Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Ausrüstung zum Gehäuse und Abdeckungen fräsen


von Luky S. (luky)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Wir müssen öfters kleine Gehäuse (ähnlich wie im Anhang) in nicht 
gängigen Größen oder Aludeckel mit Ausschnitten für Elektronikprodukte 
fertigen. Die Toleranzen sind also recht grob, es sollte aber auf den 
ersten Blick nett ausschauen wegen dem Ersteindruck. Geschwindigkeit 
spielt auch keine große Rolle, es geht um Prototypen. Werkzeugwechsel 
macht man auch von Hand, aber Gewindeschneiden wäre schon nett.
Welche CNC Fräse / Bearbeitungszentrum würde man für sowas minimal 
brauchen? also was sit die Stufe über den chinesischen "Graviergeräten" 
die tatsächlich einen 40x60x100mm Alublock (größer brauche ich es nicht 
wirklich) zerspanen kann?

von Holger T. (holgert)


Lesenswert?

Luky S. schrieb:
> also was sit die Stufe über den chinesischen "Graviergeräten"
> die tatsächlich einen 40x60x100mm Alublock (größer brauche ich es nicht
> wirklich) zerspanen kann?

https://haase-cnc.de/index.php/cnc-frasmaschine-cut2500as.html
Habe ich selbst in einer Nummer größer in Benutzung mit LinuxCNC und bin 
sehr zufrieden. (Achtung: Die Alu-T-Nutenplatte ist Sonderzubehör.)

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Luky S. schrieb:
> die tatsächlich einen 40x60x100mm Alublock (größer brauche ich es nicht
> wirklich) zerspanen kann?

Wabeco F1200CNC, kann aber nicht automatisch Gewinde schneiden, dazu 
muss Handarbeit am Gewindeschneidapparat her.

Zum Fräsen von Frontplatten braucht man eine geeignete 
Aufspannvorrichtung, weil der Fräser in der Mitte das Blech hochzieht 
und ggf. aus den Spannpratzen zieht. Vakuumspannplatten halten nicht 
immer. Magnetspannplatten halten Eisenblech, aber Alublech nur mit 
aufgelegten Eisenwurfeln. Und linkslaufende Fräser haben ein 
Spanabfuhrproblem. Bei max. 60mm Breite reichen aber Aufspannleisten.


BF20CNC schafft das auch, relevant sind Kugelumlaufspindeln.

von Manfred P. (pruckelfred)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Zum Fräsen von Frontplatten braucht man eine geeignete
> Aufspannvorrichtung, weil der Fräser in der Mitte das Blech hochzieht
> und ggf. aus den Spannpratzen zieht.

Es soll auch helfen, wenn der Mechaniker an der Fräse sein Handwerk 
versteht.

Ich weiß nicht, wieviele Dutzend Frontplatten die Kollegen in der Firma 
für uns gefräst haben. Typisch 1,5 oder 1 mm Alu. Wer es nicht kann, 
fabriziert Rattermarken. Die Maschinen waren kein Alu-Spielzeug, sondern 
Deckel in der Klasse 800 kg.

Kritisch sind Ausfräsungen in Gehäuse, weil die gerne anfangen, zu 
schwingen - da fräst sich der Fachmann vorweg einen Klotz zum 
Unterfüttern.

von Uwe B. (uwebre)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Manfred P. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Zum Fräsen von Frontplatten braucht man eine geeignete
>> Aufspannvorrichtung, weil der Fräser in der Mitte das Blech hochzieht
>> und ggf. aus den Spannpratzen zieht.

Es gibt dafür "amtliche" Vakuumspannplatten, z.B. von Witte:
https://www.witte-barskamp.de/vakuum-spanntechnik/systeme/vac-mat-vakuum-spannsystem/

Die Vac-Matten sind Opferteile, mit einer präzisen Maschine kann man sie 
aber auch bei Durchfräsung oft benutzen. (~8,- Euro /St.)
Die Alugrundplatte dazu habe ich selber hergestellt. Man braucht 
natürlich eine Pumpe, in meinem Fall eine Venturipumpe, und ggf. einen 
Abscheider für den Kühlschmierstoff. (Oder eine Minimalmengenschmierung)

Bei Einzelstücken überlege ich ob und wie ich das Blech auf eine 
Holzplatte spaxen kann. Dazu bohre ich an "unauffälligen Stellen" Löcher 
in die Platte.

