Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Störfestigkeit von Luftfahrzeugen? Wie werden die gehärtet?


von Thomas (kosmos)


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Mich würde es mal interessieren welche Maßnahmen gibt es in der Luft, da 
schon mal das Abführen der Störung gegen Erde wegfällt. Bei gestörten 
Drohnen sieht man immer wieder wie diese einfach eine Landung vollführen 
anscheinend wird hier eher der Empfang der Drohne durchs Jammen gestört, 
so das diese ihr abgespeichertes Programm für diesen Zweck ausführt.

Oder leigt hier der Schirm einfach auf dem Minuspol der Batterie und 
hilft dadurch auch schon etwas?

: Verschoben durch Moderator
von Rainer W. (rawi)


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Thomas schrieb:
> Bei gestörten
> Drohnen sieht man immer wieder wie diese einfach eine Landung vollführen
> anscheinend wird hier eher der Empfang der Drohne durchs Jammen gestört,
> so das diese ihr abgespeichertes Programm für diesen Zweck ausführt.

Viel eleganter ist Spoofen, was die Drohne dann natürlich nicht zur 
(Verzweifelungs)-Landung veranlasst.

> Oder leigt hier der Schirm einfach auf dem Minuspol der Batterie und
> hilft dadurch auch schon etwas?

Und dann?
Lies mal über Faradayschen Käfig. Da geht es um HF, Funk und Felder

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Thomas schrieb:
> welche Maßnahmen gibt

EMV und Erdung sind 2 verschiedene Schuhe.
Lies https://www.mikrocontroller.net/articles/EMV

Allgemein: Das Nutzsignal muß größer sein als die Störung, wenn man es 
auswerten möchte. Notfalls muß man es mehrfach und schmalbandig oder auf 
verschiedenen Frequenzen senden und prüfen.

von Xanthippos (xanthippos)


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Was meinst du? Fragst du wie man die Funkverbindung der Fernsteuerung 
vor Störungen schützt? Oder fragst du, wie man die eingebaute Elektronik 
(Antennenverstärker, Mikrocontroller...) vor Störungen schützt?

von Rainer W. (rawi)


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Thomas schrieb:
> Mich würde es mal interessieren welche Maßnahmen gibt es in der Luft, da
> schon mal das Abführen der Störung gegen Erde wegfällt.

Zumindest früher mussten mögliche interne Störer während kritischer 
Flugphasen abgeschaltet werden. Gegen externe Störer hilft r^2, 
Fluggeschwindigkeit und aussitzen (INS).

: Bearbeitet durch User
von Christian M. (likeme)


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Rainer W. schrieb:
> Thomas schrieb:
>> Mich würde es mal interessieren welche Maßnahmen gibt es in der Luft, da
>> schon mal das Abführen der Störung gegen Erde wegfällt.
>
> Zumindest früher mussten mögliche interne Störer während kritischer
> Flugphasen abgeschaltet werden. Gegen externe Störer hilft r^2,
> Fluggeschwindigkeit und aussitzen (INS).

so ein Flieger ist komplett aus Alu, recht gut geschirmt, die größte 
Gefahr geht also eher von innen aus, ein Handy das seine Gegenstelle 
sucht oder eine HF Bo*be, die es noch nicht gibt. Die Gerätschaften 
werden aber auch entsprechend störsicher konstruiert und VORHER 
getestet.

von Rainer W. (rawi)


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Christian M. schrieb:
> ... die größte Gefahr geht also eher von innen aus.

Sag ich doch - aber schön, dass du auch dieser Meinung bist.

Sämtliche Funksysteme, insbesondere für die Navigation haben die 
Antennen übrigens draußen.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Daß ein fliegendes Flugzeug nicht geerdet ist, kann man bei dieser 
Betrachtung einfach vernachlässigen. Wichtig ist, daß alles sauber mit 
der Flugzeugmasse verbunden und gut abgeschirmt ist, damit die Systeme 
wie Flugsteuerung usw. auch dann funktionsfähig bleiben, wenn jemand mit 
kräftigen Radiowellen darauf ballert. Der Rest sind im Wesentlichen 
Softwareprobleme, also was macht man wenn jemand den Empfang externer 
Signale stört, wie erreicht man sein Ziel trotzdem.

