Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Minimierung Messunsicherheit Temperaturmessung


von Jo (jojo_17)


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Schönen guten Tag,

ich baue gerade ein Experiment auf, in welchem ich eine 
Temperaturdifferenz in einem mit Luft durchströmten Rohr messen möchte. 
Eine Messstelle ist unmittelbar vor einem Heizblock und die andere 
hinter dem Heizblock. Aktuell messe ich sowohl vor, als auch hinter dem 
Heizkörper individuell die Temperatur mit jeweils einem Typ T 
Thermoelement und bestimme mir dadurch die Temperaturdifferenz. Da ich 
allerdings etwa eine Eintrittstemperatur von 30°C und eine 
Austrittstemperatur von 50°C habe führt das natürlich zu größeren 
Unsicherheiten. Habt ihr Vorschläge, wie ich die Messung der 
Temperaturdifferenz optimieren kann?

Grüße Jojo

von Thomas B. (thombde)


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Da würde ich eher einen Halleitersensor nehmen.
Wie genau muss die Messung sein?

von Carypt C. (carypt)


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von Wolle G. (wolleg)


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Jo schrieb:
> Da ich
> allerdings etwa eine Eintrittstemperatur von 30°C und eine
> Austrittstemperatur von 50°C habe führt das natürlich zu größeren
> Unsicherheiten. Habt ihr Vorschläge, wie ich die Messung der
> Temperaturdifferenz optimieren kann?
Verstehe noch nicht, was mit “führt das natürlich zu größeren
Unsicherheiten.“ gemeint ist.

Und was soll konkret optimiert werden? Gerätetechnik, 
Thermometeranordnung oder ....
Wieviel Stellen nach dem Komma soll gemessen werden?
.....

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Jo schrieb:
> Da ich
> allerdings etwa eine Eintrittstemperatur von 30°C und eine
> Austrittstemperatur von 50°C habe

Wenn da nur die Temperaturdifferenz von Belang ist, beide Elemente in 
reihe gegeneinander schalten. ( "antiseriell" ? )

Das Spiel mit den wenigen µV bei Temperaturdifferenzen im 10°- Bereich 
würde ich aber umgehen.

Die Stärke von Thermoelementen zeigt sich eher bei extremen Temperaturen 
und bei extrem kleinen Messpunkten ( ein Schweißpunkt zwischen zwei 
hauchdünnen Drähten ändert die Temperatur des zu messenden Mediums wenig 
und hat wegen der geringen Masse auch schnelle Reaktion)

In diesem Falle hier würde ich eher an NTC- oder Pt-1000 Widerstände 
denken

Die haben deutliche Widerstandsänderungen, auch bei wenigen Graden.
Und in einer Brückenschaltung ist die Differenzmessung besonders gut 
machbar.

: Bearbeitet durch User
von Peter R. (pnu)


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Also: um welche Temperaturdifferenzen handelt es sich?

 Wie groß darf der Sensor sein: Thermoelement mit 0,1mm-Drähten?
NTC-Widerstände in SMD-Größe?  PTC-1000 Widerstände?

Wie schnell muss die Reaktion auf ein Temperaturänderung sein?

In der Luftströmung montiert oder auf dem Heizblock?

reine Luft oder Mischung mit agressiven Substanzen?

usw.

von Jakob L. (jakob)


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Ich würde auch über digitale Sensoren (One-Wire oder I2C) nachdenken. 
Hier hat jemand mit einem einfachen DS18B20 und etwas Kalibrierung eine 
Genauigkeit von deutlich unter 0.1 Grad erreicht:

https://thecavepearlproject.org/2016/03/05/ds18b20-calibration-we-finally-nailed-it/

Wenn es nur auf die relative Temperaturdifferenz ankommt dann kann man 
das Offset kompensieren indem man im stationären Zustand bei 
ausgeschalteter Heizung misst (mit der Annahme dass die 
Temperaturdifferenz dann Null ist), die Linearität der Sensoren ist 
wahrscheinlich gut genug dass man mit lediglich einer einfachen 
Offset-Korrektur schon recht weit kommt.

Gibt auch Temperatursensoren die bezüglich der Daten/spezifizierten 
Messgenauigkeit noch ein gutes Stück besser sind als der gute alte 
DS18B20.

Beim mechanischen Aufbau muss man natürlich etwas darauf achten dass der 
Sensor tatsächlich die Lufttemperatur misst und nicht zu stark durch die 
Wärmeleitung über Anschlüsse/mechanische Befestigung beeinflusst wird.

von Purzel H. (hacky)


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Solche Temperaturen wuerde ich mit NTC messen. Das Problem liegt 
tatsaechlich am Waermeuebertrag zwischen Luft und Sensor, resp Luft und 
Heizer.

