutralleiter
und Nulldurchgang?

von Andrew T. (marsufant)


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Nico schrieb:
> Danke für die schnelle(n) Antwort(en).
> Ich hätte allerdings noch ein paar Fragen:
> -Was ist mit Halbwelle gemeint?

Eine der Hälften einer Vollwelle,
Oder ein Viertel einer Doppelwelle


> -Warum hätte ein LS mit Abschaltung des Neutralleiters all das
> verhindern können?
>

Das hatte nichts geändert.

Troll-Thread

von Stefan F. (Gast)


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Vanye R. schrieb:
> Ich entmagnetisiere meine Werkzeuge mit so einer alten
> Entmagnetisierdrossel wie es sie mal fuer Kassettenrecorder gab. .-)

Magnetisierung kam mir dazu auch in den Sinn.

Ich vermute, dass die letzte Halbwelle des hohen Kurzschluss-Stroms 
Metallteile magnetisiert hat. Da diese Geräte mit einer 
Entmagnetisier-Spule ausgestattet sind, wird das Problem wahrscheinlich 
mit der Zeit von alleine wieder verschwinden.

von Motopick (motopick)


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> Da diese Geräte mit einer
> Entmagnetisier-Spule ausgestattet sind

Ja? Zeig mal! :)

Bei (Labor-)Teks vielleicht. Aber nicht so einem Billigeimer.

von Heinrich K. (minrich)


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Lieber TO:

Der Schaltplan des Modells ohne Suffix "A" liegt auf radiomuseum (punkt) 
org. Kannst Du als Mitglied runterladen, als Nichtmitglied per email 
anfragen.

Es ist richtig: Das Modell ohne "A" hat keine "trace rotation".

Nahe der Eingangsbuchsen Channel 1 und Channel 2 befinden sich Verbinder 
von Gehäuse (Frontrahmen) zu den Kontakten "3" und "4". Die Eingänge 
selbst sind mit Signal und Schirm auf "A" bis "D" geführt.

Diese Verbindungen musst Du prüfen, ein Weiterbetrieb "war plötzlich 
wieder so" ist nicht ratsam.

Beim Auslösen der "Sicherung" wurde der hohe Wechselstrom abrupt 
unterbrochen. Bei einem positiven oder negativen Wert, der stets 
begleitet wurde von einem entsprechenden Magnetfeld um den 
stromdurchflossenen Leiter herum. Die letzte Magnetisierung bleibt in 
den magnetisierbaren Teilen erhalten.

Suchbegriffe:
Magnetismus, hartmagnetische-, gegenteil: weichmagnetische- Werkstoffe, 
Remanenz. Dauermagnet, Permeabilität. Mu-Metall. 
Entmagnetisierungseinrichtung bei jeder Farbbildröhre (hat Dein Oszi 
zwar nicht, war aber notwendigerweise in jedem alten Farbfernseher 
eingebaut)


Für den "soso"-Frager: Mit der Entmagnetisierungsspule aus meiner 
TV-Werkstatt.

von Heinrich K. (minrich)


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Stefan F. schrieb:
> Ich vermute, dass die letzte Halbwelle des hohen Kurzschluss-Stroms
> Metallteile magnetisiert hat.

Genau so meinte ich das, war aber schon zu müde, das so treffend wie 
Stefanus zu formulieren. Eine eingebaute Entmagnetisierung hat das Trio 
von 1976 nicht.

von Heinrich K. (minrich)


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Nico schrieb:
> Wird es Halbwelle genannt, weil der LS duper flink ist und den
> Stromfluss unterbricht, bevor eine periode vorbei ist (vermutlich schon
> am ersten Amplitudenhochpunkt der ersten Hälfte) ?

Jupp, genau so. Auch wenn er nach dem "ersten Scheitel" noch auf der 
fallenden Kurve auslöst, ist die momentane Stromrichtung ja noch die 
selbe.

von Rainer W. (rawi)


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Heinrich K. schrieb:
> Bei einem positiven oder negativen Wert, der stets
> begleitet wurde von einem entsprechenden Magnetfeld um den
> stromdurchflossenen Leiter herum.

So ungefähr. Da gibt es allerdings noch ein paar Feinheiten, z.B. die 
magnetischen Eigenschaften des Materials.
https://en.wikipedia.org/wiki/Magnetic_hysteresis

von Heinrich K. (minrich)


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Irrelevant.

von Hp M. (nachtmix)


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Motopick schrieb:
> Die Aufmagnetisierung von Mu-Metall, verliert sich mit
> der Zeit von allein. Man kann sie tatsaechlich z.B. mit einem
> leichten Haemmerchen aus dem Material "klopfen". :)

Dann ist es wohl kein Mumetall, sondern eher Konservendosenblech.

Mumetall ist und bleibt extrem weichmagnetisch, und darauf herumklopfen 
geht schonmal garnicht, weil man damit die hervorragenden magnetischen 
Eigenschaften versaut.

von Motopick (motopick)


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> Mumetall ist und bleibt extrem weichmagnetisch, und darauf herumklopfen
> geht schonmal garnicht, weil man damit die hervorragenden magnetischen
> Eigenschaften versaut.

Ich hatte mal eine Kiste voll LC-Filter aus ganz alter Telefonietechnik.
Die waren modular gebaut, mit 4 mm-Steckern steckbar und in einem
magnetisch abschirmenden (Mumetall?)-Wuerfel hineingebaut.

Und diese Abschirmungen konnte man mit einem Permanentmagneten
aufmagnetisieren. Und genau so leicht mit einem 100 g Haemmerchen
wieder entmagnetisieren. Zu versauen gab es da nichts. :)

Sieh die Welt mal ein wenig lockerer!

Den Beweis, dass "leichte" Schlaege mit einem 100 g Haemmerchen
die Eigenschaften von Mumetall aendern, muesstest du auch noch
antreten.

P.S.:
> Dann ist es wohl kein Mumetall, sondern eher Konservendosenblech.

Dagegen sprach die Wanddicke von ca. 1.5 mm und die sonstigen
"fuehlbaren" Materialeigenschaften.

: Bearbeitet durch User
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