Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik LM358 Schmitttrigger verzerrtes Ausgangssignal


von Erik M. (em1)


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Hallo Zusammen,

ich habe hier einen Schmitttrigger aus einem LM358N(ST) bzw. LM358P(TI) 
nach dem Schematic im Anhang auf einem Steckbrett aufgebaut. Die 
Schaltschwellen sollten bei etwa 1V und etwa 3V liegen. Als ich mir die 
Schaltung mit dem Oszi angesehen habe ist mir aufgefallen, dass der 
LM358P kein richtiges Rechteck am Ausgang liefert(gelbe Kurve), sondern 
das dieses stark verzerrt ist. Am Eingang liegt bei beiden ein 
Dreiecksignal an(gelber Kurve).

Mir ist klar, dass man so eine Schaltung normalerweise mit einem 
Komparator aufbauen würde, hatte aber gerade nur diese beiden OPVs 
herumliegen.

Hat jemand eine Idee woher die Unterschiede in den Kurven kommen? Ich 
habe in den Datenblättern nichts gefunden was darauf hindeuten würde.

Viele Grüße
EM

von Motopick (motopick)


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> einen Schmitttrigger

Trenn doch einfach mal die Mitkopplung auf, und miss nochmal.
Die Frequenz des Eingangssignals sollte 1 kHz nicht wesentlich
ueberschreiten.

von Mani W. (e-doc)


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C auf der Versorgungsspannung?

von Erik M. (em1)


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Ja, 100uF Elko.

von Michael B. (laberkopp)


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Erik M. schrieb:
> Hat jemand eine Idee woher die Unterschiede in den Kurven kommen?

Dass die Kurven kein sauberes Techteck sind sondern so mit dem 
Eingangssignal mitgehen, liegt an dem Mitkopplungswiderstand, denn der 
bewirkt je nach Eingangsspannung unterschiedlich viel Strom aus dem 
Ausgang und insbesondere unter 0.7V kann der LM358 nur Mikroampere 
ableiten.

Dass die Kurven trotz gleicher (ausreichend geringer, bei 10kHz sähe das 
anders aus) Frequenz und Spannung so unterschiedlich sind deutet 
offenbar auf unterschiedliche Chips hin (denn du sagst es ist dieselbe 
Schaltung), der eine kann einen niederohmigeren Ausgang bereitstellen 
als der andere.

Der LM358 ist halt der allerbilligste aller OpAmps, da darf man keine 
grossen Ansprüche stellen, jeder Hetsteller versucht Kosten zu sparen. 
Mit einem LMC6462 sähe das besser aus.

von Erik M. (em1)


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Motopick schrieb:
>> einen Schmitttrigger
>
> Trenn doch einfach mal die Mitkopplung auf, und miss nochmal.
> Die Frequenz des Eingangssignals sollte 1 kHz nicht wesentlich
> ueberschreiten.

Was meinst du mit Auftrennen? Die Frequenz im Bild müssten 10Hz sein 
wenn ich micht nicht irre.

von Erik M. (em1)


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Michael B. schrieb:
> Dass die Kurven trotz gleicher (ausreichend geringer, bei 10kHz sähe das
> anders aus) Frequenz und Spannung so unterschiedlich sind deutet
> offenbar auf unterschiedliche Chips hin (denn du sagst es ist dieselbe
> Schaltung), der eine kann einen niederohmigeren Ausgang bereitstellen
> als der andere.


Das die Signale nicht umwerfend sind hatte ich schon erwartet. Ich war 
nur verwundert das es solche Unterschiede gibt, obwohl es ja die 
gleichen Chips sind oder liege ich hier falsch?

von H. H. (Gast)


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Erik M. schrieb:
> Das die Signale nicht umwerfend sind hatte ich schon erwartet. Ich war
> nur verwundert das es solche Unterschiede gibt, obwohl es ja die
> gleichen Chips sind oder liege ich hier falsch?

Die unterscheiden sich schon.

Schon im Datenblatt findet man unterschiedliche Stromsenken am Ausgang.

von Motopick (motopick)


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> Was meinst du mit Auftrennen?

Jo mei: Entferne R1.

