Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Active Clamp 400 W Flyback Converter


von Manfred (manniw)


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Hallo,

ich bin gerade dabei einen interleaved Flyback-Converter mit den 
folgenden Daten zu planen:

Eingangsspannung: 24-50 V
Nennspannung: 40 V
Ausgangsspannung: 360-380 V
Maximale Ausgangsleistung: 400-410 W
Effizienz: >= 97%

Die größte Herausforderung dürfte wohl die Effizienz sein, denn diverse 
Datenblätter von Controllern für Active-Clamp Flyback-Converter geben 
eine Effizienz von 93% im Bestfall an. Allerdings gibt es auch 
akademische Publikationen wo eine Effizienz von über 97% erreicht wurde, 
somit scheint es also grundsätzlich möglich zu sein. Einen großen 
Unterschied zwischen den Datenblättern und den Publikationen konnte ich 
bislang noch nicht finden sodass ich noch nicht verstehe wo die 
Effizienzsteigerung her kommt.

Das aktuelle Problem vor dem ich stehe ist die Auswahl des Übertragers: 
Da ich nicht plane mit dem Teil in Serie zu gehen ist entweder etwas 
fertiges angesagt (schwierig zu finden) oder aber etwas selber wickeln 
(was dann wohl "unpräzise" und damit ineffizienter wird).

Ein mögliches Bauteil was ich ins Auge gefasst habe ist der KA4823-CL 
von Coilcraft, der mal von Microchip für ein ganz ähnlichen Converter 
mit 200 W designed wurde (jedoch wohl nicht als interleaved-Converter 
wodurch das ganze mit halber Leistung wieder passen würde). Im 
dazugehörigen AppNote hat man eine maximale Leistung von 195 W 
festgeschrieben und dementsprechend wurde das minimale Produkt WaAc 
berechnet. Allerdings gibt es dazu den Hinweis "The selected core must 
have area product larger than calculated. Next, the RM14 shape and size 
of a core was selected. A size larger than needed was selected due to 
the primary and secondary windings that fit to the winding area of that 
core.", also scheint das errechnete Produkt WaAc überschritten worden zu 
sein sodass mehr Leistung möglich ist. Leider steht nicht da um wie viel 
es überschritten wurde, somit kann ich nicht überprüfen ob 5-10 W mehr 
noch drin sind oder eher nicht. Kann man das irgendwie Anhand des 
Datenblatts überprüfen? Das Wicklungsverhältnis von 1:12 scheint mir 
ganz grundsätzlich schonmal zu passen bzw. eher leicht zu hoch zu sein.

Was passiert wenn man Isat kurzzeitig (also z.B. im Fehlerfall) 
überschreitet? Geht dann der Übertrager sofort kaputt weil er sich 
irgendwie magnetisiert oder ist das nicht so schlimm und er wird nur 
warm und überträgt weniger Leistung?

Wie kann man eigentlich die (theoretische) Effizienz eines solchen 
Designs berechnen oder simulieren? Gibt es da spezielle Software für in 
der man zum Beispiel das Modell des KA4823-CL laden kann und dann 
probieren kann was bei unterschiedlichen Szenarien passiert?

von Mark S. (voltwide)


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Nach meiner Erfahrung ist beim Flyback der Übertrager der "elephant in 
the room". Er trägt die meisten Verluste bei, die sich zusammensetzen 
aus Streufeldverlusten, Kupferverlusten infolge Skin- und 
Proximity-Effekt sowie den Ummagnetisierungsverlusten im Kern. 
Sperrwandler sind sinnvoll im Kleinleistungsbereich, mit wachsender 
Leistung wachsen die Probleme über-proportional. Für all dies zusammen 
ein passendes Softwaretool ist mir noch nicht untergekommen. Warum 
glaubst Du, haben alle großen Hersteller heute Schaltnetzteile 
outgesourced aus ihrer Entwicklung und überlassen dieses Thema 
Spezialfirmen?

Einen Wirkungsgrad um 97% bei 400W habe ich im Testaufbau realisieren 
können. Allerdings mit einem LLC-Wandler, mit Synchrongleichrichtung und 
ohne PFC. Dasselbe als Sperrwandler ? No way, imho

: Bearbeitet durch User
von Manfred (manniw)


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Mark S. schrieb:
> Einen Wirkungsgrad um 97% bei 400W habe ich im Testaufbau realisieren
> können. Allerdings mit einem LLC-Wandler, mit Synchrongleichrichtung und
> ohne PFC. Dasselbe als Sperrwandler ? No way, imho

Wäre ich auch mit zufrieden, wie hast du die Synchrongleichrichtung 
umgesetzt? Ich vermute mal du hast in deinem Fall Spannung 
runtergewandelt und konntest deshalb einen fertigen IC dafür nehmen? 
Wenn ich dort auf fast 400 V hoch gehe gibt's keine wirklichen Optionen 
mehr was fertige ICs angeht, zumindest werden alle die ich bislang 
gefunden habe auch von der Ausgangsspannung versorgt, und 400 V halten 
sie dann bei weitem nicht aus.

Um den LLC korrekt zu designen brauche ich vermutlich zum einen die 
Angaben aus dem Datenblatt des Übertragers und muss dann dazu passend L 
und C auswählen? Die Halbbrücke könnte ich zum Beispiel auf GaN-Basis 
mit dem TI LMG5200 realisieren, die 80 V sollten dort eigentlich nicht 
überschritten werden wenn ich das Prinzip richtig verstanden habe?

In meinem Fall würde ich das Ding einfach 2 Mal aufbauen mit dem 
Übertrager von Coilcraft um den Input-Ripple zu minimieren?

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Manfred schrieb:
> Wenn ich dort auf fast 400 V hoch gehe gibt's keine wirklichen Optionen
> mehr was fertige ICs angeht, zumindest werden alle die ich bislang
> gefunden habe auch von der Ausgangsspannung versorgt, und 400 V halten
> sie dann bei weitem nicht aus.

Hilfsspannungsversorgung bauen + Sense Inputs mit Clamping circuit 
ausstatten.
Schau Dir die HV appnote zum STM SRK2001A an, da ist das erklärt.
Bei 400V ist der Nutzen aber sehr gering.
Ob Du nun 0,7V bei 1A über eine Diode verlierst oder da eine 0,4R DS 
Strecke hast, ist auch schon egal.
Übertrager, Filter, Snubber und das durchfahren der Schaltflanken am 
Halbleiter verursachen Verluste.

Manfred schrieb:
> Um den LLC korrekt zu designen brauche ich vermutlich zum einen die
> Angaben aus dem Datenblatt des Übertragers und muss dann dazu passend L
> und C auswählen? Die Halbbrücke könnte ich zum Beispiel auf GaN-Basis
> mit dem TI LMG5200 realisieren,

Am besten einen LLC Trafo verwenden der bereits das zweite L enthält.
z.B. https://www.we-online.com/de/components/products/WE-LLCR (max. 
250W)

Robust abschätzen und den Rest am Objekt optimieren:
https://www.monolithicpower.com/en/design-tools/design-tools/llc-design-tool.html

von Manfred (manniw)


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Michael schrieb:
> Am besten einen LLC Trafo verwenden der bereits das zweite L enthält.
> z.B. https://www.we-online.com/de/components/products/WE-LLCR (max.
> 250W)

Der ist leider für das runterwandeln gedacht, beim hochwandeln 
funktioniert das ganze wohl nicht mehr so gut, oder?

