Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Wie effektiv Konvolut ICs testen?


von Maria S. (doc-brown)


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Hallo ins Forum,

vor einiger Zeit habe ich u.a. eine Tüte ICs geschenkt bekommen und 
möchte nun aufräumen und somit diese auf Funktion testen. Wie mache ich 
das am effektivsten? Stichproben zeigen, dass es sich wohl meist um 
Operationsverstärker handelt, zudem oft nur 8 Pins und ich möchte die 
guten bei mir einsortieren und die defekten entsorgen. Bei (fast) allen 
sind die Anschlüsse verm. sorgfältig/komplett verzinnt, so dass ich 
optisch nicht auf neu oder ausgelötet schliessen kann. Vielleicht waren 
die anderen auch gesockelt.

Hat jemand einen Tipp, wie er das angehen würde? Danke

Maria S.

von Rainer W. (rawi)


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Maria S. schrieb:
> ... und die defekten entsorgen.

Dann wirst du nicht umhin kommen, ausführliche Messungen durchzuführen.

Ich würde erstmal anhand der Typenbezeichnung und der Bauform klären, in 
welcher Preisregion sich diese "Schätzchen" befinden.

> Bei (fast) allen sind die Anschlüsse verm. sorgfältig/komplett verzinnt,
> so dass ich optisch nicht auf neu oder ausgelötet schliessen kann.

Was genau meinst du damit und was hättest du von dieser Information?

von Dergute W. (derguteweka)


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Maria S. schrieb:
> Hat jemand einen Tipp, wie er das angehen würde? Danke

Halt irgendeinen popeligen Oszillator fuer eine dem Anzeigemedium 
passender Frequenz mit 8pol IC-Fassung statt OpAmp aufbauen, mit z.b. 
einem Piezolautsprecher oder einer LED...

Gruss
WK

von Maria S. (doc-brown)


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D.h. ich müsste für jeden Typ die passende Schaltung aufbauen und mir 
hierzu die Anschlussbelegung aus dem Datenblatt raus suchen. Weil dies 
eine mühsame Arbeit ist, werden "Sortimente" auch so billig angeboten, 
bzw. verschenkt.

von Benedikt S. (benedikt_s)


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Maria S. schrieb:
> D.h. ich müsste für jeden Typ die passende Schaltung aufbauen und mir
> hierzu die Anschlussbelegung aus dem Datenblatt raus suchen. Weil dies
> eine mühsame Arbeit ist, werden "Sortimente" auch so billig angeboten,
> bzw. verschenkt.

Exakt!

von Gunnar F. (gufi36)


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Maria S. schrieb:
> Hat jemand einen Tipp, wie er das angehen würde?

Nicht auf Vorrat testen. Wenn du eine Schaltung baust, zu der das IC 
benötigt wird, verwende einen Sockel und sieh, ob die Schaltung wie 
erwartet arbeitet. Danach kannst du darin noch weitere gleiche Typen 
testen.

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Gunnar F. schrieb:
> Nicht auf Vorrat testen.

Genau so. Weil Du 90% Deines Vorrates eh nie einsetzen wirst.

von Jörg R. (solar77)


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Maria S. schrieb:
> Hat jemand einen Tipp, wie er das angehen würde?

a Teste die ICs wenn Du sie tatsächlich in eine Schaltung einbaust
b)entsorge die ICs und kaufe gezielt dass was Du für eine Schaltung 
benötigst.

Ich würde Variante b wählen.

von Michi S. (mista_s)


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Maria S. schrieb:
> ich müsste für jeden Typ die passende Schaltung aufbauen
> und mir hierzu die Anschlussbelegung aus dem Datenblatt raus

An welche andere Vorgehensweise hättest Du denn sonst gedacht? 
Automatisches Testgerät in das man einen beliebigen 8-Pinner reinstecken 
kann um ihn vollautomatisch zu erkennen und zu testen? Ja, auch sowas 
gibts prinzipiell, sind aber meist preislich eher unattraktiv, können 
niemals alle Arten von Chips (er)kennen und vermutlich eher digitale 
Logikchips aufzutreiben, da klappt das noch eher.

