Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik THD Messung im Audiobereich


von Dave M. (goldeneye008)


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Hallo,

ich quäle mich zurzeit mit einer Frage auf die ich bisher keinerlei 
Antwort gefunden habe... Weder im Internet noch in Büchern.

Es geht um THD Messungen im Audiobereich, speziell von Endstufen.

Meine Frage dazu:

Ich möchte den THD-Wert einer Endstufe bei einer bestimmten Frequenz 
messen und verwende dazu natürlich einen Signalgenerator bei z.B 
1kHz/Sinus (hier geht es nun nicht um die Details der Messung und der 
Harmonischen etc...)

Anschließend verwende ich einen Audio Analyzer welcher den THD bis zu 
10f berechnet und ausgibt. Naturgemäß misst dieser aber nun natürlich 
auch die Grund-THD des Signalgeneratos mit.

Was wäre hier das richtige vorgehen? Zuerst den Signalgenerator alleine 
messen und anschließend diesen Messwert vom Endergebnis der THD-Messung 
der Endstufe abziehen?

Wie machen das die Hersteller von Endstufen wenn sie z.B einen THD von 
0.05% @ 100W/4R angeben? Ist hier der THD-Wert der Signalquelle 
abgezogen? Ansonsten würde diese Herstellerangabe ja stark vom 
verwendeten Signalgenerator abhängen oder habe ich hier einen 
Denkfehler?

Hoffe mir kann jemand helfen!

LG,
Dave

von Michael B. (laberkopp)


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Dave M. schrieb:
> Was wäre hier das richtige vorgehen?

Die Grundfrequenz wird per Notch Filter ausgeblendet, aber das hat 
natürlich eine endliche Steilheit.

Besser: man verwendet ein Programm wie Arta oder ein Gerät wie Neutrik 
A2 die einem amtliche Zahlen liefern, zumindest im handelsublichen 
Messbereich, per FFT berechnet.

von Dave M. (goldeneye008)


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Hallo,

danke für die Antwort, aber die ist nicht wirklich auf meine Frage 
bezogen.

Egal welches Verfahren ich verwende - die THD des Eingangssignal welches 
in die Endstufe eingespeist wird verbleibt ja und verfälscht doch 
eigentlich das Endergebnis des Signals welches aus der Endstufe raus 
kommt.

Meine Frage ist ja wie ich das Messergebnis korrekt korrigiere und NUR 
den THD der Endstufe messe ohne den THD des Eingangssignals.

Zuerst THD des Signalgenerator/Eingangssignal der Endstufe messen und 
dann von der THD Messung des Endstufenausgangs subtrahieren?

von Jens G. (jensig)


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Dave M. schrieb:
> Wie machen das die Hersteller von Endstufen wenn sie z.B einen THD von
> 0.05% @ 100W/4R angeben? Ist hier der THD-Wert der Signalquelle
> abgezogen? Ansonsten würde diese Herstellerangabe ja stark vom
> verwendeten Signalgenerator abhängen oder habe ich hier einen
> Denkfehler?

Man nimmt einfach eine Signalquelle, welche ein ganzes Stück niedriger 
im THD ist, z.B. Faktor 10 und mehr. Dann ist die THd-Messung zumindest 
für diesen Zweck genau genug.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Einfach einen sehr guten Audio-Signalgenerator verwenden, der von sich 
aus einen verschwindend geringen Klirranteil besitzt, den Deine 
Messapparatur um mindestens eine Größenordnung nicht mehr darstellen 
kann. Irgendwo bei 0,001%.

Idee:

https://www.elektormagazine.de/magazine/elektor-198704/48350

Solche Geräte gibt es zu kaufen und ich habe schon etliche 
Selgstbau-Vorschläge mit vertretbarem oder exorbitantem Aufwand gesehen.


