Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug gelöst - Antriebsriemen getauscht wg. Gummipest wie heißt die Zersetzung auf chemisch?


von Bernard (Gast)


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Hallo am Sonntagabend,

hab da eine Frage an die Weichmacher-Gummispezialisten.

Ein Hitachi-VCR wollte nicht abspielen: Unten geschaut - BINGO - 
zersetzter Antriebsrieben, getauscht, spielt ;)

Bei Kunststoff verflüchtigen sich die Weichmacher und das Material wird 
spröde, bei Gummimischungten gibts das auch, aber zusätzlich gibts eine 
weitere Gummipest - gabs auch bei Philips - und kann dann soweit gehen, 
daß alles komplett klebrig versaut ist - doch was passiert da im 
Einzelnen oder unter welchem Namen soll ich suchen?

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Wieso ist das Problem bereits im ersten Beitrag gelöst? Oder ist es nur 
der Riemen?

von Udo S. (urschmitt)


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Wenn das gelöst ist, dann wäre es für andere, die das gleiche Problem 
haben,  schön, wenn du schreiben würdest wie du es gelöst hast.
Wo du den passenden Riemen bekommen hast. Wo du noch gesucht und Riemen 
gefunden hast.

von Jack V. (jackv)


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Bernard schrieb:
> Bei Kunststoff verflüchtigen sich die Weichmacher und das Material wird
> spröde, bei Gummimischungten gibts das auch

Naja – es handelt sich halt nicht um Gummi, sondern um elastische 
Kunststoffe mit größtenteils unbekannter Zusammensetzung. Wenn es spröde 
wird, dann wird die Komponente, die es flexibel macht, sich 
verabschiedet haben. Wenn es „eklig versaut“ ist, dann haben 
Bestandteile miteinander oder mit der Luft so reagiert, dass sich die 
Konsistenz entsprechend verändert hat. Was genau da chemisch 
abgelaufen ist, kann man nur dann sagen, wenn man genau weiß, um 
welches Material es sich handelt.

von Maik .. (basteling)


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Da das Problem in Sammlerkreisen ja bekannt und gefürchtet ist - hoffe 
auch ich um Aufklärung bezüglich eines Namens - und möglicher 
begünstigender Ursachen.  Die Häufung bei alten Philips Geräte ist 
zumindest auffällig.

von Carypt C. (carypt)


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es ist meist fett dass den gummi klebrig macht. ich denke fett dampft 
auch ab und kondensiert wieder, als küchenschmier auf der tapete , aber 
auch körperfett und tabakkondensat. entweder werden die 
kohlenwasserstoffe-ketten gespalten oder die vulkanisationsbrücken 
abgespalten. irgendso etwas.

von Bernard (Gast)


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Jack V. schrieb:
> wenn man genau weiß, um
> welches Material es sich handelt.

genau das - auf chemisch Degradation (= dt. Zersetzung) der Arzt würde 
Atrophie sagen...

Thermal and Thermo-Oxidative Degradation of Rubbers: Some Recent Studies

https://link.springer.com/chapter/10.1007/12_2021_108

Da sind über zwei Dutzend verschiedene Abkürzungen allein zu den 
Basismaterialien, mit Mischungen reichts dann für eine Doktorarbeit. Ich 
befrage dann lieber nächste Woche den Sohn meines Physiklehrers, der ist 
Chemiker - wirds vmtl. bestätigen.

Da ich gefragt wurde woher - das Sortiment stammt aus eigener 
Schlachtung, ausm Versand (eBay und E-Shops) und aus dem Nachlass von 
TV-Technikern gg. Abholung. Wenn ich was brauche - das Internet kann 
viel. Suchen, Firmen per Mail anschreiben usw. meistens reagieren die 
sehr freundlich und schicken mir im Briefumschlag was ich brauche, so 
z.B. aus der Schweiz einen seltenen Schalter oder ein CCD-Modul für eine 
Kamera.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Die Häufung bei alten Philips Geräte ist zumindest auffällig.

