Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Ist ein SPI TFT schneller auf einem ARM mit 72MHz als mit AVR 20?


von Max M. (Gast)


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Sind die typischen Arduino TFTs mit SPI Schnittstelle mit einem 72MHz 
oder schnelleren ARM schneller in der Darstellung als mit einem 20MHz 
8Bit AVR?
Oder reizt der 8 Bit AVR die maximal mögliche SPI Geschwindigkeit der 
üblichen TFTs sowieso schon aus?

von Falk B. (falk)


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Max M. schrieb:
> Sind die typischen Arduino TFTs mit SPI Schnittstelle mit einem 72MHz
> oder schnelleren ARM schneller in der Darstellung als mit einem 20MHz
> 8Bit AVR?

Vermutlich, weil . . .

> Oder reizt der 8 Bit AVR die maximal mögliche SPI Geschwindigkeit der
> üblichen TFTs sowieso schon aus?

Das allein reicht ja nicht, denn man muss ja auch die Daten für den 
Bildaufbau berechnen. Wenn man keine DMA für das SPI nutzt, 
erfolgt während dieser Berechnung keine Datenübertragung.
Außerdem, ein AVR kann mit 20 MHz CPU-Takt mit max. 10 Mbit/s per SPI 
senden, ein 72 MHZ ARM aber mit mehr, vermutlich 36Mbit/s. Natürlich nur 
dann, wenn das auch das Display erlaubt.

von Εrnst B. (ernst)


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mit 27MHz SPI-Clock am STM32 lief bei mir so ein ILI9341-Display noch 
problemlos, auch über die typischen Dupont-Kabel fliegend verdrahtet.

Seltsamerweise meint das ILI-Datenblatt, dass ein Serial Clock Cycle 
mindestens 100ns dauern soll, also 10MHz max...

Und DMA ist da schon hilfreich, einen Buffer mit einem Bildschirm-Teil 
rausschieben während parallel der nächste Buffer berechnet wird, dann 
die Buffer tauschen.

von J. S. (jojos)


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Und die STM32 gibt es mit reichlich mehr Speicher, ist für Grafik auch 
besser.

von Frank K. (fchk)


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So ein ILI9341 kann auch parallel über ein External Bus Interface von 
einem Mega2560 (Mega64/128/1280/1281/2560/2561) angesteuert werden. Ein 
Buszyklus dauert 4 Oszillatortakte, also kannst Du bei 16MHz maximal 
4MByte/s oder 32MBit/s rausschreiben. Das sollte bei einem Display 
dieser Größenordnung reichen. Und SRAM kannst Du da auch noch parallel 
anklemmen.

fchk

von Motopick (motopick)


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> mit 27MHz SPI-Clock am STM32 lief bei mir so ein ILI9341-Display noch
> problemlos,

Ein LPC1768 schafft bei Write-Only auch problemlos 50 MHz SPI-Clock
gegenueber einem ILI9341-Display.
Will man auch lesen, muss man aber einen Gang herunterschalten. :)

Allerdings ohne:
> über die typischen Dupont-Kabel fliegend verdrahtet.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Ein LPC1768 schafft bei Write-Only auch problemlos 50 MHz SPI-Clock
> gegenueber einem ILI9341-Display.

Ich selbst hab auch schon 40Mhz problemlos laufen gehabt. (EFM32GG230)

Das reicht aber auch. Es reicht nicht um darauf Videos zu schauen,
aber will man auch nicht. Aber wenn man einen halbwegs intelligenten
Framebuffer implementiert der immer Blockweise arbeitet und nur das
zum Display sendet was gerade Dirty ist, dann erreicht man damit
vom User akzeptierte Echtzeit. Da flackert und ruckelt nichts mehr!

Vanye

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Wenn man allerdings sowieso einen ARM nimmt, kann man auch ein paar Euro 
mehr spendieren und einen auswählen welcher ein paralleles 
Display-Interface hat (z.B. einige STM32) und ein dazu passendes 
Display. Damit kommt man auf noch viel höhere Übertragungsraten und kann 
auch hochauflösende Displays flüssig ansteuern (z.B. für Animationen). 
Das braucht natürlich DMA.

