Forum: Haus & Smart Home Laden LiFePo4 bei <0°C


von Fritz G. (fritz65)


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Für die Stromversorgung in der Garage (Licht, Toröffner, Kompressor, 
etc.) habe ich eine 24V - PV-Inselanlage. Die über 10 Jahre alte 
Bleibatterie (136Ah) möchte ich jetzt gegen LiFePo4 mit 100Ah 
austauschen. Allerdings kann es in der Garage im Winter gelegentlich 
auch mal Frost geben, unter -5°C sollte es aber nicht gehen. Nun gibt es 
leider unterschiedliche meinungen, ob und wie man LiFePo4-Batterien bei 
Temperaturen unter Null laden darf. Die meisten Hersteller verbieten die 
Ladung bei T<0°C komplett, andere sagen dass es mit vermindertem Strom 
möglich sei. Das Problem ist wohl, dass sich metallisches Lithium an der 
Anode ablagern kann, was zu einer erheblichen Kapazitätsminderung führt.

Wieviel Strom bei welcher Temperatur noch erlaubt ist, konnte ich leider 
nicht herausfinden. Mich würde es nur wundern, wenn man bei >0°C mit 
vollem Strom (0.5C) laden darf, darunter aber gar nicht mehr. 
Schließlich gibt es in den LiFePO4-Batterien keinen Phasenübergang wie 
bei Wasser.
Es gibt einige Publikationen zu dem Thema, das Li-Plating scheint 
tatsächlich aufzutreten:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378775314018928
Allerdings wurde hier die Batterie bei -22°C mit einem Strom von 0.5C-1C 
gequält, wodurch es nach 240 Zyklen zu einem Kapazitätsverlust von 25% 
(0.5C) bis 35% (1C) kam.

Mein Solarmodul liefert im Winter wegen des flachen Einstrahlwinkels 
maximal 3A, also 0.03C.
Die häufig vorgeschlagenen Batterien mit Innenheizung würde in meinem 
Fall wahrscheinlich wenig Sinn machen, da im Winter zu wenig Leistung 
zur Verfügung steht, um die Batterie nennenswert zu erwärmen. Leider 
geben die Herstellung die Stromaufnahme während des Heizens nicht an, 
ich vermute aber mal so um die 50-100W.

Sinnvoller wäre ein Regler, der den Ladestrom bei Minustemperaturen 
abschaltet.

von Michael B. (laberkopp)


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Fritz G. schrieb:
> Sinnvoller wäre ein Regler, der den Ladestrom bei Minustemperaturen
> abschaltet.

...und stattdessen auf eine Heizfolie an der Batterie umschaltet, der 
Strom ist ja gratis und könnte nicht anders genutzt werden. Ab 5 GradC 
dann wieder zurückschalten.

von J. T. (chaoskind)


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Fritz G. schrieb:
> Leider geben die Herstellung die Stromaufnahme während des Heizens nicht
> an, ich vermute aber mal so um die 50-100W.

100W ist nicht wenig, ich habe hier 100W 1Ohm Widerstände, wenn die 100W 
umsetzen, werden die deutlich über 100 C heiß, nie gemessen, aber 
raufgesprenkeltes Wasser verdampft sofort, so ne Batterie ist natürlich 
deutlich größer, aber die soll ja nur über 0 C gehalten werden und nicht 
als Heizdecke dienen.

von Thomas U. (charley10)


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Michael B. schrieb:
> Fritz G. schrieb:
>> Sinnvoller wäre ein Regler, der den Ladestrom bei Minustemperaturen
>> abschaltet.
>
> ...und stattdessen auf eine Heizfolie an der Batterie umschaltet, der
> Strom ist ja gratis und könnte nicht anders genutzt werden. Ab 5 GradC
> dann wieder zurückschalten.

Terrarienheizung als Folie und genügend Dämmung ringsumher. So fühlen 
sich meine Akkus auch im Winter und im ungeheizten Schuppen sauwohl!

von Heinrich K. (minrich)


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Ist der Schuppen aus Holz?

von Thomas U. (charley10)


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Heinrich K. schrieb:
> Ist der Schuppen aus Holz?