Michael schrieb:
> Robust abschätzen und den Rest am Objekt optimieren:
> 
https://www.monolithicpower.com/en/design-tools/design-tools/llc-design-tool.html

Das Tool kann leider auch nur runterwandeln, eine Eingangsspannung von < 
85 V wird gar nicht akzeptiert.

von Mark S. (voltwide)


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Meine Antwort bezog sich in der Tat auf einen netzgespeisten Wandler mit 
40V DC-Ausgang. Für 400DC machen Synchrongleichrichter dagegen wenig 
Sinn, wie schon erwähnt wurde. Verglichen mit Sperrwandlern sind 
LLC-Wandler eine völlig andere Baustelle mit eigener, steiler Lernkurve. 
Den WE-Trafo rückwärts zu betreiben halte ich übrigens durchaus für 
möglich.

von Mark S. (voltwide)


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Meine Antwort bezog sich in der Tat auf einen netzgespeisten Wandler mit 
40V DC-Ausgang. Für 400DC machen Synchrongleichrichter dagegen wenig 
Sinn, wie schon erwähnt wurde. Verglichen mit Sperrwandlern sind 
LLC-Wandler eine völlig andere Baustelle mit eigener, steiler Lernkurve. 
Den WE-Trafo rückwärts zu betreiben halte ich übrigens durchaus für 
möglich.
Ein aus 12V= gespeister LLC-Wandler (Halbbrücke) erreicht in dieser 
Leistungsklasse beträchtliche Effektiv-Stromstärken im Primärkreis, die 
nicht nur der Trafo, sondern auch die Batterien von Stützkondensatoren 
sowie Resonanzkondensatoren verkraften müssen.

: Bearbeitet durch User
von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Manfred schrieb:
> Der ist leider für das runterwandeln gedacht, beim hochwandeln
> funktioniert das ganze wohl nicht mehr so gut, oder?

Das sind zwei gekoppelte Wicklungen mit einer bewusst hohen 
Streuinduktivität aka Resonanzinduktivität. Was Prim und was Sek ist, 
weiß der Trafo nicht.

Das Netz ist voll mit LLC appotes und Tools.
Ist aber harter Stoff.
Du solltest sehr gut verstanden haben wie ein LLC regelt und was da 
passiert wenn man den in Resonanz bringt oder darunter.
Einfach genug Bauteile in Reserve kaufen und viel Zeit einplanen 😂

GaN und hohe Frequenzen würde ich lassen.
Geh mal Richtung 50 - 80 Khz Resonanzfrequenz und 200Khz max. Das wird 
bereits schwer genug.

Manfred schrieb:
> In meinem Fall würde ich das Ding einfach 2 Mal aufbauen mit dem
> Übertrager von Coilcraft um den Input-Ripple zu minimieren?
Du musst selber was zum LLC lesen und verstehen was die verschiedenen 
Topologien tun und warum man sie verwendet.
LLC ist NICHT festfrequenz.
LLC minimiert Störungen und Schaltverluste und das zu einem hohen Preis 
den man in Entwicklungszeit und Lernkurve bezahlt.

Ich habe schon einiges gebaut aber noch nie war etwas so nervig und 
kapriziös wie der LLC.
Verzichte lieber auf ein paar Prozent Effizienz und bleib beim 
Multiphasen Flyback.

von Manfred (manniw)


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Michael schrieb:
> Das sind zwei gekoppelte Wicklungen mit einer bewusst hohen
> Streuinduktivität aka Resonanzinduktivität. Was Prim und was Sek ist,
> weiß der Trafo nicht.

Das ist mir schon klar, aber die festgelegte Induktivität wird doch nur 
auf der Primärseite garantiert, oder?

Michael schrieb:
> Das Netz ist voll mit LLC appotes und Tools.
> Ist aber harter Stoff.

Ich habe mich die letzten 3 Tage mit diversen Wandlern beschäftigt, und 
offenbar auch mit LLC Wandlern, auch wenn mir bis jetzt noch nicht klar 
war das diese so heißen ;) Das Prinzip habe ich auch verstanden, das ist 
ja denkbar einfach: Der Strom fließt immer durch bzw. in den Kondensator 
sodass der Strom durch den FET an einem Punkt (ungefähr) 0 wird, genau 
dann schaltet man diesen FET ab und hat (fast) keine Schaltverluste. 
Wenn das ganze nun in Resonanz ist wird die Impedanz der ganzen 
Schaltung annähernd 0 Ohm, sodass es annähernd verlustfrei arbeitet bzw. 
Verluste nur noch durch das Schalten und im Übertrager und dahinter 
entstehen. Ist das soweit im wesentlichen korrekt?

Wenn man das ganze falsch ansteuert gibt's eine Spannungsspitze durch 
die Spulen und man kann einen neuen FET nehmen, sehe ich das richtig?

Michael schrieb:
> Manfred schrieb:
>> In meinem Fall würde ich das Ding einfach 2 Mal aufbauen mit dem
>> Übertrager von Coilcraft um den Input-Ripple zu minimieren?
> Du musst selber was zum LLC lesen und verstehen was die verschiedenen
> Topologien tun und warum man sie verwendet.
> LLC ist NICHT festfrequenz.

Das muss er ja auch nicht sein, aber wenn ich 2 identische LLC Converter 
habe um die doppelte Leistung zu erreichen so sollten diese mit 
identischer Frequenz arbeiten. Das ganze wird dann um 180° 
Phasenverschoben und schon ist der Input-Ripple minimiert. Wenn nur eine 
geringe Leistung benötigt wird kann man auch einen der Converter 
komplett abschalten und so die Effizienz noch etwas steigern (der 
erhöhte Ripple müsste dank eines geringeren Stroms durch die 
Eingangskondensatoren aufgefangen werden können).

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Schaltnetzteil-Trafos lassen sich grundsätzlich alle rückwärts 
betreiben, allerdings passt dann das Wickelverhältnis oftmals nicht 
mehr. Wenn man z.B. 12V am Ausgang haben möchte, dann muss der Trafo 
diese auch noch bei minimaler Eingangsspannung bringen, plus 
Regelreserve und "Betriebsspannung" eventuell vorhandener Siebdrosseln. 
Sprich eine Wicklung für 12V am Ausgang erzeugt direkt am Trafo eher so 
20V, wenn man sowas mit 12V rückwärts bespaßt, kommen keine 360..380V 
mehr raus.

Für die 400W würde ich nichts mit Resonanzwandlern probieren. Das wäre 
nur was wenn man es sehr klein und daher mit hoher Schaltfrequenz 
hinkriegen muss. Was ich probieren würde: normaler Gegentaktwandler mit 
40..50kHz, Trafo vielleicht geringfügig größer als der eines 
PC-Schaltnetzteils, 2x 2..4 gute FETs (z.B. IRFB3077 für 12V 
Eingangsspannung), gute FET-Treiber für möglichst schnelles Umsteuern, 
Diode über dem Gate-Widerstand für schnelleres Sperren. Die 12V-Wicklung 
des Trafos muss möglichst niederohmig sein, Skin-Effekt beachten. 
Sekundärseitig sind 400W bei 360..380V etwas mehr als ein Ampere, 
vermutlich rechnet sich da keine Synchrongleichrichtung. Also einfach 
gute schnelle Dioden nehmen, Siebdrossel nicht am Rande ihrer 
Leistungsfähigkeit betreiben, LOW-ESR-Elkos... und dann wirds auch was 
mit einem guten Wirkungsgrad. Einziges Problem könnte sein, daß der 
Aufbau je nach Layout Störungen verursacht, dann muss man ihn entweder 
in ein Gehäuse packen und die Zuleitungen entstören oder zu Lasten des 
Wirkungsgrades etwas weicher schalten.

von Manfred (manniw)


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Ben B. schrieb:
> Schaltnetzteil-Trafos lassen sich grundsätzlich alle rückwärts
> betreiben, allerdings passt dann das Wickelverhältnis oftmals nicht
> mehr.

Was ich viel "schlimmer" finde ist, dass die Hersteller dafür keine 
Angaben in die Datenblätter schreiben. Also die Induktivität der 
Sekundärwicklung (die dann zu meiner Primärwicklung wird) ist gänzlich 
unbekannt.

Ben B. schrieb:
> Für die 400W würde ich nichts mit Resonanzwandlern probieren. Das wäre
> nur was wenn man es sehr klein und daher mit hoher Schaltfrequenz
> hinkriegen muss.