> Es soll auch helfen, wenn der Mechaniker an der Fräse sein Handwerk
> versteht.

Aber immer...

> Typisch 1,5 oder 1 mm Alu. Wer es nicht kann, fabriziert Rattermarken.

Da muß man aber ganz viel nicht können, bei Alu %-(

> Kritisch sind Ausfräsungen in Gehäuse, weil die gerne anfangen, zu
> schwingen

Drehzahl und Vorschub passend wählen, ggf. mit dem Stiel des Pinsels aus 
der Spänewanne etwas dämpfen.
Um "Gehäuse aus dem Vollen" zu fräsen braucht es schon etwas Stabiles, 
Holzmann, Optimum und Co sind da imho rausgeworfenes Geld, ich würde 
mich eher nach einem Dienstleister umsehen.

Uwe

von Frere J. (frere_jacques)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Luky S. schrieb:
>> die tatsächlich einen 40x60x100mm Alublock (größer brauche ich es nicht
>> wirklich) zerspanen kann?
>
> Wabeco F1200CNC, kann aber nicht automatisch Gewinde schneiden, dazu
> muss Handarbeit am Gewindeschneidapparat her.
> Zum Fräsen von Frontplatten braucht man eine geeignete
> Aufspannvorrichtung, weil der Fräser in der Mitte das Blech hochzieht
> und ggf. aus den Spannpratzen zieht. Vakuumspannplatten halten nicht
> immer. Magnetspannplatten halten Eisenblech, aber Alublech nur mit
> aufgelegten Eisenwurfeln. Und linkslaufende Fräser haben ein
> Spanabfuhrproblem. Bei max. 60mm Breite reichen aber Aufspannleisten.
> BF20CNC schafft das auch, relevant sind Kugelumlaufspindeln.

Die Maschine kann ich auch empfehlen, allerdings mit Kugelumlaufspindeln 
und selbst zusammengestellter Steuerung und Mach3.
Gewinde kann sie auch in Alu hervorragend fräsen!

Ich frage mich allerdings, ob wirklich sonst keiner auf die Idee kommt, 
Frontplatten etc. einfach mit doppelseitigem Klebeband auf die Maschine 
zu pappen. Das wieder ablösbare Verlegeband von Tesa geht hervorragend 
und ist sehr gleichmäßig 0,25mm dick. Wenn man sich traut einfach direkt 
auf den Tisch kleben und 0,5/10 durchfräsen, dann klebts nichtmal am 
Fräser. Vorsichtig aber mit Spiritus zur Kühlung, das kann das Klebeband 
lösen. Also sparsam!

von Hermann S. (diphtong)


Lesenswert?

Frere J. schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Luky S. schrieb:
>> BF20CNC schafft das auch, relevant sind Kugelumlaufspindeln.
>
> Die Maschine kann ich auch empfehlen, allerdings mit Kugelumlaufspindeln
> und selbst zusammengestellter Steuerung und Mach3.
> Gewinde kann sie auch in Alu hervorragend fräsen!

Hab selbst ne BF30 Vario...fürs Hobby OK, aber für die Firma würd ich 
sowas niemals anschaffen. Schon allein deswegen...man muss die 
Kugelumlaufspindeln, etc. alles nachrüsten. Da gibts dann Firmen die 
darauf spezialisiert sind und ein Heidengeld für einen China-Umbau 
verlangen.
Und dann schon allein die Führungen...wer mal so ein Chinateil zerlegt 
hat und die Führungen eintuschiert hat um das Tragbild zu checken, weiß 
wovon ich red.
Steuerung ist mir auch schon mal verreckt. Platine nicht gescheid 
verschraubt -> Vibrationen und abgerissenes Beinchen vom PTC.

Für die Firma dann eher sowas:
https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/cnc-fraesmaschine-maho-mh600e/2529343572-249-8895

von Purzel H. (hacky)


Lesenswert?

Fuer Gehaeuse kann ich sonst Plastik im 3D Druck empfehlen. Ist 
allerdings bei EMV problematischer, da nicht schirmend. Da muss die 
Leiterplatte und Verkabelung etwas sorgfaeltiger sein.

