Forum: Offtopic In-band Schaltsignale im DDR-Rundfunk


von Heiko (zwergnr8)


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Hallo Zusammen!

Ich wende mich heute an Euch, weil ich denke, daß hier die höchste 
Wahrscheinlichkeit besteht eine Antwort zu bekommen. Ich poste auch 
bewußt hier im OT-Bereich, weil das Anliegen "interdisziplinär" ist.

Es geht darum, daß sich in Audioaufzeichnungen vom DDR-Rundfunk aus den 
frühen 80er Jahren serielle Datenpakete finden, mit denen beispielsweise 
das MPX-Signal am Sender abgeschaltet wurde, wie im Bild zu sehen. Das 
Signal lag genau bei 8 KHz und bestand aus einem Syncton (53ms) und den 
Datenbits, die jeweils 16 Schwingungsdurchgänge lang waren (2ms). Die 
Datenbits wurden einmal wiederholt, die gesamte Übertragung dauerte 
200ms.

Hat jemand dazu nähere Informationen?

Wenn man vom Anfang der 80er ausgeht, könnte man das mit dem U880 
(Z80-Clon) gelöst haben, aber auch andere Schaltungen mit den damals in 
der DDR verfügbaren Bauelementen wären sicher denkbar. Darum frage ich 
Euch.

Die komplette Story - von der Entdeckung des Signals vor über 40 Jahren 
bis zum aktuellen Stand der Ermittlungen - könnt ihr bei Bedarf in den 
Radioforen nachlesen.

TIA Heiko


https://www.radioforen.de/threads/geheimnisvolle-geraeusche-signale-codes-o-ae-in-alten-radiomitschnitten.48299/

von Michael (Gast)


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Ich kann nichts zu dem eigentlichen Thema beitragen.

Mir kam gerade etwas in den Sinn, was vielleicht für den ein- oder 
anderen Funkinteressierten auch interessant ist:

Operation Hamster:
https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Hamster
https://www.youtube.com/watch?v=xAbYd78uLWA

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Im Monobetrieb ist der Störabstand am Empfänger dann besser.

von Peter D. (peda)


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An die zeitweisen Umschaltungen auf Mono kann ich mich auch noch 
erinnern. Es klingt durchaus plausibel, daß dann die Richtfunkstrecken 
gewartet wurden und solange das Programm über Postkabel übertragen 
wurde.
Ich denke mal, das wird einfach über analoge Filter und Flipflops 
realisiert worden sein, also kein kompliziertes Protokoll.

von Achim M. (minifloat)


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Heiko schrieb:
> Das Signal lag genau bei 8 KHz

Man kann mit einem schmalbandigen Filter den 8kHz Ton rausholen und dann 
nach Detektor dem U880 zuführen. Der Synchronisationston kann zum 
Kalibrieren der Schwelle zwischen 0/1 genutzt werden.

Andererseits wird es z.B. den NE567 auch bereits gegeben haben, notfalls 
eben diskret aufgebaut.

mfg mf

von Motopick (motopick)


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> Der Synchronisationston kann zum
> Kalibrieren der Schwelle zwischen 0/1 genutzt werden.

Oemmmm, welche Schwelle?
Der Stereodekoder weiss auch so was zu tun ist.

An das kurze Piepen kann ich mich allerdings auch noch erinnern.

von Lotta  . (mercedes)


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Hm.
Vielleicht gab es mal ein Fernsteuerungprojekt
über UKW?

von Motopick (motopick)


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> Vielleicht gab es mal ein Fernsteuerungprojekt
> über UKW?

Bestimmt!
Damit wurden dann Agenten "gesteuert".

von Heiko (zwergnr8)


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Selbstverständlich war das ein "Fernsteuerungsprojekt", wenn man das so 
nennen will. Grundsätzlich hatte die "Deutsche Post" die technische 
Hoheit und war für die Sendetechnik zuständig, Techniker waren bei der 
Post angestellt. Alles streng aufgeteilt. Wer weiß, wie lange es 
gedauert hat einen Telefonanschluß zu bekommen - der Normalsterbliche ja 
gar nicht - dem wird auch klar, warum man an dieser "in-band"- Lösung 
gebastelt hat. Eine extra "Datenleitung" legen? Die Post-Standleitungen 
(in Westdeutschland "R15k" genannt und Richtfunk waren vorhanden, warum 
also nicht das NF-Band für solche Schaltaufgaben nutzen?


