Forum: HF, Funk und Felder Lambda-Viertel Empfänger verkürzt


von Großes F. (112)


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Hallo,

ich habe ein paar allgemeine Fragen bzgl. einem Problem das ich beim 
Einstrahlen in eine Leiterkarte sehe.

Jedes mal bei ca. 230MHz fällt das Gerät aus.
Die eingestrahlte Feldstärke liegt dabei bei ca. 10V/m bis 15V/m.
Der Fehler deutet darauf hin, dass eine Leitung dafür verantwortlich 
ist, die eine Länge von etwa 22,5cm hat.

Nun frage ich mich, wie das zu der obigen Frequenz passt.
Rechne ich mit der Lichtgeschwindigkeit in Luft, dann gehört die 
Frequenz von 230MHz zu einer Wellenlänge von ca. 1,30m und 
Lambda-Viertel wären 32cm was schonmal nach Lehrbuch nicht passen würde, 
um einen Resonanzfall zu vermuten.

Wenn ich aber davon ausgehe, dass die Signale auf den Leitungen nur mit 
2/3 Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind (200.000km/s), dann lande ich 
bei einer Wellenlänge von 0,86m und hätte bei ungefähr 21cm tatsächlich 
einen perfekten Lambda-Viertel-Empfänger.
Jetzt frage ich mich aber, ob das tatsächlich zulässig ist, diese 
Antennenverkürzung rein zu rechnen um dieses Phänomen zu verstehen...

Bevor ich weitere Fragen stelle, darf man das so vereinfacht betrachten?

von CA (Gast)


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Großes F. schrieb:
> Bevor ich weitere Fragen stelle, darf man das so vereinfacht betrachten?

Nein!

Antennenfußpunkte werden im Allgemeinen auf einen Abschluß von 50 Ohm 
berechnet.

In einer Schaltung können aber alle möglichen Widerstände vorkommen, 
sodaß auch andere Längen eines Leiters eine Resonanz erzeugen können.

von Großes F. (112)


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ok, dann muss ich das irgendwie über die Wellenwiderstände verstehen.

"Draußen" bewegt sich eine 230MHz-Welle mit Lichtgeschwindigkeit und 
einer Amplitude von 15V/m und einem Wellenwiderstand in Luft von 377 Ohm
Irgendwann trifft die Welle auf meine Leitung.
Diese ist 22,5cm lang.
Das äußere anregende E-Feld kann also am Start der Leitung meinetwegen 
0V haben und 22,5cm entfernt 3,37V. Ist diese Annahme soweit korrekt? 
(Vorausgesetzt die Leitung ist gerade und das E-Feld zeigt in die 
Gleiche Richtung)

Den Wellenwiderstand meiner Leitung kenne ich nicht. Er ist aber 
definitiv nicht über die gesamte Leitung gleichbleibend, da manchmal 
eine GND-Plane drunter liegt, und machmal einfach nur Hin und Rückleiter 
nebeneinander verlaufen. Es werden dabei unterschiedliche Ebenen und 
auch unterschiedliche Signale gekreuzt.

Wie würde ich jetzt an das Problem rangehen?
Abschnittsweise den Welleniderstand meiner Leitung berechnen und ihn 
danach möglichst so gestalten, dass er weit von 377 Ohm entfernt liegt?

von CA (Gast)


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Großes F. schrieb:
> Wie würde ich jetzt an das Problem rangehen?

Welches Problem?
Nimm eine Sinuswelle und lege sie auf einen gleich langen Leiter.
Der Leiter ist somit Lambda lang.

Entlang des Leiters hast du nun, entsprechend der Sinuswelle, Spannungen 
von Null bis Maximum.

Möchtest du eine Raumwelle dermaßen mit einem Leiter empfangen, daß 
größtmögliche Leistung entnehmbar ist, muß der "Arbeitswiderstand" = 
Fußpunktwiderstand, definiert sein.

Mit anderen Worten, eine Antenne ist nur dann eine Antenne, wenn sie mit 
ihrem Fußpunktwiderstand abgeschlossen wird. Andernfalls ist sie nur ein 
Stück Draht.

Dieses komplexe Thema liest du am besten hier nach:
http://www.wolfgang-rolke.de/antennas/ant_100.htm

von Uwe (neuexxer)


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> In einer Schaltung können aber alle möglichen Widerstände
> vorkommen, sodaß auch andere Längen eines Leiters eine Resonanz
> erzeugen können.

Ob ein "Stück Draht" als Antenne bei einer bestimmten Frequenz
eine Resonanz erzeugen kann, hängt wesentlich von seiner Länge
ab, solange er an einem rein reellen Widerstand hängt
(z.B. 50 Ohm, s.o.).

von Wastl (hartundweichware)


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Großes F. schrieb:
> Der Fehler deutet darauf hin, dass eine Leitung dafür verantwortlich
> ist, die eine Länge von etwa 22,5cm hat.

In Diesem Thread werden zu stark rein Resonanzeffekte betrachtet.

Dabei ist jede Leitung die "lang" ist, bei "hochomigen
Verhältnissen" und schlecht abgeschirmten Umgebungen betrieben
wird (alle drei Aspekte bewusst unscharf spezifiziert) ein
Kandidat für einstreuende Störungen. Sowieso dann wenn Störfelder
ein hohes Potential haben .... YMMV

von CA (Gast)


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Uwe schrieb:
> Ob ein "Stück Draht" als Antenne bei einer bestimmten Frequenz
> eine Resonanz erzeugen kann, hängt wesentlich von seiner Länge
> ab, solange er an einem rein reellen Widerstand hängt
> (z.B. 50 Ohm, s.o.).