Rein theoretisch könntest Du mittels selektivem Messempfänger Deinen 
unzureichenden Sinusgenerator Spektrallinie für Spektrallinie ausmessen, 
anhand der Amplitide die Energie ausrechnen, die diese hinzu fügen und 
dann NACH dem zu messenden Verstärker wieder den Klirranteil messen, und 
davon die zuvor ausgerechnete Energie abziehen. Dabei wird aber nur 
quantitativ die Energie betrachtet, niemals aber das Spektrum an Klirr, 
das das Messobjekt hinzu fügt.

Ich glaube, das willst Du nicht.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Axel S. (a-za-z0-9)


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Dave M. schrieb:
> Meine Frage ist ja wie ich das Messergebnis korrekt korrigiere und NUR
> den THD der Endstufe messe ohne den THD des Eingangssignals.
>
> Zuerst THD des Signalgenerator/Eingangssignal der Endstufe messen und
> dann von der THD Messung des Endstufenausgangs subtrahieren?

Klappt nicht. Das ist nicht additiv.

Deine beste Chance besteht darin, ein möglichst sauberes Eingangssignal 
einzuspeisen. Wobei "möglichst sauber" bedeutet, eine Zehnerpotenz unter 
dem, was du zu messen hoffst.

Das ist nicht so kompliziert, wenn das Meßsignal ein Sinus bei 
konstanter Frequenz ist. Früher hat man das totgefiltert. Heutzutage hat 
man das einfacher, weil man das Signal schon vor Filterung sehr sauber 
digital erzeugen kann.

von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Ich habe mich hier diesbezüglich immer wieder gerne vertiefet:

https://www.amplifier.cd/Technische_Berichte/Technische_Berichte.htm

mfg

von Werner H. (werner45)


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Die Hersteller von Endstufen messen den THD gar nicht.
Der Wert wird von der Marketingabteilung kreiert...
Verzerrungen fallen akustisch sowieso erst bei einigen % direkt auf.

von Udo K. (udok)


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Werner H. schrieb:
> Die Hersteller von Endstufen messen den THD gar nicht.
> Der Wert wird von der Marketingabteilung kreiert...
> Verzerrungen fallen akustisch sowieso erst bei einigen % direkt auf.

Glaube ich nicht.  THD ist in der Fertigung ein Standardtest, an dem man 
erkennt, ob die Endstufe richtig funktioniert.

Zur Ausgangsfrage:  Praktisch alle Messverfahren verwenden einen 
Signalgenerator, der um mindestens 10 dB weniger THD hat, als die 
Endstufe. Die schnelleren Verfahren (Fertigung) überlagern mehrere Sinus 
Signale, und berechnen die frequenzabhängigen Verzerrungen mittels FFT 
in einem Rutsch. Geht natürlich nur mit Digitaltechnik.

Wenn der Signalgenerator nicht gut genug ist, dann kann man das 
rausrechnen.  Da Endstufen üblicherweise einen konstanten Frequenzgang 
im Audiobereich haben, haben auch die Verzerrungen bei N*f0 keine 
Phasenverschiebung. Also Oberwellen vom Signalgenerator (Pegel + Phase) 
bestimmen, dann Oberwellen von der Endstufe messen, und den 
Signalgenerator rausrechnen mit komplexer Subtraktion.  Probiert habe 
ich das aber nie.

Eine weiter Möglichkeit wäre die Messung von 
Intermodulationsverzerrungen.  Das Eingangssignal besteht aus 2 
Sinussignale bei f1 und f2.  Durch die nichtlineare Endstufe entstehen 
Frequenzen N * f1 + M * f2 am Ausgang.  Da spielt das THD des Generators 
keine große Rolle, weil neue Frequenzen entstehen.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Werner H. schrieb:
> Die Hersteller von Endstufen messen den THD gar nicht.
> Der Wert wird von der Marketingabteilung kreiert...
> Verzerrungen fallen akustisch sowieso erst bei einigen % direkt auf.