Übrigens, in der FFT oben sieht ma das ja schon einigermaßen, das waren 
Sinusschwingungen und "ordentliche" Schwingungspakete, also so richtig 
schön mit Torschaltung am Nulldurchgang.

Kann man hier mp3 anhängen? Ich schneide euch mal einen Ausschnitt 
zusammen. Notfalls halt über Dropbox. Wird aber erst am Abend.

Bis denne!

@IM-Motopic: Kode blau, Kode blau! Warten Sie auf weitere Anweisungen.

von Hmmm (hmmm)


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Heiko schrieb:
> Wer weiß, wie lange es
> gedauert hat einen Telefonanschluß zu bekommen - der Normalsterbliche ja
> gar nicht - dem wird auch klar, warum man an dieser "in-band"- Lösung
> gebastelt hat.

Im Westen gab es ebenfalls Inband-Signalisierung, hier für das 
ARI-System:

https://de.wikipedia.org/wiki/Autofahrer-Rundfunk-Information#Hinz-Triller

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Heiko schrieb:
> Kann man hier mp3 anhängen?

Ja, sicher.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich vermute sehr stark, wenn man das bis heute nicht ermitteln konnte 
wozu das gut war, dann erfährt man das nie.

Ich bin leider zu jung, um mich an irgend ein Piepsen im Radioprogramm 
zu erinnern bzw. wahrscheinlich habe ich sogar damals schon sehr ungerne 
Radio gehört.

Mein Opa hatte eine recht hohe Position im DDR-Rundfunk (Sendeleiter und 
Produktionsleitung von mindestens einer Sendung, aber kein Moderator), 
Funkhaus Nalepastraße in Berlin. Das Problem an der Sache ist, daß man 
ihn heute leider nicht mehr fragen kann. Bei dem derart gut 
funktionierenden Geheimdienst der DDR halte ich es auch für sehr 
unwahrscheinlich, daß nicht an diesen Projekt beteiligte Personen 
irgendwas darüber wussten. Da müsste man einen damaligen Techniker oder 
Sendeleiter der eigentlichen Sendeanlage kennen... aber selbst der muss 
das nicht wissen. Diese Anlagen bekamen das Signal auch nur über Kabel 
oder Richtfunkstrecken, die Techniker dort bedienten nur die 
Sendetechnik, stimmten die Antennen ab und wählten die Signalquelle. Das 
wurde zwar alles auf die Sekunde genau protokolliert, aber von 
irgendwelchem Geheimdienstaktivitäten steht garantiert nichts in solchen 
Büchern.

Manchmal denke ich, daß man solche Relikte aus der Vergangenheit besser 
einfach auf sich beruhen lassen sollte. Es wird sowieso niemandem 
gefallen, was man da findet und die DDR ist seit weit über 30 Jahren 
Geschichte.

von Peter D. (peda)


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Heiko schrieb:
> Wer weiß, wie lange es
> gedauert hat einen Telefonanschluß zu bekommen - der Normalsterbliche ja
> gar nicht

War schon möglich, der "Normalsterbliche" konnte z.B. bei einem 
Wohnungstausch einen bestehenden Anschluß übernehmen. Der höher 
berechtigte Umzugspartner (z.B. Arzt, Taxifahrer, Pfarrer) hat etwas 
später am neuen Wohnort einen neuen Anschluß beantragt. So haben wir 
z.B. 1980 ein Telefon gekriegt.

von Lotta  . (mercedes)


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Hm.
Gibt es eigendlich nen Zeitrahmen, wo diese Übertragungen
stattfanden?
Ende der 80iger Jahre wurde für die NVA ein Fernsteuersystem
entwickelt, das nur auf CMOS Technik und geschalteten Filtern beruhte
und keinen Prozessor brauchte.
Es bestand aus Sender und Empfänger, die beide an einem "Bus"
aus Feldkabel angeschlossen wurden.
Sender und Empänger bildeten jeweils ein Paar, das nur
kommunizieren konnte, weil beide Teile gleich adressiert waren.
Damit konnten am selben Feldkabelstrang mehere Paare
angeschlossen sein, die sich aber nicht störten.
Der Sender hatte ne Hexatastatur zur Befehlseingabe
der Empfänger Anschlüsse für ich glaub 4X4 Geräte jeweils
3 feste ein/aus Befehle und 1 Monoflop.