Daß GPS bzw. GNSS allgemein da relativ leicht zu stören ist, merkt man 
schon seit längerem im zivilen Flugverkehr. Da bekommen dann Flugzeuge 
auf 11km Reiseflughöhe plötzlich GPWS-Warnings ("Terrain ahead - Pull 
up!"), eine ganz tolle Sache, die die Welt so richtig braucht und hilft 
militärisch ausschließlich gegen low-level-Drohnen, wie sie z.B. der 
Iran derzeit für das arme Russland aus consumer-grade Elektronik 
zusammenklöppelt. Gegen eine echte Armee und ihre Marschflugkörper hilft 
das genau gar nichts, weil GNSS bei denen nur eine von mehreren 
Möglichkeiten ist, die eigene Position festzustellen. Sowas wie der gute 
alte BGM-109 Tomahawk (oder moderne Systeme wie der Taurus) kann seit 
spätestens um 1990 herum komplett autonomen Tiefflug unter dem Radar, 
weil dafür eine interne Trägheitsnavigationsplattform mit 
Terrain-Contour-Matching verwendet wird (INS/TERCOM). Das Ding verwendet 
militärisches GPS als zusätzliche Datenquelle, kommt aber problemlos 
ohne aus. Die Systeme sind auch nicht auf dem Stand von 1990 geblieben, 
sondern da vergingen 30 Jahre, in denen diese System weiterentwickelt 
und verbessert wurden, bspw. das Driften der INS-Plattformen verringert 
wurde.

Drohnen von DJI beispielsweise landen nur deswegen kontrolliert wo sie 
gerade sind, weil sie durch gezielte Störung weder ihre Position, noch 
Signale von einer Fernsteuerung erhalten. Ohne Fallback-Lösung wie 
INS/TERCOM und ohne Flugplan bleiben denen dann nur die internen 
Sensoren und sie versuchen halt, damit wenigstens noch eine halbwegs 
saubere Landung zu schaffen. Rudimentäre Systeme wie Kompass oder 
Gyroskope haben die Dinger zwar, aber sie sind nicht dafür gebaut, 
allein damit autonome Flüge durchzuführen - was nicht heißt, daß sie es 
unter Missachtung aller Regularien nicht in gewissen Grenzen trotzdem 
könnten. Eine Drohne geht ja durch die Störmaßnahmen nicht kaputt, man 
könnte sie auch programmieren, für 20..30 Sekunden zu steigen und einen 
Geradeausflug in eine bestimmte Richtung zu unternehmen, als Versuch, 
den Bereich der Störung zu verlassen. Das ist allerdings nicht das, was 
man von einer Hobby-Videodrohne erwartet oder was eine sichere 
Betriebsweise dafür darstellt. Unter militärischen Aspekten spielt sowas 
keine Rolle, da kann man beim Drohnenflug machen was man will oder bauen 
was man will.

Alternativ kann man sowas "mechanisch" vom Himmel holen, indem man 
entweder mit einem Flugabwehrsystem darauf feuert (ein FlakPz Gepard 
zerlegt so eine Spielzeugdrohne im Nahbereich mit einem einzigen Schuss) 
oder in naher Zukunft werden auch laser-basierte Systeme zur Verfügung 
stehen, die solche Drohnen ziemlich problemlos schaffen.

Das GPS-Spoofing wird sich in naher Zukunft auch erledigt haben, da man 
jetzt um die dringende Notwendigkeit einer Verbesserung weiß. 
Höchstwahrscheinlich erfolgen Verbesserungen, durch die kein Spoofing in 
großem Maßstab mehr möglich ist bzw. falls das nicht möglich sein 
sollte, könnten andere Systeme zur Kompensation verbessert oder neu 
entwickelt werden.

Mich nervt daran im Grunde nur, daß solche Möchtegern-Armeen so viele 
eigentlich nur zivil genutzte Technik einsetzen bzw. die zivile Technik 
immer noch viel besser ist als das, was sie ohne hätten. Eine echte 
Armee und deren rein militärische Technik kommt auch ohne aus, die 
stoppt man damit nicht. Daher finde ich das ganze einigermaßen sinnlos, 
aber das sind die derzeit laufenden militärischen Konflikte sowieso.

von (prx) A. K. (prx)


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Christian M. schrieb:
> so ein Flieger ist komplett aus Alu

Nicht mehr. Waren früher nur Teile wie das Seitenleitwerk auf CFK, sind 
es nun auch Rümpfe und Flügel.

von Thomas (kosmos)


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ok also die Elektronik im inneren der Alu Hülle zu stören ist also 
unwahrscheinlich, dann beschränkt es sich darauf den Empfang der Drohne 
zu stören oder die Funkverbindung zu übernehmen.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Thomas schrieb:
> Abführen der Störung gegen Erde

Ersetze 'Erde' durch 'Bezugspotential'.
Eine Störung müsste erstmal eine Potentialdifferenz zwischen zwei 
Schaltungsteilen hervorrufen die zur permanententen Funktionsstörung 
führt.
Das ist mit Beschuss weit einfacher und günstiger zu erreichen als mit 
EMP.

