Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Motor an H-Brücke kurzschliessen mit Halbleiter


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von Urs E. (paraurs)


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Hallo zusammen,

Ich habe eine bestehende Treiberstufe mit H-Brücke die einen 24V Motor 
antreibt der die Drehrichtung ändert. Die bestehende H-Brücke schliesst 
leider die Motorwindung nicht kurz wenn sie nicht angetrieben wird was 
ich nun im Nachhinein anbauen möchte um den Motorwiderstand zu erhöhen 
und ihn so zu bremsen. So quasi als ob wenn die beiden unteren 
Transistoren schliessen würden wenn keine Drehrichtung gewählt ist so 
wie man dies üblichwerweise umsetzen würde aber leider habe ich keine 
Möglichkeit die bestehende H-Brücke zu verändern (nur der Ausgang der 
H-Brücke ist mir zugänglich).

Ich habe nun die Funktion Versuchsweise mit einem 24V Relais umgesetzt 
was an sich funktioniert. Wenn der Ausgang der H-Brücke Spannungslos ist 
wird die Motorwindung über den Wechlser des Relais kurzgeschlossen. 
Liegt Spannung an (Polaritätsunabhängig) schaltet das Relais die Windung 
vom Motor an den Ausgang der H-Brücke.

Da der Motor aber oft die Richtung ändert und das Relais etwas verzögert 
schaltet würde ich dies nun gerne mit Halbleiter umsetzen. Nach langem 
hin und herdenken ist mir aber keine Lösung in den Sinn gekommen wie man 
mit FET oder Transistoren Spannungslos die Motorwindung kurzschliessen 
UND trotzdem Polaritätsunabhängig antreiben könnte sobald diese anliegt.

Hat eventuell jemand eine gute Idee?

Liebe Grüsse,

Urs

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Kleiner Tipp: Mosfets ist es egal, wie herum der Strom fließt, so lange 
die Ugs sie in leitendem Zustand hält. Man könnte sich also eine 
Schaltung mit antiseriellen Mosfets vorstellen (wie z.B.  in PhotoMos 
Relais).

: Bearbeitet durch Moderator
von Urs E. (paraurs)


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Danke Lothar für deinen Hinweis.

Die Polaritätsunabhängigkeit kann ich mir so vorstellen, bezüglich 
Spannungsfreiem Schalten (Kurzschliessen der Motorwindungen) mit FET's 
tappe ich immer noch im Dunkeln.

Liebe Grüsse,

Urs

von Sebastian S. (amateur)


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Viele Brückentreiber haben dieses Feature bereits integriert.
Außer in Sonderfällen würde ich sowieso keine H-Brücke mehr diskret 
aufbauen.

von Rainer W. (rawi)


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Urs E. schrieb:
> Hat eventuell jemand eine gute Idee?

Um welche Leistungsklasse geht es denn und warum verwendest du keine 
MOSFET, die passend gesteuert werden können?

von Wolf17 (wolf17)


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Schon mal getestet, ob der Kurzschluss überhaupt schneller bremst als 
der Zwischenkreiskondensator?

Wenn der Motor kurzgeschlossen wird, muss die Bremsleistung in dem 
niedrigen Wicklungswiderstand verheizt werden. (Das könnte ein 
Widerstand im Kurzschlusskreis=Bremswiderstand beschleunigen.)
Bei offener H-Brücke nimmt die Energie der Zwischenkreiskondensator über 
die Freilaufdioden auf. (Ggf muss man da Maßnahmen gegen zu hohen 
Spannungsanstieg machen.)

Den Effekt gibt es auch bei Relais: die Ausschaltzeit mit 
Kurzschluss=Freilaufdiode ist länger als mit Zenerdiode oder Widerstand 
wo die Energie verheizt wird.

von Urs E. (paraurs)


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Ich muss da noch etwas nachreichen: Es geht mir nicht um die 
Bremswirkung beim Drehrichtungswechsel oder stoppen des Motors sondern 
um den mechanischen Achsen Widerstand des Motors wenn er nicht 
angetrieben wird respektive Spannungsfrei ist, deshalb die 
Kurzschlusslösung der Motorwicklung.