Ist jemand in der Lage, den 8-Khz Impuls zu "dehnen"
ob da ein Protokoll erkennbar wird?

mfg

von Heiko (zwergnr8)


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Ich hatte zwar extra im Eingangsposting den Link zum entsprechenden 
Thread in den Radioforen gesetzt, damit man bei Bedarf die komplette 
Geschichte nachlesen kann (Wer lesen kann...), aber nochmal ganz kurz...

Ich hatte zwischen 1982 und Mitte 1983 dieses Signal "entdeckt" und 
mittels Tonbandgerät und Kassettenrekorder gedehnt. Es war eindeutig 
"künstlich". Das geriet natürlich über die Jahre wieder in 
Vergessenheit. 2008 fiel mir das wieder ein und ich habe in den 
radioforen diesbezüglich nachgefragt, aber niemand konnte auch nur 
ansatzweise antworten. Jahre später: "Digiandi" konnte vor einiger Zeit 
25000 Kassetten mit Sendungsmitschnitten aufkaufen. Diese Geschichte ist 
völlig unglaublich (https://www.digiandi.de/save-the-tapes/), es waren 
(und sind) aber auch Aufnahmen des DDR-Rundfunks dabei. Und das "Signal" 
war auch schon mehrfach dabei. Ein Fund ist vom 19.10.1983 um 1930 Uhr 
vom Berliner Rundfunk. Den habe ich hier angetackert.

Jetzt bin ich auf der Suche nach den Hintergründen dieses Teils der 
Rundfunkgeschichte und mittlerweile auch hier aufgeschlagen. Ich hoffe 
ja, daß hier ein User "Jemanden" kennt, der evt. wieder "Jemanden" 
kennt... Der Opa von Ben wäre schon gut gewesen als Zeitzeuge.

Letztendlich hat das Signal nichts mit Stasi und Agenten zu tun, es ist 
eher BMSR-Technik. Die Fragen sind halt:

- Wie hat man das technisch realisiert?
- Was genau wurde mit diesen Codes geschaltet?
- usw.

In der FLAC-Datei ist ein kurzer Programmausschnitt in 
Originalgeschwindigkeit zu hören, dann das Signal 64 x gedehnt. Aus den 
200 ms werden also etwa 13 Sekunden.

Schönen Abend!
Heiko

: Bearbeitet durch User
von Lotta  . (mercedes)


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Schon klar, Heiko ich hab ja nur laut nachgedacht.

Es gab ja in den 1980iger Jahren in der DDR und auch in den 1990iger
Jahren auf Mittelwelle und auf UKW ne Menge Experimente.
Auf Mittelwelle etwa DRM , Radio Mondiale, Mittelwelle in
Stereo im Funkamt Köpenick.
Man muß sich das mal vorstellen, das Eqipment dazu wurde
im laufenden Betrieb geklaut, da die neuen Westherren nicht
in der Lage waren das Gelände richtig abzusichern ---
Tja, Anekdoten gibts... ;-P

Leider war nen Teil meiner Familie mehr auf Kurz und Mittelwelle
unterwegs, nicht im UKW-Bereich. Ich werd trotzdem mal nachfragen.
Der Hersteller der Übertragungs und Sendetechnik war übrigens
das Funkwerk Köpenick in der Wendenschloßstraße.
Wenn wirklich das Signal Offiziell und BMSR_like war, etwa
zwischen Richtfunkstrecken, dann wäre es doch in der
Übertragungstechnik geblieben und nicht auf den Sender gelangt.
Also muß es für besondere "Empfänger" in Berlin gewesen sein.