Was sich jedoch einfacher stören lässt sind Navigationssignale und 
Funkfernsteuerung.
Daher werden wir bald günstige Trägheitsnavigationssysteme sehen und 
mehr KI in den Drohnen.
So können die noch ihre Ziele finden wenn alles externe gestört wird.

Ben B. schrieb:
> daß solche Möchtegern-Armeen so viele
> eigentlich nur zivil genutzte Technik einsetzen bzw. die zivile Technik
> immer noch viel besser ist als das, was sie ohne hätten. Eine echte
> Armee und deren rein militärische Technik kommt auch ohne aus
Krasse Fehleinschätzung der Lage!
Krieg war immer und ist es noch, eine wirtschaftliche Unternehmung.
Und zwar auf beiden Seiten der Frontlinie.

Wenn ich mit einem 3Millionen Projektil, das dafür konstruiert ist einen 
100 Millionen Jet abzuschiessen, nur eine 800€ Drohne erlege, weil es 
mir an günstigeren Möglichkeiten fehlt, wird die billige Drohne in 
großer Zahl sehr schnell mein Arsenal erschöpfen.

Zudem schickt niemand 100 Jets frontal in die gegnerische Verteidigung 
damit 20 durchkommen. Mit billigen Drohnen kann man aber die 
Verteidigung einfach überrennen.
Die Drohnen kosten weniger als ein Schuss aus der Artillerie.

Das Konzept des Schwarmes als militärische Waffe wurde vor langer Zeit 
ersonnen, war aber nicht verfügbar.
Billige kommerzielle Drohnen mit einer cleveren Software dahinter, 
wurden nur noch nie zuvor so effektiv in einem größeren Konflikt mit 
modernen Armeen eingesetzt.
Man sieht aber bereits das die Drohnenschwärme die moderne Kriegsführung 
grundlegend verändern wird.
Wir erleben wieder Stellungskriege, weil jede Bewegung des Feindes 
sofort aufgeklärt wird, zähe Grabenkämpfe um wenige Meter Landgewinn und 
Tunnelbau als letzte verbleibende Methode Truppen an den den Feind zu 
führen ohne bereits frühzeitig aufgeklärt zu werden.
Das ist WW1 Niveau und das ist letztlich nur den billigen 
Drohnenschwärmen zuzuschreiben.
Also ja, eine 'richtige' Armee ist sehr wohl massiv beeinträchtigt durch 
Drohnenschwärme und sinnt mit Nachdruck über neue Abwehrmethoden.

Und so manch Drohnenhersteller sieht was seine Absatzzahlen für 
Kapriolen schlagen wenn er dual use Drohnen mit netten Features auf den 
Markt wirft ohne jegliche Rüstungskontrolle weil er ja nur 'Spielzeug' 
herstellt.

Nachdem so viele militärische Techniken in kommerzielle Produkte 
gewandert sind, wandern nun kommerzielle Produkte zurück in die 
militärische Nutzung.
Fraglich wie lange man noch menschliche Piloten mit brachialem Aufwand 
trainiert und in der Luft am Leben hält, wenn fünf billige einmal 
Drohnen den Job erheblich billiger und zuverlässiger erledigen, ohne 
Salutschüsse und Heldenverehrung für den heroischen aber letztlich 
sinnlosen Tod eines jungen Soldaten.

von Uuu B. (hansdampf2)


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Thomas schrieb:
> Störfestigkeit von Luftfahrzeugen? Wie werden die gehärtet?

von "Härtung" spricht man eigentlich nur im Zusammenhang mit EMV, 
besonders bei prophylaktischem Schutz vor Kernwaffen-EMPs (NEMP). Noch 
in den späten 80igern waren deshalb Röhren verbaut, die sehr robust 
waren und nicht gleich zerstört wurden. Bei der "Germanisierung" der 
Mig-29 in den 90igern musste u.a. ein westliches Anti-Collision-Light 
nachgerüstet werden, dessen Impulse aber massiv die Bussysteme der 
interne Waffenanlage störte. Man bekam das mit zusätzlichen 
Abschirmungen hin.