Heutzutage wird sogar die Ausgangsleistung von der Marketingabteilung 
erfunden, nichtsdestotrotz gibt es seriöse Messmethoden.

von Mark S. (voltwide)


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Als erstes verwendest Du eine USB-soundkarte sowohl als Generator als 
auch als Messempfänger. Ist meist um Klassen besser als irgendwelche 
Signalgeneratoren. Selbst die billigsten liefern hier schon 
Klirrfaktoren <0,01% bei 1kHz. Dann installierst Du die Software REW. 
Machst eine loopback-Messung. Wenn Dir die Auflösung immer noch nicht 
reicht, kann REW die Eigenverzerrung des Systems rausrechnen. Wobei ich 
persönlich das mit meiner MOTU-M4 bislang nicht gebraucht habe für 
Endstufenverzerrungen bis zu 0,0003% @ 1kHz.

: Bearbeitet durch User
von Horst O. (obelix2007)



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Mark S. schrieb:
> MOTU-M4 bislang nicht gebraucht habe für
> Endstufenverzerrungen bis zu 0,0003% @ 1kHz.

... hallo Mark,
habe selbst eine MOTU-M2, bei der ich aber nur 0,0022% im direkt In -> 
Out Test erreichen kann?
Sollten die MOTU Mx eine so große Streuung haben?

Gruß Horst

: Bearbeitet durch User
von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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100dB und weniger Oberwellen hört eh kein Mensch mehr ;-D
Bei ein paar % THD fängts irgendwann an, mit nerven.

von Horst O. (obelix2007)


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Rote T. schrieb:
> paar % THD fängts irgendwann an, mit nerven.

... damit man nicht aufs "nerven" warten muß, gibt es geeignete 
Messverfahren, die einem Auskunft über den Zustand des Verstärkers 
geben.

Gruß Horst

von Uuu B. (hansdampf2)


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Dave M. schrieb:
> Es geht um THD Messungen im Audiobereich, speziell von Endstufen

Meine Erfahrung im Kino-Bereich:
Ein THD < 1% über alles (inklusive Lautsprecher) ist bei Frequenzen über 
250Hz für > 95% der Bevölkerung völlig ausreichend. Bei niedrigeren 
Frequenzen kann es auch mehr sein. Junge Leute beim Festival meckern 
selbst bei einen THD von 10% (f<250HZ) nicht, Haupsache laut...
Beim Verstärker würde ich wegen der Nichtlinearitäten eher die 
Intermodulationsverzerrungen (Stichwort Multitonmessungen) ermitteln, 
wie Udo schon anmerkte. Wird die Verstärker/Lautsprecher-Kombination mit 
großen Amplituden beaufschlagt ist das aber auch sehr gut am THD zu 
sehen, wenn das Ganze an seine Grenzen stößt. Ein kostenloses Programm 
dafür wäre REW. Lautsprecher stehen aber meist in einem Raum - da ist 
die Raumakustik mit den vielen Überlagerungen wesentlich wichtiger. Ich 
würde eher in einen Wandteppich investieren, als in einen "Super" 
Verstärker ;-)
THDs von Quelle und Verstärker, so denke ich, kann man per quadratischem 
Mittel addieren: THD (Summe) = SQR(THD Quelle² + THD Verstärker²), da 
sie in der Signalkette aufeinander folgen.

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Michael B. schrieb:
>> Was wäre hier das richtige vorgehen?
> Die Grundfrequenz wird per Notch Filter ausgeblendet, aber das hat
> natürlich eine endliche Steilheit.

Als wir noch mit R&S-Röhrengenerator gespeist und mit W&G Klirrgrad 
gemessen haben, musste man die Frequenzeinstellung auf Minimum 
nachjustieren. Da wurde noch k2 / k3 getrennt gemessen, was auch 
Rückschlüsse auf die Fehlerursache erlaubte.

Später gab es dann Audioanalyzer, hier steht noch ein HP 339A im Regal. 
Da hat man Generator und Klirrmessung in einem Gerät, da passt die 
Unterdrückung der Grundwelle von selbst. Das Ding misst THD, wobei 
dieser Begriff damals noch nicht üblich war.

Klemmt man da einen Heimwerkergenerator mit ICL8038 oder XR2206 dran, 
wickelt sich der Zeiger auf.

Werner H. schrieb:
> Die Hersteller von Endstufen messen den THD gar nicht.