Der Stereodekoder benötigt es nicht, der beschäftigt sich nur mit
19 bzw. 38 Khz. ( Pilotton )
Absolut interessant. Das Programm wurde ja in der Nalepastraße
in Berlin-Schöneweide produziert. Zumindest für die "Stimme der DDR"
die dann auch über Mittelwelle vom "Funkamt Köpenick" in der Mahlsdorfer 
Straße abgestrahlt wurde.
Auf den Nachbargeländen der Nalepastra0e befand sich ein Rechenzentrum
und ein Institut, das seltsame Geräte für die Flugtechnik entwickelt 
hat.
Hm.
Das Signal kann aber auch auf dem Weg von der Nalepastraße zum
Sender eingemischt worden sein. War der UKW-Sender auf dem Fernsehturm 
stationiert? (Frage, war ja alles vor "meiner Zeit" )

mfg

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Lotta  . schrieb:
> War der UKW-Sender auf dem Fernsehturm stationiert?

Sehr wahrscheinlich, die Berliner UKW-Rundfunksender konnte man ziemlich 
weit im Lande empfangen.

von DSGV-Violator (Gast)


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Verkehrsfunk ARI

"In der DDR wurde Verkehrsfunk mit ARI durch Radio DDR I als 
„Radio-DDR-Verkehrsservice“ ausgestrahlt, ebenfalls mit abweichendem 
Aktivierungston. In der Tschechoslowakei wurde ab dem 15. Januar 1987 
(Tests bereits ab 1985 über den Sender Cukrak im CCIR-Band) "

Der Start von RDS fällt auch in diesem Rahmen, vielleicht ging es auch 
um "Beschallung" der Transitstrecken zu Westberlin.

https://de.wikipedia.org/wiki/Autofahrer-Rundfunk-Information#Hinz-Triller
https://de.wikipedia.org/wiki/Transitverkehr_durch_die_DDR#Stra%C3%9Fenverkehr

Und wenn sich nicht gestorben sind, hilft dir in Sachen DDR-Technik das 
forum von robotron-Technik weiter: https://www.robotrontechnik.de/

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Vielleicht muss man das Ganze nur zeitlich passend einordnen.

Der Berliner Rundfunk der DDR hatte zur damaligen Zeit noch keine 
großartige Computertechnik. Der operative Teil bestand im Wesentlichen 
aus drei Teilen. Der Sendeleitung, der Produktion und dem Archiv. Wenn 
der Berliner Rundfunk irgendwas noch mehr als Papier und Karteikarten 
hatte, dann war das Tonband.  Alles 38cm/s, nicht wie zuhause 9,5cm/s, 
nur Reportagen von außen konnten evtl. 19cm/s sein, für Sprache reichte 
das. Das Archiv bestand nicht aus einem kleinen Computer mit ein paar 
Terabyte Festplattenspeicher und einem Netzwerk (das würde heute völlig 
ausreichen), sondern wenn man ein Musikstück spielen wollte, dann musste 
dieses aus dem Archiv geholt werden, physikalisch als Tonband und das 
Archiv musste den Überblick behalten, wo welches Band gerade liegt. Ich 
weiß noch wie manchmal in der Produktion drauf gewartet wurde bzw. 
nochmal jemand nachsehen gegangen ist, ob ein bestimmtes Band von einer 
anderen Produktion bereits an das Archiv zurückgegeben wurde wenn man 
das brauchte.

In der Produktion waren die meisten Leute beschäftigt, da gabs so viele 
Zuständigkeiten... Produktionsleitung bzw. Programmgestaltung, 
Aufnahmeleitung, Tontechnik, Sprecher, Cutter... Zu dieser Zeit wurde 
kaum was live gesendet, nicht mal Nachrichten. Live-Sendungen oder 
Außenschaltungen wurden als echtes Ereignis gefeiert. Folglich sah die 
Produktion so aus, daß die fertige Sendung hinterher als Band vorlag. 
Entweder wurde alles vom Cutter aneinandergeklebt oder es wurde während 
der Produktion passend zusammenkopiert. Manchmal beides, wenn Fehler 
drin waren, oder es wurden Versprecher herausgeschnitten, wobei das 
Herausschneiden wörtlich zu nehmen ist.

