Forum: Fahrzeugelektronik Stromspar KFZ Schutzschaltung mit 11V und 3.3V


von Jq (hansdampfbus)


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Hallo zusammen,

ich muss leider auch mal bezüglich eines altbewährte Themas nachfragen: 
Wie kann ich sicher die Batteriespannung für meine Schaltung verwenden, 
ohne dass mir etwas abraucht. Zusätzlich geht es mir aber auch darum, 
dass ganze möglichst effizient zu gestalten. Die Ruhestromaufnahme soll 
das Hauptaugenmerk sein.

Die Idee ist, ein Attiny85, sowie einen CD4066BE Multiplexer, ein paar 
Logikgatter und schlussendlich Rückfahrkameras anzusteuern.

Der Attiny85 und die Logikgatter benötigen 3.3V, für den CD4066BE und 
die Rückfahrkameras benötige ich "Batteriespannung" (11V). 
"Batteriespannung" deswegen, weil ich - zumindest für den CD4066BE - 
sichergehen will, dass dieser nicht durch Überspannungs Transienten 
einen vorzeitigen Tod stirbt. Die Rückfahrkameras sollten schon 
entsprechend geschützt sein, es schadet aber bestimmt nicht, diese 
zusätzlich abzusichern.
Die 11V kommen daher, dass die Batterie unterhalb von 12V getrennt wird, 
gibt der Schaltregler 11V aus, gehe ich sicher, dass er immer im 
Betriebsbereich bleibt.

Da das ganze an die Zweitbatterie angeschlossen wird, die über einen 
Laderegler (D250SE) an das Hauptnetz angebunden ist (KEIN Trennrelais), 
gehe ich zwar davon aus, dass ich mich nicht mit den üblicherweise 
auftretenden Load Dumps, Transient und was es noch so alles gibt, 
rumschlagen muss, bin mir aber diesbezüglich nicht sicher und würde 
deswegen auf Nummer sicher gehen und die Schaltung entsprechend 
auslegen.

Meine Idee war, das ganze wie im Schaltplan abgebildet darzustellen.
Eingangsspannung --> Sicherungen --> TVS 33V (Überspannungsschutz) --> 
Schottky Diode (Verpolungsschutz) --> LDO Regler (TPS7B8601QDDARQ1: 11V 
und TPS7B6933DBVR: 3.3V)
Zusätzlich sind noch Kapazitäten entsprechend der Empfehlungen der LDO 
Regler geplant, die - so hoffe ich mir - zusätzlich auch noch 
Überspannungstransienten rausfiltern können.

Die LDO Regler können am Eingang Spannungen bis zu 40V ab, damit sollte 
die Schaltung meiner Meinung nach geeignet sein. Gibt es Einwände?

Zusätzlich frage ich mich, ob die Sicherungen am Anfang Sinn ergeben, 
bzw. wo ich Sicherungen in zusätzlichen Abschnitten der Schaltung 
einplanen sollte? (Es sind aktuell zwei eingezeichnet, da ich noch nicht 
weiß welche Variante ich nehme, falls überhaupt)

Und wie bereits anfangs erwähnt soll das ganze auf einen möglichst 
niedrigen Ruhestrom optimiert werden. Der 11V Regler wird nur bei Bedarf 
zugeschalten, der 3.3V Regler versorgt den Attiny und Logik und wird 
daher dauerhaft an sein. Ich rechne mit einem Ruhestrom von < 20uA.
Ich hab mich dennoch für einen LDO entschieden, da die Effizienz von 
Schaltreglern bei derart kleinen Strömen meines Wissens nach extrem 
schlecht ist, ist die Annahme richtig, oder würde sich ein Schaltregler 
besser eignen?

Mit der Lösung der 11V Regelung bin ich zwar nicht hundertprozentig 
glücklich, ich will aber in der Lage sein, die 11V an/aus zuschalten und 
natürlich auch den Schutz der nachfolgenden Bauteile gewährleisten.
Was besseres ist mir nicht eingefallen.

Bei der Verpolungsschutzdiode bin ich mir auch noch nicht ganz sicher, 
aber meine Überlegungen eine "Ideal Diode IC" zu nehmen schnell wieder 
verworfen, weil das nur bei höheren Strömen Sinn ergibt.

Ich bin für jeglichen Input dankbar, wenn meine Überlegungen allesamt 
nicht zielführend waren, gerne Bescheid geben! :)

von Michael B. (laberkopp)


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Jq schrieb:
> Ich bin für jeglichen Input dankbar

Der TPS7B ist direkt für automotive Spannungen wenn am Eingang 47uF 
abblocken und er begrenzt den Strom, du brauchst also weder Sicherung 
noch Transil.