Ein Alugehaeuse beim Mechanikworkshop um die Ecke geht fuer 100 Euro 
oder so im Einzelstueck. Man sollte temperaturentspanntes Alu nehmen, 
sonst verwindet es sich mit dem Fraesen. Die Kosten : Materialeinkauf, 
Lagerhaltung, Arbeitskosten, Maschinenkosten...
Allerdings kommen die Kosten schnell runter. Bei 100 Stueck ist man bei 
10 Euro. Ich wuerd mir das Selberfraesen nicht antun. Bis die Maschine 
amortisiert ist muss man viele Gehaeuse fertigen.

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Es gibt, speziell für so dünnes Zeug auch links also falschrum 
gewendelte Fräser. Leider sind die recht teuer, weil die Stückzahlen 
gering sind.
Und Gewinde kann man mit so ner kleinen Maschine schon herstellen, aber 
statt dem Gewindebohrer werden da Fräser genommen. Auch hier, das ganze 
ist kein billiger Spass. Mit den richtigen Schnittwerten macht man 
dennoch etliche 100 Gewinde. Das hat noch den Vorteil, dass abgebrochene 
Gewindebohrer der Vergangenheit angehören. Wenn der Fräser bricht, dann 
muss man halt die eine Bohrung von Hand fertigmachen. Theoretisch wär 
auch einfach der Austausch gegen nen neuen Fräser drin, aber ohne 
optisches Voreinstellgerät würd ich mich das nicht trauen.

Wegen dem Rattern, da funzt Knetgummi ganz gut als Dämpfer.

von Hermann S. (diphtong)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:

> Wegen dem Rattern, da funzt Knetgummi ganz gut als Dämpfer.

Wie muss ich mir das vorstellen? Schmierst Du das auf die zu fräsende 
Fläche?

von Rainer S. (enevile) Benutzerseite


Lesenswert?

Purzel H. schrieb:
> Fuer Gehaeuse kann ich sonst Plastik im 3D Druck empfehlen. Ist
> allerdings bei EMV problematischer, da nicht schirmend. Da muss die
> Leiterplatte und Verkabelung etwas sorgfaeltiger sein.

Es gibt auch Metall das "gedruckt" werden kann das wäre schon viel eher 
was der TO haben will, aber preislich durch die Decke geht vermute ich 
mal.

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:
> Und Gewinde kann man mit so ner kleinen Maschine schon herstellen, aber
> statt dem Gewindebohrer werden da Fräser genommen. Auch hier, das ganze
> ist kein billiger Spass. Mit den richtigen Schnittwerten macht man
> dennoch etliche 100 Gewinde.

Diese Maschinen dürften keinen Inkrementalgeber an der Spindel haben, 
somit fällt Gewindeschneiden mit dem Fräser schonmal komplett flach.
Man kann mit Gewindebohrer oder Gewindeformer Gewinde schneiden indem 
man ein Ausgleichsfutter zum Längenausgleich benutzt.

https://www.bilz.de/produkte/gewindeschneidfutter/schnellwechselfutter-ausgleichsfutter-wflc

Uwe

von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Zum Gewindefräsen braucht man keinen Geber, da wird ein kleines Werkzeug 
mit dem Gewindeprofil in einer Helix mit Gewindesteigung zum Fräsen 
benutzt.

von Uwe B. (uwebre)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:
> Zum Gewindefräsen braucht man keinen Geber, da wird ein kleines Werkzeug
> mit dem Gewindeprofil in einer Helix mit Gewindesteigung zum Fräsen
> benutzt.

Man unterscheidet zwischen Zirkular-Gewindefräsen ("Gewindewirbler") und 
Helix-Gewindefräsen, ich habe an ersteres gedacht. (Von der CNC-Drehe 
her kommend)

Helixgewindefräsen kann auf einfachen Maschinen ohne geregelte Spindel 
funktionieren wenn die Steuerung (oder das CAM-Tool) das unterstützt, 
sonst wird das imho aufwändig zu programmieren.

Ich bevorzuge Gewindeformer (im Ausgleichsfutter, die Maho hat keine 
geregelte Spindel)
Gewindeformer haben eine gute Standzeit und sind sehr prozesssicher da 
es keinen Span gibt. Ein Vorteil, speziell bei Alu, ist die Verfestigung 
des Materials um das Gewinde.

Uwe

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.