Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik NAD Verstärker Stby Netzteil Problem


von Thomas R. (thomasr)


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Vor etwa zwei Jahren brachte mir ein Freund seinen NAD C375BEE 
Verstärker zur Reparatur vorbei. Der Verstärker ließ sich zwar 
einschalten jedoch nach einer Sekunde schaltete er sich wieder aus ohne 
jede Fehleranzeige. Offensichtlich schaltete die analoge 
Spannungsversorgung die digitale (Standbynetzteil) zu früh ab. Da die 
Zeit drängte und das Gerät schlecht mit der Post versandt werden kann 
(Gewicht!!) wurde das Problem "auf die Schnelle" mit einem 10µF parallel 
zum Optokoppler (Pin 1/2) des StandBy Netzteils gelöst. Offensichtlich 
verlangsamte sich damit der Spannungsanstieg dort, so daß genügend Zeit 
blieb für die Überleitung zu analoger Versorgung.

Nun tritt das Problem aber erneut auf und Kondensatoren an dieser Stelle 
helfen nicht weiter. Leider ist das Gerät außer Reichweite und ein 
Versand wäre recht aufwändig. (Unbefriedigend) gelöst wurde das jetzt 
vorübergehend durch Entfernen von D407, was das Stilllegen des Standby 
Netzteiles verhindert. Das Gerät arbeitet also nach außen "normal".

Der Grund für die ursprüngliche Schaltung ist der audiophile Anspruch 
von NAD: das Schaltnetzteil könnte in den Signalweg einstrahlen und 
gehört damit nach Hochlaufen der "analogen" Spannungsversorgung 
abgeschaltet. Die Einschalttaste/FB schaltet über den µP das Relais für 
die analoge Versorgung, die Spannungen fahren hoch und die 12 Volt auf 
Pin 1 des Steckers sollen das StandBy Netzteil abschalten.

Was kann die wirkliche Ursache sein? Mein Freund kennt das heiße Ende 
eines Lötkolbens, mehr kann ich nicht erwarten. Ansonsten muß das 
Monster doch wieder auf meinen Tisch.

: Bearbeitet durch User
von Peter K. (chips)


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ich würde mir die 220uf im Stby-Netzteil anschauen, besonders C406 - die 
sollten ja auch für etwas Überbrückungszeit sorgen

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Nur nebenbei bemerkt - die Schaltung kann so nicht stimmen, da der 
Ausgang des 7805 direkt mit den +12V verbunden ist.
Aber stimmt schon, der 220µF ist sicher ein Kandidat. Und gleich eine 
25V Type einbauen, 16V sind hier recht knapp gewählt. Soweit zu NAD und 
ihrem Anspruch. Sind auch nicht besser als die anderen.

von Peter K. (chips)


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Matthias S. schrieb:
> da der Ausgang des 7805 direkt mit den +12V verbunden ist

wo?

von Thomas R. (thomasr)


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406 wurde bereits erfolglos getauscht 😭

von Peter K. (chips)


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dann mal die markierten prüfen/tauschen
btw. C406 muss von guter Qualität sein !

: Bearbeitet durch User
von Heinrich K. (minrich)


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Matthias S. schrieb:
> Nur nebenbei bemerkt - die Schaltung kann so nicht stimmen, da der
> Ausgang des 7805 direkt mit den +12V verbunden ist.

Nur nebenbei bemerkt - Deine Behauptung stimmt natürlich nicht.

von Jan K. (keksstein)


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>Der Grund für die ursprüngliche Schaltung ist der audiophile Anspruch
>von NAD: das Schaltnetzteil könnte in den Signalweg einstrahlen und
>gehört damit nach Hochlaufen der "analogen" Spannungsversorgung
>abgeschaltet.

Es kann gut sein das es das wirklich tut, der NAD gehört zur gehobenen 
Mittelklasse, ich kann mir fast nicht vorstellen das man das Grundlos so 
designt. Klarheit würde ein Audio Analyzer schaffen der FFT beherrscht.