Natürlich, bestes Brennholz für die eigensicheren US3000C! ;-))
Die Dämmung wird natürlich nur entsprechend der Jahreszeit installiert.

: Bearbeitet durch User
von Chris R. (rcc)


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Wenn Du noch den Typ der geplanten Zelle verraten würdest könnte man ja 
mal im Datenblatt nachschauen. Es gibt nicht "die" LiFePo4, genausowenig 
wie es die NCO oder die NMC gibt.

von Oliver S. (oliverso)


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Chris R. schrieb:
> Wenn Du noch den Typ der geplanten Zelle verraten würdest könnte
> man ja
> mal im Datenblatt nachschauen. Es gibt nicht "die" LiFePo4, genausowenig
> wie es die NCO oder die NMC gibt.

Das ist aber im Kontext dieser Frage völlig egal. Alles, was es da aus 
China zu kaufen gibt, hat sowieso kein Datenblatt, und lädt nur bis Null 
Grad.

Oliver

von Chris R. (rcc)


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wer sowas kauft ist selber schuld...

von Thomas U. (charley10)


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J. T. schrieb:
> Fritz G. schrieb:
>> Leider geben die Herstellung die Stromaufnahme während des Heizens nicht
>> an, ich vermute aber mal so um die 50-100W.
>
> 100W ist nicht wenig, ich habe hier 100W 1Ohm Widerstände, wenn die 100W
> umsetzen, werden die deutlich über 100 C heiß, nie gemessen, aber
> raufgesprenkeltes Wasser verdampft sofort, so ne Batterie ist natürlich
> deutlich größer, aber die soll ja nur über 0 C gehalten werden und nicht
> als Heizdecke dienen.

Die benötigte Leistung kannst du recht gut abschätzen:
Voraussetzung ist eine, wie von mir installierte Dämmung. Ja nach 
Material (WLG) und Dicke ergibt sich der Wärmedurchgangskoeffizient 
dieser in W/(m^2*K).
Entsprechend der Oberfläche und der geplanten niedrigsten 
Umgebungstemperatur bekommst du die benötigte Leistung.

von Paul B. (paule201)


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Fritz G. schrieb:
> Sinnvoller wäre ein Regler, der den Ladestrom bei Minustemperaturen
> abschaltet.

Das nennt sich BMS, dass macht das sowieso. Die Firma "Powerqueen" 
kennst du sicherlich, die haben die Heizmatten in einigen Batterien mit 
drin, solange unter 0°C wird die Heizmatte bestromt, darüber der Akku. 
3A bei 12V sind über 30W. Das in Verbindung mit einer Dämmung sollte 
schon reichen. Da sitzen die Matten wenigstens an den Zellen, alles was 
du nachrüstest sitzt ja außen auf dem Plastikgehäuse der Batterie und 
kann nur die Luft in der Batterie erwärmen. Geht auch, aber besser wäre 
Option 1.

Unbekannt ist nur das Verhalten der Heizregelung bei wenig Energie, also 
wenn die die Matten 5A ziehen wollen und deine Solarspannung einbricht. 
Wie intelligent das gelöst ist weiß ich leider nicht, da hilft wohl nur 
der Versuch. Ansonsten schaltet die Batterie ja sowieso irgendwann wegen 
Unterspannung ab, also die Gefahr ist gering. Du kannst auch regelmäßig 
mal messen gehen oder alle 2 Tage einen µC + GSM Modul mal aufwachen und 
nach dem Rechten sehen lassen.

von Stephan (stephan_h623)


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Leerlaufspannung der Module ist 44V?