Grundsätzlich wirst Du das Zusammensuchen aller Datenblätter also nicht 
herumkommen, aber zuerst würde ich das Konvolut mal durchsortieren, dann 
hast Du eine Liste von Typenbezeichnungen zum Abarbeiten und weißt auch 
in etwa die vorhandenen Stückzahlen.

Dann Anhand der DBs kategorisieren, also OPVs und was halt eventuell 
sonst noch dabei ist, anschließend mal Pinbelegungen vergleichen, so 
viele unterschiedliche Varianten werdens nicht sein; grad bei den 8Pin 
OPVs gibts hauptsächlich wenige pinkompatible Standardvarianten.

von Maria S. (doc-brown)


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Eine Idee war, mehrere NF Verstärker auf PCB beim Asiaten zu kaufen und 
das IC durch einen Sockel zu ersetzen um damit die Tests durch zu 
führen.

von Rick (rick)


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Gibt es denn einen Grund anzunehmen, das die ICs nicht funktionieren? 
Nach meiner Erfahrung sterben die nicht durch (trocken) rumliegen. Und 
wenn bei mir welche defekt sind, landen die in der Tonne.

von Andre G. (andgst01)


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Rick schrieb:
> Gibt es denn einen Grund anzunehmen, das die ICs nicht
> funktionieren?
> Nach meiner Erfahrung sterben die nicht durch (trocken) rumliegen.


Maria S. schrieb:
> vor einiger Zeit habe ich u.a. eine Tüte ICs geschenkt bekommen

ESD?

von Maria S. (doc-brown)


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Über die Herkunft weis ich nichts. Vielleicht wurden sie aus alten 
Geräten ausgeschlachtet. Das ist ein Karton voll Schüttgut von allen 
möglichen Elektronikbauteilen in Plastik- Papiertütchen und Kunststoff- 
Pappschachteln wild durcheinander.

Das Thema ESD gab es damals vor der MC-Zeit imho noch nicht. Bei alten 
Bauteilen hat man sich zudem keine Mühe gemacht, sie wieder 
ordnungsgemäs neu zu verpacken.

Daher würde ich gerne vor dem Einbau prüfen und aussortieren: Wissen ist 
besser als glauben.

von Mohandes H. (Firma: مهندس) (mohandes)


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Scheint ja ein etwas größeres Konvolut an ICs zu sein. Überlege mal, wie 
lange es dauern würde, für alle unterschiedlichen Typen jeweils einen 
Testaufbau aufzuschmettern, die relevanten Daten herauszusuchen und dann 
die wichtigsten Parameter zu testen.

Da würde ich es eher so machen, wie oben beschrieben: das jeweils 
benötigte IC bei Bedarf testen.

Oder sind da viele pinkompatible ICs und es geht nur um Funktion (z.B. 
Verstärkung x10) oder keine Funktion. Dann reicht ein simpler Adapter 
mit Stecksockel.

ESD: ist bei Standard-ICs selten ein Problem. Bei OPVs die Typen mit 
JFET-Eingang. Oder ältere Logikgatter, 4000er-Serie o.ä.

von Peter G. (ham)


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Hallo

Andreas B. schrieb:
> Genau so. Weil Du 90% Deines Vorrates eh nie einsetzen wirst.

Auch wenn es etwas frech erscheinen mag ("Immer" diese Vorhersagen, was 
jemand anderes, den man nicht kennt, macht - und das dann auch noch in 
der Öffentlichkeit und oft als eine Art Vorwurf)  so wird Andreas 
wahrscheinlich recht behalten und es freundlich  meinen.
Die Praxis zeigt, dass selbst bei ICs, die "man" gezielt in höherer als 
augenblicklich benötigter Anzahl einkauft (auf den ersten Blick scheint 
es sich oft finanziell zu lohnen, aber...) mindestens 50% auf ewig in 
irgendwelchen Kisten oder ESD Tüten verbleiben.
Es hat schon seinen Grund wenn jemand ICs verschenkt:
Er hat sie sauber und für sich kostenlos entsorgt und sogar jemand 
anderen (erstmal, der "Augenöffner" kommt Tage bis Jahre später...) eine 
Freude gemacht.
Bei ICs geht das noch (die können "zufällig" auch mal in die Graue Tonne 
mit hineinfallen...), aber da gibt es noch ganz anderes Zeug im 
Hobbyumfeld, das gerne kostenlos "verschenkt" wird...

