Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Nachfolger Bluepill?


von Walter T. (nicolas)


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Hallo zusammen,

ich habe schon länger nichts mehr mit µC gebastelt, aber es wird wieder 
Zeit, ein neues kleines Projekt anzugehen. Früher™ wäre dazu das 
Bluepill-Board eine vernünftige Basis gewesen, allerdings sind mir diese 
ausgegangen und es scheint mittlerweile schwer, echte™ Exemplare zu 
bekommen.

Gibt es einen informellen Nachfolger? Ich würde gerne bei den STM32 
bleiben.

Oder nutze ich einfach den falschen Suchbegriff?

: Bearbeitet durch User
von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Walter T. schrieb:
> Gibt es einen informellen Nachfolger?

BlackPill mit STM32F401CC oder STM32F411CE. Allerdings muss man hier auf 
CAN verzichten. Das Pinning weicht auch leicht ab vom BluePill. Aber 
sonst bekommt man adäquate Boards beim Chinesen für ca. 3-4 EUR.

WeAct-Original:
- AliExpress: https://de.aliexpress.com/item/1005001456186625.html
- Github: https://github.com/WeActStudio/WeActStudio.MiniSTM32F4x1

Beim Ali gibt es auch Nachbauten, die teils billiger (F401) und teils 
teurer(!) sind. Einfach mal dort nach STM32F401CC oder STM32F411CE 
suchen. Die allerbilligste Variante ist ein STM32F401RC auf dem 
BlackPill-Board. Wird aber nur selten angeboten, da hierfür ein 
modifiziertes BlackPill verwendet wird. Der F401RC ist nämlich ein 
64-Pinner, die anderen haben - wie der STM32F103 - nur 48 Pins.

P.S.

Ich setzte die BlackPills bereits in mehreren Projekten ein und bin 
damit sehr zufrieden. Ich sehe hier keinen Grund, den BluePills 
nachzutrauern. Allerdings verwende ich auch kein CAN.

: Bearbeitet durch Moderator
von Walter T. (nicolas)


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Danke, das klingt prima, zumal ich für die STM32F4xx schon alle 
benötigten Peripheriefunktionen implementiert habe.

"Nachtrauern"... naja, sie waren das richtige Werkzeug für viele Zwecke. 
Wären sie noch gut erhältlich, gäbe es keinen Grund zu wechseln. Aber 
wenn es einen brauchbaren Nachfolger gibt, ist ja auch alles gut.

von Wastl (hartundweichware)


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Walter T. schrieb:
> Wären sie noch gut erhältlich, gäbe es keinen Grund zu wechseln.

Ich kann anhand des Angebotes im Markt nicht erkennen dass
sie Teile nicht gut erhältlich wären.

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Wastl schrieb:
> Ich kann anhand des Angebotes im Markt nicht erkennen dass
> sie Teile nicht gut erhältlich wären.

Das Problem: Die Mehrheit der BluePills werden heutzutage mit ähnlichen 
Mikrocontrollern anderer Hersteller oder sogar Fakes (Steht STM32F103 
drauf, ist aber was anderes drin) bestückt. Hier auf mc.net findest Du 
mehrere Threads zu diesem Thema.

Man hat eigentlich heutzutage keine Chance mehr, beim Chinesen noch 
garantiert ein BluePill mit Original zu ergattern.

Ich selbst hatte mich lange vor Corona mit einigen Dutzend BluePills mit 
STM32-Originalen zum Preis für 2-3 EUR eingedeckt. Heute habe ich nur 
noch vier Stück, da ich die anderen an verschiedene Forenmitglieder 
verteilt habe, die verzweifelt nach Originalen suchten. Heute morgen 
hatte ich die letzten verschickt, die letzten vier behalte ich :-)

Die Nachbauten und Fakes haben nämlich diverse Macken, zum Beispiel 
Spurious Interrupts beim DMA-Transfer usw. usw.

: Bearbeitet durch Moderator
von Jürgen (temp1234)


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von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Jürgen L. schrieb:
> Dann kauf die direkt von WeAct

Prinzipiell eine gute Idee, allerdings mit einem Wermutstropfen:

Diese "BluePill Plus" sind nicht ganz kompatibel mit dem ursprünglichen 
BluePill.

Das "BluePill Plus" hat eine abweichende Pinbelegung (auch in der 
Spannungsversorgung!), eine zusätzliche User-Taste, jedoch keine 
BOOT0-Jumper mehr, sondern nur noch einen Taster. Außerdem ist da eine 
USB-C-Buchse statt Micro-USB eingelötet.

Insgesamt sind das aber eigentlich nur Verbesserungen, so ist die 
Bezeichnung "BluePill Plus" durchaus gerechtfertigt.

: Bearbeitet durch Moderator
von Peter L. (pelikan)


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moin,

für mich habe ich folgende Lösung gefunden:

BlackPill mit STM32F401CC kaufen, den MC ersetzen durch STM32F412CE.