Ich vermute aber mal das das kein hörbarer Effekt ist sondern eher für 
bessere Performance auf dem Papier. Sowas kann sich auf den SNR 
auswirken.

von Dieter W. (dds5)


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Heinrich K. schrieb:
> Matthias S. schrieb:
>> Nur nebenbei bemerkt - die Schaltung kann so nicht stimmen, da der
>> Ausgang des 7805 direkt mit den +12V verbunden ist.
>
> Nur nebenbei bemerkt - Deine Behauptung stimmt natürlich nicht.

Aber klar doch, ein Fehler im Stromlaufplan.

Die Katode von D404 darf nicht an den Ausgang des 7805 gehen sondern 
muss an den Eingang.

von H. H. (Gast)


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Dieter W. schrieb:
> Heinrich K. schrieb:
>> Matthias S. schrieb:
>>> Nur nebenbei bemerkt - die Schaltung kann so nicht stimmen, da der
>>> Ausgang des 7805 direkt mit den +12V verbunden ist.
>>
>> Nur nebenbei bemerkt - Deine Behauptung stimmt natürlich nicht.
>
> Aber klar doch, ein Fehler im Stromlaufplan.
>
> Die Katode von D404 darf nicht an den Ausgang des 7805 gehen sondern
> muss an den Eingang.

Zum Vergleich mal S.57 des Service Manual, Version 2.0 des Standby-NT.

von Peter K. (chips)


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Dieter W. schrieb:
> Aber klar doch, ein Fehler im Stromlaufplan.
>
> Die Katode von D404 darf nicht an den Ausgang des 7805 gehen sondern
> muss an den Eingang.

nein, der Schaltplan ist i.O. - in Stby wird auf die 5,6V mit der D403 
und dem Optok. geregelt, der 7805 ist inaktiv, Inversspg ist über D409 
abgeleitet;
bei on wird der 7805 aktiv mit 12V über D405, gleichzeitig wird das 
Stby-Nt über D407 runtergeregelt

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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H. H. schrieb:
> Version 2.0 des Standby-NT.

Das sieht besser aus.

von Peter D. (peda)


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Dieter W. schrieb:
> Die Katode von D404 darf nicht an den Ausgang des 7805 gehen sondern
> muss an den Eingang.

Ist schon richtig so. Im Standby regelt der IC401 auf 5,6V, d.h. IC402 
ist nicht in Betrieb.
In "On" verhindern dann D403 + PC401, daß die 12V über R402 + D404 an 
den Ausgang kommen.
Aber schön ist diese Schaltung wirklich nicht. Die 2. Schaltung ist 
nicht viel besser.

von Arno R. (arnor)


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Thomas R. schrieb:
> Was kann die wirkliche Ursache sein?

Ich finde die Abschaltung durch die analogen 12V zu knapp dimensioniert. 
Wenn die analogen 12V auf ~6,5V gestiegen sind, fließt bereits genug 
Strom durch die LED des OK PC401 und der schaltet den IC401 ab. Der 
IC-intere Abschaltstrom ist etwa 100µA.

Man könnte zu D407 noch 2 in Reihe dazuschalten oder D407 durch eine 
3V-ZDiode ersetzen.

von Heinrich K. (minrich)


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Dieter W. schrieb:
> Aber klar doch, ein Fehler im Stromlaufplan.

Nein. Auch der Eingang des nicht arbeitenden 7805 wird über eine kleine 
1N4148 auf etwa 5Volt gelegt. Das Schaltnetzteil produziert nie mehr als 
rund 6 Volt, da würde der 7805 noch gar nicht arbeiten. Der 
Standard-Festspannungsregler bräuchte rund 2,5 Volt mehr am Eingang, als 
am Ausgang. In diesem Betriebszustand muss das Schaltnetzteil an den 
Ausgang der Schaltung, eben an den Ausgang des 7805, liefern.

Der 7805 schwimmt als Längsregler nur so mit, sein Eigenverbrauch, auch 
damit er nicht verpolt wird (Ausgang höher als Eingang) wird über die 
1N4148 geliefert.

