Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Sennheiser RV55 Röhrenvoltmeter


von Hannes B. (avatar5881)


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Hallo zusammen,

mir ist ein hübsches Röhrenvoltmeter Sennheiser RV55 zugelaufen.

Die Röhren glühen, der Glimmstabilisator 85A2 zündet und glimmt ebenso.
Beim Einschalten schlägt das Zeigerinstrument voll aus, stabilisiert 
sich dann aber um den Ruhepunkt, um den es hin- und hereiert. Es lässt 
sich auf 0dBV eichen, aber die Marke ändert sich beim Umschalten der 
Betriebsart.

Ein Vorbesitzer hat schon einige Elektrolytkondensatoren ausgetauscht. 
Das im Internet verfügbare PDF der Anleitung mit Schaltplan habe ich 
bereits.

Wenn ich die Anleitung richtig verstanden habe, sollte das Eichen 
einmalig nach Aufheizen nötig sein, dann müsste der Pegel still stehen - 
macht er bei mir aber nicht.

Folgende Fragen habe ich:
* Hat jemand einen hochauflösenden Schaltplan oder ein Service Manual 
mit Abgleichanleitung der inneren Trimmer?
* Ist es normal, dass das Instrument beim Aufheizen an den rechten 
Anschlag ausschlägt?
* Der "C41", der in einer Reparaturanleitung beschrieben wird, wurde 
hier auch schon getauscht - anscheinend ohne das Problem wirklich zu 
beheben.

Vielen Dank und schönen Sonntag
Hannes

von Harald W. (wilhelms)


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Hannes B. schrieb:

> Ein Vorbesitzer hat schon einige Elektrolytkondensatoren ausgetauscht.

Vielleicht sollten auch die Röhren mal getauscht werden, denn die
altern auch. Übrigens solltest Du das Wort "Eichen" meiden, denn
Spannungen, Ströme und Widerstände können nicht "geeicht" werden.

von Andrew T. (marsufant)


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Hannes B. schrieb:
> Hallo zusammen,
> mir ist ein hübsches Röhrenvoltmeter Sennheiser RV55 zugelaufen.
> Die Röhren glühen, der Glimmstabilisator 85A2 zündet und glimmt ebenso.
> Beim Einschalten schlägt das Zeigerinstrument voll aus, stabilisiert
> sich dann aber um den Ruhepunkt, um den es hin- und hereiert. Es lässt
> sich auf 0dBV eichen, aber die Marke ändert sich beim Umschalten der
> Betriebsart.
> Ein Vorbesitzer hat schon einige Elektrolytkondensatoren ausgetauscht.
> Das im Internet verfügbare PDF der Anleitung mit Schaltplan habe ich
> bereits.
> Wenn ich die Anleitung richtig verstanden habe, sollte das Eichen
> einmalig nach Aufheizen nötig sein, dann müsste der Pegel still stehen -
> macht er bei mir aber nicht.
> Folgende Fragen habe ich:
>


Kontaktiere bitte Martin (User Wellenkino) im Radio Bastler Forum,
Er hat das Problem erfolgreich gelöst und kann kompetent weiter helfen.

Die Röhren sind nicht das Problem.

von Hannes B. (avatar5881)


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Harald W. schrieb:
> Hannes B. schrieb:
>
>> Ein Vorbesitzer hat schon einige Elektrolytkondensatoren ausgetauscht.
>
> Vielleicht sollten auch die Röhren mal getauscht werden, denn die
> altern auch. Übrigens solltest Du das Wort "Eichen" meiden, denn
> Spannungen, Ströme und Widerstände können nicht "geeicht" werden.

Moin Harald,

tja, vielleicht solltest Du in die Anleitung schauen, dort heißt die 
Funktion des Geräts "Eichen".

Aber die Röhren kann ich mir tatsächlich einmal anschauen.

Viele Grüße
Hannes

von Hannes B. (avatar5881)


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Andrew T. schrieb:
> Kontaktiere bitte Martin (User Wellenkino) im Radio Bastler Forum,
> Er hat das Problem erfolgreich gelöst und kann kompetent weiter helfen.
>
> Die Röhren sind nicht das Problem.