Es ist Unsinn das einem bestimmten Hersteller zuzuordnen. Wenn
ueberhaupt dann koennte man das bestimmten Herstellern von
Gummiriemen zuordnen und die kann jeder Geraetehersteller auch
mal wechseln.

Mein Eindruck ist uebrigens diese Riemen werden erstmal hart
und reissen dann oder zerfallen in Teile. Dann spaeter werden
sie zu schleimiger Pampe die aber erstaunlicherweise
ihre aeussere Form beibehaelt bis man sie beruehrt.

Was man also in einem Geraet vorfindet haengt davon ab wie
lange es im Keller rumstand.

Vanye

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Könnte durchaus mit Luftfeuchtigkeit zusammenhängen, für viele Stoffe 
ist Wasser ein gutes Lösungsmittel.

von Martin L. (makersting)


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Monomerisation?

von Bernard (Gast)


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Vanye R. schrieb:
> Es ist Unsinn das einem bestimmten Hersteller zuzuordnen.

Ich nannte Hitachi und Philips.

Maik .. schrieb:
> Die Häufung bei alten Philips Geräte ist
> zumindest auffällig.

In Europa sind europäische Hersteller statistisch häufiger. In 
japanischen Elektroforen sind entsprechend japanische Hersteller 
häufiger. Das ist trivial.

Vanye R. schrieb:
> Mein Eindruck ist uebrigens diese Riemen werden erstmal hart
> und reissen dann oder zerfallen in Teile. Dann spaeter werden
> sie zu schleimiger Pampe die aber erstaunlicherweise
> ihre aeussere Form beibehaelt bis man sie beruehrt.

Das täuscht, denn Brösel kann Brösel bleiben ohne zu verpampen.

Es gibt tatsächlich verschiedene Gummirezepte UND auch mehrere Arten 
der Zersetzung, die Schmelzen und/oder Erstarren bewirken und das sogar 
bei gleicher Temperatur, also gegenteilige chemophysische Prozesse bei 
Phasenübergängen bedingen.

Der Link zu den über zwei Dutzend Basisstoffen nochmals hier:

Thermal and Thermo-Oxidative Degradation of Rubbers: Some Recent Studies

https://link.springer.com/chapter/10.1007/12_2021_108

Martin L. schrieb:
> Monomerisation?

So grob ungefähr auf dem Nachbarplaneten Chemie. Nur eine Möglichkeit, 
weitere hier

https://de.wikipedia.org/wiki/Kettenpolymerisation

Aber Vorsicht, kann Schwindel und Knoten geistiger Art bewirken. Der 
Gummi  war drehverpappt, die Lösung fiel mir ein nach einem Film .

Erst drohte die Zerstörung bevor ich etwas messen konnte.

Lösung - in die Tiefkühlung gelegt und dann gings. Nun ist der 
Antriebsriemen samt Problem entsorgt.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Bernard schrieb:
> hab da eine Frage an die Weichmacher-Gummispezialisten.

Bitte wähle doch eine genauere Unterkategorie der vielen 
Weichmacher-Gummispezialisten, sonst antworten zehntausende!

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> In Europa sind europäische Hersteller statistisch häufiger.

Mir leuchtet zwar nicht ein wieso man da ueberhaubt etwas
unterscheiden muss, aber ein Witz ist es trotzdem.

Bei dem ganzen Hifikram um den es ja hier gerade geht waren Hersteller
ausserhalb Japans ab den 80ern entweder nicht existent oder auf
dem stark absteigenden Ast.

Und selbst wenn du einer von 1000 Besitzern eines Grundig-Teils
gewesen sein solltest, was ist wenn Grundig seine Riemen bei demselben
Laden gekauft hat wie Sony? Aber wer weiss vielleicht haben ja auch
beide bei Gummi-Mayer gekauft. :-D
Aber schlimmer, die Hersteller haben mit Sicherheit auch mal die
Lieferanten gewechselt.