Die IR-LED im Sharp PC817 Optokoppler beginnt ab etwa 1,1Volt zu leiten, 
bei 1,3Volt wird sie hell leuchten, zusammen mit den 4,7Volt der 
Zenerdiode ergibt das 6Volt. Für erfahrungsgemäß rund 5mA LED-Strom 
fallen am 100 Ohm Vorwiderstand noch ein halbes Volt ab. In diesem 
Betriebszustand brüllt die LED im PC817 aber bereits Richtung 
Schaltnetzteil-IC:"Zurückregeln, zurückregeln".

Über der Diode Richtung Ausgang geht auch noch ca. 0,6Volt verloren. Der 
7805 arbeitet erst, wenn die "ruhigen" 12Volt aus dem Hauptnetzteil 
anliegen, mittels der Si-Diode in seiner Gnd-Leitung wird die 
Ausgangsspannung um eben diese 0,6V angehoben.

von Heinrich K. (minrich)


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Matthias S. schrieb:
> Nur nebenbei bemerkt - die Schaltung kann so nicht stimmen, da der
> Ausgang des 7805 direkt mit den +12V verbunden ist.

Es sind nur rund 6Volt, die das über den PC817 zurückgeregelte 
Schaltnetzteil jemals liefert, es liefert keine +12V. Nie.

von Thomas R. (thomasr)


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Wow, jede Menge sachliche Hinweise/Diskussion, danke!

Danke für den Hinweis auf NT 2.0, hatte ich wohl übersehen! Dann wäre 
ein Umbau auf "NT Version 2" angebracht?. Das könnte man ggf. per Post 
regeln denn die Platine ist einzeln entnehmbar.

Nach meinem Verständnis geht damit von der SMPS erzeugten Spannung 
weniger verloren da eine Diode im Stromzweig fehlt. Und man hat den 7805 
durch einen 7806 ersetzt weil die neue Längsdiode D408 im Ausgang zuviel 
Spannung kostet.

Und der 431 wurde zugefügt, vermutlich war die Zenerdiode allein nicht 
stabil/steil genug.

Vielleicht ist das des Rätsels Lösung?

: Bearbeitet durch User
von Peter K. (chips)


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Arno R. schrieb:
> Ich finde die Abschaltung durch die analogen 12V zu knapp dimensioniert.
> Wenn die analogen 12V auf ~6,5V gestiegen sind, fließt bereits genug
> Strom durch die LED des OK PC401 und der schaltet den IC401 ab. Der
> IC-intere Abschaltstrom ist etwa 100µA

ist mMn nicht knapp - bei 6,5V beginnt der 7805 schon zu arbeiten, und 
zusätzlich sind da ja noch die beiden 220uF, die bei dem vermutlich 
geringen Strombedarf genug puffern sollten;
da ist die V2 der Schaltung schlechter, wegen der D408 übernimmt der 
7806 erst 0,6V "später"

von Peter D. (peda)


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Thomas R. schrieb:
> Nun tritt das Problem aber erneut auf und Kondensatoren an dieser Stelle
> helfen nicht weiter.

Der Kondensator hat nicht den Fehler behoben, sondern ihn nur 
verschleiert. Daher hatte er auch keine dauerhafte Wirkung.
Der Fehler dürfte in der nicht gezeigten Schaltung liegen.
Zieht REl401 an, sollten die 12V schlagartig anliegen und die 5,6V 
Versorgung sicher stellen. Das scheint aber nicht der Fall zu sein, d.h. 
die 12V werden nicht erreicht oder steigen zu langsam an oder setzen 
zeitweise aus. Da würde ich den Fehler suchen.

von Peter D. (peda)


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Könnte ein tauber Siebelko sein, der dann 100Hz Einbrüche auf den 12V 
bewirkt.

von Arno R. (arnor)


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Peter K. schrieb:
> ist mMn nicht knapp - bei 6,5V beginnt der 7805 schon zu arbeiten

Die bekommt er aber nicht, denn:

Peter K. schrieb:
> wegen der D408 übernimmt der 7806 erst 0,6V "später"

Deswegen ist die Dimensionierung zu knapp.

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