Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Ab wann PFC?


von Michael H. (overthere)


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Hallo,
ich habe gerade ein Meanwell HDR-150-48 auseinander montiert und bin 
erstaunt, dass keine PFC verbaut ist.

Ich meinte ab 70W braucht man eine PFC. Irre ich mich da?

Danke für euren Input,
Michael

von Vorname N. (mcu32)


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von Michael H. (overthere)


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Aber dann wäre ja Meanwell nicht conform, right?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Michael H. schrieb:
> ein Meanwell HDR-150-48 ... keine PFC verbaut

Da das Meanwell mit seinen 150W Nennleistung über den genannten 75W 
liegt, wird es wohl vor dem 1.1.2001 in den Verkehr gekommen sein. Dann 
fällt das wohl unter Bestandsschutz.

Genaueres wird man in der genannten DIN Norm nachlesen können. Mir sind 
es die knapp €90,- nicht wert...

von H. H. (Gast)


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Michael H. schrieb:
> Ich meinte ab 70W braucht man eine PFC. Irre ich mich da?

Nur für bestimmte Geräte.

von Daniel F. (foxi_the_daywalker)


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Hi,

bei welchem Wert liegt denn der Leistungsfaktor des Gerätes etwa?
Woran erkennst du, dass keine Leistungsfaktorkompensation stattfindet?

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Norm auch gilt, wenn wir dieses Gerät 
in einem Schaltschrank verbauen. Diese Regel "ab 75W kompensieren" habe 
ich eher mit Produkten verbunden, die direkt im privaten oder 
geschäftlichen Bereich eingesetzt werden.
Auf der anderen Seite gibt Meanwell aber etwas zu EN61000 in ihrem 
Datenblatt an.

Grüße
Daniel

von Stefan K. (stk)


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Daniel F. schrieb:
> Woran erkennst du, dass keine Leistungsfaktorkompensation stattfindet?
Am einfachsten wohl an einem Aufdruck auf dem Gehäuse wie z.B. 
"cosφ:0.45".

von Achim H. (anymouse)


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Stefan K. schrieb:
> Daniel F. schrieb:
>> Woran erkennst du, dass keine Leistungsfaktorkompensation stattfindet?
> Am einfachsten wohl an einem Aufdruck auf dem Gehäuse wie z.B.
> "cosφ:0.45".

Ich glaube, dass ist ein Irrtum aus Vereinfachung:

Beitrag "Netzteil PFC PowerFaktor Blindleisung Scheinleistung"

Wenn ich die kurzen Quellen richtig lese, gelten ab der Grenze von 75W 
Regeln für den Anteil der Oberwellen (=Nicht-Sinusförmige 
Stromaufnahme), und nicht für die Blindstrom-Kompensation (das mit dem 
cos phi).

von Michael H. (overthere)


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Woran erkenne ich das? Habs aufgeschraubt und reverse engineered. UNd 
wenn nach dem Brückengleichrichter gleich der DCLINk Elko kommt, hat es 
offensichtlich keine PFC.

Heißt der Chinese hat betrogen? Normen einfach angeeben, die nicht 
eingehalten werden.

Wenn ich die Normen durchgehe, könnte man das Gerät auch als Class A 
einstufen. (Da kein PC/TV). Da gelten dann fixe Grenzwerte.

Aber per See Bedenklich finde ich "Harminic current test at 70% Load" im 
Datenblatt. Da wurde also schon geschummelt. (Soviel zum Namen 
"MEAN-Well"... Schummel well...)

von Achim H. (anymouse)


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Michael H. schrieb:
> Und wenn nach dem Brückengleichrichter gleich der DCLINk Elko kommt, hat es
> offensichtlich keine PFC.

Es könnte sich auch um eine passive PFC handeln, die zwischen 
Netzeingang und Brückengleichrichter liegt.

https://www.nuvation.com/resources/article/power-supply-design-basics-passive-pfc-design

von Stefan K. (stk)


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Achim H. schrieb:
> Wenn ich die kurzen Quellen richtig lese, gelten ab der Grenze von 75W
> Regeln für den Anteil der Oberwellen (=Nicht-Sinusförmige
> Stromaufnahme), und nicht für die Blindstrom-Kompensation (das mit dem
> cos phi).

Die Oberwellen bei der Stromaufnahme führen zu Verzerrungsblindleistung.
Die Netzteilhersteller bezeichnen einfach den Leistungsfaktor als cosφ, 
auch wenn da kein einfacher φ auftritt wie bei der 
Verschiebungsbllindleistung.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Michael H. schrieb:
> Heißt der Chinese hat betrogen

Nicht jedes Land fordert dasselbe wie die EU und natürlich produziert 
Meanwell auch für den Rest der Welt, nicht nur Langnasen.