Hi Andrew,

das klingt gut, werde mich dort anmelden und den User einmal 
kontaktieren.

Viele Grüße
Hannes

von Harald W. (wilhelms)


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Hannes B. schrieb:

> tja, vielleicht solltest Du in die Anleitung schauen, dort heißt die
> Funktion des Geräts "Eichen".

Nun, leider steht auch in Firmenbroschüren immer wieder falsches.
Besseres bezüglich Eichen wirst Du auf der Seite www.eichamt.de
z.B. in den FAQ dort finden.

von Heinrich K. (minrich)


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Sprachpolizei-Gewäsch!

von Dieter W. (dds5)


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Tja so war das halt früher (tm), da wurde gelegentlich Nullpunkt- oder 
auch Endwertabgleich mit "Eichen" beschriftet.

Da darf man sich nix bei denken, is halt einfach so.

von Ge L. (Gast)


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Hannes B. schrieb:
> tja, vielleicht solltest Du in die Anleitung schauen, dort heißt die
> Funktion des Geräts "Eichen".

Bis in die '70er Jahre wurde jede Form des Abgleichs als "eichen" 
bezeichnet. Entsprechend sind auch die alten Gerätefronten beschriftet.

Heute ist das Wort verboten und darf in dieser Bedeutung nicht mehr 
verwendet werden. Ja, die regelmäßigen Updates im Neusprech nachpflegen 
ist nicht einfach...

von Joachim B. (jar)


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Heinrich K. schrieb:
> Sprachpolizei-Gewäsch!

wusste nicht das man das studieren kann, jedenfalls wurde im Studium 
unterschieden zwischen eichen und kalibrieren.
Messgeräte eichen dürfen halt nur Eichämter, ist Gesetz im Gegensatz zum 
Gewäsch.

Da aber heute Sprache eh nur Gewäsch ist flexe ich mal mit Axe Deo.🤮🤮🤮

von Harald W. (wilhelms)


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Dieter W. schrieb:

> Tja so war das halt früher (tm), da wurde gelegentlich Nullpunkt- oder
> auch Endwertabgleich mit "Eichen" beschriftet.

Aber die richtige Bedeutung ist inzwischen auch im Duden angelangt:
Zitat: "Bedeutung: (besonders offiziell gebrauchte) Maße, Messgeräte
[amtlich] prüfen und mit der Norm in Übereinstimmung bringen."

Vielleicht sollte man mit seinem Denken nicht unbedingt im letzten
Jahrtausend verharren, sondern die genausogut verständlichen Worte
"kalibrieren" und "justieren" verwenden. Gerade beim Nullpunktab-
gleich passt das Wort "Eichen" auch technisch überhaupt nicht.

von Ge L. (Gast)


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Harald W. schrieb:
> Vielleicht sollte man mit seinem Denken nicht unbedingt im letzten
> Jahrtausend verharren, sondern die genausogut verständlichen Worte
> "kalibrieren" und "justieren" verwenden. Gerade beim Nullpunktab-
> gleich passt das Wort "Eichen" auch technisch überhaupt nicht.

Das Sennheiser RV55 kam 1962 auf den Markt. Damals war der Begriff 
"Eichen" für einen Nullpunktabgleich absolut üblich.
https://www.amplifier.cd/Test_Equipment/other/RV55.htm

Auch wenn die Verwendung des Wortes in diesem Kontext heute nicht mehr 
zulässig ist, so besteht doch Bestandschutz für historische Geräte und 
die dazugehörige Dokumentation. Diese wird nicht von amtlicher Seite 
eingezogen und vernichtet.

von Joachim B. (jar)


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Soul E. schrieb:
> Auch wenn die Verwendung des Wortes in diesem Kontext heute nicht mehr
> zulässig ist, so besteht doch Bestandschutz für historische Geräte und
> die dazugehörige Dokumentation.

den will auch keiner antasten, es kann aber kein Fehler sein das im 
"Fachforum" mal zu erwähnen, wir müssen ja hier nicht wie Hausfrauen 
kommunizieren. Ein Nullpunktabgleich ist nun mal keine Eichung.
Es gab aber auch mal in der Industrie `86 bei Landis und Gyr in der 
Ferrariszählerfertigung eine ausgelagerte Eichstelle wo ich die 
Messgeräte für die Qualitätssicherung eichen durfte.

von Harald W. (wilhelms)


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Joachim B. schrieb:

> Ferrariszählerfertigung eine ausgelagerte Eichstelle wo ich die
> Messgeräte für die Qualitätssicherung eichen durfte.