Das mag gemein und undankbar klingen  - aber die Realität hat wohl nicht 
nur mir gezeigt:
Dankend ablehnen ist so gut wie immer (besonders wenn es um Mengen und 
veraltetes Zeug geht, das man nicht so einfach los bekommt - selbst der 
übrig gebliebene "Sack Zement" gehört schon dazu) die einzig richtige 
Reaktion.

von Maria S. (doc-brown)


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Es war ein Schuhkarton voll bedrahteter, elektronischer Bauteile und 
Kabelstücke, die ich bereits sortiert habe. Die Zwei- und Dreibeiner 
lassen sich schnell mit einem Messgerät prüfen. Bei Stecker, Buchsen und 
Schalter kann man meist optisch den Zustand beurteilen. Nur ungern mag 
ich Teile mit unbekanntem Zustand in meine Bastelkiste einsortieren.

Nur ärgert es, wenn immer mehr Kartons dazu kommen und man nicht weis, 
ob das doch weg kann. Dann werde ich die mit ZUSTAND UNBEKANNT, PRÜFEN! 
beschriften, und wie empfohlen, nur die jeweils benötigten ICs vor dem 
Einbau testen.

Wir haben hier am Ort einen Container für Elektroschrott, wo ich defekte 
Teile entsorgen kann.

von Andreas B. (bitverdreher)


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Peter G. schrieb:
> so wird Andreas
> wahrscheinlich recht behalten und es freundlich  meinen.

Ich meine es freundlich. Es ist einfach die Lebenserfahrung.
Ich würde sogar noch weiter gehen: Einfach mal kalkulieren, ob der 
Zeitaufwand des Sortierens und der Lageraum (Miete, auch wenn es nur 2 
qm sind) den Wert der evtl. davon benötigten Teile nicht übersteigt.

von Maria S. (doc-brown)


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Den Keller muss ich sowieso bezahlen, dann kann ich den auch bis zur Tür 
mit meinen Sachen voll stellen. Ob man dann aber noch benötigte Teile 
leicht erreichen kann, ist eine Frage des Komforts und des Zeitaufwands 
zum Suchen.

Wie viele Bauteile passen in einen Schuhkarton?
Was würden diese kosten, wenn man sie neu kaufen würde?
Wie viel qm Platz benötigt ein Schuhkarton, wenn er im Regal steht?

von Andreas B. (bitverdreher)


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Maria S. schrieb:
> Was würden diese kosten, wenn man sie neu kaufen würde?
Das eben nicht, weil Du ja die wenigsten Teile davon brauchen wirst. 
Aber die Grundüberlegung ist schon richtig.
Wenn der Keller allerdings feucht ist (Altbau), dann wird das so nichts. 
;-)

von Stefan F. (Gast)


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Irgendwann muss man den Kram entsorgen, und das kann ab einer gewissen 
Menge plötzlich überraschend teuer werden.

von Peter G. (ham)


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Hallo

Maria S. schrieb:
> Wie viele Bauteile passen in einen Schuhkarton?
> Was würden diese kosten, wenn man sie neu kaufen würde?
> Wie viel qm Platz benötigt ein Schuhkarton, wenn er im Regal steht?

