Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Labornetzeil Spannungspeak beim Abschalten


von Markus (casali1)


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Ich habe ein Farnell LT30/2 30V 2A Dual Output Power Supply wo ein Kanal 
kaputt ist. Ich habe mir eine Elektronik gegrillt wie ich das 
Labornetzteil abgeschaltet habe. Beim Abschalten wird ein Spannungspeak 
erzeugt. Hat wer eine Idee was im Netzteil defekt sein könnte ?

Hier ein Fehlervideo vom Netzteil:

https://www.swisstransfer.com/d/e4d5b1ae-85ae-4ac9-8324-def723449993

_____


https://www.youtube.com/watch?v=9smbGRP4OnI

https://www.testequipmenthq.com/product/farnell-lt30-2

mfg Markus

von Michael B. (laberkopp)


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Markus schrieb:
> Hat wer eine Idee was im Netzteil defekt sein könnte ?

Eventuell gar nichts, selbst hochpreisige Netzteile machen so was.

"das Hameg HM7042-5 macht z. B. Überspannungsspitzen von ca. 5% beim 
Ein- und Ausschalten, wie auch die Präzisions-Labor-Netzgeräte NGRU 45 
und NGSM 32/10 von Rhode & Schwarz, oder BK Precision 
https://www.eevblog.com/forum/blog/eevblog-315-korad-ka3005p-reviewfail/msg130136/#msg130136 
das HMC8043 macht aus 3.3V 4.2V wenn die 230V ausfallen"

Etwas abhängig von der angeschlossenem Last oder den LEDs die gerade 
leuchten werden irgendwelche Elkos früher leer als andere, fallen 
Versorgungsspannungen ungleichmässig aus. Beim Einschalten je nach 
Halbwelle dasselbe.

Das bekannte Billigbastelnetzteil
https://de-m.banggood.com/0-30V-2mA-3A-Adjustable-DC-Regulated-Power-Supply-Module-DIY-Kit-p-958308.html?akmClientCountry=DE&a=1698870949.6267
enthält dagegen Q1
https://www.mikrocontroller.net/attachment/348558/Stache_NG_38-2.GIF
aber ob in deinem so was drin ist ?

von Rüdiger B. (rbruns)


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Dafür hat mein Hameg einen Output On/Off Knopf UND einen Power Knopf. 
Einfach in der Richtigen Reihenfolge bedienen.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Michael B. schrieb:
> Eventuell gar nichts, selbst hochpreisige Netzteile machen so was.

So ist das, kommt mir bekannt vor.

Rüdiger B. schrieb:
> Dafür hat mein Hameg einen Output On/Off Knopf UND einen Power Knopf.
> Einfach in der Richtigen Reihenfolge bedienen.

Seit ewigen Zeiten ziehe ich einfach den Stecker am Ausgang. 
Ausgangsseitige Schalter sind irgendwie neumodischer Kram, weder an 
meinem Eigenbau noch den älteren R&S vorhanden.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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You're holding it wrong!

von Rainer W. (rawi)


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Manfred P. schrieb:
> Seit ewigen Zeiten ziehe ich einfach den Stecker am Ausgang.

Ein Messerschalter würde ebenfalls für klare Verhältnisse sorgen, ohne 
dass man immer den halben Aufbau auseinander reißen muss ;-)

von Markus (casali1)


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Michael B. schrieb:
> Markus schrieb:
>> Hat wer eine Idee was im Netzteil defekt sein könnte ?
>
> Eventuell gar nichts, selbst hochpreisige Netzteile machen so was.
>

Wieso hat dann der Kanal 2 beim Netzteil nicht diesen Peak beim 
Ausschalten ? Siehe Video

von Jörg R. (solar77)


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Markus schrieb:
> Ich habe ein Farnell LT30/2 30V 2A Dual Output Power Supply..

Schönes Netzteil;-)


Michael B. schrieb:
> Markus schrieb:
>> Hat wer eine Idee was im Netzteil defekt sein könnte ?
>
> Eventuell gar nichts, selbst hochpreisige Netzteile machen so was.

Das Verhalten des Netzteils vom TO ist nicht normal. Der Zeiger wickelt 
sich ja fast auf. Er springt von 18V auf >30V.

https://www.mikrocontroller.net/attachment/613856/Farnell-1.jpg

Das Digitalvoltmeter ist für diese Messung ungeeignet. Es fällt aber auf 
das bei dem Anschlag des Zeigers in den mV-Bereich wechselt.

@TO
Miss die Ausgänge im abgeschalteten Zustand mal ohmisch. Miss vorher ob 
die Ausgänge spannungslos sind, eventuell vorhandene Kondensatoren also 
entladen sind.

Dein Vorteil ist das es 2 identische Kanäle gibt. Du kannst also 
Vergleichsmessungen machen.