Generell wird bei Lfz in elektronischen Geräten Signalmasse und 
Schirmung strikt getrennt. Die Lücken in der Schirmung dürfen nur wenige 
Millimeter betragen, Kabel sind z.T. doppelt/dreifach geschirmt, 
Differenzsignalübertragung per verdrillter Leitungen, 
Überspannungsableiter, niederohmige Signalübertragungen, optische 
unempfindliche Busse... Abstrahlung und Störempfindlichkeit wird auf 
speziellen Prüfständen simuliert/gemessen. Zusätzlich ist der 
Blitzschutz zu beachten: Rumpf und Flügel beim Airbus oder Eurofighter 
sind z.B. mit Metallgeflecht laminiert und per Massebänder untereinander 
verbunden.

Bei Drohnen spielt das Gewicht eine zu große Rolle, hier sind die extrem 
kurzen Leitungen von Vorteil, da sie kaum als (Empfangs-) Antennen 
wirken können. Ein autonomer GPS-unabhängiger Rückflug zum Startpunkt 
bei Störungen ist aber immer wünschenswert - kostet aber.

von Uuu B. (hansdampf2)


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Michael schrieb:
> Krieg war immer und ist es noch, eine wirtschaftliche Unternehmung.
> Und zwar auf beiden Seiten der Frontlinie.

Michael, Danke für Deinen Post, man kann es nicht besser ausdrücken!

von Xanthippos (xanthippos)


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> dann beschränkt es sich darauf den Empfang der Drohne
> zu stören oder die Funkverbindung zu übernehmen.

Hatte eine Beschreibung von Militärdrohnen überflogen. Die sind wohl 
schon einen Schritt weiter. Brauchen kein Funk und GPS mehr. Eine Kamera 
filmt den Boden.

"Konkret verwenden diese Flugtechnologien visuelle Wegmessung 
(Odometrie) – es werden also Abbilder der Erdoberfläche analysiert und 
zur Navigation verwendet werden. Diese Methode ist effektiver als 
herkömmliche Trägheitsnavigationssysteme. Die Wegmessung ermöglicht es 
dem Bordcomputer der Drohne, eine komplette Route [zu einem bestimmten 
Ziel] und zurück zu berechnen und abzufliegen."

https://pressefreiheit.rtde.tech/russland/192022-rusak-zhuravl-nd-chaika-russischer/

von Rainer W. (rawi)


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(prx) A. K. schrieb:
> Nicht mehr. Waren früher nur Teile wie das Seitenleitwerk auf CFK, sind
> es nun auch Rümpfe und Flügel.

Und du meinst, CFK wäre ein Isolator?

von (prx) A. K. (prx)


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Rainer W. schrieb:
> Und du meinst, CFK wäre ein Isolator?

Habe ich oben nicht behauptet.

Man hilft aber noch etwas nach, damit ein Blitz nicht zu viel röstet. 
Denn dafür leitet es von Haus aus nicht gut genug.

: Bearbeitet durch User
von Rainer W. (rawi)


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Xanthippos schrieb:
> Brauchen kein Funk und GPS mehr. Eine Kamera filmt den Boden.

Warum sollte eine Technik, die für präzise Mondlandungen funktioniert, 
nicht auch auf der Erde für Drohnen nutzbar sein. Dafür braucht man 
allerdings genug nutzbare Strukturen im Gelände, die nicht überall 
ausreichend vorhanden sind, z.B. in Sandwüsten des Nahen Ostens.

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Xanthippos schrieb:
> es werden also Abbilder der Erdoberfläche analysiert und
> zur Navigation verwendet werden.

1945 hat in Berlin kein Stadtplan mehr geholfen, weil alle Straßen unter 
Schutt waren. Heute ist erschreckend, was Drohnen in Echtzeit anrichten.

von Purzel H. (hacky)


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>Hatte eine Beschreibung von Militärdrohnen überflogen. Die sind wohl
schon einen Schritt weiter. Brauchen kein Funk und GPS mehr. Eine Kamera
filmt den Boden.

