Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Triac ersetzen - Auf was ist zu achten


von Timo N. (tnn85)


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Ich hatte nun schon häufiger Reparaturen an Werkzeugen, Haushaltsgeräten 
etc, bei denen ich den Triac ersetzt habe. Meist ersetze ich die Triacs 
dann genau durch den gleichen Typ mit gleichem Current rating, gleichem 
Voltage rating und gleicher Sensitivität für den Triggerstrom.

Der große Standard sind ja die BTA/BTB Typen von STM.

Klar muss es bei Ersatz auch wieder ein isolierter (BTA) oder nicht 
isolierter (BTB) sein. Auch Snubberless oder Standard sollte man wieder 
den gleichen Typ verwenden.

Was ich mich frage ist, welche Nachteile es z.b. hat, wenn ich
- beim Current rating I_T (06 - 16A)
- beim Voltage rating V_DRM (600 oder 800V)
- bei der Sensitivität I_H (50mA - 5mA)

einfach einen mit höheren Werten (Strom und Spannung) oder niedrigeren 
Werten (Sensitvität) einsetze, die die Anforderungen für die Anwendung 
dann ja in jedem Fall übertreffen sollten.

Beispiel: Ich muss einen BTA06-600SW ersetzen. Kann ich dann ohne 
Weiteres einen BTA16-800TW nehmen, der ein höheres Current rating, ein 
höheres Spannungsrating und eine niedrigere Sensitivität hat?
Oder birgt das Nachteile, die so nicht gleich ersichtlich sind?

von Εrnst B. (ernst)


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Timo N. schrieb:
> Ich muss einen BTA06-600SW ersetzen. Kann ich dann ohne
> Weiteres einen BTA16-800TW nehmen,

Um das mit deinem eigenen Text zu beantworten:

Timo N. schrieb:
> Auch Snubberless oder Standard sollte man wieder
> den gleichen Typ verwenden.


Ansonsten: Mehr Strom und Spannung geht immer, mit der Sensitivität wäre 
ich vorsichtig. Da in der gleichen Region bleiben, oder 
Ansteuer-Schaltung begutachten und verstehen...

von Michael B. (laberkopp)


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Timo N. schrieb:
> beim Voltage rating V_DRM (600 oder 800V)

Man sollte immer auf 800V statt 600V gehen, keine Nachteile. Dann kann 
ein 300V~ VDR den TRIAC vor Überspannung schützen.

> beim Current rating I_T (06 - 16A)

Je mehr Strom der TRIAC verträgt, je grösser sind üblicherweise auch 
Haltestrom und Zündstrom, aber auch Robustheit. Also 
Datenblattvergleich, eine Stufe höher (z.B. 10A statt 8A) geht als 
Ersatz meistens, aber gleich 25A wird mehr Probleme machen als es löst.

> bei der Sensitivität I_H (50mA - 5mA)

Empfindlichere TRIACs neigen auch zu mehr Fehlzündungen und sind weniger 
immun gegen dU/dt, bleiben also manchmal bei induktiven Lasten einfach 
an.

Es kann ok sein, 1 Stufe empfindlicher zu werden (z.B. 35mA statt 50mA) 
aber gleich 5mA zu nutzen kann mehr Probleme bringen als es löst.

Wenn der TRIAC mit einer Feinsicherung vor Kurzschluss auf 
Verbraucherseite geschützt ist, muss I2t des TRIAC grösser sein als I2t 
der Sicherung. Manchmal reicht die Auslegung auch in kommerziellen 
Schaltungen nicht aus.

von Timo N. (tnn85)


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Εrnst B. schrieb:
> Um das mit deinem eigenen Text zu beantworten:

Hab ich das mit meinem eigenen Text beantwortet?

Εrnst B. schrieb:
> Ansonsten: Mehr Strom und Spannung geht immer, mit der Sensitivität wäre
> ich vorsichtig. Da in der gleichen Region bleiben, oder
> Ansteuer-Schaltung begutachten und verstehen...

Ja. Deswegen mein Beispiel mit einem SW und TW. Der SW hat 10mA 
Triggerstrom und der TW nur 5mA.  Die Frage ob das dann Probleme macht.