Laderegler temperaturabhängig abschalten wäre ziemlich einfach und 
günstig (<10€):
Per billigem 2596hv-Regler direkt an der PV ne 12V Hilfsspannung 
erzeugen. Möglichst noch ne 1A-Diode (z.B. 1N4004) und ne 250mA 
Feinsicherung davor bei dem Billigkram...
Dahinter ein W1209 Temperaturmodul. Damit schaltest du dann den 
Laderegler an die PV, sobald die Temperatur hoch genug ist. 
Standardmäßig ist der Laderegler also nicht mit der PV verbunden.
Das Relais ist zwar Müll, aber die 10A sollten reichen (der 
Innenwiderstand der Module begrenzt ja). Und die 14V müssten auch 
reichen, denn beim Abschalten ist der Eingangskondensator ja noch 
geladen. Die Spannungsdifferenz also nahe 0.
Vielleicht noch ne Kontroll-LED am Laderegler-Eingang (nochmal 2596hv, 
Diode, Vorwiderstand und LED?) und das ganze nicht unbedingt direkt auf 
leicht entzündliches stellen (China-Restposten halt). Aber sind nach 
Sicherung maximal 10W Worst Case was da entstehen könnten, also etwa 
FritzBox-Niveau.

Heizung könntest bei Bedarf nachrüsten. 2 Heizfolien mit 24V/30W in 
Reihe würden ganz gut passen. Und dann mit ca. 6cm Styrodur einhausen.
Dann schaltet das lausige Relais aus dem Temperaturmodul eben nicht die 
PV direkt sondern ein 12V KFZ-Relais (1xUm). Wird auch nicht für die 44V 
Leerlaufspannung geeignet sein, aber dann machst parallel zu den 
Heizfolien noch nen Kondensator mit 1.000µF/63V. Einschaltstrom ist auch 
da wieder durch die PV begrenzt und mit dem Kondensator auch die 
Abschaltspannung.

Die ganzen Schaltereien kosten natürlich etwas Energie. Aber wenns 
bislang im Winter funktioniert hat ist im Sommer ja 500% safe.

von Stephan (stephan_h623)


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Zum Aufheizen der Akkus von -5 auf +5 Grad brauchst ungefähr 50Wh 
(25kg*10K*0,2Wh/(kg*K)). Zum "Warmhalten" auf +5°C bei -5°C 
Umgebungstemperator ca. 5W (6cm Styrodur, ca. 1qm Oberfläche).

Da wäre der Akku also an nem guten Wintertag nach einer Stunde von -5 
auf +5 und es kann losgehen...

von Gerald K. (geku)


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von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Es waere messbar, ob die Zellen frueh einknicken. Dazu muesste ein 
kleiner Strom abwechselnd von ladend auf entladend umgeschaltet werden 
und die mV Spannungsaenderung gemessen werden waehrend der Akku immer 
weiter abgekuehlt wird. Am Kurvenverlauf waere zu erkennen bei welcher 
Temperatur nichts mehr fliessen darf.

von Chris R. (rcc)


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Dieter D. schrieb:
> Es waere messbar, ob die Zellen frueh einknicken. Dazu muesste ein
> kleiner Strom abwechselnd von ladend auf entladend umgeschaltet werden
> und die mV Spannungsaenderung gemessen werden waehrend der Akku immer
> weiter abgekuehlt wird. Am Kurvenverlauf waere zu erkennen bei welcher
> Temperatur nichts mehr fliessen darf.

und so willst Du Plating erkennen? Viel Spass...

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ein Weg um zumindest ohne verläßliches Datenblatt herauszufinden, ob es 
ein Typ mit (überdurchschnittlichen) schlechten Temperatureigenschaften 
wäre.

Wenn der Akku noch nicht gekauft sein sollte, wäre meiner Ansicht nach 
für Dich,  Fritz,  sinnvoll, wenn jemand hier eine Quelle nennen kann, 
deren Akkus bei 5 Grad besser als der Durchschnitt abschneiden.

von Chris R. (rcc)


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Dieter D. schrieb:
> Ein Weg um zumindest ohne verläßliches Datenblatt herauszufinden, ob es
> ein Typ mit (überdurchschnittlichen) schlechten Temperatureigenschaften
> wäre.

und wie soll das funktionieren? Wie willst Du reversibles Plating (was 
erstmal nicht weh tut) von irreversiblem unterscheiden bei der Methode 
(gerade bei kleinem SOC)? Wie willst Du die paar mV durch Plating von 
den zig mV durch dT/dRi unterscheiden?

: Bearbeitet durch User
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