Ja, ja. In einem Prospekt vielleicht. Allenfalls regnets, schneits, hat 
Rauch, oder es ist einfach dunkel.
Wenn man ein Gelaendebild anschaut, brauchts eher viel um etwas 
auszumachen, speziell mit Sonne, denn die Strukturen aendern sich ja mit 
dem Schattenfall. Deswegen ist Google Maps im Gelaende Modus Quatsch. 
Der eine Huegel ist von Ost beschienen, der Andere von West...

von Lu (oszi45)


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Purzel H. schrieb:
> Deswegen ist Google Maps im Gelaende Modus Quatsch.

Die Bilder müssen topaktuell sein, wenn sie sich im Gelände damit 
zurecht finden sollen. Bei G* ist eine Straße schon Jahre alt. Erst die 
Kombination verschiedener Quellen macht die Erkennung sicherer. 
Allerdings haben Russen schon früher ihre Panzergaragen so angemalt, als 
wären sie abgebrannt. Damit ist optische Auswertung erschwert.

von Uuu B. (hansdampf2)


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Rainer W. schrieb:
> Dafür braucht man
> allerdings genug nutzbare Strukturen im Gelände

- die müssen nicht besonders sein, es werden ja im einfachsten Fall nur 
Kurs und Geschwindigkeit für die Intergration benötigt. Ähnlich wie beim 
Dopplerradar, das in Lfzs die Ground-Geschwindigkeit ermittelt. 
Allerdings als Referenz dazu die genaue Lage im Magnetfeld und die 
aktuelle Höhe sind schwieriger zu bekommen, und dann gibt es ja auch 
noch Wind.. Nur anhand von Foto-Aufnahmen mit wechselnden Beleuchtungen 
wieder zurückzufinden, wäre schon eine beachtliche Softwareleistung. Ein 
integriertes Gyroskop (wie in Handys) ist daher mit Sicherheit immer 
dabei.

von Xanthippos (xanthippos)


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> ...wäre schon eine beachtliche Softwareleistung.

Weiß eigentlich jemand, wo die festgenommen Hacker jetzt sind?
https://t3n.de/news/russland-schnappt-revil-1444138/

> Ja, ja. In einem Prospekt vielleicht.

Die drucken keine Prospekte. In Russland ist die Rüstungsindustrie 
staatlich.

Für das Militär ist fremde Drohnen kapern und eigene Drohnen härten das 
Thema überhaupt. Russland hat eine Wirtschaftsleistung wie Deutschland, 
geben für Militär 1/20 der Nato aus. "Eine beachtliche Softwareleistung" 
ist die einzige Möglichkeit, wie die gegen die Nato gewinnen können.

P.S. Irgend jemand sollte unserem Verteidigungsministerium mitteilen: 
McKinsey hat uns falsch beraten.

von Achim K. (achim67)


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Luftfahrzeuge laden sich im Flug durch Reibung an der Luft statisch auf 
und es kommt somit auch ständig zu Entladungen,
die sich in einem Knistern in den Funkanlagen äußern können.
Dem wird entgegengewirkt, indem Hinterkanten von Tragflächen und 
Leitwerk mit reichlich sogenannten "Static Dischargern"
bestückt werden. Das sind bei Vehrkehrsflugzeugen in der Regel ca. 20cm 
lange Stäbchen, aus kohlenstoffartigem Material.
Diese haben natürlich einen Widerstand, wodurch die Bildung störender 
Funken unterdrückt wird.

Besteht der Rumpf aus Faserverbundwerkstoffen, befindet sich ein sehr 
feines Gewebe aus Kupfer im Laminat, welches mit den
Dischargern verbunden ist.
Sämtliche Verkleidungsteile, Rumpf und elektrischen Systeme sind 
natürlich auch über Jumperwires miteinander mit den Stromversorgungen 
(negative Masse) gekoppelt.

Am Boden im Stand wird das Fluggerät über ein Kabel "fliegend" geerdet. 
Während des Betankens wird zusätzlich eine Ausgleichsleitung
zum Tankfahrzeug gezogen.

Soviel zum Thema "Erdung"

von Kilo S. (kilo_s)


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Lu O. schrieb:
> Erst die Kombination verschiedener Quellen macht die Erkennung sicherer.

Als ob man nicht weiter denken würde. Die Dinger werden vermutlich eine 
Optik haben die ebenfalls gen Horizont filmt. Dur die bekannten Daten 
der Optik können die garantiert ihre Höhe auch optisch ermitteln.
Dazu noch IR für Wärmebild und ein warmer Soldat vor einer Garage dient 
der Aufklärung. Würde mich kaum wundern wenn die Flugbilder gleichzeitig 
der Aufklärung "frischer stellungen" und Bewegungen genutzt würden.