Bei manchen STM32 Eval Boards ist das fertig so aufgebaut, z.B. 
32F429IDISCOVERY oder 32F746GDISCOVERY.

Für Grafik-Displays würde ich aber so oder so immer einen 32bitter (oder 
mehr...) nehmen, mit einem 8bitter stößt man da schnell an Grenzen ohne 
dass man wirklich einen Vorteil davon hätte.

von J. S. (jojos)


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So Speicherinterfaces haben auch viele STM32, da heißt es dann FSMC. Wie 
man damit Displays ansteuert ist gut beschrieben in der AN2790:
https://www.st.com/resource/en/application_note/an2790-tft-lcd-interfacing-with-the-highdensity-stm32f10xxx-fsmc-stmicroelectronics.pdf

Geht mit den größeren F103, aber besser gleich einem F407 nehmen, 168 
sind besser als 72 MHz. Ein ILI9340 läuft da mit 16 Bit parallel @10 
MHz, damit kann man den Screen schon brauchbar scrollen.

Die ESP32 sind da auch eine große Konkurrenz, Boards mit Display bekommt 
man für unter 15€, und dann ist noch WLAN dabei. Mit bis zu 80 MHz SPI 
können die auch recht schnell die Daten in das Display schaufeln.

: Bearbeitet durch User
von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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J. S. schrieb:
> So Speicherinterfaces haben auch viele STM32, da heißt es dann FSMC. Wie
> man damit Displays ansteuert ist gut beschrieben in der AN2790:

Das funktioniert allerdings nur mit LCD-Controllern mit integriertem 
Speicher und hat auch nicht ganz die Performance von einem "echten" 
RGB-Display Interface wie es z.B. die STM32F429 haben (daran zu erkennen 
dass es VSYNC und HSYNC ausgibt). Von letzterem Ansatz heißt es in dem 
Dokument witzigerweise:

> Not proven with MCU (only MPU with
> LCD are designed in real products).

Aber es ist auch von 2008, da wusste man wohl noch nichts vom STM32F429 
😉

J. S. schrieb:
> Geht mit den größeren F103, aber besser gleich einem F407 nehmen, 168
> sind besser als 72 MHz.

Oder halt gleich den 429 mit echtem RGB-Interface.

Die nächste Steigerung sind dann Controller mit MIPI-DSI Interface, wie 
z.B. STM32F769IG. Damit kann man dann praktisch jedes Smartphone- oder 
Tablet-Display ansteuern (billig, hochauflösend und gut verfügbar).

von J. S. (jojos)


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Das ist das Schöne, bei den STM32 (und anderen Cortex-M) gibt es jede 
Menge Auswahl an Interfaces.

von Motopick (motopick)


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> z.B. für Animationen

Die braucht ein Informatiker natuerlich unbedingt, um eine animierte
Sanduhr anzuzeigen. Weil seine "Warteschleifensoftware" wieder noch
nichts fertig hat.

Der Rest der Welt erfreut sich derweil an den wenigen noetigen
Anschlussen eines per SPI angesteuerten Displays.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Motopick schrieb:
> ein Informatiker

Geht mit der Zeit und weiß, dass so gut wie alle (Multimedia-)Geräte mit 
Grafikdisplay alle möglichen Animationen anzeigen, vom Autonavi bis zum 
Verkaufsautomaten, weil das bei den Kunden/Nutzern gut ankommt, im 
Unterschied zu ruckeligen pixeligen Darstellungen welche höchstens 
Nostalgie erwecken. Außerdem kann man so visuelle Instruktionen zur 
Bedienung des Geräts darstellen, was internationaler und intuitiver als 
eine "Wall of Text" ist. Und was gut ankommt, lässt sich besser 
verkaufen.

Motopick schrieb:
> wenigen noetigen
> Anschlussen eines per SPI angesteuerten Displays.

Glücklickerweise haben heutige Controller ziemlich viele davon, 
insbesondere natürlich die, die so einen LCD-Controller enthalten.

