Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Netzteil für altes Floppylaufwerk


von Christoph L. (christoph_l979)


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Hallo zusammen,

ich habe hier ein altes Netzteil aus einem 5,25" Floppy Laufwerk von ca. 
1983-1985.

Es besteht aus einem 2-Spulen Trafo, einem Brückengleichrichter (B40C 
3700-2200) und im Prinzip aus zwei LinearSpannungsreglern um am Ende 
eine +5V und eine +12V Spannung zu erzeugen, beides mindestens 0.8A, was 
ja funktionieren sollte.

Leider gibt es für das Netzteil selber keine Dokumentation. Klar ist 
nur, das liefert keine 5V mehr und die 12V schiene ist bei 7V ... und 
das ohne Last. Also das Ding ist tot.

Nun kommen natürlich die üblichen Verdächtigen in Frage, wie z.B. die 
Spannungsregler aber auch der Trafo, der sehr heiß wird.

Ich verstehe aber jetzt die Schaltung nicht.

Das ist hier eine Platine mit nur einer Leiterbahnebene (Rückseite) und 
die Beschaltung ist auf der vorderseite. Ich habe jetzt die Leiterbahnen 
fotographiert und die Bauteile eingemalt und auch die verschiedenen 
Spannungen farblich separiert und soweit mir bekannt dann 
hingeschrieben.

Die +18V am Ausgang vom Brückengleichrichter habe ich im Moment mal nur 
angenommen, weil das die typische Spannung für den L7812 wäre.

Was ich überhaupt nicht verstehe ist die Violette linie. Da müsste doch 
Wechselspannung irgendwie anliegen? Damit kann aber der L7805 nicht 
arbeiten und für den Elko wäre das auch ziemlich tötlich (btw. der ist 
auch gegrillt). Da muß also eine Gleichspannung anliegen, aber ich kann 
mir nicht erklären, wo die herkommen soll.

Und die Verschaltung auf der 230V Schiene vom Transformator verstehe ich 
auch nicht. Okay, das sind zwei 110V wicklungen, scheinbar, aber so, wie 
die verschaltet sind kenne ich das nicht. Sind die jetzt irgendwie 
gegenläufig von der Polarität?

Normalerweise sind die ja eher so verschaltet:

1------2-3-------4

Dieser hier ist

1------2-4-------3 verschaltet.

Und auf der sekundären Seite ?

Da gehen zwei Pins von jeweils einer Spule zum Gleichrichter und die 
anderen zwei erzeugen eine Gleichspannung, mit der der L7805 versorgt 
werden kann?

Was für eine Spannung sollte denn da anliegen? Ich kann das leider nicht 
messen, da bei mir da 0V ist, was auch erklärt, warum keine 5V Spannung 
aus dem Internen Stecker kommen.

Morgen werden ich dazu einen Schaltplan zeichnen, aber evtl. hat ja 
schon jemand mal so eine Schaltung gesehen und kann mir damit helfen.

Die ganzen Keramik-Kondensatoren sind alle 104 also 100nf und die Elkos 
stehen ja dran. Beide Elkos hängen vor den L78xx.

von Max D. (max_d)


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Da hat ein trickreicher Designer das Konzept eines symmetrischen 
Netzteils bisschen abgewandelt für die 2 Schienen. Wenn du es mit dem 
Schaltplan eines "richtigen" symmetrischen Netzteils vergleichst (z.b. 
hier: 
https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/bilder/lnpows05.gif 
) dann siehst wo das her kommt.

Nachtrag: Der "GND" dieses symmetrischen Netzteils ist praktisch der 
"Vorlauf" für den 5V Regler ("?V") und dein "GND" ist "-27V" und 18V ist 
"+27V" (in dem schaltplan bildchen, die spannungen sind natürlich 
anders). Sorry falls das chaotisch ist

: Bearbeitet durch User
von Christoph L. (christoph_l979)


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Okay,

ich habe die Trafobeschaltung noch mal in eine Skizze gepackt.

Soweit ich das jetzt verstehe, sind die Phasen der beiden Teile 
umgekehrt.

Wenn ich also mal annehme, daß am 220V anschluß im Moment grade + oben 
und - unten ist,

dann liegt an der oberen Spule unten + und oben - an, und an der unteren 
Spule unten - und oben +. Also genau umgekehrt.

Wenn ich mir dann den sekundärkreis angucke, dann ist das entsprechend 
hier genau so, also obere Spule unten + und oben -, untere Spule unten - 
und oben +.

Wenn ich jetzt beispielsweise 12V als ausgangsspannung annehme, dann 
haben wir also 24V am Wechselrichter anliegen aber der obere Ausgang 
müsste doch dann als 0V fungieren, da sich ja da beide Spannungen 
aufheben?

