Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Messbrücke (DMS) abgleichen - 10 Gang Poti oder.


von Arne (ak86)


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Hallo zusammen,

mit Hilfe von Dehnungsmessstreifen und einer Brückenschaltung möchte ich 
eine Dehnung messen. Mein fliegender Aufbau mit 2 Stk. 120 Ohm DMS, 
komplettierenden Widerständen aus der Grabbelkiste und 4 Wagoklemmen 
funktioniert auch :-). Allerdings ist meine Messbrücke bereits im 
Ruhezustand um 8 mV verstimmt (Versorgungsspannung: 9V Blockbatterie).

Zum Abgleich der Brücke wird ja im Regelfall ein Shuntwiderstand 
vorgeschlagen. Warum kann ich statt des parallelen Shunts nicht einfach 
die Messbrücke "direkt" mit 2 Stück 200 Ohm 10-Gang Potentiometer 
komplettieren, welche "passend" eingestellt sind. Das erscheint mir als 
Nicht-Elektriker irgendwie pragmatischer. Dann müsste ich auch den Shunt 
nicht am "passenden" Brückenarm anschließen... Daher:

Frage 1:
Macht man das, weil man mit einem parallelen 10 Gang-Poti mit z. B. 20 
kOhm deutlich "feinfühliger" unterwegs ist?

Frage 2:
Haben die verschiedenen Potentiometer (große und kleine 10 - Gang 
Potentiometer) ggü. Festwiderständen aus technischer Sicht irgendwelche 
Vor- und Nachteile?
(also neben Kosten und Bequemlichkeit)?


Kurzum: Soll ich bei Reichelt lieber
- A: 2 Stück 200 Ohm 10 Gang Potis (also kein Shunt),
- B: 1 Stück 20 k Poti nebst 3 Stück 0,1% Widerständen zu 120 Ohm,
- C: die 120 Ohm Widerstände nebst diversen Festwiderständen

bestellen?

Danke und Gruß
Arne


PS: Die Messbrücke hängt an einem Oszilloskop im DC-Modus. Daher der 
Abgleich auf diesem Wege.

von Peter R. (pnu)


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Bei einer Brückenschaltung, besonders mit DMS, geht es nur um minimale 
Änderungen. Da ist ein Zehngangpoti reine Verschwendung.

Eine 9-V Batterie mit 120 Ohm als Last ist ebenso reine Verschwendung. 
Man nutzt da höchstens ein Zehntel des beim Poti möglichen Hubs aus.

Dazu kommt dannnoch das Treppenweise verstellen, weil Mehrgangpotis 
normalerweise aus gewickeltem Widerstandsdraht bestehen

Bei dieser Belastung können 9-V-Batterien kaum eine konstante Spannung 
liefern schon das macht die Messung ungenau.

Eine möglicherweise sinnvolle Lösung wäre: ein normales 22...47 
kOhm-Poti zwischen + und - schalten. den Schleifer mit ca. 
10kOhm-Widerstand auf die Mitte der einen Brückenhälfte führen. Auch das 
würde etwa 1% Korrekturhub ergeben,  groß im Vergleich zu den 8mV 
Offsetfehler.

Eventuell entstehen die 8 mV sogar nur durch die Erhitzung der DMS 
(4,5V am DMS : 37,5mA  > 168mW > schon recht kräftige Wärme, die  je 
nach Aufkleben und Größe der DMS schöne Temperatur erzeugt).

: Bearbeitet durch User
von Helmut -. (dc3yc)


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Peter R. schrieb:
> Bei dieser Belastung können 9-V-Batterien kaum eine konstante Spannung
> liefern schon das macht die Messung ungenau.

Deswegen nimmt man ja eine Brückenschaltung; da ist die absolute Größe 
und Stabilität der Betriebsspannung egal.

von Peter R. (pnu)


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Helmut -. schrieb:
> Deswegen nimmt man ja eine Brückenschaltung; da ist die absolute Größe
> und Stabilität der Betriebsspannung egal.

Wenn die 9V nur noch 8V sind, wird auch die Spannung an der 
Brückendiagonale von 10mV auf 8,8 mV herunter sein. Wenn das egal ist, 
... na ja

von Manfred P. (pruckelfred)


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Peter R. schrieb:
> Eine 9-V Batterie mit 120 Ohm als Last ist ebenso reine Verschwendung.

Eine 9V-Batterie ist die teuerste und instabilste aller Lösungen. 120 
Ohm gibt rund 80mA, da geht die zügig in die Knie.

> Dazu kommt dannnoch das Treppenweise verstellen, weil Mehrgangpotis
> normalerweise aus gewickeltem Widerstandsdraht bestehen

Er meint hoffentlich Trimmpoti, die sind mit Kohleschicht gebaut. Es 
scheint auch 10-Gang mit Achse und Kopf in Kohleschicht geben, das 
Spannungspoti in meinem Labornetzteil fühlt sich nicht nach Rasterung 
an.

> Bei dieser Belastung können 9-V-Batterien kaum eine konstante Spannung
> liefern schon das macht die Messung ungenau.

Ja, erklärt aber nicht seinen Offsetfehler.

> Eine möglicherweise sinnvolle Lösung wäre: ein normales 22...47
> kOhm-Poti zwischen + und - schalten. den Schleifer mit ca.
> 10kOhm-Widerstand auf die Mitte der einen Brückenhälfte führen.

Wenn ich etwas in einem kleinen Bereich justieren muß, nehme ich gerne 
einen geringfügig größeren Widerstand und setze ein hochohmiges 
Trimmpoti parallel.