Von der Programmierung her ist es auch wunderbar einfach; nach der 
Initialisierung muss man bloß die gewünschten Pixel in ein Array 
schreiben, die Hardware macht den Rest. Es könnte sogar günstiger sein, 
weil Controller-Lose Displays in Massen hergestellt werden.

"Mit hochauflösendem Grafikdisplay" macht sich als Verkaufsargument doch 
deutlich besser als "der Controller innen drin hat wenige Pins". Das hab 
ich noch in keinem Prospekt gesehen...

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Wenn man allerdings sowieso einen ARM nimmt, kann man auch ein paar Euro
> mehr spendieren und einen auswählen welcher ein paralleles
> Display-Interface hat

Nein. Als privater Bastler hab ich KEINEN Bock mir das routing mit den
ganzen Leiterbahnen anzutun. Als Firmen-Hardwareentwickler habe ich 
keinen
Bock wegen sowas das Risiko einer Ehrenrunde in der EMV zu erhoehen.

Parallel nur wenn es wirklich nicht anders geht!
Wie sagte der Prof fuer Theoretische Nachrichtentechnik von mir mal:
Soll es schnell, nimm seriell. :D

> Die braucht ein Informatiker natuerlich unbedingt, um eine animierte
> Sanduhr anzuzeigen.

Die bekommt man auch mit SPI problemlos hin wenn man nicht in Python
programmiert. Aber vielleicht gibt es dafuer ja auch fuer Informatiker
eine handoptimierte Assemblerlibary weil sie diese Funktion
so oft brauchen. :-D

Vanye

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Vanye R. schrieb:
> Nein. Als privater Bastler hab ich KEINEN Bock mir das routing mit den
> ganzen Leiterbahnen anzutun.

Dann kauf's halt fertig.

Vanye R. schrieb:
> Soll es schnell, nimm seriell. :D

Also MIPI-DSI, ja?

Vanye R. schrieb:
> Die bekommt man auch mit SPI problemlos hin wenn man nicht in Python
> programmiert.

Ah, Assembler programmieren Ja, Leiterbahnen routen Nein? Das sind die 
Skills aktueller Elektronikentwickler?

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Grafikdisplay alle möglichen Animationen anzeigen, vom Autonavi bis zum
> Verkaufsautomaten, weil das bei den Kunden/Nutzern gut ankommt, im

Wir haben seit kurzem in der Firma einen neuen Kaffeautomaten der
immer huebsche Bilder anzeigt. Und jedesmal wenn man da nun eine Taste
drueckt vergehen SEKUNDEN bis der auf die Eingabe reagiert.
Und jedesmal wuensche ich mir von tiefsten Herzen das sowohl der 
Programmierer dieser Muellkiste wie auch dessen Projektleiter bei jedem 
Tastendruecken einen Elektroschock in ihre Eier bekommen.

In der ersten Firmwareversion ist der sogar manchmal abgestuerzt weil 
Leute voller Ungeduld mehrmals auf die Taste gedrueckt haben. :-D

Nein, nicht alle Programmierer sind bloed, ich kenne auch ein paar gute. 
Aber es gibt da draussen mittlerweile viele die besser was anderes 
geworden waeren.

Vanye

p.s: Ich frag mich sowieso wie Programmierer von Kaffeautomaten so 
aussehen. Ich meine die muessen ihre Software doch andauern testen! 
Hinterlaesst das nicht Folgen fuer Herz und Blutdruck? :-)

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Also MIPI-DSI, ja?

Fuer VGA und groesse sicher. Fuer QVGA reicht aber SPI noch aus.

Und wie schon gesagt, es haengt von der Anwendung ab. Es gibt
ausnahmen das ist Parallel sicher angesagt und vernuenftig,
aber es sind halt seltene Ausnahmen.

Vanye

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Vanye R. schrieb:
> In der ersten Firmwareversion ist der sogar manchmal abgestuerzt weil
> Leute voller Ungeduld mehrmals auf die Taste gedrueckt haben. :-D

Wie beim Therac-25. War nur etwas gefährlicher.

Vanye R. schrieb:
> Ich meine die muessen ihre Software doch andauern testen!