Klar, gescheite H-Brücken haben wie erwähnt dieses feature bereits 
eingebaut…diese halt leider nicht und wie erwähnt kann ich nur am 
H-Brücken Ausgang etwas anbauen da die H-Brücke vergossen in einem 
LIN-Bus System integriert ist welches ich nicht beeinflussen darf.

Motorleistung und Stromdaten liefere ich noch nach am Montag.

Vielen lieben Dank für alle eure Inputs, ihr seit Grossartig! 🙏🏽

: Bearbeitet durch User
von Christian M. (christian_m280)


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Urs E. schrieb:
> ihr seit Grossartig!

Seid wann?

Gruss Chregu

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Urs E. schrieb:
> bezüglich Spannungsfreiem Schalten (Kurzschliessen der Motorwindungen)
> mit FET's tappe ich immer noch im Dunkeln.
Du musst "einfach" eine potentialfreie Hilfsspannung für die Mosfets 
erzeugen und die auf die Gates schalten.

Urs E. schrieb:
> sondern um den mechanischen Achsen Widerstand des Motors wenn er nicht
> angetrieben wird
Weil diese Bremswirkung auf der Gegen-EMK des Motos beruht, ist die 
Bremswirkung im Stillstand nicht vorhanden. Es gilt lediglich: je 
schneller er dreht, umso mehr bremst er.

von Urs E. (paraurs)


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Am Motor messe ich bei hoher Beanspruchung 8A. Ich denke die MOSFET für 
ca 16A auszulegen wäre sinnvoll.

Was auch wichtig ist dass der Strom der den Motor zieht aus der 
bestehenden H-Brücke gezogen wird denn darin ist für den LIN-Bus eine 
Stromüberwachung eingebaut. Das bedeutet, ich kann nicht eine Spannung 
schalten welche ich aus dem Bus entnehme. Sowohl Schalt- wie Steuerstrom 
muss aus der H-Brücke fliessen. Ich habe heute einige Schaltungen mit 
einem N- und P-Channel Mosfet als Brückenschaltung (ähnlich wie im 
angehängten Bild) durchgedacht aber hab noch nichts  auf den Punkt 
gebracht was Potentialfrei und Polaritätsunabhängig funktionieren 
könnte.

von Urs E. (paraurs)


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Lothar M. schrieb:

> Weil diese Bremswirkung auf der Gegen-EMK des Motos beruht, ist die
> Bremswirkung im Stillstand nicht vorhanden. Es gilt lediglich: je
> schneller er dreht, umso mehr bremst er.

Dies ist mir bewusst weshalb ich es einfach mal praktisch mit der 
einfachen Relaisschaltung vom ersten Post ausprobiert hatte. Der Motor 
verfügt über ein Getriebe und treibt damit einen Riemen an, bereits ein 
kraftloser Fingertip auf den Riemen stoppt die unerwünschte Drehung. Der 
Test war erfolgreich weshalb ich es nun mal mit Halbleitern in der 
Praxis testen möchte.

von Rüdiger B. (rbruns)


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Das Relais hätte den Vorteil das es mit dem NC Kontakt auch Stromlos 
bremsen kann.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Urs E. schrieb:
> Ich habe heute einige Schaltungen mit einem N- und P-Channel Mosfet als
> Brückenschaltung (ähnlich wie im angehängten Bild) durchgedacht
Ich hatte doch das Stichwort schon geliefert:

Lothar M. schrieb:
> eine Schaltung mit antiseriellen Mosfets vorstellen (wie z.B. in
> PhotoMos Relais).
Also einfach mal Google mit "Photomos Relais" bringt mir dann z.B. 
sowas, wo die Innenbeschaltung dargestellt ist:
- 
https://www.elektroniknet.de/e-mechanik-passive/relais/das-bauteil-der-unbegrenzten-moeglichkeiten.288.html

Und darauf basierend könnte man sich so eine Schaltung ausdenken mit 
einem isolierten DCD-Wandler und zwei antiseriellen N-Mosfet:
1
Out A   --------------------------o---------  Motor A
2
      DCDC0512                    |        
3
        .----.                  |-'         
4
        |   +|----o------o------|<.   
5
      --|+   |    |      |      |-|
6
        |    |   1k      |        |        
7
      --|-   |    |      |        |        
8
        |   -|----o------+--------o         
9
        '----'           |        |        
10
      IN    OUT          |      |-|         
11
                         '------|<'         
12
                                |-.
13
                                  |        
14
Out B   --------------------------o---------  Motor B
Der DCDC ist natürlich nicht für schnelle "Schaltfrequenzen" gemacht. So 
schnell wie ein Relais dürfte er allemal sein.