Daher kann man daraus absolut nichts ableiten.

Aber letztlich ist es einfach ein Problem mit dem man einfach leben
muss. Viel interessanter sind dagegen so Fragen wie:
Wenn ich heute einen Ersatzriemen kaufe, liegt der dann
schon 20Jahre irgendwo im Regal? Oder ist er neu und wurde
wegen neuen Bestimmungen mit anderen Gummimischungen hergestellt?
Und was macht das alles mit der Haltbarkeit?

Vanye

von Bernard (Gast)


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Uwe S. schrieb:
> Bitte wähle doch eine genauere Unterkategorie der vielen
> Weichmacher-Gummispezialisten, sonst antworten zehntausende!

Na gut -

Unterkategorie Elastomer-Spezialisten bitte melden,

73!

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Beitrag #7516695 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Maik .. (basteling)


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Lieber Vanye - einem hier einfach "Unsinn" an den Kopf zu werfen zeigt 
nicht viel Benehmen Deinerseits.
Wie Du auch von anderen Teilnehmern liest, ist die Häufung bei 
bestimmten Herstellern vorhanden. Deine Argumente, dass Europäische 
Hersteller (später) auf dem Absteigenden Ast waren - hat nichts - aber 
auch gar nichts - mit eventuell verwendeten Gummimischungen zu tun - 
auch wenn mit solchen aussagen Deine krude Argumentation retten willst. 
Geh mal bitte in Dich. Natürlich ist es lieferantenabhängig. Aber bei 
Philips scheint es über eine gute Dekade das selbe problematische 
Material gewesen zu sein. Und da interessiert mich schonmal - was das 
war.

Aber auch  bei einer amerikanischen Jukebox hatte ich das Problem schon. 
Aber immer: wenn man ein altes Gerät von Philips aufschraubt. Bei Braun 
oder Grundig ist es weniger problematisch. Und meine Sammlerkollegen 
fürchten den aufzuwischenenden Riemenschleim insbesonders bei Philips 
auch.

Wir haben hier einen lokalen Offline Sammlerstammtisch mit gutem 
Benehmen und allen Personenalters- und Gerätesammlerklassen zum Thema 
Unterhaltungselektronik. Da haben wir bei Sammlermarktbesuchen auch 
schon unsere Witzchen über das Riemenproblem gemacht.

---

Vielleicht ist es ja auch eine ungünstige Konstellation mit 
irgendwelchen verwendeten Schmierölen in der Mechanik. Ich hatte einen 
ähnlichen Zerfallseffekt mal mit der Türdichtung eines historischen 
Mercedes Cabrios von 1971, als diese Kontakt mit einem unbekanntem Fett 
eines wohlmeinenden Türschloßfallenpflegers bekommen hatte.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Wie Du auch von anderen Teilnehmern liest, ist die Häufung bei
> bestimmten Herstellern vorhanden.

Die Haeufung mag bei dir vorhanden sein. Ich kenne die Probleme
bisher nur mit Sony, Aiwa, Akai und Panasonic.
Darauf bilde ich mir aber nichts ein, es liegt halt daran das Geraete
von der Firma Philips weder bei mir noch im Freundeskreis jemals
nennenswert vorhanden waren.
Aber daraus kann man offensichtlich nichts verallgemeinern
und du auch nicht.

Und nochmal! Du weisst nicht wo die ihre Riemen gekauft haben und
wann und wie sie mal die Lieferanten gewechselt haben.

Vanye

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Maik .. schrieb:
> Aber immer: wenn man ein altes Gerät von Philips aufschraubt.

Ein Thema, welches mich auch interessiert. Und vor allem: Woher bekomme 
ich guten Ersatz? Taugen Silikonringe etwas, welche bisweilen beworben 
werden?