: Bearbeitet durch User
von Uuu B. (hansdampf2)


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Xanthippos schrieb:
> Russland hat eine Wirtschaftsleistung wie Deutschland

Nein, aktuell liegt sie bei 2 Billionen $ - entspricht etwa der 
Wirtschaftskraft Italiens.
[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/19373/umfrage/bruttoinlandsprodukt-in-russland/]

Zudem hängt sie zu ca. 70% an der Rohstoffindustrie und damit extrem 
abhängig von der Politik Chinas und Indiens..

von Xanthippos (xanthippos)


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> entspricht etwa der Wirtschaftskraft Italiens.

Ja, es gibt nur einen Geschäftszweig in dem russische "Firmen" absolute 
Weltspitze sind. Erpressungstrojaner.

Die einzige Technologie, in der sie einen Rüstungswettlauf gewinnen 
können, sind billige Drohnen mit überlegener Software. Und natürlich 
Störgeräte, mit denen sich gegnerische Drohnen übernehmen lassen.

von Lu (oszi45)


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Thema war das Abführen der Störung.
Störungseinfluss kann man verringern, indem man verschiedene Daten 
nutzt. Wenn GPS versagt, wird eben z.B. nach Kompass navigiert. Nur 
nicht so genau.

: Bearbeitet durch User
von Xanthippos (xanthippos)


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> Wenn GPS versagt, wird eben z.B. nach Kompass navigiert. Nur nicht so genau.

Der springende Punkt ist, es gibt zwei verschiedene Strategien, damit es 
genau genug wird.

Unsere Rüstungsindustrie setzt auf teure Sensoren. Die russische 
Rüstungsindustrie setzt auf Hobbydrohnen-Hardware und ein paar geniale 
Softwareentwickler.

"Wie werden sie gehärtet?" ist doch eine der spannendsten Fragen zur 
Zeit. Setzt sich die haushoch überlegene Wirtschaftsleistung durch, oder 
gewinnen die Softwareentwickler?

von Lu (oszi45)


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Xanthippos schrieb:
> oder gewinnen die Softwareentwickler?

1. Wer von Kindesbeinen an Schach spielt, kann auch 3 Schritte 
vorausdenken.
2. Wie im Link oben zu lesen war, schicken sie erst eine 
Beobachter-Drohne und etwas später den Rest. Das heißt also man müßte 
etwas umleiten, was leider heute, im Zeitalter der Verschlüsslung, nicht 
einfach sein wird.
3. Störungen sind keine echte Lösung, sie beeinflussen nur für die 
Zuverlässigkeit momentan etwas.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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INS/TERCOM-Plattformen verwenden seit mindestens 30 Jahren ein Radar zur 
Abtastung des Bodens, den sie überfliegen. Die daraus erhaltenen Daten 
werden mit einer internen Karte der Erdoberfläche abgeglichen. Das ist 
genau genug, damit die Dinger mit etwa 880 km/h in einer Höhe von 
vielleicht 100 Metern durch ziemlich enge Täler fliegen können. Über 
flachem Gelände liegt die Flughöhe nur bei 30..50 Meter und Hindernissen 
kann selbständig ausgewichen werden. Für ein gegnerisches 
Überwachungsradar besteht dadurch keine Möglichkeit, den 
Marschflugkörper zu erkennen.

Nachteil ist wie schon angesprochen wurde, daß die hinterlegte Karte 
extrem genau sein muss. Allerdings liefern Spionagesatelliten sowas 
heute in kurzer Folge mit überragender Qualität. Ein US-Präsident mit 
vielfach thematisierter Haarpracht hat sich dazu einen schönen 
OpSec-Fail geleistet und ein eigentlich internes Bild eines misslungenen 
iranischen Raketenstarts veröffentlicht, dem man hinterher zuordnen 
konnte, mit welchem Satelliten es aufgenommen wurde. Man kann zwar noch 
keine KFZ-Kennzeichen lesen, aber man kann das Kennzeichen als Ganzes 
und Details wie die Scheinwerfer erkennen. Und wenn ich jetzt dran 
denke, welche Genauigkeit bereits Spielzeug-Videodrohnen bei der 
Erdvermessung erreichen, indem man eine Baustelle überfliegt und das 
entstandene Video durch eine Auswertungssoftware schickt (damit kann man 
beispielsweise prüfen, ob die angelieferten 30 Kubikmeter Kies auch 
wirklich 30 Kubikmeter sind), kann ich mir denken, wie genau 
Spionagesatelliten das mit ihren radarunterstützten Systemen schaffen - 
an denen die letzten 60 Jahre viele fähige Köpfe drangesessen haben und 
nichts anderes zu tun hatten, als diese Systeme immer weiter zu 
verbessern.

