Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Opamp - Eingänge: Frage zu spezialfällen


von Roland D. (roland_d284)


Lesenswert?

Moin,

ich verwende hier auf einer Schaltung einen TLC272 als Verstärker und 
den zweiten im selben Case als Komparator.

Fragen:
1. Irgendwo - ich weiß nicht mehr wo - habe ich in einem Datenblatt 
eines recht hochohmigen Opamps die Angabe gefunden, dass die beiden 
Eingänge intern mit einem 30k Widerstand verbunden sind. Ich fand das 
merkwürdig, aber wenn die beiden Eingänge ohnehin die selbe Spannung 
haben, würde dieser Widerstand ja keine Rolle spielen. Eventuell ist er 
auch dermaßen egal, dass er im Datenblatt gar nicht immer erwähnt wird? 
Gibt es bei diesem Opamp so einen Widerstand? Beim Betrieb als 
Komparator mit nennenswertes Spannungsdifferenz zwischen den Eingängen 
wäre dieser Widerstand jedoch nicht mehr egal.

2. Der Ausgang des ersten Opamp geht auf den +-Eingang des zweiten, 
dessen --Eingang liegt auf 10V (Versorgung mit 0V, 15V). Laut Datenblatt 
dürfen die Eingänge bis Vcc-1.5 haben. Also: Wäre es denkbar, dass der 
erste Opamp eine Spannung ausgibt die zu groß für den Eingang des 
zweiten (wohlgemerkt, beide baugleich im gleichen Case) ist und deshalb 
irgendwas undefiniertes passiert? Oder passiert undefiniertes Verhalten 
(Phase-reversal oder so) erst, wenn beide Eingänge den zulässigen 
Bereich verlassen?

CU Roland

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Roland D. schrieb:
> habe ich in einem Datenblatt eines recht hochohmigen Opamps die Angabe
> gefunden, dass die beiden Eingänge intern mit einem 30k Widerstand
> verbunden sind.

Ja nun, OpAmps sind nicht alle gleich, sonst würde ein Modell reichen, 
es gibt gar welche bei denen die Eingänge über Dioden verbunden sind, 
also nicht weiter als 0.7V auseinander liegen können, wie NE5532, daher 
sollte man immer genau in das Datenblatt von dem Chip gucken, den man 
verwendet.

Dein TLC272 hat so was nicht, Differenzeingangsspannung darf +/-VDD 
betragen, die eingezeichneten 30k verbinden nicht die Eingänge, sondern 
jeweils vor dem Gate.

von Clemens L. (c_l)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

1. "Differential input voltage" erlaubt große Spannungen, also kannst du 
ihn als Komparator benutzen.

2. Wenn das Datenblatt nichts anderes erwähnt, dann darf auch nur ein 
Eingang nicht den gültigen Bereich verlassen. Oder du überlegst dir 
selbst, was passiert, wenn P2 abgewürgt wird.

: Bearbeitet durch User
von Peter D. (peda)


Lesenswert?

Roland D. schrieb:
> 1. Irgendwo - ich weiß nicht mehr wo

Das ist ja mal ganz konkret.

Im DB des TLC272 sind R1 und R2 in Reihe mit den Eingängen.

von Holger L. (symetron)


Lesenswert?

> es gibt gar welche bei denen die Eingänge über Dioden verbunden sind,
> also nicht weiter als 0.7V auseinander liegen können, wie NE5532, daher

Man lernt doch immer wieder dazu...

https://www.ti.com/lit/ds/symlink/ne5532.pdf?ts=1697009757461

https://www.onsemi.com/pdf/datasheet/ne5532-d.pdf

TI schreibt nur was von "input-protection diode". Und die muss man sich 
dann im Schaltplan angucken, um die genaue Funktion zu erkennen. Und es 
sind hier Transistoren.

ONSEMI etwas genauer in "Fußnote 4" zu den DC Characteristics:

"Diodes protect the inputs against overvoltage. Therefore, unless 
current-limiting resistors are used, large currents will flow if the 
differential input voltage exceeds 0.6 V. Maximum current should be 
limited to 10mA."

Da hätte ich bei TI jetzt beim flüchtigen Drüberschauen spekuliert, dass 
das Dioden zwischen Eingang und Versorgungsspannung sind, um zu 
verhindern, dass die Eingänge kleiner/größer als VSS/VDD werden. Und 
nicht zwischen den Inputs.

Alter Schwede. Und wegen solche Details raucht dann das Projekt ab...

Korrektur: Auch TI hat eine Fußnote 4

4) Excessive input current will flow if a differential input voltage in 
excess of approximately 0.6 V is applied between the inputs, unless
some limiting resistance is used.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (Gast)


Lesenswert?

Zu dem Thema: Appnote MT-036 von Analog Devices.

von Klaus H. (hildek)


Lesenswert?

Holger L. schrieb:
> Und die muss man sich
> dann im Schaltplan angucken, um die genaue Funktion zu erkennen.

Der Schaltplan ist ein "Equivalent Schematic", wie genannt. Das alles 
ist nicht exakt so realisiert, wie dort gezeichnet. Er soll die 
prinzipielle Struktur zeigen und alles kann man daraus sicher nicht 
ableiten. Ob die Dioden nun mit Transistoren oder Dioden realisiert 
sind, ist eigentlich egal; sie verhalten sich nach außen wie Dioden.

von Dietrich L. (dietrichl)


Lesenswert?

Clemens L. schrieb:
> 2. Wenn das Datenblatt nichts anderes erwähnt, dann darf auch nur ein
> Eingang nicht den gültigen Bereich verlassen. Oder du überlegst dir
> selbst, was passiert, wenn P2 abgewürgt wird.

Im Datenblatt
https://docs.google.com/viewerng/viewer?url=https://www.ti.com/lit/ds/symlink/tlc272.pdf
steht auf Seite 30 sogar direkt:

"input characteristics
The TLC272 and TLC277 are specified with a minimum and a maximum input 
voltage that, if exceeded at either input, could cause the device to 
malfunction."

Also kann der OpAmp irgendetwas machen, wenn man den gültigen Bereich 
verlässt.

von Harald W. (wilhelms)


Lesenswert?

Roland D. schrieb:

> Irgendwo - ich weiß nicht mehr wo - habe ich in einem Datenblatt
> eines recht hochohmigen Opamps die Angabe gefunden, dass die beiden
> Eingänge intern mit einem 30k Widerstand verbunden sind. Beim Betrieb
> als Komparator mit nennenswertes Spannungsdifferenz zwischen den
> Eingängen wäre dieser Widerstand jedoch nicht mehr egal.

Einer der Gründe, warum man für Komparator-Anwendungen besser
Komparator-ICs nimmt.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.