Kann man natürlich dazubauen, machen KFZ Hersteller aber auch nicht.

Die Frage ist eher, ob 150mA für deine Kamera reichen und der TPS6B die 
0.6W Verlustleistung auch bei 15V Dauereingangsspannung verheizen kann.

von Jq (hansdampfbus)


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Ah ok, alles klar, ich hab nur immer gelesen, dass die 
Überspannungsspikes teilweise über 100V sein können, deswegen dachte ich 
ich begrenze das lieber noch mit einer TVS. Der TPS7B8601QDDARQ1, der 
unter anderem für die Versorgung der Rückfahrkamera zuständig ist kann 
500mA, das sollte reichen, ich werde die Kamera aber nochmal messen um 
sicher zu gehen. Ansonsten die Überlegung, die Rückfahrkamera mit einem 
MOSFET zu schalten.

Woher hast du die 47uF, konnte im Datenblatt nichts konkretes finden, 
bzw. finde ich, dass die Aussagen sich sogar teilweise widersprechen.
"[...] input capacitor is not required for stability [...]" und später 
"The device requires an input decoupling capacitor."

Oder sind 47uF Standard im Automotive Bereich?

Aus dem Datenblatt: 
https://www.ti.com/lit/ds/symlink/tps7b86-q1.pdf?ts=1706444677259&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F

"Although an input capacitor is not required for stability, good analog 
design practice is to connect a capacitor
from IN to GND. Some input supplies have a high impedance, thus placing 
the input capacitor on the input
supply helps reduce the input impedance. This capacitor counteracts 
reactive input sources and improves
transient response, input ripple, and PSRR. If the input supply has a 
high impedance over a large range of
frequencies, several input capacitors can be used in parallel to lower 
the impedance over frequency. Use a
higher-value capacitor if large, fast, rise-time load transients are 
anticipated, or if the device is located several
inches from the input power source. [...]
The device requires an input decoupling capacitor, the value of which 
depends on the application. The typical
recommended value for the decoupling capacitor is 1 µF. The voltage 
rating must be greater than the maximum
input voltage. [...]
This device is designed for operation from an input voltage supply with 
a range between 3 V and 40 V. This input
supply must be well regulated. If the input supply is located more than 
a few inches from the TPS7B86-Q1, add
an electrolytic capacitor with a value of 22 µF and a ceramic bypass 
capacitor at the input.

von Rainer W. (rawi)


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Jq schrieb:
> Ah ok, alles klar, ich hab nur immer gelesen, dass die
> Überspannungsspikes teilweise über 100V sein können

Ja, kann schon passieren - so sind jedenfalls die Testanforderungen für 
Komponenten im Kfz nach ISO 7637-2 (je nach Testlevel).
Siehe Tabelle A.1 für 12V Bordnetz
https://cccsolutions.eu/wp-content/uploads/2017/08/ISO-7637-22011E-STANDARD-CCC-Solutions-AB-Sweden-.pdf

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Jq schrieb:
> Woher hast du die 47uF

Durch diese Kapazität werden die 100V Überspannungspulse die durch 
plötzlich unterbrochene Relaisspulen entstehen (ohne Freilaufduiode) auf 
unter 42V gedruckt in dem die Energie die Spule in den Kondensator 
umgeladen wird.

Und mit anderen KFZ Widrigkeiten, wie LoadDump und Fremdstarten, kommt 
der Regler klar.

Bei dir ist sowieso noch ein Zweitakku davor, also letztlich nicht mal 
das nötig.

von Jq (hansdampfbus)


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@Rainer W. danke für den Link, ziemlich interessant.

@Michael B. Alles klar, du würdest also an meiner Stelle dann die TVS, 
sowie die Sicherung weglassen und stattdessen nur einen 47uF Kondensator 
Eingangsseitig verbauen?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Jq schrieb:
> und stattdessen nur einen 47uF Kondensator
> Eingangsseitig verbauen?

Der Aufbau wäre folgendermaßen:

a) Eingang vom Fahrzeug
b) Sicherung (wenn nicht die vom Fahrzeuganschluss reicht)
c) Widerstand vor die Supressordiode, der so hochohmig ist, dass bei 
kurzen Impulsen von 42-60V nicht die Supressordiode überlastet wird und 
so niederohmig, dass im normalen Betrieb nur unwesentlich Spannung und 
Leistung abfällt.
d) Supressordiode
e) Kondensator
f) Verpolschutzdiode
g) Kondensator
h) Eingang des Gerätes

Wenn das Gerät bereits die Automotivforderungen an solche Spannungspaeks 
erfüllt, wird das alles natürlich wesentlich einfacher.

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