Platz ist bei mir kein Problem. Ich hatte jetzt die 
https://productfinder.pulseelectronics.com/api/open/part-attachments/datasheet/ph0916nl 
in Erwägung gezogen, eine Leistung von 250 W passt. Die 5T & 5T auf 1T & 
1T Ausführung müsste passen, da würde ich die 5T in Reihe schalten, also 
10T daraus machen, die 1T parallel und schon müsste ich das Verhältnis 
1:10 haben (optimal wäre wohl 1:9, aber da gibt's nichts). Die 
Schaltfrequenz soll laut Datenblatt zwischen 200 kHz und 700 kHz liegen, 
das ist ja schon sehr hoch....

Alternativ den 
https://www.we-online.com/components/products/datasheet/760895741.pdf, 
ist im ähnlich, nur mit 27T und 2x 3T (sowie einer Hilfswicklung), also 
wären das 27T die jeweils von 3T beim Gegentaktwandler bestromt werden 
würden, und so würden es 40 V * 9 = 360 V am Ausgang werden. Beim LLC 
würde man die 2x 3T Parallel schalten und es würde auch passen, korrekt?

Beim Gegentaktwandler würde ich also die beiden 1T Spulen immer 
abwechselnd schalten und mir so quasi den Center-Tap bauen? Beim LLC 
wären die parallel geschaltet?

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Gegentaktwandler sind hier wohl wirklich das Mittel der Wahl. Ist die 
Standardtopologie bei 12V-Car-Boostern mit XXXL Watt angegebener 
Ausgangsleistung.

: Bearbeitet durch User
von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Manfred schrieb:
> Ist das soweit im wesentlichen korrekt?

Jein.
Der LLC variiert seine Frequenz zur Leistungssteuerung.
Je geringer die Last umso höher die Frequenz.
Je näher man runter zur Resonanz kommt umso stärker ist die 
Spannungsüberhöhung. Das kann an den Res Caps / Trafo ganz deutlich 
größer als Vin werden.
Fres ist nicht ohne weiteres zu berechnen, weil sich Lres mit der Last 
verändert.

Manfred schrieb:
> wenn ich 2 identische LLC Converter
> habe um die doppelte Leistung zu erreichen so sollten diese mit
> identischer Frequenz arbeiten. Das ganze wird dann um 180°
> Phasenverschoben und schon ist der Input-Ripple minimiert.

Was hast Du an 'LLC arbeitet nicht festfrequent' nicht verstanden?
Jeder LLC variert seine Frequenz. Du kannst keine Frequenz vorgeben und 
auch nicht die Phasenlage.
Jeder Resonanzkreis ist etwas anders und muss völlig autark gesteuert 
werden.

Manfred schrieb:
> Wenn man das ganze falsch ansteuert
Passiert alles oder nichts.
Im besten Fall schlechtere Effizienz, im schlechten geht was kaputt und 
du hast keine Ahnung warum, weil es in anderen Betriebsbereichen super 
läuft.
Du musst ohnehin einen dedizierten LLC Controller verwenden.
Wie wäre es damit sich mal einen rauszusuchen und die Appnotes + 
Designguides dazu zu lesen?
Das Kunststück beim LLC besteht darin zu erkennen das man überhaupt 
etwas falsches tut. Da es keinen festen Betriebspunkt gibt und sich 
alles mit allem verändert sind die schwer zu messen.

Du brauchst schlichtweg keinen Multiphasen Aufbau.
Beim Flyback macht man das weil Ipeak = 4x I-Nenn, worauf man 
Halbleiter, Kondensatoren und Flyback Übertrager auslegen muss.
Im Kleinleistungsbereich sind die super weil einfach und robust.
bei steigender Leistung überwiegen irgendwann die Nachteile.
Der Multiphasenaufbau ermöglicht es mit dem einfachen Flyback Prinzip zu 
arbeiten und die Nachteile zu umgehen.
Das macht man weil es für Flyback bis 200W jede Menge fertige Teile 
gibt, die Topologie schön einfach ist und man bei dem bleiben kann was 
man schon kennt.
Und genau das sollte Dir zu denken geben:
Was sagt das aus, wenn gestandene Entwickler, unterstützt von einer 
ganzen Industrie zu einem Multipasen Flyback greifen, obwohl ein Forward 
/ LLC angesagt wäre?

LLC ist im Prinzip ein Vorwärtswandler aka Gegentaktwandler mit 
H-Brücke.
Da gibt es keinen stark lückenden Betrieb, den man mit Multiphasendesign 
füllen müsste.
Der Vorwärtswandler schaltet hart, hat am Primärschalter Probleme mit 
der unvermeidlichen Streuinduktivität und braucht eine 
Stromglättungsdrossel am Ausgang.

Der LLC macht aus der Not eine Tugend, erhöht die Streuinduktivität 
massiv, ersetzt das zweite Mosfet Paar durch Caps und schaltet soft.
Hat nur Vorteile, bis darauf das die wirklich anspruchsvoll zu 
entwickeln sind.

Manfred schrieb:
> 
https://productfinder.pulseelectronics.com/api/open/part-attachments/datasheet/ph0916nl
> in Erwägung gezogen, eine Leistung von 250 W passt.
> Alternativ den
> https://www.we-online.com/components/products/datasheet/760895741.pdf,

Zwei Trafos wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Du hast auch noch nicht verstanden das die Windungsinduktivität garnicht 
Lres ist. Lres ist die Streuinduktivität, die Du messen kannst indem Du 
Sek kurzschliesst und dabei auf Prim die Induktivität misst. Die gilt 
aber auch nur für die Messung mit mA (bei 100Khz) und ändert sich noch 
kräftig beim Betrieb und über die Exemplarstreuungen.

Betrieb bei 24 - 50V:
Der einfache Vorwärtswandler kann seine Spannung nicht erhöhen.
Gibt Eingangsspannung und Wicklungsverhältniss Uout nicht her, bleibt 
Uout zu klein.
Der LLC kann Richtung Fres eine deutliche Verstärkung erreichen, wenn so 
dimensioniert.
Beim Flyback spielt das Wicklungsverhältniss nur noch eine 
untergeordnete Rolle. Da steigt die Spannung so lange bis irgendwas die 
Energie abnimmt.
Entweder der Sek Kreis, der durchpfeifende Prim Fet dessen Spannung im 
Verhältniss mit steigt oder Kernverluste + parasitäre kapazität.
Deswegen ist der so einfach.
Im Arbeitstakt gibt es keine ext. Last, nur den dreiecksförmigen Strom 
der den Kern auflädt.
Im Freilauftakt gibt es nur die ext. Last und nur die gespeicherte 
Energie im Kern.

Mein Rat:
Nr 1: Die sichere Bank: Multiphasen Flyback
Nr.2: Schaffbar aber anspruchsvoller: Gegentaktwandler
Nr.3: LLC. Wenn Du auf Schmerzen stehst, sehr viel Zeit hast und eine 
unverwüstliche Selbstmotivation.

Welche Erfahrungen im Schaltetzteilbau bringst Du mit?
Es scheint mir nämlich das Du noch nie etwas in der Klasse gebaut hast 
und nun gleich nach den Sternen greifen willst ohne verstanden zu haben 
was eigentlich Phase ist.

von Manfred (manniw)


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Michael schrieb:
> Was hast Du an 'LLC arbeitet nicht festfrequent' nicht verstanden?

Ich hatte es so verstanden, dass die Frequenz nicht konstant ist sondern 
verändert wird, aber eben vorgegeben wird. Jetzt weiß ich es besser.

Michael schrieb:
> Welche Erfahrungen im Schaltetzteilbau bringst Du mit?
> Es scheint mir nämlich das Du noch nie etwas in der Klasse gebaut hast...

Das ist korrekt. Ich bin aber bislang immer noch weit davon entfernt was 
zu bauen, aktuell informiere ich mich über diverse Dinge im Bezug auf 
Schaltnetzteile.