EDIT: wenn ich mir die Aufgabenstellung nochmal so ansehe, wird das mit 
der Halbleiterlösung gar nicht mal so einfach, weil du ja 2 Kontakte 
brauchst, einen zum Trennen des Motors und den zweiten zum Kurzschließen 
des Motors. Da ist deine Lösung mit dem Wechsler-Relais doch ein gutes 
lokales Maximum.

: Bearbeitet durch Moderator
von Urs E. (paraurs)


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Ich habe nun noch einen etwas anderen Ansatz verfolgt, siehe angehängte 
Zeichnung.

Der Schaltungsteil in der gestrichelten Box, alles ausserhalb ist 
bestehend. Ich denke die Spannungen müssen nicht Potentialunabhängig 
sein. Wenn ich den Ausgang der H-Brücke im nicht angesteuerten Zustand 
zum GND messe sind es exakt 0V. V+ und V- könnte ich am LIN-Bus 
abgreifen.

Was mir noch nicht passt:
- Wenn der Motor durch den MOSFET kurzgeschlossen wird wäre es von 
Vorteil diesen vom Ausgang (OP1/OP2) der H-Brücke zu trennen da im 
Schaltmoment sonst allenfalls die Brückentreiber aber auch der MOSFET 
überlastet werden könnte (genauer Aufbau der H-Brücke ist unbekannt).

Was meint ihr zum restlichen Aufbau?

von Stefan V. (vollmars)


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Du könntest auch Motor A und Motor B jeweils mit einem N-MOSFET gegen 
Masse kurzschließen. Das lässt sich dann direkt über einen Logikpegel 
ansteuern.

von Enrico E. (pussy_brauser)


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Stefan V. schrieb:
> Du könntest auch Motor A und Motor B jeweils mit einem N-MOSFET
> gegen Masse kurzschließen. Das lässt sich dann direkt über einen
> Logikpegel ansteuern.

Noch einfacher ist es, die beiden unteren, oder die beiden oberen 
Transistoren von der H-Brücke, im Ruhezustand immer durchgeschaltet zu 
lassen, dann wird der Motor nach dem Abschalten automatisch abgebremst.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Urs E. schrieb:
> Ich denke die Spannungen müssen nicht Potentialunabhängig sein.
Wenn in deiner Schaltung OP2 positiver als OP1 ist, dann leitet die 
Bulk-Diode und sorgt für hohen Kurzschlussstrom. Der Motor darf also nur 
1 Drehrichtung haben.

> Wenn der Motor durch den MOSFET kurzgeschlossen wird wäre es von Vorteil > 
diesen vom Ausgang (OP1/OP2) der H-Brücke zu trennen da im Schaltmoment
> sonst allenfalls die Brückentreiber aber auch der MOSFET überlastet
> werden könnte
Das ist zwingen nötig, denn wenn der Motor kurzgeschlossen wird, dann 
ist OP1 und OP2 verbunden. Wie kann die Optokoppler-LED dann noch 
leuchten?

Stefan V. schrieb:
> Du könntest auch Motor A und Motor B jeweils mit einem N-MOSFET gegen
> Masse kurzschließen. Das lässt sich dann direkt über einen Logikpegel
> ansteuern.
Da müsste man wohl den LIN-Bus dekodieren, denn über den kommen offenbar 
die Vorgabewerte für die Endstufe.

Enrico E. schrieb:
> Noch einfacher ist es, die beiden unteren, oder die beiden oberen
> Transistoren von der H-Brücke, im Ruhezustand immer durchgeschaltet zu
> lassen
Lies mal, was Urs E. im

ersten Post schrieb:
>>> aber leider habe ich keine Möglichkeit die bestehende H-Brücke zu
>>> verändern (nur der Ausgang der H-Brücke ist mir zugänglich).