Beitrag #7506911 wurde vom Autor gelöscht.
von Arne (ak86)


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Hallo Peter,

Peter R. schrieb:

> Eine 9-V Batterie mit 120 Ohm als Last ist ebenso reine Verschwendung.

Die Batterie nutze ich bislang, da ich keine andere rauscharme 
Spannungsquelle zur Hand habe. Die Speisespannung messe ich ohnehin.

> Dazu kommt dannnoch das Treppenweise verstellen, weil Mehrgangpotis
> normalerweise aus gewickeltem Widerstandsdraht bestehen

Mit 10 Gang Poti meine ich so etwas:
https://www.reichelt.de/praezisionspotentiometer-10-gaenge-20-kohm-6-3-mm-534-20k-p2544.html?PROVID=2788&gclid=EAIaIQobChMI3fuAoqrTgQMVgpqDBx1RjwA0EAQYBCABEgK3T_D_BwE

Hat so etwas Stufen? Ich hatte jetzt vermutest, dass die recht linear 
hochdrehen.


>
> Eine möglicherweise sinnvolle Lösung wäre: ein normales 22...47
> kOhm-Poti zwischen + und - schalten. den Schleifer mit ca.
> 10kOhm-Widerstand auf die Mitte der einen Brückenhälfte führen. Auch das
> würde etwa 1% Korrekturhub ergeben,  groß im Vergleich zu den 8mV
> Offsetfehler.


Bei einem Shunt (ca. 180k bei 350 Ohm DMS) wäre doch ggü. Deinem
Vorschlag der Linearitätsfehler geringer, oder? Nur halt der Nachteil,
dass ich den "richtigen" Arm auswählen müsste.


> Eventuell entstehen die 8 mV sogar nur durch die Erhitzung der DMS
> (4,5V am DMS : 37,5mA  > 168mW > schon recht kräftige Wärme, die  je
> nach Aufkleben und Größe der DMS schöne Temperatur erzeugt).

Das mag dazu beitragen. Die für meinen ersten Test genutzten Widerstände 
etc. sind aber so ungenau, dass ich nebst Klebefehlern dort die größte 
Ursache vermute.

Gruß
Arne

von Re D. (Gast)


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Ich verstehe den Aufwand nicht. Rechne den Offset raus und fertig. Und 
mach gleich eine Vollbrücke, ob du jetzt 2 oder 4 DMS klebst ist doch 
wurscht. Mit den Widerständen aus der Krabbelkiste Holst du dir riesige 
Temperaturfehler ein. Und natürlich sind die viel zu ungenau, deshalb 
hast du 8mV. Und wer nimmt heute noch 120 Ohm? Viel zu hohe Erwärmung. 
Nimm min. 350 Ohm.

von Peter R. (pnu)


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Helmut -. schrieb:
> Deswegen nimmt man ja eine Brückenschaltung; da ist die absolute Größe
> und Stabilität der Betriebsspannung egal.

Diese pauschale Aussage ist Unsinn. Zwar stimmt sie bezüglich des 
Nullabgleichs aber beim Ablesen von Änderungen weg davon bleibt nur das 
relative Änderung: Wenn man die Ausgangsspannung relativ zur 
Speisespannung misst.

Bei 10% weniger Betriebsspannung wird auch die Diagonalspannung der 
Brücke um 10% geringer.

von Michael B. (laberkopp)


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Manfred P. schrieb:
> Eine 9V-Batterie ist die teuerste und instabilste aller Lösungen. 120

Ratiometrische Auswertung hat keinerlei Problem damit.

Welche schlechte Elektronikkonstruktion verwendest du, dass dir eine 
Batterie solche Probleme macht ?

Arne schrieb:
> Haben die verschiedenen Potentiometer (große und kleine 10 - Gang
> Potentiometer) ggü. Festwiderständen aus technischer Sicht irgendwelche
> Vor- und Nachteile

Klar, alle Daten von Potis, Temperaturstabilität, Ausfallrate, Toleranz 
sind viel schlechter.

Eigentlich macht man Brückenabgleich heute nur noch in Software.

von Joe L. (joelisa)


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Arne schrieb:
> Mein fliegender Aufbau mit 2 Stk. 120 Ohm DMS,
> komplettierenden Widerständen aus der Grabbelkiste und 4 Wagoklemmen
> funktioniert auch :-). Allerdings ist meine Messbrücke bereits im
> Ruhezustand um 8 mV verstimmt (Versorgungsspannung: 9V Blockbatterie).

Brückenschaltungen leben von einer guten Grund-Symmetrie. Mit 
Widerständen aus der Grabbelkiste wirst du da nicht weit kommen.

Was du brauchst sind 2 Präzisions-Widerstände (0.1%) mit geringem, 
zumindest aber gleichem TK sowie gleicher Historie -- möglichst vom 
gleichen Gurt.

Mit 9V Versorgungsspannung wird deine Brücke vermutlich überlastet. 
Musst du mal nachrechnen...

von Peter R. (pnu)


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Manfred P. schrieb:
> Wenn ich etwas in einem kleinen Bereich justieren muß, nehme ich gerne
> einen geringfügig größeren Widerstand und setze ein hochohmiges
> Trimmpoti parallel.

Es geht in der DMS-Brücke ja um Änderungen der Brückenbalance von weit 
unter 1% und der Widerstand von 120 Ohm der DMS ist ja vorgegeben.

Wenn man einen 10k-Trimmer zwischen + und - schaltet,  erzeugt man hier 
eine Korrekturspannung  mit +/- 4,5 V Hub , die man über einen hohen 
Widerstand (> 47k) in die Mitte einer Brückenseite einspeist.

Erst durch diesen Reihenwiderstand wird das Verstellverhalten des 
Trimmers fein genug.

: Bearbeitet durch User
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