Ich habe nun mal geschaut wie ein Mikro-Wechselrichter das ganze macht, 
und das hat mich sehr überrascht: Es wird nicht mit einer konstanten 
Zwischenkreisspannung gearbeitet sondern der Wandler erzeugt Halbwellen, 
die dann durch die Vollbrücke richtig herum auf das Netz gelegt werden. 
Da ein solcher Wechselrichter als Stromquelle und nicht als 
Spannungsquelle betrieben/geregelt wird kann man das offenbar zu machen. 
Interessanterweise habe ich in einem 400 W Wechselrichter zwei 
Flyback-Converter mit (schätzungsweise) je 200 W gefunden. Und das sind 
nicht mal active-clamp Converter sondern die nutzen eine Diode und einen 
Kondensator nach GND (und zwischen Kondensator und Diode geht noch eine 
Induktivität auf einer dünnen Leiterbahn nach VCC über eine weitere 
Diode, das kann aber auch zum Messen für den MCU sein mit Clamping auf 
VCC um den nicht zu zerstören), erreichen bei den 400 W jedoch über 95% 
gemessene Gesamteffizienz. Die Verluste durch die H-Brücke mit welcher 
die Halbwellen richtig herum gepolt werden sollten zu vernachlässigen 
sein, das ganze schaltet ja nur einmal im Nulldurchgang.

Das Design bzw. die Idee scheint aus einer AppNote übernommen worden zu 
sein. In der AppNote wurde zusätzlich durch einen P-Channel FET ein 
Active-Clamp realisiert, im kommerziellen Wechselrichter ist der aber 
nicht mehr vorhanden. Würde der nicht eine Effizienzsteigerung bedeuten? 
Gibt es irgendeinen sinnvollen Grund warum der weggelassen worden sein 
könnte?

Da mit diesem Design das ganze im DCM betrieben wird fallen wohl 
jegliche "Spielereien" mit Resonanz etc. weg, korrekt? Eine 
Effizienzsteigerung zum fertigen Wechselrichter kann höchstens durch 
bessere FETs oder eventuell active clamping realisiert werden?

Im AppNote (von 2012) wird von einer maximalen Effizienz von 94,8% bei 
einer maximalen Ausgangsleistung von 250 W gesprochen, wurden die 
"zusätzlichen" 1,2% also einfach durch bessere FETs reingeholt und durch 
die höhere Leistung für die es ausgelegt ist? Das passive clamping wird 
wohl nicht helfen.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Manfred schrieb:
> Gibt es irgendeinen sinnvollen Grund warum der weggelassen worden sein
> könnte?

Gibt es denn irgendeinen sinnvollen Grund warum man das machen sollte?
1% bei 400W sind 4W. Bei zu 100% geschenkten 400W aus PV.
Wenn denn der active clamp überhaupt 1% bringt.
1KW bringt 8Cent, damit kosten die 4W Verlust 0,032Cent pro Stunde.
Investiere das Geld in einen Wischlappen und halte die PV Panele sauber. 
Das bringt Dir sehr viel mehr als Dein hipper active clamp.

Du hast mal was von active Clamping aufgeschnappt und meinst jetzt das 
sei das große Ding. Ist es aber nicht und man findet das kaum in freier 
Wildbahn.
Weißt Du denn warum man das macht?
Wieder einer dieser Tricks den ollen Flyback noch ein wenig länger 
behalten zu können weil der so schön simpel ist.
Das Clamping braucht man nämlich nur weil die Streuinduktivität 
verhindert das alle Energie an Sek übertragen wird und diese Energie 
schlägt zurück auf Prim, verursacht eine Spannungsspitze und muß weg um 
den Fet zu schützen. Statt das zu verheizen nutzt man das im active 
clamp zum Teil wieder.

Manfred schrieb:
> Eine
> Effizienzsteigerung zum fertigen Wechselrichter kann höchstens durch
> bessere FETs oder eventuell active clamping realisiert werden?
Was ist beim Fet denn 'besser'?
Wo wird denn Verlustleistung produziert?
An den Flanken oder beim RDSon?
Du kannst aber die Flanke nicht schneller machen ohne damit auch die 
Störungen größer zu machen und Entstörung verursacht auch Verluste.

Die größten Verluste hast Du im Kern und an der Diode.
Geh davon aus das der billigste China Schrunz Wandler aus dem untersten 
Regal aus dem Stand eine bessere Effizienz erreicht als Du nach 
langwierigen und zermürbenden Versuchen.

Resonanzbetrieb ist keine Spielerei am Flyback.
Das ist ein völlig andere Schaltnetzteiltopologie, mit anderer 
Schaltung, anderem Trafo, anderer Regelung.

Bei putzigen 400W aus PV nach dem letzten % Effizienz zu suchen ist 
einfach sinnlos.
Bei 4KW kommen wir langsam ins Geschäft, weil alleine die Kühlung ein 
sprichwörtlich großes Problem wird und da 1% bessere Effizienz gleich 
40W sind.
Bei 400W im Serverraum im 24/7 Betrieb mit 1000 anderen 400W SNTs, da 
bedeutet jedes Prozent echte Kohle in den Betriebskosten weil jedes Watt 
bezahlt und mit einem weiteren Watt gekühlt werden muss.
Bei 200KW im BEV mit Akku Betrieb, ja da legt man sich richtig krumm 
wegen Wärme und Akku.
Bei 400W Stationärbetrieb aus Balkon PV macht man sich ein Bier auf und 
findet 95% vollkommen ausreichend.

Schnapp Dir eine Wärmebildkamera und schau Dir die wesentlichen 
Wärmequellen an.
Aus Prosa wird auch keiner Schlau.
Zeiche den aufgenommenen Schaltplan, dann kann man das diskutieren.

von Manfred (manniw)


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Michael schrieb:
> Gibt es denn irgendeinen sinnvollen Grund warum man das machen sollte?
> 1% bei 400W sind 4W. Bei zu 100% geschenkten 400W aus PV.
> Wenn denn der active clamp überhaupt 1% bringt.

Weil offenbar der Markt danach verlangt, warum sonst sollte man 
mittlerweile Microinverter mit 400W Leistung auf GaN-Basis bauen und das 
ganze dann zu überhöhten Preisen verkaufen weil es nun 96,5% statt "nur" 
96% Effizienz sind ;)

Michael schrieb:
> Weißt Du denn warum man das macht?

Zum einen Energierückgewinnung und zum anderen damit man sich durch das 
verheizen keine thermischen Probleme einfängt. So hat es zumindest TI in 
einem Video erklärt.

Michael schrieb:
> Was ist beim Fet denn 'besser'?
> Wo wird denn Verlustleistung produziert?
> An den Flanken oder beim RDSon?
> Du kannst aber die Flanke nicht schneller machen ohne damit auch die
> Störungen größer zu machen und Entstörung verursacht auch Verluste.

Schauen wir uns die FETs doch mal an, im Referenzdesign ist der 
IRFS4321TRLPBF verwendet worden, typischer RDSon sind 12 mOhm, typische 
Gate-Ladung 71 nC. Im fertigen Wechselrichter sind 2 FETs parallel 
geschaltet, AON6250, typischer RDSon ist 13.5 mOhm (da parallel durch 2 
dividieren, bleiben 6.75 mOhm), Gate-Ladung sind 30.5 nC, (da parallel 
mit 2 multiplizieren, 61 nC). Vorwiderstand beim Referenzdesign sind 11 
Ohm, im fertigen Wechselrichter 10 Ohm pro FET. Rise und Fall-Zeiten 
sind beim AON6250 scheinbar auch nur ein zehntel des IRFs (auch wenn man 
es schwer vergleichen kann durch unterschiedliche Gate-Widerstände im 
Datenblatt). Die FETs scheinen also sowohl schneller zu schalten als 
auch (durch die Parallelschaltung) einen geringeren RDSon zu haben. Ob 
das ganze 0.5% mehr pro Flyback bringt kann ich nicht beurteilen. Der 
geringere RDSon muss aber schon "was wert sein", sonst hätte man sich 
den jeweils zweiten FET gespart, oder man löst so ein thermisches 
Problem, wobei ich sie dann nicht bis auf wenige Millimeter aneinander 
gesetzt hätte. Habe ich da also die bessere Effizienz gefunden?