1. Zu viele ;-) - zumindest wenn es um elektronische Komponenten geht - 
denn Komponenten nützen, nur wenn man sie hat und fast noch wichtiger 
weis, wo man sie hat und mehr oder weniger "sofort" genau an das eine 
Bauteil herankommt, was man benötigt.
Sieh dir mal die "ElaLa" aus dem Forum an - ein etwas 
gewöhnungsbedürftiges Programm (die Bedienlogik ist recht speziell und 
die Möglichkeiten für zu Hause eigentlich viel zu mächtig), das aber 
trotzdem sehr gut ist.
Ich habe mich in das Programm eingearbeitet, und habe schon mindestens 
dreimal ;-) damit angefangen, meine (alles "neuen" teilweise sind die 
schon zu  NOS geworden und recht gut sortierten, aber auch seid 2 
Jahrzehnten zusammengekommenen) Bauteile einzupflegen - habe aber immer 
wieder aufgegeben, da es eine Quälerei ist...
Mit wild zusammengewürfelten Bauteilen in Schuhschachteln würde das 
nicht besser werden....

2. Die Kosten sind geringer als du es wahrscheinlich annimmst.
Teure Halbleiterbauteile, die man heute verwendet, findest du in dem 
Konvolut wahrscheinlich nicht.
Gesuchte "alte" Transistoren haben die Spender meistens schon 
herausgesucht, bzw. waren diese auch "früher" schon teuer und wurden 
nicht auf Vorrat gekauft.
Selbst Elektonenröhrensammlungen (als verschenkte Konvolute) bestehen 
meist aus ungeliebten PC"0815"... Röhren, die kaum einer haben will 
(musst du jetzt nicht verstehen).
Es ist leider so - glaub mir ruhig, ich hab es selbst kennengelernt.
Es geht sogar so weit, dass vor "nur"  15 Jahren von mir neu und bewusst 
gekaufte Transistoren mittlerweile nur noch in ihrer Schuber vor sich 
"hin modern"...

3. So ungefähr 3 bis 4 dm²  ;-)
Aber wenn ungenutzt, weil der Suchaufwand für das ->einzelne(!)<- 
Bauteil zu hoch ist  bzw. die wirklich entscheidenden Bauteile 
(größtenteils halt ICs oder Halbleiterbauteile, die ganz speziellen 
Eigenschaften haben müssen) sowieso bestellt werden müssen, ist das auch 
schon zu viel.


Auch wenn du wahrscheinlich sagen wirst:
"Blöder Laberhennes" der will mir alles kaputt reden und hat zu viel 
Geld und Zeit überig...

Es ist so, ich bin selbst da durchgegangen und konnte nur durch Glück 
wenigstens den Kram für mich kostenlos und einfach loswerden (Nein keine 
"großzügigen Schenkungen").
Bei Andeas B. ist (war) es wahrscheinlich ähnlich...

: Bearbeitet durch User
von Andreas B. (bitverdreher)


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Peter G. schrieb:
> Bei Andeas B. ist (war) es wahrscheinlich ähnlich...

Nicht ganz. Ich bin nach JP gezogen und habe vorher 2 Kofferraumladungen 
voll Elektronikzeugs entsorgt.
Und, was soll ich sagen, ich habe nichts davon vermisst. ;-)
Das wenige, das ich davon aufgehoben habe, habe ich bis heute (10 J 
spaeter) nicht gebraucht (von einem THT Metallfilmwiderstandssortiment 
mal abgesehen).

von Uli S. (uli12us)


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Es mag auf die bauteile ankommen, in der Regel kosten 20 oder 50 Stück 
von einem Bauteil in China weniger, wie wenn man bloss 2 hierzulande 
bestellt.
Selbst wenn die Chinesen mittlerweile deutlich mehr Porto verlangen, 
kanns einem passieren, dass der komplettpreis billiger ist, wie 
hierzulande bloss das Porto. Bei Pollin gibts so ne angeblich 
Universalplatine für OPVs.
Oder man nimmt sich ein Steckbrett am sinnvollsten mit nem ZIF-Sockel.
Da lassen sich ganz gut irgendwelche Versuchsschaltungen aufbauen.
Irgendwo hab ich auch mal Sockel mit nem kleinen verschiebbaren Keil 
gesehen, mit dem sich das IC einfach ausheben lässt.

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