: Bearbeitet durch Moderator
von Urs E. (paraurs)


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Hallo zusammen,

Vielen Dank für eure Kommentare, was für ein tolles und aktives Forum!

Ich hatte in meinem vorherigen Schmema noch weitere Fehler gefunden zum 
Beispiel wurde der MOSFET falsch invertiert angesteuert. Nun habe ich 
den zweiten MOSFET statt dessen für die Abtrennung vom "Kurzschluss" 
(MOSFET der den Motor kurzschliesst) von der H-Brücke Treiberstufe 
umfunktioniert.

Situation 1, Motor steht still:
OP1 = 0V
OP2 = 0V
paralleler MOSFET macht Kurzschluss über Motor, serieller MOSFET trennt

Situation 2, Motor dreht rechts:
OP1 = 24V
OP2 = 0V
paralleler MOSFET offen, serieller MOSFET schliesst

Situation 3, Motor dreht links:
OP1 = 0V
OP2 = 24V
paralleler MOSFET offen, serieller MOSFET schliesst

Denkt ihr das würde so funktionieren? Die Teile sollte ich morgen 
erhalten und kann es dann gleich ausprobieren.

von Tobias G. (nosec)


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Sebastian S. schrieb:
> Viele Brückentreiber haben dieses Feature bereits integriert.
> Außer in Sonderfällen würde ich sowieso keine H-Brücke mehr diskret
> aufbauen.

Hi Sebastian, kannst du mir bitte ein paar Typen nennen die diese 
Funktion haben?
bzw. wie heißt diese Funktion?

Habe ein 12V Motor der unter last max 1A zieht. Ich habe es mit dem 
TA6586 versucht, der hat das anscheinend nicht.

Grüße Nosec

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Urs E. schrieb:
> Denkt ihr das würde so funktionieren?
Nein, das ist eine völlig vogelwilde Schaltung.

Mosfets sind nicht irgendwelche Bauteile, die man wie einen 
potentialfreien Schalter irgendwo reinbauen kann.

Du hast in jedem Mosfet eine die Bodydiode. Und bei deinem (leider 
namenlosen) "unteren" Mosfet leitet die, wenn der (ebenfalls namenlose) 
rechte obere und der (genauso namenlose) linke untere Brückentransistor 
eingeschaltet sind. Diesen Betriebszustand nennt man gemeinhin 
"Kurzschluss".

Tobias G. schrieb:
> Ich habe es mit dem TA6586 versucht
Was hast du da wie "versucht"?

> der hat das anscheinend nicht.
Doch, der Treiber kann den Motor kurzschließen: wenn beide Eingänge auf 
H sind, sind beide Ausgänge auf L, also ist der Motor über die beiden 
"unteren" Transistoren der H-Brücke kurzgeschlossen.

: Bearbeitet durch Moderator
von Johannes (zuberjo)


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So einen Treiber für eine simple H-Brücke ist nicht sonderlich 
kompliziert. Bei einem fertigen Modul ist man natürlich vom bestehenden 
abhängig, wenn mehr gefordert ist kann man es selbst machen. Der 
Freilauf ist durch die parallele Schaltung der oberen oder unteren Fets 
gegeben. Wenn nicht nur Drehrichtung sondern auch die Drehzahl geregelt 
werden soll, dann kann eine PWM implementiert werden, die in Nulllage 
genau dies macht. Abwechselnd die oberen beiden und die unteren beiden 
Fets schalten. Da muss nichts zwischen die Terminals der Brücke, was 
durch die interne Bodydiode eines Fets nicht funktionieren wird

von Tobias G. (nosec)


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> Tobias G. schrieb:
>> Ich habe es mit dem TA6586 versucht
> Was hast du da wie "versucht"?
>
>> der hat das anscheinend nicht.
> Doch, der Treiber kann den Motor kurzschließen: wenn beide Eingänge auf
> H sind, sind beide Ausgänge auf L, also ist der Motor über die beiden
> "unteren" Transistoren der H-Brücke kurzgeschlossen.

Ok danke, es geht doch mit dem TA6586. Ich hab die Ausgänge des µC 
negiert.

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