Gehe ich recht in der Annahme, dass die Flyback-Trafos/Übertrager 
eigentlich immer "Maßanfertigungen" sind und speziell für das 
Gerät/Netzteil entworfen/produziert werden?

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Manfred schrieb:
> Gehe ich recht in der Annahme, dass die Flyback-Trafos/Übertrager
> eigentlich immer "Maßanfertigungen" sind und speziell für das
> Gerät/Netzteil entworfen/produziert werden?

Es gibt zahlreiche fertige Übertrager um die man herumdesignen kann.
In der Großserie kostet beides das gleiche, also lässt man sich bauen 
was man braucht.
In der Kleinserie nimmt man möglichst Regalware, weil wickeln lassen in 
kleinen Stückzahlen keine Freude ist.

Die AON können nicht den gleichen Strom wie die IRF.
Zudem ist das Gehäuse schwer zu kühlen und man hat die Last auf zwei 
Fets verteilt.
Welcher nun schneller schaltet bestimmt im wesentlichen der Gate Treiber 
+ Beschaltung.
Schnell = geringere Schaltverluste am Fet und dafür hohere Verluste in 
mehr Snubber, mehr Filter.
Irgendwo gibt es da ein Optimum.

Man kann ein Design nicht nur über die Fets vergleichen.
Du siehst das die Chinesen einen Billo Wandler besser hinbekommen haben 
als in dem active clamping Flyback mit Infineon Fets.
Welche Schaltfrequenz, welches Kernmaterial und wie viel Zeit ist in die 
Optimierung gegangen?

GaN ist längst zu einem 'must have' Hippsterschlagwort geworden.
Kleiner, leichter, spart dem Hersteller Transportkosten und Bauteile.
Ist ein komplexes Kostenkonstrukt was sich letztlich lohnt.
Bei GaN ist das Ziel häufig nicht Effizienter zu sein, sondern kleiner 
zu werden.

Manfred schrieb:
> So hat es zumindest TI in
> einem Video erklärt.
Jede Appnote eines Bautelherstellers ist eine Werbebroschüre.
TI hat Recht, aus TI Sicht und vergleicht natürlich ein sehr 
ineffizientes passive clamping Design mit einem sehr effizienten active 
clamping Design.
Zudem muss man ja die passenden controller kaufen die das können, daher 
muss das ja der ganz heiße Scheiß sein, warum sollte man das sonst 
kaufen.

Nur das andere es eben auch ohne sowas hinbekommen.
Z.B. über spezielle Wickeltechniken um die Streuinduktivität zu 
verringern und kaum clamping zu brauchen.
Oder eben über bessere Topologien.

Kurz gesagt:
Wenn BOM Kosten und Entwicklungszeit keine Rolle spielen, sind sehr hohe 
Effizienzgrade erreichbar.
Vor allem wenn man ein Eval Bord designt das es niemals durch einen 
realen EMI Test schaffen würde ;-)

Man braucht nur die besten Halbleiter, das verlustärmste Kernmaterial, 
Flachdrahtwicklung, Dickkupfer, 100% aktive Gleichrichtung, bridgeless 
Designs und einen DSP der permanente Effizienzsteigerung durch 
Timinganpassung durchführt.
Da ist weit mehr als 96% drin.
Wenn man jemanden findet der die ganze Show bezahlt.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Resonanzwandler machen quasi nichts weiter, als einen Schwingkreis zu 
betreiben, so daß man Nulldurchgänge in der Strom- oder Spannungskurve 
erhält. In diesen Nulldurchgängen sind die Schalttransistoren ohne 
Leistung und können nahezu verlustfrei umgeschaltet werden. Durch den 
sinusförmigen Stromverlauf verteilt sich der Strom zudem besser, die 
Stromspitzen sind (je nach Tastverhältnis) geringer als beim 
Nicht-Resonanzwandler.

Die Topologie ist dabei nicht so wichtig, man kann die Resonanzkreise 
mit einem Eintaktwandler anregen (siehe Induktionskochfeld), mit einem 
Gegentaktwandler, oder mit einem Voll- oder Halbbrückenwandler. Wenn man 
sich z.B. den Royer Converter mal anschaut, das ist ein freischwingender 
Gegentakt-Resonanzwandler mit Stromspeisung.

Beim normalen Gegentaktwandler (oder Voll-/Halbbrückenwandler) gibt es 
keine frequenzabhängige Leistungsübertragung, möglichst keine 
Streuinduktivität, es wird übertragen was die Kopplung der 
Trafowicklungen hergibt. Die Leistungsregelung bei geregelten Wandlern 
erledigt die Siebdrossel auf der Sekundärseite, die bildet zusammen mit 
dem Trafo und dem Gleichrichter nichts weiter als einen 
StepDown-Wandler, der durch den Trafo gespeist wird. Beim 
Gegentaktwandler (oder Voll-/Halbbrückenwandler) läuft dieser außerdem 
mit der doppelten Frequenz der speisenden Primärstufe, wodurch man die 
Spule kleiner bauen kann und einen schönen gleichmäßigen Stromverlauf 
ohne großen Ripple bekommt. Dadurch sinkt die Verlustleistung in den 
Siebkondensatoren oder man könnte sie auch kleiner bauen.

Ansonsten muss man sich klar machen, wo die Verlustleistung eigentlich 
entsteht. Das kann ungeeignetes Material der Trafo- oder Spulenkerne 
sein (bzw. man ist zu nahe an den Grenzen dieser Teile) das sind 
ohmische Verluste in den Wicklungen und Transistoren sowie 
Umschaltverluste in den Transistoren. Bei FETs ist es bei hohen Strömen 
sehr sinnvoll, mindestens zwei parallel zu schalten, denn das halbiert 
den ohmischen Widerstand und halbiert die Verlustleistung an dieser 
Stelle, jeder der beiden FETs bekommt nur noch ein Viertel der Leistung 
im Vergleich zu einem einzelnen FET ab. Mit zunehmender Anzahl 
paralleler FETs wird dieser Gewinn leider immer geringer.

Den sekundären Gleichrichter kann man als Brückengleichrichter auslegen 
(eine Wicklung) oder als Mittelpunkt-Gleichrichter mit zwei 
Teilwicklungen. Letzteres benötigt leider doppelten Wickelraum und 
braucht Dioden mit der doppelten Sperrspannung, aber da jeweils immer 
nur eine Diode leitet, halbiert sich in etwa die Spannung über dem 
Gleichrichter und damit sinkt die Verlustleistung an dieser Stelle. Beim 
normalen Gegentaktwandler gibt es eine Hybrid-Variante aus beidem, die 
aus nur einer Sekundärwicklung und einem Brückengleichrichter besteht, 
der Brückengleichrichter aber mit einer zusätzlichen Diode überbrückt 
wird. Diese übernimmt während der Zeit, in der keiner der 
Primärtransistoren leitet (keine Energieübertragung) den Strom der 
Siebdrossel, der dann nicht durch den Brückengleichrichter muss. Das 
kann bei hohen Strömen und geringen Tastverhältnis durchaus was bringen.

Bei dem aktuellen Fall hier liegen die größten Quellen für 
Verlustleistung in den hohen Primärströmen. Da macht es also Sinn, die 
ohmischen Verluste gering zu halten. Sekundär fließt nur noch etwas über 
ein Ampere und das sollte kein großes Problem darstellen wenn das 
Material der Siebdrossel passt und man diese nicht zu klein wählt.

von Manfred (manniw)


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Ich habe nun einmal den fertigen Wechselrichter aufgezeichnet, da R1 in 
Richtung DSP geht bin ich mir ziemlich sicher, dass dort irgendwas 
gemessen wird. In Reihe mit den Übertragern ist jeweils noch ein kleiner 
Trafo zur Strommessung geschaltet. Was für eine Aufgabe könnten die 
Kondensatoren parallel zum Flyback-Trafo jeweils haben? Die 
Kondensatoren parallel zu den FETs sind wohl dafür gedacht das schalten 
langsamer zu machen?