Übrigens: Ich habe zwei Philips CD-Player aus den 80ern. Modelle CD 104 
und CD 303. In beiden Geräten ist der Gummiantrieb der CD-Lade 
ausgeleiert, aber weder zerbröckelt noch verschmiert/aufgelöst.

von Uli S. (uli12us)


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Das Problem ist wohl firmenübergreifend vorhanden. Wobei Philips und 
Grundig so ab den 80ern eh eins war. Ich habs jedenfalls schon an allen 
möglichen Geräten so vorgefunden. Als Ersatz hab ich erst mal bei Pollin 
den Riemensatz gekauft, da sind aber bloss 10 Stück recht ähnliche 
Längen drin. Dann hab ich noch in China nen grossen Satz besorgt, da 
gabs doch deutlich längere drunter. Bisher komme ich damit gut aus. 
Spezielle Riemen z.B. für Plattenspieler muss man dann halt als 
Einzelstücke für das spezielle Gerät beschaffen. Wenn die Riemen weitere 
20 Jahre halten, dann reicht das doch aus. Bis dahin ist der Besitzer 
dann eh so alt, dass ihn ein fehlender Riemen weniger wie andere 
Zipperlein stört.

von Michael L. (nanu)


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Rainer Z. schrieb:
> Ein Thema, welches mich auch interessiert. Und vor allem: Woher bekomme
> ich guten Ersatz? Taugen Silikonringe etwas, welche bisweilen beworben
> werden?

Ist doch egal, kauf, was Du aktuell bekommen kannst. Riemen sind eh 
Verschleissteile. Wenn die dann wieder 30 Jahre halten, ist es doch ok. 
Notiere Dir dann Durchmesser, Profil (rund, Vierkant usw. und davon die 
Maße). Dann bekommst Du auch Ringe nach, wenn keiner die Geräte mehr 
kennt.

Zu Zeiten, als es im Internet noch keine Verkaufsangebote gab und ich 
auch nicht sicher mit Maß und Profil der Riemen für's Tonbandgerät war, 
hab ich mir beim Wälzlagerhändler im Industriegebiet eine Hand voll 
O-Ringe in verschiedenen Ausführungen geholt. Die haben keine 10.- 
gekostet und waren eigentlich nur zum Testen gedacht, haben dann aber so 
gut funktioniert, daß sie heute noch  im Gerät sind.

> Übrigens: Ich habe zwei Philips CD-Player aus den 80ern. Modelle CD 104
> und CD 303. In beiden Geräten ist der Gummiantrieb der CD-Lade
> ausgeleiert, aber weder zerbröckelt noch verschmiert/aufgelöst.

Die Zeit der Tropfriemen (70er) waren da ja auch schon vorbei.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Vanye R. schrieb:

> Und selbst wenn du einer von 1000 Besitzern eines Grundig-Teils
> gewesen sein solltest, was ist wenn Grundig seine Riemen bei demselben
> Laden gekauft hat wie Sony? Aber wer weiss vielleicht haben ja auch
> beide bei Gummi-Mayer gekauft. :-D

Oder gar bei Gummi-Neger?

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gummi_Neger_Graz.jpg

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Ein Thema, welches mich auch interessiert. Und vor allem: Woher bekomme
> ich guten Ersatz? Taugen Silikonringe etwas, welche bisweilen beworben
> werden?

Du musst dir einfach 1-2 Saetze mit Gummiriemen kaufen. Damit kannst du 
das gaengigste abdecken. (Ebay, AlieExpress) Das Problem ist ja sowieso 
wenn du irgendwo die Hoellenmatsche vorgefunden hast und alles sauber 
gemacht hast, welche Laenge hatte der Originalriemen? Da ist es manchmal 
gut wenn man "alles" da hat und man arbeitet sich von zu gross runter 
bis man einen gefunden hat der passt.

Allerdings gibt es hier und da auch schon mal sehr spezielle Riemen die 
du dann entweder als teures Ersatzteil kaufen muss, so teuer wie ein 
ganzes Sortiment, oder vielleicht garnicht bekommst. Sony hat z.B in 
seinen DATs einen Zahnriemen verwendet. Da hoffe ich auch den niemals 
beschaffen zu muessen....

