Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ersatz für BAV45


von Fabian E. (Firma: LMU München) (elektrischinkorrekt)


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Hallo zusammen,

ich habe gerade auf meinem Tisch einen diskret aufgebauten 
Integrator/Vorverstärker, der als Charge2Voltage-Converter betrieben 
wird.

Fehlerbild war, dass der Ausgang an dem Gerät auch im Grundzustand an 
der Aussteuerungsgrenze war.
Die Fehlerursache konnte ich auf eine Schutzdiode am Eingang 
zurückführen.
Allerdings tu ich mir hier schon relativ schwer, in dem Bereich 
herumzumessen, weil alleine das pure Anlegen einer Oszi-Messspitze an 
dieser Diode reicht, um einen funktionierenden Vorverstärker auf -12V 
aussteuern zu lassen. (Das ist die genannte Aussteuergrenze, ist aber 
auch irgendwie klar, weil man mit der Leitung genug Störungen einfängt).

------------------
So und jetzt zum eigentlichen Problem.
Diese Schutzdiode ist leider abgekündigt und ich hab nur noch sehr 
wenige dieser BAV45-Dioden. Zudem habe ich gemerkt, dass diese extrem 
sensibel ist und bereits bei gut der Hälfte der anderen Geräte zu dem 
selben Fehlerbild geführt hat.

Welche Ersatzdiode ist hier zu empfehlen?

Ich hab hier in meiner Recherche nur die PAD5 gefunden, die an die 
Anforderungen kommt, bin aber leider kein Experte, inwieweit man eine 
Picoampere Diode mit einem jFET-Bauteil austauschen kann und inwieweit 
das die Schaltung und die Messwerte beeinflusst, die ich am Ende aus dem 
Vorverstärker bekomme, zudem die PAD5-Dioden mit bis zu 15€ pro Stück 
echt teuer sind.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Mouser bietet die dir bekannte PAD5 bei der Suche nach pA-Dioden auch 
als PAD1 mit  1 pA Leckstrom an. Und sie kosten dort < 7€.

Fabian E. schrieb:
> inwieweit man eine
> Picoampere Diode mit einem jFET-Bauteil austauschen kann und inwieweit
> das die Schaltung und die Messwerte beeinflusst
Das habe ich nicht verstanden. Eine Schaltung könnte hilfreich sein.

von Abdul K. (ehydra) Benutzerseite


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Eventuell sind das einfach nur "vergoldete" Standard-JFET.

--> Richard reingucken lassen.

von H. H. (Gast)


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Abdul K. schrieb:
> Eventuell sind das einfach nur "vergoldete" Standard-JFET.

Fast richtig, die werden entsprechend selektiert.

von Fabian E. (Firma: LMU München) (elektrischinkorrekt)


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Anbei der Schaltplan.

Im Grunde ist das ein Canberra 2003T mit ein paar kleineren 
Modifikationen.
Es geht hier um die Diode D3, die direkt hinter dem Test-Eingang ist.

Die ist ziemlich störungsanfällig, was dann dazu führt, dass der Ausgang 
bis an die untere Aussteuergrenze aussteuert.


FET Q3 wurde übrigens durch 2N5434 ersetzt.

von Michael B. (laberkopp)


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Abdul K. schrieb:
> Eventuell sind das einfach nur "vergoldete" Standard-JFET.
>
> --> Richard reingucken lassen.

https://www.richis-lab.de/Diode01.htm als erste Diode.

Fabian E. schrieb:
> Fehlerbild war

Wenn eine Picoamperediode eingesetzz wird, ist der Eingang extrem 
hochohmig. Dann kann man problemlos auch einen extrem hochohmiogen 
Widerstand in Reihe zum Eingang schalten, und die Schutzdiode vor Strom 
schützen. Leicht mal 1 MOhm, niederinduktiv.

Dann reichen deine vorhandenen BAV45 das Restleben lang.

Fabian E. schrieb:
> Welche Ersatzdiode ist hier zu empfehlen?

Heute halt SMD statt TO18: 
https://www.digikey.com/en/products/detail/linear-integrated-systems-inc/SSTPAD5-SOT-23-3L-ROHS/13688095

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Die Diode wird doppelt beansprucht. Negatve Peaks leitfähig, positive 
Peaks durchbrechend. Also JFET nach Minus plus JFET nach Plus als Ersatz 
versuchen.

von H. H. (Gast)


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Dieter D. schrieb:
> Die Diode wird doppelt beansprucht. Negatve Peaks leitfähig,
> positive
> Peaks durchbrechend.

Unsinn!

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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H. H. schrieb:
> Unsinn!

Stimmt, der Eingang ist ein JFET und kein Mosfet.
Der JFET übernimmt bei positiven Paeks die Ableitung nach GND über den 
pn-Übergang.

von Arno H. (arno_h)


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BB hat dazu eine Appnote herausgegeben. Mit entsprechend niedrig 
selektiertem Gateleckstrom also problemlos mit einem JFET machbar.

Arno

von Al (almond)


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Michael B. schrieb:
> Wenn eine Picoamperediode eingesetzz wird, ist der Eingang extrem
> hochohmig. Dann kann man problemlos auch einen extrem hochohmiogen
> Widerstand in Reihe zum Eingang schalten, und die Schutzdiode vor Strom
> schützen. Leicht mal 1 MOhm, niederinduktiv.