: Bearbeitet durch User
von Andrew T. (marsufant)


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von Andrew T. (marsufant)


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Hier ist das Vorgehen zur Fehlersuche an diesem Farnell Typ sehr gut 
nachvollziehbar dargestellt:

https://www.youtube.com/watch?v=9smbGRP4OnI

Möglicherweise ist die Ursache beim TE eine andere, doch geht 
IanScottAnderson in seinem Video sehr zielgerichtet vor und erklärt was 
wie zusammenhängt.
Der Teil kann somit hier hilfreich sein.

von Michael B. (laberkopp)


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Andrew T. schrieb:
> Schaltplan bereitlegen.

Dieses  Netzteil enthält so eine "Sicherheit vor Spannungs7berhöhung im 
Ein-  und Ausschaltmoment" Vorkehrung nicht.

Die Spannung zwischen 14 10 wird zum Ausgang durchgelassen, wenn weder 
VT3 noch VT4 den Strom über R10 ableiten. Wenn also C2 noch genug 
Spannung enthält für Z2, aber nicht mehr genug für Z3, je nach 
Belastungsdifferenz der Z-Dioden.

C6 find ich extrem merkwürdig, Riesen-Wert, der soll wohl was mit Ein- 
und Ausschaltsequenz zu tun haben, und C7 find ich auch Riesig, in pF 
könnte ich mir die vorstellen.

von Andrew T. (marsufant)


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Michael B. schrieb:
> Dieses  Netzteil enthält so eine "Sicherheit vor Spannungs7berhöhung im
> Ein-  und Ausschaltmoment" Vorkehrung nicht.

Das ist richtig erkannt.

Somit sollte der TE nun mal aufschrauben, und Stück um Stück 
durchmessen.

Da der ein Kanal noch "ok" ist, wird es wohl auf gealterte Elkos  oder 
2N3055 einer schlechten Produktionscharge rauslaufen.
Ist aber Glaskugel, deshalb:

Nun fundiert messen und zielgerichtet vorgehen.
Das Video zeigt ja wie man durch einfachen Tausch der Platinen zw. K1 
und K2 den Fehler schon mal eingrenzen kann ob:
auf Endstufe  oder Regelplatine.

Schaun mer mal was der TE noch so mitteilt .-)

von Jörg R. (solar77)


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Markus schrieb:
> Michael B. schrieb:
>> Markus schrieb:
>>> Hat wer eine Idee was im Netzteil defekt sein könnte ?

>> Eventuell gar nichts, selbst hochpreisige Netzteile machen so was.

> Wieso hat dann der Kanal 2 beim Netzteil nicht diesen Peak beim
> Ausschalten ? Siehe Video

@TO
Problem gelöst oder aufgegeben?

Auf der Website Opweb.de findet sich ein Service-Manual.

https://www.opweb.de/english/home

https://www.opweb.de/english/company/Farnell_Instruments/downloads/Farnell_Instruments--LT_30--service_and_user--ID11521.pdf

https://www.mikrocontroller.net/attachment/614224/Farnell-_LT30-x-NT-Opweb.jpg

Im Schaltplan sind einige Spannungswerte angegeben die sich überprüfen 
lassen. Man sieht auch was der Output-Schalter im OFF-Zustand verbindet. 
In dem Bereich würde ich auch mal messen.

Und, wie schon geschrieben, hast Du einen 2ten identischen Kanal zum 
Vergleich.

: Bearbeitet durch User
von Torsten B. (butterbrotstern)


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Es deutet viele auf einen Kondensator. Vielleich hat C2 (47µ 63V) zu 
wenig Kapazität. Einfach alles mit dem funktionierenden Kanal 
vergleichen, oder wie im Video gesehen die beiden Control-Boards 
vertauschen.

Anbei eine LTspice-Simulation mit Loaddump von 2A auf 1mA bei t=40-50ms.
und einer Bauteilliste (BOM) in Textform.
Ich habe zwei Werte geändert: C2 von 1µ auf 10n  und C204 (am Ausgang) 
von 470µ auf 47µ. Dadurch wird der stadystate schneller erreicht, an der 
Stabilität ändert sich wenig.
Ein paar Dinge sind mir unklar: wozu ist IC1 (µA741), warum ist R11 
(22k) auf der rechten Seite nicht an Gnd, sondern im Feedback-Zweig?
Wofür ist die "I CONST"-Buchse (im Schaltplan rechts unten)?
Soll das ein Remote-Sense-Eingang für sein? Das kenne ich eher mit einen 
niedrigem Widerstand mit Gnd verbunden, damit die Spannung nicht 
hochgeht, wenn die Sense-Leitung eine Unterbrechnung hat.
Und für den +Ausgang ist kein Sense-Eingang vorgesehen?
Wenn der Schalter SW203 offen ist, ist die Spannungs-Rückkopplung 
aufgehoben und die Ausgangsspannung dürfte maximal werden.

