Forum: Platinen Wie kann man die Glasseidenfasern aus Kopfhörerkabeln zum Löten entfernen?


von Peter K. (beschtler)


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Viele Kopfhörerkabel enthalten feine Litzen, die mit Glasseidenfasern 
verdrillt sind, um so eine Zugentlastung der Litzen zu haben.
Diese Litzen lassen sich nicht richtig löten, solange die Fasern darin 
sind.
Leider haben die Fasern einen höheren Schmelzpunkt als der Lack um die 
Litzen, sodass thermische Entfernung nicht zielführend ist.
Mein Lötkolben wird noch nicht einmal so heiß, dass er die Fasern zum 
Schmelzen bringen kann.
Bisher habe ich daher immer aufwendig unter einer Lupe die Fasern 
voneinander getrennt und dann mit einer feinen Schere abgetrennt.
Danach lässt sich dann der Kupferlackdraht verzinnen.
Weiß jemand, wie man die Glasseide einfacher entfernen kann?
Die Industrie muss diese Kabel ja auch irgendwie verarbeiten.

: Verschoben durch Moderator
von Gerald K. (geku)


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Fasern mit einer feinen Pinzette unter einem Mikroskop trennen. 
Kupferfasern lassen sich dauerhaft wegbiegen, Glasfaser dagegen gehen in 
die Ausgangslage zurück.
Vielleicht würde auch feiner starker Luftstrahl helfen? Der Luftstrahl 
hebt die Vetdrillung auf, trennt die Fasern und biegt die Kupferfasern 
dauerhaft um.

Aber Vorsicht, die feinen Glasfaserstückchen gut entsorgen und nicht 
einatmen!

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7452401 wurde vom Autor gelöscht.
von Peter K. (beschtler)


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Ja, wie ich schon geschrieben hatte, mache ich es bisher so.
Allerdings glaube ich nicht, dass die Industrie das auch so macht, das 
wäre selbst für billige ostasiatische Arbeitskräfte zu aufwändig.

von Steffen W. (derwarze)


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Früher habe ich bei CUL zum Löten diesen Trick verwendet:
Ummantelung entfernen, geht ja meist verhältnismäßig leicht.
Kleines feuerfestes Näpfchen möglichst weit mit Spiritus füllen. und zum 
Schutz auf großen Teller stellen.
Spiritus anzünden. Litze in die Flamme halten bis der Draht anfängt zu 
glühen. Den richtigen Punkt zu treffen ist Erfahrungs-, Gefühlssache. 
Muss man ausprobieren.
Dann die heiße Litze schnell in den Spiritus tauchen. Spiritus 
ablöschen, Zb indem man einen Deckel auf das Näppel legt.
Litze rausziehen und leicht durch sehr feines Schmirgelleinen ziehen. In 
Kolponiumlösung oder ähnliches Flussmittel baden und verzinnen.

Mit Kopfhörerleitungen hab ich es noch nicht Probiert, hatte meist 
umsponnene Litzen, könnt aber durchaus da funktionieren. Muss man aber 
vorher erst mal an Schrottlitzen üben, auf Anhieb wirds nicht gleich 
funktionieren.
Und natürlich Brandschutz beachten! Wassereimer oä. breithalten. Am 
besten im Freien machen. Stellt man sich nicht wie ein ungeschickter 
Grobmotoriker an geht das ohne Brandschäden.

: Bearbeitet durch User
von Ge L. (Gast)


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Steffen W. schrieb:
> Früher habe ich bei CUL zum Löten diesen Trick verwendet:
> Ummantelung entfernen, geht ja meist verhältnismäßig leicht.
> (...)

Diese Methode kenne ich für HF-Litze mit Baumwollisolierung, wie man sie 
früher in MW-Radios verwendet hat. Bist Du sicher, dass man so die 
Glasfasern verbrannt bekommt, bevor das Kupfer wegoxidiert ist?


