Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik MC680x0 Fake oder Original?


von Bri (bri)


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Ich habe bei AliExpress ein paar MC680x0 CPUs bestellt und es ist wie 
mit der Schachtel Pralinen, man weiß nie was man bekommt.

Der MC68000:

Es ist statt Motorola das Freescale Logo drauf. MC68000 ist 
normalerweise der NMOS Typ. Soweit ich weiß hat Freescale nie NMOS 
MC68000 im PDIP 64 Gehäuse hergestellt. Der Datecode zeigt 2021 und 
Freescale wurde doch 2015 bei NXP eingegliedert. Das Gehäuse zeigt ganz 
leichte Kratzer. Die Vertiefungen oben sind sehr flach und wurden 
offenbar mit gesandstrahlt.

Für mich ein klarer Fake.

Der MC68008:

Keine Kratzer, Logo ist ok, der Datecode ist plausibel. Die Vertiefungen 
sind glatt und tief.

Ich würde sagen, mit großer Wahrscheinlichkeit ein Original.

Die MC68020:

Sind zwar sehr zerkratzt aber die Datecodes sind plausibel. Auf der 
oberen Seite ist ein Alu-Deckel drauf. Die Beschriftung ist gefräst und 
nicht gedruckt.

Ich würde sagen, das sind zwei Originale.

Der MC68030:

Die Oberfläche hat tiefe Kratzer. Es ist eine Pampe drauf geschmiert, 
die offenbar den Anschein einer Oberfläche aus Plastik erwecken soll. 
Unter der Pampe kann man den Alu-Deckel fühlen. Die Unterseite sieht wie 
das Original aus. Die Beschriftung ist aufgedruckt.

Für mich ein klarer Fake. Aber mich wundert etwas der Aufwand, der hier 
betrieben wurde.

Was sagt ihr dazu? Fake? Kein Fake?

von Andreas B. (abm)


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Bei den 68020 und 68030 kann man die VCC- und GND-Gruppen mit 
Durchgangsprüfer durchklingeln, in den Datenbücher ist genau angegeben, 
wie diese Pins intern gruppiert sind. Und bei den restlichen Pins mit 
Diodentest nach VCC und nach GND. Wenn das stimmig ist, sind es vmtl. 
keine Totalfälschungen. Die Schleifspuren deuten natürlich auf 
Verfälschungen hin, es kann aber durchaus sein, dass das "nur" 
hinsichtlich max. Takt gemogelt wurde.

von Bri (bri)


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Ja stimmt, die GND und VCC Pins kann ich leicht gegeneinander testen. 
Danke für den Tipp.

von Ingolf O. (headshotzombie)


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Ich beziehe aber auch die Marker auf der Unterseite immer mit ein. 
Vergleiche bei Stückzahlen >1 lassen da auch Schlussfolgerungen zu.

von Michael B. (laberkopp)


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Bri schrieb:
> Was sagt ihr dazu

Warum kauft man sp was heute ?

Weil man einen defekten yrechner reparieren eill ?

Na dann rein mit den Teilen  und gucken ob's lâuft.

Und wenn ja, wird es schon irgendein 68k sein  freu dich dass sie ihn 
geputzt, gesandstrahlt, neu verzinnt und nru gelabelt haben, dann sieht 
er wenigstens nicht so schrottig aus.

Wenn er nicht funktioniert: meckern  und ggf. an Richard.

Und wenn man die Chips gar nicht testen kann weil man keinen Rechner 
hat, dann ist es auch egal, dann ist die Frage, warum du die überhaupt 
kaufst.

von DO8PGG (do8pgg)


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Michael B. schrieb:
> Warum kauft man sp was heute ?

Was tut das zur Sache?

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Na dann rein mit den Teilen  und gucken ob's lâuft.

Da haette ich manchmal bedenken weil ein Kurzschluss an falscher stelle 
einem noch anderes auf dem Board zerstoeren kann.

Vanye

von Fritz G. (fritz65)


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DO8PGG schrieb:
Michael B. schrieb:
> Warum kauft man sp was heute ?
Ich frage mich eher: Warum sollte man so etwas fälschen? Der Preis ist 
eher gering, der Markt klein. Fürs Umlabeln müsste man erst mal ein 
68pin DIL-Gehäuse finden, außer dem 680000 gab es da nicht viel. Ich 
vermute daher aus Computerschrott ausgebaute Gebrauchtware. Ob sie noch 
funktioniert, ist eine andere Frage.
Wurden die Teile denn als neu verkauft?

von Mark (Gast)


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von MaWin O. (mawin_original)


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Fritz G. schrieb:
> Der Preis ist
> eher gering, der Markt klein

Weder noch. Alte gefälschte Chips werden für vergleichsweise viel Geld 
verkauft.

von MaWin O. (mawin_original)


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Bri schrieb:
> Was sagt ihr dazu? Fake? Kein Fake?

Ja, ich gehe bei deiner Analyse 100% mit.
Du könntest noch versuchen die Oberflächen und Beschriftungen mit Aceton 
abzuwischen. Fake-Farbe lässt sich oft einfach abwischen.

von Michael B. (laberkopp)


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MaWin O. schrieb:
> Weder noch. Alte gefälschte Chips werden für vergleichsweise viel Geld
> verkauft.

Keine Ahnung was für dich relativ viel Geld ist, aber den gefälschten 
68000 gibt es bei Ali ab 1.45€

Dafur möchte ich dich sehen  wie du ihn auslötest, putzt, abschleifst, 
neu bedruckst, verpackst.