Erst mal die uebliche Frage : Das Ganze soll ? Eine Luftmengenmessung ? 
Ansprueche an Genauigkeit ?

von Jo (jojo_17)


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Okay vielen Dank schonmal an die ganze Tipp- und Hinweisgeber. Das hat 
mir schonmal einen guten Einstieg geliefert

Hier nochmal ein paar weitere Randbedingungen, nach welchen gefrag 
wurde:
Ich messe die Temperatur des Luftstroms (feuchte Luft ohne Zusatzstoffe) 
in der Mitte des Kanals. Aktuell mit einem Typ T bei einem 
Drahtdurchmesser von 0.1mm. Das Temperaturmessgerät sollt möglichst 
klein sein, da ich die Strömung möglichst wenig beeinflussen möchte. Die 
Abtastrate spielt gar nicht so eine große Rolle, da mich sowieso in 
erster Linie der Mittelwert über einen längeren Zeitraum interessiert.

Ich würde gerne eine Unsicherheit von +/-0.1K pro Messstelle erreichen 
oder eben 0.2K bei einer Differenzmessung.

Noch eine weitere kurze Frage: Ich habe die Thermoelemente mit Hilfe 
eines Kalibrators und einem Pt100 kalibriert. Die Spannungs zu 
Temperaturkurve wird dann bei unserer Messkarte hinterlegt. Die 
Unsicherheit des Thermoelements bleibt allerdings bei +/- 0.5K oder?

von Peter L. (oe6loe)


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Das schwierigste wird sein, einen homogenen Luftstrahl zu erzeugen, ich 
hab mal eine Regelung für ein Fön ähnliches Gerät gemacht. an der 
Luftaustritttsöffnung hatte ich Temperaturunterschiede von über 20°C, je 
nachdem, wo der Sensor platziert war.
Da wurden dann Luftleitbleche zum Verwirbeln eingebaut.

Ich denke aber 0,1° K Genauigkeit mit nur einem Sensor zu erreichen ist 
unmöglich (Grund, die vorher angesprochenen Verwirbelungen.

: Bearbeitet durch User
von Purzel H. (hacky)


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Vergiss das mal mit Strahl moeglichst wenig zu beeinflussen. Je besser 
der Sensor an den Gasfluss angebunden ist, desto besser die Messwerte. 
Bedeutet eigentlich verwirbeln.
Zu den Temperaturaussagen ... es gibt Stabilitaet & Reproduzierbarkeit, 
es gibt absolute Genauigkeit. Das sind nicht dieselben Dinge, und 
speziell nicht zum selben Preis. Was machst du mit den Aussagen ?
Das erste ist relativ guenstig. Mit 2 NTCs. Irgend eine Verwirbelung. zB 
etwas Stahlwolle. Die Temperatur passt irgendwie, und ist 
reproduzierbar.
Waehrend die Temperaturbestimmung eines Gases eine andere 
Groessenordnung ist. Hast du linearen flow, stimmt die Temperatur sicher 
nicht. Wegen Grenzschichten uns so. Musst also einigen Aufwand treiben, 
bis die Temperaturangabe stimmt. 0.1K scheint mir ueberzogen. Ein 
fuehler misst erst mal sich selbst.
Ja, Thermoelemente sind nach Genauigkeitsklassen spezifiziert. PT1000 
auch.

Nebenbei.. ich hatte mal Temperaturcontroller im Angebot mit einer 
Temperaturstabilitaet von besser wie 0.01 K, aber einer Genauigkeit von 
2 K, mit eng tolerierten NTC, auch um Raumtemperatur rum. Die Temperatur 
wurde jeweils eingestellt und fertig. Welche Nummer effektiv da steht 
war weniger wichtig.

Jetzt bin ich unter Anderem damit beschaeftigt, wie kriege ich Hitze 
moeglichst gut ins stroemendes Gas. 600 Grad Celsius. Fuer die Regelung 
macht es einen Unterschied, ob man ein DeltaT von 20, 50 oder 100K hat, 
je nach Stroemung.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Jo schrieb:
> Habt ihr Vorschläge, wie ich die Messung der Temperaturdifferenz
> optimieren kann?

Offenbar hast du strömende Luft, die im Rohr hängenden Sensoren werden 
also gut vom Medium umspült.

Deine Thermoelemente messen nur eine Differenztemperatur zu dem 
Klemmstellen. Wie gut/schlecht also die Klemmstellentemperatur mit 
gemeasen wird geht also als Fehler ein.

Es wäre gut, wenn das Messgerät beide Sensoren misst und nur eine 
Klemmstellenkompensation macht, oder wenn man beide Sensoren direkt in 
Reihe schaltet und ohne Kaltstellenkompensation sich direkt die 
Temperaturdifferenz anzeigen lässt.