Der Rest ist halt der uebliche Single-Supply-Murks.
In der Naehe der Railspannungen kann der OV halt nicht
richtig "liefern". Ich habe fuer meine "Anfangsuebungen"
seinerzeit immer bipolar versorgt und auch nicht den
"schrottigsten" OV verwendet, sondern den guten™ µA709
in seiner regionalen Form: A109.
Damit hat Mann dann solche Dreckeffekte nicht.

von H. H. (Gast)


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Motopick schrieb:
> und auch nicht den
> "schrottigsten" OV verwendet, sondern den guten™ µA709
> in seiner regionalen Form: A109.
> Damit hat Mann dann solche Dreckeffekte nicht.

Selten so gelacht.

von Motopick (motopick)


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> Selten so gelacht.

An so "eirige" Rechtecke kann ich mich jedenfalls nicht erinnern.

von Jens G. (jensig)


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Erik M. schrieb:
> Schaltschwellen sollten bei etwa 1V und etwa 3V liegen. Als ich mir die
> Schaltung mit dem Oszi angesehen habe ist mir aufgefallen, dass der
> LM358P kein richtiges Rechteck am Ausgang liefert(gelbe Kurve), sondern
> das dieses stark verzerrt ist. Am Eingang liegt bei beiden ein
> Dreiecksignal an(gelber Kurve).

Der TI-Typ hat daselbe Problem, nur liegt sein "empfindlicher Bereich" 
wohl bei leicht anderen Konstellationen. Denn wenn Du Dir Figure 6.47 im 
TI-Datenblatt anschaust (beim ST sieht man praktisch daselbe), dann 
siehst Du, daß der Ausgang bei L-Pegel zw. 0,1V und 1V und einem 
Sinkstrom von reichlich 20µA sehr hochohmig ist (sehr große U-Änderung 
bei kleinster I-Änderung). Da geht er bei jeder kleinen Laständerung mit 
der angelegten Spannung mit. Und die angelegte Spannung ist in dem Falle 
dann das Dreieck.
Das ganze hängt dann vom konkreten Wert der Widerstände ab, bzw. dem 
daraus resultierenden Strom um die Schaltschwellen herum, auf den die 
beiden halt leicht unterschiedlich reagieren.
Also alles working as designed ...

: Bearbeitet durch User
von Erik M. (em1)


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Danke, das ergibt für mich Sinn. Ich frage mich dann nur, wie sich die 
Last(bzw. Sinkcurrent) so gleichmäßig ändern kann, dass die 
Ausgangsspannung in jeder Periode gleich aussieht.

Ich habe mal einen 1k Widerstand als Last an den Ausgang gelegt. Da 
sieht die Kurve gleich viel besser aus.

von Jens G. (jensig)


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Erik M. schrieb:
> Danke, das ergibt für mich Sinn. Ich frage mich dann nur, wie sich die
> Last(bzw. Sinkcurrent) so gleichmäßig ändern kann, dass die
> Ausgangsspannung in jeder Periode gleich aussieht.

Warum soll die denn nicht jedesmal gleich aussehen?

von Werner H. (werner45)


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Bezeichnend ist, daß ALLE immer wieder in die selbe Falle tappen, indem 
sie OpVs alter Bauart konsequent mit viel zu KLEINER Spannung in 
Single-Supply-Versorgung betreiben! Alle diese Verstärker waren durchweg 
für ± 15V bzw ± 18V-Versorgung ausgelegt, konnten aber auch mit ±9V 
auskommen. Die unteren internen Konststantstromquellen können einfach 
nicht korrekt funktionieren, wenn sie statt auf die negative Versorgung 
gelegt auf MASSE geknallt werden.

Mit ±15V arbeitet sogar der verlachte 709er tadellos, wenn man die 
Phasenkompensation halbwegs beherrscht. Damit wurden seinerzeit die 
kompliziertesten Analogrechner funktionsfähig aufgebaut, es gab ja nur 
wenig  alternative Chips.

Warum ist es heute so ein riesiges Problem, eine negative 
Spannungsversorgung  zusätzlich vorzusehen, die Regelchips gibt es doch 
auch schon seit Jahrzehnten.

von Motopick (motopick)


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Er meint wohl die Halbperiode. :)

von Motopick (motopick)


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> Mit ±15V arbeitet sogar der verlachte 709er tadellos, wenn man die
> Phasenkompensation halbwegs beherrscht. Damit wurden seinerzeit die
> kompliziertesten Analogrechner funktionsfähig aufgebaut, es gab ja nur
> wenig  alternative Chips.