Als Folge davon sah es in der Sendeleitung so aus, daß alles vom Band 
gesendet wurde. Es gab dort einen vergleichsweise kleinen 
Tontechnik-Arbeitsplatz und eine große Anzahl Bandmaschinen. Eine 
Sendung musste dort rechtzeitig hingebracht werden, damit man sie auf 
die Bandteller legen und senden konnte. Sowas wie Nachrichten waren 
vergleichsweise kleine Bandwickel, längere Sendungen konnten mehrere 
Bandwickel in voller Größe sein. Besonders beliebt "auf dem Sender" 
waren diese zusammengeschnipselten Bänder mancher Produktionen, die 
einen Cutter zu haben schienen, welcher sich für besonders begabt hielt. 
Die sind dann gerne mal während der Sendung gerissen oder haben sich um 
den Capstan-Antrieb gewickelt, was in der Sendeleitung für besondere 
Freude und Heiterkeit sorgte. Außerdem war das Archiv ganz und gar nicht 
begeistert, wenn evtl. an ihren Archivbändern herumgeschnitten oder 
diese in sendefertige Bänder eingeklebt wurden. Ich glaube manche Bänder 
hat das Archiv sogar selbst kopiert und nur die Kopie herausgegeben.

Das war überhaupt komisch, überall standen Bandmaschinen herum, auf 
denen man entweder irgendwas abhören, schneiden oder umkopieren konnte. 
Ich weiß nicht, was die für ein Heer an Technikern hatten, um das alles 
am Laufen zu halten.

Zurück zu den fraglichen Signalen - ich vermute daß dies einfach nur 
sowas wie Bandende-Markierungen sind, wodurch die Abspieltechnik evtl. 
automatisiert auf das nächste Band umschalten konnte. Ich weiß, daß 
Nachrichten bei manchen Sendungen auf diese Weise in eine vorproduzierte 
Sendung hineingeschnitten wurden. Also es war bekannt wie lang die 
Nachrichten sein werden, das wurde bei der Produktion berücksichtigt und 
in der Sendeleitung wurde dann das vorproduzierte Band angehalten, die 
Nachrichten abgespielt und dann wurde das vorproduzierte Band 
weiterlaufen lassen. Die Nachrichten wurden dann einfach nur zurück auf 
Anfang gespult und ggf. später erneut gesendet wenn sie nicht durch neue 
ersetzt wurden.

Es wäre auch möglich, daß damit irgendwelche Kommandos an die 
Sendetechnik übertragen wurden, evtl. Erhöhung der Sendeleistung oder 
was auch immer.

Zum Rundfunk gehörten neben dem großen Funkhaus in der Nalepastraße auch 
mehrere andere Objekte im Südosten Berlins oder im Umland, die teilweise 
schon angesprochen wurden. Beispielsweise das Funkhaus Wendenschloss, 
Funkhaus Grünau, Funkhaus Friedrichshagen/Heidemühle, Objekt Bestensee 
bei Königs Wusterhausen. Auf einigen Objekten hatte die Stasi die Finger 
drauf (z.B. Friedrichshagen und Bestensee, hier wurden z.B. der 
Soldatensender 935 und der Freiheitssender 904 produziert), die aber 
trotzdem von Technikern des Rundfunks betreut wurden.

Die Sendeanlagen selbst waren alle streng abgeschottet, weil diese auch 
militärische Aktivitäten erledigten und die dort arbeitenden Techniker 
zwangsweise über die Art, Herkunft und Aufgabe ihrer Sendungen Bescheid 
wussten, bzw. sie wussten ja wann sie auf welcher Frequenz sendeten. Die 
beiden Propagandasender Soldatensender 935 und Freiheitssender 904 waren 
z.B. nicht für DDR-Bürger gedacht, sie wurden offiziell als Feindsender 
bezeichnet und sollten für "Spaß" in der BRD sorgen. Daher wurden sie 
zwar in Berlin (bzw. in Bestensee nahe der südlichen Stadtgrenze) 
produziert, aber vom Sender Burg (bei Magdeburg) aus gesendet.

> War der UKW-Sender auf dem Fernsehturm stationiert?
Definitives Ja. Also die Verstärker- und Antennentechnik.
Das Ding wurde nicht nur für das Turmrestaurant gebaut, die Kugel und 
der darüberliegende Antennenträger hat so manche Etage mehr...

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Das war sehr ausführlich, danke.