Die Firma ist wahrscheinlich zu geizig um den Programmieren so ein 
teures Teil hinzustellen.

Vanye R. schrieb:
> Aber es gibt da draussen mittlerweile viele die besser was anderes
> geworden waeren.

Tja, aber dann hättet ihr gar keinen Kaffeeautomaten mit Display & Co...

Vanye R. schrieb:
> Es gibt
> ausnahmen das ist Parallel sicher angesagt und vernuenftig,
> aber es sind halt seltene Ausnahmen.

So selten, dass so einige Controller und viele SoC's das hardwaremäßig 
eingebaut haben...

von Falk B. (falk)


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Vanye R. schrieb:
>> Grafikdisplay alle möglichen Animationen anzeigen, vom Autonavi bis zum
>> Verkaufsautomaten, weil das bei den Kunden/Nutzern gut ankommt, im
>
> Wir haben seit kurzem in der Firma einen neuen Kaffeautomaten der
> immer huebsche Bilder anzeigt. Und jedesmal wenn man da nun eine Taste
> drueckt vergehen SEKUNDEN bis der auf die Eingabe reagiert.

Das gleiche mit Fahrkartenautomaten und ähnlichem. Welche lausigen 
Praktikanten haben den Scheiß zusammengeschustert? Oder sind das am Ende 
doch "professionelle" Entwickler?

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Das gleiche mit Fahrkartenautomaten und ähnlichem. Welche lausigen
> Praktikanten haben den Scheiß zusammengeschustert?

Solche Firmen haben halt seit jeher nur Ingenieure eingestellt. Nachdem 
die lästigen Kunden so neumodischen Kram wie "Displays" oder 
"Computer-Steuerung" haben wollten, haben sie halt noch mehr Ingenieure 
eingestellt um das zu programmieren. Die haben dann 1 Semester 
C-Programmieren gelernt und die Software dann mit diesen Kenntnissen 
zusammengeschustert.

von Falk B. (falk)


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Niklas G. schrieb:
> Solche Firmen haben halt seit jeher nur Ingenieure eingestellt.

Und du meinst, der durchschnittliche "Softwareentwickler" ist da besser? 
Da habe ich so meine Zweifel.
Gutes Presonal ist immer knapp.

von Philipp K. (philipp_k59)


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Man kann schon mit einem Stm32F103 bei 18Mhz Daten via DMA aus einem 
Flash-Speicher direkt ins Display schreiben.

Bedeutet, anstatt jetzt Punkte und Zeichnungen auf dem Display zu setzen 
kann man easy ganze Bilder Flimmerfrei aus dem Flash holen. Z.B. Das 
Alphabet in Highres. Echtes Scrollen wie man es kennt muss das Display 
unterstützen(Am besten auch Partielles Scrolling). Das schafft kein SPI 
Vollbild ruckelfrei von alleine.

Ich selbst bin bei einfachen Projekten im Schwerpunkt Displays 
irgendwann zum ESP32 gekommen. Vorteil halt Wlan, es gibt Displays die 
den schon im Gehäuse Huckepack haben, eine Dual-Core CPU mit 200Mhz, 
40Mhz SPI (mehr geht meist auch garnicht bei den Displays) und den Flash 
schon Onboard um Bilddaten, Buttons und Fonts wie auch Hintergründe 
vorzuspeichern.

So nebenbei geht da auch alles mit Arduino.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Und du meinst, der durchschnittliche "Softwareentwickler" ist da besser?

Bei "1 Semester C" vs. "6-10 Semester an verschiedenen 
Programmiersprachen, Methodiken, mathematischen Grundlagen, 
Praxisprojekten" ist die Antwort relativ klar oder?

Falk B. schrieb:
> Gutes Presonal ist immer knapp.

Das sowieso.

PS: Wir haben in der Firma einen Kaffeeautomaten wo sowohl Hard- als 
auch Software vermurkst sind. Quasi ein harmonisches Ganzes.