Kommt auf den Hersteller an. Frage mal bei Pan Acoustics an, die messen 
ganz sicher!

Ich hatte mal Verstärker einer Band auf dem Tisch, da passte absolut 
garnichts - bis auf den angeblich guten Namen.

von Mark S. (voltwide)


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Horst O. schrieb:
> habe selbst eine MOTU-M2, bei der ich aber nur 0,0022% im direkt In ->
> Out Test erreichen kann?
> Sollten die MOTU Mx eine so große Streuung haben?

Das ist nicht unbedingt gesagt. Ich habe zugegebermassen die M4 ein 
wenig reverse engineered. Dabei kam heraus, dass der Mic-Eingang für 
Messungen weniger geeignet ist. Am besten man nutzt nur den 
line-Eingang. Der hat allerdings nur ca 5kOhm - Eingangswiderstand und 
muß unbedingt vor Überspannung geschützt werden. Aufgrund all dieser 
Einschränkungen habe ich meine M4 "verbastelt" mit einem extra 
Line-In-Eingang und darüberhinaus den "That" gebrückt, da dieser bei 
niedrigen Verstärkungen zusätzliche Verzerrungen generiert. Ist für den 
bestimmungsgemäßen Gebrauch alles unerheblich, für Messzwecke aber 
abträglich. Wenn es interessiert, kann ich dazu weitere Informationen 
geben.

von Mark S. (voltwide)


Angehängte Dateien:

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Hier mal ein THD-plot einer loopback Messung an meiner gemoddeten 
Motu-M4 Soundkarte:

von Horst O. (obelix2007)


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Mark S. schrieb:
> Wenn es interessiert

Hallo Mark,
ja, das ineressiert mich sehr!
Zu Deinem THD-Plot mit Steps, sieht ganz anders aus als bei meiner 
Version, ich kann Deine Einstellungen mit meiner 1.96er Version nicht 
reproduzieren.
Welche Version und welches Betriebssystem nutzt Du?

Gruß Horst

von Al (almond)


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Mark S. schrieb:
> Dann installierst Du die Software REW.
> Machst eine loopback-Messung. Wenn Dir die Auflösung immer noch nicht
> reicht, kann REW die Eigenverzerrung des Systems rausrechnen.

Selbst bei einfachen built-in Soundkarten ist der THD von Ausgang und 
Eingang um Zehnerpotenzen besser als der einer Endstufe.

Das erwähnte Freeware Programm REW (Room Equation Wizard) eignet sich 
bestens für solche Messungen. Runterladen und einarbeiten.

https://www.roomeqwizard.com/

von Udo K. (udok)


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Al schrieb:
> Selbst bei einfachen built-in Soundkarten ist der THD von Ausgang und
> Eingang um Zehnerpotenzen besser als der einer Endstufe.
>
> Das erwähnte Freeware Programm REW (Room Equation Wizard) eignet sich
> bestens für solche Messungen. Runterladen und einarbeiten.
>
> https://www.roomeqwizard.com/

Glaube ich nicht, also die Zehnerpotenzen.
Soundkarten habe ja erst mal einen kleinen Eingangspegel, da kann man 
nicht mit 30 Vrms der Endstufe reinfahren... ok, das lässt sich mit 
einem Spannungsteiler lösen.
Bei 1-2 Vrms haben Endstufen mit mieser Ruhestromeinstellung einen 
erstaunlich hohen Klirrfaktor, und das Rauschen ist bei so niedrigen 
Pegeln auch nicht besonders gut.  Das sollte selbst mit dem 
Spannungsteiler einfach zu messen sein.
Eine gute Endstufe schafft aber schon auch 100 dB THD, das erreichst du 
schon nicht mit jeder Soundkarte. Da ist bei den meisten bei 80 dB 
Schluss, vor allem bei höherer Bandbreite (192k), die du aber brauchst 
um THD über der Frequenz zu messen. Bei meiner eingebauten Soundkarte 
kann ich etwa mithören, wenn der PC Daten aus dem RAM holt, das schaut 
dann auch mit REW nicht so gut aus.  Die Ground Loops über die PC Masse 
sind eventuell auch ein Problem, da sollte man eine Soundkarte mit 
balanced XLR Eingängen verwenden, oder gleich ein passendes Frontend 
bauen. Da kann es schon günstiger sein, einen gebrauchten Rohde&Schwarz 
UPL oder einen AP System-One anzuschaffen.