Da müsste aber eine Spannung >8v rauskommen, damit der 7805 arbeitet.

von Christoph L. (christoph_l979)


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Max D. schrieb:
> Da hat ein trickreicher Designer das Konzept eines symmetrischen
> Netzteils bisschen abgewandelt für die 2 Schienen. Wenn du es mit dem
> Schaltplan eines "richtigen" symmetrischen Netzteils vergleichst (z.b.
> hier:
> https://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/bilder/lnpows05.gif
> ) dann siehst wo das her kommt.
>
> Nachtrag: Der "GND" dieses symmetrischen Netzteils ist praktisch der
> "Vorlauf" für den 5V Regler ("?V") und dein "GND" ist "-27V" und 18V ist
> "+27V" (in dem schaltplan bildchen, die spannungen sind natürlich
> anders). Sorry falls das chaotisch ist

Oh ... also hauptsache verwirren, er hätte auch einfach den normalen 
Mittelabgriff nehmen können, richtig?

Also genau das, dann ... Danke für die Erklärung, dann habe ich das 
jetzt verstanden und kann beruhigt ins Bett gehen. Nun muß ich nur noch 
Messen, was für Spannungen der Trafo so abgibt. Der lebt nämlich 
scheinbar noch, zumindest kann ich Wiederstände in den Wicklungen messen 
und die sind auch paarweise gleich, also sollte das ungefähr passen.

Könnte aber tatsächlich 2x12V sein... das würde zu 20,7 V für den 7812 
werden und zu 12V für den 7805 ... 2x10V wären natürlich effizienter, 
weil die dann nicht mehr so viel verheizen :-)

Kann man ohne Strom anzuschließen die Spannungen von einem Trafo 
ermitteln?

Dummerweise kann mein Labornetzteil keine wechselspannung ausgeben.

von Michael B. (laberkopp)


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Christoph L. schrieb:
> Normalerweise sind die ja eher so verschaltet:
> 1------2-3-------4
> Dieser hier ist
> 1------2-4-------3 verschaltet.
> Und auf der sekundären Seite ?

Egal wie der Trafowickler den Wicklungssinn gewählt hat, der 
Platinenhersteller witd es schon richtig verdrahtet haben.

Christoph L. schrieb:
> Ich verstehe aber jetzt die Schaltung nicht.
Siehe https://dse-faq.elektronik-kompendium.de/dse-faq.htm#F.9
1
   2 x 9V~                 +----+
2
 o--+ +--+-----|>|--+---+--|7812|--+--------------- +12V
3
    S:S  |          |   |  +----+  |
4
    S:S  |  +--|>|--+   C1    |  100nF
5
    S:S  |  |           |     |    |    +----+
6
    S:+--)--)-----------(--+--(----(----|7805|--+-- +5V
7
    S:S  |  |           |  |  |    |    +----+  |
8
    S:S  +--)--|<|--+   |  C2 |    |       |  100nF
9
    S:S     |       |   |  |  |    |       |    |
10
 o--+ +-----+--|<|--+---+--+--+----+-------+----+-- GND
11
http://www.mikrocontroller.net/topic/272842#2861322

Christoph L. schrieb:
> . die Spannungsregler aber auch der Trafo, der sehr heiß wird.

Hmm, wenn der Trafo defekt wäre, mit Windungsschluss, wären beide 
Spannungsregler betroffen. Suche also einen Kurzschluss am unteren Elko, 
und den beiden unteren Dioden des Brückengleichrichters.
Immerhin hat die Schaltung 2 Feinsicherungen, die eine Überlastung des 
Trafos verhindern könnten, der 7805 kann also nicht kurzgeschlossen 
sein. Warum aber die Sicherung hinter und nicht vor dem 7812 angebracht 
ist, wissen die Götter.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich tippe mal auf Kurzschluss im Gleichrichter.

von Christoph L. (christoph_l979)


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Hallo,

danke für alle Eure Tips. Nachdem ich erstmal die Schaltung verstanden 
habe und den Knoten in meinem Gehirn entknotet habe, habe ich den Trafo 
wieder eingelötet und den Gleichrichter ausgelötet.

Dann denn Trafo unter Spannung genommen und die Ausgangsspannung 
gemessen.

Wunderschöne 10.1V Sekundärspunng ohne Last auf beiden Kanälen.

Der Trafo ist also okay und funktioniert.

Der Eine Elko hat keine Kapazität mehr, leitet aber super ... der andere 
Elko wird mit 5.7 mF gemessen ... das ist ein bissl viel für 4.7mF liegt 
aber noch in der Toleranz von 25%.

Der Gleichrichter hat in der Schaltung Eingebaut noch funktioniert, 
glaube ich, jetzt ist aber GND short mit den beiden 
Wechselstromanschlüssen.

Entweder habe ich den jetzt gegrillt beim Auslöten, oder der war schon 
tot und ich habe Käse gemessen.

Wie dem auch sei, brauch ich einen neuen.

Zwei neue Elkos können nach 40 Jahren auch nicht schaden ;-)

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