Ansonsten ist zu sagen: damals hat man noch viel Wert auf Kleinigkeiten 
gelegt, z.B. die Leisten oben, mit denen man die Bauteile schnell 
findet.

Wie üblich bei diesem Design ist Gnd der Regelung mit dem positiven 
Ausgang verbunden.
Laberkopp: welchen C6 und C7 meinst Du? auf welchem Plan?

: Bearbeitet durch User
von Torsten B. (butterbrotstern)


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Im 16-seitigen User Manual steht auf Seite 7, was es mit der blauen 
I-Buchse auf sich hat, man muss einen externen Shunt anschließen, damit 
das funktioniert.

Unten an dem Gerät befindet sich ein Drehschalter, den man mit einem 
Schraubendreher betätigt. Dieser muss im normalen Betrieb auf CV stehen.
Oder man baut zwischen der blauen und der schwarzen Buchse eine Brücke, 
sowas wie Pomona 4115 Shorting Link for Standard Binding Posts

> Es fällt aber auf das bei dem Anschlag
> des Zeigers in den mV-Bereich wechselt.
Das Analogmeter zeigt die Spannung am Ausgangselko vor dem Schalter 
SW204 an, am Ausgang nach dem Schalter liegt die Spannung nicht mehr an.
Insofern hat Rüdiger B. (rbruns) 01.11.2023 21:43 recht, dass der Last 
keine Überspannung abbekommt, wenn man vor dem Ausschalten des Gerätes 
den Ausgang abschaltet.
Das ist aber nicht im Sinne des Erfinders. Wie Jörg schreibt, stimmt mit 
dem Kanal 1 etwas nicht. Kanal 2 funktioniert korrekt.

Wurde das Gerät mal "mißhandelt"? Ein Akku ohne serielle Schutzdiode 
geladen? Oder anderweitig Spannung an die Ausgänge gelegt?
Hohe kapazitive oder induktive Lasten betrieben?
Wie reagiert der Kanal jetzt auf Last?
In welchem Bereich genau lässt sich die Ausgangsspannung einstellen?
In der Simulation sind die B-E-Spannungen etwas hoch, daher ist die 
Spannung an der VT3-Basis nicht 2.8V wie im Plan angegeben, sondern über 
3,3V. Das tut der Funktion keinen Abbruch.
Heute würde man den Trafo mit Anzapfungen versehen, um bei kleinen 
Ausgangsspannungen die Verlustleistung zu reduzieren. Im Kurzschlussfall 
werden geschätzt 100W verheizt.
Bei 230V-Netz auf jeden Fall auf 240V klemmen.

Wie funktioniert die Spannungsregelung?
Der Regler versucht, die Spannung an IC2a/+ (R14) auf 0 zu halten. 
Daran "ziehen" zwei Widerstände:
- R30 (und etwas R11) nach oben mit der Sollwertvorgabe
- R12 nach unten mit dem Minus-Ausgang. Damit am R14 0V anliegen, muss 
die Ausgangsspannung etwa 6,7 (30/4,5=6,67) mal so groß wie die 
Sollwertvorgabe sein.
Ist die Ausgangsspannung zu klein (Minus-Ausgang ist im Vergleich zu 
Regler-Gnd zu hoch), wird der Plus-Eingang des Opamps zu hoch, wird der 
Ausgang höher, werden die Transistoren stärker leitend --> 
Ausgangsspannung steigt.

Analog bei Stromregelung:
Ist der Ausgangsstrom zu hoch, wird der Minus-Eingang des IC2b höher, 
wird der Ausgang niedriger, leiten die Transistoren weniger.

Die Overload-Led und deren Ansteuerung ist nicht in der Simulation. 
Heute würde man ja D2 und D3 direkt mit hellen effizienten LEDs 
ersetzen, die bei 2mA schon sehr hell sind. Es fließen 1,6mA.
Es gibt verschiedene Versionen: Elektrotanya und Opweb unterscheiden 
sich in F101 (1 / 2A  versus 2/4A) und D4/R29.
YT-Video hat D4! (direkt über SK1 SKT1/10/11)
Es könnte SW104 (untere Hälfte) defekt sein, dann ist Pin 7 des Control 
Boards nicht mehr richtig mit dem +Ausgang verbunden (nur noch lose über 
D4/R29) und die beim diesem Gerät gezeigten Effekte könnten daraus 
resultieren.
Oder eine andere Leitungs-Unterbrechung?

von Torsten B. (butterbrotstern)


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Habe auch mal das alte L30/1 LT30/1 mit diskret (ohne ICs) aufgebautem 
Regler simuliert.
Einige Einträge sind zum Testen / Kompensieren des Temperaturganges 
drin.

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