: Bearbeitet durch User
von Falk B. (falk)


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Niklas G. schrieb:
> Falk B. schrieb:
>> Und du meinst, der durchschnittliche "Softwareentwickler" ist da besser?
>
> Bei "1 Semester C" vs. "6-10 Semester an verschiedenen
> Programmiersprachen, Methodiken, mathematischen Grundlagen,
> Praxisprojekten" ist die Antwort relativ klar oder?

Nö. Denn verdammt viele "Softwareentwickler" sind verspielte Akademiker, 
die sich mit jedem Schnulli beschäftigen und Software aufblasen ohne 
Ende. Performance? Who cares! Dazu kommen noch tonnenweise 
Quereinsteiger, die zwar einen anderen Hintergrund haben, aber auch 
nicht sonderlich performant orientiert sind. Und wenn der Kram dann 
ruckelt und knirscht ist NATÜRLICH die Hardware oder das Frameqwork 
schuld! Niemals der Softwerker!

> PS: Wir haben in der Firma einen Kaffeeautomaten wo sowohl Hard- als
> auch Software vermurkst sind. Quasi ein harmonisches Ganzes.

Müll^2!

von J. S. (jojos)


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Oder jemand wollte krampfhaft an seinem 8 Bitter festhalten: ‚das kann 
der auch alles‘

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Nö. Denn verdammt viele "Softwareentwickler" sind verspielte Akademiker,
> die sich mit jedem Schnulli beschäftigen und Software aufblasen ohne
> Ende.

Wenn Ingenieure alles besser können, warum haben sie dann nicht 
Informatik studiert? Mit einem Informatik-Abschluss verdient man 
durchschnittlich mehr.

von Falk B. (falk)


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J. S. schrieb:
> Oder jemand wollte krampfhaft an seinem 8 Bitter festhalten: ‚das kann
> der auch alles‘

Kann auch sein, aber in den meisten Fällen ist es eher so, daß es nicht 
die Grenzen der Hardware sind, sondern eher die Bloatware die drauf 
läuft und die mangelnden Kenntnisse sowie der innere Antrieb der 
Softwerker, was richtig Gutes zu schaffen. OK, dazu mag auch kommen, daß 
viele Projekte sowieso von Zeitmangel bzw. massiven 
Projektzeitüberschreitungen geplagt sind und am Ende alle froh sind, 
wenn der Kram ÜBERHAUPT irgendwie läuft! Schnell und performant ist das 
erste Opfer in den "Optimierungsrunden".

https://de.wikipedia.org/wiki/Bloatware

https://de.wikipedia.org/wiki/Wirthsches_Gesetz

von Falk B. (falk)


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Niklas G. schrieb:
>> Nö. Denn verdammt viele "Softwareentwickler" sind verspielte Akademiker,
>> die sich mit jedem Schnulli beschäftigen und Software aufblasen ohne
>> Ende.
>
> Wenn Ingenieure alles besser können, warum haben sie dann nicht
> Informatik studiert?

Mit der Logik scheinst du es nicht so zu haben? Bist du Informatiker? 
Ich habe NICHT behauptet, das Ingenieure die besseren Softwareentwickler 
sind oder gar alles besser können. Ich habe nur deine Aussage in Frage 
gestellt.

Um es ganz direkt zu sagen. Ich halte weder Ingenieure für die besseren 
Softwerker noch die Softwerker für bessere Softwareentwickler. Die 
wirklich Guten sind gut, weil sie eine bestimmte Mentalität haben, nicht 
weil sie Ingenieur oder Softwareentwickler mit sonstwie viel Semestern 
zu sonstwie coolen Themen auf dem Buckel haben. Das in der 
Uni/FH/Whatever sowie anschließend in der Praxis gelernte Handwerkszeug 
ist wichtig, steht aber nicht an erster Stelle.

> Mit einem Informatik-Abschluss verdient man
> durchschnittlich mehr.

Na dann mal los!

von Motopick (motopick)


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> Bei "1 Semester C" vs. "6-10 Semester an verschiedenen
> Programmiersprachen, Methodiken, mathematischen Grundlagen,
> Praxisprojekten" ist die Antwort relativ klar oder?