Gegnerische Suchradare haben außerdem das Problem, daß sie durch ihre 
Aussendung ihre Position verraten. In dem Moment, wo es einem oder zwei 
Jagdflugzeugen gelingt, eine Salve Anti-Radar-Raketen darauf abzufeuern, 
hat man heute verdammt schlechte Karten wenn man da drin sitzt. Durch 
sowas wie die AGM-88E/G (offizielle Reichweite 150/220km mit etwa 
2300km/h) wird sogar die Bekämpfung mobiler Radarsysteme möglich, welche 
ihr Radar abschalten und die Position wechseln. Feuerleitradare haben 
dieses Problem nicht in gleichem Umfang, da sie ihre Aussendungen auf 
Ziele konzentrieren können, nachdem diese vom Suchradar bereits 
aufgeklärt wurden - allerdings verraten sie diesen ebenfalls ihre 
Position und ein damit angepeilter Jäger mit entsprechender Bewaffnung 
wird sofort seinerseits darauf feuern. Das hat in der Vergangenheit z.B. 
bei S-75 (SA-2) Batterien in Vietnam zur Taktik geführt, die Rakete 
"blind" abzuschießen und das Feuerleitradar erst einzuschalten, wenn die 
Rakete bereits in der Luft und in der Nähe des Ziels war.

Was die eigentliche Genauigkeit heutiger Waffensysteme angeht, spielen 
Störungen von GPS usw. nur eine unwesentliche Rolle. Den finalen 
Zielanflug machen echte Marschflugkörper oder sowas wie die AGM-88 heute 
mit bordeigenen Mitteln, meistens radargelenkt, visuell arbeitende 
Systeme wären auch denkbar. Der Marschflug muss daher nur noch genau 
genug sein, daß der Flugkörper in die Nähe des Ziels findet und es für 
den selbstgesteuerten Zielanflug erfassen kann. Den Rest macht er 
alleine.

von Gerhard H. (ghf)


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Xanthippos schrieb:
>> Wenn GPS versagt, wird eben z.B. nach Kompass navigiert. Nur nicht so genau.

Ja, Ja. Oder wie die alten Vikinger mit Sonnenlicht und 
Feldspatkristallen.
Man kommt damit von hier nach Amerika.

> Der springende Punkt ist, es gibt zwei verschiedene Strategien, damit es
> genau genug wird.
>
> Unsere Rüstungsindustrie setzt auf teure Sensoren. Die russische
> Rüstungsindustrie setzt auf Hobbydrohnen-Hardware und ein paar geniale
> Softwareentwickler.

Prust - würdest Du wohl meinen Bildschirm sauberwischen? Ich habe
in einem früheren Leben die Hardware für einen der allerersten
gemischten GPS/Glonass-Empfänger gebaut. Plessey-Chipsets 1010/1020.
Was ist eigentlich aus Plessey geworden?

Die Idee des Kunden war, aus dem Original-Glonass-Team einige Schlüssel-
Spezies für die Software abzuwerben und in Moskau ein Büro ein-
zurichten. Die politische Situation hat's damals hergegeben.

Most epic fail. OK, die neuen Westkontakte taugten für einen
lebhaften Handel mit importierten Buntstiften. Die Schutzgeld-Abteilung
erfüllte die Erwartungen auch. Das Projekt wurde komplett
eingestampft.

Das war deutlich bevor es uBlox für den Arduino-Freak gab.

Und ja, ich wüsste wie man die private Navigation eines geo-
stationären TV/Phone-Sats missbrauchen kann. Das Handynetz ist auch
gut genug, dass man per DopplerShift sehen kann wo die Reise
gerade hingeht. Eine Wellenlänge/sec an Geschwindigkeit macht
1 Hz Shift. Wo die Masten stehen ist ja wohl bekannt.

Gerhard

von Purzel H. (hacky)


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>Russland hat eine Wirtschaftsleistung wie Deutschland, geben für Militär 1/20 der 
Nato aus.