+++

Naja schon: µA702, µA725, µA741, к140уd8 um mal einige zu nennen.
Aber spottbillig war nur der 709.

von Jens G. (jensig)


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Werner H. schrieb:
> Mit ±15V arbeitet sogar der verlachte 709er tadellos, wenn man die
> Phasenkompensation halbwegs beherrscht. Damit wurden seinerzeit die
> kompliziertesten Analogrechner funktionsfähig aufgebaut, es gab ja nur
> wenig  alternative Chips.

Auch bei ±15V ist das Verhalten des LM358 fast deckungsgleich, nur daß 
der Bezugspegel dann irgendwo dazwischen liegt. Und dann muß er 
möglicherweise auch noch etwas gegen die pos. wie auch neg. Überspannung 
des Rechtecks tun
Und wenn es nicht um Präzision geht, dann ist das rechteck gut genug. 
Ansnsten nimmt man sich eben einen ordentlichen R2R-OPV.

> Warum ist es heute so ein riesiges Problem, eine negative
> Spannungsversorgung  zusätzlich vorzusehen, die Regelchips gibt es doch
> auch schon seit Jahrzehnten.

Tja, ist eben Zusatzaufwand ...

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Um einen halbwegs sauberen Low-Pegel zu liefern, muss der Ausgang des
LM358 2,14V / 25kΩ = 86µA aufnehmen können. Der LM358 von TI kann aber
bei Ausgangsspannungen unterhalb von 0,5V nur maximal 50µA (gerade
gemessen), lt. Datenblatt sogar noch weniger. Beim LM358 von ST sind es
maximal 90µA (ebenfalls gemessen), was etwas über den 86µA liegt und
damit gerade so ausreicht.

Halbierst du die Widerstände, wird auch der ST ähnliche Effekte zeigen.

Verdoppelst du die Widerstände, wird auch beim TI das Ausgangssignal
einigermaßen gut aussehen.

Eine leichte Verzerrung des Ausgangssignals wird aber bei jedem Opamp
auftreten. Das liegt einfach daran, dass bei dieser Schaltung die
Belastung des Ausgangs vom Eingangssignal abhängt, der Opamp nicht
gegengekoppelt ist und die Ausgangsimpedanz bei keinem Opamp perfekt 0
ist. Du kannst diesen negativen Einfluss des Eingangssignal beseitigen,
indem du den Schmitt-Trigger invertierend statt nichtinvertierend
aufbaust.

H. H. schrieb:
> Schon im Datenblatt findet man unterschiedliche Stromsenken am Ausgang.

In welchem Datenblatt? In den aktuellen Datenblättern von TI und ST sind
in den Prinzipschaltbildern jeweils 50µA angegeben, und auch die
Diagramme für den Output-Sink-Current sehen in beiden Datenblättern
gleich aus.

Stefan F. schrieb:
> Wie kommt man denn auf dieses Ergebnis? Bei mir ergibt das 86µA.

: Bearbeitet durch Moderator
von Stefan F. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> 2,14V / 25kΩ = 86mA

Wie kommt man denn auf dieses Ergebnis? Bei mir ergibt das 86µA.

von H. H. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> H. H. schrieb:
>> Schon im Datenblatt findet man unterschiedliche Stromsenken am Ausgang.
>
> In welchem Datenblatt?

TI, Rev März 2022, S.26.

ST, Rev 15 v Nov 2017, S.2.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Stefan F. schrieb:
> Wie kommt man denn auf dieses Ergebnis? Bei mir ergibt das 86µA.

Ja, es sollte natürlich überall µA statt mA heißen. Da war wohl die
AltGr-Taste gerade etwas schwergängig ;-)

Danke für den Hinweis, hab's gleich korrigiert.

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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H. H. schrieb:
> TI, Rev März 2022, S.26.
>
> ST, Rev 15 v Nov 2017, S.2.

Das Schaltbild von TI mit den 120µA bezieht sich auf den LM358B, der
wohl eine etwas modernere Variante des LM358 ist. Bei ST sind, wie ich
schon schrieb, 50µA angegeben.