Ich würde solche verstärkten Litzen am ehesten crimpen. Dann bleibt die 
Zugfestigkeit bis zur Verbindung erhalten.

von Kilo S. (kilo_s)


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Soul E. schrieb:
> Ich würde solche verstärkten Litzen am ehesten crimpen. Dann bleibt die
> Zugfestigkeit bis zur Verbindung erhalten.

Das geht nur schlecht, die einzelnen Litzen von dem Zeug sind meistens 
lackiert.

Ich tauche die Enden solcher Litzen einfach großzügig in Lötzinn, völlig 
egal ob die Fasern dabei erhalten Bleiben, so lange das Ende vollständig 
verzinnt ist.

von Flip B. (frickelfreak)


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die industrie macht es auch so, die fasern werden einfach.mit in die 
lötstelle gesteckt. offenbar funktionierts, kein operieren unterm 
mikroskop notwendig

von Steffen W. (derwarze)


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Soul E. schrieb:
> früher in MW-Radios verwendet hat. Bist Du sicher, dass man so die
> Glasfasern verbrannt bekommt, bevor das Kupfer wegoxidiert ist?

Habs mit solchen Kabel noch nicht probiert. Könnte aber sein das dann 
wenn die Litzen blank sind die trotz Glasfäden Zinn annehmen und lötbar 
sind und die Glasfädel nicht groß stören.
Crimpen dürfte bei Lackisolierten Litzen wenig bringen, der Lack muss 
vorher ab.

von Harald K. (kirnbichler)


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Wieso sollten das eigentlich Glasfasern sein? Die brechen doch sofort, 
und sind vor allem kaum auf Zug belastbar -- ich weiß nicht, ob es, 
abgesehen von Spuckefäden etwas gibt, was sich noch weniger als 
Zugentlastung für Kopfhörerkabel eignen könnte.

von Peter K. (beschtler)


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@Harald K.
google doch einfach mal nach Glasseide.

: Bearbeitet durch User
von Udo S. (urschmitt)


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Harald K. schrieb:
> Die brechen doch sofort,
> und sind vor allem kaum auf Zug belastbar

Warum gibt es dann GFK?
Gerade auf Zug sind sie belastbar.

von Peter K. (beschtler)


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Hier mal ein Foto vom Kabel meines Headsets.
Es hat fünf verschiedene kupferlacklitzen, die mit Seidenfasern 
verdrillt sind und außerdem befinden sich noch Fasern um das ganze 
Bündel herum.

von Peter K. (beschtler)


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Udo S. schrieb:
> Warum gibt es dann GFK?
> Gerade auf Zug sind sie belastbar.

Genau: GFK steht für Glasfaser! verstärkten Kunstoff

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Für solche Zwecke werden auch gerne Aramidfasern eingesetzt, Markenname 
z.B. Kevlar.

von Wf88 (wf88)


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Feuerzeug. Geht wunderbar, das Lackdraht kann danach, mit Flussmittel, 
gelötet werden.

Thermisch funktioniert.

von Peter K. (beschtler)


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Wf88 schrieb:
> Feuerzeug. Geht wunderbar

Hatte ich auch versucht.
Damit kann ich die Glasfasern verbrennen.
Allerdings sind die Drähte so dünn, dass sie gleich mit verbrennen und 
wenn sie nicht verbrennen, dann nehmen sie das Lötzinn nur noch schlecht 
an.
Mechanisch kann man bei Drähten von 5/100 mm Durchmessern kaum noch 
etwas machen.
Ich hatte es auch mit einem 450°C Lötbad versucht, aber das war zu wenig 
für die Fasern.
Wenn man mit dem Lötkolben die Lackisolierung wegschmilzt und mechanisch 
das Lötzinn auf den Litzenenden einreibt, dann bekommt man so etwas wie 
ein mit Fasern durchsetztes lötbares Ende.
Die Lötstellen sehen aber nicht sehr langzeitstabil aus.
Wenn ich die Fasern unter dem Mikroskop auseinanderfizzle, dann bekommt 
man ein schönes Ergebnis.

von Hp M. (nachtmix)


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von Peter K. (beschtler)


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Interessanter Link.
Allerdings geht es da um Textilfasern und es wird erwähnt, dass diese 
durch hohe Temperaturen beschädigt werden können.
In meinem Fall sind es feine Litzen und sehr temperaturresistente 
Glasseide.
Ich werde weiterhin bei meinem Mikroskopverfahren bleiben.
So oft muss ich ja solche Kabel nicht löten und dann brauche ich halt 
eine halbe Stunde, bis ich so ein Kabel sauber angebracht habe.

von Wolle G. (wolleg)


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Peter K. schrieb:
> Wf88 schrieb:
>> Feuerzeug. Geht wunderbar

> Damit kann ich die Glasfasern verbrennen.