Die Wirtschaftsleiztung wird eher mit Portugal verglichen. Der Hauptteil 
des Budgets kommt vom Rohstoffverkauf.
Und das Ausgeben ist eine andere Sache. Das Fuehrungskonzept ist einen 
wichtigen Untergebenen in der Hand zu haben, meist mit einem Betrug. Die 
Betrugsfaelle sind den Vorgesetzten bekannt und sind Teil des System.
Sei das nun, dass ein General sein (Geister-)Batallion in einer 
(Geister-)Kaserne in der Pampa hat und dafuer Lohn und Material bezieht. 
Sein Sohn verkauft existierenden Einheiten zB Schutzwesten. Davon 
enthaelt die erste Kiste echtes Material, die anderen 100 Kisten sind 
Karton Attrappen. Oder es werden Schutzwesten bestellt, geliefert werden 
T-Shirts.
Das geht durch alle Stufen der Hierarchie. Der Soldat saugt den 
Treibstoff des Panzers ab und verkauft ihn. Optische Geraete eines 
Panzers sind schon ausgebaut und verkauft, bevor der Panzer die Front 
erreicht.
An der Parade in Moskau werden Prototypen gezeigt. In Serie gehen die 
Flieger nie. Die Fabrik fehlt, bezahlt wurde sie.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Xanthippos schrieb:
> Setzt sich die haushoch überlegene Wirtschaftsleistung durch, oder
> gewinnen die Softwareentwickler?

Komische Weltsicht.
Wirtschaftsleitung 'Westlicher Werteblock' verglichen mit Russland.
Richtig wäre: Verglichen mit BRICS Staaten, und da schauts dann schon 
anders aus.

Der Block befreundeter Staaten um Russland sind so Namen wie China, 
Indien, Iran, viele Afrikanische Staaten, Südamerika in Teilen.
'Die BRICS repräsentieren 41 % der Weltbevölkerung, erwirtschaften 32 % 
der weltweiten Wirtschaftsleistung'
https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/allgemeines-regionales/BRICS/_inhalt.html

Da unsere Experten zuverlässig mit einfach allem fundamental falsch 
lagen wenn es auch nur entfernt etwas mit Russland oder den 
Maßnahmenpaketen und ihren Auswirkungen zu tun hatte, wundert mich die 
ungebrochene Zuversicht das wir vorne liegen und der Russe hinten.
Eigentich jedem der sich in der sich auch noch außerhalb der DE 
öffentlich rechtlichen bewegt, sollte mitlerweile klar sein, das die 
gescriptete Wirklichkeit aus dem Bundeswahrheitsministerium, gestreut 
über 'eingebettete' Berichterschaffung die früher mal Zeitungsverlage 
mit Journalisten waren bevor sie am Internet pleite gingen und sich an 
den meistbietenden verkauften, mitlerweile fast nichts mehr mit der 
Realität zu tun hat.

von Purzel H. (hacky)


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Flieger und Drohnen zu "haerten" ist ein Thema fuer sich. Es geht um 
elektromagnetische Pulse. Dabei muss die Kopplung der Wellen an die 
Leiter der Verkabeung und Elektronik minimiert werden. Die Wellen 
induzieren an der Oberflaeche Stroeme, an Schlitzen und Oeffnungen 
Spannungen. Ein Schlitz von 3cm Laenge entspricht einer 
Wellenlaenge-Halbe von 5GHz. Eine schoene Antenne, dh da kommt ab 
vielleicht 1GHz etwas durch. usw.
Wenn man denkt, 1GHz ist nicht relevant.. doch ist es. Auch ein LM324 
OpAmp kann diese Frequenz an seinen Eingaengen gleichrichten und erhaelt 
so einen Offset, auch wenn er nur im Millivolt bereich ist.

von Uwe (neuexxer)


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> Störfestigkeit von Luftfahrzeugen? Wie werden die gehärtet?

Das Problem ist doch längst geklärt. - Trotzdem nochmal:

1.) (Haupt- und Co-)Piloten/Innen tragen sowas:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/4b/30C3_TinFoil-Hat_02_%28cropped%29.jpg/170px-30C3_TinFoil-Hat_02_%28cropped%29.jpg

2.) Das Flugzeugblech wird geerdet, aber nur über mittels
bei Vollmondlicht sauerstoffrei elektrolytisierte CU-Strippen.

(Wichtig dabei ist das regelmässige Bewässern
-der Erde, ggf. auch der Hirne-
das ist der wichtigste Punkt der Lufthansa-Check-Liste!)

https://dk0tu.de/assets/img/erde.jpg

SCNR

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