Geht man von diesen Werten aus, sollte der ST verzerren und der TI
nicht. Beim TE und auch bei meinem Versuch ist es aber genau
andersherum. Deswegen hätte ich erwartet, dass im ST-Datenblatt ein
deutlich größerer Wert als 50µA steht.

von H. H. (Gast)


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Yalu X. schrieb:
> Das Schaltbild von TI mit den 120µA bezieht sich auf den LM358B, der
> wohl eine etwas modernere Variante des LM358 ist.

Hatte ich übersehen. Danke für Aufklärung.

von Jens G. (jensig)


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Yalu X. schrieb:
> Geht man von diesen Werten aus, sollte der ST verzerren und der TI
> nicht. Beim TE und auch bei meinem Versuch ist es aber genau
> andersherum. Deswegen hätte ich erwartet, dass im ST-Datenblatt ein
> deutlich größerer Wert als 50µA steht.

Tja, so ist das eben mit den typischen DB-Werten ...

von Clemens L. (c_l)



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Yalu X. schrieb:
> Geht man von diesen Werten aus, sollte der ST verzerren und der TI
> nicht. Beim TE und auch bei meinem Versuch ist es aber genau
> andersherum.

Hast du denn den LM358 oder den LM358B getestet?

(Ich habe gehört, dass TI im Zuge der Umstellung auf 300-mm-Wafer das 
LM358-Die auch für den LM358 verwenden will, aber diese Umstellung ist 
wohl noch nicht abgeschlossen.)

Und das Limit der Stromsenke ist auch von der Versorgungsspannung 
abhängig. (Quelle: 
https://www.ti.com/document-viewer/lit/html/SLOA277B/GUID-E0B42559-D603-46BA-AD96-C66D5F24B462)

von Yalu X. (yalu) (Moderator)


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Clemens L. schrieb:
> Hast du denn den LM358 oder den LM358B getestet?

Den ohne B.

Wenn die Stromsenke des LM358B tatsächlich 120µA kann (wie im Datenblatt 
gezeigt), sollte mit diesem Typ das Ausgangssignal mindestens so gut 
aussehen wie beim LM358 von ST. Ich habe leider keinen LM358B vorrätig, 
um das auszuprobieren.

von Thomas S. (thom45)


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Hallo Erik,

Erik M. schrieb:
> Hallo Zusammen,
>
> ich habe hier einen Schmitttrigger aus einem LM358N(ST) bzw. LM358P(TI)
> nach dem Schematic im Anhang auf einem Steckbrett aufgebaut. Die
> Schaltschwellen sollten bei etwa 1V und etwa 3V liegen. Als ich mir die
> Schaltung mit dem Oszi angesehen habe ist mir aufgefallen, dass der
> LM358P kein richtiges Rechteck am Ausgang liefert(gelbe Kurve), sondern
> das dieses stark verzerrt ist. Am Eingang liegt bei beiden ein
> Dreiecksignal an(gelber Kurve).

Ich sehe dieses Dreiecksignal als Input mit grüner Farbe.
Gelb ist der relativ steilflankige Output.

> Mir ist klar, dass man so eine Schaltung normalerweise mit einem
> Komparator aufbauen würde, hatte aber gerade nur diese beiden OPVs
> herumliegen.

Das kommt ganz drauf an welche Flankensteilheit am Ausgang man erwartet.

> Hat jemand eine Idee woher die Unterschiede in den Kurven kommen? Ich
> habe in den Datenblättern nichts gefunden was darauf hindeuten würde.

Ein Kondensator zwischen +Ub und GND ist stets zu empfehlen. Generell 
beim IC ein Keramik-Kondensator mit z.B. 100 nF und am Eingang der 
Platine (wenn die Schaltung umfassend grösser ist) ein Elko mit z.B. 
etwa 10 oder 100 uF, ebenfalls zwischen dem selben +Ub und GND. Bei 
höher frequenten Anwendungen empfiehlt es parallel zum Elko auch ein 
Keramik-Kondensator, zur sicheren Stabilität der Schaltung.

> Viele Grüße
> EM

Ebenfalls viele Grüsse
                        Thomas

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