Ob ein Stück Draht für eine bestimmte Frequenz als Antenne funktioniert, 
hängt im Wesentlichen von seinem Arbeits/Abschlußwiderstand ab.

So kann ein Draht einer bestimmten Länge mit 36Ω abgeschlossen als 
Viertelstrahler herhalten, der gleiche Draht kann mit 3kΩ als 
Halbestrahler, oder dazwischen mit 5/8 Lambda für andere Frequenzen 
herhalten.

von Hans W. (Firma: Wilhelm.Consulting) (hans-)


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Großes F. schrieb:
> um dieses Phänomen zu verstehen...

Ab ca lambda/10 (manche rechnen auch mit lambda/6) wird ein Leiter schön 
langsam zur Antenne. Das ist nicht so scharf wie man meinen möchte.

Du musst da gar nicht so genau die Resonanz treffen um Probleme zu 
bekommen...weder für Emission nach für Immunität.

Wenn du wirklich ein reines Resonanzphänomen hast, dann siehst du das 
meist auch bei der Abstrahlung.

73

von Stefan M. (derwisch)


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Großes F. schrieb:
> Jedes mal bei ca. 230MHz fällt das Gerät aus.

Wie sieht Dein Aufbau aus?
Womit strahlst Du auf die Leiterkarte ein?

Generell:
Wenn die (geheime) Leiterkarte ein Problem mit Einstrahlung hat, dann 
sind die Effekte bei 230MHz eher Zufall.
Da ist dann so ziemlich jede Frequenz ein Problem. es kommt nur auf die 
Leistung an.
Ein Schaltungs- und Layoutdesign muss dann evtl. komplett überarbeitet 
werden.

von Purzel H. (hacky)


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Die Ursache muss kein 22cm langer Draht oder Leiter sein. Was du siehst 
ist eine Resonanz bei diesen 230MHz. An diesen Resonator kann man mit 
irgendwas ankoppeln. Laenger oder Kuerzer. Und dieser Resonator kann 
auch aus (teilweise) diskreten Elementen bestehen. zB eine 
Leiterschleife, geschlossen mit einem Kondensator, wobei der Kondensator 
auch Leiterbahnkopplung sein kann.

Kommt die Stoerung leitungsgebunden ? Oder per Welleneinkoplung auf die 
Leiterplatte. Der Unterschied zum Beschrieb ...
was geschieht :
1) wenn die Kabel verdrillt und geschirmt sind
   => falls weg, dann kommt die Welle ueber die Kabel
2) wenn die Leiterplatte in einem Faradayschirm sitzt
   => falls weg, dann kommt die Well direkt auf die Leiterplatte

plus .. gibt es eine Polarisationsabhaengigkeit ?

Allenfalls waere ein Foto hilfreich.
Ohne Ahnung kann man 5 Durchlaeufe beim Testzentrum und Duzende 
Konsultationsstunden verbraten...

: Bearbeitet durch User
von Uwe (neuexxer)


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> Ab ca lambda/10 (manche rechnen auch mit lambda/6) wird ein Leiter
> schön langsam zur Antenne.
> Das ist nicht so scharf wie man meinen möchte.

Natürlich ist das NICHT scharf begrenzt!
Aber diese triviale Betrachtung passt halt nicht in das
Schubladen'denken' vieler Fachkräfte/Innen...

JEDER mit Wechselspannung gegenüber Erde versehene
(und nicht geschirmte) Draht strahlt ab;
JEDE mit 50 Hz betriebenhe Hochspannungs-Freileitung "sendet",
wobei die Verluste offenbar i.d.R. geringer sind, als die aus
Stromwärme und Corona-Effekten.

Wieviel bzw. wenig diese Abstrahlung ausmacht, kann man aus den
Maxwell- usw. Gesetzen bestimmen
(für Insider: das gibt Möglichkeiten für Examensaufgaben für 
Masochisten,
und erinnert an Aufgabenstellungen mit
"Symmetrischen Komponenten"
https://de.wikipedia.org/wiki/Symmetrische_Komponenten
...).

von Hp M. (nachtmix)


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Großes F. schrieb:
> dass eine Leitung dafür verantwortlich
> ist, die eine Länge von etwa 22,5cm hat.

Was für eine "Leitung", Koax?


Großes F. schrieb:
> Wenn ich aber davon ausgehe, dass die Signale auf den Leitungen nur mit
> 2/3 Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind

Bedeutet "auf den Leitungen" als Mantelwelle?
Die sind gewöhnlich aber in Luft unterwegs.

Am besten präzisierst du deinen Aufbau mal.

von Motopick (motopick)


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Wenn man die ungekuerzten Anschlussdraehte (ca. 30 mm) eines
THT 100 nF Kondensators am Ende zusammenloetet, hat man sich
einen Resonator fuer ca. 20 MHz gebaut.

Du siehst wie unsinnig deine Annahme mit 22.5 cm in Verbindung
mit dem Ausfall bei 230 MHz ist...

Je nach "Fehlkonstruktion" kann praktisch jede Leitungslaenge
zum Versagen fuehren.

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