Michael schrieb:
> Du siehst das die Chinesen einen Billo Wandler besser hinbekommen haben
> als in dem active clamping Flyback mit Infineon Fets.

Die Chinesen haben das ganze auch über 5 Jahre später gemacht, da gibt's 
Fortschritte, das steht außer Frage, deswegen will ich ja auch nicht an 
dem "alten" AppNote festhalten sondern so viel wie möglich und sinnvoll 
von diesen Fortschritten mitnehmen.

Ben B. schrieb:
> Bei dem aktuellen Fall hier liegen die größten Quellen für
> Verlustleistung in den hohen Primärströmen. Da macht es also Sinn, die
> ohmischen Verluste gering zu halten. Sekundär fließt nur noch etwas über
> ein Ampere und das sollte kein großes Problem darstellen wenn das
> Material der Siebdrossel passt und man diese nicht zu klein wählt.

Muss die Siebdrossel dort wirklich sein? Im fertigen Wechselrichter 
scheint darauf verzichtet worden zu sein, das ganze wird durch Dioden 
von allen Flybacks "gesammelt", dann durch Kondensatoren etwas gepuffert 
und dann durch die Brücke aufs Netz gelegt, dann kommt dort der Filter 
um einen Sinus daraus zu basteln usw.

: Bearbeitet durch User
von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Manfred schrieb:
> da R1 in
> Richtung DSP geht

Jetzt ist die MCU schon zum DSP mutiert.
Und was ist es wirklich wo R1 hingeht?

Manfred schrieb:
> Was für eine Aufgabe könnten die
> Kondensatoren parallel zum Flyback-Trafo jeweils haben?

Das wir hier mit Dir vollkommen im Dunklen tappen und das entweder kein 
Flyback ist oder Du völlig irrst beim Erstellen des Planes.
Fotos, Fotos, Fotos von allen Seiten mit scharfen Details, sonst glaub 
ich kein Wort mehr.

von Manfred (manniw)


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Michael schrieb:
> Jetzt ist die MCU schon zum DSP mutiert.
> Und was ist es wirklich wo R1 hingeht?

Es ist in Richtung "irgendeines" TMS320, also ein DSP. Die Grenzen 
zwischen MCU und DSP sind mittlerweile aber ja fast fließend. Nach R1 
kommt eine Diode und ein Widerstand, aber da kann ich es nicht mehr 
weiter verfolgen. Ich habe ein weiteres Design desselben Herstellers 
gefunden, der Aufbau ist identisch aber doppelt vorhanden (also ein 2x 
400W Wechselrichter ist das) und dort wurde ein dualer OpAmp dort 
angeschlossen, ich habe das mal eingezeichnet wie das aussieht, 
vielleicht kann man ja jetzt sehen was dort gemessen wird? Scheinbar 
irgendeine Spannung die einfach nur gebuffert wird? Ich hätte mir 
eventuell vorstellen können, dass die Spannung aus den 
Clamping-Kondensatoren eventuell genutzt werden kann um irgendwas 
anderes zu versorgen und so die Verluste durch das Clamping gar keine 
wirklichen Verluste mehr wären.

Da ich den Wechselrichter selber nur aus einigen Videos kenne und keinen 
hier habe kann ich nicht wirklich mit Fotos dienen.

Der Schaltplan ist mir großer Sicherheit so wie ich ihn aufgezeichnet 
habe (bis auf den Fehler mit R1), und bis auf die Kondensatoren ergibt 
das ganze für mich auch weitestgehend Sinn.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Was für eine Aufgabe könnten die Kondensatoren parallel
> zum Flyback-Trafo jeweils haben?
Die ganzen Kondensatoren können eigentlich nur Entstörung sein bzw. 
Abfangen von Spannungsspitzen. Ansonsten hätten jene parallel zum Trafo 
eine erhöhte Verlustleistung zufolge wenn sie beim Einschalten der FETs 
schlagartig geladen werden und die parallel zu den FETs werden 
schlagartig entladen, was sich in den FETs ebenfalls als Wärme bemerkbar 
macht.

> Muss die Siebdrossel dort wirklich sein? [..]
Meine Aussage bezog sich auf einen Gegentaktwandler und nicht auf 
irgendwelchen Flyback-Kram, der in meinen Augen an dieser Stelle Quatsch 
ist und es sehr schwer haben wird, an die gewünschten/versprochenen 
Wirkungsgrade heranzukommen.

Beim Gegentaktwandler kann man die sekundärseitige Siebdrossel auch 
weglassen wenn man einen ungeregelten Wandler baut. Heißt, die 
Transistoren auf der Primärseite arbeiten immer mit vollem 50/50 
Tastverhältnis ohne Pausenzeiten. Dann bekommt man direkt am 
Gleichrichter eine Spannung, die (abzüglich der Spannungsabfälle) der 
Eingangsspannung multipliziert mit dem Wicklungsverhältnis des Trafos 
entspricht - aber man kann die Ausgangsspannung halt nicht gut via PWM 
regeln, wie das bei einem geregelten Gegentaktwandler funktioniert. 
Dafür ist sie recht starr und hoch belastbar, also wenn man viel Energie 
in einem nach der PFC 400..420Vdc Zwischenkreis speichert, steht diese 
auf der anderen Seite des Trafos praktisch ungebremst zur Verfügung.

Mal eine Frage: Wieviele DC/DC-Wandler oder PWM-Wechselrichter hast Du 
bereits erfolgreich gebaut?

von Manfred (manniw)


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Ben B. schrieb:
> Die ganzen Kondensatoren können eigentlich nur Entstörung sein bzw.
> Abfangen von Spannungsspitzen.

Also vorsehen aber nicht bestücken und erstmal schauen was passiert? So 
sieht es im kommerziellen Wechselrichter auch aus, da könnte man noch 
diverse Kondensatoren bestücken, wurde aber nicht gemacht.

Ben B. schrieb:
> und es sehr schwer haben wird, an die gewünschten/versprochenen
> Wirkungsgrade heranzukommen.

Offensichtlich geht es ja, das haben die Chinesen ja geschafft. Der 
Trick ist halt, dass der Zwischenkreis keine konstante Spannung hat 
sondern die Halbwellen durchfährt, so wird die Effizienz des 
Gesamtsystems gesteigert auch wenn der DC/DC Teil eventuell etwas 
ineffizienter ist. Der Gegentaktwandler kann das nicht so einfach per 
PWM wie beim flyback, dort müsste man immer das 50/50 Verhältnis 
beibehalten und dann zyklen weglassen etc., korrekt?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Offensichtlich geht es ja, das haben die Chinesen ja geschafft.
Die Chinesen behaupten viel wenn der Tag lang ist.
Vor allem in Hochglanz-Werbebroschüren.

> Der Trick ist halt, dass der Zwischenkreis keine konstante Spannung
> hat sondern die Halbwellen durchfährt, so wird die Effizienz
> des Gesamtsystems gesteigert auch wenn der DC/DC Teil eventuell
> etwas ineffizienter ist. Der Gegentaktwandler kann das nicht so
> einfach per PWM wie beim flyback, dort müsste man immer das
> 50/50 Verhältnis beibehalten und dann zyklen weglassen etc.,
> korrekt?
Leider nein.

Ich habe bereits einen Wechselrichter gebaut, der genau nach diesem 
Prinzip funktioniert - mit einem Gegentaktwandler und ausgelegt auf etwa 
1kW. Die Halbleiter würden deutlich mehr schaffen, aber ich glaube der 
Trafo würde das nicht so toll finden.