Es ist DEINE Aufgabe, Baugruppen so einzusetzen, dass das Endprodukt 
konform ist.

Es gibt unterschiedliche Anforderungen z.B. für Bürotechnik, 
Beleuchtung, Industrietechnik, Bootsbau. Das kann der Netzteilhersteller 
doch nicht wissen (manche geben aber Hinweise, wie Netzteil 'nur für 
Beleuchtungszwecke' oder ähnlich).

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Michael H. schrieb:
> Heißt der Chinese hat betrogen? Normen einfach angeeben, die nicht
> eingehalten werden.
> Wenn ich die Normen durchgehe, könnte man das Gerät auch als Class A
> einstufen. (Da kein PC/TV). Da gelten dann fixe Grenzwerte.

Das ist meist nicht ganz so einfach zu sagen.

Meanwell hat Reports online: 
https://www.meanwell-web.com/content/files/pdfs/productPdfs/MW/HDR-150/HDR-150-48-rpt.pdf

Im Datenblatt steht bei harmonics Class A. Damit ist es für den 
"Haushaltsbereich" nicht geeignet (ohne extra Maßnahmen).

Lt. CE-erklärung sehen die als Komponente einer Installation.... 
schwierig... ich bin aber kein notified body der so eine Aussage 
"bewerten darf"

Ka wie die das vertreiben und was da im manual steht...

Ist jedenfalls sauberer wie andere Beobachtungen von mir, aber ich würds 
so nicht deklarieren.

73

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Michael B. schrieb:
> Es ist DEINE Aufgabe, Baugruppen so einzusetzen, dass das Endprodukt
> konform ist.

Nicht unbedingt. Wenn das für den Haushaltsbereich vorgesehen sein 
würde, dann muss es unter den vorgesehenen Bedingungen (also der 
vorgesehene Last) auch passen.

Auf den 1. Blick hat meanwell da jetzt einen nicht ganz eindeutigen Weg 
gewählt.

Wenns nur im Fachhandel vertrieben wird, und das Manual passt, ist das 
glaube ich aber sogar legitim.

Ein Installateur sollte eben wissen, dass das ohne z.B PFC Drossel z.B. 
in einem Einfamilienhaus nicht passt.

Wie gesagt, hab da nur interessehalber ein paar Dokumente überflogen...

73

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Das Teil ist fuer die Hutschinenmontage, also nicht fuer den Laien. 
Daher muss das kein PFC haben.

Generell darf Deine ganze Hausgeraeteschar gegen diese Oberwellennormen 
verstossen, wenn Du ein Oberwellenfilter am Hausanschluss hast, womit 
netzanschlusseitig die Grenzwerte für Oberwellen eingehalten werden.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Dieter D. schrieb:
> Generell darf Deine ganze Hausgeraeteschar gegen diese Oberwellennormen
> verstossen, wenn Du ein Oberwellenfilter am Hausanschluss hast, womit
> netzanschlusseitig die Grenzwerte für Oberwellen eingehalten werden.

Nein. Bzw Jain. Wenn im freien Handel und vom Laien in Verwendung 
jedenfalls nicht.

Ein Hinweis an Mixer, dass man ihn bitte nur in Verbindung mit einem 
oberwellenfilter betreiben möge ist nicht.

Am Schweißgerät für Profis dagegen schon.

Dieter D. schrieb:
> Das Teil ist fuer die Hutschinenmontage, also nicht fuer den Laien.
> Daher muss das kein PFC haben.

Auch hier Jain.

Wenn in der Installationsanleitung steht, wie du das zu verwenden hast, 
möglich. Im Haushaltsbereich zieht das aber nicht... Es sei denn, du 
hast im Schrank eine PFC/oberwellenfilter/was auch immer.

Kenne aber keinen, der das so machen würde...

Man muss bedenken, dass wir in Europa keine oberwellen Anforderungen am 
Netzanschlusspunkt, sondern am gerät haben. In den USA ist es genau 
umgekehrt. Da hast du am gerät keine Anforderungen, sondern am 
Netzanschlusspunkt (zumindest für Industrie und größere Anlagen).

73

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Hm, ich habe kürzlich eine Mackie FRS-2800 Endstufe repariert, diese 
kann angeblich 1x 2800W an 4 Ohm gebrückt... Schaltnetzteil ohne PFC. 
Sorgt also wahrscheinlich auch beim VNB für Party.

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