Das sollte eigentlich ein Zeichen dafür sein, dass es sich NICHT um 
Glasfasern handelt.
Glas schmilzt bei ca. 1400°C.
Brennendes Glas (Siliziumdioxid) habe ich noch nicht gesehen.

von Gerald K. (geku)


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Wolle G. schrieb:
> Peter K. schrieb:
>> Wf88 schrieb:
>>> Feuerzeug. Geht wunderbar
>
>> Damit kann ich die Glasfasern verbrennen.
>
> Das sollte eigentlich ein Zeichen dafür sein, dass es sich NICHT um
> Glasfasern handelt.
> Glas schmilzt bei ca. 1400°C.
> Brennendes Glas (Siliziumdioxid) habe ich noch nicht gesehen.

Da ist Kupfer schon längst weggeschmolzen und wegoxidiert.

von Peter K. (beschtler)


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Wolle G. schrieb:
> Peter K. schrieb:
>> Wf88 schrieb:
>>> Feuerzeug. Geht wunderbar
>
>> Damit kann ich die Glasfasern verbrennen.
>
> Das sollte eigentlich ein Zeichen dafür sein, dass es sich NICHT um
> Glasfasern handelt.
> Glas schmilzt bei ca. 1400°C.
> Brennendes Glas (Siliziumdioxid) habe ich noch nicht gesehen.

Sorry, da habe ich mich falsch ausgedrückt.
Die Glasfasern verbrennen nicht, sondern leuchten in der Flamme kurz auf 
auf und schmelzen dann weg.
Ich vermute, dass sich sehr dünne Fasern doch anders verhalten als echte 
Schmelzen.
Hier https://www.r-g.de/wiki/Glasfasern steht, Glasfasern sind bis 400°C 
hitzefest.

von Ingo W. (uebrig) Benutzerseite


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Peter K. schrieb:
> Die Glasfasern verbrennen nicht, sondern leuchten in der Flamme kurz auf
> auf und schmelzen dann weg.
> Ich vermute, dass sich sehr dünne Fasern doch anders verhalten als echte
> Schmelzen.

Wahrscheinlich liegt es an der niedrigen Wärmeleitfähigkeit und 
Wärmekapazität, dass die Glasfasern in der Flamme schneller eine hohe 
Temperatur erreichen als die Kupferdrähte.
Auf jeden Fall schon mal eine nützliche Erkenntnis - Danke!

von Hp M. (nachtmix)


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Peter K. schrieb:
> Weiß jemand, wie man die Glasseide einfacher entfernen kann?

Flußsäure löst Glas auf.
Ich würde aber dreimal lieber die Litzen auseinanderpulen als mit 
Flußsäure zu hantieren, denn das ist ein richtiges Teufelszeug.
Obwohl das chemisch gesehen eine schwache Säure ist, sind selbst 
kleinste Verätzungen damit medizinische Notfälle und größere 
lebensgefährlich.

https://de.wikipedia.org/wiki/Flusss%C3%A4ure

von Jack V. (jackv)


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Hp M. schrieb:
> Flußsäure löst Glas auf.

Und die Drähte gleich mit. Insofern scheint mir alleine die Erwähnung 
von HF hier etwas sinnfrei zu sein.

von Hp M. (nachtmix)


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Jack V. schrieb:
> Und die Drähte gleich mit

Dummes Zeug!

von Jack V. (jackv)


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Hp M. schrieb:
> Dummes Zeug!

Stimmt, mein Fehler. Sorry dafür.

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