Also der Wechselrichter erzeugt mit einem PWM-gesteuerten 
Gegentaktwandler Sinuswellen bzw. eine sinusförmige Stromkurve mit 
100Hz, die negative Halbwelle wird vom Wandler genau wie eine positive 
Halbwelle erzeugt und von einer Vollbrücke am Ausgang umgeklappt.

Beim PWM-geregelten Gegentaktwandler wird die übertragene Leistung 
dadurch geregelt, daß die Pulsbreite variiert wird. Die Wandlerfrequenz 
ist konstant. Vollgas wäre 50/50, bzw. minimal darunter damit nicht 
beide Transistorzweige gleichzeitig leiten, halb wäre 25/25 (dazwischen 
jeweils 25 Pause in der kein Transistor leitet), Leerlauf irgendwas um 
1/1 (mit 49 Pause dazwischen). Die genauen Werte sind leider nicht 
linear und sie schwanken mit den Bauteilen, die Regelung muss das so 
anpassen, daß die gewünschte Stromkurve im Ausgangsstrom erzeugt wird.

>> Wieviele DC/DC-Wandler oder PWM-Wechselrichter
>> hast Du bereits erfolgreich gebaut?
> [Schweigen im Walde]
Alles klar, danke, dann weiß ich bescheid wie das endet!

von Manfred (manniw)


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Ben B. schrieb:
>> Offensichtlich geht es ja, das haben die Chinesen ja geschafft.
> Die Chinesen behaupten viel wenn der Tag lang ist.
> Vor allem in Hochglanz-Werbebroschüren.

Das sind keine behaupteten Werte sondern tatsächlich gemessene Werte von 
jemandem der so einen Wechselrichter hat.

Was hast du denn für eine Effizienz erreicht? Und woher hast du den 
Trafo genommen? Bei mir scheitert es ja schon daran einen Trafo zu 
finden der 200W schafft mit einem Verhältnis von 1:7... Einen für 100W 
hätte ich gefunden, aber das ganze dann einfach 4 mal aufbauen erscheint 
mir auch etwas absurd und ist bestimmt alles andere als gut für die 
Effizienz, dafür würde es dann höchstwahrscheinlich funktionieren weil 
der DC-DC Converter von Profis entwickelt ist und bereits getestet 
wurde.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich habe leider keinen so guten Messgerätepark, Wirkungsgrad messen ist 
daher schwierig... vor allem was diese Leistungsklasse angeht.
Weiß ich leider nicht.

Ich habe an meine Leistungs-Schaltungen grundsätzlich die Forderung, daß 
möglichst nichts heißer werden sollte als unbedingt nötig. Daher ist das 
alles groß dimensioniert und nicht unbedingt auf Kosten oder Platzbedarf 
optimiert. Aber ich träume da nicht von 97% Wirkungsgrad wenn ich sowas 
zum ersten Mal baue. Klar freue ich mich wenn das Ding hinterher sehr 
gute Werte bringt, aber erstmal muss es funktionieren. Leider ist das in 
der Leistungselektronik oft so, daß die Bastelfreude gelegentlich von 
größeren Atompilzen über dem Basteltisch beeinträchtigt wird.

Für den Wechselrichter habe ich damals viele Teile verwendet, die aus 
einer alten USV stammen wenn ich das korrekt in Erinnerung habe. Also 
den Trafo und die Siebdrossel, Kühlkörper, glaube einige der 
Leistungshalbleiter auch. Der Trafo ist allerdings selbst gewickelt, 
etwa 1:35 bis 1:40, vier Windungen primär, das Ding sollte bei 10V 
Eingangsspannung noch 350V Spitzenspannung erreichen können und 
MPP-Tracking bis 20V (liegt dann real bei 16,5..18,5V bei den Modulen, 
die ich damals hatte, heutige machen das Doppelte). Nachteil beim 
12(10)V-Aufbau: bei 20V gibt's bis zu 800V am Brückengleichrichter, zum 
Glück haben Drosseln wie in PFC-Schaltungen damit kein so großes 
Problem, aber sollte man im Hinterkopf haben was die Isolation des 
Drahts angeht.

Das Ding ist eigentlich aus einem Hauptgrund entstanden, ich fand es 
damals irre schwierig, eine netzsynchrone Vollbrücke zu bauen, um die 
man sich nicht weiter zu kümmern braucht bzw. die nicht durch ein 
µC-Oops zu dem oben angesprochenen Atompilz führt. Als ich die dann 
hatte, war der Rest eher langweilig.

Leider hat man mir das Ding hier in der Community total zerrissen, ich 
würde damit nur EVU-Elektriker toasten wollen... obwohl ich dem Ding 
eine komplette automatische Freischaltung (ENS) spendiert habe. fun 
fact: heute knallt sich jeder 'ne 600/800W Balkon-PV mit Chinaböller-WR 
ans Netz... und die meisten davon haben keine konforme ENS-Schaltung.

Egal, zugelassen bekommt man Eigenbauten sowieso nicht, war auch nicht 
beabsichtigt. Aber die Reaktion hier von damals hat einen sehr üblen 
Nachgeschmack hinterlassen.

: Bearbeitet durch User
von Manfred (manniw)


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Ben B. schrieb:
> Ich habe leider keinen so guten Messgerätepark, Wirkungsgrad messen ist
> daher schwierig... vor allem was diese Leistungsklasse angeht.
> Weiß ich leider nicht.

Der Wirkungsgrad des China-Wechselrichters wird von diesem selbst 
gemessen, es gibt dafür einen Shunt am Eingang, die Eingangsspannung 
wird ebenfalls gemessen (braucht man auch fürs MPPT) und 
Ausgangsspannung und -strom muss sowieso gemessen werden (zum Regeln 
bzw. für's Anti-Islanding). Hättest du das nicht bei dir auch einbauen 
können, die Werte dafür müssten doch eigentlich da sein? Die 
Eingangsleistung sollte fürs MPPT doch eigentlich auch errechnet werden?

Könnte es sein, dass der fertige Wechselrichter zumindest teilweise im 
BCM arbeitet und die oben aufgezeichnete Schaltung dafür gedacht ist zu 
erkennen wann der nächste Zyklus losgehen kann? Ich habe eine 
Forschungsarbeit gefunden die einen Kondensator mit einem FET 
dazuschaltet: Zu Beginn des Sinus wird im DCM gearbeitet, dann wenn es 
da "zu gefährlich" wird und man den FET grillen würde kommt der 
Kondensator dazu und es geht im BCM weiter, und am Ende der Halbwelle 
wieder zurück zum DCM. Dadurch wurde die Effizienz des kompletten 
Inverters in der Forschungsarbeit auf 95,8% maximum gesteigert, aber 
leider auch nur mit 250W sonst hätte ich das Ding sofort nachgebaut ;) 
Das war in 2016 und ich bin mir sicher, dass man heute und bei 400W das 
ganze noch etwas höher treiben könnte sodass man die 96% überschreitet. 
Die Verluste durch den DSP, Spannungsmessung, treiben der Vollbrücke 
etc. sind ja immer vorhanden und weitestgehend konstant, egal ob nun 
200W oder 400W.

Ben B. schrieb:
> Der Trafo ist allerdings selbst gewickelt,
> etwa 1:35 bis 1:40, vier Windungen primär, das Ding sollte bei 10V
> Eingangsspannung noch 350V Spitzenspannung erreichen können und
> MPP-Tracking bis 20V (liegt dann real bei 16,5..18,5V bei den Modulen,
> die ich damals hatte, heutige machen das Doppelte).

Uff, das ist mal ein stolzes Verhältnis. Bei mir wäre es wie erwähnt 
laut AppNote 1:7, mit 6 Primärwindungen laut AppNote. Ich vermute aber 
mal beim selber wickeln würde es nicht optimal werden und den sowieso 
schon ambitionierten Wirkungsgrad könnte ich überhaupt nicht mehr 
erreichen.