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Udo K. schrieb:
> Bei meiner eingebauten Soundkarte
> kann ich etwa mithören, wenn der PC Daten aus dem RAM holt, das schaut
> dann auch mit REW nicht so gut aus.
Das ist allerdings auch keine ernst zu nehmende Soundkarte. Du solltest 
es mal mit einer externen USB-Soundkarte versuchen, selbst die billigen 
Behringer stehen erheblich besser da. Ansonsten sind die 
Verallgemeinerungen die Du aus dem Dir bekannten Equipment ableitest 
schlicht falsch.

von Al (almond)


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Udo K. schrieb:
> Eine gute Endstufe schafft aber schon auch 100 dB THD

OK. Die Endstufe mit -100 dB THD würde ich gerne kennen lernen.
Bei welcher Ausgangsleistung, bei welcher Frequenz, an welchem RLast?
Wie tief muss man dafür in die Tasche greifen?

Abgesehen davon, dass Super-Verzerrungsdaten rein akademischer Natur 
sind. An solchen Werten aus dem Verkaufsprospekt können sich allenfalls 
Hi-End Esoteriker ergötzen. Es gibt keine Schallwandler, die dies 
umsetzen können und es gibt wenige Ohren, die das hörphysiologisch 
würdigen können.

von Udo K. (udok)


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Mark S. schrieb:
>> Bei meiner eingebauten Soundkarte
>> kann ich etwa mithören, wenn der PC Daten aus dem RAM holt, das schaut
>> dann auch mit REW nicht so gut aus.
> Das ist allerdings auch keine ernst zu nehmende Soundkarte. Du solltest
> es mal mit einer externen USB-Soundkarte versuchen, selbst die billigen
> Behringer stehen erheblich besser da.

Ich habe mich auf den Beitrag von AI bezogen.  Der hat verallgemeinert.
Ich habe von meiner PC Soundkarte (gute Marke) gesprochen.
Ja die ist nicht besonders gut, wobei das Problem die Übersprecher sind.
Hast du einen Link für eine kaufbare gute Soundkarte für THD Messungen > 
100 dB?

von Udo K. (udok)


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Al schrieb:
>> Eine gute Endstufe schafft aber schon auch 100 dB THD
>
> OK. Die Endstufe mit -100 dB THD würde ich gerne kennen lernen.
> Bei welcher Ausgangsleistung, bei welcher Frequenz, an welchem RLast?
> Wie tief muss man dafür in die Tasche greifen?

Bei Nennlast in 8/4 Ohm. Siehe etwa hier für ein einfaches Konzept, das 
die gröbsten Fehler vermeidet:
http://www.douglas-self.com/ampins/dipa/dipa.htm

Hier ein Amp mit 120 dB:
https://www.stereophile.com/content/benchmark-media-systems-ahb2-power-amplifier-measurements

> Abgesehen davon, dass Super-Verzerrungsdaten rein akademischer Natur
> sind. An solchen Werten aus dem Verkaufsprospekt können sich allenfalls
> Hi-End Esoteriker ergötzen. Es gibt keine Schallwandler, die dies
> umsetzen können und es gibt wenige Ohren, die das hörphysiologisch
> würdigen können.

Diese Amps sind nicht für Dich sondern für HiFi Enthusiasten und 
Technikliebhaber mit dem nötigen Kleingeld.  Einem Porsche Fahrer sagst 
ja wohl auch nicht, das er mit der Bahn günstiger von A nach B kommt...

von Al (almond)


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Udo K. schrieb:
> Hast du einen Link für eine kaufbare gute Soundkarte für THD Messungen >
> 100 dB?