Ich erinnere mich, bei UKW (West) sehr niederfrequente Steuertöne gehört 
zu haben, z.B. beim Umschalten zur vollen Stunde ins Nachrichtenstudio. 
Eher ein Blubbern, aber das war Ende der 70er und nur im Kopfhörer bei 
hochgedrehtem Bass.

von Johnny B. (johnnyb)


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Michael schrieb:
> Operation Hamster:
> https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Hamster
> https://www.youtube.com/watch?v=xAbYd78uLWA

Hier ein Amerikanisches Video das zeigt, wie das System mit den auf 
feindlichem Gebiet verteilten Sensoren genau funktioniert hat; sehr 
interessant.
"Bugging the Battlefield (1969)"
https://youtu.be/G5Yzwul8Ijg

von Achim M. (minifloat)


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Motopick schrieb:
>> Der Synchronisationston kann zum
>> Kalibrieren der Schwelle zwischen 0/1 genutzt werden.
>
> Oemmmm, welche Schwelle?
> Der Stereodekoder weiss auch so was zu tun ist.

Siehe Wasserfalldiagramm. Der 19kHz Pilotton ist sichtbar, bis der

Heiko schrieb:
> Syncton (53ms)

kommt. Danach kommen die

Heiko schrieb:
> Datenbits, die jeweils 16 Schwingungsdurchgänge lang waren (2ms)

Im Wasserfalldiagramm sind bei den vermeintlichen Datenbits ein paar 
Pausen zu sehen.

Das codieren des Stereosignals erfolgt abgesetzt vom Studio und wird 
durch ebendiese Signalisierung ein- und ausgeschaltet.

Und erst jetzt weiß dein Stereodecoder, was zu tun ist. Oder, dass eben 
nix zu tun ist.

mfg mf

von Bernhard S. (gmb)


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Christoph db1uq K. schrieb:
> Ich erinnere mich, bei UKW (West) sehr niederfrequente Steuertöne gehört
> zu haben

Das dürfte Rundsteuerung gewesen sein

https://de.wikipedia.org/wiki/Rundsteuertechnik

und das habe ich auch gehört. Es reichte mitunter einen leicht 
brummenden Trafo zu hören, die Rundsteuertöne waren dann aus diesem 
deutlich zu hören.

von Mario M. (thelonging)


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Auch wenn sich der Gedanke aufdrängt, Tonfrequenz-Rundsteuerung findet 
auf Frequenzen um und unter 1kHz statt und arbeitet mit Telegrammdauern 
im Sekunden-Bereich.

von Heiko (zwergnr8)


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Vielen Dank für die Infos. Aber wenn man die "Zeit" sieht, dann sind der 
Soldatensender und der Freiheitssender längst Geschichte (aufgrund 
"Grundlagenvertrag"), ARI und erstrecht der sog. "Zonendödel" noch Quark 
im Schaufenster. Der "Berliner Rundfunk" war nur Beispiel und sendete zu 
dieser Zeit nicht nur über den Fersehturm, sondern in der ganzen DDR. 
Das Signal (mit anderen Bits) fand sich auch schon in Aufnahmen von 
"Radio DDR 1" im Juni 1983. RDS kam auch erst ab Mitte der 90er richtig 
auf. Dynamisches RDS wurde damals noch "in-band" mit "MADAT" der Firma 
Mandozzi (Schweiz) realisiert und "oben" kurz vor 15kHz in der NF an die 
Sender verteilt.

@Christoph: Wenn Du noch den/die Sender weißt, wo Du dieses tiefe 
Geblubber gehört hast, dann könnte man bei Digiandi durchaus fündig 
werden. Im Archiv befinden sich mehrere hunderte längere Aufnahmen pro 
Jahrgang.


Es gibt übrigens noch eine geheimnisvolle Geschichte, die jahrzehntelang 
niemand bemerkt hat und bisher auch nicht aufgeklärt wurde: Ein schmaler 
Notch bei genau 10kHz in der NF bei etlichen "Westsendern" von NDR2 bis 
Antenne Bayern...
https://www.radioforen.de/threads/10-khz-linie-bei-ndr-2-in-den-80ern.44996/


Bis denne
Heiko

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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>Wenn Du noch den/die Sender weißt

https://de.wikipedia.org/wiki/SWF3
z.B.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pop_Shop
mit
https://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Laufenberg
und anderen, z.B.
https://de.wikipedia.org/wiki/Evi_Seibert
vor allem ihre Telefonate mit "Hein Piepenbrink" auf seiner Hallig (Näch 
Agathe ? - Agathe nickt mit'n Kopp") und Auftritte als ständig jammernde 
britische Prinzessin Fergie.

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