Ben B. schrieb:
> Leider hat man mir das Ding hier in der Community total zerrissen, ich
> würde damit nur EVU-Elektriker toasten wollen...

Wenn die EVU Elektriker sich an die 5 Sicherheitsregeln halten wird da 
schonmal wenig bis nichts passieren... Heißt natürlich nicht, dass man 
einfach munter einspeisen kann wie man lustig ist, aber im Falle eines 
Freischaltens müsstest du ja das komplette Netz bzw. die komplette Insel 
"mal eben" versorgen, auch das dürfte schwer bis unmöglich werden. 
Zusätzlich werden hier zumindest Arbeiten vorher angekündigt mit einem 
Hinweis, dass einspeisende Geräte während dieser Zeit nicht betrieben 
werden dürfen, wenn man seinem eigenen Aufbau nicht traut oder einfach 
auf Nummer sicher gehen will schaltet man es dann eben komplett aus.

Ich habe gerade auch einen Vergleich eines Wechselrichters auf 
Flyback-Basis mit einem auf Push-Pull-Basis gefunden, und die 
Push-Pull-Version erreicht eine höhere Effizienz (ca. 0.5% bis 1% 
höher). Gleichzeitig ist der THD geringer und Oberwellen sind ebenfalls 
deutlich reduziert im Vergleich zum Flyback. Das scheint also 
tatsächlich das "bessere" Design zu sein.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hm, Du wirst lachen, das weiß ich bis ins letzte Detail gar nicht mehr 
so genau. Der Wechselrichter misst lediglich den Primärstrom und ich 
weiß noch, daß die Auflösung des ADC schon zu gering für wirklich gutes 
MPP-Tracking war bzw. man hätte zwei Versionen nutzen können - volle 
bzw. justierbare Leistung ohne MPP-Tracking oder besseres MPP-Tracking 
bis etwa 25A, nicht die angepeilten 100A. Wenn ich sowas nochmal bauen 
sollte, dann mache ich mir da Gedanken wie man die Leistung genauer 
messen kann, die 10 Bit eines AVR sind für hohe Leistungen zu wenig. Man 
kann entweder eine hohe Spannung oder noch schlimmer einen hohen Strom 
nicht genau genug messen. Entweder anderer Controller mit 16 Bit ADC 
oder extra Schaltkreis dafür.

Was hinten an Strom rauskommt ist dem Ding einigermaßen egal, das habe 
ich als gegeben angesehen. Die ENS überwacht lediglich die Netzspannung 
und Frequenz. Das Ganze funktioniert so, daß die ENS ihre beiden Relais 
hat (zwei falls eines beim Abschalten kleben sollte, die werden auch vor 
dem Einspeisebetrieb geprüft) und den Wandler freigeben muss. Wenn etwas 
aus dem Rahmen fällt (Netzspannung oder Frequenz passt nicht, 
Zwischenkreisspannung zu hoch), werden beide Relais abgeschaltet und die 
Wandlerfreigabe zurückgenommen. Letzteres schaltet alle FET-Treiber ab, 
praktisch 4fache Sicherheit (die beiden Relais, die Vollbrücke am Netz 
kann nicht mehr durchgeschaltet werden und der Wandler kann keine 
Energie mehr an die Sekundärseite liefern).

Was die ENS angeht gibt's zwei Probleme, die man abfangen muss. Erstens 
darf das Ding nicht aus Lust und Langeweile ohne Netz einschalten (die 
Leitungen könnten offen sein und es könnte jemand dranpacken) und das 
zweite ist die Inselnetzbildung während des Einspeisebetriebs. Das muss 
ausreichend schnell festgestellt und abgeschaltet werden.

Ein schöner Test wenn Du das Gerät fertig hast ist, den Wechselrichter 
zusammen mit einer 15W-Glühlampe an eine Steckdosenleiste anzuschließen, 
mit voller Leistung in den Einspeisebetrieb zu gehen und dann den 
Stecker der Steckdosenleiste aus der Wand zu ziehen. Wenn die (weiterhin 
mit dem Wechselrichter verbundene) Glühlampe dabei zum Blitzlicht 
mutiert, dann passt etwas nicht und der Wechselrichter könnte etwa beim 
Auslösen/Defekt einer Sicherung wertvollere Gerät beschädigen, die am 
verbliebenen Teilnetz hängen.

von Jörg B. (joergb2)


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Sowas wie Aktive Clamp hatte ich auch schon probiert, bin aber wieder 
von abgekommen. Dabei baue ich einfache Flybacks durchaus bis 1 kW mit 
ordentlichem Wirkungsgrad. Allerdings nicht Festfrequenz, sondern 
resonant, mit einem Controller wie UC38051, MC33262 oder ähnlich. Ein 
ausreichend groß dimensionertes Polypropylen-C parallel zum Transistor 
fängt die Abschaltspannungsspitzen durch Streuinduktivität ab. Da 
sowieso Nullspannungsschalten, juckt das C auch nicht. Man macht das 
gerade groß genug, das der Transistor nicht in Avalance geht. 
Empfehlungen hier:
-Trafo 1:4, dann kann man primär gut einen 200V-Transistor nehmen, die 
gibt es auch recht niederohmig. Bei höherer Übersetzung wird nur die 
Kopplung wieder schlechter.
-Die Verluste dominieren auf der Primärseite, da muss man den 
Spannungsabfall am Shunt kleinhalten und auch den Transistor möglichst 
niederohmig wählen.
-Ummagnetisierungverluste gehen mehr als quadratisch mit dem Feld. Also 
nicht den Kern zu klein wählen, anstatt RM14 vielleicht besser PM62. Da 
hat man dann auch gleich mehr Platz für dickeren Draht und spart nochmal 
Verluste ein.
-Primär HF-Litze nehmem.
-Kern mit Spalt nehmen, aber den wieder nicht zu groß machen, bei zu 
kleinem AL-Wert wird die Kopplung wieder mieser.
-Aktivgleichrichten ist was für ausgangsseitige Kleinspannungen mit viel 
Strom, bei 400V 1A aus kann man sich den Aufwand getrost sparen.

von Manfred (manniw)


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Ben B. schrieb:
> Was hinten an Strom rauskommt ist dem Ding einigermaßen egal, das habe
> ich als gegeben angesehen.

Also regelst du nicht aktiv nach bzw. beobachtest den Strom sodass 
dieser möglichst sinusförmig aussiehst? Du fährst einfach eine 
vordefinierte Kurve durch und gehst davon aus, dass du einen 
sinusförmigen Strom einspeist?

Ben B. schrieb:
> Was die ENS angeht gibt's zwei Probleme, die man abfangen muss. Erstens
> darf das Ding nicht aus Lust und Langeweile ohne Netz einschalten (die
> Leitungen könnten offen sein und es könnte jemand dranpacken) und das
> zweite ist die Inselnetzbildung während des Einspeisebetriebs. Das muss
> ausreichend schnell festgestellt und abgeschaltet werden.

Das ist im AppNote auch beschrieben, und was Software angeht bin ich 
auch erfahrener als was den Bau von Schaltnetzteilen angeht ;) Wenn die 
Hardware erstmal steht ist der Rest "einfach".

von Alexander S. (esko) Benutzerseite


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Mark S. schrieb:
> Nach meiner Erfahrung ist beim Flyback der Übertrager der "elephant in
> the room". Er trägt die meisten Verluste bei, die sich zusammensetzen
> aus Streufeldverlusten, Kupferverlusten infolge Skin- und
> Proximity-Effekt sowie den Ummagnetisierungsverlusten im Kern.
> [...] Für all dies zusammen ein passendes Softwaretool ist mir
> noch nicht untergekommen.

Magtool kann Kern- und Kupferverluste (RMS, Skin, Proximity) berechnen. 
Leider wüsste ich nicht, wie man an diese Software von Prof. Albach 
kommt.

Anwendung: https://d-nb.info/1031129944/34

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