Ja hab ich:
https://focusrite.com/products/scarlett-2i2-3rd-gen

Im Fachhandel für ca 120 €

: Bearbeitet durch User
von Udo K. (udok)


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Hier noch ein Link zu Messungen vom aktuellen Cambridge Audio Power Amp,
mit > 100 dB @ 100Watt.  Die Ursprungsvariante dieses Amps hat Douglas 
Self (mit-)entwickelt.

https://audioxpress.com/files/attachment/2712

Der ist sicher nicht billig, aber auch nicht wahnsinnig teuer.

von Udo K. (udok)


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von Al (almond)


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Bei den Sphären über die wir uns hier unterhalten spielen THD nicht mehr 
allein eine Rolle, sondern zusätzlich das Grund-Rauschen. Darum 
enthalten ernstzunehmende Datenblätter von guten Sound-Interfaces nicht 
isolierte Werte für THD, sondern geben THD + Noise Abstände an.

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Was dann zusammengefasst wird im SINAD. Amir hat dazu folgende Tabelle 
veröffentlicht:https://www.audiosciencereview.com/forum/index.php?threads/motu-m4-audio-interface-review.15757/
Demnach ist das MOTO M4 in einer Spitzenposition deutlich vor Focusrite.
Was bei mir den Ausschlag zur Kaufentscheidung gegeben hat.

von Mark S. (voltwide)


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Um mal ein Zahlenbeispiel zu geben:
1W an 4Ohm wären 2V*0,5A.
100dB darunter wären es 20uV - wohlgemerkt am Endstufen-Ausgang.
Nehmen wir mal 20dB Verstärkung an, so wären es 2uV Verzerrungen 
eingangsbezogen. Ist durchaus machbar, Bruno Putzeys hat uns das ja 
schon vorgemacht.
Und klar, sind solche THD-Zahlen rein akademisch. Ich denke, dass man 
sich mit 80-90dB (ca 16bit Auflösung) vollkommen zufrieden geben kann.

: Bearbeitet durch User
von Al (almond)


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Mark S. schrieb:
> Demnach ist das MOTO M4 in einer Spitzenposition deutlich vor Focusrite.

Mag sein, dass die MOTU M4 (nicht MOTO) messtechnisch einen kleinen Tick 
besser ist als die günstige Focusrite, dafür kostet sie das Dreifache. 
Wer meint, das zu brauchen, soll sich dafür entscheiden.

Man bewegt sich bei Messwerten grösser 110 dB THD+N sowieso an der 
Fehlergrenze üblicher Messverfahren. Gerade bei Loopbackmessungen.

von Al (almond)


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Messtechnik ist das Eine. Eine Bewertung, wie sinnvoll große 
Klirdämpfungswerte einer Audio Endstufe eingeordnet werden müssen, sei 
dahingestellt. Fakt ist, Klirr wird vom menschlichen Ohr nur schwer 
wahrgenommen. Geschulte Ohren können allenfalls  1% ( -40 dB THD) 
harmonischen Klirrfaktor gerade noch wahrnehmen, zumal harmonische 
Verzerrungen als angenehm empfunden werden. Sehr wenige ausgewählte 
Kandidaten mit absolutem Gehör konnten in Studien 0,1% Klirr (-60dB THD) 
wahrnehmen. Bessere Klirrdämpfungswerte machen sich gut im Prospekt, 
sind gut fürs Ego des Besitzers einer Audio-PA und nutzen in erster 
Linie dem Hersteller, der dafür Premiumpreise verlangen kann. Es war 
schon immer teuerer, einen besonderen Geschmack zu haben.

Bei Vorverstärkern und Wandlern macht es hingegen Sinn, möglichst gute 
THD+N Werte anzustreben, weil diese Gerätschaften meist Bestandteil 
einer Aufnahme-Kette im Gesamtrecording darstellen und sich die Werte 
aufsummieren. Aber beim letzten Glied, der Audio-Endstufe, darf man den 
Sinn hinterfragen. Zumal der Lautsprecher den Hauptklirr verursachen 
wird und aktuelle Popmusik sowieso in der Dynamik totkomprimiert ist.