Dann kann das Ergebnis recht genau werden.

Ansonsten ist es immer schlechter als die Kaltstellenmessung. Mit NTC 
oder Silizium oder Platinsensoren könntest du sonst statt der 
Klemmstelle auch direkt das Medium messen.

Beitrag #7562499 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7562510 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7562516 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Peter D. (peda)


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Typ T ist ja Kupfer / Kupfer-Nickel und Kupfer ist ein guter 
Wärmeleiter.
In Gasen wird also die Zuleitung viel Wärme abführen, d.h. einen großen 
Fehler bewirken.

von Wladimir (vril_2023)


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Temperatur messen klingt ja trivial - aber Temperaturen in einem 
Volumenstrom bestimmen, ist schon ne andere Nummer!

Willst Du Konkurrenz-Produkte zum Portfolio von Endress+Hauser 
entwickeln?

von Thomas B. (thombde)


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Wie groß ist der Durchmesser von dem Rohr (innen)?
Ich finde es nicht mehr, sorry.

von Peter D. (peda)


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Jakob L. schrieb:
> Ich würde auch über digitale Sensoren (One-Wire oder I2C) nachdenken.

Z.B. der SMT172 hat eine hohe Auflösung und sehr geringe Drift. Er läßt 
sich bequem mit einem MC auslesen, die Temperatur entspricht dem 
Tastverhältnis.
Ich hab ihn z.B. mit einem AT89C2051 ausgelesen. Ein Timer ist 
durchlaufend, der andere im Gate-Mode zählt nur die High-Pulsbreite.
Verzugsweise sollte der MC einen Quarz als Takt benutzen. MEMS oder eine 
PLL haben einen erheblich größeren Jitter.

https://smartec-sensors.eu/cms/media/Datasheets/Temperature/SMT172-datasheet.pdf

von Michael B. (laberkopp)


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Jakob L. schrieb:
> Ich würde auch über digitale Sensoren (One-Wire oder I2C) nachdenken

Programmierer. Können nur digital.

Die thermische Masse eines Thermoelements ist viel kleiner, analoge 
Sensoren bieten prinzipbedingt eine höhere Auslösung, und sie sind 
robuster gegenüber Umwelteinflüssen.

Peter D. schrieb:
> der SMT172 hat eine hohe Auflösung und sehr geringe Drift

Verglichen mit analogen Sensoren ist er unter aller Sau und auch noch 
teuer.

Jo schrieb:
> Die Unsicherheit des Thermoelements bleibt allerdings bei +/- 0.5K oder?

Dein Typ T "Die Wiederholbarkeit ist im Bereich von -200°C bis 200°C 
(±0,1°C) hervorragend" ist nicht so schlecht 
https://www.tcgmbh.de/thermoelemente/typ-t-thermoelemente.html  die 
absolute Genauigkeit hast du ja versucht zu kompensieren. Aber warum 
hängst du deine Pt100 nicht direkt in das Rohr, warum den Umweg.

von Jo (jojo_17)


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Michael B. schrieb:
> Dein Typ T "Die Wiederholbarkeit ist im Bereich von -200°C bis 200°C
> (±0,1°C) hervorragend" ist nicht so schlecht
> https://www.tcgmbh.de/thermoelemente/typ-t-thermoelemente.html  die
> absolute Genauigkeit hast du ja versucht zu kompensieren. Aber warum
> hängst du deine Pt100 nicht direkt in das Rohr, warum den Umweg.

Wieso wird bei dem Link von einer Unsicherheit von ±0,1°C,
in der IEC 60584-1 ist die Grenzschichtabweichung mit 0.5°C angegeben?

Ich kann den Pt100 nicht direkt in die Strömung hängen, da er die 
Strömung zu stark beeinflusst. Deswegen habe ich auch extrem kleine 
Thermoelemente (0.1mm) genutzt. Aktuell sieht es allerdings so aus, dass 
ich die Thermolemente vorne und hinten in Reihe schalte.

von Jo (jojo_17)


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Thomas B. schrieb:
> Wie groß ist der Durchmesser von dem Rohr (innen)?
> Ich finde es nicht mehr, sorry.

70mm

von Jo (jojo_17)


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Peter D. schrieb:
> Typ T ist ja Kupfer / Kupfer-Nickel und Kupfer ist ein guter
> Wärmeleiter.
> In Gasen wird also die Zuleitung viel Wärme abführen, d.h. einen großen
> Fehler bewirken.

Ja das stimmt schon. Allerdings kürzt der Fehler sich annährend raus, da 
dieses Problem an jeder Temperaturstelle existiert.

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