Der "1 Semester C" Ingenieur hat den Kaeffffautomaten fristgerecht(!)
in einem Monat fertiggestellt. Das Userinterface ist uebersichtlich
auf einem 4 x 20 LCD untergebracht. Fehlerzustaende der Maschine
werden detailliert nebst ihrer moeglichen Behebung angezeigt.
Abstuerze kennt man nur, wenn die Putze mit ihrer Bohnermaschine
zu Nahe an den Kaeffffautomaten kommt.

Der "6-10 Semester an verschiedenen BLA..." hat nach 3 Jahren eine
erste experimentelle Version fertig. Deren Webbrowser, muss aber
regelmaessig mit Updates versorgt werden. Die Javascriptengine
meldet nach einigen Stunden Laufzeit nur noch "Not responding scripts".
Ein Neustart dauert wegen der mitgestarteten "Updateautomatik"
mindestens eine halbe Stunde. Fuer "gelegentliche" Abstuerze
brauht es die Bohnermaschine der Putze nicht mehr...
Die passieren mindestens taeglich.
Die Mitarbeiter sind mittlerweile wieder auf eigene Wasserkocher
umgestiegen.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Das in der Uni/FH/Whatever sowie anschließend in der Praxis gelernte
> Handwerkszeug ist wichtig, steht aber nicht an erster Stelle.

Ich ab ja eher den Verdacht das die Probleme im Projektmanagement 
liegen, oder besser gesagt in der Idee das ich X Leute brauche und in Y 
Monaten fertig sein werde und das Marketing deshalb schon mal heute 
loslegen kann. Excel kann nicht luegen!

Bei vielen heutigen Geraeten sind die Maengel bereits bei der ersten 
Bedienung/Nutzung offensichtlich. Ich frag mich dann immer, wenn 
irgendeiner der am Projekt beteiligten das Geraet schonmal genutzt hat, 
das MUSS dem einfach aufgefallen sein? Oder doch spaetestens der 
Qualitaetssicherung.
Und dann wird das ganze noch multipliziert mit dem unseligen Geist des 
"Loesen wir mit einem Softwareupdate" und der Realitaet: "Programmierer 
arbeitet schon am naechsten Projekt und hat keine Zeit"

Vielleicht sollte man auch jedes Projektteam um eine unbedarfte Oma 
erweitern die am Ende mal alles Bedienen muss. :-D

Vanye

von Falk B. (falk)


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Vanye R. schrieb:
>> Das in der Uni/FH/Whatever sowie anschließend in der Praxis gelernte
>> Handwerkszeug ist wichtig, steht aber nicht an erster Stelle.
>
> Ich ab ja eher den Verdacht das die Probleme im Projektmanagement
> liegen,

Das auch, aber nicht in erster Linie.

> Bei vielen heutigen Geraeten sind die Maengel bereits bei der ersten
> Bedienung/Nutzung offensichtlich. Ich frag mich dann immer, wenn
> irgendeiner der am Projekt beteiligten das Geraet schonmal genutzt hat,
> das MUSS dem einfach aufgefallen sein? Oder doch spaetestens der
> Qualitaetssicherung.

Nö, weil das alles Leute sind, die keine Ahnung von gescheiten GUIs und 
Softwarequelität haben! Und auch die haben meistens keine Ansprüche an 
Leistung! "Funktioniert doch. Wir haben doch eh keine Zeit, das zu 
verbessern." Etc.

> Vielleicht sollte man auch jedes Projektteam um eine unbedarfte Oma
> erweitern die am Ende mal alles Bedienen muss. :-D

Ja, ein DAU-Tester ist schon nicht verkehrt. Aber der löst nicht den 
Mangel an Leuten mit Designkenntnissen und Erfahrungen im Bereich GUI.

von J. S. (jojos)


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Motopick schrieb:
> Der "1 Semester C" Ingenieur hat den Kaeffffautomaten fristgerecht(!)
> in einem Monat fertiggestellt. Das Userinterface ist uebersichtlich
> auf einem 4 x 20 LCD untergebracht.