BlackPill mit STM32F401RC kaufen, den MC ersetzen durch STM32F446RE.

Beim STM32F401RC stört mich, das dieser 7,5 Raster Abstand der 
Stiftleisten hat. Das Wechseln der MCs dauert nur wenige Minuten und 
dann haben die Boards auch CAN. Da der STM32F4xx auch eine FPU hat, 
gehen Floatrechnungen sehr viel schneller.

: Bearbeitet durch User
von Chris (Gast)


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Ich bin vom RP2040 recht begeistert. Hat eigentlich alles was ich 
brauche. Die programmietbaren Logikzellen sind ein tolles Feature, wenn 
man zum Beispiel WS2812 nutzen will. Mit seinem Dual Core  läuft das 
Teil auch richtig flott. Ein Kern schreibt bei mir aufs Display, der 
andere übernimmt den Rest. So laufen die Animation auf dem Display 
Butterweich.
Debuggen und Programmieren geht wunderbar mit Visual Studio Code und 
wenn es high Level sein soll gibt es auch die Möglichkeit den Chip als 
Arduino kompatibeles Gerät zu verwenden. Und das alles für knapp 2 Euro 
BOM kosten.

Zugegeben, ist kein STM. Aber seit ST entdeckt hat, dass man mehr Geld 
verdient, wenn man weniger Teile liefert, trauere ich Blue und Black 
Pill wirklich nicht nach.

von Walter T. (nicolas)


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Okay, ihr habt irgendwie andere Anforderungen.

Ich habe das Bluepill hauptsächlich immer eingesetzt, weil es billiger 
als ein Arduino Nano war, aber sich vernünftig debuggen lässt. Oft war 
auf die eingebaute USB-Peripherie ein Pluspunkt. Von der Rechenleistung 
hätte es bei fast allen diesen Projekten ein 8-Bitter auch getan.

Außer für Prototyping habe ich noch nie etwas gemacht, was auf einem M4F 
viel besser als auf einem M3 funktioniert und keine eigene Leiterplatte 
gerechtfertigt hat.

Aber die Anforderungen sind halt unterschiedlich.

von Rahul D. (rahul)


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Walter T. schrieb:
> Oft war
> auf die eingebaute USB-Peripherie ein Pluspunkt. Von der Rechenleistung
> hätte es bei fast allen diesen Projekten ein 8-Bitter auch getan.

Dann solltest du dir die STM NUCLEOs angucken.
Daist sogar der ST-Link schon drauf.
Und es gibt sie mit verschiedenen Controllern.

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Chris K. schrieb:

> Ich bin vom RP2040 recht begeistert.

Begeisterung hin oder her, man sollte einfach mal bei den Fakten 
bleiben. Und die sagen: Ja, der RP2040 ist für so ziemlich alles, was 
von STM unterhalb von Cortex-M3 zu kaufen ist, definitiv ein mehr als 
hinreichender Ersatz. Ohne jede genauere Analyse der konkreten 
Anwendung.

Und selbst gegenüber vielen M3 oder gar M4 ist es zumindest ein 
erwägenswerter potentieller Ersatz. Das kommt dann aber natürlich schon 
stark bis sehr stark auf die Anforderungen der konkreten Anwendung an. 
Und deren Qualität, insbesondere in Hinsicht auf die Effizienz. Wem es 
nicht gegeben ist, effizient zu programmieren, sollte also dringendst 
einen Wechsel vermeiden, mit dem er an die Leistungsgrenzen der RP2040 
gelangt. Oder auch nur grob in deren Nähe...

Außerdem kostet es natürlich immer einigen Aufwand, sich aus der (von 
STM natürlich gewollten = klassisches vendor lockin) Umarmung zu lösen, 
also ohne das gewohnte CubeMX auszukommen.

Allerdings: beim RP2040 muss man ganz genauso aufpassen, dass man nicht 
aus dem Regen in Traufe gerät. Auch die betreiben vendor lockin. 
Halbwegs komfortabel kann man die Dinger auch wieder nur unter Benutzung 
der vom vendor vorgegebenen Entwicklungsumgebungen programmieren. Und in 
mancher Hinsicht ist das vendor lockin der RP2040 sogar tiefgreifender 
(und damit potentiell bei einem Wechsel auf was anderes auch 
arbeitsintensiver) als das von STM hinlänglich bekannte.

Fazit: Wer nur kleine Sachen macht, fährt mit dem RP2040 definitiv nicht 
schlecht. Wer auch größere Sachen macht (oder das für die Zukunft 
plant), sollte sich einen Umstieg sehr gut überlegen.
Wo ungefähr die Grenze zwischen "groß" und "klein" liegt, hoffe ich gut 
genug charakterisiert zu haben. BTW: Mir ist absolut bewußt, das diese 
Grenze "unscharf" ist und nicht jeden Einzelfall korrekt beschreibt. 
Soll nur als eine Art Leitfaden dienen.

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