Lediglich den 68030 hab ich gerade nicht zum Spottpreis gefunden, um 30€ 
gibt es "used, pulled, tested" also wohl ehrliche Angebote.

von Guido K. (Firma: Code Mercenaries GmbH) (thebug)


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Bin mir grad nicht ganz sicher, aber gab es vom Motorola MC68020 und 
MC68030 überhaupt ein PGA-Plastikgehäuse? Ich kenne die nur im 
PGA-Keramikgehäuse.

von Andreas B. (abm)


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Doch, es gab auch "RP" (Plastic PGA) beim 68020, 68EC020 und 68030, 
jedenfalls lt. Datenblatt bzw. UM. Allerdings ist nicht klar, ob alle 
dort aufgeführten Varianten tatsächlich in den Verkauf gelangten. Die 
Varianten sind quer über die Literatur je nach Ausgabe auch 
unterschiedlich, z. B. ist der 68020RC12 in meiner Version des UM gar 
nicht (mehr) aufgeführt, obwohl es den anfangs gab.

von Bri (bri)


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Danke für die vielen Beiträge. Ich werde mir mal das Geld für die 
MC68000 und MC68030 zurück holen.

Ich hab schon überlegt, das die vielleicht einen MC68EC030 ohne MMU 
umgelabelt haben zu einem etwas teureren MC68030. Für 10€ Verkaufspreis 
lohnt sich das wohl schon in China. Ich versuche mal die Pampe 
vorsichtig abzukratzen. Eventuell erkennt man noch was von der 
gravierten Beschriftung.

Aber die MC68000 auf neu zu trimmen ist schon etwas seltsam.

PS:
Wer noch einen MC68060 hat, nicht wegwerfen. Die werden teilweise für 
600€ und mehr bei eBay angeboten. ;-)

von Norbert T. (atos)


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> Wer noch einen MC68060 hat, nicht wegwerfen. Die werden teilweise für
> 600€ und mehr bei eBay angeboten. ;-)

Die Preise für 68060, 040 und teilweise 030 sind aufgrund der 
TerribleFire-Turbokarten für Amigas gestiegen. Die Karten sind sehr 
preisgünstig, die CPUs muss man sich halt besorgen. Die Karten sind für 
viele Amigas erhältlich und es wurden Hunderte davon verkauft, für 
verschiedene Modelle insgesamt vermutlich einige Tausend. Stephen Leary 
heißt der Mann, der für diese Presie verantwortlich ist...

Grüße
Norbert

von Tom K. (nextcc)


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Bri schrieb:
> Danke für die vielen Beiträge. Ich werde mir mal das Geld für die
> MC68000 und MC68030 zurück holen.

Ohne Test, aufgrund windiger Vermutungen?
Da fragt man sich aber schon, auf welcher Seite denn nun eigentlich die 
Betrüger sitzen...

von Papa Q. (papa_q)


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>Warum kauft man sp was heute ?
>Weil man einen defekten yrechner reparieren eill ?

... oder eine defekte Tastatur!

von Christoph Z. (rayelec)


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Man muss zwischen Fälschungen und wiederaufbereiteter Ware 
unterscheiden. Meist handelt es sich um ausgelötete und 
wiederaufbereitete Ware handeln. Ob der 68000er von Motorola, Thomson, 
Rockwell, Toshiba oder Hitachi war, kannst Du ev. nicht mehr 
feststellen, es ist aber auf jeden Fall ein 68000 drin. Die Chinesen 
labeln das drauf, was du haben willst! Ebenso bei 6502, 8255 und anderen 
Vintage Chips.
Fälschungen gibt es aber auch. ICL7106/7 werden mit Intersil oder 
Microchip-Logo vekauft, produziert werden sie aber u.a. von Sungine. 
Ebenso Fälschungen sind die Millionen an MAX7219 mit Maxim-Logo, die 
aber ein kleineres Die entahlten als das Original. TDA7298, LM3886, 
L298, LM3914 sind ebenfalls beliebte Fälschungen. V.a. die 
Leistungsbauteile sollte man spannungs- und strommässig besser nicht 
ausreizen, um den Magic-Smoke nicht zu provozieren.

von Bri (bri)


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Tom K. schrieb:
> Bri schrieb:
>> Danke für die vielen Beiträge. Ich werde mir mal das Geld für die
>> MC68000 und MC68030 zurück holen.
>
> Ohne Test, aufgrund windiger Vermutungen?
> Da fragt man sich aber schon, auf welcher Seite denn nun eigentlich die
> Betrüger sitzen...

Hast du dir überhaupt durchgelesen was ich geschrieben habe? Wenn ein 
Chip OFFENSICHTLICH abgeschliffen und dann auch noch komplett FALSCH 
gelabelt wurde aber als ORIGINAL Motorola MC68000 verkauft wird, dann 
ist das für dich kein Betrug? Du bist ein ganz schöner Witzbold.

von Bri (bri)


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Christoph Z. schrieb:
> Man muss zwischen Fälschungen und wiederaufbereiteter Ware
> unterscheiden. Meist handelt es sich um ausgelötete und
> wiederaufbereitete Ware handeln. Ob der 68000er von Motorola, Thomson,
> Rockwell, Toshiba oder Hitachi war, kannst Du ev. nicht mehr
> feststellen, es ist aber auf jeden Fall ein 68000 drin. Die Chinesen
> labeln das drauf, was du haben willst! Ebenso bei 6502, 8255 und anderen
> Vintage Chips.

Es ist aber auch eine Fälschung und Betrug, wenn ein Thomson MC68000 in 
ein Motorola MC68000 umgelabelt wird. Du weißt auch gar nicht was 
wirklich drin steckt. Ist es die NMOS oder CMOS Version? 8 MHz, 12 MHz, 
16 MHz?

Gegen wiederaufbereitete Chips, die z.B. ausgelötet, geputzt, neu 
verzinnt und getestet werden ist ja überhaupt nichts einzuwenden.

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