Das ist dann kalter Kaffee den keiner mehr haben will, weil die 
Mitbewerber zum gleichen Preis schon farbige Displays mit guter GUI 
haben und die machen mehr her.
Also bekommt der Entwickler den Auftrag auch sowas zu bauen. Aber der 
hat sich nur mit ollen Textdisplays beschäfftigt weil 'es ja reicht' und 
was dann dabei rauskommt sieht man ja.

Natürlich gibt es auch bedienbare GUI mit kleineren Prozessoren, sieht 
man bei den 3D Druckern. Aber auch da ist schon lange der Trend das für 
die Bedieneinheit ein 32 Bitter eingesetzt wird.

von Falk B. (falk)


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J. S. schrieb:
> Natürlich gibt es auch bedienbare GUI mit kleineren Prozessoren, sieht
> man bei den 3D Druckern. Aber auch da ist schon lange der Trend das für
> die Bedieneinheit ein 32 Bitter eingesetzt wird.

Die Frage war nicht, ob da eine 8 oder 32 Bit CPU drinsteckt, sondern ob 
die Bedienoberfläche, aka GUI was taugt! Ob sie logisch aufgebaut ist 
und flüssig reagiert.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Falk B. schrieb:
> Ich habe nur deine Aussage in Frage
> gestellt.

Du hast meine Aussage in Frage gestellt, dass Informatiker 
wahrscheinlich die besseren Softwareentwickler abgeben als Ingenieure 
aufgrund des Umfangs dieses Themas in den beiden Studiengängen. Aber du 
hast angeblich auch nicht behauptet

> das[s] Ingenieure die besseren Softwareentwickler

sind. Das heißt also, du meinst schon dass Informatiker doch die 
besseren Software-Entwickler sind, aber nicht aufgrund des Studiums? 
Warum dann, weil die Sterne für Informatiker besser stehen?

Falk B. schrieb:
> Um es ganz direkt zu sagen. Ich halte weder Ingenieure für die besseren
> Softwerker noch die Softwerker für bessere Softwareentwickler.

Das klingt für mich nicht so:

Falk B. schrieb:
> Niklas G. schrieb:
>> Solche Firmen haben halt seit jeher nur Ingenieure eingestellt.
>
> Und du meinst, der durchschnittliche "Softwareentwickler" ist da besser?

Falk B. schrieb:
> Die
> wirklich Guten sind gut, weil sie eine bestimmte Mentalität haben, nicht
> weil sie Ingenieur oder Softwareentwickler mit sonstwie viel Semestern
> zu sonstwie coolen Themen auf dem Buckel haben.

Und wie soll das so im Durchschnitt sein? Durchschnitts-Informatiker vs. 
Durchschnitts-Ingenieur?

Motopick schrieb:
> Das Userinterface ist uebersichtlich
> auf einem 4 x 20 LCD untergebracht.

Wann hast du das letzte Mal ein neues Produkt gesehen das so ein Display 
hat? Auf so einem Display benutzerdefinierte Kaffee-Programme 
zusammenstellen oder Anweisungen für das Selbstreinigungs-Programm 
darzustellen ist doch totaler Krampf.

Motopick schrieb:
> Der "6-10 Semester an verschiedenen BLA..." hat nach 3 Jahren eine
> erste experimentelle Version fertig. Deren Webbrowser, muss aber
> regelmaessig mit Updates versorgt werden.

Lustige Geschichte, ich kenne sogar eine in JavaScript geschriebene und 
im Browser laufende Maschinensteuerung. Ist von einem Ingenieur. Die 
Embedded-Informatiker die ich kenne schreiben Steuerungen natürlich in C 
oder C++. Und die wissen auch wie man effizient programmiert und Fehler 
behandelt.

Falk B. schrieb:
>> Ich ab ja eher den Verdacht das die Probleme im Projektmanagement
>> liegen,
>
> Das auch, aber nicht in erster Linie.

Doch, absolut. Gäbe das Management genug Zeit zur Einarbeitung in die 
Technologie, könnten auch Anfänger was vernünftiges bewerkstelligen. 
Weil aber Time-To-Market immer das Allerwichtigste ist, muss man halt 
die erstbesten Technologien nehmen die man schon kennt.