: Bearbeitet durch User
von Udo K. (udok)


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Al schrieb:
> Messtechnik ist das Eine. Eine Bewertung, wie sinnvoll große
> Klirdämpfungswerte einer Audio Endstufe eingeordnet werden müssen, sei
> dahingestellt. Fakt ist, Klirr wird vom menschlichen Ohr nur schwer
> wahrgenommen.

Gute THD(+Noise) Werte sind heute essentiell.  Alles unter CD Qualität 
(96 dB THD+N) kauft heute keiner mehr, und das ist auch verständlich 
angesichts der technischen Entwicklung.   Ich habe dir weiter oben einen 
Link gepostet, wo du siehst - wenn du ihn gelesen hättest - dass diese 
Qualität OHNE Mehrkosten erreichbar ist.
Und dazu kommt ja noch, dass diese gute Werte nur im Optimum bei 
Vollaussteuerung erreicht werden.  Nun hört man aber meistens bei 
Zimmerlautstärke, und da werden aus deinen 100 dB THD(+Noise) schnell 
mal 80 dB.  Wenn du technischen Rückschritt möchtest, kannst du ja 
Schallplatte kaufen.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Gute THD(+Noise) Werte sind heute essentiell.  Alles unter CD Qualität
> (96 dB THD+N) kauft heute keiner mehr, und das ist auch verständlich

Das wuerde ich aehnlich sehen. Zumal alle Bewertungen ja immer von
perfektem Audiomaterial ausgehen. In der Realitaet hat man aber so gut
wie immer Material das mal mindestens einmal MP3 Datenreduziert war,
oft auch mehrmals. (z.B wenn der Musiker Samples aus unbekannter
Quelle verwendet hat, oder im Uebertragungsweg. (Radio, Youtube usw)
Daher will ich Reserven im Uebertragungsweg, also 96dB muessen schon
sein.

In dem Zusammenhang, habt ihr das hier gesehen:

https://www.youtube.com/watch?v=BlWzpMkX5QQ

Man bekommt heute fuer erstaunlich wenig Geld Dinge von denen
unsere Opas nur traeumen konnten. Zum Ausgleich gibt es dafuer
aber heute fuer sehr wenig Geld Dinge die so schlecht sind das sich
unsere Opas nicht getraut haetten das dem Kunden zu verkaufen. :)

Und um die Ausgangsfrage zu beantworten, natuerlich braucht man
eine Quelle die 10x besser ist als das was man zu messen erwartet.

Vanye

von Udo K. (udok)


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Vanye R. schrieb:
> Das wuerde ich aehnlich sehen. Zumal alle Bewertungen ja immer von
> perfektem Audiomaterial ausgehen. In der Realitaet hat man aber so gut
> wie immer Material das mal mindestens einmal MP3 Datenreduziert war,
> oft auch mehrmals.

Natürlich ist das Audiomaterial und die Raumakustik nicht immer perfekt. 
Der Musiker muss ja für den kleinsten gemeinsamen Nenner produzieren, 
und das ist der Autofahrer.  Aber abgesehen davon gibt es auch aufwändig 
produziertes Material (Klassik meist), das CD Qualität ausnutzt.
Ich würde nicht so argumentieren, das der Verstärker schlecht sein kann, 
weil andere Teile der Kette auch schlecht sind.

Und im Alltag bleiben von 100 dB (bei optimalen Messbedingungen) oft nur 
70 übrig.  Wenn man sich etwa die weiter oben verlinkten Messwerte vom 
Cambride Audio Edge-W anschaut, sieht man super Messwerte, die in der 
Praxis auf 70 dB reduziert werden, da der Amp ein Problem mit 
Ground-Loops hat die bei der Messung dank Trenntrafo nicht auftreten. 
Und das Rauschen der Balanced Eingänge ist relativ hoch und überdeckt 
den THD Verlauf.

Den QA403 kenne ich nur in der Vorgängerversion, die hatte keine 
Vorteile gegenüber einer USB Soundkarte und REW.  Die neue ziemlich 
teuer geworden.