Aber wenn ich so drueber nachdenke, mein aeltestes Sortiment koennte 
jetzt auch so an die 20Jahre drauf haben. Das wirft natuerlich auch 
Fragen auf ob das nun nur noch 10Jahre im Einsatz haelt oder nicht.

Vanye

p.s: Ich hab auch mal ein Tapedeck fuer meinen Opa repariert und hatte 
nichts da. Da hab ich einen vorhandenen Riemen durchgeschnitten und mit 
Sekundenkleber auf passende Laenge auf Stoss zusammengeklebt. War 
eigentlich nur als Provisorium gedacht. Hielt aber laenger wie die 
Restlaufzeit von meinem Opa. .-)

von Zino (zinn)


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Wie bewahrt man seine Ersatzriemensammlung am besten auf? Gibt es da 
Interaktionen mit Verpackungsmaterial (Plastiktüte, Papier)?

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Zino schrieb:
> Wie bewahrt man seine Ersatzriemensammlung am besten auf? Gibt es da
> Interaktionen mit Verpackungsmaterial (Plastiktüte, Papier)?

Schutzatmosphäre mit Helium und einem Schuß Radon, um etwaig anhaftende 
Dauerstadien von Keimen zu zerstören. :)

Wenn ich meine bröselnden Badehosengummis betrachte, ist Lagerung als 
solche bereits Gift für elastische Teile. Andererseits gibt es 
Achsmanschetten von Autos, die 25 Jahre im Betrieb stehen und immer noch 
elastisch sind, trotz Fett innen und Benzin, Öl und Salzgischt außen.

In einem Hackerspace hat sich einer mal mit der CNC-Maschine eine Rinne 
in einen Alublock gefräst, mit Silikon ausgegossen und fertig war der 
maßgeschneiderte Flachriemen. Wobei die obere Kante vielleicht eher 
nicht so gut aussieht, und wenn man sie bearbeitet, hat man Mikrorisse 
statt einer geschlossenen Oberfläche.

von Mani W. (e-doc)


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von Carypt C. (carypt)


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von Hp M. (nachtmix)


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Bernard schrieb:
> doch was passiert da im
> Einzelnen oder unter welchem Namen soll ich suchen?

Autoxidation. Eine radikalische Kettenreaktion, die mittels 
Luftsauerstoff das Material nach und nach oxidiert.
In diesem Zusammenhang betrifft sie hauptsächlich Polyurethan"gummi".
Sie benötigt einen Kettenstarter, der die ersten Radikale zur Verfügung 
stellt und läuft dann von selbst weiter.
Als Kettenstarter kommen eine ganze Reihe von Stoffen in Frage, z.B. 
Naturgummi, bei dem die Autoxidation schon begonnen hat, ungeeignete 
Schmiermittel, ranzige Öle, Peroxide (Härter von Gießharzen), 
UV-Strahlung, manche Metallionen, ...

Wichtig zu wissen, dass die Autoxidation "ansteckend" ist. Man muss 
deshalb den Schmier sehr gründlich entfernen, um das Ersatzteil nicht zu 
gefährden.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Wobei die selbstzerlegenden PU-Sohlen von Stiefeln ja nicht schmierig 
werden, sondern einfach krümelig und verschwinden. Bin mal mit wenig 
benutzten, aber 10 Jahre alten Halbstiefeln durch eine knöcheltief 
geflutete Halle gegangen. Bis ich am anderen Ende war, fielen die Sohlen 
ab. Zum Glück war das Leder kunstgerecht verarbeitet und der Rest vom 
Schuh hielt dicht. :)

Die Chance ist wohl hoch, daß man heute bei Riemen andere Werkstoffe 
verwendet. Zumindest im Autobereich sehe ich meist NBR als Abkürzung.

von Martin L. (makersting)


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Hp M. schrieb:
> Autoxidation. Eine radikalische Kettenreaktion, die mittels
> Luftsauerstoff das Material nach und nach oxidiert.[...]
> Sie benötigt einen Kettenstarter, [...] und läuft dann von selbst weiter.