Michael B. schrieb:
> Man sollte immer auf 800V statt 600V gehen, keine Nachteile. Dann kann
> ein 300V~ VDR den TRIAC vor Überspannung schützen.

Ok. Gut zu wissen.

Michael B. schrieb:
>> beim Current rating I_T (06 - 16A)
>
> Je mehr Strom der TRIAC verträgt, je grösser sind üblicherweise auch
> Haltestrom und Zündstrom, aber auch Robustheit. Also
> Datenblattvergleich, eine Stufe höher (z.B. 10A statt 8A) geht als
> Ersatz meistens, aber gleich 25A wird mehr Probleme machen als es löst.
>
>> bei der Sensitivität I_H (50mA - 5mA)
>
> Empfindlichere TRIACs neigen auch zu mehr Fehlzündungen und sind weniger
> immun gegen dU/dt, bleiben also manchmal bei induktiven Lasten einfach
> an.
>
> Es kann ok sein, 1 Stufe empfindlicher zu werden (z.B. 35mA statt 50mA)
> aber gleich 5mA zu nutzen kann mehr Probleme bringen als es löst.
>
> Wenn der TRIAC mit einer Feinsicherung vor Kurzschluss auf
> Verbraucherseite geschützt ist, muss I2t des TRIAC grösser sein als I2t
> der Sicherung. Manchmal reicht die Auslegung auch in kommerziellen
> Schaltungen nicht aus.

Ok, d.h. aber z.b. BTA06-600SW durch BTA08-800TW ersetzen wäre noch ok.
(Ich weiß jetzt nicht, ob es diesen Typ überhaupt gibt, aber es sollte 
klar sein was ich meine).

Woran erkenne ich an der Vorbeschaltung (z.b. mit DIAC DB3), welche 
Sensitivität (Richtung unempfindlicher) noch geeignet ist?

von Michael B. (laberkopp)


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Timo N. schrieb:
> Woran erkenne ich an der Vorbeschaltung (z.b. mit DIAC DB3), welche
> Sensitivität (Richtung unempfindlicher) noch geeignet ist?

Richtung unempfindlicher sollte man wohl nicht gehen.

Beim DIAC durfte es wenig Probleme geben, aber gesteuert gibt es einen 
Gate-Vorwiderstand der den Zündstrom begrenzt.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Timo N. schrieb:
> Ich muss einen BTA06-600SW ersetzen. Kann ich dann ohne
> Weiteres einen BTA16-800TW nehmen, der ein höheres Current rating, ein
> höheres Spannungsrating und eine niedrigere Sensitivität hat?

Umgekehrt: TW 5mA / SW 10mA Gatestrom.

Aber:
Michael B. schrieb:
> Empfindlichere TRIACs neigen auch zu mehr Fehlzündungen und sind weniger
> immun gegen dU/dt, bleiben also manchmal bei induktiven Lasten einfach
> an.

Genau das hat mir vor ein paar Jahren Ärger gemacht, die Lastintegrale 
beim TW sind deutlich geringer als beim SW und das Ding hat halb 
gezündet anstatt abzuschalten! Ich hatte sie zufällig da und nicht 
weiter nachgedacht, bis dann die Sicherungen flogen, induktive Last.

Michael B. schrieb:
> Beim DIAC durfte es wenig Probleme geben, aber gesteuert gibt es einen
> Gate-Vorwiderstand der den Zündstrom begrenzt.

Ich musste mal BTA08-700TW besorgen lassen, weil das Kondensatornetzteil 
des Gerätes keinen höheren Gatestrom hergeben will!

von Timo N. (tnn85)


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Manfred P. schrieb:
> Umgekehrt: TW 5mA / SW 10mA Gatestrom.

Ja. Ich hab leider "niedrigere Sensitivität" geschrieben. Ich meinte 
aber nur, dass sich der Gatestrom verringern kann. Die Sensitivität wird 
mit kleinerem Gatestrom natürlich auch größerer.


Alles in allem (wenn ich so die Erfahrungsberichte und Aussagen 
zusammenfassen kann) scheint es dann doch nicht so sinnvoll, wenn man 
bei der Sensitivität Veränderungen vornimmt.

Also höhere Spannung ok, höherer Strom auch in Maßen ok. Aber 
Sensitivität beibehalten (wenn die werksseitige nicht falsch ausgelegt 
war).

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