Elektrozähler sind m.W. die einzigen Meßgeräte, bei denen auch
"Nichteichamtsbeschäftigte" "eichen" durften. Vermutlich weil
durch die grosse Anzahl von solchen Zählern die Eichämter echt
überfordert wären.

von Cyblord -. (cyblord)


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Heinrich K. schrieb:
> Sprachpolizei-Gewäsch!

Der Bindestrich ist hier falsch!

von Joachim B. (jar)


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Harald W. schrieb:
> Vermutlich weil
> durch die grosse Anzahl von solchen Zählern

nicht die Zähler sondern die Messgeräte für die Qualitätssicherung.

von Dieter W. (dds5)


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Noch als Ergänzung:
Alles was "geeicht" sein muss - u.A. Waagen, "Stromzähler", 
"Wasserzähler" und Volumenmesser an Tankwagen und Zapfsäulen - muss auch 
verplombt sein und die Eichmarke muss ein Ablaufdatum - geeicht bis xxxx 
- haben.

von Joachim B. (jar)


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OK vielleicht wurden doch auch die Zähler geeicht ist zu lange her, denn 
die Zähler wurden ja geeicht ausgeliefert und nebenbei wurden auch die 
eigenen Meßgeräte auf dem Eichplatz überprüft.

von Harald W. (wilhelms)


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Dieter W. schrieb:

> Noch als Ergänzung:
> Alles was "geeicht" sein muss - u.A. Waagen, "Stromzähler",
> "Wasserzähler" und Volumenmesser an Tankwagen und Zapfsäulen
> - muss auch verplombt sein und die Eichmarke muss ein Ablauf-
> datum - geeicht bis xxxx - haben.

Solche Geräte müssen auch "eichfähig" sein. Die "Eichfähigkeit"
wird für die ganze Baureihe von der PTB überprüft. Selbst "eichen"
darf die PTB aber nicht. Sie liefert allerdings die von den Eich-
ämtern benötigten "Eichnormale", z.B. Kilogrammstücke.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Harald W. schrieb:
> Solche Geräte müssen auch "eichfähig" sein. Die "Eichfähigkeit"
> wird für die ganze Baureihe von der PTB überprüft. Selbst "eichen"
> darf die PTB aber nicht. Sie liefert allerdings die von den Eich-
> ämtern benötigten "Eichnormale", z.B. Kilogrammstücke.

Ich finde es zum Kotzen, dass auch dieser Thread wieder in 
Wortklauberei abdriftet.

Schreibe mal an die PTB, dass sie Dir ein Stück Kilogramm zusenden 
sollen.

Die werden Dich auf Firmen verweisen, die sowas herstellen. Das tun sie 
vielleicht mit einer Waage, die tatsächlich von der PTB kontrolliert 
wurde - oder auch nicht:

https://www.dakks.de/de/pressemitteilung-detail/zukunft-ist-digital-dakks-und-ptb-beenden-erfolgreiche-pilotphase-fuer-digitalisierungsprojekt.html

von Harald W. (wilhelms)


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Manfred P. schrieb:

> Ich finde es zum Kotzen, dass auch dieser Thread wieder in
> Wortklauberei abdriftet.

Es geht hier nicht um Wortklauberei, sondern um die richtige
Verwendung technischer Begriffe. Und ein freundlicher Hinweis
um die richtige Verwendung sollte da wohl zulässig sein.

von Heinrich K. (minrich)


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Sowas aber auch!