Delta G = Delta H - T * Delta S

Bindungsbrechen ist derart endotherm, dass der Entropieterm bei 
Raumtemperatur sicher nicht zu einem Ergebnis mit negativem Vorzeichen 
führt. Die postulierte Reaktion ist endergonisch und kommt nach dem 
Start sofort zum Erliegen: keine Kettenreaktion.

von Hp M. (nachtmix)


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Martin L. schrieb:
> Bindungsbrechen ist derart endotherm, dass der Entropieterm bei
> Raumtemperatur sicher nicht zu einem Ergebnis mit negativem Vorzeichen
> führt
....
> keine Kettenreaktion

Aha. Deshalb kann man durch Verbrennen von Benzin ja auch keine 
Nutzenergie ΔG zum Antrieb von Autos gewinnen.
 Dass die Oxidation aber eine Menge ΔH mit negativem Vorzeichen liefert, 
fegen wir unter den Tisch?

Noch etwas:
"Die Autoxidation von Kohlenwasserstoffen, z. B. Cyclohexan, ist eine 
Radikalkettenreaktion, bei der eine Vielzahl von unterschiedlichen 
Teilreaktionen abläuft."
Hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Autoxidation#Mechanismus
In der englischen wikipedia ist das m.E. noch etwas besser dargstellt:
https://en.wikipedia.org/wiki/Autoxidation

von Bernard (Gast)


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Zino schrieb:
> Wie bewahrt man seine Ersatzriemensammlung am besten auf? Gibt es da
> Interaktionen mit Verpackungsmaterial (Plastiktüte, Papier)?

Was am besten ist, weiß ich nicht, aber seit Jahrzehnten bewährt:

- Papier - vorzugsweise halbtransparente Papierumschläge liegend
- DIN A5 Klarsichthüllen im schmalen DIN A5 Ordner stehend

Verpackungsinteraktionen konnte ich auch nach 10 J. nicht feststellen.
Vllt. hatte ich nur Glück, daß die Gummipest hier nicht zuschlug.

Viele Antriebsriemen stammen aus Nachlässen und tun noch nach 40 Jahren 
ihren Dienst, verflüssigte Riemen fand ich nur in geschlossenen Geräten 
- deshalb vermute ich als Ursache der Gummipest eine ungünstige 
Lokalatmosphäre mit Ausdünstungen aus dem Platinenmaterial.

Nur meine Meinung zu dieser besonderen Form der liquiden "Autoxidation" 
;)

von Martin L. (makersting)


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Hp M. schrieb:
> Aha. Deshalb kann man durch Verbrennen von Benzin ja auch keine
> Nutzenergie ΔG zum Antrieb von Autos gewinnen.
> Dass die Oxidation aber eine Menge ΔH mit negativem Vorzeichen liefert,
> fegen wir unter den Tisch?

So wie du es beschriebst, braucht es nur einen Radikalstartermolekül und 
das Polymer bildet die kurzlebigen Radikale (aus der freiwerdenden 
Reaktionsenergie) 'aus sich selbst', was die Kettenreaktion ohne weitere 
Eduktzugabe am Laufen hält. Demnach wäre der Riemen binnen Minuten 
degradiert. Das ist aber nicht der Fall. Die Reaktion kommt sofort 
wieder zum Erliegen - keine Kettenreaktion.

Bei Verbrennung hingegen muss stetig das Edukt Sauerstoff zugefügt 
werden, stetig bilden sich neue Bindungen mit Sauerstoff unter 
Energiefreisetzung. Es entstehen gasförmige Oxide, die Entropie ist 
daher größer. Die Temperatur ebenfalls, was den Entropieterm noch 
negativer werden lässt. All dies ist beim Riemen nicht der Fall, daher 
keine sich selbst erhaltende RadikalKETTENreaktion.

: Bearbeitet durch User
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