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Al schrieb:
> Mag sein, dass die MOTU M4 (nicht MOTO) messtechnisch einen kleinen Tick
> besser ist als die günstige Focusrite, dafür kostet sie das Dreifache.
> Wer meint, das zu brauchen, soll sich dafür entscheiden.

Sie ist um gut 10dB besser. Und der heutige Preis hat mich denn doch 
überrascht. Da hatte ich vor ca 2 jahren erheblich weniger bezahlt.
Quant Asylum ist wohl derzeit bleeding edge. Nice to have - mir denn 
aber doch zu teuer.

von Mark S. (voltwide)


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Al schrieb:
> Man bewegt sich bei Messwerten grösser 110 dB THD+N sowieso an der
> Fehlergrenze üblicher Messverfahren. Gerade bei Loopbackmessungen.
Da ist man heute schon ein Stück weiter. Schau Dir mal die Tabelle bei 
Amir an.

von Mark S. (voltwide)


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Vanye R. schrieb:
> Man bekommt heute fuer erstaunlich wenig Geld Dinge von denen
> unsere Opas nur traeumen konnten. Zum Ausgleich gibt es dafuer
> aber heute fuer sehr wenig Geld Dinge die so schlecht sind das sich
> unsere Opas nicht getraut haetten das dem Kunden zu verkauf :)

Kann ich als Opa zu 100% bestätigen!

von Uuu B. (hansdampf2)


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Ich auch!

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

mal von der Seitenlinie reingefragt:

Könnte man nicht das Eingangssignal nehmen und das (heruntergesetzte, 
Spannungsteiler) Ausgangssignal davon abziehen und das Ergebnis messen 
(Oszi)? Das setzt natürlich voraus, dass man die Phasenverschiebung des 
Verstärkers bei der Messfrequenz kompensieren kann (sollte mit einem 
RC-Glied gehen) und/oder das man eines der beiden Signal invertiert.

Dann würde ich die Potis für Spannungsteiler und Phasenverschiebung so 
lange drehen, bis mein gemessenes Signal nichts mehr von der 
Messfrequenz zeigt. Dann kann ich die Empfindlichkeit des Oszis 
aufdrehen und die Oberwellen sehen und ausmessen. Klar muss man dann 
noch einiges rechnen.

Immerhin sollten Widerstände und Kondensatoren (natürlich 
Folienkondensatoren) eigentlich keinen Klirrfaktor erzeugen. Und da ich 
ja den Eingang vom Ausgang abziehe, sollten Oberwellen im Eingangssignal 
ja exakt herausfallen. Sprich die Spannungsform am Eingang spielt dann 
eigentlich gar keine Rolle mehr, THD heißt ja nichts anderes als 
nicht-lineare Verstärkung - und die gibt es ja bei jeder Signalform des 
Eingangssignals.

Wo wären bei dieser Vorgehensweise die Probleme? Nur so interessenhalber 
gefragt.

Gruß Roland

von Mark S. (voltwide)


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Das Verfahren ist altbekannt. Die Probleme liegen im praktischen 
Abgleich von Amplitude und Phase.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Folienkondensatoren haben auch Verzerrungen. Die Folien ziehen sich 
gegenseitig an, damit wird die Kapazität spannungsabhängig moduliert. Es 
gibt noch eine Reihe weiterer Effekte.

Und nicht ferromagnetische Keramikkondensatoren sind auch nicht 
sonderlich schlecht.

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Mark S. schrieb:
> Das Verfahren ist altbekannt. Die Probleme liegen im praktischen
> Abgleich von Amplitude und Phase.

OK, stimmt. Um THD=0.1% zu messen, muss man den Abgleich schon ebenso 
genau hinbekommen. Was die Sache noch erschwert, dürfte sein, dass eine 
Phasenverschiebung via RC-Glied bei den zu messenden Oberwellen anders 
wirkt, als bei der Grundfrequenz, also andere Dämpfung und andere 
Phasenverschiebung.

Danke, Gruß Roland

: Bearbeitet durch User
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