Da hat sich der eigentliche Hersteller Grundig ja was geleistet. Hat er 
doch glatt jahrelang "Eichen" als Schalterstellung auf seine 
Seriengeräte geschrieben, ohne irgendeinen Forenteilnehmer vorher zu 
fragen. Erschütternd! Sofort müssen sämtliche damit in Werkstätten 
überprüfte Tonbandgeräte rückwirkend vernichtet werden. Die 
Heimtonbandaufnahmen könnten nicht normgerecht sein und müssen 
zwangsenteignet werden.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Harald W. schrieb:
>> Ich finde es zum Kotzen, dass auch dieser Thread wieder in
>> Wortklauberei abdriftet.
>
> Es geht hier nicht um Wortklauberei, sondern um die richtige
> Verwendung technischer Begriffe. Und ein freundlicher Hinweis
> um die richtige Verwendung sollte da wohl zulässig sein.

Der Hinweis ist nicht zu beanstanden und sollte erlaubt sein. Ärgerlich 
ist, dass sowas immer zu einer endlosen Diskussion führt, die am Thema 
vorbei geht.

Heinrich K. schrieb:
> Da hat sich der eigentliche Hersteller Grundig ja was geleistet.

Kannst Du Grundig belegen?

Ich kenne aus späteren Zeiten Grundig MV-5O und MV-1000 mit Halbleitern, 
die nur geringen Ansprüchen genügten, 2dB Drift über den Tag.

von Heinrich K. (minrich)


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Schau doch einfach mal ins radiomuseum (dot) org und gib in der 
einfachen Suche Grundig RV55 ein.

von Heinrich K. (minrich)


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Harald W. schrieb:
> Gerade beim Nullpunktab-
> gleich passt das Wort "Eichen" auch technisch überhaupt nicht.

Dein Einwand passt hier "technisch überhaupt nicht". In der 
Schalterstellung liegt nicht "Null", sondern eine intern erzeugte 
"Eichwechselspannung" am umgeschalteten Eingang an.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Heinrich K. schrieb:
> Schau doch einfach mal ins radiomuseum (dot) org und gib in der
> einfachen Suche Grundig RV55 ein.

Und da unter Grundig zusätzlich das Hartmann & Braun Logo.

https://www.amplifier.cd/Test_Equipment/other/RV55.htm
sagt "Ein Bekannter berichtete, von Grundig existiere ein baugleiches 
Gerät, wer nun was oder auch gemeinsam entwickelt hat, weiß ich nicht."

und eines der Bilder mit Sennheiser-Platine:
https://www.amplifier.cd/Test_Equipment/other/images/RV55-3.jpg

Und auf 
https://wumpus-gollum-forum.de/forum/thread.php?board=54&thread=17 wird 
geschrieben:
"ich denke, Dein Röhrenvoltmeter RV55 von ungefähr1972 ist nicht von 
Grundig hergestellt, sondern ein originales Sennheiser-Produkt 
(Sennheiser-Logo auf dem Gerätefoto).

Es gibt 3 Varianten des Rörenvoltmeter RV55 .."

von Heinrich K. (minrich)


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Herrjeh...

von Martin M. (wellenkino)


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Das Gerät ist original von Sennheiser.
Es kommt auch oft mit Grundig-Logo vor, ja.
Der Vorgänger RV54 ist noch von Labor W ( =Sennheiser )

In den 60ern war der Begriff Eichen noch gleichzusetzen mit Justieren.
Wenn so eine Kiste also einen Regler "Eichen" hat, das kam wirklich oft 
vor, dann sollten wir wissen wie das gemeint ist. Heute würde man da 
hindrucken "Abgleich", oder "Justierung".

Bei meinem kann dieses Zappen von defekt kleinen Kathodenelkos deren 
Isolation nichtmehr wollte.
Etwas ärgerlich ist wie das Gerät gebaut wurde, es hat 2 Platinen 
übereinander, in der oberen ein großes Loch durch das viel zu kurze 
Kabel der hinteren gesteckt und verlötet wurden. Vor dem Ablöten 
unbedingt fotografieren damit das wieder richtig angellötet werden kann 
:-)

lG Martin

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