Falk B. schrieb:
> Nö, weil das alles Leute sind, die keine Ahnung von gescheiten GUIs und
> Softwarequelität haben!

Tja, in welchen Studium man so etwas wohl lernt...

von Motopick (motopick)


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> sondern ob
> die Bedienoberfläche, aka GUI was taugt! Ob sie logisch aufgebaut ist
> und flüssig reagiert.

Ein besonders "missratenes" Exemplar habe ich neulich aufgespuert.
Bei dieser "GUI" hatte man vollstaendig(!) auf jeden Text verzichtet.
Ob es einen "Cafe Crema" oder "Espresso" gab, musste man an Hand von
Grafiken "erraten".

Das ist ja wohl voellig irre.
Gluecklicherweise habe ich richtig "getippt". :)

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Motopick schrieb:
> Das ist ja wohl voellig irre.

Bilder sind international, Worte weniger. Kann aber natürlich auch 
schief gehen.

Ich erinnere mich an ein digitalisiertes Trinkwasser-Zapfsystem an einem 
italienischen Campingplatz mit Grafikdisplay, wo man mit und ohne 
Kohlensäure auswählen konnte. Leider nur auf italienisch, und ich hatte 
kein Smartphone zum Übersetzen dabei. Das hätte man super mit ein paar 
Bildchen lösen können...

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Niklas G. schrieb:

> Bilder sind international

Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Auch die Wahrnehmung und 
Interpretation von Bildern ist stark durch die lokale Kutur geprägt.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Ob S. schrieb:
> Auch die Wahrnehmung und
> Interpretation von Bildern ist stark durch die lokale Kutur geprägt.

Richtig, aber zumindest innerhalb von z.B. Europa geht es schon, auf 
jeden Fall besser als "nur italienischer Text". Wenn man es richtig 
macht geht es auch "richtig" international.

von J. S. (jojos)


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Niklas G. schrieb:

> Falk B. schrieb:
>> Nö, weil das alles Leute sind, die keine Ahnung von gescheiten GUIs und
>> Softwarequelität haben!
>
> Tja, in welchen Studium man so etwas wohl lernt...

Hoffentlich lernt man mittlerweile etwas zu UI/UX im Studium. Es gibt 
kaum etwas schlimmeres als GUI von Technikern.

von Spess53 .. (hardygroeger)


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Hi

> Es gibt kaum etwas schlimmeres als GUI von Technikern.

Gilt auch für Softwarefuzzis.

Die GUIs müssen von Praktikern erstellt werden die sich mit der Materie 
auskennen.

MfG Spess

von Gerhard H. (hauptmann)


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Spess53 .. schrieb:
> Die GUIs müssen von Praktikern erstellt werden die sich mit der Materie
> auskennen.

Idealerweise von den Anwendern.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Idealerweise von den Anwendern.

Und noch idealer von linkshaendigen Anwendern!

Vanye

von Motopick (motopick)


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> Und noch idealer von linkshaendigen Anwendern!

Das ist ja wohl rassistisch und diskriminierend!

von Falk B. (falk)


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Gerhard H. schrieb:
>> Die GUIs müssen von Praktikern erstellt werden die sich mit der Materie
>> auskennen.
>
> Idealerweise von den Anwendern.

Nö. Denn die haben in den meisten Fällen auch keine Ahnung. Im Idealfall 
macht das jemand, der sich damit WIRKLICH auskennt in ZUSAMMENARBEIT mit 
den Anwendern! Dann entsteht eine sehr gute, manchmal optimale GUI.

von Gerhard H. (hauptmann)


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Falk B. schrieb:
> Denn die haben in den meisten Fällen auch keine Ahnung.

Die haben die meiste Ahnung:
- von der zu erfüllenden Aufgabe
- von ihrer eigenen Erwartungshaltung und Intuition.

Im Idealfall finden sie dann jemand der das versteht und praktisch 
umsetzt.

von Max M. (Gast)


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Seid ihr bald fertig?

von Obelix X. (obelix)


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Erstellen der GUI von einer Fachkraft und testen von einem DAU. Hand in 
Hand also.

... aber irgendwie ist das alles off Topic.

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