Keine gute Idee. Das beträchtliche thermische Rauschen dieses 
Widerstandes liegt in Serie und addiert sich zu Eingangsspannung. Man 
ruiniert sich die Empfindlichkeit.

von Andrew T. (marsufant)


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Al schrieb:
> Michael B. schrieb:
> Dann kann man problemlos auch einen extrem hochohmiogen
>> Widerstand in Reihe zum Eingang schalten, und die Schutzdiode vor Strom
>> schützen. Leicht mal 1 MOhm, niederinduktiv.
>
> Keine gute Idee. Das beträchtliche thermische Rauschen dieses
> Widerstandes liegt in Serie und addiert sich zu Eingangsspannung. Man
> ruiniert sich die Empfindlichkeit.


Ein ganz wesentlicher Hinweis.
Die HP Schaltpläne sind da eine gute Basis für solche Infos.

von Dieterich (einermehr)


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hallo

Ich bin mal so frech und neugierig :-)

Wofür braucht man das?

Fabian E. schrieb:
> Charge2Voltage-Converter

Klar, um eine Ladung in Spannung (zum Messen?) zu wandeln.
Aber der ganze Kram ist ja höchstwahrscheinlich teuer (und war es früher 
als z.B. deine Schaltung mit der BAV45 entwickelt wurde, sicherlich noch 
deutlich teurer bis "unbezahlbar") und extrem sensibel, wahrscheinlich 
ist dann selbst das Platinenmaterial schon relevant und alles muss 
doppelt und dreifach geschirmt werden?!

Aber warum sollte man außerhalb von physikalischen Experimenten oder der 
Ausbildung eine Ladung messen wollen?

Die gemessene Ladung wird ja in praktischen Anwendungen nicht um ihrer 
selbst willen gemessen, sondern die Ladung repräsentiert (wird erzeugt) 
ja irgendeinen Wert von irgendeiner Nutzanwendung.

Was ist (sind) diese?

Wo erzeugt man Ladungen, um was praktisch relevantes, zu messen, 
nachzuweisen,...?

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Al schrieb:
> Keine gute Idee. Das beträchtliche thermische Rauschen dieses
> Widerstandes liegt in Serie und addiert sich zu Eingangsspannung. Man
> ruiniert sich die Empfindlichkeit.

Rauschen mittelt sich auf 0 weg.

So lange man nicht das Rauschen 'der einzeln einfliegenden Elektronen' 
messen will, wird man eher am langzeit-Mittelwert interessiert sein.

von Roland D. (roland_d284)


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Moin,

Dieterich schrieb:
> Wo erzeugt man Ladungen, um was praktisch relevantes, zu messen,
> nachzuweisen,...?

Letztlich sind Ladungen ja auch nur kleine Ströme.

Z.B. Ionendichte in der Luft messen:

https://www.elektormagazine.de/news/kleine-schaltungen-ionometer-folge-27

(wobei ich bei der Schaltung so für sich genommen ohne ausgefeilte 
Schirmung eher annehme, dass sie elektrische Wechselfelder misst anstatt 
Ionen)

Oder:

https://de.wikipedia.org/wiki/Elektrofeldmeter

Sowas ist Standard in Druckereien um beurteilen zu können, ob das Papier 
elektrisch aufgeladen ist und ob man die Entladungseinheit anders 
einstellen muss damit die Bögen nicht wegen statischer 
Reibungselektrizität aufeinander kleben bleiben.

Gruß, Roland

von Jochen F. (jamesy)


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Ginge da auch eine FDH300 / FDLL300?

von Al (almond)


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Michael B. schrieb:
> Rauschen mittelt sich auf 0 weg.
>
> So lange man nicht das Rauschen 'der einzeln einfliegenden Elektronen'
> messen will, wird man eher am langzeit-Mittelwert interessiert sein.

Weißes Rauschen als stochastisches Signal mittelt sich zu null bei 
unendlich langer Betrachtungszeit. Real ist das nicht der Fall, sonder 
abhängig von der Bandbreite.

Ein 1 MOhm Widerstand erzeugt bei 20° Temperatur eine Rauschspannung von 
0,127 µV/sqrHz, die sich, da in Serie zwischen Quelle und Gate, zur 
Signalspannung addiert. Multipliziert mit der Bandbreite des Verstärkers 
ergibt das beträchtlich mehr Störspannung als nur "einfliegende 
Elektronen".

: Bearbeitet durch User
von Fabian E. (Firma: LMU München) (elektrischinkorrekt)


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Dieterich schrieb:
> Wofür braucht man das?

In dem Fall hängen da tatsächlich Detektoren dran, um z.B. die Ladung 
einzelner Photonen detektieren zu können. (-> u.a. 
Photonen/Ionencomputertomografie; 229Th-NuclearClock; ...)

(Für einen genaueren Einblick bin ich zu wenig in die Experimente selbst 
involviert. Hab schon genug damit zu tun, mich elektrotechnisch breit 
aufzustellen und trotzdem auch das Wissen in den einzelnen Teilbereichen 
zu vertiefen. Es ist doch was komplett anderes, wenn man frisch die 
Ausbildung fertig gemacht hat, vielleicht noch 'n halbes Jahr in der 
Bestückung tätig war und dann plötzlich 'ne komplett eigene 
Entwicklungswerkstatt mit kompletter Leiterplattenfertigung incl. 
Wassernachbehandlung hat.)

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